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Ein Buch voll von Zauber und Gefahr der Kindheit. Der Zeppelin Hindenburg und seine Mannschaft verbrennen allwöchentlich in Großmutters Speisekammer, das Haifangschiff schlingert auf hoher See im alten Geräteschuppen, ein Hydrant mit roten Ohren wird zum verliebten Außerirdischen. Zärtlich, ernsthaft und ohne jede Nostalgie gelingt es Roman Marchel in seinen Erzählungen, den Zauber und die Unerbittlichkeit jener Vorstellungswelten zu erschließen, die der Kindheit und Jugend vorbehalten sind. Doch entwirft er keine Idyllen: Zwar schützen die Kindheitswelten wie "Blubberblasen" vor den Anschlägen der Erwachsenen, sie sind jedoch gleichzeitig offen für Bedrohung, tödliche Gefahr und für Zerstörungen, die ein Leben lang fortwirken können.
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Seitenzahl: 201
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Roman Marchel
Wir waren da
Neun Erzählungen
Residenz Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
www.residenzverlag.at
© 2013 Residenz Verlagim Niederösterreichischen PressehausDruck- und Verlagsgesellschaft mbHSt. Pölten – Salzburg – Wien
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.Keine unerlaubte Vervielfältigung!
ISBN ePub: 978-3-7017-4361-2
ISBN Printausgabe: 978-3-7017-1611-1
Für Tatjana
Der Roboter und das Mädchen
– Also. Mein Name ist Alexander, aber in der Familie sagen sie Alex zu mir. Mein bester Freund nennt mich heute noch Xahander, wenn wir unter uns sind. So hat er mich immer genannt, als wir noch ganz klein waren und er meinen Namen nicht richtig aussprechen konnte, wir kennen uns schon ewig. Aber egal.
Mein Name ist Alexander, ich bin siebzehn, ich bin Hinterbliebener.
– Hallo, Alexander.
– Ich will ehrlich sein: Eigentlich halte ich nicht viel von solchen Versammlungen. Seid mir bitte nicht böse, jeder lebt, wie er kann, aber was mich angeht, habe ich immer gedacht, dass man sich seinen Problemen alleine stellen muss. Mein Vater sieht das ähnlich. Aber egal, jetzt bin ich hier. Ich komme als eine Art Stellvertreter meiner Mutter, sie hatte vorgestern wieder einen Zusammenbruch. Jetzt ist sie im Krankenhaus und spricht nicht. Da habe ich mir gedacht, sie soll in Ruhe schweigen können, ich rede für sie.
Für mich ist das nicht ganz leicht, ich bin nicht gerade von der gesprächigen Sorte, aber ich versuche mein Bestes. Vielleicht beginne ich mit dem Anfang.
Wir sind alle im Garten gesessen, es war ein schöner Sommertag. Nachmittag. Wir Kinder haben Cola getrunken, das heißt, Ina und ich, Philip war ja damals erst vier Jahre alt, er durfte noch kein Cola trinken. Ich sehe genau die rot-weißen Plastikschirmchen vor mir, die wir auf unseren Gläsern hatten, als Schutz gegen die Wespen. Ina hat mit ihrem Schlüsselanhänger gespielt, ich weiß nicht mehr, woher sie ihn hatte. Es war ein rosa Miniaturradio mit einem einzigen Knopf. Wenn man daraufgedrückt hat, spielte es den Refrain von Seasons in the Sun. Ina hat immer und immer wieder das Lied abgespielt. Beim ungefähr dreihundertneunundsiebzigsten Mal hat meine Mutter ihr gesagt, sie soll bitte das Radio lassen. Ina hat es auf den Tisch gelegt, einen Schluck von ihrem Cola genommen und dann wieder auf den Knopf gedrückt. »Bring das Radio bitte in dein Zimmer«, hat mein Vater gesagt. Es war wirklich nervig. Sie hat gemurrt, aber dann ist sie doch ins Haus. Als sie wieder zurückgekommen ist, war da auf einmal der Roboter im Garten. Seine Lichter haben bunt geblinkt. Ina ist zu ihm hingegangen, und er hat ihr etwas gesagt. Wir haben es deutlich gehört, aber nicht verstanden. Ina hat sich zu uns umgedreht, sie hat gelächelt und uns gewunken. Ich würde mein ganzes Gedächtnis dafür geben, wenn ich nur dieses Gesicht, diese Hand mit den gespreizten Fingern vergessen könnte. Sie hat gelächelt, aber so unwirklich wie eine Puppe, ihre Wangen waren fleckig, als hätten die Lämpchen des Roboters auf sie abgefärbt. Dann ist sie durchs Gartentor hinausgegangen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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