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Als glühende Lava auf Eis traf ... Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich die Dunkelheit. Mein wahres Ich. Das Streben nach Perfektion. Die Gier nach mehr! Eigenschaften, die mich bis an die Spitze der New Yorker Führungselite gebracht haben. In ein Leben voller Reichtum, voller Macht und voller Frauen. Alle Menschen haben Respekt vor mir – ein Bild, das meine neue Assistentin zu zerstören droht. Sie ist wie ein glühender Vulkan aus Lava, der ein Feuer entfacht, wo normalerweise nur Kälte regiert. Sie ist alles, was ich nicht mag, und alles, was ich begehre. Sie ist die verbotene Frucht. Die Frau, der ich nicht zu nah kommen darf, denn sie hat ein Kind mit meinem größten Rivalen. Ein Kind, das eines Morgens in meinem Büro sitzt. Sie passt nicht in meine Welt. Kinder passen nicht in mein Leben! Diese Frau ist ein Albtraum. Und mein Untergang ...
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Klappentext
Prolog
1. Brad
2. Cassy
3. Brad
4. Cassy
5. Brad
6. Cassy
7. Brad
8. Cassy
9. Brad
10. Cassy
11. Brad
12. Cassy
13. Brad
14. Cassy
15. Brad
16. Cassy
17. Brad
18. Cassy
19. Brad
20. Cassy
21. Brad
22. Cassy
23. Brad
24. Cassy
25. Brad
26. Cassy
27. Brad
28. Cassy
29. Brad
30. Cassy
31. Brad
32. Cassy
33. Brad
34. Cassy
35. Brad
36. Cassy
37. Brad
38. Cassy
39. Brad
40. Cassy
41. Brad
42. Cassy
43. Brad
44. Cassy
Epilog
NEW YORK NIGHTS
Über die Autorin
Copyright © Freya Miles 2022
Freya Miles c/o TEXTWERKSTATT
Sabrina Cremer, Körfken 80, 44227 Dortmund
Cover: Shutterstock
Lektorat: Textwerkstatt, Sabrina Cremer
Korrektorat: Nicole Bauer, Sabrina Grabowski, Textwerkstatt Sabrina Cremer
Umschlaggestaltung: NK Design (Nadine Kapp) Kontakt: [email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
Eine Vervielfältigung oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren gestattet. Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise dem Storyverlauf angepasst. Alle Markennamen und Warenzeichen, die in dieser Geschichte verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.
Als glühende Lava auf Eis traf ...
Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich die Dunkelheit. Mein wahres Ich. Das Streben nach Perfektion. Die Gier nach mehr! Eigenschaften, die mich bis an die Spitze der New Yorker Führungselite gebracht haben. In ein Leben voller Reichtum, voller Macht und voller Frauen.
Alle Menschen haben Respekt vor mir – ein Bild, das meine neue Assistentin zu zerstören droht.
Sie ist wie ein glühender Vulkan aus Lava, der ein Feuer entfacht, wo normalerweise nur Kälte regiert. Sie ist alles, was ich nicht mag, und alles, was ich begehre.
Sie ist die verbotene Frucht. Die Frau, der ich nicht zu nah kommen darf, denn sie hat ein Kind mit meinem größten Rivalen.
Ein Kind, das eines Morgens in meinem Büro sitzt.
Sie passt nicht in meine Welt. Kinder passen nicht in mein Leben!
Diese Frau ist ein Albtraum.
Und mein Untergang ...
Mein Name ist Brad Walsh. Ich bin CEO von Walsh Industries. Ein Mann, der weiß, was er will. Ein Mann, der nach Perfektion strebt, der Perfektion verkörpert.
Mein Leben besteht aus Arbeit.
Die Arbeit ist meine Welt.
Die Firma ist alles, was ich kenne, was ich brauche, was ich will.
Ich habe Sex mit Frauen, weil ich meine Bedürfnisse befriedigen muss.
Sie sind schließlich immer da, wenn etwas Scheiße läuft und ich mich abreagieren will.
Wahrscheinlich habe ich deshalb die höchste Fluktuation New Yorks, was den Posten der persönlichen Assistentin angeht. Zumindest, wenn ich dem Mann aus der Personalabteilung Glauben schenken soll.
In meinem Leben gibt es nicht viele Regeln. Wenn es überhaupt Regeln gibt, dann sind es welche, die ich mir selbst auferlegt habe. So werde ich zum Beispiel niemals eine Frau küssen.
Ich werde niemals eine Beziehung führen.
Niemals eine Familie gründen.
Daran ist er schuld – und alles, was ich mitgemacht habe.
Der Anzug ist meine Rüstung, das Eis um mich herum mein Schutzschild.
Ich war mir sicher, dass es niemals jemand zum Schmelzen bringen würde, bis Cassy Hill in mein Leben stürmte. Oder besser gesagt, in mein Auto rauschte.
Sie ist genau der Typ Frau, den ich nicht in mein Leben lassen darf. Nicht in mein Leben lassen will. Sie hat darin nichts verloren, denn auch sie hat ein Geheimnis, das nicht nur mich persönlich, sondern auch meine gesamte Firma in den Abgrund stürzen könnte.
Ein Kind mit meinem Erzrivalen, den ich jederzeit bis aufs Blut bekämpfen würde. Doch jetzt ist sie da.
Als meine persönliche Assistentin.
Und wegen ihr drohe ich gegen viele Regeln zu verstoßen, was ich nicht zulassen darf. Nicht zulassen kann. Nicht zulassen will.
Wäre da nicht dieses Feuer ...
Diese Frau ist mein Untergang!
Vielleicht sollte ich doch endlich darüber nachdenken, jemanden für diese Drecksarbeit einzustellen.
Ein Gedanke, der mir oft morgens in den Sinn kam, wenn es draußen noch dunkel war und ich mir in der Küche ein paar Eier in die Pfanne schlug, weil ich einfach Lust darauf hatte.
Menschen in meiner Position verfügten normalerweise über Personal, das ihnen vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche zur Seite stand.
Etwas, das ich im Grunde gar nicht wollte, außer wenn ich mich morgens in der Küche befand und mir ein Omelett machte. Dabei war es klagen auf sehr hohem Niveau, keine Frage.
Schließlich konnte ich die Sachen gleich einfach stehen und liegen lassen und am Abend, wenn ich nach Hause kam, war alles wieder sauber und ordentlich. Aber trotzdem nervte es mich gerade.
Klar, was nervte mich momentan auch nicht? Mein Leben war einfach viel zu stressig, aber das lag wohl in der Natur der Dinge, wenn man einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner New Yorks war und eine Firma dieser Größe leitete. Auf meinen Schultern lastete so viel Verantwortung. Nicht nur für meinen eigenen Kontostand, sondern auch für den Erhalt vieler Arbeitsplätze.
Gedanken, die ich immer nach hinten schob. Was brachte es mir schon, darüber nachzugrübeln, außer dass sich der Druck auf meinen Schultern noch verstärkte. Aber heute Morgen war ich einfach hungrig, schlecht gelaunt und vollkommen übermüdet.
Ich schlurfte mit dem Teller in meiner Hand zum Esszimmertisch und sank auf einen der Holzstühle. Es gab hier Platz für sechs Leute, aber außer mir saß niemand je an diesem Tisch.
Ich hatte nicht viele Freunde. Genau genommen gab es nur Joseph, den ich aber immer in der Firma sah. Wenn ich mich mit meiner Familie traf, dann im Haus meiner Mutter.
Dabei wohnte ich in einem absolut prachtvollen Townhouse, das sich mit Sicherheit wunderbar für Familienfeiern eignete, doch ich hatte einfach keine Zeit für so was.
Ich hatte eigentlich nicht mal Zeit dazu, vernünftig zu frühstücken. Irgendwas musste sich in meinem Leben definitiv ändern. Und das am besten recht zügig, bevor ich mit meinen vierunddreißig Jahren noch einen Herzinfarkt erlitt. Der Stress der letzten Jahre hatte schon genug Spuren hinterlassen. Nicht körperlich. Ich war perfekt in Form und würde wahrscheinlich jeden Spitzensportler mit meiner Kondition in den Schatten stellen, aber die erste graue Strähne hatte sich einen Weg durch mein dichtes schwarzes Haar gesucht und das kotzte mich an. Nicht weil ich ein eitler Kerl war, sondern weil es mir das Gefühl gab, alt zu werden. Und dazu war ich mit Sicherheit noch nicht bereit.
Es gab noch so viele Pläne für die Firma. Darunter auch viele Dinge, die ich unbedingt vor meinem vierzigsten Lebensjahr erreichen wollte. Wie die Expansion ins Ausland zum Beispiel. Doch davon war ich gerade noch weit entfernt.
Erst mal musste ich endlich eine Möglichkeit finden, um meinen größten Rivalen Parker Jones aus dem Weg zu räumen. Auf dem Weltmarkt, nicht aus der Welt. Obwohl ich diesem Arschloch schon die ein oder andere Pest an den Hals gewünscht hatte.
Wir bekriegten uns seit Jahren und lieferten uns einen erbitterten Kampf darum, wer die Marktführung in unserem Segment verdient hatte.
Mal war er es, dann wieder ich. Eigentlich konnten wir verdammt gut einfach nebeneinanderher leben, doch das machte mein Kampfgeist nicht mit.
Ich fuhr mit der Hand nachdenklich über meinen kratzigen Dreitagebart, bevor ich die Gabel auf den Teller sinken ließ und mich vom Tisch erhob. Eine schnelle Dusche, das Work-out für heute war schon vor dem Frühstück erledigt, und dann ab in den maßgeschneiderten Anzug und los zur Firma.
Ich stand jeden Morgen um fünf Uhr auf, denn wenn ich nicht morgens schon in das Gym ging, welches sich im Keller meines Hauses befand, dann konnte ich für den ganzen Tag einen Haken dahinter machen. Es war zu einer absoluten Seltenheit geworden, dass ich es abends noch schaffte. Meist war ich so ausgebrannt und arbeitete so lange, dass ich nur noch ins Bett fallen konnte.
Dabei wäre die Lösung eigentlich recht einfach. Ich müsste aufhören, Jones übertreffen zu wollen, mich mehr auf meinen eigenen Kurs konzentrieren und meiner rechten Hand Joseph mehr Verantwortung übergeben. Doch ich war weder gut darin, mich zufriedenzugeben, noch Verantwortung aufzuteilen.
Obwohl Joseph es wirklich draufhatte.
Mein Stiefbruder war ein tougher Kerl, der bei Verhandlungen genauso wenig Erbarmen zeigte, wie ich es tat.
Es amüsierte mich sehr, dass ich wusste, wie die Investoren unter vorgehaltener Hand darüber redeten, ob es wohl schlimmer war, mit mir direkt Geschäfte zu machen oder mit ihm.
Joseph hatte schließlich vom Besten gelernt. Ich galt in der Branche nicht umsonst als harter Hund, mit dem es sich im Grunde gar nicht lohnte, zu verhandeln, weil ich so oder so immer das bekam, was ich bekommen wollte.
Diese Denkweise und diese Durchsetzungsstärke hatten Walsh Industries zu der Firma gemacht, die sie heute war.
Ich joggte die Treppe nach oben in den ersten Stock, wo sich mein Badezimmer befand. Mit Blick in den großzügigen grünen Garten, der vollkommen blickdicht nach allen Seiten von einer Hecke eingezäunt war. Eine Oase und eine absolute Seltenheit in Manhattan. Nicht umsonst hatte mich dieses Haus das Doppelte der Penthousewohnung in der Billionaires Avenue gekostet. Doch hier hatte ich mich wohlgefühlt. Ich musste keinen fabelhaften Ausblick über die Stadt genießen, den bot mir schon mein Büro. Ich brauchte Platz zum Leben und so wenig Menschen um mich herum wie möglich. Da kam dieses Haus wie gerufen.
Das Badezimmer war mit weißem Marmor gefliest, der durch eine Fußbodenheizung Gott sei Dank nicht so kalt unter den Füßen war, wie der Anblick vermuten ließ.
Ich stellte das Wasser in meiner Dusche an und aktivierte zusätzlich noch die Massagedüsen, die mir nach einem anstrengenden Work-out, so wie ich es heute Morgen durchgezogen hatten, immer gute Dienste erwiesen.
Ein Bad in meinem Whirlpool wäre jetzt ein Traum. Egal ob hier im Bad oder draußen auf der Terrasse, doch dafür blieb mir keine Zeit. Ich hatte um acht das erste Meeting und musste dafür noch einiges vorbereiten.
Außerdem kamen heute die Bewerberinnen für den Posten als persönliche Assistentin. Auswahlgespräche, die ich seit der neusten Schlappe immer selbst führte.
Zumindest mit den Bewerberinnen, die es durch die Vorauswahlen geschafft hatten.
Dieses Mal waren fast vierhundert Bewerbungen eingegangen. Die Hälfte davon konnte man grundsätzlich schon mal abhaken, weil sie nur darauf aus waren, in meine Nähe zu gelangen. So war es immer. Das größte Problem darin, gutes Personal zu finden.
Leider hatten es nämlich schon einige geschafft, dass ich sie auf meinem gläsernen Schreibtisch nicht nur um ihren Verstand, sondern auch um ihren Job gebracht hatte.
Never fuck at the Office. Ein Fick und schon folgte die Kündigung. Deshalb ging jetzt die Suche nach einer neuen Assistentin weiter.
Erst gestern hatte Pete aus der Personalabteilung, ohne mit der Wimper zu zucken, vorgeschlagen, doch mal eine Annonce zu schalten, in der explizit die ältere Generation angesprochen werden sollte.
Ich hatte noch herzhaft aufgelacht, bis ich feststellen musste, dass es überhaupt kein Scherz von ihm gewesen war. Er hatte wahrscheinlich einfach nur die Schnauze voll davon, mir immer neue Bewerberinnen rauszusuchen und die Vorgespräche zu führen.
Ich wusste, dass er schon vor längerer Zeit dazu übergegangen war, gar keine neue Anzeige mehr zu starten, sondern einfach die Liste mit den ehemaligen Bewerberinnen abzuarbeiten. Das sparte ihm Zeit und mir ebenso, denn ich konnte mir direkt selbst ein Bild von ihnen machen.
Hoffentlich war heute eine gescheite Bewerberin dabei. Meinetwegen auch eine vom älteren Semester. Wobei sie schon Nerven aus Drahtseilen besitzen müsste. Ganz egal in welcher Altersstufe.
Ich galt als schwieriger Boss. Ein Ruf, den ich genauso gerne pflegte wie den Ruf, ein unerbittliches Arschloch zu sein und über Leichen zu gehen.
Mir war es so egal, was die Leute von mir hielten, solange sie mir stets mit dem nötigen Respekt gegenübertraten.
Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, ging ich ins Schlafzimmer, an das sich ein großer begehbarer Kleiderschrank anschloss und mich nicht gerade vor die Qual der Wahl stellte.
Dunkelblauer Anzug, blaues Hemd, blaue Krawatte. Immer. Ich sah jeden Tag gleich aus. Das ersparte mir morgens viel Zeit und Nerven, wenn es darum ging, was ich anziehen sollte.
Ich verließ das Haus, pünktlich wie immer, und ging in die Garage, um mir ein Auto auszusuchen, mit dem ich heute zur Arbeit fuhr.
Ich war Gott sei Dank kein Autonarr, aber die drei Autos, die hier standen, waren allesamt auf ihre ganz eigene Art und Weise praktisch, um mich durch den New Yorker Verkehr zu bewegen.
Ein Range Rover für die verschneiten Tage. Ein R8 Cabrio für den Sommer und einen Porsche für die anderen Tage.
Dekadent, aber dafür riss ich mir den Arsch auf und verdiente genug Geld, um mir diesen Luxus leisten zu können.
Ich entschied mich für den schwarzen Porsche, dessen Motor laut aufheulte, als ich den PS-Teufel startete. Ich liebte diesen Sound, doch auf dem Weg ins Büro verfolgte ich immer die Börse.
Was mir ebenfalls irgendwann noch den letzten Nerv rauben würde. Dieses ewige Auf und Ab. Aber gut, so war es in der Businesswelt.
Das große gusseiserne Tor öffnete sich per Knopfdruck, bevor ich die ruhige Straße entlangrollte, auf dem Weg in den dichten New Yorker Verkehr. Ab diesem Punkt würde es mit jeder Meile, die ich zurückgelegt hatte, voller auf den Straßen werden.
Es waren eigentlich nur zehn Minuten von meinem Haus bis zum Bürokomplex, allerdings konnte es gut und gerne länger dauern, wenn der Verkehr wieder wegen irgendwas zum Erliegen gekommen war.
So wie heute Morgen.
Fuck, ich sollte mir vielleicht doch mal wieder angewöhnen, mich von einem Fahrer abholen zu lassen. Dann konnte ich wenigstens arbeiten, statt selbst hinter dem Steuer zu sitzen und darauf zu warten, dass es endlich weiterging.
Es war noch nicht mal Rushhour. Was machten die ganzen Autos eigentlich schon auf der Straße? Beim Näherkommen sah ich, dass es sich um einen Unfall handelte. Einen leichten Touchierer. Doch statt zur Seite zu fahren, hielten es die Beteiligten für besser, die gesamte so oder so schon desolate Infrastruktur dieser Stadt zum Erliegen zu bringen.
Ganz wunderbare Idee.
Ich konnte nicht alles im Alleingang retten und doch spielte ich heute Morgen wieder einmal mit dem Gedanken, dieses Verkehrschaos in Manhattan zur Chefsache zu erklären und irgendetwas zu erfinden, damit es schneller ging. Eine Umgehungsstraße. Eine Brücke. Noch mehr Tunnel. Was weiß ich was. Aber dafür fehlte dieser Stadt, die im Geld schwamm, natürlich immer das Geld.
Die Millionen Touristen mit ihren scheiß Touristenbussen machten es natürlich nicht besser. Aber Hauptsache, die Stadt wurde immer beliebter, obwohl sie eh schon aus allen Nähten zu platzen drohte.
Gott, ich hasste diesen Stau. Ich hasste die Tatsache, zu spät zu kommen, und auch so hasste ich gerade generell einfach alles.
Ich setzte den Blinker, um in die Tiefgarage einzubiegen, als mein Auto von einem heftigen Ruck nach vorne geschoben wurde. Was zum Teufel? Ich brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, was gerade passiert war. Ganz anders als die Frau hinter mir, die bereits meine Autotür aufriss und mich mit großen grünen Augen anblickte.
»Sind Sie verletzt?«, fragte sie mich, während ich tief durchatmete. Wir standen auf der Abbiegespur für die Tiefgarage, hier blockierten wir wenigstens nicht den Stadtverkehr. Gerade war ich noch an einem Unfall vorbeigefahren, jetzt war ich live dabei. Und dann auch noch in meinem Porsche.
»Ist das ihr verdammter Ernst?«, fragte ich sie und stieg aus meinem Auto aus, um mir das Dilemma an der Rückseite anzusehen. Sie war gerade mit ihrem alten grauen rostigen Schrotthaufen wirklich in meinen Porsche gefahren.
»Mein Ernst? Ernsthaft? Wer fährt denn bitte so auf den letzten Drücker auf die Abbiegespur und beachtet dann nicht mal den Verkehr hinter sich?«, schnauzte sie mich an und stemmte die Arme in die Hüften.
»Entschuldigung, aber Sie sind mir ins Auto gefahren.«
»Ja, weil Sie nicht geguckt haben.«
»Ich würde eher sagen, weil Sie nicht gebremst haben.«
Ich musste mich verhört haben. Wie wagte es diese Frau, mit mir zu reden?
Wenn man es genau wollte, war das hier meine Abbiegespur zu meiner Tiefgarage unter meiner Firma. Aber diese Argumentation war lächerlich, weshalb ich es mir zu sagen verkniff.
Ob sie mich nicht kannte? Wenn sie die Tiefgarage benutzen durfte, arbeitete sie vermutlich für mich. Ob sie einfach die Nerven besaß, trotzdem so mit mir zu reden?
Ich würde ihr auf den ersten Blick alles zutrauen. In ihren Augen, in ihrem Verhalten, in der Art und Weise, wie sie redete und gestikulierte, lag pures Feuer. Sie war wie ein kleiner Vulkan, voll kochender Lava, die gerade kurz davorstand, ans Tageslicht befördert zu werden.
Das komplette Gegenteil von mir. Und doch hatte sie es wirklich geschafft, mich aufzuregen. »Und was machen wir jetzt? Es ist eine eindeutige Sache, dass ich nicht die Schuld an diesem ganzen Mist trage.«
»Ach ja, ich finde das irgendwie alles, aber nicht eindeutig. Schließlich sind Sie auf mein Auto aufgefahren.«
»Weil Sie vor dem Abbiegen nicht geguckt haben. Nur weil Sie einen dicken Porsche fahren, haben Sie nicht automatisch Vorfahrt. Das scheint Ihnen nur noch niemand beigebracht zu haben.«
Die Frau redete sich um Kopf und Kragen, so wütend war sie.
»Okay, ich rufe die Polizei an, die sich dann gerne um die Schuldfrage bemühen kann. Nur weil Sie anscheinend nicht über die finanziellen Mittel verfügen, den Schaden auszugleichen, heißt das nicht, dass ich mir die Schuld in die Schuhe schieben lasse.«
»Sie haben keine Ahnung, wie meine finanziellen Mittel sind.«
»Arbeiten Sie in diesem Unternehmen?«, fragte ich, während ich mein Handy herausholte, um bei der Polizei anzurufen.
»O mein Gott«, flüsterte sie, was mich aufblicken ließ. Das brodelnde Feuer in ihren Augen war erloschen. Sie schien ihr Temperament wieder in den Griff bekommen zu haben. Hoffentlich war sie jetzt auch in der Lage, die Situation realistisch einzuschätzen, statt mir weiterhin die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen.
Dann bräuchten wir vielleicht keine Polizei. »Sie sind Mister Walsh, oder?«, fragte sie, was ich mit einem Nicken beantwortete.
Also erkannte Sie mich doch.
Alles andere hätte mich auch verwundert, denn ich gab mir Mühe, dass die Menschen in meinem Unternehmen mich kannten. Nicht als fürsorglichen Chef. Nicht als Kumpeltyp. Als Respektsperson. Als der Mann, der alle Fäden in der Hand hielt und die Geschäfte leitete.
Allerdings war diese Dame gerade meilenweit davon entfernt, mich mit Respekt zu behandeln. Vielleicht würde sich das jetzt ändern, wo sie realisiert hatte, wer vor ihr stand.
Doch weit gefehlt. »Auch das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie schuld sind an diesem Unfall. Auch wenn ich das jetzt vermutlich nicht hätte sagen sollen, aber ich lüge garantiert nicht, nur weil ich Sie gerne als meinen neuen Boss hätte. Okay, stimmt auch wieder nicht. Wenn ich schon nicht lüge, dann sollte ich auch komplett nicht lügen.«
Ich blickte sie fassungslos an. Sagte mir diese Frau gerade direkt ins Gesicht, dass sie sich nichts Schlimmeres vorstellen könnte, als mich ihren neuen Boss nennen zu müssen, obwohl sie noch nicht einmal angefangen hatte, bei mir zu arbeiten?
Wow.
Diese Frau war ein starkes Stück und ich konnte nur hoffen, dass Sie sich so schnell wie möglich aus meinem Blickfeld entfernte, bevor auch ich noch etwas zu diesem Thema sagte.
Was für ein eingebildetes, aufgeblasenes Arschloch dieser Kerl doch war. Unfassbar. Einfach unfassbar. Was glaubte er denn bitte? Dass ich die Schuld jetzt auf mich nehmen würde, um besser vor ihm dazustehen?
Nein danke. Dann verzichtete ich lieber auf den Job, auch wenn ich ihn noch so dringend brauchte und mir damit all meine Träume erfüllen könnte.
Sein Ruf eilte diesem Kerl so oder so schon meilenweit voraus. Ich hatte gehört, dass er nicht gerade der umgängliche Typ war. Betont kalt, absolut unnahbar.
Tja, ich hatte es auf jeden Fall geschafft, ihn zu reizen, denn da war keine Kälte in seinem Blick, als er mich musterte, sondern einfach nur Wut.
»Gehen Sie mir aus den Augen.« Seine Stimme war bedrohlich ruhig. Garantiert schaffte er es mit dieser Art und Weise, viele Menschen aus dem Konzept zu bringen und sie einzuschüchtern. Nur bei mir war er damit vollkommen an der falschen Adresse. Ich ließ mich nicht so leicht einschüchtern. Schon gar nicht von so einem Alphamännchen, wie er es war.
»Macht es wohl noch Sinn, zum Vorstellungsgespräch zu gehen? Die Vorauswahl habe ich mit Bravour bestanden, deshalb wäre es ja eine Schande, wenn wir nicht noch einen zweiten Anlauf starten würden.« Statt mir etwas zu antworten, winkte er einfach nur ab, stieg zurück in seinen fetten Porsche und fuhr davon. Scheiße, der Wagen hatte eine ganz schöne Delle abgekriegt. Genau wie mein kleiner Barney. Aber Hauptsache, er fuhr noch. Das Aussehen war bei diesem Wagen schon lange zweitrangig.
Ob er seinen Schaden gar nicht bezahlt haben wollte? Vermutlich waren ihm die Argumente ausgegangen und er war deshalb einfach weitergefahren.
Oder aber er war zu genervt gewesen von mir. Wie dem auch sei, ich würde definitiv zu dem Vorstellungsgespräch gehen. Schließlich wollte ich diesen Job. Nein, ich wollte ihn nicht nur, ich brauchte ihn.
In meinem Leben hatte ich schon ganz andere, wirklich ungemütliche Situationen gemeistert, da würde mich das kleine Gebrüll dieses Alphamännchens garantiert nicht abschrecken.
Ich hatte mich noch nie in einem Schneckenhaus verkrochen und würde auch jetzt garantiert nicht damit anfangen.
Ich folgte seinem Wagen in die Tiefgarage, wobei er in einem abgesperrten Bereich parkte, während ich mir einen Stellplatz suchen musste. Natürlich hatte ich keine Chance mehr, an ihn heranzukommen und noch mal in Ruhe mit ihm zu sprechen. Aber dafür würde sich vielleicht beim Vorstellungsgespräch noch die Chance ergeben.
Fuck ... wenn ich nicht schon alles vermasselt hatte. Mein dämliches Temperament und ich ... wir standen manchmal auf Kriegsfuß miteinander. Das gerade war wirklich ein äußerst miserabler Einstand für ein Vorstellungsgespräch gewesen. Dieser Kerl würde mich mit Sicherheit hochkant aus seinem Büro werfen lassen, wenn ich es wirklich wagte, dort aufzutauchen.
Für einige Sekunden schloss ich die Augen, während ich vor dem Aufzug stand und wartete, dass er sich von den obersten Etagen hinabbewegte.
Ich dachte an Any. Meine kleine Tochter. Sie war alles, was für mich zählte. Ich musste mich darauf fokussieren, dass ich ihr eine glückliche und wundervolle Zukunft bieten wollte. Und dazu war es nun mal ein wichtiger Schritt, Mister Walsh davon zu überzeugen, dass ich genau die Frau war, die er schon immer für den Job seiner persönlichen Assistentin gesucht hatte.
Wahrscheinlich war ich genau das Gegenteil und ein absoluter Albtraum für den Mann, der sich durch meine nichtschüchterne Art in seiner Autorität bedroht fühlte.
Er war bestimmt einer dieser Männer, die es gewohnt waren, dass die Frauen das taten, was man ihnen sagte. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Schweigsam und willig.
Tja, in dem Fall würde er wahrscheinlich wirklich auf meine Dienste verzichten müssen, obwohl ich verdammt gut war in meinem Job und das wusste ich auch. Genau das war das Selbstvertrauen, das ich für dieses Vorstellungsgespräch brauchte. Ich war keine kleine Maus, die den Schwanz einzog, wenn es brenzlich wurde. Ganz und gar nicht. Ich rannte voraus. Mit dem Kopf durch die Wand, wenn es denn sein musste.
Ich kam nach oben in die Chefetage, die vor Noblesse nur so strotzte, und wurde in einen großen Besprechungsraum geführt, in dem schon einige andere Kandidatinnen für den Job warteten. Eine hübscher als die andere. Fachlich würde mir garantiert keine von ihnen das Wasser reichen können.
Aber vom Aussehen her. Falls er nur darauf achtete, was bei einem Mann seiner Klasse nicht verwunderlich wäre, hätte ich hier schlechte Karten.
Ich sah zwar nicht aus, wie einer Mülltonne entsprungen, aber ich konnte keine aufgespritzten Lippen und keine übergroßen Brustimplantate vorweisen. Bis zum heutigen Tag hatte ich allerdings auch nicht gewusst, dass es ein Jobkriterium war.
Und dann kam alles so, wie es kommen musste. Nach zwei Bewerberinnen war eine sehr große, vollbusige Frau an der Reihe. Mit Schlauchbootlippen – und wir anderen Bewerberinnen wurden nach Hause geschickt. Ohne überhaupt bis zum großen Mister Walsh vorzudringen und unser Gespräch zu führen.
Alles klar, wenn er wirklich so entschied, wen er als seine persönliche Assistentin einstellte, dann sagte mir das schon genug über diesen Kerl aus.
Und trotzdem war ich frustriert. Ich wollte diesen Job. Ich wollte ihn so sehr, dass ich es nicht mal in Worte fassen konnte. Er wäre meine Chance gewesen, dorthin zurückzukehren, wo ich hingehörte.
Nachdem meine letzte Stelle in einer solch wichtigen und angesehenen Position so abrupt geendet hatte. Etwas, wovon Mister Walsh hoffentlich noch nichts wusste.
Es war riskant, sich hier zu bewerben. Ausgerechnet bei ihm.
Ich durfte jetzt nicht schon wieder darüber nachdenken, keinen Gedanken an diesen Kerl verschwenden, für den ich nichts als Hass und Enttäuschung empfand.
Ich würde garantiert nie wieder etwas mit einem Vorgesetzten anfangen. Vielleicht war es also auch besser, diese Stelle hier nicht zu bekommen, denn beim puren Anblick von Brad Walsh konnte ich eigentlich schon für nichts garantieren.
Obwohl er ein Arschloch war, das sich selbst viel zu wichtig nahm.
Ein verdammt attraktives Arschloch ...
Kopfschüttelnd ging ich zum Fahrstuhl und fuhr hinab in die Tiefgarage. Der Ausflug hatte sich rein gar nicht gelohnt. Aber egal, wenigstens hatte ich es probiert.
Die Macke an meinem Auto fiel mir erst wieder ein, als ich sie sah. Ob noch irgendwas von ihm kommen würde? Hoffentlich zeigte er mich nicht wegen Fahrerflucht oder irgend so einem Scheiß an.
Verdammt.
Ich würde jetzt einfach nach Hause fahren, mir dieses unbequeme Kostüm ausziehen, in dem ich mich komplett verkleidet fühlte, und meine kleine Maus in die Arme schließen. Das war alles, was jetzt noch zählte.
Wir würden es auch so irgendwie schaffen. Dann musste ich halt weiter bei Morrison arbeiten. Dem alten Greis, der eine persönliche Assistentin beschäftigte, weil er selber rein gar nichts mehr auf die Reihe bekam.
Ohne mich würde er vermutlich manchmal vergessen, hinter welcher Tür sich sein Büro überhaupt befand. Egal, ich verdiente bei ihm Geld, von dem ich unser Leben finanzieren konnte. Das war alles, worauf es ankam.
»Mommy, da bist du ja schon wieder!«, rief Any fröhlich und umarmte mich herzlich, als ich unser kleines, aber zugegebenermaßen wirklich gemütliches Appartement betrat. »Hast du es gerockt? Hast du alle von dir überzeugt? Ist er stolz und froh, dass du jetzt für ihn arbeitest?«, löcherte sie mich sofort mit Fragen.
»Leider bin ich gar nicht erst bis zum Vorstellungsgespräch gekommen. Es waren ein paar Frauen da und er hat sich für eine andere entschieden, noch bevor ich ihn von meinen beruflichen Fähigkeiten überzeugen konnte.«
»Ach wie schade. Sei nicht traurig. Ich male dir ein schönes Bild. Und Granny und ich haben einen Kuchen für dich gebacken. Falls wir feiern oder dich aufheitern müssen, weil Kuchen geht ja immer, nicht wahr?«
»Ja, das stimmt, meine Kleine. Kuchen geht immer.« Sie hüpfte fröhlich in ihr Kinderzimmer, während ich meine Mutter anblickte, die ihre Arme in die Hüften gestemmt hatte und mich musterte.
»Er hat eine andere genommen, bevor er dich überhaupt angehört hat? Was ist das denn für eine Art und Weise, ein Vorstellungsgespräch zu führen?«, fragte sie und schüttelte den Kopf. Juanita Hill, meine Mutter. Zweiundfünfzig Jahre alt und der Quell all meines Temperaments. Sie war einfach die Beste und ich fragte mich nicht umsonst so oft, was ich ohne sie und ohne meinen Dad wohl getan hätte, nachdem ich mit Any schwanger geworden war und plötzlich von heute auf morgen ganz alleine und ohne Job dagestanden hatte.
»Ich weiß eh nicht, ob dieses Gespräch viel gebracht hätte. Ich bin ihm ins Auto gefahren und er wollte wirklich nicht hören, dass es schlicht und ergreifend seine verdammte Schuld war.«
»Kind, das hast du ihm doch wohl nicht einfach so gesagt?«
»Natürlich habe ich das! Als ob du etwas anderes getan hättest. Er war schuld! Was ist er denn bitte für ein Kerl, nicht dazu zu stehen?«
»Wahrscheinlich ein sehr stolzer Mann in einer angesehenen Führungsposition, der es gewohnt ist, dass alles so läuft, wie er das will. Kann das sein?«
»Ja, Mom. Egal, es hätte so oder so nichts daran geändert, dass er diese andere Frau eingestellt hätte. Dicke Brüste, aufgespritzte Schlauchbootlippen. Du weißt, glaube ich ganz genau, wovon ich rede.«
»Oh, ich kann es mir denken. Aber dann ist es so oder so besser, dass du diese Stelle nicht bekommen hast.«
»Weil ich dann Gefahr laufe, den gleichen Fehler noch einmal zu begehen?«
»Nein, weil der Kerl dann genau das provozieren will. Und ich möchte nicht, dass du für so einen Mann arbeitest.«
»Du weißt, wie wichtig diese Stelle für mich gewesen wäre.«
»Du verdienst jetzt auch gutes Geld.«
»Ja, aber es ist doch nicht zu vergleichen mit den Aufgaben und der Wichtigkeit einer Stelle in einem solchen Weltunternehmen.«
»Natürlich ist es das nicht, aber es geht hauptsächlich darum, dass du deine Tochter ernähren und die Wohnung bezahlen kannst. Das alles ist gegeben.«
»Ich will ihr aber mehr bieten, Mom.«
»Das weiß ich, mein Schatz. Aber du bist eine alleinerziehende Mutter. Du musst dir deine Kräfte einteilen. Und das Geld wächst nun mal nicht auf Bäumen, sodass du es dir einfach nur abpflücken musst, wenn du welches brauchst. Komm mit, ich muss den Kuchen aus dem Ofen holen. Apropos Ofen. Habe ich dir nicht beigebracht, ein bisschen mehr Sauberkeit und Ordnung zu halten? Wann hast du deinen Ofen das letzte Mal ausgewaschen?«
»Keine Ahnung, kann schon eine Weile her sein.«
»Es kann nicht nur eine Weile her sein, es ist eine Weile her. Ich musste ihn komplett auswaschen, bevor ich darin etwas zubereiten konnte.«
»Mom, du dramatisierst.« Meine Mutter hatte einen ausgewachsenen Putzfimmel, den ich mir allerdings auch oft zunutze machte. Wenn sie auf Any aufpasste, war meine Wohnung danach einfach immer blitzblank.
So wie auch heute. Der Backofen strahlte, als wäre er gerade erst eingebaut worden, was mich innerlich zufrieden lächeln ließ. Ich hätte mich schon längst darum kümmern müssen, doch ich nutzte jede Sekunde meiner freien Zeit mit Any.
Sie verbrachte so viel Stunden ohne mich. Erst war sie in der Vorschule und danach entweder bei meiner Mom oder bei Rosalie, unserer Nachbarin, die sich mit meiner Mutter beim Aufpassen abwechselte.
Da hatte ich abends nach der Arbeit oder gar am Wochenende weder Zeit noch Interesse daran, meinen Backofen auszuwaschen. Selbst wenn es eigentlich sein musste. So wie jetzt. Aber diese Aufgabe hatte mir meine Mom ja Gott sei Dank abgenommen.
»Oh, Schokoladenkuchen, wirklich?«, fragte ich, während im selben Moment schon Any aus ihrem Zimmer kam.
»Ich habe gesagt, wenn wir dir einen Kuchen backen, dann muss es aber auch unbedingt Schokoladenkuchen sein. Zum Feiern wäre auch jeder andere Kuchen in Ordnung gewesen, aber nicht zum Trösten, so wie jetzt. Deshalb ist es doch gut, dass wir uns für den Kuchen entschieden haben, richtig Granny?«
»Goldrichtig, mein Schatz. Erzähl deiner Mutter mal, wie viel Arbeit es war, ihren Ofen sauber zu machen und dass sie dringend ordentlicher werden muss!« Ich sah, wie Any hinter dem Rücken meiner Mutter die Augen verdrehte und presste die Lippen aufeinander, um nicht laut loszuprusten.
Sie hatte den Putzfimmel ihrer Oma ebenfalls schon lange durchschaut und machte sich gerne darüber lustig.
»Ich finde alles an unserer Wohnung schön, so wie es ist«, erwiderte Any und umarmte mich, bevor wir uns an den kleinen Tisch in der Küche setzten, um den selbst gebackenen Kuchen zu essen.
Unsere Wohnung war nicht sonderlich groß. In die kleine Küche hatte ich gerade eben einen Tisch mit drei Stühlen platzieren können. Das Wohnzimmer, welches direkt davor lag, bestand nur aus einem Sofa und einem Fernseher. Mein Schlafzimmer war eine Abstellkammer … nur Anys Zimmer war wirklich schön.
Ich hatte mir überall große Mühe gegeben, die Räume freundlich zu dekorieren. Hell, warme Farben an den Wänden, während Anys Zimmer eine reine Farbexplosion war.
Eine pinkfarbene Wand, vor der ihr lilafarbener Schreibtisch stand. Ein Mickey Maus Holzrahmen an ihrem Bett. Bunte Schränke. Ein absolut kunterbuntes Paradies für mein kunterbuntes kleines Mädchen. Ich konnte kaum glauben, dass sie bald schon sechs wurde und der Ernst des Lebens mit Lernen und Hausaufgaben für sie so richtig losging.
Es kam mir noch immer vor wie gestern, als ich von diesem kleinen Wesen in meinem Bauch erfahren hatte. Diesen Schock würde ich niemals in Worte fassen können. Für mich war eine Welt zusammengebrochen, hatte ich bis zu diesem Moment doch nicht mal gewusst, ob ich überhaupt Kinder wollte. Doch dann war Any auf dem Weg gewesen. Mein größtes Glück auf Erden.
Im Nachhinein war ich froh darüber, dass es genauso gekommen war, auch wenn die Zeiten gerade am Anfang wirklich tough gewesen waren. Und die schlimmste Aufgabe stand mir irgendwann noch bevor.
Ich musste ihr sagen, dass ihr Vater sie nicht kennenlernen wollte und sie auch niemals kennenlernen würde. Dafür hatte er eindrucksvolle Vorsorge getroffen.
Ich war so dumm gewesen. So blind. So naiv. Und Any musste jetzt den Preis dafür bezahlen. Obwohl es vielleicht auch besser so war. Ich wollte sie nicht in der Nähe dieses Spinners wissen.
Dieser skrupellose, dumme Mistkerl, dem jedes Mittel recht zu sein schien, um seinen Ruf und seine heile Welt nicht zu beschmutzen.
Er war ein gefährlicher Mann – und ich durfte nie wieder den Fehler machen, ihn zu unterschätzen.
Wir brauchten ihn nicht in unserem Leben. Wir waren auch so glücklich. Und das aus tiefstem Herzen. Das bewies Any mir auch jetzt wieder, während sie herzhaft auflachte, nachdem sie etwas Witziges aus der Vorschule erzählt hatte.
Sie war ein purer Sonnenschein und ich würde alles dafür tun, dass sie genau dies für immer bleiben würde. Meinem kleinen Mädchen durfte niemand wehtun. Niemals!
Was für ein beschissener Tag. Konnte er überhaupt noch schlimmer werden?
Ich lehnte mich frustriert in meinem Schreibtischstuhl zurück, als es klopfte. Momentan saß eine vollkommen unfähige Frau als Vertretung vor meiner Tür, die nicht mal zu wissen schien, wie die Gegensprechanlage funktionierte, um mir Besucher vorher anzukündigen. Oder um sie erst gar nicht in die Nähe meiner Bürotüren zu lassen.
Ich hasste es nämlich, bei der Arbeit unterbrochen zu werden. Obwohl, gerade arbeitete ich nicht, ich ärgerte mich. Über viele unterschiedliche Dinge, aber hauptsächlich über mich selbst.
»Gerade ungünstig?«, fragte Joseph und steckte seinen Kopf vorsichtig zur Tür rein. Okay, er war der Einzige, der mich immer stören durfte.
Meine rechte Hand in der Firma. Mein Stiefbruder und mein bester Freund. Wenn ich mit jemandem über etwas redete, dann mit ihm. Er war mein engster Vertrauter, der als einziger Mensch nicht nur wusste, wie es in der Firma aussah, sondern auch bei mir privat.
»Komm rein«, sagte ich, während er eintrat und auf das weiße Sofa zusteuerte, auf das er sich setzte.
Er war das komplette Gegenteil von mir, mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen, die er wohl von seiner verstorbenen Mutter geerbt hatte.
»Was um alles in der Welt ist das denn für eine Granate auf dem Stuhl deiner persönlichen Assistentin?« Seine Frage ließ meinen Blick verfinstern. »Hey, erwarte kein Mitleid von mir. Es ist ganz alleine deine Schuld, wenn du sie alle immer knallen musst.«
»Ich habe schon länger keine von ihnen mehr geknallt.«
»Stimmt. Sollte mir das jetzt Sorgen machen? Warum hat sie gekündigt? Die Frau war doch noch gar nicht lange auf dem Posten oder vertue ich mich da jetzt? Scheiße, du hast so eine Fluktuation auf dieser Stelle, dass ich mich nicht mal daran erinnern kann, wer als Letztes auf diesem Stuhl gesessen hat.«
»Deborah Forrester.«
»Ach Deborah, stimmt! Und wo ist sie abgeblieben? Lass mich raten, du hast sie mit deiner ach so guten Laune und deiner charmanten Art gegenüber persönlichen Assistentinnen recht schnell in die Flucht geschlagen?«
»Was kann ich denn bitte dazu, dass sie so unfähig war? Und meine Güte, man muss es ja wohl auch mal ertragen, wenn man schon schlechte Leistungen bringt, das auch mal gesagt zu bekommen. Aber das war ja zu viel für sie.
Ich werde ihr keine Träne nachheulen. Außerdem habe ich eine Neue eingestellt.«
»Nach Qualifikationen den Job betreffend oder nach anderen Qualifikationen?«
»Frag nicht, ich war frustriert.«
»O Gott, Brad, ich bitte dich! Wie lange soll das denn dann wieder gut gehen? Weiß der gute Pete schon, dass er wieder neue Bewerberinnen suchen darf? Die Wahrscheinlichkeit, dass du sie nicht vögeln wirst, liegt doch bei null.«
»Er führt jetzt eine Backlist und wird dann vermutlich einfach irgendeine auswählen, die er mir vor die Tür setzt. Ich glaube, es ist ihm auf Dauer zu anstrengend geworden, für meine persönlichen Assistentinnen zuständig zu sein.«
»Kann ich überhaupt gar nicht verstehen. Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn du sie alle durchgebracht hast und keine mehr für dich arbeiten will?«
»Als ob das je passieren würde. Die reißen sich um diesen Job und das wissen wir beide.«
»Ich will ja jetzt die Schnauze nicht zu weit aufreißen, aber darf ich dir kurz vor Augen halten, dass meine persönliche Assistentin seit meinem Arbeitsbeginn in der Firma vor sechs Jahren nicht einmal gewechselt hat?«
»Du bist ja auch verheiratet und würdest nicht einmal darüber nachdenken, sie zu knallen«, warf ich ihm vor, während Joseph auflachte.
»Ja, aber ich vergraule sie auch nicht mit meiner Art und Weise.«
»Okay, komm zum Punkt. Weshalb bist du hier? Garantiert nicht, um mit mir über meine persönliche Assistentin zu reden, oder? Ich hab eh schon schlechte Laune. Eine von denen, die sich Chancen auf diese Stelle erhofft haben, ist heute Morgen auf der Abbiegespur zur Tiefgarage in meinen Porsche gefahren.«
Joseph verzog das Gesicht.
»Autsch. Das wird teuer. Die Lackierung war eine Spezialanfertigung, oder?«
»Natürlich war sie das. Kannst du dir vorstellen, dass ich freiwillig darauf verzichtet habe, auch nur noch eine einzige Sekunde mit dieser Frau zu diskutieren? Sie ist mir reingefahren und behauptete steif und fest, dass das meine Schuld wäre, weil ich nicht geguckt hätte.«
»Wusste sie, wer du bist?«
»Zuerst nicht. Dann hat sie es irgendwann gecheckt. Aber glaub nicht, dass sie auch nur ein Stück von ihrer Meinung abgewichen ist oder in ihrem Ton ein bisschen freundlicher wurde. Sie war wie ein kleiner Vulkan. Absolut unfassbar.«
»Die Frau gefällt mir. Sie hat Eier, wenn sie dir so einfach die Stirn bietet. Obwohl du dich in der Diskussion wahrscheinlich wieder von deiner freundlichsten Seite gezeigt hast. Die hättest du einstellen sollen, Brad. Und keine andere. Wahrscheinlich würde sie deinen Launen nicht nur standhalten, sondern dir auch noch die Stirn bieten. Eigentlich ’ne coole Sache. Oder war sie dir zu einschüchternd?« Auf seinem Gesicht bildete sich ein diabolisches Grinsen. Fuck, wir waren wirklich langsam an dem Punkt angelangt, wo er mich zu gut durchschaute.
»Ich habe definitiv keinen Bock auf eine solche Frau als persönliche Assistentin. Wenn ich einen Kaffee möchte, möchte ich einen Kaffee und keine Diskussion darüber, warum sie denn bitte dafür zuständig ist, mir einen Kaffee zu bringen.«
»Sie hat nachhaltigen Eindruck bei dir hinterlassen. War sie heiß?«
»Was? Keine Ahnung. Darauf habe ich nun wirklich nicht geachtet.«
Joseph prustete los und schüttelte den Kopf.
»Und das soll ich dir jetzt glauben oder was, Mann? Natürlich wirst du darauf geachtet haben, ob sie heiß war oder nicht. Das sind die ersten Dinge, auf die du achtest.«
Sie hatte mir gar keine Zeit gelassen, ihre Erscheinung wirklich in mir aufzunehmen. Obwohl … Als Erstes waren mir schon ihre strahlenden, sehr interessanten grünen Augen aufgefallen. Dazu das schwarze Haar, das sie zu einem Dutt zusammengebunden hatte. »Okay, also ja. Dein Blick verrät dich.«
»Kann es sein, dass wir zu viel Zeit miteinander verbringen?«, fragte ich Joseph, der noch einmal auflachte.
»Mit irgendwem musst du ja auch mal Zeit verbringen, damit du nicht in diesem Büro versauerst. Also, die heiße Frau, die dir die Stirn geboten hat und vermutlich sowohl deinen Launen als auch deinem Erscheinungsbild widerstehen können würde.
Jetzt bin ich neugierig. Wie war denn dann das Vorstellungsgespräch mit ihr?«
Ich hatte es absichtlich nicht so weit kommen lassen und eine andere eingestellt, damit ich mit dieser Frau nicht noch einmal reden musste.
Wahrscheinlich ein großer Fehler, denn beruflich hatte mich meine jetzige Assistentin nämlich rein gar nicht überzeugt. Ganz im Gegensatz zu ihrem Erscheinungsbild. Sie war halt Sex auf zwei Beinen und der Typ Frau, bei dem ich mich sofort fragte, wie sich wohl ihre vollen, aufgespritzten Lippen um meinen Schwanz anfühlten.
Vielleicht sollte ich Pete wirklich schon mal anrufen, damit er wieder neue Bewerberinnen einladen konnte. Die Kleine würde schneller mit ihrem nackten Hintern auf der Milchglasplatte meines Schreibtisches landen, als sie verstanden hatte, wie man das Telefonsystem im Vorraum meines Büros bediente.
»Ich habe es gar nicht erst so weit kommen lassen.«
»Meine Güte, Brad Walsh. Hat sie dich etwa eingeschüchtert? Ich bin ein wenig beeindruckt von diesem kleinen Vulkan, den du da beschrieben hast.«
»Witzig, wirklich verdammt witzig. Du hast keine Ahnung, wovon du redest. Es ist nur einfach, jetzt zu lästern. Du hast sie ja nicht erlebt.«
»Hat sie dir denn ihre Kontaktdaten gegeben, für den Schaden?«
»Sie fuhr eine uralte Schrottkarre, da habe ich erst gar nicht darauf bestanden. Zumal das so oder so die Polizei hätte regeln müssen. Sie war ja fest davon überzeugt, dass mich die Schuld an dem Unfall traf.«
»Also hast du es dabei belassen und bist gefahren? Auch das sieht dir so was von nicht ähnlich. Ich glaube, ich besorge mir mal die Adresse von dem kleinen Vulkan von Pete aus der Personalabteilung und lade sie persönlich hierher ein. Vielleicht schafft sie es ja, dir noch ein paar Manieren im Umgang mit anderen Menschen beizubringen.«
»Ich habe keine Probleme im Umgang mit anderen Menschen«, verteidigte ich mich, was Joseph bereits wieder auflachen ließ.
»Nein, stimmt. Du hast nur ein Problem im Umgang mit Angestellten in der Firma. Oder Leute, die etwas für dich erledigen sollen oder in irgendeiner anderen Art und Weise für dich arbeiten. Oder mit Leuten, die etwas aus deinem Privatleben erfahren möchten, was du so oder so nicht zulässt. Oder aber mit Leuten, die ...«
»Ja, ich habe deine Meinung zur Kenntnis genommen. Vielen Dank, Joseph.«
»Sehr gerne. Dafür sind beste Freunde, Stiefbrüder und stellvertretende Geschäftsführer doch da, oder?«
»Wahrscheinlich. Weshalb warst du jetzt eigentlich hier?«
»Um mit dir über einen Abschluss mit Fusion Holdings zu sprechen. Und es wird dich nicht freuen, was ich dazu zu sagen habe.«
»Jones?«, brummte ich.
»Unser wunderbarer Konkurrent Jones hat ebenfalls Interesse an einer Zusammenarbeit und umgarnt den Konzern wohl sehr.«
»Dann sorg dafür, dass wir ihn mehr umgarnen, und sichere uns diesen verdammten Auftrag. Oder soll ich mich selbst darum kümmern?«
»Natürlich nicht. Ich wollte dich nur darüber informieren, dass es zu ein paar Turbulenzen kommt, aber nichts, was ich nicht in den Griff bekommen würde. Ich frage mich nur, woher Jones davon wusste, dass wir dieses Projekt anstreben.«
»Er ist gut. Verdammt gut. Aber dieses Jahr werde ich es nicht zulassen, dass er die Weltmarktführerschaft ein weiteres Mal erreicht. Dafür haben wir zu viele gute Dinge in petto und das ahnt er vermutlich auch. Dieses Jahr ist unser Jahr. Das zweite in Folge. Davon wird sich Jones Holdings garantiert nicht so schnell erholen. Dafür müssen wir einfach sorgen.«
»Das werden wir«, erwiderte Joseph und erhob sich von der Couch. Wir würden uns gleich in einer Besprechung sehen, doch bis dahin hatte ich noch etwas Zeit, ein paar Dinge über diese ganze Fusion Sache herauszufinden. Zeit, die ich nutzen würde.
Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jones Industries und Walsh Industries wie in jedem Jahr, denn wir schenkten uns nichts. Dieser Typ war nicht umsonst mein größter Rivale auf dem Markt. Er war gut, aber ich war besser. Das würde er wieder zu spüren bekommen. Und zwar mit aller Härte.
Eine Woche später warf ich frustriert einen Ordner zurück auf meinen Schreibtisch, nachdem ein Meeting mit Fusion Holdings rein gar nicht so gut und reibungslos verlaufen war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und warum nicht? Weil Jones uns mit einem Angebot zuvorgekommen war.
Ein Angebot, das mich schmerzte, denn wir würden natürlich ein Gegenangebot starten müssen, was den Gewinn natürlich um einiges schmälerte. Ich würde es ganz genau durchrechnen und kalkulieren müssen. Auch zusammen mit den Leitern der anderen Abteilungen, um zu sehen, wie weit wir überhaupt noch gehen konnten.
Ich brauchte diese Zusammenarbeit.
Fuck. Ich war verdammt frustriert. Ich hasste es, wenn es durch irgendeine Scheiße so kompliziert wurde, aber noch mehr hasste ich es, wenn ich nicht sofort eine Antwort parat hatte. So wie in diesem Moment. Es konnte doch nicht so schwer sein und doch war es genau das.
»Mister Walsh, könnte ich Feierabend machen?« Beth, meine neue persönliche Assistentin, stand in meiner Bürotür, wobei mir nicht entging, dass sie an ihrer Bluse mehr Knöpfe geöffnet hatte, als es sich für einen Arbeitstag im Büro gehörte.
Heute Morgen hatte dort definitiv noch alles richtig gesessen. Jetzt allerdings sah ich den Rand ihres schwarzen Spitzen-BHs, über den ihre vollen Brüste quollen. An ihnen war garantiert nichts echt, genauso wenig wie an den Schlauchbootlippen, doch was interessierte mich das schon.
Sie hatte in den letzten fünf Tagen vor meiner Bürotür bewiesen, dass sie arbeitstechnisch eine noch größere Katastrophe war, als ich es schon befürchtet hatte.
So gut wie meine Entscheidungen firmen- und investionstechnisch waren, so mies waren sie, was die Auswahl der persönlichen Assistentinnen anging. Ich hatte sie nur eingestellt, weil ich wissen wollte, wie sich ihre vollen Lippen um meinen Schwanz anfühlten. Das spürte ich auch jetzt wieder deutlich an dem Ziehen, das durch meine Leisten fuhr, während sie sich mit der Zunge über die rot geschminkten Lippen strich.
Fuck, scheiß drauf. Sie wollte es und ich wollte es genauso sehr. Ich musste mich abreagieren! Auch wenn das bedeutete, in den nächsten Tagen wieder mit einem Komplettausfall als Vertretung vor meiner Tür zurechtkommen zu müssen. Allerdings war Beth vom Können her ebenfalls nichts anderes als ein Totalausfall. Ich fragte mich, wie sie es bei Pete überhaupt durch die Vorauswahl geschafft hatte.
Oder vielleicht war ihm der Inhalt des von ihr Gesagten genauso egal gewesen wie mir in diesem Moment. Falls er auch nur an ihren Lippen gehangen hatte, mit den Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gingen, konnte ich diese Verfehlung definitiv verstehen.
»Beth, ich würde dich jetzt gerne auf meinen Schreibtisch drücken und dich vögeln«, sagte ich geradeheraus, was sofort ein Grinsen auf ihre Lippen trieb. Sie tat nicht einmal überrascht, so wie es bei den meisten Frauen zuerst der Fall war.
Gott, ich sollte meinen Schwanz in meiner Hose behalten und in irgendeinen Club gehen, um dort eine Frau aufzureißen. Doch die Verlockung war zu groß und die Verführung stand nun einmal gerade dort in meiner Bürotür und provozierte mich dazu, genau jetzt und hier über sie herzufallen.
»Oh, Mister Walsh«, flüsterte sie und leckte über ihre Schlauchbootlippen. Sie hatte garantiert schon mitbekommen und verstanden, dass mich das anturnte.
»Stopp. Bevor es dazu kommt, muss und will ich ein paar Sachen klarstellen.« Ich verhielt mich zwar oft wie ein Arschloch, aber ich war kein unfaires Arschloch. Ich klärte die Frauen immer erst darüber auf, bevor ich mit ihnen bis zum Äußersten ging. »Du bist deinen Job los. Ganz egal, ob wir jetzt vögeln oder nicht. Schon alleine, weil du mir gerade gezeigt hast, wie sehr du es willst.«
»Kein Problem. Der Job war mir eh zu langweilig.«
»Du wirst niemandem etwas über diese Sache erzählen. Es ist alles in der Schweigepflichtsvereinbarung, die du vor Jobantritt unterschrieben hast, vereinbart. Es drohen hohe Strafen, deshalb denk erst gar nicht daran, verstanden?«
»Verstanden.«
»Außerdem werden wir uns nach dieser Nummer nicht mehr wiedersehen. Ich bin nicht daran interessiert, eine Beziehung zu führen. Auch keine sexuelle Beziehung, weil ich es nicht nötig habe, öfter als einmal die gleiche Frau zu vögeln. Und bevor du jetzt sagst, dass du mich davon überzeugen willst: Ich lasse mich davon nicht überzeugen. Diese Tatsache steht fest.«
»Dein Büro, deine Firma, deine Regeln würde ich mal sagen.«
Das war einfach. Ihr schien wirklich rein gar nichts an diesem Job zu liegen, doch es interessierte mich nicht, warum das so war. Vielleicht hatte sie schon etwas anderes in Aussicht oder aber sie war nicht auf das Geld angewiesen, das man in dieser Stellung verdiente. Vermutlich war sie es aber auch einfach schon gewohnt, innerhalb der Probezeit rausgeschmissen zu werden, weil sie einfach viel zu schlecht war.
Ich würde wahrscheinlich ein ernstes Wort mit Pete wechseln müssen, dass sie es überhaupt bis in die Endrunde geschafft hatte. Aber Schwamm drüber, jetzt würde ich mich erst mal mit ihr amüsieren und es ausnutzen, dass sie diese Zeit vor meiner Tür verbracht hatte.
»Stripp für mich«, bat ich sie und lehnte mich auf meinem Schreibtischstuhl zurück, während sie damit begann, eine sexy Nummer für mich hinzulegen. Entweder war das nicht ihr erstes Mal, dass sie so etwas vorführte, oder sie war einfach ein verdammtes Naturtalent. So wie sie ihre Hüften kreisen ließ, über ihren Körper strich, bevor sie sich nach und nach von ihren Kleidungsstücken befreite.
Fuck.
Sie war heiß.
Diese Show war heiß und ich war heiß.
Es dauerte betörend lang, bis sie splitterfasernackt vor mir stand, doch ihre Show war noch nicht zu Ende. Sie strich über ihre Brüste, bevor sie in der Mitte an ihrem Körper herabfuhr, um sich selbst zu fingern. Vor meinen Augen. Doch nicht nur das, sie kostete sich auch selbst, leckte ihre Finger provozierend ab, bevor sie sie in den Mund steckte, um daran zu saugen.
Verdammte Scheiße!
Mein bestes Stück pulsierte wild in meiner Hose.
Ich konnte es kaum erwarten, bis es mein Schwanz war, an dem sie saugte.
»Komm her zu mir«, forderte ich sie auf und stellte mich vor meinen Schreibtisch, doch ihr schien schon mehr als bewusst zu sein, was ich von ihr wollte. Ohne zu fragen, ohne mich auch nur anzufassen oder zu versuchen, mich zu küssen, was ich niemals zulassen würde, ging sie vor mir auf die Knie und öffnete meine Hose.
Ich hatte kein Verlangen danach, ihre künstlichen Titten zu kneten, denn es waren nicht die ersten, die ich sah oder die ich anfassen würde. Es turnte mich nicht mehr an.
Ihre aufgeblasenen Lippen an meinem Schwanz waren da eine vollkommen andere Geschichte.
Beth nahm ihn in sich auf, wobei mir beinah Hören und Sehen verging, als sie ihn immer weiter in sich hineingleiten ließ. Fuck, diese Frau war ein wahrhaftiger Profi in dieser sexuellen Disziplin. Anders war es nicht zu erklären, dass sie nicht mal einen Würgereiz verspürte, während sie an mir lutschte und gleichzeitig mit der Hand meinen Arsch ergriff, um mich noch weiter an sich ran zu ziehen.
Ich hatte noch nie eine Frau erlebt, die meinen Schwanz mit ihrem Mund so bearbeiten konnte wie sie.
Vielleicht doch schade, dass ich jede Frau nur einmal vögelte, egal wie gut sie auch war.
Wenig später hob ich sie auf meinen Schreibtisch und versenkte meinen Schwanz zwischen ihren nassen, weit gespreizten Beinen. Es gab kein Vorspiel, keine Liebkosungen oder sonst irgendeinen Blödsinn, den vielleicht Paare beim Sex brauchten. Hier ging es nur um die pure Befriedigung der Lust, die in mir brodelte.
Wieder eine persönliche Assistentin weniger. Aber immerhin ein sehr befriedigender Abschied von Beth.
Sie konnte nebenbei nur als Prostituierte arbeiten oder sehr viel Sex haben. Anders war das, was sie unter Beweis gestellt hatte, nicht zu erklären.
Was für eine Bestie.
Ich hatte es wirklich genossen.
Ich war gerade auf dem Weg zur Arbeit, als das Telefon in meiner Handtasche vibrierte und ich automatisch zusammenzuckte bei dem Namen auf dem Display.
O scheiße!
Walsh Industries.
Wieso war ich auch davon ausgegangen, dass dieser Mensch es einfach darauf beruhen lassen würde, statt Schadenersatz für sein Auto einzufordern? Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich, dieses Gespräch erst gar nicht anzunehmen, entschied mich dann allerdings doch dagegen. Es wäre Irrsinn, nicht ranzugehen. Hinterher jagte er mir noch die Bullen auf den Hals und Ärger mit der Justiz wollte ich in jedem Fall vermeiden.
Ich atmete tief durch und nahm das Gespräch mit einem freundlichen »Hill« entgegen.
»Hier ist Pete Dobser von der Personalabteilung bei Walsh Industries«, erklang eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
Die Personalabteilung? Was zum Teufel wollten die denn von mir? Für Schadenersatzregulierungsanfragen würde wohl die Rechtsabteilung anrufen. »Ma’am, ich rufe Sie heute an, weil die Stelle der persönlichen Assistentin von Mister Walsh neu vergeben werden soll.« Ich konnte es mir kaum verkneifen, sofort laut loszuprusten bei diesen Worten.
Oh, es konnte doch nur so sein, dass er Misses dicke Lippen und aufgepolsterte Oberweite geknallt hatte. Vielleicht war es unfair, ihn so zu verurteilen, aber verdammt, es war doch immer so … Falls ich Recht hatte, war es auf jeden Fall eine krasse Geschwindigkeit! Sie hatte doch gerade wie lange vor seiner Bürotür gesessen, um für ihn zu arbeiten? Eine Woche?
Alles in mir schrie danach, mich so weit wie möglich von diesem Mann und dieser Stelle fernzuhalten. Doch ich wollte sie einfach so sehr. Ich wollte wieder aufsteigen auf das Niveau, für das ich so hart gearbeitet hatte. Und das war garantiert nicht die Anstellung, die ich aktuell ausübte.
Außerdem lag es immer noch an mir, ob ich ihn zu nah kommen ließ oder eben nicht. Und das würde mir garantiert nicht noch ein zweites Mal passieren.
»Braucht er immer so häufig neue Assistentinnen?«, rutschte es mir raus, während am anderen Ende selbstverständlich Schweigen herrschte. Es ging mich nichts an und dieser Mann würde mit Sicherheit einen Scheiß tun, mir diese Frage zu beantworten.
»Es hat sich personell so ergeben«, erwiderte er, nachdem er wohl eine Weile nach der richtigen Umschreibung gesucht hatte. Ich war nicht dumm genug, um das zu glauben. Oder vielleicht war ich auch einfach viel zu voreingenommen.
»Okay. Wann und wo? Wird er mich denn dieses Mal anhören oder fahre ich wieder für Nüsse zu diesem Vorstellungsgespräch und er nimmt zuvor schon eine andere?«
»Ich kann Ihnen nichts dazu sagen, wie Mister Walsh bei der Auswahl vorgehen wird. Normalerweise lernt er allerdings alle Bewerberinnen kennen, es sei denn, sein Zeitplan lässt es nicht zu.«
Ja, oder aber es kommt eine hochattraktive, langbeinige Frau mit Schlauchbootlippen und gemachten Titten daher. Doch das sprach ich natürlich nicht laut aus.
Dieser arme Mister Dobser hatte bestimmt schon genug darunter zu leiden, eine Frau für diesen Job zu finden.
»Okay. Klar, verständlich«, murmelte ich. Wir beide wussten, dass er nicht die Wahrheit sagte, nur durfte er nicht so offen dazu stehen.
»Könnten Sie morgen um vierzehn Uhr hierherkommen?«
Ich überlegte kurz. Morgen würde meine Mom wieder auf Any aufpassen nach der Vorschule. Ich musste mir nur ein wenig früher freinehmen, was den Chef allerdings nie interessierte. Vermutlich weil er gar nicht auf dem Schirm hatte, von wann bis wann meine Arbeitszeiten eigentlich waren.
Hoffentlich würde meine Mutter sich so dermaßen über den Zustand meines Badezimmers aufregen, dass es danach blitz und blank geputzt war.
»Ja, kein Problem. Das bekomme ich hin. Nur so viel, Mister Dobser: Sollte er mich morgen wieder nicht bis zum Gespräch kommen lassen, dann brauchen Sie mich nicht noch einmal anzurufen, okay? Ich stehe nicht so sehr auf Zeitverschwendung.«
»Wie gesagt, es ist Mister Walshs Auswahlverfahren und ...«
»Schon gut, ich wollte Ihnen nicht noch eine Rechtfertigung aus der Nase locken. Ich wollte nur kurz meine Meinung kundtun. Danke für den Anruf, Mister Dobser.« Auch er verabschiedete sich, bevor ich mein Handy zurück in die Tasche sinken ließ und die Tür zu dem kleinen Büro öffnete, in dem ich arbeitete.
Ich konnte es kaum erwarten, hier rauszukommen, allerdings würde ich es nicht um jeden Preis forcieren.
Entweder es würde jetzt mit meiner Traumstelle hinhauen oder auch nicht.
Ob er sich wohl ärgern würde, wenn ausgerechnet ich so hartnäckig wäre und dort wieder auftauchte? Vermutlich ging er davon aus, dass ich es mich gar nicht erst wagen würde, noch einmal in die Nähe seines Büros zu kommen, aus Angst vor seinem Verhalten bei dem Unfall oder gar aus Angst vor seiner Schadenersatzforderung. Nur da hatte er dann die Rechnung mit der Falschen gemacht.
Ich hatte keinerlei schlechtes Gewissen, was mein Verhalten betraf, zumal ich im Recht war.
Außerdem brauchte ich mich auch vor ihm für nichts zu rechtfertigen und Geld würde er von mir so oder so nicht sehen, schließlich war es nicht meine Schuld gewesen.
Als ich an diesem Abend nach Hause kam, musste ich erst an der Tür nebenan klingeln, da Any dienstags und donnerstags immer bei unserer Nachbarin Rosalie war.
Eine liebevolle ältere Frau, die sich immer darüber freute, auf Any aufzupassen und sich damit ein wenig Geld neben ihrer kleinen Rente zu verdienen. Es war deutlich günstiger, als eine Nanny einzustellen, und für Any war es schön, direkt nebenan zu sein und Zeit mit Rosalie zu verbringen.
Ich hatte mir vorgenommen, mit ihr heute noch auf den Spielplatz zu gehen. Etwas, das sie unheimlich gerne tat. Doch wer wusste, wie lange noch. Immerhin wurde mein kleines Mädchen mit jedem Tag, der verging, immer erwachsener.
Nach dem Spielplatz holten wir uns noch ein Eis, welches wir ganz gemütlich auf dem Nachhauseweg schleckten.
Das Schöne an der Wohnung war wirklich die Lage, ganz nah an der Highline, den Spielplätzen und der weltbesten Eisdiele, an der wir viel zu oft vorbeigingen. Zumindest wenn man dazu in Relation setzte, wie viel Sport ich trieb. Nämlich gar keinen.
Gott sei Dank war ich nicht dick. Obwohl ich einen wirklich stabilen Hintern hatte, den ich von meiner Mutter geerbt hatte, die es allerdings immer darauf schob, dass Latinas nun mal einen solchen Hintern hatten. Ich fiel jedenfalls deutlich aus der Kategorie 90-60-90. Doch das war auch kein Schönheitsideal, das ich in irgendeiner Art und Weise erstrebenswert fand. Hauptsache ich fühlte mich wohl und das tat ich.
Egal wie sehr ich auch schon mal über meinen Körper schimpfte und nörgelte. Das gehörte einfach dazu.
»Ach, sieh mal einer an. Da will ich einmal meine beste Freundin und meine allersüßeste Patentochter überraschen und schon sind sie nicht zu Hause, weil sie mal ganz ausnahmsweise ein Eis schlecken sind. Wisst ihr eigentlich, dass das der erste Ort wäre, wo ich euch suchen würde, falls ihr mal verloren geht?«, erklang die Stimme meiner besten Freundin Madison direkt, als wir um die Straßenecke bogen, wo sie uns bereits entgegenkam.
»Hey, was denn? Wir waren auf dem Spielplatz und danach haben wir uns wohl ein Eis verdient.«
»Mhm, weil du da ja auch so viele Kalorien verbrannt hast, was Cassy?«, fragte sie und kniff mir in eine kleinere Speckrolle an meinem Bauch.
»Das ist unfair. Nur weil du es mit deinem Sportwahnsinn etwas übertreibst, heißt das ja noch lange nicht, dass das jede Frau tun muss. Ich hab mir das Eis schon alleine deshalb verdient, weil ich heute Morgen aufgestanden und zu dieser dusseligen Arbeit gegangen bin.«
»Man kann sich alles schönreden, Cassy.«
»Und man kann sich alles madig machen, Madison«, konterte ich, bevor ich meine beste Freundin in eine lange Umarmung zog. Wir waren seit dem Kindergarten einfach unzertrennlich, weshalb es für mich damals auch gar keine Frage gewesen war, wen ich zur Patentante meiner Tochter machen sollte. Und Madison nahm ihre Aufgabe verdammt ernst. Wann auch immer sie es einrichten konnte, war sie da und verbrachte nicht nur Zeit mit mir, sondern auch mit Any. Die beiden waren schon zusammen auf unzähligen Ausflügen gewesen und einmal sogar in einem kleinen Kurzurlaub in den Hamptons.
»Hey, Tante Maddy«, sagte nun auch Any und fiel ihrer Patentante ebenfalls um den Hals, die sich dafür extra hingekniet hatte.
»So viel Liebe. Genau das, was ich heute brauche«, sagte sie und küsste Any auf ihre dunklen Haare, bevor sie wieder aufstand.
Madison war wahrscheinlich der wahr gewordene Traum vieler Männer. Mit ihren langen roten Haaren, ihren grünen Augen und den Sommersprossen hatte sie einfach ein absolut faszinierendes Aussehen, das sie für sich einzusetzen wusste.
Neben ihrem Job als Stylistin hatte sie auch selbst schon das ein oder andere Mal vor der Kamera gestanden und gemodelt.
Ich beneidete sie oft dafür, so natürlich schön zu sein, obwohl sie mir immer wieder versicherte, dass ich ebenfalls natürlich schön war. Nur konnte ich ihre Meinung einfach nicht teilen. Ich sah diese von ihr beschriebene Schönheit bei mir einfach nicht.