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Der letzte Bad Boy Wyatt Beran hat hart an seinem Ruf des Party- und Frauenhelds gearbeitet. Nach Jahren des Lebens am Abgrund verändert sich sein Leben unwiderruflich, als er plötzlich beginnt, von einem Leben in der Zukunft zu träumen und ganz besonders von einer wunderschönen Brünetten Ärztin, von der er weiß, dass sie seine zukünftige Partnerin sein wird. Es gibt nur ein Problem: Alle seine Visionen ihrer gemeinsamen Zukunft führen unweigerlich zu ihrem grausamen Tod. Die nette, liebenswürdige Ärztin Lucy Summers hat keine Ahnung, was auf sie zukommt, als Wyatt ihr eines Abends das Leben rettet, indem er aus dem Nichts auftaucht und einen sehr aufdringlichen Verehrer in die Flucht schlägt, der sich in einen Stalker verwandelt hat. Wyatt besteht darauf, sie zu beschützen, will aber gleichzeitig auch Distanz wahren. Lucy ist unsicher, was sie davon halten soll. Zwischen ihnen entwickelt sich eine Wärme und ihre Anziehung für einander wird zu stark, um ihr zu widerstehen – aber wird ihr erster Kuss ihr Todesurteil unterschreiben?
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Wyatts Vorsatz
Copyright © 2020 by Kayla Gabriel
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln ohne ausdrückliche, schriftliche Erlaubnis der Autorin elektronisch, digital oder analog reproduziert oder übertragen werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf, Fotokopieren, Aufzeichnen, Scannen oder Verwendung diverser Datenspeicher- und Abrufsysteme.
Veröffentlicht von Kayla Gabriel als KSA Publishing Consultants, Inc.
Gabriel, Kayla: Wyatts Vorsatz
Coverdesign: Kayla Gabriel
Foto/Bildnachweis: Deposit Photos: liudmilachernetska, valphoto, armastus
Anmerkung des Verlegers: Dieses Buch ist ausschließlich für erwachsene Leser bestimmt. Sexuelle Aktivitäten, wie das Hintern versohlen, die in diesem Buch vorkommen, sind reine Fantasien, die für Erwachsene gedacht sind und die weder von der Autorin noch vom Herausgeber befürwortet oder ermutigt werden.
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Epilog
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Über den Autor
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Wyatt Beran stand im Schatten eines schwach beleuchteten Parkplatzes, den er kaum erkennen konnte. Auf dem Parkplatz standen vielleicht ein Dutzend Autos, ein paar BMWs und Mercedes, die sich in der Menge von abgenutzten Chevy Malibus und ramponierten, kastenförmigen Honda Civics zerstreuten. Das einzige Licht kam von ein paar Straßenlaternen, aber die waren mindestens 900 m entfernt. Wyatt schaute an sich herunter, auf seine Hände und bemerkte, dass seine Finger verschwommen waren, ja sogar schon fast durchsichtig, wenn er sie zu schnell bewegte. Er war da, aber dann war er doch nicht da. Oder war er einfach nur nicht konsequent genug?
„Mist”, murmelte er. Er träumte schon wieder, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Sein Bruder Luke nannte Wyatts Episoden Visionen, aber das schien ein wenig weit hergeholt.
Wyatt atmete tief ein und schaute sich erneut um, er versuchte sich auf etwas zu konzentrieren. Die Autos waren klar genug, der alte Bürgersteig unter seinen Füßen war solide. Andere Details, wichtige Details fehlten noch. Wyatt schaute an den Autos vorbei und in Richtung der Straßenlaternen. Er konnte sie spüren und ihre Lichter spiegelten sich geschickt auf dem Parkplatz, aber die Szene war nur verschwommen. Keine Lampenmasten, kein Bürgersteig, keine wirkliche Straße oder ein Fußgängerweg. Auch keine Geräusche, abgesehen von seinen eigenen Fußschritten, während er sich bewegte. Mit anderen Worten, es gab keine wirklichen Hinweise darauf, wo genau seine Vision stattfand.
Wyatt schaute in die andere Richtung. In der Entfernung, wenn er die Augen zusammenkniff, konnte er irgendeine Art von Gebäude ausmachen. Es hatte zumindest ein paar Stockwerke, war aber kein Hochhaus. In einer hellen Farbe vielleicht. Wyatt merkte sich jedes Detail für später. Er lief an den Autos entlang und berührte ein paar, er wusste, er würde sich nicht die Marke und Modelle merken können. Ihr glattes Metall fühlte sich kühl an, das Gefühl, das in dieser stillen, unbewegten Welt aufkam. Wenn der Traum hier nur aufhören würde …
Er musste nicht lange warten, bis die Handlung ihren Lauf nahm.
Zuerst hörte er ihre Schritte, hörte ihre Flip Flops klackern. Er erinnerte sich jedes Mal an das Detail, wenn er diesen Traum hatte, denn es war lustig, eine weiß gekleidete Ärztin so schick gemacht zu sehen, aber mit Flipflops an den Füßen. Es machte nichts, dass die Ärztin selber ziemlich beeindruckend war, eine atemberaubende, kurvige Frau mit kastanienbraunem Haar und Augen mit der Farbe einer stürmischen See in der Morgendämmerung. Sie sah so jung aus in ihrem weißen Arztkittel und ihrer kleinen Größe, die nicht ganz zur Länge ihres weißen Laborkittels passte und sie aussehen ließ, wie ein Kind, das sich verkleidet hatte.
Wyatt hatte diese Vision jetzt schon ein Dutzend Mal erlebt, oft genug, dass er sich auf jedes Detail konzentriert hatte, er hatte alles aufgesaugt, was er aus ihrem körperlichen Status entnehmen konnte. Dieser Traum war von allen Träumen, die er von der wunderschönen Lucy Summers hatte, Wyatts zweit liebster, schätzte er.
Wyatt schüttelte sich und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Wo war er? Ah ja. Lucy näherte sich.
Klick, klack, klick, klack.
Sie kam in sein Blickfeld, vollständig geformt und perfekt detailliert. Ihr Kopf war nach unten gebeugt, ihr herzförmiges Gesicht wurde von einem Dutzend feiner Locken umrahmt, die ihrem unordentlichen, lockigen Ponyschwanz entwichen waren. Sie hatte die Stirn vor Konzentration gerunzelt, während sie einen dicken Stapel Medizinbücher trug, ihre Nase rümpfte sich und zeigte die zarten Sommersprossen, die ihre Nase und Wangen umrahmten. Das Detail ließ Wyatt sich fragen, ob es Sommer war, ob die gute Ärztin vielleicht in der Sonne gewesen war, wo diese Sommersprossen deutlicher wurden.
Er schob den Gedanken für später beiseite, wissend, dass er zahlreiche Stunden hatte, seine neueste Vision auseinanderzunehmen.
Lucy lief an den Autos vorbei und ohne dabei ihre Umgebung wahrzunehmen, fummelte sie in ihrem Mantel nach ihrem Schlüssel. Sie fuhr einen alten blauen Volvo. Da war Wyatt sich sicher. Zumindest war es das Auto, an dass sie sich in ein paar Sekunden lehnen würde, Wyatt drehte sich um und schaute nach dem nächsten Teilnehmer dieser kleinen Szene.
Und dann trat der Mann in Erscheinung, er tauchte wie aus dem Nichts auf. Wyatt beobachtete den Mann aufmerksam, obwohl die mysteriöse Figur nicht anders als sonst war, nicht klarer. Dunkle Hose, dunkle Jacke, eine Windjacke vielleicht. Die Figur war total verschwommen, egal wie nahe Wyatt ihr kam. Er huschte lautlos heran und packte Lucy von hinten. Lucys Mund öffnete sich und ein erstickter Schrei erklang in der Luft, wie in einem Film der nicht synchron war. Der Mann drückte sie gegen den blauen Volvo; Metall glitzerte in seiner erhobenen Hand.
Obwohl er es besser wusste, konnte Wyatt sich nicht davon abhalten, sich zu bewegen, er fühlte sich unweigerlich zu Lucy hingezogen, wie ein Magnet zu einer Stahlklinge …
Und Wyatt ging direkt durch sie hindurch, sank tief, bis er das Glasfenster des Volvos traf.
Frust baute sich in ihm auf, und er presste seinen Kiefer zusammen, während er sah, wie die Hand des Mannes sich hob und ein Messer aufblitzte, obwohl es gar kein Licht gab. Lucy machte ein weiteres Geräusch, ein erschreckendes Wimmern, das aufhörte, als die Klinge sich an ihren Hals presste. Wyatt konnte die Finger des Mannes nicht sehen, aber das Messer wurde mit lebhaften Bewegungen geführt.
Wyatts Herz pochte in seiner Brust, Adrenalin schoss in seine Venen, als er eine schwache Spur von Rot aus der blassen, zarten Haut von Lucys Kehle treten sah. Ihr Angreifer hielt sie von hinten fest und zog an dem Rand ihres Shirts, um es hochzuziehen. In Wyatt stieg die Galle hoch, als der Mann ihren Spitzen BH kaputt riss und ihre Brüste freilegte, er griff so fest zu, dass ihre Haut um ihren dunkelrosa Nippel rot wurde.
Wyatt konnte Lucys atemloses Keuchen nicht über seinem hören. Er zog seine Faust zurück und rammte sie gegen das Auto, fest genug, um es zu zerbeulen, obwohl er das natürlich nicht tun konnte, genauso wenig, wie er diesen Angriff aufhalten konnte. Er konnte sich auf den Kopf stellen, aber er konnte Lucy nicht anfassen. Er konnte die Minutenanzeiger an seiner Rolex sehen, aber nicht die Kleidung, die der Angreifer trug. Er konnte hören, wie Lucy um Gnade bettelte, er konnte sehen, dass es eine Antwort gab, aber er konnte die Antwort des Mannes nicht hören.
Wyatt drehte sich um und konnte nicht länger zuschauen. Er wusste, was jetzt passierte. Der Mann schaffte es, Lucys dunkle Jeans zu öffnen, und schob sie zusammen mit ihren Hosen herunter. Er bewegte das Messer zu ihrem Nacken und hielt sie damit an Ort und Stelle, während er sie vergewaltigte, in ihr Ohr flüsterte, sie erniedrigte und ihr Angst machte. Wyatt hatte das immer und immer wieder gesehen und konnte nicht eingreifen.
Er schaute auf seine Uhr und legte den genauen Moment fest, in dem sein anderes ich an der Szene ankam. Der echte Wyatt schaute sich selbst zu, wie er von dem Rand des Parkplatzes angerannt kam, er trug das rote, karierte Hemd das Wyatt of trug und ein mörderischer Ausdruck lag in seinen Zügen. Bei dem Tempo in dem sich sein anderes ich bewegte, war er nichts weiter als ein großer, dunkelhaariger Blitz, verschwommen, aber dennoch beachtlich auf eine Art wie Traum-Wyatt es nicht war. Es verwirrte seine Gedanken ein wenig, während er versuchte zwischen sich und sich selbst zu unterscheiden.
„Blöder Idiot”, murmelte Traum-Wyatt zu sich selbst. „Mach weiter und du siehst, was passiert.”
Das war der schlimmste Teil seines Traums, seiner Vision wie auch immer. Der Kopf des Angreifers verschwamm, als er sich umdrehte und Wyatt wie einen Racheengel angelaufen kommen sah. Das Messer blitzte wieder auf; Lucys Schreien wurde lauter und der echte Wyatt schrie; und dann war alles still, so wie wenn einem im Flugzeug die Ohren zugehen. Nur ein leises Summen, als Lucy zusammenbrach, und aus ihrer Kehle, ihrem Hals, dem Nacken und ihrer Schulter rote Spritzer, die dem Weg des Messers folgten, während er es durch ihr Fleisch zog.
Der echte Wyatt erreichte Lucy nicht rechtzeitig, er stolperte, als der Möchtegern-Schurke fliehen wollte.
Traum-Wyatt sah sich selbst dabei zu, wie er hin- und hergerissen war, zwischen dem Wunsch, den Angreifer zu jagen und seine keuchende Partnerin zu trösten. Dann sank der echte Wyatt schließlich auf seine Knie, zog Lucy auf seinen Schoß und schrie nach Hilfe. Er presste seine Hände über ihre Wunde, ihr Blut tränkte seine Hände und sein Shirt. Traum Wyatt sah alles, jedes Detail. Wie ihr Blut in sprudelnden Stößen herauskam, zuerst stark und dann langsamer, immer langsamer, während sie davonglitt.
Obwohl er noch gar keine Chance gehabt hatte, obwohl Lucy noch nicht seine Partnerin war und obwohl noch nichts davon passiert war, drehte Wyatt sich um und würgte, unfähig ihr Ableben zu verkraften. Sein Körper übernahm die Führung, sein Herz wurde zu Stein und seine Haut prickelnd und kalt.
„LUCY!”, brüllte Wyatt mit heiserer Stimme. Er setzte sich in seinem Bett auf, steif wie ein Brett und die Laken klebten an seiner feuchten Haut. Er sog tief Luft ein und versuchte seine zitternden Glieder zu kontrollieren, während er die Fingerspitzen in die Matratze krallte. Sein Puls pochte gefährlich. Er war nur Sekunden davon entfernt, sich zu verwandeln, sein Bär erhob sich mit dem Bedürfnis zu kämpfen und zu beschützen, was seins war.
Hier in der dunklen Kühle seines Hotelzimmers gab es niemanden, mit dem Wyatt kämpfen musste. Obwohl jedes Härchen auf seinem Körper aufgestellt war, seine Zähne gebleckt, sein Geist wild vor Wut und Verzweiflung, gab es niemanden, der antwortete. Er war so heiß wie Feuer, kühl wie Eis und stark wie jeder Berserker … aber nichts davon bedeutete etwas.
Wyatt sank zurück, seine Gedanken kreisten, ohne irgendwo anzukommen. Die reine Hilflosigkeit, die er spürte, ließ die Tränen in seine Augen schießen, während er versuchte sich von dem Rausch zu beruhigen, welche die Visionen immer brachten.
Sobald er wieder genug Luft bekam, griff Wyatt hinüber und machte die Nachttischlampe an. Er nahm ein dickes in Leder gebundenes Tagebuch und einen Stift vom Tisch, öffnete eine neue Seite und schrieb säuberlich das Datum in die erste Zeile. Er arbeitete mehrere minutenlang, füllte drei Seiten mit jedem Detail aus, an das er sich erinnern konnte und versuchte herauszufinden, was neu war.
Das Gebäude, das weiße Gebäude im Hintergrund. Das war neu, dachte er. Es sah ein wenig aus, wie das Krankenhaus aus, in dem Lucy arbeitete. Er wusste das, weil er sie praktisch jede Stunde verfolgte, die er wach war, nur um dann in sein Hotelzimmer in der Innenstadt von Seattle zurückzukehren, wo er fast vor Erschöpfung zusammenbrach. Es war kein toller Plan, nicht einmal ein guter, aber es war alles, was er im Moment hatte.
Seit einem Monat beschattete er diese Frau, die ihn niemals kennen oder seine Partnerin werden würde. Wyatt wusste, dass er instabil war. Körperlich, emotional und wer weiß was noch. Morgen würde er um Verstärkung bitten müssen. Sein älterer Bruder Luke war der Einzige, der von Wyatts Visionen wusste, also war er die einzige Wahl.
„Verdammter Scheiß ”, murmelte Wyatt.
Er hatte wirklich und ehrlich gehofft, dass die heutige Nacht traumlos bleiben würde. Oder er besser einen dieser verschwommen, lusterfüllten Träume von Wyatt und Lucy zusammen im Bett hatte, wo sie Dinge taten, die sich besser anfühlten, als Wyatt es sich je hatte vorstellen können. Lucy konnte ihn in der Menge nicht mal erkennen, aber sie hatten schon hundertmal, tausendmal, auf jede einzelne Weise gefickt, die Wyatt kannte. Wenn er eine Pause von den nächtlichen Schrecken hatte und die Chance bekam, die Partnerin, die er nie anfassen oder schmecken würde, zu erleben, dann stellte er sicher, dass er alles mitnahm, was ging. Er speicherte jeden Moment in seiner Erinnerung ab, wissend, dass er nie ein weiteres Bild dieser Art sehen würde …
Er erbleichte bei seinen eigenen Gedanken. Wyatt warf das Buch und den Stift zurück auf den Nachttisch und nahm sein Handy in die Hand.
Hi Fremder
Heute um 20:15 bei mir
Wo bist du?
Komm heute Abend vorbei, bitte
Ignorierst du mich jetzt??? Du bist ein Arschloch
Wyatt stöhnte und legte das Handy wieder auf den Tisch mit dem Display nach unten. Fünf Nachrichten von vier verschiedenen Frauen in drei Stunden. Wer hätte das gedacht. Selbst wenn er wieder in Chicago war und eine der Damen von der langen Liste seines Stalls hätte anrufen können, er hätte es nicht getan. Oder hätte es vielleicht nicht gekonnt. Zwei Tage nach seiner ersten Vision von Lucys Tod, eines von mehreren Szenarien, in denen Wyatt die Ehre hatte, seine beabsichtigte Partnerin sterben zu sehen, hatte er auch sein erstes sexuelles Scheitern erlebt. Die schöne Rothaarige, eine seiner Lieblinge, war sehr verwundert gewesen, als nichts ihres übermäßigen Charmes Wyatts ganze Aufmerksamkeit erringen konnte.
Stöhnend zog Wyatt sich das Kissen über das Gesicht. Warum zum Teufel passierte ihm so etwas? Hatte er nicht jede kosmische Schuld dafür gezahlt, dass er ein Frauenheld war? Im letzten Jahr hatte er jede Einzelne der zugedachten Partnerinnen seiner Brüder vor unglaublichem Schicksal bewahrt, oftmals im Hintergrund und ohne jegliches Lob für seine geheime Heldentat.
Sicherlich machte das all den Mist, den er allen Frauen zugefügt hatte und mit denen er geschlafen hatte, wieder wett? Anscheinend nicht, denn jetzt war er hier und verbrachte seine wachen Stunden damit, die einzige Frau zu beobachten, die er je gewollt hatte und der er sich nicht nähern konnte, damit er nicht versehentlich die Ereignisse auslöste, die ihren möglichen Untergang herbeiführten. Seine Gedanken wanderten zurück zu der Vision, die er gerade gesehen hatte und zu dem weißen Gebäude. Das war immerhin etwas.
Wyatt schaute auf seine Uhr und seufzte und schälte sich dann aus dem Bett. Es war spät, genauso spät wie in seinem Traum. Wenn er jetzt ging, würde er Lucy erwischen, wenn sie von der Arbeit kam und sicherstellen, dass sie heil nach Hause kam.
„Wie erbärmlich”, schnaubte er laut, als er sich das Shirt anzog. „Wirklich erbärmlich.”
„Warum machst du so ein Gesicht? Hat dich dieser Verrückte wieder angerufen?”
Lucy Summer schaute von ihrem Handy auf, lächelte und rollte ihre Augen wegen ihrer besten Freundin Lexie. Lexie hüpfte an ihrem Schrank auf und ab und zog sich ihre Hose und die bequemen Tennisschuhe an, ohne dass ihre nackten Füße dabei den Boden berührten. Lexie kam gerade zur Schicht, während Lucy ging, etwas das immer öfter passierte je näher sie sich dem Ende ihrer Zeiten als Assistenzärztinnen näherten.
„Nein, aber er hat mir sechs Mal geschrieben. Selbst wenn ich antworten wollte, ich habe die ganze Zeit gearbeitet”, seufzte Lucy. Sie zog ihre Hose aus und eine dunkle Jeans an und hüpfte dann genauso, wie Lexie es getan hatte. Anstatt ihre schmerzenden Füße wieder in ihre grässlichen aber bequemen Tennisschuhe zu stecken, zog Lucy die Flipflops aus ihrem Schrank und ließ sie auf den Boden fallen. Seufzend glitt sie hinein.
„Ich weiß nicht warum du diese Schuhe trägst, nachdem du 24 Stunden gestanden hast”, sagte Lexie und warf Lucys Flipflops einen missbilligenden Blick zu. „Meine Füße mögen ihre Freiheit nach der Arbeit. Du weißt, wie ich ticke. Wir sind doch schon, na sag, zehn Jahre jetzt befreundet?”, sagte Lucy.
Lexie lachte, sie schüttelte ihr perfektes blondes Haar. Lexie und Lucy taten gerne so, als wären sie Zwillinge, aber Lexie war eine große, weidenartige Eiskönigin neben Lucys brünetten Locken und der blassen, mit Sommersprossen bedeckten Haut. Lucy machte ihre Mutter dafür verantwortlich, denn alle Summer-Frauen waren praktisch Klone. Große Brüste, großer Hintern, breite Hüften, wiiiiiinzige 1,50 m Persönlichkeiten. Lexie dagegen sah aus, als wenn sie gerade vom Set von einer dieser kitschigen Krankenhausserien kam, während Lucy häufig für eine Medizinstudentin gehalten wurde. Es war besonders unfair, weil sie beide hart arbeiteten, um ihr letztes Jahr als Assistenzärztinnen zusammen zu beenden.
„Warum dieses Gesicht? Soll ich diesen Typen zusammenschlagen?”, fragte Lexie und zog eine blonde Augenbraue hoch.
Jetzt war es an Lucy zu lachen.
„Nein. Ich dachte nur gerade, dass wir nur noch eine Handvoll Monate zusammen hier bei Mount Mercy haben”, sagte Lucy und zog eine Grimasse.
„Das hängt von dir ab, glaub ich. Einige von uns waren verantwortungsbewusst und haben sich entschieden, wo wir unsere Spezialisierung machen wollen”, neckte Lexie.
„Gott, erinnere mich nicht dran.”
„Du hast zehn Angebote. Such dir eins aus. Bei eins meine ich, such dir eins in Boston aus, sodass du in meiner Nähe bleibst.”
Lucy stöhnte.
„Es sind sieben Angebote und Boston ist zu kalt. Du bist verrückt, dass du dort hinziehst. Warum ziehen wir nicht nach Hawaii oder so?”, witzelte Lucy.
„Wenn wir nur lesbisch wären … Unsere Leben wären so perfekt, weil wir uns bereits gefunden haben”, bedauerte Lexie. „Männer ruinieren nur alles.”
Lucys Handy vibrierte und piepte in ihrer Hand und sie erschrak.
„Wo wir gerade von Männern sprechen …” Lucy schnaubte. „Ich war auf vier Dates mit dem Typen und er glaubt, wir sind verlobt oder so.”
„Ich dachte, ihr habt nicht einmal …” Lexie machte ein lüsternes Gesicht und eine obszöne Geste und beide fingen an zu lachen.
„Ich kann nicht glauben, dass du Ärztin bist. Du bist sooooo unreif”, sagte Lucy. „Und wir haben keine Art von Beziehung. Ich habe ihn das letzte Mal nur getroffen, um ihm persönlich zu sagen, dass ich ihn nicht mehr sehen will. Er schien meine Hinweise in den Nachrichten nicht richtig zu verstehen.”
„Du bist netter als ich, Lucy. Ich bin mit Jeremy sieben Monate ausgegangen und habe dann über Facebook mit ihm Schluss gemacht.”
„Das war noch besser, weil jetzt bekommen wir beide jedes Mal die kalte Schulter gezeigt, wenn wir zur Radiologie gehen. Tolle Arbeit, jemanden auszusuchen, der bei deiner täglichen Arbeit wichtig ist und ihn dann abzuservieren. Danke dafür.”
Lexie atmete aus und zuckte mit den Schultern.
„Er war nicht gut im Bett”, war ihre einzige Antwort.
„Du bist so oberflächlich. Ich weiß nicht, wie du Ärztin werden konntest”, neckte Lucy sie.
„Ich bin immerhin nicht prüde”, gab Lexie zurück.
„Ähm! Entschuldigung, dass ich auf die richtige Person warte. Diese bedeutungslose Medizinstudenten-Flirterei ist nichts mehr für mich. Und ich stehe auch unter Beobachtung. Du weißt, dass mein Clan ein wenig …” Lucy zog eine Grimasse.
„Konservativ ist. Ja, ich hab es verstanden. Ich ärger dich doch nur. Mal im Ernst, du bist siebenundzwanzig, fast mit deiner Assistenzzeit fertig und du bist heiß. Du solltest endlich anfangen zu daten”, sagte Lexie und warf Lucy einen spitzen Blick zu.
„Das habe ich getan und sieh doch, was dabei rausgekommen ist”, sagte Lucy und wedelte mit ihrem Handy in Lexies Richtung. „Kurt Hughes, Alter achtundzwanzig, Einzelkind und dazu noch Anwalt. Ich lasse meine Mutter nie wieder ein Date für mich arrangieren.”
Lexie kicherte und schloss ihre Spindtür mit einem Krachen. Beide waren jetzt angezogen und nahmen sich einen Moment Zeit, um ihre weißen Mäntel überzuziehen. Sie waren beide total verliebt in ihre neugefundene Doktortitel, als ob das eine große Sache wäre, und sie nutzten jede Gelegenheit, um zu zeigen, was sie sich nach so vielen schweren und ermüdenden Stunden der Arbeit und des Lernens verdient hatten.
„Du siehst gut aus, Dr. Summer”, sagte Lexie und winkte Lucy.
„Du auch, Dr. Reid. Ich seh dich morgen Abend? Der Kalender sagt, wir haben beide frei, also dachte ich, wir sollten mal wieder ausgehen, was trinken und etwa für unsere Füße tun.”
„Du kennst mich zu gut”, erwiderte Lexie mit einem Grinsen und umarmte Lucy schnell. „Ich habe mein Handy im Gegensatz zu dir während meiner Schicht dabei und ich schreibe dir in ein paar Stunden, wenn mir langweilig wird.”
„Du wirst mit deinen Tabellen nie fertig werden”, warnte Lucy, aber Lexie war bereits auf dem Weg nach draußen und winkte mit der Hand ab, während sie ging.