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Hast du den Mut, mit in die Hölle eines Zahnteufels hinabzusteigen? Hier unten wird es heiß, sarkastisch, humorvoll, manchmal auch fachlich und es wird ungefiltert herausgeschossen, was in unserem Alltag passiert. Ein Blick hinter die Kulissen eines Zahnteufels solltest du nur dann wagen, wenn du das Augenzwinkern dahinter verstehst. Respekt. Wertschätzung. Achtsamkeit. Anerkennung. Fürsorge Überlege dir gut, ob du dieses Buch wirklich öffnen willst!
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Seitenzahl: 159
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Der Zahnteufel wurde im Jahre, ach was, als ob es euch was angeht, wann der Teufel der Zähne geboren wurde. Was ich euch aber verraten werde, ich wurde in einem Land geboren, wo viele Häuser stehen. Flüsse durch die Städte rauschen und Autos durch die Straßen fahren und Menschen essen. Manche mehr, manche weniger und alle landen sie irgendwann mal in den heiligen Hallen der Zahnärzte und somit auch bei uns – den fleißigen Feen – die mehr sind, als stehende Absaugkanülen. Also, nehmt euch in Acht – jetzt wird es teuflisch gut.
Ach ja, wenn du keinen Humor verstehst oder ungefilterte Wahrheiten, dann solltest du das Buch jetzt zuklappen.
Wir sind ausgebildete ZFAs, weitergebildete ZMVs, ZMPs, DHs. Wir waren nicht in einer Zauberschule und haben nicht zaubern oder hellsehen gelernt!
Mensch, darüber musst du mal ein Buch schreiben – wer kennt den Satz als Autor nicht? Tja, und das tue ich jetzt auch. Eines will ich euch direkt voraussagen – dies ist von einem Fachbuch weit entfernt, auch wenn es am Ende mal etwas fachlich wird. Vielmehr will ich euch in die Welt eines Zahnteufels entführen und euch einen Einblick hinter die Kulissen geben. Ein Augenzwinkern muss man bei diesem Buch allerdings schon verstehen – sonst bitte nicht weiterlesen.
Namen und Orte sind frei erfunden und stehen in keinerlei Zusammenhang mit jemanden. Es sind vielmehr Situationen, lustige Momente, die mir selbst in meinen vielen Berufsjahren passiert sind.
Seit über zwanzig Jahren bin ich nun in meinem Job und liebe ihn sehr. Sicherlich gibt es auch Phasen, wo ich mich abends frage, weshalb ich nicht einfach Al-paka-Hirte in Peru geworden bin, aber ich glaube, diese Phase kennen wir alle. Egal, in welchem Beruf.
In diesem Zuge sei noch gesagt, dass ich nicht gendern werde. Ebenso meine ich natürlich immer Zahnärzte und Zahnärztinnen. Kollegen, wie Kolleginnen und Patienten und Patientinnen. Aber ich werde es nicht immer ausschreiben, sonst wird es unlesbar und einfach zu lang.
Vor allem möchte ich noch darauf hinweisen, dass genannte Patientengruppen oder natürlich auch die Zahnärzte oder Zahnärztinnen nicht alle über den gleichen Kamm zu scheren sind, das ist natürlich auch klar! Es sind nicht alle so, wie beschrieben, es gibt immer Ausnahmen! Gute, wie auch schlechte.
So, nun aber genug von Vorwort. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Euer Zahnteufel
Kennt ihr das auch, dass eure Chefs gar nicht wissen, was ihr eigentlich seid? ZFA, ZMP, ZMF, ZMV oder DH – ist doch alles das Gleiche. Nein – ist es nicht! Wie oft lese ich in Stellenanzeigen, dass Praxen eine Auszubildende zur ZMF suchen. Sehr oft und das treibt eine ZMF in den Wahnsinn, denn es ist demütigend, wenn man weiß, was der Unterschied ist und was man dafür geleistet hat. Also, kommen wir mal zur Aufklärung für den Laien und die Arbeitgeber.
Der klassische Ausbildungsberuf in unserer Branche ist die sogenannte zahnmedizinische Fachangestellte, kurz ZFA. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre, kann aber auch um ein halbes Jahr gekürzt werden. In manchen Fällen sogar um ein ganzes Jahr. Aber, by the way, dies kann ich wirklich nicht empfehlen. Gerade im letzten Jahr kommen noch einmal wichtige Themen dran. Am Ende gehe ich noch einmal genauer darauf ein, was eine ausgelernte ZFA alles macht.
Hm, ja, habe ich auch mal gemacht und gedacht, ich könnte damit alles. Während meiner Weiterbildung zur ZMF habe ich gemerkt, dass dieser Intensivkurs/Basiskurs eigentlich etwas ist, womit man nichts kann, aber mächtig damit angibt. Macht lieber gleich die ZMP, wenn ihr euch für den Bereich der Prophylaxe interessiert.
War zu meiner Zeit noch nicht wirklich präsent, zumindest nicht in meinem Bundesland. Daher habe ich mich damals für die ZMF entschieden. Wie der Name schon sagt, bildet sich hier eine ZFA zur ZMP fort, den Bereich der Prophylaxe. Aber was muss man alles dafür leisten, um ZMP zu werden? (Stand 2022):
Man benötigt die Module 1-4 (was die einzelnen Module bedeuten, erkläre ich weiter unten) nach jedem Modul erfolgt eine schriftliche Prüfung.
Ca. 150 Stunden Theorie (Fortbildungs-Prä-senzstunden).
Ca. 250 Stunden Praxis (Testatheft).
Voraussetzung: Abschluss zur ZFA, Röntgenschein, Notfallkurs (9 Stunden).
ZMP mit A- und B-Konzept und Schwerpunkt neues PAR-Konzept.
Praktische Prüfung: Komplette Prophylaxesitzung (60-80 Minuten).
Ich habe meine ZMF vor ein paar Jahren abgeschlossen und heutzutage macht das kaum noch einer. Den meisten reicht es aus, wenn man die ZMP macht. Die Ausbildung der ZMF ist umfangreicher. Ich habe es noch anhand von acht Bausteinen gemacht. Mittlerweile sind es Module. Es baut auf die Prüfungen einer ZMP auf, mit drei weiteren Modulen. Nach jedem Modul erfolgt eine schriftliche Prüfung.
Ca. 320 Stunden Theorie (Fortbildungs- Präsenzphase).
Ca. 370 Stunden Praxis (Testatheft).
Unterstützung bei der Kieferorthopädischen Behandlung.
Grundmodul: Abrechnung.
Grundmodul: Praxisorganisation.
Mündliche ZMF-Prüfung nach Modul 7.
Verwaltung und Prophylaxe sind zwei Arbeitsbereiche, die langsam rar werden und die man mögen muss. Wenn man es nicht mag, sollte man die Finger davonlassen. Es sind Bereiche, in denen man selbst Entscheidungen treffen und dafür auch geradestehen muss. Die wenigsten wollen die Bereiche Vollzeit durchführen. Und mal ehrlich, jede Verwaltungskraft, die an der Rezeption sitzt, Chapeau. Ich ziehe den Hut vor euch. Ich habe selbst einige Jahre an der Rezeption verbracht und man wird da einfach zum Drachen. Man bekommt die Launen von den Patienten ab, vom Chef und von den Kolleginnen. Es ist auch irgendwie die Frustablasszentrale für Jedermann und das ungefragt und oft ungefiltert. Was man neben einem dicken Fell noch so braucht?
Module 6-7.
400 Stunden Präsenzzeit.
Voraussetzung: Abschluss ZFA, Notfallkurs 9 Stunden.
Abrechnung aufeinander aufbauend (Grundmodul 6, Aufbaumodul 8).
Praxisorganisation aufeinander aufbauend (Grundmodul 7, Aufbaumodul 9).
Schriftliche Teilprüfungen Abrechnung und Praxisorganisation.
Mündliche Abschlussprüfung nach Modul 9.
Was beinhaltet jetzt welches Modul?
Modul 1:
Grundmodul Prophylaxe.
Modul 2:
Abformung, Modellherstellung, Medikamententräger, Provisorien, Trockenlegung, Fissurenversiegelung.
Modul 3:
Kommunikation und Abrechnung, Gesetze, MPG-Hygiene, Arbeitssicherheit, Kommunikation, Haus- und Heimbesuche Abrechnung.
Modul 4:
Grundlagen Zahn- und Allgemeine Notfallmedizin, Bleaching, UPT, Prüfungsvorbereitung.
Modul 6:
Grundmodul Abrechnung BEMA, GOZ
Modul 7:
Praxisorganisation, Qualitätsmanagement, Rechts- und Wirtschaftskunde, EDV.
Modul 8:
Aufbaumodul Abrechnung BEMA, GOZ.
Modul 9:
Aufbaumodul, Praxisorganisation, Qualitätsmanagement, Rechts- und Wirtschaftskunde, EDV.
Quelle: www.lzkh.de (Landeszahnärztekammer Hessen)
Diese Weiterbildung ist (Stand 2022) nicht in allen Bundesländern möglich. Da ich es unbedingt absolvieren wollte, habe ich Monat für Monat eine weite Anreise auf mich genommen und mit dem Zug interessante Dinge erlebt.
Abschluss zur ZMP oder ZMF.
Einjährige Berufserfahrung als ZMP oder ZMF.
Erste-Hilfe-Kurs mit 9 Stunden.
Röntgenschein.
800 Stunden Theorie und Praktisch (Präsenzphase).
250 Stunden Praxis (Testatheft).
Lernziel – Quelle/Auszug: www.blzk.de Ziel dieser Aufstiegsfortbildung ist die Vermittlung von Kenntnissen aus den Bereichen Medizin und Zahnmedizin sowie umfassende Kenntnisse der Dentalhygiene mit Schwerpunkt Parodontologie.
Keineswegs bin ich eines Morgens wach geworden und habe gesagt: »Ich werde Zahnarzthelferin«. Auch als Kind war das nie ein Thema. Im Gegenteil – immer, wenn mich jemand gefragt hat, was ich später mal werden möchte, war meine Antwort: »Was Handwerkliches«. Okay, ihr denkt jetzt sicherlich, wie kommt man von dieser Idee zur Zahnarzthelferin, aber ich erzähle es euch.
Als Kind und Jugendliche habe ich gerne handwerklich gearbeitet, ich habe es geliebt, meine Hände im Kleister zu versenken und Dreck zu machen. Mein Freundeskreis bestand zu achtzig Prozent aus Jungs. Somit bestand mein Alltag darin, Staudämme zu bauen, mich im Dreck zu suhlen, Fußball zu spielen, um die Wette zu klettern und habe bei handwerklichen Arbeiten gerne geholfen. Statt den Barbiepuppen die Haare zu kämmen, habe ich diese geschnitten und mit Autos gespielt. Mein größtes Geschenk war damals eine Rennbahn mit einem Looping.
Später, in der Schule, hat sich das nicht geändert. Während die Mädchen Hauswirtschaft oder eine zweite Fremdsprache als Wahlpflichtfach hinzuwählten, fiel meine Wahl auf Techniklehre und Informatik. Backen, Häkeln, Stricken – nicht gerade das, was mich damals interessiert hatte. Ebenso konnte und kann ich bis heute mit der neusten Mode und ewig langem Schminken nichts anfangen. Irgendwann kam die Zeit in der Schule, wo ich ein Schulpraktikum machen musste. Aber, was sollte ich tun? Mal abgesehen davon, dass ich nicht die hellste Krone im Leuchter war und keinen Bock auf Schule hatte, wurde es Zeit, mir Gedanken zu machen. Ich fragte bei vielen Handwerksfirmen nach, um ein Praktikum absolvieren zu können, aber überall bekam ich das Gleiche zu hören: »Ein Praktikum können Sie gerne machen, aber Aussicht für eine Ausbildung ist sehr schlecht, weil Sie zu klein und zu zierlich sind«. Na geil, aus der Traum, er platzte immer mehr, wie eine Seifenblase.
Heutzutage wäre man wahrscheinlich dankbar gewesen, wenn sich überhaupt jemand dafür interessieren würde. Aber nun gut. So ändern sich die Zeiten.
Da ich aber einen Praktikumsplatz brauchte und die Zeit gegen mich lief, entschied ich mich dafür, etwas mit Kindern zu machen. Also stiefelte ich in den Kindergarten, den ich selbst auch besucht hatte und fragte dort nach. Schließlich kannte mich meine Kindergärtnerin ja noch und ehe ich gar nichts hatte, hielt ich dies für eine gute Idee. Ich bekam auch sofort die Zusage, aber auch den Hinweis, dass eine Ausbildung lange dauert und man dort auch nicht so viel Geld verdient. Da mir nicht allzu viel Zeit blieb, sagte ich dennoch erst einmal zu. Am Nachmittag hatte ich einen Termin bei meinem Zahnarzt und lag dort auf dem Stuhl und dachte mir, dass Medizin vielleicht auch ganz cool wäre. Also fragte ich kurzerhand bei meinem damaligen Zahnarzt nach, ob ich mein Schulpraktikum nicht bei ihm machen könnte. Tja, und somit war ich einige Monate später für drei Wochen beim Zahnarzt und dies machte mir Spaß. Eine gute Alternative, dachte ich mir. Kurz nachdem mein neuntes Schuljahr begonnen hatte, stellten mir meine Eltern eine wichtige Frage: »Was willst du denn nun nach der Schule machen?«
»Alles, aber bloß keine Schule mehr!«
Klarer konnte ich nicht antworten. Denn ich hatte absolut keinen Bock mehr auf Schule. Die Vieren, Fünfen und manchmal auch Sechsen unter meinen Arbeiten häuften sich und ich wollte bloß raus aus der Schule. Heute sagt man ja schon in der Grundschule ganz cool – Klausuren – damals hat man das nur ab dem Abitur beziehungsweise in den Unis gesagt.
»Und was willst du jetzt arbeiten?«, fragten meine Eltern.
»Egal, was. Irgendwas, wo ich keinen Eignungstest machen muss, sondern Probearbeiten kann«, antwortete ich.
Denn mir war klar – einen Eignungstest würde ich nicht überleben. Ich war ja schon nicht in der Lage, in der Schule gute Noten zu schreiben. Mal abgesehen davon hatte ich auch keinen Bock zum Lernen gehabt.
Ich war froh, dass ich der letzte Jahrgang war, der ohne Abschlussprüfung die Realschule bekommen hatte. Wir waren damals eine der Testklassen, die diese Abschlussprüfungen als normale Arbeit geschrieben hatten. Ich wäre glatt durchgefallen und hätte nur eine erweiterte Hauptschule gehabt.
Für mich grenzte es die Suche nach einem Ausbildungsplatz also deutlich ein und ich entschied mich für sämtliche medizinischen Bereiche. Ich arbeitete bei drei Zahnärzten und einem Hautarzt zur Probe, was mir auch wirklich Spaß gemacht hatte. Die Zusage bekam ich von allen drei Zahnärzten und entschied mich für den Zahnarzt, wo ich schon jemanden kannte, weil ich dachte, dass es mir da dann vielleicht etwas leichter fallen würde. Tja, und so begann für mich am 01.MM.XYYX das Arbeitsleben.
Wenn ich geahnt hätte, was mich in diesen drei Jahren alles so erwartet, hätte ich vermutlich eine andere Stelle angenommen oder hätte doch das Berufsgrundschuljahr gemacht. Oder wäre einfach im Sandkasten sitzen geblieben und hätte anderen Kindern die Schippe übern Kopf gezogen, wenn sie mir meine Förmchen weggenommen hätten.
Es war zu der Zeit wirklich kein Zuckerschlecken, aber ich bin mittlerweile froh, dass ich diese Praxis gewählt hatte. Denn dort hatte ich meinen Job lieben gelernt und vor allem eine klare Vorstellung von dem bekommen, wo mein beruflicher Weg hingehen würde.