Zarewitsch Iwan und der wilde Wolf - Theodor Nebl - E-Book

Zarewitsch Iwan und der wilde Wolf E-Book

Theodor Nebl

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Beschreibung

Russlands Sagen- und Geschichtenwelt, wohl allen Märchenfreunden gut gefällt. Hab die Schönsten für euch ausgewählt, in Reime gesetzt und neu erzählt. Von Helden, Recken, Zaren werdet ihr erfahren. Hexen und Zauberer garantieren Hinterlist, auch davon zu berichten ist. Väterchen Frost darf auch nicht fehlen, dieses ist nicht zu verhehlen. Dazu noch seltsame Fabelwesen. Und noch viel mehr und noch viel mehr! Wer nun nicht liest, ist nicht dabei gewesen! Das Büchlein wegzulegen, das fällt schwer!

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Inhalt

Freut Euch auf ...

Zarewitsch lwan und der wilde Wolf

Gevatter Naum

lwan-Kuhsohn

Der Axtbrei

Wie der

Arme, mit

dem Gutsherrn zu Mittag aß

Nach des

Hechtes Willen

Baba Jagas Ganse und Schwane

Väterchen Frost; der Gestrenge

Kusma, der Schnellreiche

Der unsterbliche Zauberer Koschtschei

Das unbedachte Wort

Des Bauern Lügengeschichten

Der Traum

Der Lange, der Dicke und der Scharfäugige

Die Autoren

Bisher erschienen

Freut Euch auf ...

Zarewitsch lwan und der wilde Wolf

Russisches Volksmärchen

Zwei Söhne sollten das Zarenreich

zu gleichen Teilen erben.

Das freut sie sehr,

auch wenn ihr Vater, der Zar,

dafür musste sterben.

Jeder geht nun seinen Weg,

zum großen Teil von ihren Frauen bestimmt.

Als dann der wilde Wolf

ins Spiel noch kommt,

diese spannende Geschichte

so manche Wendung nimmt ...!

Seite →

Gevatter Naum

Russisches Volksmärchen nach Alexander N. Afanasjew

Der Zar ist solch ein Bösewicht, solch ein Bösewicht,

wer es nicht weiß, der glaubt es nicht!

War scharf auf Andrejs Jelena,

deren Schönheit einstmals er verkleidet sah.

In seinem Harem lebt kein solches Weib,

sie wär’ ein rechter Zeitvertreib!

Dazu muss Andrej nur verschwinden.

Dafür werden der Zar und sein Ratgeber

unlösbare Aufgaben für ihn finden ...!

Seite →

lwan-Kuhsohn

Russisches Volksmärchen nach Alexander N. Afanasjew

Eine Zarin, die lange Zeit kein Kind bekam,

von einer Alten einen guten Rat annahm:

»Esst die Fischsuppe Majestät,

weil das Gebären dann viel besser geht!«

Nicht nur die Zarin hat davon gegessen.

Der Topf war groß, ihn leer zu essen, wär’ vermessen!

Was übrig blieb, aß die Magd

und hat den Rest der Kuh im Stall gegeben.

Das, was die drei gebaren,

richtige russische Helden waren!

Welche Abenteuer sie erleben,

erfährt nur der,

der lesend an diesen Seiten wird kleben ...!

Seite →

Der Axtbrei

Russisches Volksmärchen

Wie ein Soldat ein

geiziges Mütterlein lehrt,

einen schmackhaften Brei zu kochen,

darüber wird in diesem Märchen gesprochen!

Über alle Zutaten wird berichtet.

Auch darauf, was eine Axt

damit zu tun hat,

wird keinesfalls verzichtet ...!

Seite →

Wie der Arme, mit dem Gutsherrn zu Mittag aß

Russisches Volksmärchen

Ein Krämer nimmt den Mund sehr voll,

weil er mehr sein will, als er soll!

Er tat, als wenn der Gutsherr

mit ihm verkehrt:

»Wann immer ich will,

lädt mich der Herr zum Essen ein!«

Ein Armer wettet dagegen!

Wer wird wohl der Sieger sein ...?

Seite →

Nach des Hechtes Willen

Russisches Volksmärchen nach Alexander N. Afanasjew

Der faule Jamelja soll vom Flusse Wasser holen.

Macht sich mit zwei Eimern auf die Sohlen.

Schlägt mit der Axt ein Loch ins Eis,

dies ist des Wasserholens Preis.

Zieht die Eimer durch das Nass,

fing einen Hecht, der darin saß.

Der Hecht sprach: »Lass mich bitte frei,

dann bringe ich einen Spruch dir bei.

Sagst du ihn auf, werden deine Wünsche wahr.«

Ich verrat’ noch nicht, was dann geschah ...!

Seite →

Baba Jagas Ganse und Schwane

Russisches Volksmärchen

Schwäne und Gänse kamen geflogen,

haben ein Bübchen aufgehoben,

zogen mit dem Kind weit fort,

hin zu Baba Jagas Ort.

Die Schwester verfolgt die Vogelschar,

ob ihr die Befreiung geglückt wohl war?

Die Hexe spielt auch eine Rolle,

wie immer leider keine tolle ...!

Seite →

Väterchen Frost; der Gestrenge

Russisches Volksmärchen

Eine Alte will der Stieftochter Tod,

ohne Sinn und ohne Not.

Nur weil sie sie hasst und gar nicht mag,

zwingt sie deren Vater

zu einer furchtbaren Tat!

Väterchen Frost, der so verwegen,

hat sicher etwas wohl dagegen,

dem braven Kinde Schaden zuzufügen.

Wer wird reich und wer im Grabe liegen ...?

Seite →

Kusma, der Schnellreiche

Russisches Volksmärchen nach Alexander N. Afanasjew

Kusma ist ein armer Fallensteller.

Hat trotzdem selten Fleisch

auf seinem Teller!

Alles ändert sich für ihn dann,

als er eine Füchsin fangen kann!

Er lässt sie am Leben

und sie verspricht dafür

Reichtum ihm zu geben.

Welch spannende Abenteuer

sie dafür inszeniert,

wird in diesem Märchen vorgeführt ...!

Seite →

Der unsterbliche Zauberer Koschtschei

Russisches Volksmärchen nach Alexander N. Afanasjew

Der Zar hat einst dem gerade geborenen

Zarewitsch vorgesungen.

Text und Melodie sind in sein

Herz und Ohr gedrungen.

Tapfere Abenteuer muss er dafür bestehn,

mit Mensch und Tier freundlich umgehn.

Als der Zauberer Koschtschei

dann noch steigt in die Handlung ein,

sollen die Karten neu gemischet sein ...!

Seite →

Das unbedachte Wort

Russisches Volksmärchen nach Alexander N. Afanasjew

Ein armer Bursche wollte heiraten sehr,

doch das fiel ihm ganz schön schwer,

weil weit und breit kein Mädchen ihn gewollt!

Es fehlte wohl an Gut und Gold!

Aus großem Kummer und aus Wut,

sprach ein unbedachtes Wort er aus.

Das lockte den Teufel aus der Hölle heraus

und das tat dem Burschen gar nicht gut.

Ob es gelingt, dem Teufel zu entrinnen

und eine schöne Braut zu gewinnen,

soll das Märchen euch beweisen.

Habt ihr es gelesen, werdet ihr es preisen ...!

Seite →

Des Bauern Lügengeschichten

Russisches Volksmärchen nach Alexander N. Afanasjew

Der Zar hörte gern tolle Geschichten,

von Lügen und von wahren Berichten.

Ein seltsames Spiel macht er daraus

und denkt, er kennt sich prima aus.

Gold kann der, der die Lügen erzählt,

dabei zuhauf gewinnen.

Doch auch sein Leben setzt er ein,

das kann recht schnell verrinnen ...!

Seite →

Der Traum

Russisches Volksmärchen nach Alexander N. Afanasjew

Einen Traum nicht zu erzählen

und das Schweigen lieber zu wählen,

das kann mancherlei uns zeigen.

Mag der Schweiger an Verstocktheit leiden?

Eventuell hat ihn sein Traum bewegt,

vielleicht auch fürchterlich erregt!

Will er ein böses Schicksal gar vermeiden?

Dieses Märchen mögt ihr sicher leiden ...!

Seite →

Der Lange, der Dicke und der Scharfäugige

Tschechisches Volksmärchen nach K.J.Erben

Ein junger Königssohn,

der erben sollt' den Königsthron,

ging aus, um die schöne Prinzessin

von einem Zauberer zu befrein.

Doch das tat er nicht allein!

Drei Gehilfen stellte er als Diener ein.

Was können sie und wie bringen sie sich

in die Rettung der Prinzessin ein ...?

Seite →

Zarewitsch lwan und der wilde Wolf

Im Reiche des dreißigsten Zaren,

eines mächtigen Gospodaren1,

lebte einst ein Zar mit den Söhnchen, seinen beiden,

um die ihn manch ein Herrscher konnt’ beneiden.

Sie wurden Zarewitsch Fjodor

und Zarewitsch Iwan genannt.

Beide waren im ganzen Zarenreich bekannt.

Als ihr Vater starb, erbte jeder das halbe Land.

Zarewitsch Fjodor, der ältere, hat sich getraut,

er suchte nun nach einer Braut.

So gern wollt’ er verheiratet sein,

weil er sich fühlte so allein.

Von der Schönheit einer Zarewna

hat er vieles schon gehört.

Sie lebte im sechzigsten Jungfrauenreich,

von ihrem Bilde war er ganz betört!

Um diese Schöne wollt’ er frein,

dann wär’ er nicht mehr so allein.

Zur Brautschau lud er seinen Bruder ein.

Sie fuhren in der Zarewna Heimatland zu zwein.

Dazu stiegen sie auf ein goldenes Schiff,

umrundeten so manches Riff.

Sie fanden bald das schöne Kind,

ein schöneres man nirgends find’!

Sie war schön, wie jeder weiß,

doch sie besaß ein Herz aus Eis.

Fjodor war trotzdem ganz entzückt,

als er diese tolle Frau erblickt!

Als sie sich dann einig waren,

sind in die Kirche sie gefahren.

Wurden vom Popen getraut,

zu Frau und Mann,

was sich wohl jeder denken kann.

Zu dritt stiegen sie erneut auf das goldene Schiff.

Wieder umfuhren sie das steile Riff.

Von weitem kam ein anderes Schiff geschwommen,

das hätte Zarewitsch Iwan

gerne in Augenschein genommen.

So ließ er sich übersetzen mit einem Kahn,

kam auch glücklich bei dem anderen Schiffe an.

Dort traf er Marja,

eine Jungfrau bezaubernd schön.

Noch nicht einmal im Traume

hatte er solch eine süße Maid gesehn!

Auf der Stelle bat er sie um ihre Hand.

Ihre Antwort er sehr seltsam fand:

»Erst wenn ich mein Mütterchen

und mein Brüderchen habe wiedergesehen,

bin ich bereit, mit dir zu gehen!«

Doch Iwan hat von ihr nicht erfahren,

wer und wo ihre Mutter und ihr Bruder waren.

Traurig wollte der Zarewitsch Iwan

zu seinem Schiff zurück,

doch da hatte er kein Glück!

Weit entfernt hatte das goldene Schiff sich schon,

und Iwan ahnte, es ging um seinen Thron!

Die schöne Zarewna hatte Zarewitsch Fjodor bewogen,

seinen Bruder auf dem Meere zu verlassen.

Das ist wirklich nicht zu fassen!

Er stimmte zu und hatte seinen Bruder so betrogen!

Allein sollt’ ihm das ganze Zarenreich gehören.

Was aus Iwan wird, das konnte ihn nicht stören.

So stand der Bruder traurig an der Reling nun,

der jüngste Zarensohn, und wusste nicht, was tun!

Die schöne Marja aber sprach zu ihm:

»Dein böses Schicksal wird vorüberziehn!

Ich helfe dir, sie können ihrer Strafe nicht entfliehn!

Sei nur getrost, alles wird gut,

hab’ nur Geduld und immer Mut!«

Sie rollte einen Teppich auf dem Deck des Schiffes aus,

setzte sich mit dem Zarewitsch Iwan drauf, und rief:

»Fliege mein Teppich, fliege hoch über das weite Meer,

die finsteren Wälder, über Seen und Stoppelfelder!

Das fällt dir bestimmt nicht schwer!«

Der Teppich stieg in die Höhe.

Ich hab’s gesehen, ich gestehe!

Und ehe noch eine Minute verrann,

kamen sie in Iwans Zarenreich an.

»Dass wir uns gefunden haben,

das muss niemand hier erfahren.

Sie denken, dich alleine können sie besiegen,

doch gemeinsam sind wir stark,

darum werden sie die Rechnung kriegen!«

Marja hat sich in Iwans Gemach versteckt.

Niemand hat sie dort entdeckt.

Und so kann sie gut verstehen,

welche Ränke heimlich vor sich gehen!

Mit seinem goldenen Schiffe

kam Zarewitsch Fjodor

viel später zu Hause an,

wie man sich wohl denken kann.

Denn Marjas Teppich flog geschwind,

schneller als alle Schiffe sind!

Als Fjodor seinen Bruder hat gesehen,

der schon längst war angekommen,

blieb er sehr verwundert stehen,

denn er hatte angenommen,

dass er alleine Zar wird sein,

durch seine Hinterlist, die so gemein!

Als einige Zeit vergangen war,

das wird uns allen hier wohl klar,

liebte der Zarewitsch Iwan

seine Marja mehr und mehr,

doch dem Zarewitsch Fjodor

war jeden Tag das Herz so schwer!

Von seiner schönen Frau

erfuhr er nur Zank und Streit.

Zur Schelte war sie stets bereit.

Ihr kaltes Herz hatte sie böse

und herrschsüchtig gemacht.

Sie kommandierte Fjodor nur herum,

das hat ihm statt Freude,

nur lauter Frust gebracht!

Sie stellte Fjodor stets Aufgaben,

die er lösen musst’.

Doch wie das ging,

hat er nicht gewusst!

Daran er verzweifeln sollt’.

Das hätte die Böse gern gewollt:

»Bringe mir den Eber,

der mit dem Rüssel pflügt,

und mit dem Schwanze eggt!

Finde heraus, wo er sich versteckt.

Und sollte dir das nicht gleich glücken,

werd’ ich dich für immer

in das finstere Gefängnis schicken!«

In seiner tiefen Not ging Fjodor nun

zu seinem Bruder Iwan,

denn er wusste nicht, was tun!

Er wollt’ um seine Hilfe bitten.

Ihr wisst doch noch, vor langer Zeit

hatten sie sich total verstritten.

»Herrschen wolltest du ohne mich, allein,

und nun soll ich dir behilflich sein?«

»Ich bitte dich, kannst du mir verzeihn?

Die Hinterlist hat meine Frau erdacht.

Ich war zu schwach, hab’ einfach mitgemacht!«

»Deine Bitte muss ich erst bedenken,

bevor ich kann meine Schritte lenken.

Hab’ ich’s entschieden, sag’ ich Bescheid,

ob ich dir zu helfen bin bereit.«

Darauf ging Iwan zu Marja, in ihr Gemach

und berichtete, was der Bruder zu ihm sprach:

»Weißt du, ob es solch einen Eber gibt,

der mit dem Schwanze eggt,

und mit dem Rüssel pflügt?«

»Es gibt ihn wohl,

im Walde hält er sich versteckt!«

»Ich hätt’ ihn gar zu gern entdeckt,

denn mein Bruder tut mir Leid,

darum bin zur Hilfe ich bereit!«

»Dieses seidene Tuch, das gebe ich dir.

Es schützt dich vor dem Ebertier!

Greift es dich an, um dich zu zerreißen,

musst du das Tuch über den Eber schmeißen.

Dann bleibt er augenblicklich stehen,

und wird ganz zahm gleich mit dir gehen!«

Genauso ist es auch geschehen!

Als dann die böse Zarewna

den Eber sah im Schlosshof stehen,

schrie sie: »Ich mag das wilde Tier nicht schauen,

jagt es fort, hab’ zu ihm kein Vertrauen!«

Iwan hat das Tüchlein erneut geschmissen.

Da ist der Eber ausgerissen!

Mit tiefem Grunzen lief er fort,

hin zu einem besseren Ort!

Es scheint, die Zarewna wollt’ den Eber haben,

nur um ihrem Mann zu schaden.

Ihn zu quälen, ihm zu drohn,

sie säß’ zu gern allein auf seinem Thron!

Gerne wollte sie ihn ins Verderben schicken,

doch bisher konnt’ ihr das nicht glücken!

Eine kurze Zeit nur

ließ die Hartherzige Fjodor in Ruh’,

doch sie grübelte immerzu,

welche Aufgabe sie wohl finden kann,

die nicht lösen wird ihr Mann:

»Bringe mir die vierzigmal gefleckte Stute

mit ihren vierzig Fohlen.

Schaffst du es nicht, soll dich der Teufel holen.

Dann werfe ich dich in den tiefen Brunnen hinein,

sollst dort für alle Zeit gefangen sein!«

»Hilf mir Iwan, lasse mich nicht im Stich!

Du hast die Kraft, ich bitte dich!«

»Deine Bitte muss ich erst bedenken,

bevor ich kann meine Schritte lenken.

Hab’ ich es entschieden, sag’ ich Bescheid,

ob ich dir zur Hilfe bin bereit.«

Darauf ging Iwan zu seiner Marja, in ihr Gemach,

und berichtete, was der Bruder zu ihm sprach:

»Weißt du, wo ich diese Stute kann finden,

und wie es gelingt, sie dann zu binden?«

»In der Steppe wird sie grasen.

Frisst dort ab, den grünen Rasen.

Sie wird versuchen, dich mit ihrem Huf zu schlagen,

das konnte keiner je ertragen!

Wirf ihr diesen silbernen Zaum

über ihren Kopf und Hals,

dann wird sicher sie lammfromm,

und folgt dir jedenfalls.«

Der Zarewitsch Iwan tat wie ihm geheißen.

Er fand die Stute mit den vierzig Flecken,

den weißen, und mit ihren vierzig Fohlen.

Warf den silbernen Zaum über sie,

so konnt’ er sie getrost nach Hause holen.

Im Schlosshof schlugen die Pferde

mit eisernen Hufen gegen das Tor.

Dabei sahen sie sich gar nicht vor.

Sie bissen in die Mauern mit ihren scharfen Zähnen,

das muss ich hier noch erwähnen.

Als die Zarewna hat gesehen,

die Pferde im Schlosshof stehen,

schrie sie: »Jagt all’ die Gäule fort,

sie verwüsten ja den ganzen Ort!«

Da nahm Iwan der gefleckten Stute

den silbernen Zaum wieder ab,

und alle Pferde rannten davon,

und das in schnellem Trab.

Nun ist es uns wieder klar,

dass die Erfüllung der Aufgabe

der Zarewna gar nicht wichtig war!

Wieder ging es ihr nur um Schikane,

dieses ich schon lange ahne!

Eine kurze Zeit nur

ließ die Hartherzige Fjodor in Ruh’,

doch sie grübelte immerzu,

welche Aufgabe sie finden kann,

die niemals lösen wird ihr Mann.

»Bringe mir das Wunderschwert

das dem wilden Wolf gehört.

Schaffst du das nicht,

dann ziehe ich dir den Hirtenkittel an,

so wirst du Schweinehirt,

und warst die längste Zeit mein Mann!«

Erneut kam Fjodor angelaufen,

und er musste erst verschnaufen,

bevor er seine Bitte konnt’ vortragen,

Iwan, seinen Bruder, um Hilfe zu fragen:

»Hilf mir Iwan, ich bitte dich,

lass’ mich bitte nicht im Stich!

Wieder hat sie mir eine Aufgabe gestellt,

ich glaub’, das ist die schwerste auf der Welt!«

»Ich muss deine Bitte erst bedenken,

bevor ich meine Schritte kann lenken.

Hab’ ich es entschieden, sag’ ich Bescheid,

ob ich dir zur Hilfe bin bereit.«

Darauf ging er zu seiner Marja, in ihr Gemach,

und berichtete, was der Bruder zu ihm sprach.

Marja antwortete:

»Bitteres Leid kann dir geschehen,

wirst vor dem wilden Wolf du stehen!«

»Und könnte ich das Schwert beschaffen?«

»Vielleicht, vielleicht auch nicht!

Must allen Mut zusammenraffen,

sonst verlierst du dein Gesicht.

Verlierst den Kopf und auch das Leben,

das kann dir keiner wiedergeben!«

»Ich weiß, all das kann leicht geschehen,

doch ohne Hilfe lasse ich meinen Bruder

niemals untergehen!«

Marja sprach:

»Hilfreich will ich dir zur Seite stehen,

durch Dick und Dünn mit dir nur gehen!

Dieser Ring soll dir Begleiter sein,

stecke auch dieses Handtuch ein.

Kannst dem Tod du nicht entrinnen,

dann musst du dich darauf besinnen:

Trockne dich mit dem Handtuch ab,

dass ich dir soeben gab,

und steck’ den Ring an deine Hand,

den ich dir gab als Liebespfand!«

Ein großes Schiff wurde von Fjodor bereitgestellt.

Damit segelte Iwan um die halbe Welt.

Nach drei Jahren legten sie an einer Küste an,

die man als wild und felsig beschreiben kann.

Der Zarewitsch sprach zum Kapitän:

»Hier werde an Land ich gehen,

und hier will ich dich wiedersehen.

Ich werde suchen nun mein Glück.

Warte, bis ich bin zurück!«

Er wanderte durch Wald und Feld,

durch diese unbekannte Welt.

Über steile Bergeshöhn,

durch Flüsse, die so klar und schön.

Am dritten Tag hat er ein Schloss gesehen,

davor blieb er staunend stehen.

Ein Mütterlein trat dort heraus,

sehr alt und grau sah es schon aus:

»Wo kommst du her, wo willst du hin,

sag’ mir, wonach steht dir der Sinn?«

»Ich hätte so gern den wilden Wolf getroffen,

dass ich sein Schwert erlang’,

kann ich nur hoffen.

Meines Bruders Glück hängt davon ab,

darum ich mich auf diese Reise begab!«

»Der Weg, den du gegangen,

der ist dein gutes Recht.

Aber dein Verlangen,

das ist wirklich schlecht.

Der wilde Wolf, das ist mein Sohn.

In diesem Schlosse wohnt er lange schon.

Dein Besuch wird dir keine Freude bringen.

Das Schwert ihm abzunehmen,

wird dir sicher nicht gelingen!

Er wird dich in die Kniee zwingen,

und dich am Ende gar verschlingen!«

»Ach, du liebes Mütterlein,

soll wirklich das mein Ende sein?

Ich bitte dich um deinen Schutz,

und das nicht nur aus Eigennutz!«

»Gut, ich helfe dir, so soll es sein.

Ich wickle dich in dieses Leinen ein,

aus dem dem Wolf ein Hemd ich nähe,

damit er dich nicht sogleich sehe!

Erst wenn sein wildes Herz ist weich geworden,

dann hol’ ich dich heraus,

und hoff’, er wird dich nicht ermorden,

denn sonst ist es mit dir gleich aus!«

So wie’s gesagt, so ward’s getan.

Bald schon kam der Wolf zu Hause an:

»Ich rieche den Menschen, das muss ich sagen,

könnt’ ihn als Mahlzeit gut vertragen!«

»Der Menschenduft, der in deiner Nase steckt,

wurd’ auf deinem langen Weg geweckt.

Nun glaubst du, dass sich einer hier versteckt.

Hast du dir deshalb gleich das Maul geleckt?«

Als die Mutter diese Worte sprach,

verging dem Wolf sein Weh und Ach.

Sein wildes Herz wurde gleich weich.

Die Mutter holte Iwan hervor sogleich.

»Ach, das ist ja der Zarewitsch Iwan,

was machst du denn hier?«,

das fragt sogleich das Wolfsgetier.

»Du bist zu neugierig, wilder Wolf,

das sag’ ich dir!

Hast mir nichts zu essen

und zu trinken vorgesetzt,

und damit die Regeln

der Gastfreundschaft verletzt!«

Die Mutter stellte Suppe und Braten auf den Tisch,

grad’ gekocht und alles frisch!

Der Wolf lud Iwan zum Essen ein:

»Dann schmeckt es besser als allein!«

Von der Suppe hat Iwan nur einen Löffel abbekommen,

den Rest hat der Wolf schlürfend zu sich genommen.

Mit dem Braten war es ihm nicht anders ergangen.

Kaum hatte er mit dem Essen angefangen,

hatte der Wolf schon alles verschlungen,

und danach gleich sein Lied gesungen:

»So, Zarewitsch Iwan, nun fresse ich dich auf,

das ist bei mir ein guter Brauch,

kommst hinein in meinen Bauch,

und ich hoffe, du schmeckst mir auch!«

Darauf antwortete Iwan:

»Du bist satt und auch ganz rund,

mehr zu fressen ist nicht gesund!

Lass uns lieber Karten spielen,

und nach dem Gewinne schielen!

Lieber Wolf, wenn du gewinnst,

so friss mich meinetwegen.

Doch wenn du verlierst,

dann hab’ ich was dagegen,

dann lässt du mich am Leben!«

Der wilde Wolf hat nachgedacht,

und einen anderen Vorschlag gemacht:

»Wer zuerst einschläft, der hat verloren,

dem geht es an den Kragen, an die Ohren!«

Und so begannen sie ihr Spiel,

ein paar Stunden sind nicht viel,

ein paar Tage können es sein,

davon schläft doch noch keiner ein.

Ein paar Wochen sind viel mehr,

da fällt schon das Siegen schwer!

Doch sie spielten monatelang,

dem Zarewitsch ward es bang.

Jetzt fielen seine Augen zu,

Schlaf erfasst ihn, tiefe Ruh!

Da rief der wilde Wolf:

»Zarewitsch, bist du eingeschlafen?

Dann muss ich dich sogleich bestrafen!«

»Nein, ich hab’ nur nachgedacht,

schlafe nicht, es ist ja noch nicht Nacht!«

»Und worüber grübelst du,

machst dabei die Augen zu?«

»Nadelwald oder Laubwald,

was gibt es mehr auf dieser Welt?

Wer das weiß, dem zahl’ ich Geld!«

Da sprach der Wolf:

»Die Entscheidung fällt mir leicht.

Ich lauf’ hinaus in die weite Welt,

dann hab’ ich schon viel erreicht!

Zähle auf meinem Wege der Wälder Art,

wenn ich zurück bin, hab’ ich die Zahl für dich parat!«

Monatelang lief der Wolf, um die Wälder zu zählen.

Iwan konnte derweil ein faules Leben wählen.

War vom Kartenspielen müd’, und schlief sich aus.

Müder als vorher kam nun der Wolf nach Haus’.

»Nun mein lieber Wolf, was gibt es mehr?

Fällt dir die Antwort gar nicht schwer?«

»Laubwälder hab’ ich mehr gezählt,

als ich mich durch die Welt gequält!«

»Ich freue mich sehr, dass du bist wieder hier,

nun können weiterspielen wir!

Wollen sehn, wer als Erster schläft ein,

der wird dann der Verlierer sein!«

Iwan hat diese Worte ausgesprochen,

er war nicht müd’, war gerade aus dem Bett gekrochen.

Der Wolf lief derweil um die ganze Welt,

mit Schlaf war es da schlecht bestellt!

Iwan rechnete sich einen Vorteil aus,

denn er war die ganze Zeit zu Haus.

Er war ausgeschlafen, der Wolf war matt.

Wer wohl nun den Sieg errungen hat?

Sie spielten wieder, monatelang,

dem Zarewitsch ward es bang.

Der Wolf schlief einfach gar nicht ein,

doch ihm fielen zu, die Äugelein.

Da rief der wilde Wolf:

»Zarewitsch bist du eingeschlafen?

Dann muss ich dich sogleich bestrafen!«

»Nein, ich hab’ nur nachgedacht,

schlafe nicht, es ist noch nicht Nacht!«

»Und worüber grübelst du,

und machst dabei die Augen zu?«

»Männer oder Frauen,

was gib es mehr auf dieser Welt?

Wer das weiß, dem zahl’ ich Geld!«

Da sprach der wilde Wolf: »Die Entscheidung fällt mir leicht.

Ich laufe hinaus in die Welt,

dann hab’ ich schon viel erreicht!

Zähle auf meinem Wege der Menschen Geschlecht.

Wenn ich zurück bin, weiß ich die Zahl.

Ich hoffe sehr, du gibst mir recht!«

Monatelang lief der Wolf, um die Menschen zu zählen.

Ivan konnte derweil ein faules Leben wählen.

Er war vom Kartenspielen müd’, und schlief sich aus.

Müder als vorher kam der Wolf nach Haus!

»Nun, mein lieber Wolf, was gibt es mehr?

Fällt die Antwort dir jetzt schwer?«

»Frauen gibt es mehr als Männer,

nun weißt du es, und giltst als Kenner!«

Der Wolf war durch die Welt gehetzt.

Nun wurde das Kartenspielen fortgesetzt.

Sie spielten einen Monat oder zwei,

dann war das Spiel endlich vorbei.

Dem Zarewitsch Iwan fielen die Augen zu,

und er schlief in tiefer Ruh’!

»Nun Zarewitsch, schläfst du fest,

du hast verloren, ich gebe dir den Rest!«

»Ein letzter Wunsch wird jedem gewährt,

egal ob er in den Himmel oder in die Hölle fährt!

Vor meinem Tode möchte ich mich noch einmal waschen.

Dann, meinetwegen, kannst du mich vernaschen!«

Der Wolf führt Iwan zum Brunnen hin,

hatt’ nur noch Menschenfleisch im Sinn:

»Wenn es sauber gewaschen ist,

schmeckt es noch besser, was man frisst!«

Iwan wäscht sich in des Brunnens Nass,

das sich ergießt, in ein großes Fass.

Mit Marjas Handtuch trocknet er sich ab,

den ganzen Körper fein,

steckt sich an die Hand ihr schönes Ringelein,

das sie zum Schutze ihm gegeben,

vielleicht hilft es ihm ja, zum Überleben?

Als der Wolf das Handtuch und das Ringlein schaut,

hat er seinen Augen nicht getraut:

»Das Handtuch, das ich grad’ erblickt,

das hat mein Schwesterlein bestickt,

und den goldenen Ring hab’ ich ihr einst geschenkt,

bevor mich das Schicksal

auf neue Wege hat gelenkt!«

»Beide Dinge hat mir meine Frau

die schöne Marja gegeben.

Sie sollen mir helfen, zu überleben!«

Da sagte der Wolf:

»Sie ist mein liebes Schwesterlein.

Wie geht es ihr? Ich würd’ so gerne bei ihr sein!«

»Sie lebt, sie lebt und harret der Dinge,

ob ich das Handtuch und auch den Ring

ihr sehr bald nach Hause bringe!«