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"Ein Gedicht, wenn es gut ist, bringt eine ganze Welt zum Ausdruck. Und noch viel mehr. Nicht nur das, was ist, sondern vor allem auch, was nicht ist. Noch nicht. Aber bald sein könnte. Oder vielleicht sogar schon mal gewesen ist. Und irgendwann, so Gott will, wieder sein wird. Selbst wenn es so, wie es mal war, nie mehr sein kann." Jo Köhler
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Seitenzahl: 96
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Für Margarete
Vorwort von Aurelia Wendt
Passt
Überbrückt
Nur etwas Persönliches, aber noch lange nichts Privates
Oder anders gesagt
Frei nach einem großen Philosophen
Kipppunkt
Der Profit für die Angstunternehmer
Nahegelegen
Sozial
Ein Gedicht
Teil I
Hygienisch
Familienchronik
Befristet
Erwacht
Partizipiert
Lehre fürs Leben
Geschleust
Zwischenbilanz
Unglaublich aber wahr
Zwischensatz
Schlichtung
Fortschritt ist nur ein anderes Wort für Veränderungsdruck
Märchen vom Föhn
Bundespräsidentenwahl
Erblindet
Ohne Worte
Befreit
Keine Antwort
Verspekuliert
Dechiffriert
Gescheiterte Diplomatie
Manchmal
Zeit gewendet
Alternativlos
Neue Normalität
Russisch Roulette
Gesprengt
Kriegsgewinnler
Alles gut
Frühlingsverhaftet
Brot allein
Zukunftsphantasie
Für mich
Desillusioniert
Wieder Krieg in Europa
Exodus
Mangelerscheinung
Administrativ
Teil II
Kontinuität
Der verlorene Sohn
Beschrien
Abschied
Zerglückt
Begnadet
Killer-Pazifismus
Verhießen
Untergegangen
Im Zeichen des Kreuzes, im Zeichen des Kampfes
Osterpredigt
Requiem
Der Tod
Ohne Beispiel
Hey Jude
Entrückt
Kurswechsel
Besessen
Resistent
Homo Digitalis
Die Kluft
Themenwechsel
Nachmutter, Nachvater
Verteidigungsfall
Circulus Vitiosus
Der Schlüssel
Neue Identität
Brief an meinen Sohn
Verschicksalt
Ursprung und Ziel
KI
Verknotet
Stop! In the Name of Love!
Heiliger Strohsack
Entzweckt
Preis der Globalisierung
Nachgerechnet
nonverbal
Nachgerufen
Teil III
Selbstbildnis
Geschenkt
Bevorzugt
Subjektbezogen
Vom Brot der Weisheit!
Der Arena
Werde-Gang
Aktenzeichen. 521.61.222355.6
So oft
Vor dem Anfang
Entflammt
Befreit II
Begleitet
Uferpromenade
Verkettet
Wort Reich
Kürzeste Weg zum Glück
zuerst
Gechillt
Wunder der Schöpfung
Alte Schönheit
Durchdrungen
Clash
Kontraindiziert
Nur Geschöpf oder auch Schöpfer
Fruchtlose Diskussion
Politische Notiz im Sommer 2022
Selbstamputation
Von der Wirkung hergedacht
Befreit
Humane Gesellschaft
Von Wegen!
Sonntagsrede
Erscheinung
Nur
Jedes Jahr
Ur
Vergoldet
Modus Operandi
Bemächtigt
Die Antwort
Aufbegehrt
Lex Amazon
Kein Gedicht
Deutsche Krankheit I
Deutsche Krankheit II
Hilflosigkeit
Geirrlichtert
Entkircht
Zugabe
Verpeilt
Erwartet
Nachgang
Humane Gesellschaft
Weg zur Weisheit
Germanistin, Journalistin Buchrezensentin – auch für den Hörfunk
Sie sprudeln mir förmlich entgegen. Wörter, Sätze und Zeilen. Gedanken, Emotionen und Inspirationen. Es scheint als hätte Autor Jo Köhler eine unerschöpfliche Quelle entdeckt, die er in diesem Buch mit uns teilt. Eine Fülle an Themen, die nahezu alle Bereiche des Lebens berühren, bringt er in seinen Essays, Kurzgeschichten und Gedichten unter. Dabei habe ich beim Lesen stets das Gefühl, dass ihm das Formulieren, Dichten und das In-Worte-fassen in perlender Leichtigkeit zufällt. Diese zieht sich durch das Werk wie ein roter Faden – sie begleitet und erfrischt von Seite zu Seite.
Jo Köhler lässt dabei keineswegs unbequeme, belastende oder problembeladene Inhalte aus. Vor allem in seinen Essays konfrontiert er uns mit brandaktuellen Themen, die bereits für viel Zündstoff gesorgt haben und unsere Gesellschaft immer noch beschäftigen. Seine Gedankengänge zu Ukraine-Krieg, Gas-Krise, Klimaaktivismus, Pandemie oder zur Flut im Ahrtal rütteln auf – und sie fordern heraus. An manchen Stellen bin ich so eingenommen von seinen scharfen Betrachtungen, dass ich zustimmend einige Sätze dick unterstreichen und mit Ausrufezeichen versehen möchte, ob ihrer Wichtigkeit und Brisanz.
Gern nähert sich Jo Köhler gesellschaftspolitischen Details von mehreren Seiten an, wirft immer neue Fragen auf und verzichtet auf fertige Antworten, denn es solle „jeder von uns seine Wahrheit suchen und finden“. Er warnt vor unnötiger Angstmacherei, wenn er schreibt: „Kriege und Krisen sind immer die hohe Zeit der Angstunternehmer“ und beklagt sich über Anpassungsdruck sowie vorauseilenden Gehorsam. Er mag mit diesen Ansichten durchaus richtig liegen – zwischen den Zeilen zu spüren ist allerdings auch eine Spur Parteinahme, die konsequent und entschlossen wirkt und die manchmal zu wenig Spielraum für eigene Assoziationen lässt.
An solchen Stellen möchte ich schnell weiterblättern, durchatmen und die Probleme dieser Welt hinter mir lassen – oder um es mit den Worten des Autors zu sagen: „Ich glaube, ich brauche mal wieder was fürs Herz. Fürs Gemüt“. Und das ist das Reizvolle an diesem Buch: Jede Seite überrascht mit einer völlig neuen Palette an Gedanken, Blickwinkeln und Stimmungen. Jo Köhler wechselt geschickt von Politik über Philosophie zu Privatem, von Essay zu Gedicht, von Melancholie zu Zuversicht. Wo die Ernsthaftigkeit unserer aktuellen politischen Lage eben noch bedrückte, können wir kurz darauf Hoffnung schöpfen, sogar an einigen Stellen schmunzeln und uns an einem dezenten, warmherzigen Humor erfreuen.
Ganz ehrlich. Ich bin erstaunt, dass es vor allem die Gedichte sind, die mich in diesem Werk ansprechen. Ja, sogar faszinieren. Denn moderne Lyrik kann ja mitunter als schwierig oder unzugänglich empfunden werden. Jo Köhler beweist, dass es anders geht. Er jongliert mit Worten, um sie uns gekonnt zuzuwerfen, dann wieder aufzufangen und ein paar Zeilen später erneut zu platzieren und zu beleuchten. Ohne Reime folgen seine Gedichtzeilen einem ganz eigenen Rhythmus und erzeugen ein bestimmtes Muster, welches das Lesen interessant und angenehm macht. Ich kann mich sehr gut einfühlen in die Sprachbilder der lyrischen Texte, für die der Autor zumeist nur wenige Worte braucht.
Besonders berührend sind seine Liebesgedichte, die mit ihren ganz feinen Klängen sehr sanft und unaufdringlich schwingen. Ich habe Respekt vor den offenen und ehrlichen Worten über Liebe und Innigkeit, wo sich der Autor als empfindsame Seele zeigt. Seine Liebeserklärungen sind wunderschön und voller Hoffnung, wenn er weiche Töne anschlägt wie: „Ein Kuss ist immer etwas leichtes / wie eine fliegende Feder“. Allerdings – die Liebe zur Natur lässt der Autor in seinen Gedichten aus. Als Naturfreund finde ich das zwar schade, aber unvollständig wirkt das Buch dadurch nicht.
Jo Köhler ist ein Mensch, der stets mit offenen Augen durchs Leben geht. Das ist mein Eindruck nach dem Lesen dieses Buches und ich glaube es sofort, wenn er sagt: „Für mich hat hier jeder neue Tag seine eigene Weisheit“. Ich spüre an vielen Stellen sein großes Bedürfnis, all das Erlebte zu Papier zu bringen. Aber niemals drängt er es auf. Stattdessen ist Jo Köhler um Harmonie und Ausgleich bemüht, vor allem wenn es um menschlichen Verstand und Wahrnehmung geht. „Rationalität und Spiritualität sind zwei Seiten, die vereint werden müssen“, lautet sein Motto. Hat er sich deshalb als Schriftsteller den Gattungen Essay und Gedicht verschrieben? Denn diese beiden gegenüberstellt wird der Kontrast zwischen Intellekt und Gefühl besonders gut sichtbar. Dieser Balanceakt ist ihm also wirklich gelungen. Zufrieden und erfüllt klappe ich nun mein Buch wieder zu. Ich hoffe, der Autor sieht es mir nach – ich habe ein bisschen den Titel verändert: „Geglückt“.
Nicht ich nehme mir die Zeit dafür, sondern die Zeit nimmt mich!
Dass Prometheus, der vorausdenkende Titan, der das von Zeus den Menschen zur Strafe oder als „Sanktion“ entzogene Feuer wieder zurückbrachte und damit als Urheber und Ermöglicher der Zivilisation gilt, in der Antike höher gelobt wird als der immer erst hinterher denkende, nachdenkende Epimetheus.
Ein solches Profiling muss ja einen Grund haben. Und wenn dem so ist, dass ein Großteil unserer Kultur und unserer Denkweise noch immer auf den Schultern der griechischen Mythologie beruht, sollten wir politisch, sozial und ökonomisch eher vorausdenken und nicht so viel nachdenken.
Damit bist du auf der sicheren Seite, sagte man mir.
Wenn die Seite, von der hier die Rede ist, allerdings eine bis ins Letzte bereits vorgefertigte und vorbestimmte ist, ziehe ich es vor, auf der vermeintlich unsicheren, noch völlig offenen, aber dafür wesentlich lebendigeren Seite zu bleiben.
Für mich ist es eine Gnade oder anders gesagt ein Wunder, also etwas, das sich durch nichts auf der Welt, durch keine noch so große Anstrengung erarbeiten oder erzwingen lässt: mit dir, mit einem Menschen durchs Leben gehen zu dürfen, der mich in etwa so liebt, wie ich bin. Und ganz besonders meine Defizite, meine Unzulänglichkeiten gern hat. Als machten diese mich erst zu dem, der ich bin. Beziehungsweise sein darf.
Nichts war für mich so irrlichtern wie die medialen Idealbilder, Idealtypen, denen ich lange hinterhergejagt bin. Erst das Du, das mir das Schicksal zugespielt, zugemutet, zugetraut hat. Und anfangs so gar nicht zu den Bildern im Kopf und ihrer Ausrichtung passen wollte, war genau das Richtige. Das Beste, was mir geschehen konnte.
Nein – nicht der Schmied meines Glück, sondern nur sein Werkzeug.
Mache ich lieber
Geschäfte
mit Sehnsuchtsunternehmern
wie Udo Jürgens
oder Whitney Housten
als mit Angstunternehmern
wie Vladimir Putin
oder
Markus Lanz
Nichts ist so identitätsstiftend wie die Sprache, wie der Umgang mit der eigenen Sprache. Denn wer erst mal die Sprache hat, hat auch die Gedanken. Und wer die Gedanken hat, hat auch bald die Gefühle. Ganz gleich welche. Deshalb achte auf deine Worte.
Als wären sie Teil eines Luftschlosses und dennoch in Stein gehauen.
Der vor tausend Jahren so schön sagte: Der kluge Mensch lernt aus allem und von jedem, der einfache Mensch ohne besondere Bildung aus seinen eigenen Erfahrungen und der Dumme weiß immer alles besser.
Deshalb denke ich, jeder Dichter und Denker ist latent immer in Gefahr, in die dritte und letzte Kategorie zu rutschen und gewissermaßen zu ver-Precht-en, wenn du verstehst, was ich damit sagen will?
Je gebildeter, je intellektueller, je sprachlich ausgefeilter, umso größer ist diese Gefahr. Deshalb steht ja in der Bibel, selig sind die geistig Armen und nicht die Superprofessoren oder Großschriftsteller.
Da kannst du deinen Denkapparat anstrengen, so sehr du willst, die Sprache der Seele ist keine akademische. Denn nichts von dem, was uns erst wesentlich macht, ist tatsächlich sagbar. Oder teilbar. Gäbe es nicht die Kunst, die Musik, die Poesie.
Einen Wein muss man gut ausbauen und lagern, bevor man ihn genießen kann. Genauso verhält es sich auch mit einem Gedicht in der Black Box einer Dichterseele.
Wenn du als Dichterseele, als literarischer Arbeiter im Weinberg des Herrn, zwischen all den konstruktiven und destruktiven Idealen, die dich umtreiben, die dich beschweren, hin und her schwankst, bis du es endlich loslässt, loslassen kannst, loslassen musst.
Alles Weitere muss dann der Leser bedeuten. Entdecken. Hineinlegen und hervorrufen. Denn das in der Poesie enthaltene Geheimnis zeigt sich nicht einmal dem Autor, sondern erst dem Leser. Und offenbart sich jedem Leser anders. Das ist ja das Faszinierende.
Jedes noch so gutgemeinte Ideal und das entsprechende Streben nach Political Correctness bekommt von einem bestimmten Grad des Eifers – der Übertreibung, der Überziehung – und seines in jeder Richtung eilenden Gehorsams etwas Jakobinisches, Totalitäres und damit im Grunde schon wieder was Faschistoides.
Aber genau dieses Muster wollten wir Deutsche, wie wir an Gedenktagen immer und immer wieder beteuert haben, eigentlich nicht mehr zulassen. Nie wieder!
(Vermerkt im August 2022)
Es wird in den Medien bei den Plasbergs und Lanz’ sehr viel über die Folgen einer möglichen Gasmangellage spekuliert und dabei mit Szenarien gearbeitet, die vielen Menschen Angst machen. Es wird darüber gesprochen, dass Millionen Haushalte im Winter ganz ohne Wärme dastehen oder mit unerschwinglichen Aufpreisen rechnen müssen.