Zwischen Ina und Dirk - Zara Cinetti - E-Book

Zwischen Ina und Dirk E-Book

Zara Cinetti

4,7

Beschreibung

Es ist nur ein kurzer Moment und er verändert alles. Dirk vertraut den falschen Menschen, ist gefangen in einem Albtraum und kann keine klaren Gedanken mehr fassen. Obwohl der ermittelnde Kommissar auf seiner Seite steht, legt Dirk am Ende ein falsches Geständnis ab. Beim Prozess sieht er seine Freundin Ina nach langer Zeit wieder. Er trifft auch auf die Familie des Opfers. Niemand traut ihm einen Mord zu. Doch er wird verurteilt und kommt ins Gefängnis. Dort beginnt er einen intensiven Briefwechsel mit seiner Freundin. Mit der Zeit erkennt er, dass er mit dem falschen Geständnis seine Freundin zutiefst verletzt und sich selber Schaden zugefügt hat. Beide nutzen den Briefwechsel zur Aufarbeitung des Tatherganges. Kann der wahre Täter doch noch gefasst werden?

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Es ist nur ein kurzer Moment und er verändert alles. Dirk vertraut den falschen Menschen, ist gefangen in einem Albtraum und kann keine klaren Gedanken mehr fassen. Obwohl der ermittelnde Kommissar auf seiner Seite steht, legt Dirk am Ende ein falsches Geständnis ab.

Beim Prozess sieht er seine Freundin Ina nach langer Zeit wieder. Er trifft auch auf die Familie des Opfers. Niemand traut ihm einen Mord zu. Doch er wird verurteilt und kommt ins Gefängnis. Dort beginnt er einen intensiven Briefwechsel mit Ina.

Mit der Zeit erkennt er, dass er mit dem falschen Geständnis seine Freundin zutiefst verletzt und sich selber Schaden zugefügt hat. Beide nutzen den Briefwechsel zur Aufarbeitung des Tatherganges.

Kann der wahre Täter doch noch gefasst werden?

Die Autorin: Zara Cinetti

Fußball ist die große Leidenschaft der Autorin Zara Cinetti. Die Journalistin arbeitete viele Jahre als freie Sportreporterin. Dabei beleuchtete sie auch das Leben am Rande des Spielfeldes und tauchte tief in die Fanszene ein.

Kein Wunder, dass ihr Roman eng mit dem Thema Fußball und Fans verknüpft ist und sie den Mord während des Lokalderbys geschehen lässt.

Liebe Ina,

die lange Zeit der Untersuchungshaft ist nun endlich vorbei. Du hast mich gestern bei der Verhandlung nicht angesehen. Ich habe immer wieder Blickkontakt zu Dir gesucht, aber Du hast nur verlegen weggesehen. Ich kann Dich sogar verstehen. Ich habe unser Leben zerstört. Seit gestern bin ich ein verurteilter Straftäter und Du musst lernen, damit zu leben. Ich habe Dir in den letzten Wochen etliche Briefe geschickt. Sie blieben alle unbeantwortet. Trotzdem werde ich nicht aufgeben und Dir auch in Zukunft regelmäßig Briefe schreiben. Ich hoffe inständig, dass Du mir antwortest. Es bricht mir das Herz, dass Du mich so verachtest. Ich liebe Dich immer noch aufrichtig und ehrlich und ich würde die Geschehnisse gerne rückgängig machen. Morgen werde ich in eine andere Haftanstalt verlegt. Ich werde eine Einzelzelle bekommen. 15 Monate sind eine lange Zeit, aber mit etwas Glück kann ich die Gesamthaftzeit verkürzen. Jeden Tag denke ich an Dich. Ich kann nicht verlangen, dass Du auf mich wartest und ich erwarte auch nicht, dass Du einen Mörder liebst. Trotzdem hoffe ich, dass Du mir verzeihen kannst. Dass Du mit mir redest, mir Briefe schreibst und vielleicht die Dinge auch einmal aus meiner Sicht betrachtest. Der Fußball wird in meinem Leben keine Rolle mehr spielen. Bitte schreibe mir!

In Liebe

Dirk

Lieber Dirk,

ich habe lange überlegt, ob ich Dir antworten soll. Vorab möchte ich Dir sagen, dass ich alle Deine Briefe gelesen habe. Ich kann Dich verstehen, aber trotzdem habe ich hunderte Fragen. Ich suchen Antworten und finde doch keine. Wir hatten eine rosige Zukunft vor uns. Jetzt stehe ich vor den Trümmern meines eigenen Lebens. Dr. Müller hat mir zum 1. gekündigt. Er hat es damit begründet, dass die Krankenkassen immer weniger Leistungen bezahlen und er sich auf Dauer keine drei Arzthelferinnen leisten kann. Das sind aber alles nur vorgeschobene Argumente. Er will halt nicht, dass die Freundin eines Mörders seine Patienten betreut. Der ganze Ort redet über Dich und mich. Man zeigt mit Fingern auf mich. Eine neue Arbeitsstelle werde ich hier sicherlich nicht finden. Auch unser Vermieter will keine Mörder im Haus. Er hat mir geraten, schnellstens auszuziehen. Meine Eltern reden kein Wort mehr mit mir. Mein Bruder beschimpft mich auf der Straße als „Mörderhure“. Ich bin total verzweifelt. Ich kann mit dem geringen Arbeitslosengeld unsere Wohnung nicht mehr finanzieren. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.

Viele Grüße

Ina

Liebe Ina,

heute ist Dein Brief angekommen. Das macht mich stark und gibt mir Kraft, die nächsten Wochen zu überstehen. Deine Erzählungen machen mich traurig. Ich würde Dir sehr gerne helfen. Ich bin immer für Dich da. Ich kann mir sehr gut vorstellen, was in unserem Ort los ist. Du musst kämpfen! Du musst stark sein und gegen die Verleumdungen und Beschimpfungen anreden. Beweise Stärke! Ich weiß, dass ich mit daran beteiligt bin. Ich hätte erst gar nicht zu diesem blöden Fußballspiel fahren sollen. Die Richterin hat selber gesagt, dass ich kein Mörder im klassischen Sinn bin. Es war vielmehr eine Art Notwehr, die natürlich in diesem Fall nicht berücksichtigt werden kann. Sie haben die geringste Strafe verhängt. Ich weiß, dass mich das nicht freispricht, aber es sollte doch zumindest bei der öffentlichen Betrachtung eine Rolle spielen. Nicht jeder in unserem Ort ist so schuldzuweisend. Gestern hat mein Chef Jörg mich besucht. Er hat gesagt, dass ihm das Ganze sehr Leid tut. Seine Frau Rita hat selbstgebackenen Kuchen mitgeschickt. Die Stelle in der Schlosserei bleibt natürlich frei. Ich kann nachdem Knast wieder anfangen. Als er ging nannte er mich einen guten Jungen. Das ist mir sehr nah gegangen. Ich werde das hier durchziehen. Es wird alles gut werden. Dein heutiger Brief macht mich derartig stark und ich bin siegessicher. Dein Brief ist ein erster Schritt. Es werden weitere Briefe von Dir kommen, da bin ich mir sicher. Ich würde Dich so gerne in den Arm nehmen und Dich küssen. Ich liebe Dich Ina. Bitte warte auf mich, bitte.

In Liebe

Dirk

Lieber Dirk,

heute war ein ganz schwarzer Tag für mich. Man hat mich übel beschimpft und es kam sogar zu Handgreiflichkeiten. Es war einfach nur schrecklich. Seit vier Tagen bin ich nun arbeitslos. Ich schlafe viel zu lange und komme mir nutzlos vor. Selbst meine langjährigen Kolleginnen haben mir am letzten Tag nicht auf Wiedersehen gesagt. Sie schauten weg, als ich zum letzten Mal durch die Personaltüre der Praxis ging. Auch Dr. Müller hat sich nur ganz kurz verabschiedet. Ich war in der Praxis erste Kraft. Ich habe jede Arbeit übernommen. Ich habe am Wochenende Notdienste geschoben und oftmals ohne Bezahlung Überstunden gemacht. Es ist alles vergessen. Mir tut das so weh! Ich werde ausgegrenzt, weil Du einen Fehler gemacht hast. Das ist krank! Ich war in der Praxis neun Jahre beschäftigt. Ich habe dort meine Ausbildung gemacht und jetzt werde ich eiskalt abserviert! Schlimm, einfach nur schlimm. Auch der Vorfall beim Bäcker heute Morgen, hat mich sehr betroffen gemacht. Ich wollte doch bloß Brötchen kaufen. Der Laden war gut gefüllt. Einige Arbeiter tranken Kaffee, Durchreisende saßen zum Frühstück an den Tischen vor der Türe. Ich reihte mich in der Schlange ein. Vor mir waren die Meier von unten und die Eisenmann vom Turnverein. Die ganze Zeit gab es laute Bemerkungen. Obwohl ich mich ärgerte, habe ich nicht reagiert. Dann kam die Weiss aus dem Gutsweg hinein. Sie beschimpfte mich gleich. Sie warf mir vor, dass ich mich vorgedrängelt hätte. Ich verneinte und sie wurde immer lauter. Schließlich packte sich mich an der Jacke und schob mich nach hinten. Ich wehrte mich. Dann ließ sie sich absichtlich fallen. Ich habe Sie so fest gar nicht berührt. Es war reine Schauspielerei. Sie schrie, dass ich sie angegriffen, sie beleidigt und beschimpft hätte. Die Müller und die Eisenmann hielten mich fest. Bäcker Gröde rief die Polizei. Natürlich bestätigten die alten Weiber den Vorfall. Ich war die Schuldige. Gröde hat mir Hausverbot erteilt. Ich musste sogar mit auf die Wache kommen. Dort gingen die Hänseleien weiter. Als Freundin eines Mörders hat man auch bei der Polizei kein Recht auf eine gerechte Behandlung. Stundenlang hat man mich festgehalten. Ich weiß, dass sie das nicht durften. Aber was sollte ich denn tun?? Die wissen doch, dass ich für einen Anwalt kein Geld habe. Auch unser Vermieter war gestern wieder bei mir. Er hat mir nahgelegt auszuziehen. Sollte ich es nicht tun, werde er mit den anderen Mietern nach Lösungen suchen. Mit anderen Worten: Das Mietverhältnis wird gekündigt. Was soll ich nur tun? Mir wird doch hier niemand eine Wohnung geben. Ich wollte meine Eltern fragen. Mein Vater hat mich erst gar nicht auf den Hof gelassen. Ich solle mich zum Teufel scheren. Ich habe doch sonst niemanden. Ich bin total hilflos. Ich wünsche mir, dass Du nach Hause kommst.

Ich liebe Dich

Ina

Liebe Ina,

Dein Brief hat mich sehr erschüttert. Das in unserem Ort vieles falsch läuft, und dass es ganz schreckliche Menschen dort gibt, das war mir bekannt. Allerdings hätte ich nie erwartet, dass sie es so übertreiben würden. Du leidest bestimmt schrecklich. Ich leide mit Dir. Ich weiß, dass es für mein Verhalten keine Entschuldigung gibt. Ich kann nichts rückgängig machen. Auch, wenn diese Worte jetzt blöd klingen, aber ich bin ein ehrlicher Mensch. Ein Mensch, der andere Menschen achtet. Was an diesem Nachmittag am S-Bahn-Bahnhof geschah war Notwehr. Du hast mich immer davor gewarnt mit diesen Fanzügen mitzufahren. Ich hätte auf Dich hören sollen. Ich habe mich doch nur gewehrt. Bitte Ina, glaube mir. Ich bin kein kaltblütiger Mörder. Natürlich habe ich ein Menschenleben auf dem Gewissen. Ich habe eingesehen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich büße dafür. Ich werde die 15 Monate Knast hier absitzen. Geh doch mal zu Rita und Jörg in die Schlosserei. Vielleicht können die Dir bei Suche nach einer neuen Bleibe helfen. Warum ziehst Du nicht in die Stadt? Dort bist Du anonym und niemand weiß, dass Du die Freundin eines Schlägers und Mörders bist.

Der Freigang im Hof tut mir gut. Heute war ein sonniger Tag und ich habe einfach nur die Spätsommersonne genossen. Ich helfe in der Küche mit. Das Essen schmeckt gut, aber es kann mit Deinen Kochkünsten natürlich nicht mithalten. Ich vermisse Dich so sehr. Bitte komm mich doch besuchen.

Ich warte auf Dich!

Dirk

Lieber Dirk,

Deine Briefe geben mir viel Kraft. Ich habe in der letzten Woche über 20 Bewerbungen geschrieben. Fünf Absagen habe ich bekommen und ich fürchte, dass sich die Zahl noch erhöhen wird. Noch zwei Tage, dann sind es nur noch 14 Monate. Ich kann Deine Rückkehr kaum noch erwarten. Ich will, dass Du mich in den Arm nimmst. Leider habe ich nicht genug Traute, um in die Stadt zu ziehen. Ich war immer nur hier im Ort. Wegen des Hofes gab es auch nie Urlaub. Ich bin doch noch nie hier raus gekommen. Mit der Realschule war ich auf Klassenfahrt in Holland. Das war meine einzige Reise. Ich komme in der Stadt nicht zurecht. Ich werde