Aufatmen und Kraft schöpfen - Inge von Wedemeyer - E-Book

Aufatmen und Kraft schöpfen E-Book

Inge von Wedemeyer

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Beschreibung

«Halt an, wo läufst du hin?» Mitten im Trubel des Lebens hält man inne und sehnt sich nach Stille und Besinnung, nach Aufatmen und Kraftschöpfen. Hierbei möchte das vorliegende kleine Brevier mit Zitaten von Meistern, Weisen, Dichtern und Denkern sowie einigen nachdenklichen Betrachtungen ein Freund und Begleiter sein. Die 52 Kapitel des Buches laden ein, Woche um Woche des Jahres Einkehr zu halten, so wie es in einem alten Turmspruch heißt: «Schau in dich – schau über dich – schau um dich!» «Ein sinnvolles Geschenk.» (Theosophie in Deutschland)

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Seitenzahl: 139

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Originalausgabe 1996. Copyright für alle Länder und alle Sprachen: © Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg 1996. Alle Rechte für alle Arten der Verbreitung und für alle Medien, auch auszugsweise, sind vorbehalten.

Werner Kristkeitz Verlag, Löbingsgasse 17, 69121 Heidelberg

ISBN (eBook) 978-3-932337-94-9

ISBN (Printausgabe) 978-3-932337-70-1 (vergr.)

www.kristkeitz.de

Inhalt

Einleitung

Der neue Mensch

Halt an, wo läufst du hin?

Der neue Mensch

Halt an, wo läufst du hin?

Vernunft und Wahrheit

Absturz und Erhebung

Was ist der Mensch?

«Im Anfang …»

Der Auftrag

Das Leben in der Welt

Sehnsucht

Tropfen im Ozean

Der geistige Lehrer

Toleranz — Einsicht und Eintracht

Gesundheit

Denken, Sprechen und Handeln

Askese, ja oder nein?

Die Nacht der Seele

«… und möchte beten können»

Arzt, hilf dir selber!

«Wetteifert in Geduld und haltet aus»

Eltern und Kinder

«Tue mir kund den Weg»

Pfingsten

Gott ist

«Auch bösen Menschen geht es gut»

Vorbild und Geleit

Dienen

«Gott ist gütiger als wir meinen»

«Verstört nicht die Gläubigen»

Ist der Mensch böse geschaffen?

Das Gesetz der Gegenseitigkeit

«Schüttelt den Staub von euren Füßen»

Schüler auf dem geistigen Pfad

«Naturnotwendig will der Mensch das Gute»

Glück oder Unglück

«Plage dich nicht mit Sorge und Traurigkeit»

«Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz»

In der Welt

Frieden

«Mit Schweigen wird’s gesprochen»

Im Himmel deines Innern

Erntedank

Verantwortung für Aussaat und Ernte

Speise, die nicht vergänglich ist

Heimkehr

Aussaat und Ernte im November

Der Tag beginnt um Mitternacht

Heilung und Wunder

Gefährte Einsamkeit

Im Reich der Musik

«Sing den Namen Gottes»

«Freuet euch!»

Einheit im Geiste

Ausklang: Auf dem Meer des Lebens

Literaturhinweise

Bücher von Inge von Wedemeyer

Gott erwartet uns stets, auch wenn es lange dauert, bis wir zu Ihm finden.

Múrshida R. F. von Scholtz

Einleitung

«Halt an, wo läufst du hin?», so fragt man sich oft. Es ist wie ein Aufschrecken und Erwachen mitten im Trubel des Lebens. Man sehnt sich nach Stille und Besinnung, sehnt sich nach Aufatmen und Kraftschöpfen – um inneren Frieden zu finden, um glücklich zu sein, um seine Lebensaufgabe besser erkennen und erfüllen zu können, um vermeidbare Schwierigkeiten und Nöte zu überwinden und unvermeidliche sinnvoll und gelassen zu tragen.

Von alters her sind es die Meister und Weisen, die Dichter und Denker, die uns helfend die Hand reichen. Sie vermitteln und schenken Impulse, ihre Worte sind Denkanstöße, sind Bestätigung und Infragestellung, fordern uns heraus, sich an ihnen zu bewähren.

So bringt das vorliegende kleine Brevier für jede Woche des Jahres – jeweils unter einem bestimmten Thema – eine «Ansprache» in Form von Zitaten, aber nicht nur von Persönlichkeiten unseres eigenen Kulturkreises, sondern aus verschiedensten Zeiten und Zonen, ist doch die Weltoffenheit und Geistoffenheit, in der man die innere Einheit – oberhalb aller Verschiedenheiten und Unterschiede –, in der man die Bruderschaft der Menschheit ahnt und erkennt, ein Kennzeichen unserer Epoche.

Dieser geistigen Weite und Offenheit entspricht auch der berechtigte Wunsch und Anspruch, sich in freier Entscheidung entwickeln zu können und zu dürfen, wie es dem eigenen Wesen, der eigenen Art, der eigenen Entwicklungsstufe und den Möglichkeiten gemäß ist – auch wenn man diese nur bedingt selber zu erkennen vermag. Daher sucht man Vorbild und Führung, um dann selber verantwortungsbewusst zu entscheiden, wohin und an wen man sich mit seinem Vertrauen und seiner Bereitschaft wenden kann. Zurückhaltung und Behutsamkeit, dazu die feste Entschlossenheit, in Gottes Namen den richtigen Weg zu finden, sind gute Weggefährten. Auch schenkt die Treue zu der Tradition, in die man schicksalhaft hineingeboren ist, Kraft und Schutz, und macht nur desto fähiger zum brüderlichen Miteinander mit den anderen großen Traditionen.

Aufatmen und Kraft schöpfen!

Zunächst ist man froh, wenn es gelingt, jedenfalls am Wochenende oder an einem freien Tag einmal eine halbe Stunde herauszusparen, in der man allein und in aller Stille meditiert, sich auf sich selbst besinnt. Gelingt das tatsächlich, so ist es allerdings ein verheißungsvoller Anfang. Man lernt, diese «stillen Stunden» als Kraftquelle zu schätzen, und es gelingt bald immer besser, an jedem Tag Zeit dafür auszusparen, bis die Notwendigkeit des Inneren Lebens und seine Beglückungen zum wesentlichen Bestandteil des Lebens geworden sind, zumal sich zeigt, dass man dadurch das äußere praktische Leben weitaus besser, klarer, gelassener zu meistern lernt als bislang – um eines Tages auch mit dankbarer Zuversicht aus dieser in die andere Welt hinüberzugehen.

Die vorliegenden «Text-Ansprachen» sind eine Anleitung zum meditativen Leben. Hier geht es allerdings nicht um die an sich so wichtigen und begehrten Übungen wie Mantrams, Wasifas, Atemübungen u. a., sondern es geht zunächst um die Grundlage, durch die jene Übungen tatsächlich zu heilsamer Tiefenwirkung kommen können. Es geht um die Gesinnung! Darauf liegt einst wie jetzt bei allen klassischen und ernstzunehmenden esoterischen Schulen, Schulen der Meditation und religiösen Unterweisung das Augenmerk! Mit anderen Worten: das Ordnen, Harmonisieren, Klären, Reinigen der Gedanken und Empfindungen, des Sprechens und des Handelns, zusammen mit dem bewussten Einschlagen des Weges in die rechte Richtung, mit immer intensiverer Zielsetzung!

Wie aber ließe sich der «rechte» Weg des Menschen am besten charakterisieren? Das kann mit zwei Worten geschehen: Selbstlose Liebe! Sie ist der Schlüssel zum Geheimnis des Lebens – innen und außen.

Es geht also nicht um eine nur-gedankliche Auseinandersetzung mit klugen und weisheitsvollen Zitaten, nicht um irgendetwas Abstraktes oder gar Nebulöses, wie manche noch immer meinen, wenn sie die Worte ‹Meditation›, ‹Mystik› und ‹Esoterik› hören, sondern es geht um die Erfüllung eines durch und durch realistischen und praktischen Lebens-Programmes, um die konkrete, unsentimentale Verwirklichung des «Liebe deinen Nächsten als dich selbst». Auch diese fundamentale Lehre und Wahrheit wird von allen klassischen Schulen, gleich, mit welcher Religion sie auch verbunden sein mag, gelehrt.

Ihre ganze Fülle aber findet diese Lehre erst, wenn wir sie ungekürzt betrachten. Da heißt es: «Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten als dich selbst.» Denn es ist die Gottesliebe, die Hinwendung zu dem Einen, Unwandelbaren, durch Ihn, der uns liebt und ruft, dank derer die Kraft und die Einsicht einströmen, den Nächsten zu lieben. Dabei wird jeder Gott so lieben, wie er ihn in seinem Herzen findet, unter welchem Namen auch immer, personal oder nicht-personal, dogmatisch festgelegt oder im ganz und gar Unaussprechlichen.

Es muss kaum betont werden, dass für Schwärmerei und verschwommene Unvernunft auf diesem Pfade kein Platz ist. In klarer, strahlender geistiger Nüchternheit wird man unbeirrbar die Fährte verfolgen können und sich manchen Umweg, Unweg ersparen, in den Spintisiererei und falsche Versprechungen locken könnten.

Der Weg des Inneren Lebens kann nicht im Sturmschritt bewältigt werden. Organisches Wachsen und Reifen braucht seine Zeit. Im Allgemeinen führt «der Weg der kleinen Schritte» am besten voran, wobei jedoch von Anfang an die gesammelte Persönlichkeit zum Einsatz kommt, denn der Weg des Inneren Lebens erfordert den ganzen Menschen, – soll er doch zum Segen des ganzen Menschen in allen Lebensbereichen werden.

Hat man durch das Bemühen um die rechte Gesinnung eine Basis gewonnen, so baut man auf Felsen. Dann entwickelt man jenes Stehvermögen, mit dem man allen Schwierigkeiten und Stürmen des inneren und äußeren Schicksals immer gelassener standhält, und auch das Durchhaltevermögen, um innere und äußere Dürrezeiten zu bestehen.

Auf diesem Weg möchten die vorliegenden aus Zitaten und einigen nachdenklichen Betrachtungen bestehenden «Ansprachen» gute, helfende, ja beschützende Begleiter sein. In der Themenstellung werden auch recht heikle Fragen und kritische Probleme angesprochen; der Finger wird auf manche Wunde gelegt, aber die Meister und Heiligen spenden stets Heilkraft, führen zu Lösung und Befreiung.

Wir werden fragen: Wie kann man Vernunft und Glauben in Einklang miteinander bringen? Wie verträgt sich das Innere Leben mit dem praktischen Alltag? Askese – ja oder nein? Ist der Mensch von Natur böse? Wie überwindet man Depressionen, die «Nacht der Seele», den «Abgrund»? Ist selbstlose Liebe nicht stets unvernünftig und lebensfremd? Besonderes Gewicht wird auf Toleranz und Mitmenschlichkeit gelegt. Auch die Frage nach dem geistigen Lehrer und der Schülerschaft wird gestellt.

Jede der Text-Ansprachen, jede Stunde der Besinnung, jede Meditation, jedes Gebet können und sollten Impuls für einen inneren Aufschwung sein, für ein Aufatmen und Kraftschöpfen, für ein Steigen des Bewusstseins zu einem Hellerwerden und Neubeginn, zu einem Aufblick zu den Sternen.

Fragen, die quälend zu werden drohen oder in die man sich schon hineingebohrt hat, sollte man loslassen. Aber wie? Nochmals: im Aufblick zu den Sternen, ganz konkret in der Konzentration über den Scheitel hinaus! Gelingt die Meditation, die Stille, der innere Aufschwung und Aufblick, so werden morgen, vielleicht erst in einer Woche oder später, jedoch eines Tages gewiss, die Fragen sich im Licht lösen.

In der stillen Konzentration und Offenheit «nach Oben» wird der Geist vom Scheinwerfer eines höheren Bewusstseins erhellt, und immer klarer wird die Antwort sichtbar, erlebbar – die letztlich schon in der Frage enthalten ist, und die Probleme lösen sich auf wie die Wolken vor der Sonne.

Man steigt über die Fragen hinaus, wie auf einen Berg, von dem der Blick befreit in die Weite schweift, so wie es in einem alten Turmspruch heißt: «Schau in dich – schau über dich – schau um dich!»

Jenseits der Fragen gelangt man in die Sphäre beglückenden Schweigens, wunschlosen Friedens, um sich dann wieder – gestärkt und erneuert – den Lebensaufgaben in dieser Welt zuzuwenden.

Und im immer tieferen Stillesein und Schweigen erkennt man:

«Gott ist die Antwort auf jede Frage!»

Wie bestehen wir vor dieser Antwort?

Und wir fragen weiter: Wohin fährt mein Lebensschiff? Ist mein Lebensschiff seetüchtig? Und bewähre auch ich mich in Unwetter und Sturm – und in guten Tagen? Weiß ich überhaupt, wohin die Reise geht? Kann ich das Ziel erkennen? Wer ist der Kapitän? Oder bin ich selbst der Kapitän? Soll ich mich führen lassen vom Kompass und von den Sternen? Werde ich meinen Heimathafen je wiederfinden? Fragen über Fragen!

Einmal zeigt der Bug des Schiffes nach unten, und man ist fast am Verzagen; dann wieder weist der Bug nach oben, und man sieht die Sterne. Das Schiff wird getragen – durch Wellentäler und über Wogenkämme.

Und es liegt an uns selbst, ob wir unser Schiff treiben lassen oder das Steuer fest in die Hand nehmen. «Von unserem eigenen Wünschen, Wollen und Denken hängt die Richtung unseres Weiterschreitens ab – Niedergang oder Aufstieg.» (Múrshida von Scholtz)

Der abendländische Mensch ist durch Neigung und Tradition mit schwerer Gedankenfracht beladen, kann und darf sie auch nicht einfach über Bord werfen. Oft schürzen sich die Fragen zu scheinbar unentwirrbaren Knoten, lassen sich aber schwerlich durch Grübeln und Grämen entflechten.

«Not lehrt beten – und den Verstand gebrauchen!», sagt der weise Sebastian Kneipp. Auf der weiten Reise auf dem Ozean des Lebens fährt unser Schiff von Hafen zu Hafen, kaum ist es angekommen, mahnt der Kapitän zu neuem hoffnungsvollem Aufbruch. Hoffnungsvoll? Ja, denn es ist der Seele natürlich zu hoffen, und in der Hoffnung weiß man im Grunde seines Wesens, was mit den Worten gemeint ist: «Das Leben ist eine Reise von der Unvollkommenheit zur Vollkommenheit.» (Hazrat Inayat Khan)

Hoffnung ist Kraft! Ist das Herz – dem Kompass gleich – stets auf Gott gerichtet, steuert man beschützt über das stürmische Meer des Lebens.

Der neue Mensch

Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lichtes in uns tragen, das im Grunde des Seins leuchten muss und welches unsere schwachen Sinne nur von ferne ahnen können. Diesen Funken in uns zur Flamme werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen, ist unsere höchste Pflicht.

Johann Wolfgang v. Goethe

Immer mehr zu werden, was ich bin,

das ist mein einziger Wille.

Friedrich Schleiermacher

Das neue Zeitalter wird sich entfalten, ob der einzelne das will oder nicht; die Frage ist nur, ob wir ihm den Weg bereiten, indem wir uns wandeln, oder ob man weiterhin das zu überwindende Hindernis darstellt.

Múrshida R. F. von Scholtz

In der Welt besteht nichts ohne Zweck und Ziel, und obschon im Plane des Lebens der Platz des einen von dem des anderen verschieden erscheint, haben wir doch – vereint mit der niederen Kreatur, den Engeln und Genien – ein gemeinsames Ziel: Die Verwirklichung der Wahrheit, und diese kommt zu allen als Seligkeit.

Hazrat Inayat Khan

Aph. 22,2

Uns allen wohnt ein geheimes, wunderbares Vermögen bei, uns aus dem Wechsel der Zeit in unser innerstes, von allem, was von außen her dazu kam, entkleidetes Sein zurückzuziehen und da in der Form der Unwandelbarkeit das Ewige in uns anzuschauen. Diese Anschauung ist die innerste, eigenste Erfahrung, von welcher allein alles abhängt, was wir von einer übersinnlichen Welt wissen und glauben.

Fr. W. von Schelling

Die Seele gleicht der Raupe. Wie die Raupe alle Farbenschönheit, die sie erblickt, in sich spiegelt, und wie sie sich dadurch in einen Schmetterling verwandelt, so verhält sich auch die Seele.

Hazrat Inayat Khan

Der Mensch kann ein neuer Mensch nur durch eine Art Wiedergeburt, gleich als durch eine neue Schöpfung und Änderung des Herzens, werden.

Immanuel Kant

Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, sonst kann er das Reich Gottes nicht sehen.

NT Joh. 3,3

Lange hab’ ich mich gesträubt,

Endlich gab ich nach.

Wenn der alte Mensch zerstäubt,

Wird der neue wach.

J. W. von Goethe

Ein neues Leben ward uns aufgetan

Auf hellern Stufen nach durchlaufner Bahn.

Conrad Ferdinand Meyer

Ich weiß nicht, wohin mich Gott führt,

aber ich weiß, dass er mich führt.

Gorch Fock

Nur ein erneuerter Glaube an Gott kann die Wandlungen herbeiführen, die unsere Welt vor der Katastrophe retten können. Wissenschaft und Religion sind dabei Geschwister und nicht Gegensätze.

Wernher von Braun

Drum ringe, schaffe, bis der Geist,

Tut’s auch dem Fleische weh, gesiegt,

Sich aus der Nacht zum Lichte reißt

Und unter ihm die Schlacke liegt.

Justinus Kerner

Sorge nicht um das, was kommen mag, weine nicht um das, was vergeht; aber sorge, dich nicht selbst zu verlieren, und weine, wenn du dahintreibst im Strome der Zeit, ohne den Himmel in dir zu tragen.

Friedrich Schleiermacher

Von jenem anderen Reiche will ich singen,

Wo man den Geist des Menschen rein und lauter

Und würdig macht, zum Himmel sich zu schwingen.

Dante

Jeder Tag ein Neubeginn! Jeder Atemzug ein Neubeginn! Voller Hoffnung auf ein «neues Leben»! Wie kann es gelingen? Goethe setzt an den Beginn sein Glaubensbekenntnis: Ich glaube an das ewige Licht! Ich glaube, dass jeder Mensch davon einen Funken in sich trägt!

Wer einen solchen Glauben hat, muss sich nicht mehr um den Kurs seines Lebensschiffes sorgen; er hat nichts anderes zu tun, als unermüdlich daran zu arbeiten, dass dieser Funke zur Flamme wird.

Aber was ist mit denen, die diesen Glauben nicht haben? Oder mit jenen, die ihn haben, – und dann doch wieder zweifeln? Oder jenen, die nicht wagen, sich so einem Glauben anzuvertrauen? Für alle gilt Schellings Rat: Zu so einem Glauben kann man finden, kann ihn festigen und vertiefen, indem man Einkehr hält. Nicht also, indem man sich den Kopf zerbricht, sondern indem man in jene innere Stille eintaucht, in der man das Land der Seele entdecken wird – die nur den feineren Sinnen wahrnehmbare innere Lichtwelt.

Die sichtbare Natur ist ja ein Gleichnis für diese unsichtbare Wirklichkeit. So zum Beispiel das Wunder der Raupe, die sich einspinnt, verpuppt, um dann aus der Verborgenheit, aus dem Ganz-in-sich-Hineingenommensein, neu geboren zu werden, ans Licht zu kommen – als Schmetterling, auffliegend, unendlich zart, leicht und licht.

Das Neuwerden ereignet sich im Herzen, im Herz-Chakra. Weit, sehr weit ist der Weg der Wandlung. Aber da er der Sehnsucht jedes Menschen entspricht, da er ihm eingeboren und vorgezeichnet ist, wird man ihn auch finden, – wenn wir «unsere höchste Pflicht», wie Goethe es nennt, zu erfüllen bemüht sind, jene «Verwirklichung Gottes», unter der «unsere schwachen Sinne» sich zunächst meist nicht das geringste vorstellen können. Es wird uns jedoch verheißen, dass sie unvorstellbares Glück, dass sie Seligkeit bedeutet. Und die Meister und Weisen aller Zeiten, deren Lehren sich in den großen Weisheitsbüchern der Menschheit spiegeln, sind bemüht, uns diesen Weg zu zeigen und gangbar zu machen.

Halt an, wo läufst du hin?

Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir!

Suchst du ihn anderswo, fehlst du ihn für und für.

Angelus Silesius

Wo willst du Gott suchen?

Suche ihn in deiner Seele, die ewig ist

und das Göttliche Kind in sich trägt.

Jacob Böhme

Und lernt die Herrlichkeit des Friedens kennen,

Der in den selbstbeherrschten Herzen wohnt;

Dort wo die Weisheit in sich selbst regiert,

Und wo der Seele wahre Freiheit wohnt.

Wenn auch das flatterhafte Herz sich sträubt,

Und ungezügelt in die Weite schweift,

So unterwirf es durch die Kraft der Liebe

Und führ’s zu Gott zurück.

Bhagavad Gita VI, aus 25-26

Wie von der Sonne gehn viele Strahlen erdenwärts,

So geht von Gott ein Strahl in jedes Dinges Herz.

An diesem Strahle hängt das Ding mit Gott zusammen,

Und jedes fühlet sich dadurch von Gott entstammen.

Von Ding zu Dinge geht seitwärts kein solcher Strahl,

Nur viel verworrne Streiflichter allzumal.

An diesen Lichtern kannst du nie das Ding erkennen,