Die letzten Gerechten - Paul Hoffman - E-Book

Die letzten Gerechten E-Book

Paul Hoffman

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Beschreibung

Cale ist die linke Hand Gottes, der Engel des Todes. Er ist dazu bestimmt, jeden zu vernichten, der nicht des wahren Glaubens ist. Die Erlösermönche, allen voran sein ehemaliger Mentor Bosco, glauben der Prophezeiung, die besagt, dass Cale Gottes Gesandter ist. Erst wenn er seinen Auftrag vollbracht hat, wird Gott eine neue Welt erschaffen können mit den letzten gerechten Menschen dieser Welt. Aber Cale will nur ungern von seinen ehemaligen Unterdrückern für ihre Zwecke benutzt werden und lässt die Mönche erst einmal in dem Glauben, dass er für sie arbeitet. In Wirklichkeit hat er längst einen ganz anderen Plan ...

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Seitenzahl: 639

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Paul Hoffman

Die letzten

Gerechten

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Karlheinz Dürr

Die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel

»The Last Four Things« bei Michael Joseph,

an imprint of Penguin Books, London.

1. Auflage

Copyright © der Originalausgabe 2011 by Paul Hoffman

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Kerstin von Dobschütz

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-05866-1

www.goldmann-verlag.de

Für Richard Gollner

Gebt mir ein Dutzend gesunder, wohl gebildeter Kinder und meine eigene Umwelt, in der ich sie erziehe, und ich garantiere, dass ich jedes nach dem Zufall auswähle und es zu einem Spezialisten in irgendeinem Beruf erziehe, zum Arzt, Richter, Künstler, Kaufmann oder Bettler und Dieb, ohne Rücksicht auf seine Begabungen, Neigungen, Fähigkeiten, Anlagen und die Herkunft seiner Vorfahren.

John B. Watson

Ich kämpfte wie ein Engel.

Wilfred Owen

PROLOG

Stell dir vor: Ein junger Attentäter, eigentlich fast noch ein Junge, liegt sorgsam versteckt im Röhricht der langen grün-schwarzen Sumpfbinse, die im Überfluss am Ufer des Vallombrosa wuchert. Er wartet schon seit geraumer Zeit, aber er ist auf seine eigene Art geduldig, und vielleicht ist ihm auch das, worauf er wartet, wertvoller als das Leben. Neben ihm liegen ein Bogen aus Eibenholz und Pfeile mit schwarzen Stahlspitzen, die selbst durch die teuerste Rüstung dringen können, wenn der Schütze nahe genug an den Gegner herankommt. Das ist heute allerdings nicht nötig, denn der junge Mann wartet nicht auf einen Bösewicht, der den Tod verdient hätte, sondern nur auf einen Wasservogel. Ein Schatten taucht auf, und die Schwänin steigt auf mächtigen Schwingen aus dem von Krähen bevölkerten Wald. Die Krähen beschweren sich krächzend über die Anmut, mit der sie auf die Wasseroberfläche niedergeht, wie der Pinselschwung eines Malers auf der Leinwand, unvermittelt und in ihrer ganzen Schönheit.

Sie schwimmt mit der Eleganz, für die ihre Art berühmt ist, aber eine so vollkommen anmutige Bewegung des weißen Schwanenkörpers auf dem stahlgrauen Wasser, im stillen Dunst der Morgenluft, wurde noch nie gesehen.

Der Pfeil schneidet scharf wie Hass durch dieselbe Luft, die von der Schwänin mit solcher Anmut geweiht worden war, und verfehlt sie um mehrere Fuß. Und schon steigt sie auf, mit der vollen Kraft ihrer Schwingen, die ihre weiße Gestalt in die Lüfte hebt und in die Sicherheit. Der junge Mann ist aufgestanden und verfolgt den Schwan.

»Nächstes Mal erwische ich dich, verräterische Schlampe!«, brüllt er und wirft voller Wut den Bogen auf die Erde– den Bogen, den er als Einziges seiner todbringenden Werkzeuge– Dolch, Schwert, Ellbogen, Zähne– niemals richtig zu beherrschen lernte und der doch das einzige Werkzeug ist, das seinem gebrochenen Herzen noch Genugtuung hätte verschaffen können. Und nun nicht einmal mehr dies. Denn obwohl er dies alles träumt, könnte er nicht einmal in seinen Träumen ein Scheunentor aus zwanzig Schritt Entfernung treffen. Er wacht auf und grübelt eine halbe Stunde lang über den Traum. Das wahre Leben geht mit den Gefühlswirren und Empfindlichkeiten von Verzweiflungstätern behutsam um, doch selbst die ärgste Geißel Gottes, und eine solche ist Thomas Cale mit Sicherheit, muss sich in ihren Albträumen ungestraft verhöhnen lassen. Dann schläft er wieder ein und träumt vom Herbstlaub, das in den Bächen in Vallombrosa dahintreibt, und von großen weißen Flügeln, die durch den frühen Morgendunst wirbeln.

ERSTES KAPITEL

Das Lied von Thomas Cale, dem Engel des Todes, ist das zweitschlechteste Gedicht, das jemals von der Kongregation für die Verbreitung des Glaubens veröffentlicht wurde. Später wurde diese Institution berühmt dafür, im Namen des Erlöserordens die gröbsten Unwahrheiten zu erfinden, dass der ungläubige Ausruf »Das kannst du einem Erlöser erzählen!« zum Sprichwort wurde.

Siebenundvierzigstes Buch: Der Streit

Erwachet! Wenn das frühe Morgenlicht

die Finsternis der Nacht durchbricht,

enthüllt es uns die Linke Hand

des Herrn, dem alle Macht zustand.

Sein Name: Cale. Sein Arm ist stark,

ein Todesengel, treu bis ins Mark.

Er sucht des Papstes Mörder in Eile

und seilte sich ab aus der Burg mit dem Seile.

Um den Papst zu retten, musste er entkommen

aus der sicheren Burg, diesem Hort der Frommen.

Von Bosco, seinem Meister, schien er sich zu lösen,

um den Papst zu beschützen vor allem Bösen.

In Memphis, der Stadt von Sodom und Geilheit,

rettet’ er die Prinzessin, eine eisige Schönheit,

die launisch und lüstern seine Seele vergiftet’

und als er sich weigert, seine Ermordung anstiftet.

Vor nicht langer Zeit verschwor sich ihr Vater

und am Papst wurde auch er zum Verräter.

Eitel erklärt’ er dem Erlöserorden den Krieg,

doch wurd’ er von Bosco und Princeps besiegt.

Das Reich von Memphis versank in Trümmern,

doch Bosco und Cale schien das nicht zu kümmern.

Den antagonistischen Feinden wandten sie sich nun zu,

denn diese Ketzer ließen der Welt keine Ruh.

Sie müssen vernichtet werden, und zwar schon bald,

bis das Gebet der Erlöser zum Himmel schallt!

Nach herkömmlicher Meinung werden wahre Ereignisse umgeformt, sobald sie in die Geschichte eingehen, und dieser Prozess der Umformung wird durch die Meinung und Vorurteile des Chronisten wesentlich beeinflusst, der die Ereignisse aufzeichnet. Aus der Geschichte wird allmählich eine Legende, in der alle Gesichter undeutlich werden, obwohl das gewiss nicht im Interesse der zu diesem Zeitpunkt bereits zahlreichen, unterschiedlichen und widersprüchlichen Überlieferer liegt. Und schließlich, möglicherweise nach tausenden Jahren, verschmelzen alle Absichten, gute und böse, vermischen sich alle Lügen mit jeder genauen Schilderung zu einem Sammelsurium unverbindlicher Möglichkeiten, zu einem Mythos, in dem alles wahr und alles unwahr sein mag. Wie dem auch sei, es spielt jetzt keine Rolle mehr. Aber in Wahrheit entfernen sich eben sehr viele Ereignisse von den Tatsachen, und zwar genau von dem Augenblick an, in dem sie sich ereignen: Sie werden zu einem einzigen großen Nebel von Mythen, noch ehe die Ereignisse selbst ihren ersten Sonnenuntergang erlebten. Zum Beispiel wurden die oben zitierten, reichlich holprigen Verse weniger als zwei Monate nach genau den Ereignissen niedergeschrieben, die sie durch so schlechte Reimkunst unsterblich machen wollen. Schauen wir uns doch einmal dieses Geschwafel Vers für Vers und Zeile für Zeile an.

Thomas Cale war im Alter von drei oder vier Jahren– genau wusste das niemand, und es interessierte auch niemanden– zur grimmigen, düsteren Burg des Ordens des Gehenkten Erlösers gebracht worden. Kurz nach seiner Ankunft wurde er von einem der Priester dieser abstoßendsten aller Religionen auserwählt, dem Bruder Bosco, der in dem Gedicht dreimal erwähnt wird, nicht zuletzt deshalb, weil er selbst dafür gesorgt hatte, dass es überhaupt geschrieben wurde. Aber allein deswegen darf man nicht glauben, dass es durch so niedrige menschliche Beweggründe wie Eitelkeit oder Ehrgeiz inspiriert worden sei.

Die Erlösermönche waren nicht nur berüchtigt für ihre unerbittlichen Ansichten im Hinblick auf die Sündhaftigkeit der Menschheit, sondern noch mehr für ihre ständige Bereitschaft, anderen ihre Denkweise durch militärische Eroberungszüge aufzuzwingen. Diese Feldzüge wurden von ihren Priestern angeführt, von denen die meisten so erzogen worden waren, dass sie vom Beten weit weniger Ahnung hatten als vom Kampf mit dem Schwert. Die Intelligentesten und die Frömmsten– eine Unterscheidung, die bei den Brüdern stärker verschwommen war als in anderen Bevölkerungsgruppen– waren verantwortlich dafür, dass die richtigen Glaubenssätze erlernt und der Glaube in allen eroberten und bekehrten Nationen in geordneter Weise verbreitet wurde und herrschte. Der Rest, die Militanten, war für den Dienst im bewaffneten Flügel des einen wahren Glaubens vorgesehen; sie wuchsen in den zahlreichen militärischen Kasernen auf, von denen die Ordensburg die größte war– wo viele allerdings auf Grund der harten Lebensbedingungen starben und das waren einem alten Witz zufolge die Glücklicheren. In der Ordensburg wählte Bosco Cale als persönlichen Schüler aus– eine Form von Begünstigung, die nur ein übernatürlich zähes Kind jemals zu überleben hoffen durfte. Mit vierzehn oder fünfzehn war Cale bereits ein außerordentlich kaltes und berechnendes Geschöpf, ein Wesen, dem man ganz bestimmt nicht in einer dunklen Gasse oder überhaupt irgendwo begegnen möchte. Ein Wesen, das offenbar nur von zwei Dingen beherrscht wurde: einem unendlichen Hass auf Bosco und einer totalen Gleichgültigkeit gegenüber allen anderen Menschen. Aber Cales alles umfassendes Unglück sollte sich zum noch Schlechteren wenden, denn eines Tages öffnete er versehentlich zum falschen Zeitpunkt die falsche Tür und entdeckte den Zuchtmeister Bruder Picarbo, der gerade eifrig damit beschäftigt war, ein junges Mädchen zu sezieren, das allerdings noch, wenn auch äußerst knapp, am Leben war, und der offenbar plante, diese Behandlung auch einem zweiten Mädchen zuteilwerden zu lassen. Statt nun Mitleid und Entsetzen zu empfinden, entschied sich Cale für die eigene Sicherheit, schloss leise die Tür und verschwand. Doch irgendetwas im Blick der jungen Frau, die als Zweite an der Reihe war, auf grausamste Weise ausgeweidet zu werden, veranlasste ihn umzukehren. In einem Anfall von Wahnsinn, den er angeblich für immer bereuen sollte, stürzte er sich auf Picarbo. Es folgte ein Kampf, in dessen Verlauf Cale einen Mönch tötete, der möglicherweise nur zehn Ränge unter dem Papst persönlich stand. Was der geneigte Leser zweifellos bereits über die Erlösermönche erfahren hat, mag hinreichend deutlich machen, welches Schicksal Cale nun erwarten durfte. Man kann sicher sein, dass dazu sehr, sehr viele Schmerzensschreie gehörten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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