Ein Schutzengel für die Ewigkeit - Laura Wolf - E-Book

Ein Schutzengel für die Ewigkeit E-Book

Laura Wolf

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Beschreibung

Violet begegnet nachts ein paar vermummten Gestalten und wird von diesen verletzt. Sie erwacht in einem grellen Licht und findet sich in einem Krankenhaus wieder. Ein Mann mit atemberaubender Schönheit und einem engelsgleichen Lächeln, macht ihr dort ein seltsames Angebot und führt sie in eine fremde Welt. Nichts ist mehr so wie es war. Ihr Leben steht auf dem Kopf...

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Vampirroman

Ein Schutzengel für die Ewigkeit

Laura Wolf

Impressum

Texte: © Copyright Laura Wolf  Coverdesign by A&K Buchcover

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Verlag + Druck: epubli  

Venjava-Reihe:

Band 1: Eine magische Welt jenseits des Portals

Band 2: Die Burg der Assassinen

Band 3: Die Dunkelelfen & Die Drachenjäger

Weitere Bücher von Laura Wolf:

Hüte dich vor den Stimmen des Meeres

Prolog

Draußen war es bereits stockdunkel und der Mond von Wolken verhangen, als ein Mann und eine Frau den Supermarkt verließen und die Türen sich hinter ihnen schlossen. Dicke Nebelschwaden waberten über den Parkplatz und hüllten einen einzelnen PKW ein, so als wollten sie ihn verschlingen. Ansonsten war der Parkplatz menschenleer. Um den Parkplatz herum säumte sich ein dichter Wald und ein Bach plätscherte vor sich hin. Das Rauschen des Baches und die Stimmen des Liebespaares waren die einzige Geräusche weit und breit.

„Gib mir sofort meinen Autoschlüssel! Du bist so ein...“ Die Frau unterbrach sich selbst und lachte.

„Was bin ich, hm? Na los, sag es schon“, neckte der Mann sie und zeigte mit dem Finger auf sich selbst. „Etwa ein Rüpel?“ Er lachte und wich der Hand seiner Geliebten aus, die nach dem Autoschlüssel greifen wollte.

„Genau. Das ist das Wort, das ich gesucht habe“, erwiderte sie, als sie ins Leere griff und zog eine Grimasse. „Womit habe ich das bloß verdient?“

„Lass mich bitte das letzte Stück nach Hause fahren, mein Schatz. Du bist ziemlich erschöpft.“ Der Mann fasste seine Geliebte an der Hand, zog sie sanft an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich weiß das du lieber selber fahren möchtest. Aber heute bin ich dran. Und wenn wir zuhause sind werde ich dafür sorgen, dass du dich in meinen Armen so richtig entspannen kannst.“ Nach seinen Worten küsste er sie und kichernd löste sich seine Geliebte von ihm. „Einverstanden, du Kavalier.“ Der Mann lachte und zwinkerte ihr schelmisch zu. Er schloss gerade die Autotür auf, als seine Frau plötzlich anfing zu schreien. Er hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich abrupt zu ihr um. Seine Augen weiteten sich, als er sah wie seine Frau von einem Mann festgehalten wurde, der wie aus dem nichts aufgetaucht war. Ehe er irgendetwas tun konnte, packten ihn zwei Arme und er knallte hart mit dem Kopf gegen die Autoscheibe. Die Tüte mit den Lebensmitteln rutschte ihm aus der Hand und sie verteilten sich auf dem Boden. Benommen landete er neben der Einkaufstüte und fühlte wie ihm sein eigenes Blut an der Stirn herunterlief. Er hustete und keuchte den Namen seiner Geliebten. Gleichzeitig rief er um Hilfe und versuchte aufzustehen. Mit einem tritt wurde er von einem anderen Mann wieder auf den Boden befördert. „Keiner kann dich hören, du dummer Mensch!“ Der Mann der ihn getreten hatte trat in sein Blickfeld. „Noch nicht einmal der Typ in dem Supermarkt kann euch noch retten. Was kann denn ein Toter schon ausrichten?“ Er schüttelte den Kopf und lachte. „Aber selbst wenn er noch am Leben wäre, hätte er euch nicht helfen können.“

„Ich bitte euch. Lasst wenigstens sie am Leben“, flehte der am Boden liegende Mann und zeigte auf seine Geliebte.

Der Mann der die Frau festhielt sah abfällig auf den Mann herunter. „Du kannst so viel flehen, wie du willst. Ich werde deinem Gejammer sowieso nicht nachgehen.“ Dann grinste er und schubste die Frau auf den Boden. Sie stöhnte, als sie sich die Knie und ihre Finger aufschürfte. Blut sickerte auf den Asphalt. „Riechst du das, Sammy?“

Der andere Mann verdrehte die Augen und zeigte ihm seine Zähne. Seine Eckzähne wurden immer länger und gingen ihm bis unter seine Lippe. „Ich heiße Samuel, James!“, fauchte er und ein knurren entwich seiner Kehle, während er sich den immer noch am Boden liegenden Mann packte und auf die Füße zog.

James Augen färbten sich vor Wut rot.

„Ich nenne dich wie ich will. Und vergiss bloß nicht, dass du mir gehörst! Und jetzt trink. Ich hatte mein Vergnügen mit dem Verkäufer schon.“

Nach seinen Worten griff er sich die wimmernde Frau und zog sie an sich. Er packte ihr Gesicht und drehte es grob in die Richtung ihres Geliebten. „Sie genau hin!“, zischte er und lachte leise.

„Bitte...“, fing die Frau an, aber James hielt ihr den Mund mit einer freien Hand zu und drückte sie mit der anderen so hart an sich, dass ihr die Luft wegblieb.

„Was auch immer ihr seid“, sagte der Mann unter Samuels festem Griff heiser, „ihr werdet dafür bezahlen, was ihr uns antut.“ Man konnte die Wut in seinen Augen blitzen sehen und er versuchte sich unter Samuels Griff zu befreien, doch er war einfach zu stark. Samuel schnalzte mit der Zunge.

„Na, hat dich der Zorn nun endlich dazu gebracht, ein bisschen Männlichkeit zu zeigen?“

James sah Samuel an und betrachtete dann den Mann in Samuels Armen grinsend. „Du hast mich gerade auf eine wundervolle Idee gebracht. Bezahlen wirst ganz allein du. Und das mein Freund, für die Ewigkeit. Verstehst du was ich meine Sammy?“

Samuel nickte und lächelte. „Das wird ein Spaß. Einer der niemals enden wird.“

Er packte sein Opfer im Genick und riss seinen Hals nach hinten. Dann biss er mit seinen spitzen Zähnen zu und Blut tropfte auf den Asphalt. Die Frau schaute entsetzt zu und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie versuchte wegzusehen und etwas zu sagen, aber die Hände von James hinderten sie daran. „Du schaust schön zu.“ James blies ihr in den Nacken und lachte, als er hörte wie sich ihr rasender Herzschlag verdoppelte. „Keine Angst Schätzchen, du bist sofort als nächstes dran.“

Nach einigen Minuten riss Samuel seine Zähne aus dem Hals des Mannes und sein Blut spritzte in alle Richtungen. Danach ließ er ihn los und der Mann fiel kraftlos auf seine Hände und atmete schwer. Samuel leckte sich die Reste des Blutes von den Lippen und betrachtete sein Werk.

„Steh auf“, knurrte er und verschränkte die Arme. Der Mann gehorchte und die Frau erschrak, als sie in die Augen ihres geliebten Mannes schaute. Sie leuchteten rot auf, als er sie ansah.

„Du musst gerade ganz schön Hunger haben“, sagte James und er deutete auf die Frau.

„Sie riecht köstlich, nicht?“

James griff nach den immer noch blutenden Händen der Frau und steckte sie sich in den Mund. Ein knurrender Laut kam aus der Kehle des Mannes und er machte einen Schritt auf die Frau zu. James grinste. „Hier, für dich.“ Er schubste sie auf den Mann zu und sie fiel vor ihrem Geliebten auf die Knie. Der ganze Körper der Frau zitterte vor Furcht und sie bettelte ihren Geliebten an. „Egal was diese Monster auch mit dir angestellt haben...Ich weiß, dass du immer noch da drin bist.“ Ihr Geliebter trat auf sie zu und ging langsam vor ihr in die Knie. Die Frau streckte vorsichtig ihre Hand aus und legte sie auf sein Herz. Als er daraufhin anfing warnend zu knurren und seine langen Eckzähne herausragten, zog sie schnell ihre Hand zurück, während ihr Tränen über die Wangen rannen. Sie fing an zu schluchzen und ihr Zittern wurde noch stärker. Ihr Angst lähmte sie und raubte ihr jede Bewegung. Da packte ihr Geliebter sie plötzlich am Handgelenk und zog sie an sich. Keine Sekunde später, fühlte sie, wie sich seine scharfen Zähne in ihren Hals bohrten und ihr Blut ihre Jacke tränkte. Nach einigen Minuten ließ er abrupt von ihr ab. Seine Augen bekamen wieder seine normal Farbe und Abscheu über das was er vor sich sah überkam ihn. „Was habe ich getan?“, flüsterte er und Tränen und Wut übermannten ihn. Er horchte an ihrer Brust, aber er konnte keinen Herzschlag wahrnehmen. Sie war Tod. Er stieß einen Schrei aus und schrie verzweifelt ihren Namen.

„Das reicht jetzt!“, donnerte Samuel, packte den Mann an den Schultern und riss ihn von seiner Toten Geliebten fort.

James warf Samuel einen Blick zu. „Interessant. Er ist der erste, der sich nicht wie die anderen gleich nach ihrer Verwandlung auf ihre Opfer gestürzt haben.“

„Ist doch egal. Verschwinden wir endlich von hier“, erwiderte Samuel und hielt den um sich schlagenden, frisch verwandelten Vampir fest.

„Du bist jetzt ein Vampir, klar? Und du gehörst jetzt mir. Und wenn du weiter so rum zappelst, dann werde ich dich versklaven. Ich kann dich zwingen Dinge zu tun, die du dir nicht einmal vorstellen kannst. Verstanden?“

Der Mann hörte sofort auf sich zu wehren und warf einen schmerzvollen Blick auf seine tote Geliebte. Er hasste sich für das was er getan hatte. Und er hasste es, einer von ihnen geworden zu sein. Und er konnte nichts tun um seinem neuen Leben zu entkommen. Aber eines wurde ihm klar. Sie würden eines Tages dafür büßen, was sie angerichtet hatten.

„Verstehst du jetzt was ich vorhin mit Bezahlen gemeint habe? Niemals wirst du vergessen können, was du heute getan hast. Willkommen im Leben der Unsterblichen.“

Samuel lachte und zog den Mann mit sich. James schloss zu Samuel auf und die Dunkelheit verschluckte sie.

1. Kapitel

Schneeflocken wirbelten wild durch die menschenleeren Gassen Kanadas. Ich zog mir den Schal enger um den Hals und rückte meinen gefütterten Kapuzenmantel zurecht. Es war so kalt, dass aus meinem Mund und meiner Nase Nebel heraustrat. Zudem fühlte es sich so an, als ob Eiskristalle, sich um mein Gesicht und an meinen ungeschützten Fingern bildeten. Meine Handschuhe hatte ich unglücklicherweise zuhause vergessen. Schnell steckte ich meine Hände in meine warmen Jackentaschen. Einzelne Straßenlaternen brannten um die späte Uhrzeit noch. Aber es dauerte nicht mehr lange und dann würden auch sie ausgehen. Aber bis dahin würde ich schon längst zuhause vor meinem warmen Ofen sitzen und mich in eine Decke einkuscheln. Ich schaute auf meine Uhr. Es war genau zehn Minuten vor Mitternacht. Mein Ziel war das Auto auf der anderen Straßenseite. Als ich gerade die Tür aufmachen wollte, hörte ich ein klirrendes Geräusch. Ruckartig hob ich den Kopf. In einem Schmuckgeschäft, zwei Läden weiter von meiner Position entfernt flackerte ein Licht hin und her. Weitere klirrende Geräusche kamen zu mir herüber und ich hörte zwei Männerstimmen. Einbrecher, fuhr es mir durch den Kopf. Unschlüssig, was ich tun sollte, kramte ich schließlich mein Handy aus der Tasche.

Ich wählte die Nummer der Polizeiwache, aber aus irgendeinem Grund funktionierte es nicht. Ich starrte auf das Handy. Niedriger Akkustand zeigte es an, danach ging es aus. So ein Mist, dachte ich. Ich konnte nichts weiter tun, also beschloss ich einfach in mein Auto zu steigen, los zu fahren und die Polizei anders zu kontaktieren. Ich startete den Motor, aber er sprang nicht an. Ich fluchte lauthals. „Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Erst das Handy, dann das Auto und außerdem sind Einbrecher keine zwei Häuser weiter von mir entfernt!“

Langsam stieg Angst in mir hoch, aber die ganze Situation machte mich so aggressiv, dass ich vor Wut explodieren konnte. Ich war schon immer jemand gewesen, dessen Stimmung sich in null Komma nichts ändern konnte und ich die Kontrolle über mich verlor. Das war auch der Grund gewesen, wieso ich meine Stelle im Sicherheitsdienst verloren hatte. Wütend stieg ich aus dem Auto und knallte die Tür mit voller Wucht zu. Der Knall ließ das Auto erzittern. Im Laden wurde immer noch laut randaliert und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Eine Hitzewelle stieg in mir auf und ich musste meinen Mantel aufknöpfen. Eine kühle Prise streifte mich sogleich und ich atmete tief ein. Ich musste irgendetwas tun. Ich rang innerlich mit mir, aber dann hatte ich eine Entscheidung getroffen. Mein Mut und mein Tatendrang siegten schließlich vor Vernunft und ich bewegte mich auf den Laden zu. Die Glastür war eingeschlagen und zwei schwarz angezogene Männer bewegten sich schnell und sicher durch den kleinen Juwelier Laden und schmissen alles in große Säcke was sie an Schmuck finden konnten. „Gib mir sofort deine Handtasche!“ Erschrocken drehte ich mich um. Ein weiterer Mann tauchte hinter mir auf. Ein Messer funkelte gruselig im Schein des Mondes in seiner Hand. Ohne zu überlegen, packte ich seine Hand, verdreht sie ihm und er ließ das Messer in den Schnee fallen. Der Mann war so überrascht, dass er sich nicht bewegen konnte. Ich nutzte meine Überlegenheit aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Das alles geschah in nur wenigen Sekunden. Ich hörte ein widerliches knackendes Geräusch. Er schrie vor Schmerz auf und fasste sich an die Nase. Blut strömte zwischen seinen Fingern hindurch. „Du fieses Miststück! Du hast mir die Nase gebrochen!“ Er schrie weiter unaufhaltsam beleidigende Worte, aber ich hörte ihm nicht mehr zu. Ich wandte mich den anderen beiden zu. Einer von ihnen hatte eine Pistole gezogen. „Bleib stehen!“ Ich hob leicht beruhigend meine beiden Hände halb in die Luft. Er fuchtelte mit der Waffe hin und her. „Wenn du näher kommst, schieße ich!“

Der andere Mann packte weiter die Schmuckstücke ein. Einige Sekunden tat ich nichts, aber aus irgendeinem Grund, machte ich einen kleinen Schritt. Es war nicht vorwärts sondern rückwärts, aber die Bewegung reichte aus und er schoss. Gleich dreimal hintereinander.

Hart landete ich auf dem Bürgersteig, trotz der weichen Schneedecke. Ich spürte unheimliche Schmerzen, aber ich wusste nicht genau, von welcher Seite meines Körpers sie kamen. Ich stöhnte schmerzerfüllt.

„Bist du bescheuert? Dafür werden wir im Knast landen! Du solltest ihr nur drohen! Nicht auf sie schießen!“ Einer der Männer blickte auf mich herunter. Ich war nur dazu in der Lage, seine Schuhe zu betrachten. Ein schwarzes Paar, abgewetzter alter Lederstiefel. Das Innenfutter kehrte sich schon durch die unzähligen Löcher nach außen.

„Jetzt stell dich nicht so an. Wir verschwinden von hier und keiner bekommt etwas mit. Es könnte jeder gewesen sein. Wir haben keine Fingerabdrücke hinterlassen.“

Ein Motor sprang an und die drei fuhren davon.

Ich spürte wie der Schnee unter mir aufweichte. Ein kleiner Fluss aus Blut breitete sich aus und wurde immer größer. Warum nur, dachte ich. Wieso musste ich immer so impulsiv handeln. Ich hätte weglaufen sollen. Stattdessen war ich direkt ins Verderben hineingerannt. Die Kälte wurde jetzt unerträglich und ich hatte nicht die Kraft meinen Mantel zu schließen. Wie schön wäre jetzt ein warmer Kamin, oder ein Lagerfeuer. Die Lichter der Straßenlaternen gingen plötzlich aus. Alles lag jetzt in vollkommener Dunkelheit. Das einzige was leuchtete, war der volle Mond und die tausend Sterne am Himmel. Ich versuchte dieses wunderschöne Bild festzuhalten. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal so sterben würde. Meine Kräfte verließen mich und ich schloss die Augen.

Ein Gewirr aus vielen lauten Stimmen ließen meinen Kopf brummen und langsam öffnete ich die Augen. Sie schienen weit entfernt zu sein. Ich sah alles verschwommen. Bunte Farben, verzerrte Gesichter und ich spürte keinen Schmerz, nur Leichtigkeit. Von den grellen Lichtern und Farben taten mir die Augen weh und ich ließ sie wieder zufallen.

Um mich herum war es still. Nur ein lautes, nervig piepsendes Geräusch, welches jede Sekunde einen Ton von sich gab unterbrach die Stille. Überall um mich herum sah ich weiße Wände, auch die Bettdecke war weiß. Links neben mir stand ein Gerät, welches meinen Puls aufzeichnete. Ich schaute auf meinen linken Arm. Eine Nadel steckte in meiner Haut und ein dünner Plastikschlauch verband diese mit einem Plastikbeutel. Eine rote Flüssigkeit befand sich darin. Ich vermutete, dass es Blut war. Ich war in einem Krankenhaus. Als ich versuchte mich zu bewegen durchzuckten mich schreckliche Schmerzen. Ich stöhnte vor Schmerz auf. Eine Tür ging gerade auf und ich hörte wie sie wieder zuflog. Ein unheimlich gutaussehender, schwarzhaariger Mann mit weißem Kittel trat in mein Blickfeld. Er war nicht älter als 24. Seine smaragdgrünen Augen musterten mich und raubten mir fast den Atem.

„Wie geht es Ihnen?“, fragte er mich mit einer warmen, kraftvollen Stimme. Sie war so tief und schön, dass sie mein Herz höher schlagen ließ.

„Ich...mir...", stotterte ich und räusperte mich verlegen, als mich seine intensiven grünen Augen aufmerksam anschauten. „Mir geht es gut. Aber ich dachte, ich würde da draußen sterben. Wie kann es sein, dass ich noch lebe?“, fragte ich fassungslos.

Er überging einfach meine Frage mit einem Lächeln. „An was können Sie sich denn noch erinnern?“

Zuerst schaute ich ihn irritiert an, weil er mir mit einer gegen Frage geantwortet hatte, aber dann brachte mich sein durchdringender Blick dazu nachzudenken. Einzelne Bilder durchströmten mich. „Ich weiß nicht mehr wieso ich um die späte Uhrzeit noch dort draußen war. Und dann waren da plötzlich zwei Männer. Oder waren es drei? Ich weiß es nicht mehr genau. Sie waren dabei gewesen einen Laden auszurauben. Ich habe versucht sie aufzuhalten und dann schoss einer von ihnen auf mich. Ich kann mich an keines ihrer Gesichter erinnern. Und ich kann leider nicht mehr sagen, wieso ich nicht die Polizei gerufen habe. Aber wie habt ihr mich hierher gebracht? Oder besser gesagt, wie habt ihr mich gefunden?“

„Wir fanden Sie durch Zufall am Straßenrand liegen. Sie haben sehr viel Blut verloren. Ein paar Mal hätten wir Sie fast verloren, aber Sie sind eine richtige Kämpferin.“ Er lächelte engelsgleich.

Fast gleichzeitig mit seinem Lächeln ging die Zimmertür auf und ein rothaariger Mann in Uniform betrat das Zimmer. Er wandte sich an den Arzt. „Kann ich ihr ein paar Fragen stellen? Unter vier Augen?“

„Nein. Sie ist gerade erst aufgewacht und kann sich noch nicht an alles erinnern.“

„Ich muss das aber machen, dass weißt du doch.“

„Das ist mir egal, Oliver! Ich hatte dir gesagt, dass du meine Patienten in Ruhe lassen sollst und ich mich selbst darum kümmern werde", knurrte der Arzt. Ich klammerte mich an das Krankenbett fest, weil sein plötzlich auftretender Zorn mir Angst machte. Die Spannungen in diesem Zimmer dehnten sich aus und das es sich so übernatürlich anfühlte, bereitete mir ein komisches Gefühl im Magen.

„Ich bitte dich, Jayden. Lass es dieses eine Mal zu, okay? Du weißt wie wichtig es ist, wenn wir wissen, wer ihr das angetan hat. Ob es jemand normales war, oder..."

Jayden verdrehte die Augen. „Ist schon gut!", unterbrach er den Polizisten barsch. „Dieses eine Mal noch. Aber du darfst nur drei Fragen stellen. Und ich bleibe hier.“

Oliver stöhnte laut, akzeptierte es aber. Er nahm sein Smartphone aus seiner Hosentasche und als er meine großen Augen sah, lächelte er entschuldigend. „Das ist normal bei uns. Machen Sie sich keine Sorgen. Wie ist denn ihr Name?“

„Violet Sapphire.“

Er tippte irgendetwas in sein Handy ein und sah mich dann wieder an. „Geboren wurden Sie am 04. Dezember 1990?"

Ich nickte zustimmend. „Das ist richtig."

Der Polizist sah mich kurz wieder an und las weitere Informationen über mich aus seinem Handy vor.

„Mrs. Sapphire, sie waren beim Sicherheitsdienst am Flughafen im Bereich Gepäck und Personalkontrolle tätig. Im speziellen für das Bodenpersonal und die Flugbesatzung. Sie wurden erst kürzlich entlassen. Weshalb?“

Ich blinzelte und starrte ihn argwöhnisch an. „Sie haben die Informationen über den Vorfall doch sicherlich in ihrem Smartphone, oder nicht?“

Er nickte. „Sicherlich. Aber ich möchte den Grund von Ihnen persönlich hören.“

Jayden sah von Oliver zu mir und seine Augen blitzten neugierig auf.

Ich räusperte mich. „Wenn Sie es unbedingt noch einmal hören wollen. Es ging um einen Piloten mittleren Alters. Er warf mir und meiner Kollegin anzügliche Blicke zu und irgendwann war er zu weit gegangen. Er berührte mich unsittlich und dann hat ihm sein Verhalten leid getan. Kurz darauf wurde ich gefeuert.“

Der Polizist runzelte die Stirn. „Haben Sie das je richtig gestellt? Immerhin hat er sie belästigt. Und in dem Bericht hier steht etwas vollkommen anderes.“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe gar nichts getan. Denn wem würde man eher glauben? Einem Piloten, oder einer Angestellten im Sicherheitsdienst? Wenigstens hat er bekommen was er verdient hat.“

Oliver nickte ernst. „Das hat er. Eine gebrochene Nase und eine Gehirnerschütterung. Nun denn. Ich habe noch eine Frage. Ihre Eltern sind beide vor wenigen Monaten verstorben. Durch einen mysteriösen Unfall."

Ich nickte zähneknirschend. Zum Glück fing ich jetzt nicht mehr gleich an zu heulen, wenn ich darüber ausgefragt wurde. „Mysteriös war daran aber überhaupt nichts. Es war ein einfacher Verkehrsunfall."

„Ein einfacher Verkehrsunfall, ja?" Der Polizist schüttelte den Kopf. „Im Polizei Bericht steht aber..." Der Polizist unterbrach sich, als er Jayden husten hörte. „Oh Entschuldigung, ich bin in der Zeile verrutscht. Sie haben natürlich recht."

„Von wem wurden sie angeschossen?“, wechselte er schnell das Thema.

Ich war über den schnellen Themenwechsel überrascht, aber vielleicht hatte er sich wirklich in der Zeile geirrt. Und vielleicht wollte er sich auch einfach nur beeilen, denn Jayden sah ihn gerade mit einem ziemlich bösem Seitenblick an. „Ähm...Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es mehrere Männer waren.“

„War irgendetwas ungewöhnliches an Ihnen?“

„Oliver. Du weißt wo sich die Tür befindet,“ unterbrach ihn Jayden. Oliver steckte sein Handy weg. Am Ende der Tür zischte er ihm noch zu: „Was ist los mit dir Jayden? Du bist doch sonst nicht so...“ Jayden packte ihn an der Schulter und ging mit ihm vor die Tür. Ein paar Minuten später kam eine Schwester herein.

„Ich bin Zoey. Kann ich du zu ihnen sagen?“

Ich nickte.

Sie lächelte. „Wenn du irgendetwas brauchst, dann drücke einfach den Knopf links neben dir und ich werde kommen. Hast du Hunger oder Durst?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Okay. Die Verbände werde ich morgen wechseln.“

Sie prüfte noch einmal kurz die Transfusion und die Nadel in meinem Arm.

„Kann ich irgendwelche Verwandten anrufen?“

„Nein. Es sind keine mehr vorhanden.“

Sie hob den Kopf und ich sah in ihr bestürztes Gesicht. „Das tut mir sehr leid.“

„Ist schon in Ordnung“, sagte ich und brachte ein halbes Lächeln zustande.

Plötzlich überfiel mich eine tiefe Müdigkeit und ich schlief sofort ein.

2. Kapitel

Alpträume plagten mich und ich wachte zitternd auf. Trotz der Schmerzen die noch schlimmer als gestern waren, versuchte ich die Bettdecke höher zu ziehen, weil mir plötzlich eiskalt war. Ich sah aus dem Fenster und ein Lichtstrahl streifte mich. Draußen war die Sonne bereits aufgegangen. Goldenes und orangefarbenes Licht schien in das Zimmer. Sofort vergaß ich meine schlechten Träume wieder und freute mich über die wunderschönen, gelben Farben. Ich wusste nicht wie lange ich das Farbenspiel betrachtete, aber irgendwann öffnete sich die Tür. Zoey kam herein. „Guten Morgen.“ Sie stellte ein Tablett vor mich auf den Tisch. Ich betrachtete das Essen, welches wirklich lecker aussah aber ich hatte immer noch keinen Hunger. Danach ging sie heraus und kam eine halbe Stunde später wieder. Sie machte ein trauriges Gesicht, als sie auf den noch vollen Teller schaute.

„Hast du keinen Hunger?“

„Nein. Tut mir leid Zoey.“ Ich lächelte. „Lass es einfach stehen. Ich esse es nachher.“

Sie nickte lächelnd. Nach einer kurzen Pause sagte sie: „Ich müsste dich heute nochmal röntgen.“

„Um zu schauen ob alles klar ist?“ Sie nickte wieder und verließ das Zimmer.

Kurz darauf kam sie wieder und brachte mich in den Raum zum Röntgen. Es dauerte nicht lange und dann waren die Bilder auch schon gemacht. Im Nebenraum hängte sie die Bilder einzeln an die Wand und steckte sie fest, damit sie sie unter dem Licht betrachten konnte. Kurz blickte sie zu mir herüber und machte dabei ein ernstes Gesicht. Danach verschwand sie eiligen Schrittes und erschien wieder mit Jayden. Er schaute sich die Bilder ebenfalls an und danach mich, mit einem Gesichtsausdruck den ich nicht deuten konnte.

Als ich wieder zurück im Zimmer war, fing er an zu reden.

„Leider gibt es keine guten Nachrichten zu verkünden. Es haben sich mehrere Blutungen gebildet, die wir zwar behandeln könnten, allerdings würde das neue verursachen.“

„Die Kugeln die dich getroffen haben, haben Metallsplitter hinterlassen, die so klein sind, dass man sie nicht entfernen kann. Es tut mir so leid Violet,“ beendete Zoey, Jaydens Worte.

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, deshalb fragte ich: „Wie viele Tage habe ich noch?“

In Zoeys Augen schimmerte Traurigkeit. „Höchstens noch Stunden.“

Ich starrte sie ungläubig an. Bei der Messanzeige stieg mein Herzschlag in die Höhe. Meine Gedanken rasten.

„Könnten Sie beide mich einen Augenblick alleine lassen?“

Beide nickten verständnisvoll und verließen das Zimmer. Ich lehnte mich zurück und versuchte mich, so weit es ging zu entspannen und alle Gedanken zu verdrängen. Wenn ich sie zuließ, dann würde ich durch das gesamte Krankenhaus schreien, warum das mir passieren musste. Tränen liefen mir über die Wangen und ich fühlte mich als ob ich nochmal angeschossen wurde. Auf einmal war mir total schlecht und ich nahm die Suppenschüssel von heute Mittag und übergab mich. Die Schüssel war jetzt voller Blut. Angeekelt stellte ich die Schüssel wieder auf den Tisch. Ich schaffte es nicht mehr den Knopf zu drücken, damit eine Schwester kam und vor Erschöpfung schlief ich ein. Ein merkwürdiges, kratzendes Geräusch weckte mich auf. Es war dunkel im Zimmer. Plötzlich drückte jemand meinen Arm und erschrocken zuckte ich zusammen. Bevor ich vor Angst anfangen konnte zu schreien, legte mir jemand schnell eine Hand auf den Mund.

„Hab keine Angst. Ich bin es nur, Jayden.“

Langsam nahm er die Hand von meinem Mund. Ich war verwirrt und mein Herz klopfte mir bis zum Hals.

„Was machen Sie denn hier?“