Entschieden zum Nichtraucher - Su Busson - E-Book

Entschieden zum Nichtraucher E-Book

Su Busson

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Beschreibung

Dieses Buch gibt Rauchern ihre Freiheit zurück! Denn das Rauchen ist nicht mehr ihre freie Entscheidung, sondern nur noch Zwang. Raucher lernen ihr Verhalten besser zu verstehen und automatisierte Muster zu durchbrechen. So können sie ihre Gefühle, die sie mit Zigaretten verbinden, bewusst verändern.

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Su Busson · Keyvan DavaniEntschieden zum Nichtraucher

Su Busson · Keyvan Davani

Entschiedenzum Nichtraucher

Schritt für Schritt

Endgültig raus aus der Sucht

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86910-312-9

Dieses Buch gibt es auch als E-Book: ISBN 978-3-86910-931-2

Die Autoren: Su Busson arbeitet als Coach und Trainerin. Selbst früher starke Raucherin, kennt sie das Verlangen nach der Zigarette und die Ängste, die mit dem Aufhören verbunden sind. Sie hilft ihren Klienten, die Sucht zu verstehen, Gedanken, Konditionierungen und Verhaltensmuster zu erkennen und zu entautomatisieren, um schließlich wieder bewusst entscheiden zu können.Dr. Keyvan Davani ist Experte zu Fragen des Haftungsrechts der Tabakindustrie. Jahrelange hat der Sachbuchautor die internen Dokumente der multinationalen Tabakkonzerne studiert. Sein Anliegen ist es, wissenschaftliche Fakten über das Rauchen einer breiten Öffentlichkeit und vor allem Rauchern bewusst zu machen. Auf der Website www.smokereality.com finden Sie nähere Informationen über die Arbeit der Autoren.

Originalausgabe

© 2010 humboldtEin Imprint der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannoverwww.schluetersche.dewww.humboldt.de

Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

Lektorat:

wort & tat Linda Strehl, München

Covergestaltung:

DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen

Innengestaltung:

akuSatz Andrea Kunkel, Stuttgart

Titelfoto:

Panthermedia/Rene R.

Hergestellt in Deutschland.Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

Inhalt

Bevor es losgeht

Sprechende Zahlen

Ein Wort voraus

Was Sie erwartet

Der Weg in die Abhängigkeit

Am Anfang war …

Das erste Mal

Die Macht der Gruppe

Erwartungen und Überzeugungen

Vom Wunsch zum Bedürfnis

Einen Schuss Nikotin bitte

Erkennungsmerkmal Sucht

Angst vor dem Entzug

Wie Nikotin Ihr Gehirn täuscht

Jeder Zug ein schneller Schuss ins Gehirn

Sie müssen den Spiegel halten

Wenn ich nur aufhören könnte!

Gelernt ist gelernt

Die Arbeitsweise des Gehirns

Wer ist hier der Boss?

Konditionierte Schlüsselreize

Raucher oder Nichtraucher

Die innere Motivation

Scheinbare Vorteile

Es geht um Gefühle

Die Zigarette – mein Freund und Helfer

Hightech-Produkt Zigarette

Giftige Stoffe inhalieren

Das Geheimnis der richtigen Mischung

Junk-Tabak

Löcher in der Zigarette

Was nicht auf Ihrer Zigarettenpackung steht

Es geht ums kleinste Detail

Light-Zigaretten – leicht und gesund?

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie …

Die unterschätzte Gefahr

Was kann mir passieren?

Ich doch nicht!

Sterben musst du sowieso

Was gehen mich die anderen an?

Süchtig werde ich nicht!

Zurück in die Freiheit!

Free your mind

Aufhören ist ein Prozess

Die Kraft der Entscheidung

Schluss. Punkt

Die ersten Tage

Dem Verlangen begegnen

Es geht vorbei

Ein paar Tricks

Keine Ausreden

„Nur eine“: der Ausrutscher

Macht Aufhören wirklich dick?

Körpereigene Drogen

Die Vorteile genießen

Schritt für Schritt im Überblick

Anhang

Danksagung

Quellen

Weiterführende Literatur

Interessante Links

Liebe Leserinnen! Aus Gründen der Lesbarkeit und Einfachheit verwenden wir die klassische männliche Form der Anrede. Selbstverständlich wollen wir damit Frauen und Männer gleichberechtigt ansprechen. Danke für Ihr Verständnis.

Bevor es losgeht

1.500 Euro ist die durchschnittliche Summe, die jeder Deutsche statistisch betrachtet jährlich in die Luft bläst. Rund 23,3 Milliarden Euro nimmt die Tabakwarenindustrie jährlich ein, rund 14,1 Milliarden Euro Tabaksteuern fließen in die Taschen des Staates.

Sprechende Zahlen

Sicherlich sind dies imposante Zahlen. Sie werden jedoch um erschreckende Bilanzen aus der umfassenden Thematik des Rauchens ergänzt.

■ Weltweit gibt es 1,4 Milliarden Nikotinkonsumenten.

■ Ein Drittel der Weltbevölkerung ab 15 Jahren und darüber raucht.

■ 15 Milliarden Zigaretten werden täglich verkauft. Auf ein Jahr gerechnet: 15000000000 x 365 sind 5475000000000000 verkaufte Zigaretten! Zahlen, die einen normalen Taschenrechner überfordern.

■ Täglich beginnen weltweit mehr als 100000 Kinder und Jugendliche mit dem Rauchen.

■ Immer früher greifen Kinder zu Zigaretten: In Europa liegt das Einstiegsalter zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr.

■ Rauchen gehört zu den weltweit führenden Todesursachen.

■ Jedes Jahr sterben mindestens 5,4 Millionen Menschen frühzeitig an den Folgen des Rauchens – das sind täglich über 14800 Menschen, also alle sechs Sekunden einer.

■ Tendenz steigend: Im Jahr 2020 werden voraussichtlich jährlich zehn Millionen Menschen frühzeitig an einer maßgeblich durch Rauchen verursachten Krankheit sterben. Wenn es so weitergeht, sind das im 21. Jahrhundert eine Milliarde Menschen.

Die Zigarette ist das einzig frei verfügbare Produkt, das bei bestimmungsgemäßem Gebrauch krank macht und sogar tötet.

Warum tun sich das so viele Menschen freiwillig an? Warum hören die wenigsten Raucher angesichts dieser erschreckenden Tatsachen auf? Warum scheitern viele Raucher beim Versuch, Nichtraucher zu werden? Gehören Sie dazu? Wie lange wollen Sie noch dazugehören?

Die Entwicklung zum Raucher ist ein Prozess mit vielen Einflussfaktoren: Rauchen muss körperlich, mental und emotional gelernt werden – so lange, bis es zu einem automatisierten, unbewussten Programm wird. Das Bewusstsein, der Verstand, sagt dann vielleicht „Du musst aufhören!“, aber das Unterbewusstsein sagt „Jetzt brauche ich eine Zigarette!“ − und Sie zünden sich wieder eine an.

Rauchen muss erlernt werden: körperlich, mental und emotional. Und es kann auch wieder verlernt werden!

Aufhören zu rauchen ist ein innerer Prozess. Sie können sofort glücklicher Nichtraucher sein, wenn Sie sich vorher körperlich, emotional und mental darauf vorbereitet haben. Wie Sie das tun, lesen Sie in diesem Buch.

Ein Wort voraus

Versuchen Sie bitte nicht, auf Zigaretten zu verzichten! − Was? Da lesen Sie extra ein Buch, um sich vom Rauchen zu befreien, und dann das? Aber ganz ehrlich: Wollen Sie sich wirklich den Rest Ihres Lebens beherrschen und Zigaretten entbehren müssen? Wäre es nicht viel angenehmer, gar kein Bedürfnis mehr nach Zigaretten zu haben – einfach keinen Wunsch mehr zu rauchen zu verspüren, ohne ein Gefühl von Verlust?

Wenn Sie Ihr Leben anschauen, werden Sie vielleicht feststellen, dass alles, was Sie willentlich loswerden wollten, in irgendeinem Maßweiterhin bestehen blieb. Vorsätze, wie „Ich muss mich ändern. Ich sollte nicht so sein“ halten nicht lange. Das „Problem“ kommt immer wieder oder verschwindet gar nicht erst.

Das ist das Leben: Alles, was Sie unterdrücken, hält an. Alles, was Sie bekämpfen, bleibt in Ihrem Leben. Schlimmer noch, oft nehmen Gedanken oder Handlungen durch Unterlassungsvorsätze sogar zu. Fragen Sie einmal jemanden, der versucht abzunehmen, nach seinen Heißhungerattacken beim bloßen Vorsatz „Morgen fange ich eine Diät an“. Und wer kennt nicht, zumindest vom Hörensagen, den berühmten Jo-Jo-Effekt – statt Kilos für immer zu verlieren, sind bald nach dem Ende einer Diät oft mehr Kilos da als zuvor. Aber auch ein einfacher Selbsttest zeigt dieses „Gesetz des Lebens“: Versuchen Sie bitte, nicht an Zigaretten zu denken. Hören Sie auf, an Zigaretten zu denken!

Es ist unmöglich, sich vorzunehmen, nicht an etwas zu denken, ohne gleichzeitig an das zu denken, woran Sie eigentlich nicht denken sollten. Und was tun viele Raucher beim Versuch aufzuhören? Sie denken viel zu oft an das, was sie nicht mehr machen möchten oder nicht mehr machen dürfen.

Wenn Sie einmal angefangen haben zu rauchen und es nun schon längere Zeit tun, hat sich Ihr Rauchverhalten verselbstständigt; es hat sich automatisiert. Rauchen gehört zu Ihren festen Gewohnheiten und Sie haben eine lange Übung darin. Das Nikotin hat die Struktur und Funktionsweise in Ihrem Gehirn verändert und Ihren ganzen Körper beeinflusst – die Gewohnheit hat sich in Ihnen verwurzelt. Rauchen oder Nichtrauchen ist keine reine Entscheidungssache mehr. Mit Vernunft und Willen allein können Sie das Problem nicht lösen. Niemand kann das. Allein die Idee, jetzt oder am Tag X die letzte Zigarette zu rauchen, wird Ihnen vermutlich Stress bereiten. Viele rauchen Ihre „letzte“ Zigarette auch noch besonders genussvoll und verabschieden sich in dem Glauben, etwas Wertvolles aufzugeben – ein Opfer zu bringen. Kein Wunder, wenn sie sich dann immer und immer wieder nach einer Zigarette sehnen.

Mit Vernunft und Willen können Sie nicht aufhören zu rauchen. Hören Sie daher zunächst auf, ans Aufhören zu denken!

Das bringt nichts. Die einzige Möglichkeit, diese Gewohnheit zu durchbrechen, liegt darin, sie zu durchschauen. Wenn Sie nämlich den wahren Stellenwert des Rauchens erkennen, werden Sie gar nicht erst versuchen, trotz Verlangens aufzuhören, sondern aufhören, danach zu verlangen. Ein Nichtraucher will nicht rauchen, weil er ganz einfach kein Bedürfnis danach verspürt.

Also: Behalten Sie vorerst Ihre Zigaretten und denken Sie nicht ans Aufhören. Los geht’s!

Was Sie erwartet

Sie finden in diesem Ratgeber zahlreiche Informationen, mit denen Sie Einsichten in die Hintergründe und Mechanismen des Rauchens gewinnen. Dank wissenschaftlicher und fundiert recherchierter Fakten, die nur ansatzweise in den Medien thematisiert werden und in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind, werden Sie so manches Aha-Erlebnis haben. Viele Erkenntnisse liefern die einst geheimen internen Dokumente der Tabakindustrie – mehr als 50 Millionen Seiten, die die großen US-Tabakfirmen im Zuge eines Rechtsstreits veröffentlichen mussten – sowie die gerichtlichen Zeugenaussagen von Insidern und namhaften Experten.

Der Ratgeber besteht aus drei Teilen. Jeder Teil ist wichtig, um zu realisieren, wie Ihr Bedürfnis zu rauchen entsteht und wie Sie sich davon befreien.

Erster Teil: Der Weg in die Abhängigkeit

Sie erkennen Ihren Weg in die Abhängigkeit und beginnen, vieles an Ihrem eigenen Verhalten zu verstehen.

Zweiter Teil: Die Zigarette, mein Freund und Helfer

Hier geht es um das Hightech-Produkt Zigarette und darum, diesen scheinbaren Freund und Helfer ebenso zu durchschauen wie die eigenen Verdrängungsmechanismen und Rationalisierungen.

Dritter Teil: Zurück in die Freiheit

Hier finden Sie Schritt für Schritt zurück in die Freiheit: nützliche Informationen, Werkzeuge und praktische Tipps, wie Sie bewusst mit dem Verlangen nach der Zigarette umgehen und sich in Ihrem eigenen Tempo davon lösen können. Sie werden Ihre Denkweise und Ihre Einstellung verändern und dadurch Ihr Verhalten frei wählen. Statt von der Gewohnheit zu rauchen bestimmt zu werden, bestimmen Sie Ihre Gewohnheiten wieder selbst.

Dauerhaft aufhören können Sie, sobald Sie Ihr Verlangen nach Zigaretten verstehen und sich Schritt für Schritt davon befreien.

Der ehemalige wissenschaftliche Direktor des Tabakkonzerns Philip Morris, William A. Farone, sagte im größten Zivilprozess der US-Regierung gegen die US-Tabakkonzerne Folgendes aus: „Als ich zu Philip Morris kam, rauchte ich gelegentlich Pfeife, womit ich angefangen hatte, als ich am College lehrte. Ich rauchte Bond-Street-Pfeifentabak, der laut Dosenaufdruck von Philipp Morris hergestellt wurde. Als ich gefragt wurde, welche Zigarettenmarke ich bevorzuge – Angestellte hatten ein Anrecht auf ein kostenloses Päckchen pro Tag –, sagte ich, dass ich stattdessen lieber Bond-Street-Tabak hätte, so etwa eine Dose pro Woche. Man erwiderte mir, dass Philip Morris keinen Pfeifentabak oder ‚Rauchtabak‘, wie sie es nannten, mehr herstelle.“

Warum hat Philip Morris auf das Pfeifentabak-Geschäft verzichtet? William A. Farone hat vor Gericht die Antwort gegeben: „Bei einem späteren Treffen in Richmond mit Vorstandsmanagern saß ich beim Lunch am Tisch von Mr. Hugh Cullmann. Ich fragte ihn nach dem Schicksal des ‚Rauchtabak‘-Geschäfts, worauf er erklärte, dass man es unter Lizenz an U.S. Tobacco verkauft habe, weil Pfeifen- und Zigarrenraucher nicht den Suchtgrad von Zigarettenrauchern erreichten und Philip Morris sich nicht mit einem Geschäft auf diesem Niveau abgeben wolle.“

In diesem Buch erfahren Sie, warum Zigaretten ein so hohes Suchtpotenzial haben. Sie werden verstehen, wie das Rauchen biologisch und psychologisch funktioniert und was hochtechnologische Produktrezepturen bewirken. Ebenso klar wird Ihnen, warum in Ihrem täglichen Leben bestimmte Situationen und Handlungen automatisch mit dem Griff zur Zigarette verbunden sind. Sie werden sich selbst bewusst, warum, wann und wo Sie rauchen.

Was wissen Sie wirklich über Ihre Zigarette? Glauben Sie, dass aromatische Blüten oder Blätter von Tabakpflanzen getrocknet, geschnitten und dann in eine Zigarettenhülse mit einem Filter gesteckt werden?

Dazu William A. Farone: „Eine Zigarette ist ein komplexes, für die Abgabe von Nikotin über den Zigarettenrauch konstruiertes Verabreichungsprodukt. Was ein Raucher beim Zug an einer Zigarette aufnimmt, hängt davon ab, wie die Zigarette gemacht ist, was zu ihrer Herstellung verwendet wird und wie der Raucher sie raucht. Es ist meine Auffassung, dass die beklagten Zigarettenunternehmen bei Konzeption, Herstellungsprozess und Verkauf ihrer Zigarettenmarken ihr hochentwickeltes Wissen in allen drei Bereichen – Herstellung, Zigarettenbestandteile und Raucherverhalten – bewusst ausnutzten.“

Die meisten Raucher wissen, dass eine Zigarette zahlreiche Giftstoffe enthält. Die wenigsten wissen, dass die Zigarette ein hochtechnologisches Produkt ist. Keine Frage, Sie entscheiden selbst, ob Sie rauchen oder nicht. Unser Anliegen ist, dass Sie sich bewusst entscheiden, und dazu sollten Sie wissen, was Sie da tatsächlich rauchen.

Um zu entscheiden, ob Sie weiterrauchen wollen oder nicht, sollten Sie auch wissen, woraus Zigaretten eigentlich bestehen.

Sind Sie in Ihrem Leben schon einmal vor einer Entscheidung gestanden und haben sich gewünscht, Sie könnten einen Blick in die Zukunft werfen – nur ganz kurz, um zu sehen, was passiert, wenn …? Entscheidungen fallen uns in der Regel leichter, wenn wir einschätzen können, welche Konsequenzen sich mittel- und langfristig daraus ergeben. Sind Sie sich völlig bewusst darüber, welche gesundheitlichen Folgen das Rauchen hat? Oder gehören Sie zu den Menschen, die das Risiko zwar kennen, aber bei Weitem unterschätzen?

Lange Zeit wurden keine oder nur wenige Informationen über die negativen Folgen des Rauchens bekannt gegeben. Die breite Öffentlichkeit wusste also wenig über die krankheitserzeugende Wirkung.

„Bereits 1961 hatte Philip Morris mehrheitlich die gleichen Grundklassen chemischer Verbindungen entdeckt, die als die schädlichsten Substanzen im Zigarettenrauch angesehen wurden“, so William A. Farones Zeugenaussage. „Die Tabakindustrie wusste, sogar zu der Zeit, als die Unternehmen die krankheitserzeugende Wirkung von Zigarettenrauch öffentlich bestritten, dass die Belege für den Zusammenhang von Rauchen und Krankheit ausreichten, um den wissenschaftlichen Schluss zu ziehen, dass das Inhalieren von Rauch die Ursache von Krankheiten war. „[Bei Philip Morris] herrschte breite Akzeptanz für die Tatsache, dass Rauchen Krankheiten verursachte. Ich habe nie mit einem Wissenschafter bei Philip Morris gesprochen, der behauptet hätte, dass Rauchen keine Krankheit verursache.“

Heute sind die Beweise so eindeutig und offensichtlich, dass niemand mehr behauptet, Rauchen sei unschädlich. Seit Kurzem bestätigen sogar einige Tabakkonzerne öffentlich die medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse über das enorme Suchtpotenzial von Zigaretten und die gesundheitlichen Schäden, die Rauchen verursacht. Trotzdem unterschätzen die meisten Raucher die Gefahren bei Weitem – dafür sorgen innere Abwehrmechanismen. Die Angst vor einem Leben ohne Zigaretten ist größer als die Angst vor den Folgen des Rauchens. In diesem Ratgeber lernen Sie, Ihre eigenen Verdrängungsmechanismen zu erkennen und bewusst den Tatsachen ins Auge zu sehen: Rauchen macht süchtig und krank.

Blicken Sie bewusst den Tatsachen ins Auge: Rauchen macht süchtig und krank.

Sind Sie Nichtraucher?

Freuen Sie sich und bleiben Sie es! Machen Sie sich bitte bewusst: Es ist unendlich viel leichter, gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen, als sich das Rauchen wieder abzugewöhnen! Sollten Sie jemals Raucher gewesen sein, wissen Sie das. Raucher werden inzwischen von vielen Seiten und in erster Linie von Nichtrauchern kritisiert und sogar angefeindet. Das ist, wie man an Raucherstatistiken unschwer erkennen kann, in den seltensten Fällen hilfreich. In diesem Buch erhalten Sie wissenschaftlich fundierte, seriöse Informationen zum Thema Rauchen. Wir hoffen, dass damit Ihr Verständnis wächst und Sie sinnvolle Wege entdecken, Raucher auf Ihrem Weg aus der Sucht zu unterstützen.

Wenn Sie Raucher oder Ex-Raucher mit immer wiederkehrendem Verlangen nach einer Zigarette sind, dann wollen wir Ihnen mit diesem Ratgeber helfen, der Realität des Rauchens ins Auge zu sehen, und Ihr Bewusstsein zu erweitern. Warum?

Wissen ist enorm wichtig, reicht aber für eine Verhaltensänderung meist nicht aus, ebenso wenig wie bloße Willenskraft. Um sich dauerhaft zu verändern – wieder Nichtraucher zu werden –, ist es in der Regel notwendig, sich die eigene Einstellung, Glaubenssätze und Gewohnheitsmuster, die das Verhalten hervorrufen, bewusst zu machen und diese zu verändern.

Machen Sie sich Ihre Einstellung, Ihre Glaubenssätze und Gewohnheitsmuster bewusst, um sie dann zu verändern.

Der Weg in die Abhängigkeit

Von Natur aus ist jeder Mensch Nichtraucher. Rauchen ist kein menschliches Grundbedürfnis. Es gibt kein natürliches Verlangen nach Zigaretten, das ganz von allein in uns entsteht, wie nach Essen, Trinken, Schlafen oder menschlicher Nähe. Das Verlangen muss künstlich geweckt werden. Warum beginnen wir zu rauchen? Wer oder was treibt uns dazu, zur Zigarette zu greifen? Wie werden wir wider unsere Natur zum Raucher?

Am Anfang war …

Das erste Mal

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Zigarette? Wie alt waren Sie? Etwa 90 Prozent aller erwachsenen Raucher haben vor dem 18. Lebensjahr mit dem Rauchen angefangen, mindestens drei Viertel davon in der Pubertät oder sogar noch früher.

Die Pubertät ist eine Art zweite Geburt, bei der die Jugendlichen nicht nur körperliche und seelische Veränderungen durchmachen, sondern quasi ein neues Ich entwickeln. Es ist oft die Zeit der Experimente, Provokationen und des Austestens der eigenen Grenzen. In dieser Entwicklungsphase werden die Kanäle im Gehirn, in denen wir Informationen und Emotionen transportieren und verarbeiten, noch einmal neu justiert. Das Gehirn schafft sich unzählige neue Verknüpfungen. Aus diesem Grund reagieren der Körper und das Gehirn in dieser Phase extrem sensibel auf Fremdsubstanzen wie Alkohol, Nikotin oder andere psychoaktive Drogen. Ein perfekter Zeitpunkt, um Sucht zu verfestigen. Wer hingegen bis zum 20. Lebensjahr nicht raucht, erweist sich auch später als wesentlich widerstandsfähiger gegenüber dem Suchtstoff Nikotin.

Je früher wir also mit dem Griff zur Zigarette anfangen, desto größer die Chance für eine (lebens-)lange Bindung. In einem Bericht vom Philipp Morris Research Center von 1981 heißt es: „Der Teenager von heute ist der potenzielle regelmäßige Konsument von morgen, und die überwältigende Mehrheit der Raucher beginnt als Teenager zu rauchen […] und in dieser Zeit wird die erste Markenwahl getroffen.“ Ein leitender Angestellte der Tabakindustrie bringt es in einem internen Dokument auf den Punkt: „Sie haben Lippen. Wir brauchen sie.“

Kinder und Jugendliche reagieren besonders sensibel auf Suchtstoffe. Das Risiko süchtig zu werden ist sehr hoch.

Trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen, zunehmender Rauchverbote und drastischer Werbeverbote von Tabakfirmen in der EU hat sich das Rauchverhalten von Jugendlichen in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert: Täglich beginnen 100 000 Jugendliche weltweit damit. Wie kommt es zum ersten Mal? Warum greifen (junge) Menschen zur Zigarette?

Viele Jugendliche greifen auf dem Weg zum Erwachsenwerden und auf der Suche nach der eigenen Identität zur Zigarette.

Kinder dürfen nicht rauchen. Erwachsene schon. Ergo: Rauchen gehört irgendwie zum Erwachsenwerden dazu. Irgendwann kommt für (fast) jeden der Moment, von dem ab er kein Kind mehr sein möchte. Rauchen ist ein sichtbarer und demonstrativer „Beweis“ dafür, dass man wirklich kein Kind mehr ist.

Jugendliche wollen selbst entscheiden

Die meisten Erwachsenen sind gegen das Rauchen, sogar die, die es selbst tun! Viele Eltern verbieten ihren Kindern, das Rauchen zu probieren, oder warnen sie zumindest eindringlich davor. Lehrer ebenso. Aber Jugendliche wollen selbst entscheiden. „Du kannst mir gar nichts mehr sagen, ich bin schließlich kein Kind mehr!“ – solche oder ähnliche Aussagen hören Eltern von pubertierenden Kindern. Rauchen ist ein „Beweis“, dass man sich nichts mehr sagen lassen muss – ein Akt der Rebellion.

Die Macht der Gruppe

In internen Dokumenten sind viele Studien über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen zu finden mit Erklärungen zu ihren Verhaltensweisen, Präferenzen, Schwächen und Stärken sowie zu ihrem Gruppenverhalten. Die Untersuchungen zeigen, dass im Allgemeinen zwei Dinge passieren, die sich besonders auf die Übernahme neuer Gewohnheiten, Stile und Haltungen der Jugendlichen auswirken:

1. „So will ich sein!“ Beeinflusst durch die Altersgenossen, die Massenmedien sowie durch die Beobachtung der Erwachsenenwelt macht sich jeder Jugendliche bildhafte Vorstellungen – manche sind sehr konkret, andere überaus vage – „wie es ist“, erwachsen zu sein, und was für ein Erwachsener er sein will.

Jugendliche wollen so sein wie ihre Vorbilder. Vor allem rauchende Topstars haben einen starken Einfluss auf Kinder und Jugendliche, denn sie vermitteln besonders eindringlich das Gefühl, dass Rauchen attraktiv ist. Studien zeigen: Je mehr Rauchszenen Kinder oder Jugendliche in Filmen sehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst mit dem Rauchen beginnen. Kein Wunder, denn Jugendliche versuchen, ebenso cool zu wirken wie ihre Idole – und Rauchen scheint dafür die einfachste Möglichkeit zu sein.