Ich wünsche dir ein Lächeln - Papst Franziskus - E-Book

Ich wünsche dir ein Lächeln E-Book

Papst Franziskus

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Beschreibung

Jeder Mensch kann eine Freude für andere sein und Freude schenken!

Freude aus Gottes Gnade schöpfen

Zur Freude allerdings müssen wir zuerst zurückfinden: Die vergangenen Jahre haben Menschen weltweit mit vielen Formen des Leids konfrontiert: Die Pandemie als Gefahr für unser aller Gesundheit, daraus resultierende wirtschaftliche Problemlagen, psychische Herausforderungen für Familien, Freund- und Partnerschaften, Krieg in Europa. Gefühle der Freude, der Gelöstheit, gar Unbeschwertheit fühlen sich an wie ein lange vergangener Traum. Papst Franziskus möchte Menschen helfen, dieses Gefühl der Freude wiederzuentdecken.

Mit diesem Buch legt er den Fokus darauf, dass unser christlicher Glaube die Basis der echten Freude ist.

Einer Freude, die kein kurzlebiges, oberflächliches Gefühl ist, sondern in einem tiefen Bewusstsein der umfassenden Gnade wurzelt und sogar Personen aufrichtet, die viel Leid erfahren haben. Wir dürfen darauf vertrauen, von Gott bedingungslos geliebt zu werden – ohne Leistung zu erbringen, ohne um diese Liebe kämpfen zu müssen, ohne an uns „arbeiten“ zu müssen. In kurzen Impulsen schenkt Papst Franziskus Erbauung, Trost und Hoffnung. Ein Buch, das freudiges Vertrauen schenkt und resilient macht:

Du bist nie allein.

Du bist gottgewollt, so wie du bist.

Darin liegen deine Freude und deine Hoffnung.

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Seitenzahl: 236

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Jeder Mensch kann eine Freude für andere sein und Freude schenken!

Zur Freude allerdings müssen wir zuerst zurückfinden: Die vergangenen Jahre haben Menschen weltweit mit vielen Formen des Leids konfrontiert: Die Pandemie als Gefahr für unser aller Gesundheit, daraus resultierende wirtschaftliche Problemlagen, psychische Herausforderungen für Familien, Freund- und Partnerschaften, Krieg in Europa. Gefühle der Freude, der Gelöstheit, gar Unbeschwertheit fühlen sich an wie ein lange vergangener Traum. Papst Franziskus möchte Menschen helfen, dieses Gefühl der Freude wiederzuentdecken.

Mit diesem Buch legt er den Fokus darauf, dass unser christlicher Glaube die Basis der echten Freude ist. Einer Freude, die kein kurzlebiges, oberflächliches Gefühl ist, sondern in einem tiefen Bewusstsein der umfassenden Gnade wurzelt und sogar Personen aufrichtet, die viel Leid erfahren haben. Wir dürfen darauf vertrauen, von Gott bedingungslos geliebt zu werden – ohne Leistung zu erbringen, ohne um diese Liebe kämpfen zu müssen, ohne an uns »arbeiten« zu müssen. In kurzen Impulsen schenkt Papst Franziskus Erbauung, Trost und Hoffnung. Ein Buch, das freudiges Vertrauen schenkt und resilient macht:

Du bist nie allein.

Du bist gottgewollt, so wie du bist.

Darin liegen deine Freude und deine Hoffnung.

PAPST FRANZISKUS

Ich wünsche dir ein Lächeln

Zur Freude zurückkehren

Aus dem Italienischen von Elisabeth Liebl

Kösel

Diese Veröffentlichung wurde durch die Literaturagentur Juliane Roderer vermittelt.

Titel der italienischen Originalausgabe: Ti auguro il sorriso

© FullDay srl, 2020

© Libreria Editrice Vaticana, 2020

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Copyright © 2022 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: zero-media.net, München

Umschlagmotiv: © Pressefoto ULMER/picture alliance

Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München

ISBN978-3-641-29309-3V001

www.koesel.de

Inhalt

Vorweg

Vorwort

Wandlung und Erwachen zu neuem Leben

Von der Schönheit träumen

Weil Gott die Freude ist

Was uns von der Traurigkeit befreit

Die Freude hat das letzte Wort

Wenn du gute Fragen stellst, wirst du Antworten finden

Die Hoffnung sein

Wie man ein Lächeln schenkt

Die Freude des Gebets

Anhang

Das Lächeln im Sturm

Quellen

Vorweg

Versteckt eure Träume nicht!

Erstickt eure Träume nicht,

Gebt euren Träumen Raum

Und wagt es, den Blick auf den weiten Horizont zu richten.

Wagt es, den Blick auf das zu richten, was euch erwartet,

Wenn ihr den Mut habt, eure Träume gemeinsam zu verwirklichen.

Wir sind im Leben immer unterwegs.

Und wir werden zu dem, worauf wir zugehen.

Lasst uns den Weg Gottes wählen, nicht den des Ich;

Den Weg des Ja, nicht den des Falls.

Dann werden wir entdecken, dass es nichts Unerwartetes gibt,

Keinen Aufstieg,

Keine Nacht,

Die wir nicht mit Jesu Hilfe bewältigen können.

Vorwort

Was ich euch wünsche, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: ein Lächeln.

Den Anstoß dazu habe ich aus einem der Länder mitgenommen, die ich 2019 besucht habe: Thailand. Es wird das Land des Lächelns genannt, weil seine Bewohner immer ein Lächeln auf den Lippen haben. Sie besitzen eine ganz eigene Liebenswürdigkeit und Großherzigkeit, die sich in ihren Gesichtern widerspiegelt und in ihrer ganzen Haltung. Diese Erfahrung hat mich tief beeindruckt. Seitdem ist ein Lächeln für mich Ausdruck jener Liebe und Zuneigung, die dem Menschen eigen sind.

Wenn wir ein Neugeborenes betrachten, lächeln wir es unwillkürlich an, und wenn das süße Gesichtchen ebenfalls mit einem Lächeln antwortet, sind wir tief bewegt. Das Kind reagiert auf unseren Blick, aber sein Lächeln ist viel »kraftvoller«, weil es neu ist und rein wie Quellwasser, sodass es in uns Erwachsenen eine vertraute Sehnsucht nach der Kindheit weckt.

Eben das geschah mit Maria, Josef und Jesus. Die Heilige Jungfrau und ihr Gemahl haben mit ihrer Liebe ein Lächeln auf die Lippen des neugeborenen Kindes gezaubert. Als dies geschah, wurde ihr Herz von einer neuen Freude erfüllt, die vom Himmel kam. Und der ärmliche Stall in Bethlehem füllte sich mit Licht.

Jesus ist das Lächeln Gottes. Er ist gekommen, um uns die Liebe und Güte des Vaters zu erweisen. Das geschah zum ersten Mal, als er seine Eltern anlächelte, wie jedes Neugeborene auf dieser Welt es tut. Und sie, die Jungfrau Maria und der Heilige Josef, haben die Botschaft verstanden, weil sie voll des Glaubens waren. Sie haben im Lächeln Jesu die Barmherzigkeit Gottes erkannt, die er für sie empfand und für alle, die auf sein Kommen warteten, auf die Ankunft des Messias, des Gottessohnes, des Königs von Israel.

Daher machen auch wir diese Erfahrung, wenn wir vor der Krippe stehen: Wir betrachten das Jesuskind und spüren, dass Gott uns anlächelt. Er lächelt allen zu, die arm sind, die das Heil erwarten, die auf eine brüderlichere Welt hoffen, in der es keinen Krieg und keine Gewalt mehr gibt, in der jeder Mann und jede Frau die ureigenste Würde als Sohn und Tochter Gottes leben kann.

Und doch ist es uns aus den verschiedensten Gründen manchmal unmöglich zu lächeln. Gerade dann brauchen wir das Lächeln Gottes: Jesus. Nur er kann uns helfen. Nur er ist der Heilsbringer, und das erfahren wir mitunter ganz konkret in unserem Leben.

Dann wieder läuft alles bestens, aber gerade in diesen Momenten besteht die Gefahr, dass wir uns zu sicher fühlen und jene Menschen vergessen, denen es nicht so gut geht. Auch dann brauchen wir das Lächeln Gottes, damit es uns befreit von den falschen Gewissheiten und uns zurückführt zum Geschmack am Einfachen und Unentgeltlichen.

Lasst uns also, meine Lieben, diesen Glückwunsch austauschen, der immer und überall gilt: Lassen wir uns vom Lächeln Gottes überraschen, das Jesus uns gebracht hat. Er selbst ist dieses Lächeln. Nehmen wir ihn in uns auf, lassen wir uns reinigen von ihm. Dann können wir auch den anderen ein demütiges und einfaches Lächeln schenken.

Tragt dieses Lächeln zu euren Lieben nach Hause, vor allem, wenn sie alt und krank sind: Sie sollen die Zärtlichkeit eures Lächelns spüren. Ein Streicheln. Lächeln bedeutet, jemanden zu liebkosen, mit dem Herzen, mit der Seele. Und so bleiben wir im Gebet vereint.*

*Die folgenden Seiten sind ein Manifest: ein Manifest für die Renaissance einer neuen Zeit der Freude, die in diesen »kranken Zeiten« notwendiger ist denn je. Sie stehen für einen Weg, der uns über Grußbotschaften, Reden, Predigten, apostolische Schreiben und Enzykliken des Heiligen Vaters führt. Die bibliografischen Quellen finden Sie ab Seite 259.

Wandlung und Erwachen zu neuem Leben

Die Hoffnung trügt nie

Der Optimismus kann trügen, die Hoffnung nicht! Und Letztere brauchen wir so sehr in diesen Zeiten, die uns dunkel erscheinen, in denen wir irrewerden am Bösen und an der Gewalt, die uns umgeben, irrewerden am Schmerz unzähliger Mitmenschen. Hoffnung tut not! Wir fühlen uns verwirrt und auch entmutigt, weil wir uns ohnmächtig glauben und scheinbar kein Ende des Dunkels zu sehen ist.

Aber wir dürfen nicht zulassen, dass die Hoffnung uns verlässt, denn Gott in seiner Liebe geht mit uns. »Ich hoffe, weil Gott an meiner Seite ist«: Das dürfen wir alle sagen.

Das geteilte Glück der Menschen

In dieser Welt, die ohne einen gemeinsamen Weg vorwärts taumelt, macht sich eine Atmosphäre breit, in der die Distanz zwischen der Besessenheit vom eigenen Wohlergehen und dem geteilten Glück der Menschen immer größer zu werden scheint: Man fühlt sich versucht zu denken, dass sich zwischen dem Individuum und der menschlichen Gemeinschaft mittlerweile ein echtes Schisma auftut. Denn es ist eine Sache, sich zum Zusammenleben gezwungen zu fühlen, eine vollkommen andere aber, den Reichtum und die Schönheit der Samen des gemeinsamen Lebens zu schätzen, die wir suchen und gemeinsam kultivieren müssen. Die Technik macht unaufhaltsam Fortschritte, aber wie schön wäre es doch, wenn mit dem Zuwachs an wissenschaftlichen und technischen Innovationen auch eine größere soziale Gleichheit und Inklusion verbunden wäre! Wie schön wäre es doch, wenn wir nicht nur neue, ferne Planeten entdecken würden, sondern auch die Bedürfnisse der Brüder und Schwestern, die um uns herum sind!

Die Nächte unseres Lebens

Wir alle haben eine nächtliche Verabredung mit Gott, in der Nacht unseres Lebens, in den vielen tiefen Nächten unseres Daseins: dunkle Augenblicke, Momente der Sünde, Augenblicke der Verirrung. Eben da wartet unsere Verabredung mit Gott, seit jeher. Er wird uns überraschen in genau dem Augenblick, in dem wir ihn am wenigsten erwarten, wenn wir tatsächlich völlig allein sind. In dieser Nacht, in der wir gegen das Unbekannte ankämpfen, werden wir uns bewusst, dass wir nur arme Menschen sind – ja, arme Tröpfe, wie ich mir zu sagen erlaube. Aber genau in diesem Moment, in dem wir uns als »armer Tropf« fühlen, brauchen wir keine Angst zu haben: Denn in genau diesem Augenblick gibt Gott uns einen neuen Namen, der den Sinn unseres ganzen Lebens enthält. Er verwandelt unser Herz und schenkt uns jenen Segen, der denen vorbehalten ist, die sich von ihm verwandeln lassen. Das ist die wunderbare Einladung, uns von Gott verwandeln zu lassen. Er weiß, wie er das anzustellen hat, weil er jeden Einzelnen von uns kennt. »Herr, du kennst mich«, darf jeder von uns sagen. »Herr, du kennst mich. Wandle mich.«

Kommt alle zu mir!

Im Evangelium nach Matthäus gibt es eine Stelle, in der Jesus uns entgegengeht: »Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen!« (Mt 11,28) Das Leben ist häufig ganz schön anstrengend, mitunter auch tragisch. Arbeit ist Anstrengung. Arbeit suchen ist Anstrengung. Und heutzutage Arbeit zu finden, kostet wirklich viel Kraft! Aber was uns im Leben am meisten belastet, ist nicht das: Es ist vielmehr die fehlende Liebe. Es ist bedrückend, kein Lächeln geschenkt zu bekommen, nirgendwo angenommen zu werden. Mitunter bedrückt uns ein gewisses Schweigen, das selbst in der Familie auftreten kann, zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Geschwistern. Ohne Liebe wird die Anstrengung immer belastender, ja unerträglich. Ich denke hier an die alten Menschen, die einsam sind, an die Familien, die es nicht schaffen, Angehörige, die besondere Bedürfnisse haben, zu Hause zu versorgen, weil sie keinerlei Hilfe erhalten. »Kommt zu mir, ihr, die ihr mühselig und beladen seid«, sagt Jesus.

Die schöne Seite des Teppichs

Die Liebe, die man gibt und die tätig ist, geht auch häufig in die Irre. In dieser Hinsicht ist interessant, was Maria Gabriella Perin zu berichten hat, die schon bei der Geburt zur vaterlosen Waise geworden war. Sie erzählt, wie dies ihr Leben beeinflusste in einer Beziehung, der keine Dauer beschieden war, die sie aber zur Mutter und jetzt zur Großmutter machte. »Ich weiß, dass Gott Geschichten ersinnt. In seiner Genialität und seiner Barmherzigkeit nimmt er unsere Triumphe und unser Versagen und spinnt daraus wunderschöne Teppiche voller Ironie. Die Rückseite dieses Teppichs kann chaotisch erscheinen, mit all den Fäden, die davon weghängen – den Ereignissen unseres Lebens. Und vielleicht ist dies die Seite, die uns nicht in Frieden lässt, wenn wir anfangen zu zweifeln. Aber die schöne Seite des Teppichs zeigt eine wundervolle Geschichte, und das ist die Seite, die Gott sieht.«

Mit all unseren Tagen

Er lebt! Das müssen wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, weil wir Gefahr laufen, Jesus Christus nur als gutes Vorbild aus einer vergangenen Zeit zu sehen, als Erinnerung, als jemanden, der uns vor 2000 Jahren gerettet hat. Aber das würde uns nichts nützen, denn es ließe uns genauso, wie wir vorher waren. Es befreit uns nicht. Aber der, der uns mit seiner Gnade erfüllt, der uns befreit, der uns verwandelt, der uns heilt und tröstet – ist einer, der lebt. Es ist der auferstandene Christus, voller übernatürlicher Lebenskraft, umgeben vom grenzenlosen Licht. Aus diesem Grund sagt der Heilige Paulus: »Wenn also Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos.« (1 Kor 15,17)

Wenn er lebt, dann kann er wirklich in deinem Leben präsent sein, in jedem Augenblick, um es mit Licht zu erfüllen. Dann wirst du niemals Einsamkeit und Verlassenheit verspüren. Auch wenn alle fortgingen, wäre er immer noch da, wie er es versprochen hat: »Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.« (Mt 28,20) Er erfüllt alles mit seiner unsichtbaren Präsenz, und wo immer du hingehst, wartet er bereits auf dich. Denn er ist nicht nur einmal gekommen, sondern er kommt jeden Tag und wird das weiter tun, um dich einzuladen, auf einen immer neuen Horizont zuzugehen.

Über die Grenzen des Bekannten hinaus

Gott ist immer ein Neues, das uns ständig anhält, uns in Bewegung zu setzen, den Ort zu wechseln, um über das Bekannte hinauszugehen, an den Rand, an die Grenzen. Er führt uns dorthin, wo sich die am stärksten verwundete Menschlichkeit befindet, wo die Menschen, hinter der scheinbaren Oberflächlichkeit und Anpassungswilligkeit, weiterhin nach einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens suchen. Gott hat keine Angst! Er hat keinerlei Angst! Er geht immer über unsere Absichten hinaus und fürchtet die Randzonen nicht. Er macht sich selbst zur Randzone (Phil 2,6–8; Joh 1,14). Daher werden wir ihn finden, wenn wir wagen, an die Ränder zu gehen: Dort wird er sein. Jesus geht uns voraus im Herzen jenes Bruders, in seinem verwundeten Fleisch, seinem bedrückten Leben, seiner umnachteten Seele. Er ist schon dort.

Wo ist meine Hand?

Es gibt nur eine annehmbare und richtige Art, einen Menschen von oben herab zu betrachten: um ihm aufzuhelfen. Wenn einer von uns – auch ich – einen Menschen verächtlich von oben herab ansieht, dann ist er nicht viel wert. Aber wenn einer von uns einen Menschen von oben herab betrachtet, um ihm die Hand zu reichen, damit er sich erheben kann, dann ist dies ein großartiger Mensch. Wenn ihr also einen Menschen von oben herab anseht, dann fragt euch immer: »Wo ist meine Hand? Versteckt sie sich oder streckt sie sich ihm entgegen, um ihm aufzuhelfen?« Und schon seid ihr glücklich.

Das bedeutet auch, dass wir eine Eigenschaft entwickeln müssen, die sehr wichtig ist, aber unterschätzt wird: die Fähigkeit, anderen Menschen Zeit zu widmen, ihnen zuzuhören, mit ihnen zu teilen, sie zu verstehen. Nur so können wir unsere Lebensgeschichten, unsere Wunden für eine Liebe öffnen, die uns verwandelt, und so beginnen, die Welt zu verändern, die uns umgibt. Wenn wir aber diese Gabe nicht schenken, wenn wir keine Zeit verlieren, wenn wir sogar »Zeit einsparen« wollen im Umgang mit den Menschen, werden wir diese Zeit an anderer Stelle verlieren und uns am Ende des Tages leer und ausgelaugt fühlen. In meinem Heimatland würde man sagen: »Man stopft uns voll, bis wir Verdauungsprobleme haben.«

Allein schaffen wir es nicht

In der fünften Seligpreisung heißt es: »Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.« (Mt 5,7) Diese Seligpreisung hat eine Eigenheit: Sie ist die einzige, in der Ursache und Frucht zusammenfallen. Wer Barmherzigkeit übt, wird Barmherzigkeit finden und seinerseits zu denen gehören, denen Barmherzigkeit zuteilwird. Diese Wechselseitigkeit des Verzeihens findet sich im Evangelium immer wieder. Wie sollte es auch anders sein? Die Barmherzigkeit ist das Herz Gottes!

Es gibt zwei Dinge, die sich nicht teilen lassen: die Vergebung, die man schenkt, und die Vergebung, die uns geschenkt wird. Dabei haben viele Menschen damit Schwierigkeiten und schaffen es nicht zu verzeihen. Manchmal ist das Böse, das uns widerfahren ist, so gewaltig, dass die Vergebung uns vorkommt wie ein sehr steiler Berg, den zu erklimmen von uns eine enorme Anstrengung erfordert. Und man denkt: Das geht nicht. Das geht einfach nicht. Doch die Wechselseitigkeit der Barmherzigkeit zeigt uns, dass wir die Perspektive ändern müssen. Allein schaffen wir das nicht, dazu braucht es die Gnade Gottes. Und um diese müssen wir bitten. Denn wenn uns die fünfte Seligsprechung verheißt, dass wir selbst Barmherzigkeit finden werden, und wenn wir im Vaterunser darum bitten, dass uns unsere Schuld vergeben werden möge, dann macht das doch deutlich, dass auch wir »Schuldiger« sind und angewiesen auf die Vergebung!

Das Gebet, das Bollwerk gegen das Böse

In unserem täglichen Leben erfahren wir immer wieder die Präsenz des Bösen: Das ist eine Alltagserfahrung. Die ersten Kapitel der Genesis beschreiben, wie sich die Sünde im Leben der Menschen immer weiter ausbreitet. Adam und Eva (Gen 3,1–7) zweifeln an den guten Absichten Gottes. Sie glauben, sie hätten es mit einer neidvollen Gottheit zu tun, die ihnen das Glück missgönnt. Daher die Rebellion. Aber dann erfahren sie genau das Gegenteil: Ihnen gingen die Augen auf, und sie entdeckten, dass sie nackt waren (Vers 7), ohne irgendetwas. Vergesst nicht: Der, der in Versuchung führt, ist ein schlechter Zahler, denn er löst seine Versprechen nicht ein.

Doch in diesen ersten Seiten der Bibel steht auch noch eine andere Geschichte geschrieben, die nicht sofort ins Auge fällt, weil sie bescheidener und demütiger ist. Hierbei geht es um die Erlösung durch die Hoffnung. Auch wenn fast alle sich grausam verhalten und Hass und Eroberung zum Motor der menschlichen Entwicklung machen, gibt es doch Menschen, die in der Lage sind, aufrichtig zu Gott zu beten und so das Schicksal des Menschen umzuschreiben.

Das Gebet ist das Bollwerk, die Zuflucht für den Menschen angesichts dieser Welle des Bösen, die in der Welt anschwillt. Und wenn wir genau hinsehen, beten wir auch, damit wir vor uns selbst gerettet werden. Es ist wichtig, dies ins Gebet aufzunehmen: »Herr, bitte, errette mich vor mir selbst, vor meinem Ehrgeiz, meinen Leidenschaften.« Die Betenden auf den ersten Seiten der Bibel sind Menschen, die den Frieden schaffen: Denn das Gebet befreit, wenn es authentisch ist, von den gewaltsamen Instinkten. Es ist der Blick, der sich auf Gott richtet, damit er sich um das Herz des Menschen kümmert. Und so heißt es im Katechismus: »Diese Art des Gebetes wird von vielen Gerechten aller Religionen gepflegt.« Das Gebet schafft fruchtbare Erde selbst an Orten, an denen der Hass des Menschen bislang nur Wüste hervorbrachte. Und das Gebet ist mächtig, denn es zieht die Macht Gottes an, und die Macht Gottes schenkt Leben: immer. Er ist der Gott des Lebens, durch ihn werden wir neugeboren.

Ein Anker der Hoffnung

Hiob befand sich im Dunkeln. Er stand wahrhaft an der Schwelle des Todes. Und in diesem Augenblick der Angst, des Schmerzes und des Leidens, beschwört er die Hoffnung: »Doch ich, ich weiß, mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er sich über dem Staub. Ihn selber werde ich dann für mich schauen, meine Augen werden ihn sehen, und nicht mehr fremd.« (HIOB 19,25; 19,27)

Ein Friedhof ist etwas Trauriges. Er erinnert uns an unsere Lieben, die von uns gegangen sind, aber auch an die Zukunft, die uns erwartet: den Tod. Aber in diese Traurigkeit bringen wir Blumen, als Zeichen der Hoffnung, auch des Festes, dies aber erst später. Und in die Trauer mischt sich Hoffnung. Das spüren wir alle, wenn wir vor den sterblichen Überresten unserer Lieben stehen: die Erinnerung und die Hoffnung. Wir fühlen, dass diese Hoffnung uns hilft, denn eines Tages müssen auch wir diesen Weg gehen. Früher oder später, aber alle. Mit mehr oder weniger Schmerz, aber alle. Aber mit der Blume der Hoffnung, der Hoffnung auf die Auferstehung, mit jenem starken Band, das im Jenseits verankert ist. Und dieser Anker enttäuscht uns nicht. Der Erste, der diesen Weg gegangen ist, war Jesus. Wir beschreiten den Weg, den er uns gebahnt hat. »Doch ich, ich weiß, mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er sich über dem Staub. Ihn selber werde ich dann für mich schauen, meine Augen werden ihn sehen, und nicht mehr fremd.«

Herausforderungen

Die Übel dieser Welt – und die der Kirche – dürfen nicht als Rechtfertigung dienen, unser Engagement und unseren Eifer zu bremsen. Betrachten wir sie vielmehr als Herausforderung zum Wachstum.

Das Pferd und der Fluss

Ein Moment der Krise ist auch ein Moment der Wahl, ein Moment, der uns Entscheidungen abverlangt, die wir treffen müssen. Wir alle haben im Leben Krisen erlebt und werden sie weiter erleben: familiäre Krisen, Ehekrisen, soziale Krisen, Krisen am Arbeitsplatz, Krisen über Krisen … Auch die Pandemie, die uns getroffen hat, ist eine soziale Krise.

Wie sollen wir in solchen Augenblicken reagieren? »Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher«, heißt es über Jesus. (Joh 6,66) Jesus entscheidet sich, die Apostel zu fragen: »Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?« (Vers 67) Er bittet sie um eine Entscheidung. Und es ist Petrus, der sein zweites Christusbekenntnis ablegt: »Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.« (Verse 68–69) Petrus bekennt also im Namen der Zwölf, dass Jesus der Heilige Gottes, der Sohn Gottes ist.

Kurz davor hatte Petrus das erste Christusbekenntnis abgelegt: »Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.« Aber bald darauf, als Jesus den Jüngern von seiner künftigen Leidensgeschichte erzählt, versucht Petrus, ihn aufzuhalten. »Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!« Jesus aber macht ihm deshalb Vorwürfe: »Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.« (Mt 16,16– 23)

Im zweiten Christusbekenntnis ist Petrus gereift und protestiert nicht mehr. Er versteht nicht, was Jesus sagt, als er vom »Fleisch essen« und »Blut trinken« redet (Joh 6,54– 56), aber er vertraut auf den Herrn. Er vertraut ihm vollkommen. Und legt das zweite Bekenntnis ab: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.«

Das hilft auch uns, uns allen, die Augenblicke der Krise zu überstehen. In meinem Heimatland gibt es ein Sprichwort, das besagt: »Wenn du zu Pferd unterwegs bist und einen Fluss überqueren musst, wechsle nie mittendrin die Pferde.« In den Momenten der Krise müssen wir ganz auf die Überzeugung des Glaubens setzen. Die Jünger, die sich zurückgezogen haben, haben sozusagen »das Pferd gewechselt«. Sie haben sich einen anderen Meister gesucht, mit dem es weniger »unerträglich« ist, wie sie zu ihm sagten. In den Augenblicken der Krise brauchen wir Standhaftigkeit und Stille. Wir müssen fest dort ausharren, wo wir sind. Dies ist nicht der Augenblick, um Veränderungen in Angriff zu nehmen. Es ist vielmehr der Moment der Treue, der Treue zu Gott, der Moment des getreuen Stehens zu den Entscheidungen, die wir einmal getroffen haben. Aber es ist auch der Moment der Rückkehr zum Glauben, denn dieser Glaube wird uns helfen, wird uns Inspiration schenken, die eine Veränderung zum Guten bewirkt und uns nicht davon wegführt. Augenblicke des Friedens und Augenblicke der Krise. Wir Christen müssen lernen, beides zu meistern. Beides.

Christus lebt!

Er ist unsere Hoffnung, ist die schöne Jugend dieser Erde. Alles, was er berührt, wird jung, wird neu, erfüllt sich mit Leben. Daher sind die ersten Worte, die ich an jeden jungen Christen richten möchte: Er lebt und will dich leben sehen!

Er ist in dir, er ist mit dir und wird dich niemals verlassen. Selbst wenn du weit weggehst, an deiner Seite ist immer der Auferstandene, der dich ruft und dich erwartet, um von Neuem zu beginnen. Wenn du dich vor Trauer, vor Intrigen, Ängsten und Zweifeln, vor lauter Versagen alt fühlst, ist er da, um dir Kraft und Hoffnung zu schenken.

Unser Schmerz ist der Same der Freude

In den Momenten des Leidens, des Schmerzes, in denen wir überhaupt nichts mehr verstehen, in denen wir rebellieren wollen, richten wir den Blick auf unsere Mutter. Wir klammern uns an ihren Rockzipfel wie ängstliche Kinder und bitten aus ganzem Herzen: »Mutter!« Wir sind nicht allein, wir haben eine Mutter. Wir haben Jesus, der unser größerer Bruder ist. Wir sind nicht allein.

Wir blicken mit den Augen des Glaubens auf die Zukunft. Unser Schmerz ist ein Same, der eines Tages erblüht und die Freude zeigt, die der Herr all jenen versprochen hat, die seinen Worten glauben: »Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.« (Mt 5,4) Das Mit-Leid Gottes, sein Leiden mit uns, verleiht unseren Bemühungen einen Sinn und einen ewigen Wert.

Es gibt die, die vorwärtsgehen, und die, die sich im Kreis drehen

Es gibt viele Menschen, auch Christen und praktizierende Katholiken, die nicht vorwärtsgehen. Es ist da immer diese Versuchung, stehen zu bleiben. Wir haben so viele auf der Stelle tretende Christen. Ihre Hoffnung ist schwach. Ja, sie glauben, dass es einen Himmel gibt, aber sie suchen ihn nicht. Sie befolgen die Gebote und Vorschriften, alles, aber sie stecken trotzdem fest. Und der Herr kann sie nicht zum Sauerteig machen, um sein Volk zu vergrößern.

Dann sind da noch die anderen, die einen verkehrten Weg einschlagen. Aber das Problem ist nicht, dass sie einmal in die Irre gehen. Das Problem ist vielmehr das Umkehren, sobald man es bemerkt hat. Es ist unser Stand als Sünder, der uns in die Irre gehen lässt. Wir gehen und gehen, aber manchmal schlagen wir die falsche Richtung ein. Doch wir können immer umkehren: Der Herr hat uns diese Gnade verliehen, das Umkehren-Können.

Und dann ist da noch eine Gruppe, die sehr viel gefährlicher ist, weil sie der Selbsttäuschung unterliegt. Sie gehen zwar, aber sie kommen nicht voran. Das sind die irregeleiteten Christen: Sie gehen im Kreis, als wäre das Leben eine touristische Vergnügungsreise, ohne Ziel, ohne je ein Versprechen ernst zu nehmen. Diese Leute laufen im Kreis und täuschen sich selbst, weil sie sich sagen, dass sie ja vorwärtsgehen. Nein, du gehst nicht vorwärts, du drehst dich im Kreis! Dabei bittet der Herr uns, nicht stehen zu bleiben, nicht falsch abzubiegen und nicht durchs Leben zu kreiseln. Er verlangt von uns, unsere Versprechen zu halten und mit diesen Versprechen vorwärtszugehen.

Die jungen Menschen sind das Versprechen desLebens

Vor einiger Zeit hat mich ein Freund gefragt, was ich sehe, wenn ich an einen jungen Menschen denke. Das war meine Antwort: »Ich sehe einen Jungen oder ein Mädchen, die ihren Weg suchen, die am liebsten Flügel an den Füßen hätten, die sich der Welt zuwenden und ihre Augen voller Hoffnung, voller Zukunft und auch Illusionen auf den Horizont richten. Ein junger Mensch geht ebenso mit zwei Füßen wie ein Erwachsener, aber wo dieser beide Beine fest auf der Erde hat, setzt der junge Mensch immer einen Fuß vor den anderen, bereit, sofort loszulaufen. Er beugt sich immer vor. Von jungen Menschen zu reden, heißt, von Versprechen zu erzählen und von Freude. Die jungen Menschen haben so viel Kraft. Sie können mit den Augen der Hoffnung sehen. Ein junger Mensch ist ein Versprechen des Lebens, das in sich eine gewisse Kraft trägt. Und genügend Verrücktheit, um sich gründlich zu täuschen. Aber auch genügend Begabung, um sich von der Täuschung zu erholen, die daraus erwachsen kann.«

Verliebt!

Du suchst die Leidenschaft? Wie heißt es doch in einem schönen Gedicht von Pedro Arrupe: Verliebe dich (oder lasse die Verliebtheit zu), denn »nichts ist wichtiger, als Gott zu treffen. Das heißt, sich unverrückbar und endgültig in ihn zu verlieben. Das, worin du dich verliebst, regt deine Vorstellungskraft an und hinterlässt seine Spuren in allem und jedem. Eben dies wird darüber entscheiden, aus welchem Grund du morgens aufstehst, was du am Abend tun wirst, wie du deine Wochenenden verbringst, was du liest, was du weißt, was dir das Herz bricht und was dich mit Freude und Dankbarkeit erfüllt. Verliebe dich! Verweile in der Liebe! Und alles wird anders sein.« Diese Liebe Gottes, die das Leben mit Leidenschaft angeht, ist nur möglich aufgrund des Heiligen Geistes, »denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist«. (RÖM 5,5)

Von der Schönheit träumen

Dem Westen fehlt es an Poesie

Da ist diese westliche Weisheit,