Lyrischer Regenbogen - Ingrid Rathje-Kohn - E-Book

Lyrischer Regenbogen E-Book

Ingrid Rathje-Kohn

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Beschreibung

Das Buch enthält Gedichte über das Leben, das Miteinander, über Kinder, Tiere, die Natur, über Spass und Ernst, Tages- und Jahresverlauf mit Ostern und Weihnachten. Verse über Glaube, Märchen und Sagen.

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Geb. 1943,

43 Jahre aktive Kindergärtnerin,

jetzt seit 12 Jahren in Rente.

Ich bin verwitwet und habe 2 Kinder und 2 Enkel.

Aufgewachsen in Missunde an der Schlei.

Lebe seit über 25 Jahren in Eckernförde.

Seit 20 Jahren schreibe ich Gedichte über Themen des Alltags,

über freie Fantasie, Märchenhaftes, Lustiges und Ernsthaftes,

und was mir im Alltag begegnet.

Ich bin Mitglied der Seniorenseite der Eckernförder Zeitung,

in der in loser Folge auch meine Gedichte

veröffentlicht werden.

Lebendige Lyrik

Ein Jeder, wie er mag und will,

kein Zwang, auch nicht in Form und Stil,

zu wichtig ist es, Stimme geben,

dem Schmerz, der Freud in unserm Leben.

Wenn voll das Herz zum Überschäumen,

Ventil braucht man, um aufzuräumen.

Ob als Essay, ob als Gedicht,

wenn beides aus dem Herzen spricht,

dann ist es richtig angebracht,

wenn man dem Herzen Freiraum schafft.

Ingrid Rathje-Kohn

Ingrid Rathje-Kohn

Lyrischer Regenbogen

Mein buntes Leben

©2020 Ingrid Rathje-Kohn

Umschlag, Illustration: Ingrid Rathje-Kohn

Verlag & Druck. Tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

978-3-347-09396-6 (Paperback)

978-3-347-08499-5 (Hardcover)

978-3-347-08500-8 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und er Autorin Unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und Öffentliche Zugänglichmachung

Erwanderte Gedichte und Lieder

Der Weg zur Schule war weit und einsam. Staubbedeckt oder

aufgeweicht von Regen und Sturm zog er sich unter meinen Füßen

endlos in die Länge. Kein Bus, keine Bahn fand in den fünfziger

Jahren den Weg in das abgelegene Dorf an der Schlei.

Eine Stunde zu Fuß auf der Landstraße, morgens an der Seite

meines großen Bruders, nachmittags mußte ich mit meinen anfangs

acht Jahren den Weg allein zurücklegen. Da wurden bald die Lieder

und Gedichte, die ich kannte, zu Rhythmus- und Kurzweil gebende

Gefährten meiner Schritte.

Lieder und Gedichte, Lyrik und Balladen begleiteten ein Leben

lang meinen Weg, und waren mir oft Trost und Stütze in

schwierigen Zeiten und ausgelassene Gesellen in heiteren Stunden.

Doch einmal fand ich NICHTS hilfreiches in meinen Büchern !

Wortmelodie und Reim

Rhythmus und Reim der Gedichte erfaßte meine Stimmung und

bildete die ersten Worte in einem Stoßseufzer meiner Frustration.

Die ersten Zeilen waren im Kopf, die Bücher lagen verstreut auf und

neben dem Bett, es war Samstag, fast noch Nacht, ich war hellwach

und meine Stimmung rief:

„Schreib es auf, sonst verlierst du es!“

Und ich schrieb mein erstes Gedicht.

Und Zeile für Zeile, Vers um Vers schrieb ich auf, was mich so sehr

bedrückte. Fast wie von allein formten sich die Worte aneinander,

die Worte, die ich vergebens in all meinen Büchern gesucht hatte.

Sie waren in mir selber drin und wollten jetzt ans Licht, ich nahm ein Blatt Papier vom Block und schrieb jetzt mein Gedicht.

Und es Sprudelt seitdem mit Gedichten und Versen,

als wäre ein Damm gebrochen.

Für jede Stimmung ist etwas dabei, und ich hoffe, dass es für viele

eine Quelle wird zum Trost und zur Freude.

Ingrid Rathje-Kohn

Inhaltsverzeichnis                         ab Seite 358

Das bin ich

Sternfisch

Im Märzen vor Jahren da bin ich geboren

den freundlichen Monat hab ich mir erkoren

als Fischlein befreit von Be-Engung und Zucht,

im Strom frei mich tummeln, das ist auch mal Flucht.

Wenn Vorschrift diktiert, was ich darf, was ich soll,

dann hab ich ganz schnell meine Nase zu voll,

ich find meinen Weg wie der schlängelnde Aal,

und prüf, was mir wichtig ist - von Fall zu Fall.

Mach ich Kompromisse, tu ich´s mit Bedacht,

den Kopf durch die Wand meistens Schmerzen nur macht,

doch geb ich dem Chef, was so wichtig für IHN,

erreiche ich oft, was für MICH macht den Sinn.

Wenn Nachgeben oft wird als Schwäche gesehn,

Ihr lieben Leute, das müsst ihr verstehn,

für andere Wichtigkeit anderswo liegt,

wenn ihr das versteht, immer wieder ihr siegt.

1.3.2019

Ich bin ich

Ich bin ich, und sagt man mir

so gehört es sich doch hier

Widerspruch wird mir geweckt

was denn wohl dahinter steckt.

Schon als Kind ich eckte an,

wenn ich stellte Fragen dann.

Warum muß ich Kleider tragen

auch im Winter, wenn es kalt,

nur weil ich ein Mädchen bin,

"Das gehört sich so," es schallt.

Lederhosen hätt ich gern

das ist nichts für eine Deern,

doch mein Bruder hatte eine,

ich verstohlen zog sie an,

Streit bekam ich mit ihm dann.

Sonntags ist man immer fein,

einfach spielen darf nicht sein.

Nachbarurteil ist so wichtig,

doch ich finde das nicht richtig,

was geht es die Leute an,

wenn ich richtig spielen kann.

Manches hat sich doch geändert,

andre Regeln gibt es jetzt,

doch tanzt jemand aus der Reihe,

immer noch wird da gehetzt.

Wer heut außerhalb der Normen

sich bewegt, das wird gesehn,

viele finden es so furchtbar,

doch ich finde Vielfalt schön.

Ingrid Rathje-Kohn

26.11.20

Kriegsgeburt

Dor weer eenmal, lang is dat her,

dat rummst un donnert öbert Feld,

as ik noch in den Froschdiek weer,

ik dacht, ik will se sehn, de Welt.

Dat kracht und dröönt, wat is dor los,

ik kann´t vun hier nich seen,

de Froschdiek is min Moders Buuk,

mien Drängeln geef ehr Wehn.

Denn steek ik rut mien Näs und luur,

und möök de Oogen wedder to.

Ik hang mi an de Nabelschnur,

wull doch noch leber miene Roh.

Dat weer to laat, ik kunn nich trüch,

se holt mi an dat Licht !

Wenn man erst so wiet kamen is,

denn röppt de nächste Schicht.

Und ik keem rut, und dor weer Krieg,

uns Naabersfru mi denn vertellt:

"Dat segg ik di, du lüttje Deern, -

kümmst in ne bitterböse Welt!"

24.11.200

Anderswelt

Am 12. März um Mitternacht,

hab ich es mir so ausgedacht,

will nicht mehr geistern eine Stunde,

mit Körper ich die Welt erkunde

und schlüpfe nicht nur so zum Schein

ins neugeborne Kind hinein.

Und gleich mein Dasein ändert sich,

die Menschen plötzlich SEHEN mich,

voll Freude lächeln sie so warm

und halten schützend mich im Arm.

Ins Wärmebett ich komm hinein,

ich bin ja noch so furchtbar klein.

Ich seh die Welt mit Menschenaugen,

doch Anderswelt ist auch noch da,

woran die Leute nicht mehr glauben,

das meinem Herzen ist so nah,

ich spüre sie, die alten Freunde,

sie schenken, was man Zufall nennt,

ich sende dankbar euch Gedanken.

Ihr zeigt mir, daß ihr mich noch kennt.

8.4.2019

Profifotograf

War neulich beim Profi-Fotografen,

hat ein Bild von mir gemacht,

gibt nur wenig Foto-Bilder, wo die Ingrid gar nicht lacht.

Alles ist naturgewachsen, nur die Brille ist gekauft,

und ein bisschen Lippenstift was die Ingrid sonst nicht braucht.

Locken kommen nicht von Wicklern,

Haare strubbeln selbstgewollt

Bin, wie ich nun einmal bin,

hab darüber nie geschmollt.

18.10.20

Erinnerungen

Rotfuchs

Ach, wie leuchtete mein Haar,

natürlich rot vor Tag und Jahr,

als Kind fand ich das gar nicht toll,

so mancher Spruch von Häme voll.

Der Rotfuchs und das Teufelsfeuer

mich ärgerten oft ungeheuer,

und Rotfuchs lauf, die Hölle brennt,

seht doch mal, wie der Teufel rennt,

dann zeigte ich so manches mal

die Hexenglut mit Wiederhall.

Wenn meine Hand die Wange traf,

dann guckte jeder wie ein Schaf,

wenn Friedlichkeit so ausgenutzt,

Beherrschung einmal weggeputzt,

dann fuhr das Feuer aus dem Haar

in alle Glieder wunderbar.

Dann liefen SIE und waren still,

ein herrlich freies Fuchsgefühl.

Jetzt leuchtet mir der Kopf nicht mehr,

es ist so schad, es fehlt mir sehr.

Von mal zu mal bei dem Frisör

erblaßt mir weiter mein Kulör,

nicht einzeln mehr die Haare grauen,

nur Sonnenschein läßt manchmal schauen,

wie früher war die Farbenpracht,

die mich zum "Goldlöckchen" gemacht.

6.4.2019

Struppi

Struppi war mein kleiner Hund,

heiß geliebt, doch gar nicht weich,

Wolle-Holz war in ihm drin,

Kunstfell struppig, dünn geschleift,

Freundin dreistet sich ganz bös,

ihn an seinem Schwanz zu ziehn,

meine Hand flog durch die Luft,

zischt zu ihrer Wange hin,

eh ich dachte, klatschte es,

Freundin schreit, ich tröste Strupp,

daß sie hatte Brüder drei,

das war mir grade herzlich Schnupp.

29.6.2019

Lachen im Keller ?

Zum Lachen in den Keller gehn?

Warum denn nicht, ich werd mal sehn.

Im Keller lagert mancher Schatz,

für den ist oben wenig Platz,

für andre ist es ohne Wert,

Erinnerung es MIR beschert.

Im Keller ist es duster,

da wohnt ein armer Schuster,

der möchte gerne auch mal lachen,

drum werd ich ihm ne Freude machen,

wir lachen unten im Duett,

und haben es so fröhlich nett.

Und als ich einmal klein war, da hatten wir nen Hocker,

den hab ich immer umgedreht, da spielte ich ganz locker

das Spiel mit diesem Schuster,

im Keller, ach so duster

Ich spielte ganz alleine, doch Hocker haben Beine,

mit Fantasie und Augen zu,

von Bein zu Bein, wer bist denn du,

die welche Puppe mag es sein,

wer sitzt grad hier an DIE - SEM Bein.

Zum Lachen in den Keller,

da wird der Keller heller,

mit Büchern aus der Kinderzeit,

was eigne Kinder jetzt erfreut,

das kann den Sinn mir machen,

in den Keller gehn zum Lachen.

29.7.2019

Bengel-Flügel

Hätte ich Flügel, dann wär ich ein Engel,

doch Mutter sagte, ich wär ein Bengel.

Hitzkopf und explosiv, ärgert man mich,

denk gegenan und geh gegen den Strich,

will nicht acceptieren, was sich so gehört,

witzlose Regeln: das ist, was mich stört.

Ein Hemmschuh aus "Das tut man nicht"

ein Knebel für "So man nicht spricht"

Die Klappe für "sieh da nicht hin"

"Das sollst du nicht, bringt nicht Gewinn"

Der Mund verboten für meine Fragen !

"was sollen denn die Leute sagen"

"Lauf nicht durch Pfützen, das macht Dreck"

Hältst du dich dran, dann bist du WECK-K-K !!

16.3.2020

Du warst ein Mädchen

Kochen, putzen und sich schmücken

ist der Weiblichkeit Entzücken.

Wohnraum pflegen, Handarbeiten,

Behaglichkeit um dich verbreiten.

Mädchen, sei dafür bereit,

dann hast du ´ne gute Zeit.

"Mamma, ach, ich mag das nicht,

das mir so dagegen spricht,

bin ich auch ein Mädchen nur,

geh ich gern auf freier Spur.

Kletter lieber in den Bäumen,

als mit Seifenwasser schäumen,

Nadel, Faden sind so schwer,

bleibt der Kochtopf auch mal leer,

hab getobt mal draußen rum,

bin verdreckt? Dann sei es drum !

19.5.2020

Die Zeit so fern und doch so nah,

als blieb sie stehn und wär noch da,

wir fühlen uns noch immer jung

im Atem der Erinnerung.

8.8.2019

Vadder, kumm wedder

Vadder is in Rußland bleben,

wo he is, dat weet wi nich,

hett ok all de Johr nich schreben,

keem he doch nu bald torüch.

Doch ik weet dat, eenmal heff ik

sehn di in din goot Gesicht.

Müß mi ober seggen laten:

Blots een Droom, mehr weer dat nich!

Och min Vadder, kumm doch wedder

ik vermiß di doch so dull.

All min Sehnen, all min lengen

dorvun is min Hart so vull.

Doch ik weet dat, du kümmst wedder,

eenmal steihst du vör de Döör,

dat wi kennt di denn ok beter

Moder sorgt schon jetzt dorför.

Dorüm maakt wi uns keen Sorgen,

eenmal bist du wedder dor -

kümmst du hüüt nich, kümmst du morgen

oder villicht nächstet Johr.

Doch de Tied lött sik nich stoppen,

Jahr um Jahr geiht dor in gruus !

To Gewohnheit wart dat Töben, -

doch du keemst nie mehr na Hus.

2.12.2001

Schneckengang

Ich bin die Riesenschnecke bin ganz aus Stein

ich rühr mich nicht vom Flecke, das kann nicht sein,

Kann keine Schleimspur machen, hab auch kein Haus,

und kommt der große Bagger, reiß ich nicht aus.

Ich bin so groß gewachsen - von Menschenhand,

dem Kleingetier zu geben - ein Heimatland

Aus Spalten und aus Ritzen das Leben quillt,

im Winter Maus und Käfer und Igel chillt.

Am Eimersee zu wandern ist Freizeitglück

gehst du den Schneckengang mußt du dann auch zurück,

Spirale bis zum Kern und kommst im Centrum an,

verweilst ein paar Minuten und wendest dann.

Geht deine Runde weiter, dann bleib ich hier.

Ich hab so viel Gesellschaft, das glaube mir.

In Blumen und in Gräsern es tummeln sich

die Bienen, Hummeln, Käfer: Ein Fest für mich.

9.6.2019

Walzer

Tanzen wollt ich, Walzer tanzen,

Schwester, komm und zeig es mir

Tisch und Stühle schieb beiseite

Platte an, jetzt schwofen wir.

Links herum und eins, zwei, drei

Freude, Lachen, welch ein Spaß

große Schwestern sind ein Segen

große Schwestern können das.

Später mußte ich erkennen,

nicht einjeder kann das gut,

mancher tanzt wie eine Feder

doch bei manchem weh es tut.

Denkt er gar, er ist ein Meister

tanzt zum Walzer Tangoschritt,

mußt den Walzer überhören,

sonst kommst du dabei nicht mit.

Walzertanz mit einem Könner

Hochgenuß bei diesem Schwung

ist nach Jahren unvergleichlich

Schatz in der Erinnerung.

Sind dahin, die guten Tänzer

darum tanz ich jetzt allein

klingt ein Walzer in den Ohren,

schwinge ich mein Walzerbein.

22.3.2019

Krämerladen

Es krämerte die Minna rum

im Krämerladen, und warum?

Die Minna brauchte das zum Leben,

der Krämerladen gab´s ihr eben,

und ich beneidete den Sohn,

und wollt Ihr wissen auch, warum?

Ich hab gedacht, der hat ja ALLES,

im Krämerladen jeden Falles,

will er mal naschen, sei es drum,

schleicht er im Krämerladen rum.

3.5.2020

Ringelnatter

Landschulheim am frühen Morgen,

barfuß durch das nasse Gras,

rutscht was unter meinem Fuß,

ach herrjeh, was ist denn das,

seh da grade was verschwinden,

schwarz und glänzend, blitzeschnell,

gleitet elegant und lässig

in den Teich, es leuchten grell

an dem Kopf zwei helle Flecken,

pflügt mit Schlängel-Wellengang

eine Ringelnatz durchs Wasser,

Schreck war heftig, doch nicht lang.

26.04.2019

Sonnenbrand

Sonne pur auf meiner Haut,

liebt mich so, dass Blasen treiben,

Kindersommer Jahr für Jahr,

schmerzhaft Kleider an mir reiben,

Freunde spielen in der Sonne,

Schattendasein, abgegrenzt,

Wolken waren eine Wonne,

wenn die Sonne einmal schwänzt.

1.7.2019

Wegbegleiter

Blick zurück in alte Zeiten,

und jetzt sitz ich hier und träume,

und durch mein Erinnern wandern

Wunder-Meilensteine-Bäume,

manche Bäume war´n nur da,

Bäume tausendfach im Wald,

Wälder haben eignes Wesen,

haben eigenes Gehalt.

Doch die Bäume meines Lebens

sind Begleiter einer Zeit,

sie sind da wie alte Freunde,

geben Zeit und Raum Gestalt.

29.10.2019

Blitzangst

Blitze, Donner, Dunkelheit,

aufstehn, Kinder, es ist Zeit,

nah am Dorf es lichtert hell,

trifft der Blitz, dann brennt es schnell.

Reetgedeckt ist jedes Haus,

schlaft ihr noch - kommt ihr nicht raus!

Halb im Schlaf, total verschreckt

Mutter hat uns aufgeweckt,

angezogen, angsterfüllt,

draußen Sturm und Donner brüllt,

Papiere, die so wichtig sind

für Mutter und für jedes Kind

liegen auf dem Tisch bereit,

können raus zu jeder Zeit.

Es verklingt der Donnerschall,

wir zählen jedes Intervall,

Wetterleuchten in der Ferne,

schwach erscheinen erste Sterne:

"Ausziehn, Kinder, ab ins Bett,

morgen ist es wieder nett."

2.6.2019

Nostalgie

Sauerampfer an der Böschung,

Sonnbeschienen, staubbedeckt,

nackte Füße, Haut verbrannt,

Gesicht und Arme schweißgescheckt.

Kinderzeit im kleinen Dorf,

Ferienhäuser gab´s noch nicht,

Auto einmal in der Woche

und die Nächte ohne Licht.

Damals war es nicht nostalgisch,

damals war es einfach so,

und wir fühlten uns geborgen,

doch manchmal warn

auch wir nicht froh.

Kinderzeit ist Kinderzeit,

manchmal fröhlich,

manchmal schwer,

doch noch einmal

sich erinnern,

das erwärmt

das Herz so sehr.

19.2.2020

Sommerfreuden

War von der Kuh der Fladen trocken,

heiß von der Sonne: Ab die Socken,

Schuhe auch noch aus dazu,

probierten wir das von der Kuh,

mit den Füßen draufgestellt

ob die Kruste jetzt auch hält,

brach man durch den Fladen heiß,

lachten wir ob diesem Scheiß.

31.1.2020

Aus Kindern werden Leute

Kinder wachsen, werden groß,

wollen nicht mehr auf den Schoß.

Wollen eigne Wege gehen,

und allein die Welt besehen,

Suchen sich erwachs´ne Spiele,

neue Menschen, neue Ziele,

irgendwann ist es gelungen:

Ein Leben voll Erinnerungen.

2019

Strickmuster

Meine Mutter konnte stricken,

eigne Muster ausgedacht,

alte Sachen aufgerippelt,

für uns Neues draus gemacht.

Andre Mütter schauten, zählten,

wollten diese Muster auch,

zeig es uns doch, wie du rechnest,

wie wird Harmonie daraus.

Schaut nur selber bei den Kindern,

euch zu zeigen? Keine Zeit,

bin allein mit meinen dreien,

nur für SIE bin ich bereit.

Und sie strickte für mein Leben

Muster klar und strickbereit,

ich hab es dann aufgerippelt,

mich davon mit Macht befreit.

Gut gemeint, so war ihr Muster,

zeigte mir ein Leben auf,

das sie sich für mich erhoffte,

doch ich nahm den eignen Lauf.

Dankbar dafür, was du schafftest,

liebe Mutter, Dank dafür,

selbstbestimmt doch muß ich leben

eignes Leben, Jetzt und Hier.

17.6.2019

Begrüßung

Von der Schule heimgekommen,

ging als Hexe ich zum Ort,

bei der letzten Straßenbiegung

saß die Mohrle wartend dort.

Wenn ich mich zum Streicheln neigte,

hockte ich mich vor sie hin,

sie stieg gleich mir auf die Schulter,

kuscheln hatte sie im Sinn.

Und da blieb sie schnurrend sitzen,

bis ins Dorf ich kam nach Haus,

und die Leute sagten schmunzelnd,

seht mal da, die schwarze Katze,

so sieht eine Hexe aus.

3.11.2018

Fantasie

nicht immer gut.

Dunkel war es hinterm Fenster

vor der Küche in der Nacht,

brannte drinnen helles Licht,

dann hat es oft mir Angst gemacht.

Draussen war nur nacktes Nichts,

mir war verborgen, was da war,

doch jeder könnte MICH dann sehn,

in heller Küche, viel zu klar.

Und käme jetzt ein wilder Stier,

vom Garten her ins helle Licht

angestürmt auf wilden Hufen,

ungebremst das Fenster bricht.

Dünne Scheiben würden splittern,

meine Kehle bremst den Schrei,

und dann mach ich schnell das Licht aus,

und ich atme wieder frei.

9.3.2020

Sehnsucht

Ach Mutter, du wolltest

so gern durch mich glänzen,

so peinlich es war, aber stolz war ich schon,

erreichte mein Ziel, doch dann gab es Grenzen.

Sie wollte noch weiter, ich wollte den Lohn.

Ich wollte die Kinder ins Leben begleiten,

mit ihnen zu sein war immer mein Plan,

als Chef im Büro, wenn auch für die Kinder

inmitten nicht sein, das ödet mich an.

Sie war so enttäuscht,

daß Aufstieg nicht lockte,

sie ließ es mich fühlen ich war ohne Wert,

hab dann auch den falschen Mann

noch genommen und endgültig

war dann nur alles verkehrt.

Jetzt bin ich so alt wie sie war, als sie ging,

so manches seh ich im anderen Schein,

die Lyrik von mir kam leider viel später,

sie würde jetzt wieder so stolz auf mich sein.

Ach Mammilein, ach Mammilein,

auch eine Art zu Lieben:

Stolz zu sein.

24.6.2019

Muttertag

Sumpfdotterblumen zum Muttertag,

ich wusste, an welchem Bach ich sie fand,

und Wiesenschaumkraut und Gänseblümchen

mit Schlüsselblumen zu Sträußchen ich band.

Doch einmal band ich aus herrlich gelbem Löwenzahn,

für die Mutter dann aus leuchtenden Sonnen

den allerschönsten Strauß - wie ich fand - -!

Da hab ich kein Lächeln, kein Lob bekommen.

So böse sie schaute: "Was bringst du mir!

Nur Hundeblumen hast du gefunden?"

Da bin ich mitsamt meinem schönsten Strauß

enttäuscht aus dem Hause ganz schnell

verschwunden.

5.5.2020

Anno Dazumal

Der Hulahupp hat mich gezwickelt,

die Bandscheiben sind noch immer verwickelt,

für Gummitwist war ich da schon zu alt,

konnt nicht erfassen, was das denn wohl sollt´,

doch Hüpfekästchen war Hinkepot,

das konnte ich gut, da war ich im Lot,

und Gummiballzehner gegen die Wand,

da hatte ich auch einen guten Stand.

Das alles sieht man heute nicht mehr,

es ist ja auch schon so lange her.

2019

Frühjahrsputz

Oh, so eng war unsre Stube,

Polsterstühle, Eichentisch,

grüner Plüsch auf schwerem Sofa,

Frühjahrsputz macht alles frisch.

Bohnerwachs auf braunem Boden,

spür noch heute diesen Duft,

wenn durch festgehakte Fenster

strömte rein die Frühjahrsluft.

Winterdunst und Staub in Ecken,

Spinngewebe hinterm Schrank,

alles flüchtete mit Schrecken

wenn man diese Nester fand.

Weißgewaschene Gardinen

wehten duftig neu und frisch

wenn die ausgeklopften Stühle

wieder standen um den Tisch.

7.3.2020

Vorbei, vorbei Vergangenheit,

Das Leben ist Vergänglichkeit

Vor langer Zeit Wir waren jung,

Doch leuchtet noch

Erinnerung

Heimat

Berge

Hier bei uns gibt es auch Berge,

dreißig Meter oder so,

unsre Berge sind zwar Zwerge,

doch für uns sind sie oho.

Wollen wir sie rasch bezwingen,

rinnt der Schweiß in Bächen ab,

sind wir gut trainiert, dann schaffen

wir die Riesen gar im Trab.

Aussichtspunkte sind die Berge,

und wir schauen weit hinaus

über Eiszeitendmoräne

unser Wikinger-Zuhaus.

5.8.2018

Zwischen den Meeren

Ich liebe den Sturm, wenn er braust durch das Land,

wenn die Wellen des Meeres peitschen den Strand.

Wenn es heult und pfeift in sich wiegenden Bäumen,

und die Kronen der Wellen beginnen zu schäumen.

Die Möwen, sie kämpfen sich gegen den Wind -,

der Hut fliegt vom Kopfe, eh´ man sich besinnt.

Vorm Fenster gibt´s plötzlich ´nen furchtbaren Krach,

es fliegen vom Sturmwind die Pfannen vom Dach.

Dann endlich erreicht er das freiere Feld,

wo kaum etwas noch in den Weg sich ihm stellt.

Dort kann er sich steigern in tosender Wut,

wenn hinter ihm schäumt noch die westliche Flut.

Und weiter der Sturm braust hinüber zum Wald,

dort knickt er die Bäume, daß krachend es schallt.

Er pflügt eine Schneise von Westen herauf

und bahnt sich den Weg für den rasenden Lauf.

Jetzt langsam gebrochen wird ihm seine Kraft,

und Windstärke zwölf er jetzt auch nicht mehr schafft.

Er treibt noch das Wasser der Ostsee hinaus,

dann legt er sich schlafen - hier ist er zu Haus.

Plattdütschland

In Plattdütschland,

in Plattdütschland,

dor sünd wi an de Waterkant,

dor flegen Möwen op und daal,

dor pust de Wind de Straaten kahl,

weil jeder een nah See henlöpt,

to sehn, wie dor dat Water röppt.

De Waterkant, de Waterkant,

de kröppt so mennigmal an Land,

und ritt sick dor een Stück vun af,

denn mußt du rönn in Farkendraff,

dat di de blanke Hans nich kricht,

und du hest denn keen Land in Sicht.

Doch bist in Plattdütschland to Hus,

und di gefallt dat Stormgesuss,

denn willst du annerswo nich sien

und kümmst dor immer wedder hin.

Denn dor versteihst du Land und Lüüd,

ob ost ob west ob nord ob süd,

uns Moderspraak, dat willst du hörn,

nur de kann uns dat Hart beröhrn. 14.9.2018

Die Dorfeiche

Nach 50 Jahren sah ich dich mal wieder,

wir beide sind gealtert, seh ich heut,

es gibt uns beide noch, wir waren Freunde,

sei mir gegrüßt, dein Anblick mich so freut.

In meiner Kinderzeit erschienst du mir viel größer,

so stark und unverletzbar standst du da,

so viele Bäume sind seitdem verschwunden,

daß DU noch immer stehst, das ging mir nah.

Ich fasste noch einmal die rauhe Rinde

und legte meine Stirn an deinen Stamm,

stand in Gedanken zählend da als Kinde,

wenn beim Verstecken spielen

ich die Freunde fand.

Einmal noch schau ich rauf in deine Krone,

nimm Abschied noch ein allerletztes mal,

die Blätter rauschten mir

noch einmal sacht zum Lohne,

schön war die Zeit mit uns,

es war - es war einmal.

2019

Dorfleben

Und im Kuhdorf wurde Vieh getrieben,

zum Grasen an der frischen Luft,

am Morgen raus in Feld und Wiesen,

von Milch und Staub entsrömte Duft.

abends dann, so um halb sieben,

laut klang ein Blöken überall,

da wurden sie zurückgetrieben

zum Melken in den sich´ren Stall.

Im Straßenstaub, da welkten Fladen

von zehn mal zehn Küh´n jeden Tag,

und Pferdeäpfel für die Spatzen,

als Deko noch dazwischen lag.

Oh heilig Kuhdorf, Nostalgie,

so war es nur, das freie Treiben,

nichts störte Kinderspielkultur,

doch Fortschritt ließ es nicht so bleiben.

8.6.2020

So lang schon her wat löppt de tied

doch in Gedanken gaar nicht wiet

as bleev för uns de tied maal staan

und wi nochmaal as Kinner gaan.

5.10.2019

Nochmaal Missunde

Dat güng mal barfoot dörch de Wischen,

ton baaden rünner nah de Schlie,

nu staaht dor all de Sommerhüser,

kuum is noch Platz ton speelen fri.

De Dörpskrog is nu en Hotel,

de Fäär föhrt hüt mit Motorkraft,

nich mehr umsünst dörf man dor röber,

wenn man dat Mittotrecken schafft.

So lang, so lang is dat nu her,

uns Kinnertied bi Schlie und Wald,

Missunn, wat hest du di verännert,