Rockernacht - Joanna Wylde - E-Book

Rockernacht E-Book

Joanna Wylde

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Beschreibung

Der Klub kommt immer zuerst. Mein ganzes Leben habe ich nach dieser Regel gelebt. Ich war bereit, für den Klub zu sterben, und es hätte mir nicht mal etwas ausgemacht. Die Reapers standen immer hinter mir und mehr brauchte ich nicht. Dann traf ich sie. Tinker Garrett. Sie ist einfach wundervoll. Sie ist loyal, smart, sie arbeitet so hart … sie hat einen guten Mann verdient. Einen besseren als mich. Wie sollte ich ihr erklären, dass ich nicht der Mann bin, der ich vorgebe zu sein? Wie sollte sie verstehen, dass ich das alles nur für den Klub tue? Wie könnte ich jemals den Reapers MC verlassen? Wie könnte ich jemals wieder ohne sie leben? Ich muss eine Entscheidung treffen. Bald.

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Seitenzahl: 677

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howard

Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

Ich liebe diese Serie - habe jeden Band verschlungen- spannend und voller erotik. Diese Serie hat nichts mit der rosaroten Brille zu tun-wers gerne etwas härter mag - in allen Bereichen- wird diese Serie lieben.
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2018

© 2018 by Lago, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© der Originalausgabe: 2016 Joanna Wylde

Die englische Originalausgabe erschien 2016 bei The Berkley Publishing Group unter dem Titel Reaper’s Fire.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Ramona Wilder

Redaktion: Helena Tischler

Umschlaggestaltung: Laura Osswald

Umschlagabbildung: IStock/Leegudim

Satz: inpunkt[w]o, Haiger (www.inpunktwo.de)

ISBN Print 978-3-95761-179-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-95762-099-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95762-100-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.lago-verlag.de

Inhalt
Prolog
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Kapitel zehn
Kapitel elf
Kapitel zwölf
Kapitel dreizehn
Kapitel vierzehn
Kapitel fünfzehn
Kapitel sechzehn
Kapitel siebzehn
Kapitel achtzehn
Kapitel neunzehn
Kapitel zwanzig
Kapitel einundzwanzig
Kapitel zweiundzwanzig
Kapitel dreiundzwanzig
Kapitel vierundzwanzig
Kapitel fünfundzwanzig
Epilog
Anmerkung der Autorin
Danksagung

Prolog

TINKER

Ich hatte schon wieder Krämpfe und krümmte mich zusammen. In der Toilette war Blut. Nicht viel, aber auch nicht gerade wenig: einige lange, zähe Rinnsale und dazu hellrote Tropfen … Ich kniff die Augen ganz fest zusammen, zwang mich, die Schmerzen nicht zu beachten, und konzentrierte mich stattdessen auf das Telefon in meiner Hand.

»Tut mir leid, Tinker, aber Mr Graham ist derzeit bei Gericht und unabkömmlich.«

Craigs stets ruhige und professionelle Stimme brach bei diesen Worte leicht, denn wir wussten beide, was er damit eigentlich sagen wollte: Mr Graham will jetzt nicht aus der Verhandlung weg. Dass er seinen Fall gewinnt, ist ihm wichtiger als die Gesundheit seiner Frau. Sogar Grahams Assistent schämte sich für ihn.

»Craig, ich glaube, ich verliere das Kind. Ich brauche meinen Mann. Haben Sie ihm das gesagt?«

Stille.

»Tinker, er kommt nicht. Ich … ich weiß auch nicht, was ich sagen soll. Sie sollten wahrscheinlich schleunigst ins Krankenhaus. Haben Sie jemanden, der Sie fahren kann?«

Ich schaute zwischen meine Beine und sah zu, wie ein weiterer Blutstropfen in die Toilettenschüssel fiel, ein etwas dunklerer Fleck im mittlerweile blassrosa Wasser. Es war gar nicht so leicht, an meinem Schwangerschaftsbauch vorbeizuschauen – die Zeiten, in denen ich einen flachen Bauch gehabt hatte, waren längst vorbei. Mein Gott, was war hier nur los?

»Ich kann meine Freundin Margarita anrufen«, sagte ich langsam. »Sagen Sie Brandon Bescheid, dass ich in die Notaufnahme fahre.«

»In Ordnung«, sagte Craig. »Und – Tinker?«

»Ja?«

»Es tut mir leid.«

Meine Tochter Tricia kam um elf Uhr dreißig tot zur Welt. Sie wog nur knapp zwei Pfund, und ich gab ihr den Namen meiner Mutter.

Die Sonne war gerade untergegangen, als es schwach an die Tür meines Krankenzimmers klopfte. Ich starrte an die Decke, ignorierte das Klopfen und fragte mich, was ich falsch gemacht hatte. Ich hatte meine Tochter im Stich gelassen … Sie war so ein winziges, unglaublich wertvolles Geschöpf, und ich hatte bloß eine einzige Aufgabe gehabt: sie sicher austragen. Was für eine Frau war ich, dass ich nicht einmal mein eigenes Kind beschützen konnte?

Es klopfte wieder, und Margarita regte sich auf dem Stuhl neben meinem Bett.

Vielleicht war es Brandon.

Er hatte mir vor einer Stunde eine Nachricht geschrieben, dass er so bald wie möglich kommen würde. Es war mir egal. Alles, worauf es ankam, war mein kleines Mädchen. Ich hatte sie mir so sehr gewünscht, auch wenn das bei Brandon anders gewesen war, und jetzt war sie tot. Tot. Was für ein gemeines, schreckliches Wort!

Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und ein Mann spähte zu uns hinein.

»Darf ich reinkommen?«, fragte Craig zögerlich. Ich nickte Margarita zu, die ihm ein Zeichen gab einzutreten. Draußen im Flur konnte ich ein Baby schreien hören – die verdammten Sadisten hatten mich auf die Entbindungsstation gelegt, denn offenbar war das medizinisch gesehen der beste Ort für mich. Dass ich das Glück anderer Frauen mit anhören musste, rammte mir jedes Mal ein Messer in meinem leeren Leib.

Tricia.

Mein Herz war vor lauter Liebe geradezu explodiert, als ich den positiven Schwangerschaftstest gesehen hatte, und dann noch einmal, als ich zum ersten Mal spürte, wie sie sich in mir bewegte. Jeder Tag war ein Wunder. Ich hatte ihre gesamte Entwicklung anhand des Schwangerschaftskalenders mit geradezu religiösem Eifer verfolgt.

Ich hatte sie zwei Stunden lang im Arm gehalten, ehe man sie mir weggenommen hatte.

»Tinker, Ihr Verlust tut mir so unglaublich leid«, sagte Craig und trat ein. Er hatte einen Blumenstrauß in der Hand. Ich starrte ihn mit leerem Gesichtsausdruck an und fragte mich, wie zum Teufel der Assistent meines Mannes es ins Krankenhaus schaffen konnte – während Brandon selbst das nicht gelang. Sie war schließlich auch seine Tochter gewesen.

Ich hasste ihn.

»Ich nehme Ihnen mal die Blumen ab«, sagte Margarita sehr höflich, aber ihr Ton war ganz kurz davor, richtig bedrohlich zu klingen. Das war nur zu verständlich. Craig arbeitete für Brandon, und Brandon war der Feind. Sie verachtete ihn zutiefst, das hatte sie immer schon getan. Den meisten meiner alten Freunde, die ich schon lange vor meiner Hochzeit gekannt hatte, ging es genauso. Ich hätte dem wirklich mehr Gewicht beimessen sollen, bevor ich Brandons Heiratsantrag damals angenommen hatte. Aber mein Dad hatte mich stets als stur bezeichnet und gesagt, ich hätte schon als kleines Mädchen die Dinge immer auf die harte Tour rausfinden müssen.

Wahrscheinlich hatte er recht.

»Brandon …«

»Wollten Sie vielleicht gerade sagen, dass Brandon noch nicht hier ist, weil er einen tödlichen Autounfall hatte? Sonst halten Sie nämlich lieber den Mund«, fuhr Margarita ihn an. Craig schaute erst sie an und dann mich, dann blickte er zu Boden und schüttelte langsam den Kopf.

»Es tut mir unglaublich leid«, wiederholte er. »Als ich aufgebrochen bin, hat er gerade seinen Computer runtergefahren.«

Wir starrten ihn an, und das Schweigen wurde immer unangenehmer. Craig wurde rot, und ich bekam Mitleid mit ihm.

»Ist schließlich nicht Ihre Schuld«, sagte ich. »Wollen Sie sich setzen?«

»Nein«, antwortete er und trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich gehe jetzt lieber wieder. Mr Graham hat morgen früh einen Termin bei Gericht, und ich muss früh im Büro sein und alles vorbereiten. Passen Sie auf sich auf, Tinker. Wenn wir irgendwas für Sie tun können – ich meine uns alle, die ganze Belegschaft im Büro bei der Staatsanwaltschaft –, dann lassen Sie es mich wissen. Wir denken alle an Sie.«

Zum Teufel damit. Wenn sie überhaupt an mich dachten, dann nur, weil sie Mitleid mit mir hatten. Nur zu verständlich, denn ich war ja auch wirklich verdammt bemitleidenswert. Dann klopfte es wieder an der Tür, und Brandon trat herein.

»Tinker?«, fragte er sanft. Er hatte zwei Dutzend rote Rosen dabei, und das bedeutete, dass er zumindest so viel Geistesgegenwart besaß, sich schuldig zu fühlen. Ein Dutzend Rosen gab es zu romantischen Anlässen, zwei Dutzend waren eine Bitte um Verzeihung. Damals, als er mich betrogen hatte, hatte ich ein Paar Diamantohrringe bekommen.

Ich kann Diamanten nicht ausstehen. Konnte ich noch nie. Man sollte doch meinen, dass ein Ehemann wenigstens so viel von seiner Frau weiß.

»Du bist ein bisschen spät dran, wie’s aussieht«, sagte Margarita mit eisiger Stimme. Brandon starrte sie so lange an, bis sie wegschaute.

»Ich würde gern allein mit Tinker sprechen.«

»Kommt nicht infrage …«

»Ist schon in Ordnung«, sagte ich und spielte mit dem Ring an meinem Finger herum. Bei der Verlobung war er noch klein und zierlich gewesen. Natürlich sah er inzwischen schon nicht mehr so aus. Brandon ließ alle paar Jahre mehr Steine hinzufügen – Gott bewahre, dass seine Frau je ein simples Schmuckstück trug! Seine Familie hatte Geld – viel Geld vermutlich, wenn ich an den Ehevertrag dachte, den ich unterschrieben hatte –, aber ich hatte das alles immer viel zu protzig gefunden. Margarita warf mir einen Blick zu, und ich begriff, was sie mich fragen wollte: Bist du sicher, dass du den Kerl hier haben willst?

»Das ist in Ordnung«, sagte ich zu ihr. »Warum gehst du nicht mal mit Craig raus, und ihr schaut, ob ihr hier irgendwo einen Kaffee kriegen könnt oder so? Er hat sicher einen langen, anstrengenden Tag hinter sich.«

»Ein Kaffee wäre wunderbar«, platzte Craig heraus, so verunsichert, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Dass er ins Krankenhaus gekommen war, rechnete ich ihm wirklich hoch an – es war sicher alles andere als leicht gewesen. Der Blumenstrauß, den er mitgebracht hatte, war sicher einer für einen Zehner vom Markt, aber ich fand ihn schöner als Brandons überteuerte Rosen.

Craigs Blumen waren wenigstens ehrlich.

Margarita und Craig gingen hinaus und ließen mich mit meinem Mann allein.

»Also«, sagte er, legte die Rosen auf den kleinen Tisch neben mir und warf dabei fast mein Wasserglas um. »Wie geht es dir? Es tut mir sehr leid, dass ich nicht kommen konnte. Es ging um den Fall mit der Motorrad-Gang, und du weißt ja, was das für eine große Sache ist. Heute war das Kreuzverhör eines Kronzeugen angesetzt, und ich wollte das nicht einfach irgendjemandem überlassen. Ich wäre wirklich gekommen, wenn ich gekonnt hätte.«

Brandon strahlte mich mit seinem Politikerlächeln an, dem gleichen Lächeln, das er aufsetzte, wenn er potenziellen Geldgebern für seinen Wahlkampf Honig ums Maul schmierte. Er hatte noch nichts öffentlich gemacht, aber ich wusste schon eine ganze Weile, dass er sich für den Posten des Bezirksstaatsanwalts von King County bewerben wollte, wenn dieses Amt in zwei Jahren frei würde. Der derzeitige Staatsanwalt würde in den Ruhestand gehen, und Brandon war als Leiter der Strafabteilung der logische Nachfolger.

»Setz dich zu mir«, sagte ich ruhig. »Wir müssen uns unterhalten.«

»Selbstverständlich«, antwortete er und tat sehr besorgt. Ganz der liebende Ehemann. Zu dumm, dass gerade keine Kamera in der Nähe war, um diesen Moment festzuhalten. Es hätte sich bestimmt gut als Plakatmotiv für seine Kampagne gemacht, man hätte nur mit Photoshop ein bisschen bei der Farbe meiner Wangen nachhelfen müssen.

»Es ist ein kleines Mädchen gewesen«, sagte ich ihm. Ich hatte nicht gewusst, welches Geschlecht das Kind haben würde – ich wollte mich überraschen lassen. »Die Ärzte wissen nicht, warum sie gestorben ist. Sie haben gesagt, dass es manchmal sogar noch im letzten Drittel einer Schwangerschaft durch einen genetischen Defekt zu einer Fehlgeburt kommen kann.«

Er seufzte schwer auf, dann schaute er zu Boden und schüttelte den Kopf. Meine Fresse, der Mann war wirklich ein guter Schauspieler. Mein einziger Trost war, dass ich nicht als Einzige auf seinen Scheiß reingefallen war. Weil er ein so guter Schauspieler war, gewann er immer, wenn es bei Gericht Geschworene gab.

Die Leute wollten ihm einfach glauben.

»Wahrscheinlich ist es am besten so«, sagte er langsam. »Sie wäre nicht gesund gewesen, und du hast doch ohnehin so viel am Hals. Und wenn der Wahlkampf erst mal losgeht …«

Ich betrachtete den Mann, mit dem ich zehn Jahre lang geschlafen hatte, ganz genau und blendete seine Stimme einfach aus. Auf seinem Kopf deutete sich ganz schwach eine kahle Stelle an. Nichts Gravierendes, aber ich wusste, dass er schon einen Termin mit einem Arzt hatte, um über eine Haarverpflanzung zu sprechen. Ich stellte mir vor, wie ich mein großes Küchenmesser nehmen und es ihm in den Schädel hauen würde. Knochen waren zwar hart – aber meine Küchenmesser waren alle sehr, sehr scharf.

Verdammt, in was für einen armseligen Menschen hatte ich mich nur verwandelt.

»Es ist aus«, sagte ich knapp und nahm meinen Ring ab. Brandons Kopf schoss in die Höhe, und er starrte mich an. Sein Gesichtsausdruck war ausnahmsweise einmal vollkommen ehrlich.

»Wie bitte?«

Ich hielt ihm den funkelnden Reif entgegen, aber er nahm ihn nicht.

»Es ist aus«, wiederholte ich. »Unsere ganze Ehe war ein Fehler, und ich möchte, dass du jetzt gehst. Mein Anwalt wird sich mit dir in Verbindung setzen – ich werde Smith bitten, mich zu vertreten. Ich glaube, je schneller wir mit der Sache abschließen, desto besser.«

»Schatz, es tut mir so leid«, sagte er, und obwohl die Worte eine Entschuldigung enthielten, sah ich, wie die kleine Ader an seiner Stirn anfing zu pochen. Brandon war also wütend. Gut so!

Ich war nämlich auch wütend.

»Verlass jetzt mein Zimmer«, sagte ich noch einmal mit leiser, aber fester Stimme und streichelte mir mit der Hand über meinen leeren Bauch.

»Tinker, offensichtlich hast du Medikamente bekommen, und kannst gar nicht richtig denken. Wir müssen über das alles reden. Du wirst schon sehen …«

»Oh, ich sehe schon alles glasklar. Deine Frau war im Krankenhaus, dein Kind ist gestorben – und deine Verurteilungsquote war dir wichtiger. Ich finde, damit hast du deine Prioritäten ganz deutlich klargemacht.«

Diesmal, und vielleicht war das sogar das allererste Mal überhaupt, wusste Brandon nicht, was er sagen sollte. Er saß einfach nur da und starrte mich an wie eine große, dämliche Nacktschnecke. So befriedigend das für mich auch sein mochte – es war nicht genug. Ich wollte die Scheidung. Brandon musste aus meinem Leben verschwinden und durfte nie mehr zurückkommen. Ich hätte mich eigentlich befreit fühlen sollen, aber ich spürte überhaupt nichts. Wahrscheinlich war es so am besten. Vor mir klaffte die Trauer wie eine schwarze Grube, und ich war nicht sicher, ob ich es je schaffen würde, ihr zu entkommen. Ich war noch nicht mal sicher, dass ich es überhaupt wollte.

»Raus jetzt.«

»Wie bitte?«

»Ich sagte: Raus!«, knurrte ich, und plötzlich stieg die Wut in mir hoch, und ich explodierte regelrecht. »Und nimm deinen verdammten Ring mit! Wenn ich deine widerliche, selbstgefällige Visage auch nur eine Sekunde länger sehen muss, tret ich dir in den Arsch!«

»Tinker, du musst dich beruhigen«, sagte er mit fester Stimme und runzelte die Stirn wie ein strenger Vater. Aber einen Vater hatte ich schon, und er war besser, als dieser Mann es je sein würde. Brandon griff nach dem Rufknopf für die Schwester. »Wir sollten mal mit jemandem vom Pflegepersonal reden. Du brauchst doch ganz offensichtlich ein Beruhigungsmittel oder – autsch! Was zum Teufel soll das, Tinker?«

Ich brauchte beide Hände, um den großen, überteuerten Strauß Rosen so weit hochzuheben, dass ich ihm damit einen weiteren Schlag versetzen konnte, diesmal quer über sein bildschönes Gesicht, bei dessen Farbe er mit Bräunungsspray nachgeholfen hatte.

»Raus jetzt!«, schrie ich. Brandon duckte sich weg und wich zurück. Ich schaffte es, ihm noch einen Hieb zu verpassen, ehe er außerhalb meiner Reichweite war.

»Tinker, jetzt beruhige dich doch«, rief er. Im Flur hörte ich Schritte herbeieilen. »Tinker, bitte – du kannst doch jetzt gar nicht klar denken.«

»Ich sehe klarer, als ich es seit Jahren getan habe!«, brüllte ich ihn an und schmiss den Rosenstrauß nach ihm. »Verschwinde verdammt noch mal aus diesem Zimmer! Und aus meinem Leben! Und nimm auch deine beschissenen Drecksdiamanten mit, du Arschloch!«

Ich wühlte mich durch die Falten meiner Decke, fand den Ring und schleuderte ihn schwungvoll in Richtung meines zukünftigen Exmanns.

»Au, verdammt!«, rief er und fasste sich ins Gesicht. Ein paar Tropfen Blut fielen zu Boden. »Herr des Himmels, Tinker! Was ist bloß los mit dir?«

Eine Schwester stieß die Tür auf. »Was ist denn hier los?« Sie starrte uns mit aufgerissenen Augen an. »Sicherheitsdienst!«

Danach ging alles sehr schnell.

Als die Sicherheitsleute kamen, kämpfte ich mich gerade aus dem Bett und brüllte Brandon dabei die ganze Zeit an wie eine Hexe. Es hatte ihm völlig die Sprache verschlagen. Er schien einfach nicht zu begreifen, was hier geschah, und das fand ich wirklich saukomisch. Brandons Ego hatte schon immer nach dem Motto funktioniert: Mir gehört die Welt.

Margarita stürzte herein, packe mich am Arm und führte mich zurück zu meinem Bett.

»Beruhige dich, sonst stellen die dich mit Beruhigungsmitteln ruhig«, flüsterte sie mir ins Ohr. Meine Brust hob und senkte sich heftig, während ich Brandon anstarrte und all meinen Hass und meine Wut in diesen Blick legte.

»Ich will mich nicht beruhigen«, zischte ich und fragte mich, ob ich mich auf ihn stürzen und ihm die Augen auskratzen könnte, ehe man mich von ihm wegriss.

»Doch, du willst dich beruhigen«, sagte sie. »Denn sonst bildet er sich noch ein, er wäre hier das Opfer. Den Gefallen solltest du ihm nicht tun. Bei dem Pech, das du hast, wird er dich glatt noch verklagen.«

Ich brach in schnaubendes Gelächter aus, denn so etwas sah Brandon ähnlich. Allerdings wäre ihm das vermutlich viel zu peinlich. Er würde es ganz sicher nicht riskieren, das wertvolle öffentliche Bild von sich zu zerstören!

Als ich wieder aufschaute, sah ich, wie die Sicherheitsleute ihn aus meinem Zimmer führten. Die Krankenschwester schob mich in Richtung Bett, und ich gehorchte ihr, denn ich wollte nicht mit Tabletten ruhiggestellt werden. Sie half mir, mich aufs Bett zu setzen, und schaute mich streng, aber voller Mitgefühl an.

»Ich weiß, es ist ein fürchterlicher Tag für Sie gewesen – wahrscheinlich der schrecklichste Tag in Ihrem Leben«, sagte sie. »Aber Sie dürfen niemanden körperlich angehen, sonst müssen wir Sie fixieren. Soll ich jemanden rufen, mit dem Sie reden können?«

»Es tut mir leid«, sagte ich, obwohl das komplett gelogen war. »Und ich will mit niemandem reden. Im Moment jedenfalls nicht.«

»Das war ihr Mann«, sagte Margarita. »Er war vorhin auf der Arbeit leider unabkömmlich, als sie das Kind verloren hat.«

Die Schwester riss die Augen auf.

»Wirklich?«

»Wirklich«, bestätigte Margarita mit zorniger Miene. Die Schwester schüttelte den Kopf.

»Was immer er getan hat, wir können nicht zulassen, dass es hier in den Krankenzimmern zu regelrechten Prügeleien kommt«, sagte sie. »Kriegen Sie das hin?«

Ich nickte. »Ja. Ich reiße mich zusammen.«

Die Schwester nickte und sah mich noch einmal prüfend an.

»Also sind Sie fertig mit ihm? Ein für alle Mal?«

Ich musste keine Sekunde überlegen, ehe ich ihr antwortete.

»Ja, ich bin todsicher fertig mit ihm.«

»Gut für Sie, meine Liebe. Sie haben was Besseres verdient!«

Das habe ich allerdings! Etwas viel Besseres.

Kapitel eins

ACHTZEHN MONATE SPÄTER

HALLIES FALLS, BUNDESSTAAT WASHINGTON

GAGE

Hausmeister gesucht für ein Gebäude im Privatbesitz. Mietfreies Wohnen im Austausch gegen Arbeit. Weitere Informationen: Rufen Sie Tinker Garrett an oder fragen Sie in Tinker’s Teahouse, Antiquitäten und Chocolaterie.

Ich riss einen der kleinen Zettel ab, auf denen die Telefonnummer stand, und warf einen Blick ins Schaufenster. Es schien niemand da zu sein, aber das Schild war auf »Geöffnet« gedreht.

Ich zog ein abgetragenes Stirnband aus der hinteren Hosentasche, wischte mir die Stirn ab und verfluchte die verdammte Hitze. Es war der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, und in Hallies Falls war es sogar noch schlimmer als zu Hause in Coeur d’Alene. Ich konnte nachts nicht mal richtig schlafen, weil die beschissene Klimaanlage in meinem heruntergekommenen Hotelzimmer nur Ärger machte. Ich schaute noch mal auf den Aushang an der Ladentür und befand, dass ich mich um diesen Job bewerben sollte. Immerhin würde ich aus dem Drecksloch von Hotel rauskommen, und gleichzeitig wäre das Ganze auch eine prima Tarnung. Im Moment konnte es ja nur aufwärtsgehen.

Eine Menge Glöckchen an einer Schnur klingelten, als ich die Ladentür öffnete. Sehr altmodisch, und das war auch echt passend, denn der ganze Laden war in etwa so, als würde man eine Zeitreise machen und auf einmal im 19. Jahrhundert landen. Kunstvoll gefertigte kleine Teetassen ruhten auf zierlichen kleinen Regalen. An jedem Fenster stand ein Tisch, gedeckt mit Stoffservietten, blitzendem Silber und hundert weiteren winzigen, zerbrechlichen Dingen, die wahrscheinlich schon kaputtgehen würden, wenn ich sie nur zu scharf anschaute. Auf den Holzdielen lagen taktisch klug verteilt altmodische Teppiche, sodass verschiedene Verkaufsbereiche entstanden, mit strategisch geschickt aufgestellten Beistelltischen und sogar ein paar alten Kommoden. Es war klug gemacht, aber wie zum Teufel sich ein solcher Laden hier überhaupt halten konnte, war mir ein Rätsel. In einem Ort wie Hallies Falls konnte die Nachfrage für so spezielles Tee-Gedöns nicht allzu groß sein.

Im hinteren Teil des Ladens stand eine Glasvitrine voller Pralinen und daneben auf einer hölzernen Theke eine altmodische Registrierkasse, die aussah, als käme sie direkt aus Unsere kleine Farm. Ich ging rüber zur Kasse.

»Ist hier jemand?«, fragte ich und runzelte die Stirn. Hinter der Theke war eine Tür, die offenbar zu einer kleinen Küche führte. Von dort hörte ich ein merkwürdiges schlurfendes Geräusch und griff automatisch nach meiner Pistole. Dann riss ich die Hand zurück. Verdammt. Seit ich in dieser beschissenen Stadt war, war ich schreckhaft wie nur was. Mein Instinkt hielt mich zwar am Leben, aber auf der anderen Seite könnte ich baden gehen, wenn ich mich zu sehr verriet.

»Bin gleich bei Ihnen«, erklang eine sexy, gedehnte Stimme aus der Tiefe hinter der Theke. Eine Stimme, in der Rauch und Hitze und warme Dunkelheit mitklangen, und sofort war mein Schwanz in höchster Alarmbereitschaft. »Ich habe nur eben mal nach der Temperatur in der Vitrine geschaut.«

Dann griffen lange, schlanke Finger mit hellrotem Nagellack über die Kante der Theke, und die heißeste Frau, der ich in meinem ganzen Leben gegenübergestanden hatte, erhob sich und lächelte mich an. Tja – das Ganze war wohl eine ziemlich schlechte Idee gewesen. Ich hatte Tinker Garrett schon mal von Weitem gesehen – mein Clubbruder Painter und ich hatten sie abgecheckt, während sie Zeug aus dem Kofferraum eines süßen kirschroten Mustang Cabrio ausgeladen hatte. Das war vor ein paar Tagen gewesen. Ich hatte gleich gemerkt, dass sie genau mein Typ war – aber jetzt, wo ich sie von Nahem sah? Verdammte Scheiße … Zwei Jahre lang hatte ich einen Stripclub gemanagt, aber diese Tussi hier stellte alle meine Mädchen in den Schatten. Dabei hatte sie sich noch nicht mal ausgezogen! Mir ging ein Bild von ihr durch den Kopf, wie sie nackt dahingestreckt auf einem dieser kleinen Tische lag, und ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht erschauderte.

Am besten gehst du gleich wieder – das nimmt kein gutes Ende.

»Hallo, ich bin Tinker«, sagte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dabei geriet ihr Busen in Bewegung, und einen Augenblick war ich wie weggetreten und fragte mich, ob ihre Brustwarzen wohl pink oder braun waren. Ich entschied mich für pink. Sie hatte sehr helle, blasse Haut, wie cremige … Fuck, was weiß ich denn! Wie irgendwas Cremiges halt und wie irgendwas, das man gern ableckt.

Sie hatte schwarzes gewelltes Haar mit einer Ponyfrisur und trug ein enges, knappes Top, mit dem sie es schaffte, irgendwie gleichzeitig bieder und verführerisch auszusehen. Dazu kam noch, dass ihre Titten absolut perfekt waren. Sie ragten hoch in die Gegend und waren so groß, dass meine Hände nicht ganz reichen würden, um sie zu umfassen.

Dazu kamen noch üppige rote Lippen, wie geschaffen fürs Schwanzlutschen, und große grüne Augen mit dichten schwarzen Wimpern.

Jau, mit der würde ich’s gern mal treiben. So bald und so häufig wie möglich.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie, und ich griff über die Theke und wischte ihr einen kleinen Schmutzfleck von der Wange. Sie zuckte zurück, und ich fing mich gleich wieder. Na super, erschreck sie doch zu Tode, toll gemacht!

»Tut mir leid«, sagte ich. »Sie haben da Dreck im Gesicht.«

Sie lachte hell auf. »Ich bin wahrscheinlich von oben bis unten voller Dreck. Heute ist so ein schmuddeliger, klebriger Tag, wissen Sie?«

Klebrig? Aus ihrem Mund klang das wie ein versautes Wort, und ich hätte sie am liebsten noch klebriger gemacht. Ich ließ meinen Blick über ihren Körper wandern und sah, wie ein Schweißtropfen über ihren Hals rann und in ihrem Ausschnitt verschwand. Ich leckte mir die Lippen. Tinker räusperte sich und erinnerte mich damit sanft daran, dass wir uns mitten in einem Gespräch befanden.

»Sie sehen nicht aus wie einer meiner typischen Kunden, also nehme ich mal an, es geht um den Job?«, fragte sie und lächelte mich an. Inzwischen hatte ich schon fast vergessen, warum ich überhaupt in den Laden gekommen war, so dermaßen heiß war sie. Zierlich und hübsch und mit genügend Rundungen an allen richtigen Stellen. Obwohl sie ziemlich fertig aussah, strahlte sie noch Klasse aus – und ich hätte sie nur zu gern nach unten und mit mir ins Dunkle gezogen.

Ich schluckte und schaffte es gerade so, nicht nach unten zu greifen und meinen Schwanz zu richten, der es dringend nötig gehabt hätte. Das erforderte wirklich eine Menge Selbstbeherrschung.

»Genau, der Aushang mit dem Jobangebot. Sie bieten mietfreies Wohnen im Austausch für die Arbeit. Ist der Job noch zu haben?«

»Ja. Lassen Sie uns später darüber sprechen«, sagte sie, und ich schwöre, ihre Augen wurden ein bisschen trüber. »Aber erst mal muss ich die Pralinen hier in den Keller bringen, ehe sie schmelzen. Als ich heute Morgen gekommen bin, hat die Klimaanlage nicht funktioniert. Es wird immer heißer« – das war nicht das Einzige, was hier immer heißer wurde –, »und ich kann es mir nicht leisten, dass die Waren verderben. Können Sie vielleicht in einer Stunde oder so noch mal kommen?«

»Haben Sie wegen der Klimaanlage schon jemanden angerufen?«, fragte ich, denn mir war sofort klar, dass das eine wunderbare Gelegenheit für mich war, um einen Fuß in die Tür zu kriegen. Sie runzelte die Stirn und verzog die prachtvollen Lippen zu einem Schmollmund. Ich überlegte, ob ich nicht auf der Stelle meinen Mund auf ihren drücken und an ihren Lippen saugen sollte. Und vielleicht auch gleich ein Weilchen auf ihnen herumkauen. Mein Schwanz wurde noch ein bisschen härter – offenbar waren wir einer Meinung.

»Nein«, sagte sie. »Das heißt, ich hab’s probiert. Aber der nächste Reparaturservice ist in Omak, und der Mann ist die ganze nächste Woche schon komplett voll. Hier in der Gegend gibt es nicht so viel, wissen Sie?«

Ach ne.

»Lassen Sie mich mal einen Blick drauf werfen«, schlug ich vor. Das war wirklich eine perfekte Gelegenheit, mit ihr in Berührung zu kommen und weiter an meiner Tarnung hier vor Ort zu basteln … Na super, jetzt dachte ich daran, was ich bei ihr sonst noch so berühren könnte. Wirklich Schwein gehabt, dass da diese Theke zwischen uns war, denn mein Schwanz war mittlerweile steinhart. »Ich bin übrigens Cooper, Cooper Romero.«

»Tinker Garrett«, antwortete sie und streckte mir ihre Hand entgegen. Ihre Finger waren zierlich und klein, aber nicht zerbrechlich. Ich spürte, wie stark ihr Griff war, und sie hatte auch keine Angst davor, mir in die Augen zu schauen. »Freut mich. Kennen Sie sich mit solchen technischen Dingen aus?«

Ich dachte kurz über die Frage nach und entschied mich, nicht mehr zu lügen als unbedingt nötig – es sind immer die überflüssigen Lügen, mit denen man sich Ärger einhandelt. Man sollte seine Aussagen schön simpel halten und nicht zu viele Informationen preisgeben.

»Nicht beruflich«, gab ich zu. »Aber im Lauf der Zeit hab ich so dies und das gemacht. Insgesamt bin ich ganz gut darin, Sachen wieder zum Laufen zu bringen, wenn ich genügend Zeit dafür hab. Und der Job hier klingt nicht so, als wäre dafür eine richtige Ausbildung nötig. Ist eher was Inoffizielles, oder?«

Sie errötete leicht. Ich sollte besser machen, dass ich hier rauskam – ich hatte eine Aufgabe, und Tinker Garrett zu knallen gehörte nicht dazu. Sie zog ihre Hand aus meiner, griff in ihr schwarzes Haar und band es zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dabei geriet ihr Busen ordentlich in Bewegung.

So viel also dazu, dass ich das Richtige machte …

Sie folgte meinem Blick und wurde rot, und zum ersten Mal, seit ich reingekommen war, sah sie aus, als würde sie sich nicht ganz wohlfühlen. »Das verflixte lange Haar – hier ist es heiß, und ich halte es keine Minute länger aus, dass es mich am Hals kratzt. Sie haben recht – dieser Job ist nur so halb offiziell. Ich weiß, das ist …«

»Nur keine Sorge«, sagte ich und lächelte sie schlitzohrig an. Sie wurde noch röter, und ich verspürte ein leichtes Triumphgefühl, denn ich war nicht der Einzige, der merkte, dass hier etwas Besonderes vor sich ging. »Ich bin nur ein Typ, der was zum Wohnen sucht. Wie viele Wochenstunden haben Sie denn so veranschlagt?«

»Vielleicht zwanzig?«, antwortete sie mit einer Gegenfrage. Das war perfekt – ich würde genug zu tun haben, dass ich ordentlich beschäftigt aussah und meine Anwesenheit in der Stadt rechtfertigen konnte, aber nicht so viel, dass es meiner eigentlichen Arbeit im Weg stehen würde. »Aber ich habe Ihnen noch nicht mal ein Bewerbungsformular zum Ausfüllen gegeben, und jetzt muss ich wirklich erst mal die Pralinen wegräumen.«

»Zeigen Sie mir mal die Klimaanlage«, antwortete ich. Ich konnte gut gleich mal das Kommando übernehmen. »Während Sie die Sachen wegräumen, werde ich mir das Ding mal anschauen, ob ich es reparieren kann. Wie klingt das?«

Sie blickte sich kurz um, und ich musste ein Lachen unterdrücken. Offenbar fühlte sie sich nicht wohl dabei, mir hier freie Hand zu lassen, aber sie wollte auch, dass die Klimaanlage repariert wurde. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Es fühlte sich so an, als wären es hier im Laden dreiundvierzig Grad, und dabei war es noch nicht mal Mittag.

»Die Klimaanlage ist oben auf dem Dach«, sagte sie schließlich. »Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen, wo es raufgeht.«

Wunderbar! Doch als ich hinter ihr die Treppe hochstieg – den Blick immer fest auf ihren Arsch gerichtet –, fand ich, dass sie vielleicht ein bisschen vertrauensseliger war, als gut für sie war. Ein anderer Kerl hätte diese Situation vielleicht ausgenutzt. Und das hätte ich auch verdammt gern getan.

Konzentrier dich, ermahnte ich mich. Sie ist nicht dein Ziel.

Und das war eine verdammte Schande.

Eine Stunde später hatte sich mein Schwanz beruhigt. Ich war allein mit dem verdammten Scheißding von Klimaanlage, der man am besten schon vor zehn Jahren den Gnadenschuss verpasst hätte. Das alte Gebäude hatte drei Stockwerke, eine aufgesetzte Fassade und ein schwarzes Teerdach, auf dem es so in etwa fünfhundert Grad sein mussten, vielleicht auch mehr. Auf jeden Fall war es dermaßen heiß, dass ich geschmolzenen Teer auf den Knien hatte und mir meine Lieblingsjeans ruinierte.

Junge, Junge, ich war vielleicht ein Idiot.

Ja, ich brauchte eine Tarnung, um in Hallies Falls zu bleiben, und der Gedanke, für Tinker Garrett zu arbeiten, reizte mich sehr. Aber es gab auch Tarnungen, die nicht so kompliziert waren und bei denen ich nicht bei lebendigem Leib auf einem Dach gebraten wurde, das regelrecht zu schreien schien: Ich stürze gleich zusammen. Mit der beschissenen Klimaanlage war es auch nicht viel besser. Das verdammte Ding wurde von Klebeband zusammengehalten – okay, das stimmt nicht ganz … es war auch ein bisschen Isolierband dabei –, und ich kapierte nicht, wieso es überhaupt so lange funktioniert hatte. Meine Vermutung war: Tieropfer. Ich hatte fünf tote Eichhörnchen darin gefunden. Die verdammten kleinen Biester hatten sich durch die Kabel genagt, wahrscheinlich war das für sie eine Art satanisches Ritual.

Jetzt lagen ihre kleinen flauschigen Leichen da, von der Sonne aufgebläht, und würden wahrscheinlich demnächst explodieren und mich von oben bis unten einsauen, als wäre es noch nicht beschissen genug, dass ich im heißen Teer kniete. Ich musste unbedingt Land gewinnen. Das Leben war zu kurz für solchen Scheiß.

»Hallo, wie läuft’s?«

Ich drehte mich um und sah Tinker aufs Dach hinaustreten. Sie kam auf mich zu, und ihre Hüften schwangen in den abgeschnittenen Jeans mit umgekrempelten Aufschlägen. Sie hatte sich ein rotes Tuch um den Kopf geschlungen, und mit ihrem eng sitzenden Oberteil und den üppigen Kurven sah sie aus wie ein Pin-up-Girl aus einer Harley-Werbung.

Ein Pin-up-Girl, das ein großes Glas Eistee mitbrachte.

»Ich dachte, Sie könnten sicher was zu trinken vertragen«, sagte sie und hielt sich eine Hand vor die Augen, um sie gegen die Sonne zu schützen. Ich nahm das Glas und kippte die Hälfte des Tees in einem Schluck runter. Dann überlegte ich kurz, ob ich ihr den Rest über den Busen kippen sollte, denn Gott hatte diese Titten erschaffen, damit man sie sah und sie bewunderte.

Stattdessen bedankte ich mich bei ihr.

»Und, wie sieht’s aus mit der Klimaanlage?«, fragte sie und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum.

»Ein paar Eichhörnchen haben sich durch die Drähte gefressen«, sagte ich ihr ganz klar. »Ich könnte das Ding wahrscheinlich wieder ans Laufen kriegen, aber über kurz oder lang brauchen Sie eine neue Anlage.«

»Es ist doch schon August«, antwortete sie seufzend. Ein besserer Mensch als ich hätte sicher ein paar mitfühlende Laute von sich gegeben, aber ihre Klimaanlage war mir so was von egal. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mir vorzustellen, wie sie mit der Zunge über meinen Schwanz fuhr – was soll ich sagen? Ich bin halt immer schon ein einfacher Kerl mit einfachen Bedürfnissen gewesen.

»Glauben Sie, Sie kriegen sie so hin, dass sie noch ein paar Wochen läuft? Dann hab ich genug Zeit, mir zu überlegen, was ich tun soll.«

Ich hätte sie nur zu gerne gefickt. Ehrlich, es war, als wäre diese Tussi für mich geschaffen worden, vollkommen perfekt, nur ein bisschen dreckig.

Verschwitzt.

So klein, dass ich jede ihrer Bewegungen kontrollieren konnte, wenn ich wollte, aber üppig und weich und …

Jetzt reicht’s aber, du Arschloch. Du willst doch so was Kompliziertes gar nicht. Sag einfach, du hättest es dir mit dem Job anders überlegt.

»Ich werd wohl in Omak ein paar Ersatzteile besorgen müssen«, sagte ich stattdessen. »Ich hab da schon angerufen und nachgefragt. Dauert vielleicht anderthalb Stunden bis dorthin, vielleicht auch ein bisschen länger, das heißt, es ist noch immer noch hell, sodass ich die Reparatur noch heute zu Ende machen kann. Falls Sie mir den Job geben.«

Sie schaute zu mir hoch, die Augen erleichtert aufgerissen, obwohl sie versuchte, es nicht zu zeigen. Ich hatte den Job in der Tasche, das wussten wir beide. Es war viel zu leicht gewesen.

»Cooper Romero … Wie lange leben Sie schon hier in der Stadt?«

»Erst seit einer Woche.«

»Und wie lange wollen Sie hierbleiben?«

»’ne Weile«, sagte ich, und es war eine verdammte Lüge. Ich hatte eine Mission zu erfüllen – und dann hieß es: ab nach Hause, zurück nach Coeur d’Alene, denn in diesem verdammten Rattenloch von einem Kaff wollte ich echt nicht länger bleiben als nötig. »Meine alte Lady und ich haben beschlossen, dass wir unsere Ehe beenden. Ich musste mal ein Weilchen von allem wegkommen und wollte irgendwo sein, wo ich ihr auf keinen Fall über den Weg laufe, wo ich aber trotzdem noch nahe genug dran bin, dass ich meine Kinder sehen kann.«

Sie schaute mir in die Augen.

»Haben Sie Mädchen oder Jungs?«

»Jungs«, sagte ich langsam und wusste, jetzt hatte ich sie. »Der eine ist zehn und der andere zwölf.«

»Sie vermissen die beiden sicher sehr«, sagte sie freundlich. Hm, tja. Ich würde sie sicher sehr vermissen, wenn es sie denn geben würde. Du bist ein verdammtes Arschloch, sie so anzulügen.

Verdammt, zumindest war meine Geschichte in sich schlüssig.

»Sie fehlen mir, das merke ich jeden Tag. Wenn Sie wollen, dass ich die Ersatzteile besorge, dann mache ich mich jetzt besser mal auf den Weg.«

Sie schaute wieder auf die alte Klimaanlage und nickte.

»Das wäre wunderbar. Was glauben Sie, wie viel müssen Sie ausgeben?«

»Sollte nicht allzu viel sein – teuer sind eher die Arbeitsstunden, nicht so die Ersatzteile. Ich bring Ihnen die Rechnung einfach mit.«

Die Klimaanlage zu reparieren dauerte länger, als ich erwartet hatte. Es war fast schon sieben Uhr abends, als ich die Verkleidung wieder dranschraubte, mein Werkzeug zusammenpackte und die Treppe zum Laden herunterstieg. Ich stank nach Schweiß und Teer, und meine Hose war ruiniert, aber mein Hemd hatte ich schon ziemlich früh ausgezogen, also war wenigstens das in Ordnung. Es war auch jetzt noch verdammt heiß da oben gewesen, aber zumindest hatte ich auf dem Dach hin und wieder mal einen Windhauch abbekommen. Ich war auf eine gute Art erschöpft – nicht so sehr, dass ich es nicht zu meiner verordneten »Verabredung« heute Abend schaffen würde, aber müde genug, dass es sich so anfühlte, als hätte ich etwas geleistet. In den letzten paar Tagen war die verdammte Langeweile das Schlimmste für mich gewesen. Man kann einfach nur eine gewisse Zeit lang in einem Hotelzimmer rumhocken, ehe man komplett den Verstand verliert.

Die Treppe endete in einem schmalen Flur neben dem Laden. Hinten war ein kleines Bad, das sich der Laden mit dem nebenan teilte – aber es wirkte auf mich so, als wäre es schon lange von niemandem mehr benutzt worden. Ich ging rein und wollte mich sauber machen, aber es war hoffnungslos. Ich würde auf dem Heimweg irgendeine scharfe Handwaschpaste besorgen müssen, sonst bekäme ich diesen Dreck nie mehr los.

Obwohl ich das Gefühl hatte, dass mein richtiges Ziel auf dreckige Hände stand. Nicht, dass ich Talia Jackson so gut kannte, aber ich hatte die ganze letzte Woche genug von ihr mitbekommen, um ein Gefühl für sie zu kriegen. Sie war jung und dumm und hatte total verrückte Ansprüche, denn ihr Bruder Marsh war der President des hiesigen Motorradclubs. Talia verkörperte alles, was ich an einer Frau verabscheute, aber die kleine Schlampe war meine Eintrittskarte zu den Nighthawk Raiders.

Eigentlich hätte das alles gar nicht notwendig sein sollen. Die Nighthawk Raiders waren bloß ein Supporterclub, und sie schuldeten den Reapers einen gewissen Prozentsatz von allem, was sie verdienten. Aber dieser Prozentsatz hatte sich in den vergangenen drei Monaten mehr als halbiert.

Diese verdammten Verräter.

Marsh führte irgendwas im Schilde. Meine Aufgabe war es, den Dreckskerl zu überführen, und das hieß, dass ich mich heute Abend mit Talia und ihrer Clique von Mädels in einer Bar treffen musste, statt Tinker Garrett über ihre kleine Theke zu schieben und sie zu ficken, bis sie ihren eigenen Namen vergessen hatte.

Wenn es dumm lief, würde ich heute Abend sogar tanzen müssen.

Die Ironie bei dieser Sache war mir durchaus bewusst – wie viele »Tänzerinnen« hatte ich wohl in den vergangenen Jahren eingestellt? So viele, dass ich mich nicht mal mehr an alle erinnern konnte. Und jetzt würde ich derjenige sein, der für eine Frau eine Show hinlegte, nur wurde ich dafür nicht bezahlt. Ich wusch mich, so gut ich konnte, schrubbte mir das Gesicht und benutzte mein Hemd als Handtuch. Dann stopfte ich es mit einem Zipfel in die Gesäßtasche und spazierte durch die Tür in Tinkers kleine Küche. Keine Spur von ihr, aber im Laden hörte ich leise Musik. Wo zum Teufel war sie hin?

Ich ging in den Laden und schaute zu Boden. Verdammt. Tinker lag auf dem Kachelboden hinter der Theke flach auf dem Rücken, ein Bein ausgestreckt und eines aufgestellt. Sie hatte einen Arm über die Augen gelegt. Schlief sie etwa?

Ich würde keine halbe Minute brauchen, um ihr die Shorts runterzureißen und meinen Schwanz tief in sie reinzuschieben – es würde alles so schnell gehen, dass sie gar nicht wissen würde, wie ihr geschah. Auf einmal war ich steinhart und zu allem bereit. Ich riss rasch mein Hemd aus der Gesäßtasche und ließ es vor meiner Jeans baumeln, sonst hätte ich ihr einen schönen Anblick geboten!

Liebe Zeit, ich war vielleicht ein Masochist. Egal, wie kompliziert sich das Ganze hier anfühlte, ich bedauerte trotzdem nicht, dass ich mich auf ihre Anzeige hin gemeldet hatte.

Nicht das geringste bisschen.

TINKER

Es war schon fast sieben Uhr, als die Klimaanlage wieder ansprang. Ich hatte auf dem Rücken auf dem (relativ) kühlen Kachelboden hinter der Theke gelegen, an die Decke gestarrt und versucht, mir in Erinnerung zu rufen, warum ich nicht schon längst wieder zurück nach Seattle gezogen war.

In Seattle regnete es.

Von der Bucht kam in Seattle stets eine kühle Brise, und die üppige Vegetation warf überall Schatten. Dort brauchte man eigentlich gar keine Klimaanlagen, aber wenn man zufällig eine hatte und sie kaputtging, gab es bei den Firmen genügend Leute, die sie reparieren konnten.

In Seattle lebte natürlich auch Brandon. Nicht nur das – mein Dad wollte nicht umziehen, und ich hatte gemerkt, dass ich ihn hier wirklich nicht allein lassen konnte. Er konnte nicht allein hier leben, seit Mum gestorben war.

Verflixt.

Immerhin funktionierte die Klimaanlage jetzt wieder, und von den Luftschlitzen in der Decke blies es kühl auf meinen schweißbedeckten Körper. Das erinnerte mich daran, dass es auf der Welt zwar nicht gerade von perfekten Männern wimmelte, dass aber immerhin einige ganz brauchbare Exemplare herumliefen. Cooper Romero war einer, den man festhalten sollte, und das hatte jetzt gar nichts damit zu tun, dass er so heiß war … Auch wenn die Tatsache, dass er der personifizierte Sex war, nicht zu seinem Nachteil gereichte.

Als ich ihn auf das schwarze Teerdach geschleppt hatte, um ihm die geradezu antike Klimaanlage zu zeigen, hatte ich erwartet, er würde die Biege machen. Jeder vernünftige Mensch hätte das gemacht. Stattdessen hatte er sich den gesamten Nachmittag den Arsch abgearbeitet, um meine Pralinen zu retten – ach, wäre das doch bloß ein Geheimwort, das für etwas wesentlich Interessanteres steht! –, und das qualifizierte ihn meiner Meinung nach offiziell als Superheld.

Was mich anging: Ich konnte nicht viel mehr tun, nachdem ich meinen Süßkram im Keller in Sicherheit gebracht hatte. Von der Straße kamen keine Kunden rein, und weil ich ja auch in einem achtunddreißig Grad heißen Laden keine neuen Pralinen machen oder Bestellungen fertig machen konnte, hatte ich abwechselnd versucht, ein Buch zu lesen, auf meinem Laptop die Bestellungen durchgeschaut, die ich derzeit sowieso nicht ausführen konnte, und Cooper gläserweise Eistee gebracht. Zuerst war ich in seiner Nähe ein bisschen nervös gewesen, aber wenn man schwitzt wie ein Schwein, kann man nicht besonders lange nervös sein. Es liegt etwas Befreiendes darin, zu wissen, dass man total beschissen aussieht. Die Frisur kann man dann sowieso nicht mehr retten.

Und jetzt lag ich hier und hatte mir den Arm über die Augen gelegt, ein armseliger Versuch, die Welt ein einziges Mal nur auszublenden.

Als die kalte Luft in den Raum strömte, hätte ich vor Erleichterung heulen können. Er hatte es noch nicht einmal geschafft, das Bewerbungsformular auszufüllen – und ich hatte längst beschlossen, dass mir das völlig egal war. Solange er kein Axtmörder war, würde ich ihm Wohnung und Job geben.

Um ehrlich zu sein: Ich hätte ihm beides auch gegeben, wenn er ein Axtmörder gewesen wäre.

»Sie läuft wieder«, verkündete Cooper, und ich zuckte erschrocken zusammen. Verdammt, war ich etwa eingeschlafen? Ich machte die Augen auf, schaute hoch, und da stand er neben mir und überragte mich. Du lieber Himmel – seine nackte Brust war echt unglaublich!

Mir war schon aufgefallen, wie gut er gebaut war, als er in den Laden gekommen war, aber unter seinem Hemd hatte ich das ja alles nur erahnen können. Jetzt sah ich gut ein Meter achtzig krassen Sex-Appeal direkt über mir stehen, total verschwitzt und muskulös und … na ja, sagen wir’s mal so: Ich würde auf dem Heimweg noch mal irgendwo anhalten und mir neue Batterien besorgen müssen.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag: Cooper Romero war der schärfste Typ, der mir je begegnet war, und er sah mich hier gerade auf dem Boden in meinem eigenen Schweiß und Dreck liegen, als wäre ich ein Hund. Das war mal wieder typisch, bei meinem Glück! Ich tat so, als wäre mir das alles nicht fürchterlich peinlich und als würde es mich total kalt lassen, wie unglaublich attraktiv der Kerl war. Na gut, attraktiv war nicht ganz das richtige Wort, da schwang irgendwie etwas Feines und Elegantes mit, was überhaupt nicht zu Cooper passte.

Attraktiv – das traf auf Brandon zu.

Und auf Cooper?

Ich hätte ihn von Kopf bis Fuß abgeschleckt und ihm den Arsch massiert, wenn er mich darum gebeten hätte. Er starrte zu mir runter, sein Blick war betont ausdruckslos, und das machte mir sehr deutlich klar, dass er mich nicht darum bat. Immer das Gleiche! Ich rappelte mich hoch und machte mir gar nicht erst die Mühe, den Staub abzuklopfen. Es hätte sowieso nichts gebracht.

»Ich bin nicht sicher, wie lang sie’s macht«, sagte er langsam. »Ich hab’s zwar geschafft, sie zum Laufen zu bringen, aber sie anständig zu reparieren würde mehr kosten, als sie überhaupt noch wert ist.«

War ja klar.

»Ich muss nur noch über den Sommer kommen«, erklärte ich ihm und strich mir mit einem Finger unter dem Auge entlang. Mein wunderbar aufgetragenes Retro-Make-up war völlig zerlaufen, und ich sah aus wie ein Clown. Zum Glück hatte ich es vor drei Stunden (fast) aufgegeben, mir darüber Gedanken zu machen, ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ich rausgefunden hatte, dass die Fußbodenfliesen kühler waren als der restliche Raum. »Danach mach ich mir dann Sorgen um den Ofen, und im nächsten Sommer bin ich vielleicht schon gar nicht mehr hier.«

»Wirklich?«, fragte er und zog eine Augenbraue hoch. »Verkaufen Sie den Laden?«

»Ich weiß es noch nicht genau«, sagte ich. »So weit denke ich noch nicht voraus. Ich muss einmal sehen, wie sich die Sache mit meinem Vater entwickelt … ich glaube, er hat vielleicht …«

Nein, ich brachte es nicht über mich, das auszusprechen. Es laut zu sagen machte es einfach viel zu real, und das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte, waren Gerüchte. Bisher hatten wir nur Freunden und Verwandten von Dads Problem erzählt.

»Tinker?«

Ich schüttelte mich kurz und lächelte ihn an. »Vielen lieben Dank, dass Sie das Ding repariert haben. Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie getan hätte – ich kann es mir nämlich nicht leisten, dass mir eine ganze Woche an Bestellungen durch die Lappen geht. Meine Kunden wären dann wahrscheinlich alle weg.«

Er nickte und schaute mich nachdenklich an. Er war wirklich ein schöner Mann … ganz anders als Brandon mit seiner zu Schau gestellten Kultiviertheit. Nein, bei Cooper hatte man eher das Gefühl, er wäre ein Krieger, der einen über sein treues Ross wirft. Klar – als ob das ein gutes Ende nehmen würde. Meine Erfahrungen mit Männern waren ja auch so unglaublich toll.

Jetzt hör mal auf, lauter so dreckiges Zeug zu denken. Wahrscheinlich hat er sowieso eine Freundin.

Immerhin konnte ich jetzt endlich aus diesem Höllenloch von einem Laden verschwinden und duschen gehen.

»Vielen Dank noch mal – Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr ich das zu schätzen weiß!«

»Hab ich auch nicht – aber dass Sie sich mir so zu Füßen werfen, war doch sicher eine verdeckte Anspielung«, sagte er, und ich merkte, dass er mich necken wollte. Flirtete er etwa mit mir? Ich wusste nicht, ob ich das umwerfend finden sollte oder ob es mich irrsinnig erschreckte.

»Tja, es ist schon spät«, sagte ich und fühlte mich plötzlich ganz unsicher. »Ich werde mir da hinten was zu essen holen, und dann könnte ich Sie mitnehmen und Ihnen die Wohnung zeigen.«

Ein kleines, wissendes Lächeln glitt über sein Gesicht, und ich begriff, was er dachte: dass ich ihn anmachen wollte.

»Nein«, sagte ich schnell, und es war mir irre peinlich. »Das soll kein Date sein oder so was. O Gott, ist das peinlich.«

»Was denn, stehen Sie etwa nicht auf Männer, die stinken wie alte Socken?«, fragte er leichthin, hob den Arm und schnupperte. Er machte Witzchen, aber sein Schweiß schreckte mich überhaupt nicht ab, nicht im Geringsten. »Wenn Ihnen der Gestank nicht reicht, macht der Teer, der mir am Arsch hängt, die Sache vielleicht attraktiver?«

Ich machte die Augen zu und unterdrückte ein Stöhnen. Er fing an zu lachen, nicht irgendwie grausam, sondern als wären wir alte Kumpels, und irgendwie stimmte das auch, denn wir waren beide abstoßend wie nur was. Natürlich hätte ich mir jetzt am liebsten seinen Arsch angesehen, aber ich schaffte es (größtenteils), meinen Blick anderswohin gerichtet zu halten, während ich antwortete.

»Tja, das ist zwar äußerst anziehend, aber ich werde es irgendwie schaffen, mich zurückzuhalten. Ich will mir aber wirklich erst mal was zu essen holen, und wir müssen über Einzelheiten wegen der Wohnung reden.«

»Ich nehme die Wohnung, egal wie sie ist«, antwortete er. »Ich wohne in einem Hotel, und das schlägt mir allmählich aufs Gemüt. Ich würde gern am Sonntag bei Ihnen einziehen, aber ich kann jetzt leider nicht mitkommen und mir die Wohnung ansehen – ich muss mich erst mal herrichten, ich bin heut Abend noch verabredet.«

Natürlich war er verabredet – Männer, die aussahen wie Cooper, verbrachten ihre Freitagabende nicht allein.

»Klingt gut«, sagte ich und bemühte mich, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Schreiben Sie mir einfach eine Nachricht, wenn Sie so weit sind, dann treffen wir uns wegen der Schlüsselübergabe.«

Er wollte gerade etwas sagen, aber da klopfte es plötzlich an der Tür, die ich bereits abgeschlossen hatte. Ich fuhr herum. Durch das Glas hindurch starrte mich Talia Jackson an, Talia und drei ihrer Schlampen-Freundinnen. Sadie Baxter war dabei, ein Mädchen, auf das ich früher aufgepasst hatte, als ich noch zum College ging.

Ein Mädchen, das inzwischen zwanzig war.

Verdammt.

»Cooper!«, rief Talia. »Was zum Teufel machst du da?«

Ich schaute meinen neuen Hausmeister überrascht an. Talia Jackson und ihr Bruder Marsh waren zwei der unangenehmsten Menschen, denen ich je begegnet war. Marsh war der President des Motorradclubs, eine Gruppe, die sich Nighthawk Raiders nannte. Den Club gab es schon irre lang, aber erst in den letzten Jahren hatten sie sich wirklich zum Schlechten entwickelt. Sie hatten zwar nie zu den freundlicheren und sanfteren Bikern gehört, aber ich hatte auch nie ernsthaft Angst gehabt, wenn ich ein Motorrad hatte dröhnen hören. Aber jetzt … Sagen wir’s mal so: Wir in der Stadt waren inzwischen alle ein bisschen nervös.

»Das ist mein Mädchen«, sagte Cooper, und irgendwie schien etwas tief in mir abzusterben. Natürlich stand er auf ein Mädchen wie Talia. Sie hatte vielleicht das Herz eines geistesgestörten Zirkusclowns – ihr wisst schon, diese Art Leute, die sich von unschuldigen Kinderseelen ernähren –, aber sie war eine scharfe Tussi.

Wirklich richtig scharf.

Und nicht nur das, sie war auch eine Schlampe. Ich bin wirklich keine, die über solche Frauen lästert (als ob ich nach dem Debakel bei dem Junggesellinnenabschied überhaupt noch was darüber sagen dürfte … igitt), aber ich war nicht so naiv, dass ich ernsthaft annahm, er wäre an ihrer Persönlichkeit interessiert. Cooper Romero hatte vielleicht ein nettes Lächeln, und er hatte meine Klimaanlage repariert, aber jetzt hatte ich den klaren Beweis dafür, dass er nie auf eine Frau wie mich stehen würde.

Auf eine erwachsene Frau mit Kurven.

Nun gut, das war’s also! Wahrscheinlich war es besser so.

»Sekunde noch«, rief ich ihr zu und griff nach meinem Schlüsselbund, um aufzumachen. Sie drängte sich mit ihrer Gefolgschaft in den Laden, und wenn ich drängen sage, meine ich das auch so. Die kleine Schlampe stieß mich so heftig beiseite, dass ich beinahe die Sammlung von antiken russischen Teetassen umgeschmissen hätte, die meine Mutter mit so viel Liebe zusammengetragen hatte. (Soweit ich wusste, hatte sie nie eine einzige Tasse davon verkauft, aber sie war mit ihnen glücklich gewesen.)

»Vorsichtig!«, rief ich warnend, und Talia ging fast auf mich los.

»Was hast du da gerade zu mir gesagt?«

»Baby, wir müssen reden«, sagte Cooper, packte sie am Arm und zog sie an sich. Sie kreischte, und ihre Aggression verwandelte sich innerhalb von Sekunden in Koketterie.

»Du bist ja ganz verschwitzt. Das ist vielleicht eeeeekelig!«

Aber mir fiel auf, dass sie sich nicht gerade bemühte, sich von ihm loszumachen. Cooper lächelte zu ihr hinunter, und in seinem Blick lag eine Spur von Wildheit. Schon klar – egal, wie er mich vorhin angelächelt hatte, so aussagekräftig war es jedenfalls nicht gewesen.

Meine Wenigkeit wurde jetzt vollkommen ignoriert.

»Ich wollte gerade los und duschen«, sagte er zu ihr. »Willst du mitkommen?«

Sie zog einen Schmollmund. »Das kann ich nicht. Die Mädels und ich müssen uns schick machen. Aber wir sehen uns heute Abend in der Bar, oder?«

Er schaute wieder zu ihr runter und lächelte sie sexy und gutmütig an. »Ich kann’s kaum erwarten.«

»Perfekt«, sagte sie, packte ihm an den Hintern und drückte ihn kurz. Dann drehte sie sich um und stolzierte davon, ohne mich auch nur eines weiteren Blicks zu würdigen, und ihre Clique folgte ihr wie eine Schar gut erzogener Gänse. Sadie winkte mir auf dem Weg nach draußen mit dem kleinen Finger zu. Die Tür schloss sich mit einem kleinen fröhlichen Klingeln hinter den Mädchen, und ich fragte mich, warum zum Henker ich überhaupt noch in Hallies Falls war.

Ich vermisste Seattle.

Was machte es schon aus, dass Brandon dort war? Ich könnte ihn einfach im Lake Washington ersäufen – Problem gelöst.

»Tut mir leid – Talia ist ein bisschen neurotisch«, sagte Cooper.

»Schon gut, ich weiß Bescheid«, antwortete ich und hoffte, ich würde nicht so gehässig klingen, wie ich mich fühlte. Cooper schien es nicht aufzufallen.

»Ich bin ja neu in der Stadt, und sie hat mir ein bisschen was gezeigt«, fuhr Cooper fort und kam zu mir rüber, sodass er direkt vor mir stand, die Hände tief in die Hosentaschen geschoben. »Dann mach ich mich wohl besser mal auf.«

»Klar – ich will Sie nicht aufhalten. Was glauben Sie, wann ungefähr werden Sie sich morgen so melden?«

»Irgendwann am Vormittag?«

»Kein Problem. Ich freu mich, von Ihnen zu hören.«

Er nickte und stieß die Tür auf. Dann ging er die Straße hinunter, ohne sich noch mal umzuschauen. Ich schloss hinter ihm ab und fragte mich, wieso die richtig scharfen Typen eigentlich alle Volltrottel sein mussten. Nicht, dass Cooper sich wie einer verhalten hatte, aber er musste so ungefähr in meinem Alter sein, vielleicht auch ein bisschen älter, so Ende dreißig. Und Talia war so alt wie Sadie, und eine Wahnsinns-Schlampe war sie obendrein. Es gab nur einen einzigen Grund, aus dem ein Mann wie er sich mit einem Mädchen wie ihr verabreden würde – und dieser Grund hatte ganz sicher nichts mit ihrem Charakter oder ihrer Persönlichkeit zu tun.

Cooper Romero mochte sehr gut aussehend sein, aber offenbar war er auch sehr oberflächlich. Zu hoffen, dass es einen Mann gab, der sowohl die Klimaanlage reparieren konnte als auch eine Seele hatte – das war wohl zu viel verlangt.

Wirklich schade.

Kapitel zwei

GAGE

»Wird wohl ’ne lange Nacht werden«, sagte ich am Handy zu Reese »Picnic« Hayes. Ich meldete mich immer ein Mal täglich bei meinem Clubpresident, und es war abgesprochen, dass er mir Hilfe schicken würde, wenn ich mich nicht meldete. Jetzt lehnte ich an der Wand des Diners, wo ich heute vor dem Mittagessen mein Motorrad abgestellt hatte. Nach dem Essen war ich aus einer Laune heraus über die Straße gegangen, um mir Tinkers Laden mal genauer anzusehen. Und jetzt hatte ich einen Job und eine Tarnung. Nein – ich hatte einen Job und eine Tarnung, und außerdem platzten mir fast die Eier. »Talia hat mir mit ihren Freundinnen aufgelauert und sich mehr oder weniger auf mich geschmissen. Ich hatte den ganzen Tag geschuftet und hab gestunken wie ein Biber. Das heißt offenbar, ich hab sie am Haken. Ich kann mir jedenfalls keinen anderen Grund vorstellen, aus dem eine Frau sich mir in diesem Zustand nähern würde.«

Picnic lachte. »Das war doch schließlich der Sinn der Sache, oder?«

»Allerdings«, erklärte ich angesäuert. »Du schuldest mir eine ganze verdammte Wagenladung Bier, wenn ich wieder zurück bin, Bruder. Ich muss mir drei Lagen Schutz um den Schwanz wickeln, ehe ich ihn in so eine Fotze stecke.«

»Wo ist das Problem?«, fragte er. »Ich hab das Foto von ihr gesehen – sie ist echt scharf, selbst wenn sie ’ne Schlampe ist. Seit wann machst du dir denn was draus, was eine für ein Typ ist?«

Ich runzelte die Stirn und warf einen Blick auf mein Motorrad. Es sah komisch aus ohne meine Reapers-Zeichen dran, die sonst immer von den Griffen hingen. Ich hatte alles abgemacht, was mich als Clubmitglied hätte ausweisen können, und es fühlte sich irgendwie falsch an. Alles an dieser ganzen Geschichte war irgendwie falsch, angefangen damit, dass ich mich freiwillig gemeldet hatte.

Ja klar, ich hatte die Schnauze voll gehabt, den Stripclub der Reapers zu führen, und ich hatte mal wieder eine andere Gangart einschlagen wollen. Aber ich hatte auch das ganze verrückte Zickengetue hinter mir lassen wollen. Stattdessen war ich offenbar an die schlimmste Oberzicke überhaupt geraten.

»Sex ist was Großartiges«, antwortete ich langsam. »Aber das hier ist eine hässliche Angelegenheit. Das Mädchen ist viel zu jung für mich, und außerdem ist sie langweilig. Ich hab noch nie erlebt, dass jemand dermaßen viel quatscht, ohne auch nur das Geringste zu sagen.«

»Ich dachte, junge Dinger gefallen dir«, sagte Pic trocken.

Er hatte recht, aber schon die paar Minuten, die ich mit Tinker gesprochen hatte, hatten mir bewusst gemacht, wie schön es war, endlich mal wieder auf eine reifere Frau zu treffen. Sie stand auf mich, aber sie hatte sich ganz kühl gegeben, genau wie ich. Keine bescheuerten Spielchen … nur umwerfende Kurven, harte Arbeit und ein Hirn.

Als ich die toten Eichhörnchen aus der Klimaanlage geholt hatte, hatte ich mir ein paar Minuten Pause gegönnt und Tinker gegoogelt.

Eine beeindruckende Frau. Der Teeladen war offenbar nur der sichtbare Teil ihres Unternehmens. Der Hauptanteil waren Gourmetpralinen, die sie selbst herstellte und über Geschäfte in Seattle, Tacoma und Portland vertrieb. Soweit ich das übersehen konnte, lief das Geschäft.

Talia dagegen ging überhaupt keiner geregelten Arbeit nach. Nicht nur das, die kleine Fotze war dürr und schmuddelig und hatte eine Ausdrucksweise, dass selbst ich zusammenzuckte – und das heißt schon einiges!

»Talia ist nicht einfach nur ein junges Ding«, sagte ich. »Die Schlampe hält einfach nie die Klappe und jammert die ganze Zeit rum. Alle sind hinter ihr her, keiner versteht sie, sie ist was Besseres. Im Arsenal würden wir ihren Arsch nach fünf Minuten an die Luft setzen, und zwar ein für alle Mal. Ich kann’s einfach nicht fassen, dass die Nighthawk-Brüder es schon dermaßen lange mit ihr aushalten.«

»Na ja, geh heute Abend einfach mal mit ihr aus und schau, ob du durch sie an irgendeinen Bruder rankommst. Noch besser wär es natürlich, wenn du eine Einladung in ihr Clubhaus ergattern und dir selbst ein Bild davon machen könntest, was da draußen abgeht. Im Moment nehmen sie ständig neue Brüder auf – die Latte liegt jetzt sicher tief genug, dass sie auch jemanden wie dich reinlassen.«

»Normalerweise würde ich das als Beleidigung verbuchen«, schnaubte ich. »Aber im Augenblick hab ich’s wohl wirklich verdient. Du errätst nicht, was ich heute gemacht hab.«

»Du hast sicher gestrickt«, sagte er. »Wir wissen schließlich alle, dass du eine geheime Leidenschaft für die weiblichen Künste hast. Ich nehme mal an, du arbeitest gerade an einem hübschen Motorradüberzug, den du mir zu Weihnachten schenken willst. Vielleicht einen, der gut zu dem bestickten Reapers-Kissen passt, das du mir letztes Jahr geschenkt hast?«

Ich machte die Augen zu und zählte bis zehn. Nicht aufregen. Das will er doch bloß! Der alte Drecksack!

»Ich hab den ganzen Tag auf dem Dach gegrillt und eine Klimaanlage repariert. Da oben war’s sicher fünfhundert Grad – der verdammte Teer ist geschmolzen und hat alles vollgesaut.«

»Und warum zum Teufel hast du das gemacht?«

»Weil ich einen neuen Job habe. Ich bin jetzt Hausmeister bei Tinker Garrett. Sie hat einen Apartmentblock, und im Austausch für ein bisschen Arbeit hab ich jetzt was zum Wohnen und einen Ort, wo ich meinen Laster parken kann, diesen ganze Scheiß halt.«

»Klingt nach einer echt guten Tarnung«, sagte Picnic. »Damit hast du einen guten Grund, in der Stadt zu bleiben.«

»Yeap. Und Talia hat mir die Geschichte mit der Scheidung abgekauft. Ich hab gedacht, es könnte schwierig werden, sie von dieser Geschichte zu überzeugen, aber die hat sich noch nicht mal die Mühe gemacht zu fragen, warum ein Trucker plötzlich in eine Stadt am Arsch der Welt zieht. Die Tussi ist einfach viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.«

»Du kannst sie echt nicht leiden, was?«

»Ach was – wie kommst du denn darauf?«

Picnic schnaubte.

»Wie auch immer, ich finde, es läuft alles nach Plan, es gibt nur ein Problem. Nun ja, abgesehen von der Tatsache, dass sie mich wahrscheinlich gleich umbringen, wenn sie rauskriegen, dass ich ein Reaper bin.«

»Und diese Komplikation wäre?«

»Talia Jackson ist eine totale Fotze, aber Tinker Garrett sieht einfach verdammt umwerfend aus. Das lenkt mich ab.«