Star Trek - Voyager: Das schwarze Ufer - Greg Cox - E-Book

Star Trek - Voyager: Das schwarze Ufer E-Book

Greg Cox

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Beschreibung

Die Voyager gerät in eine Falle

Die Besatzung der Voyager benötigt dringend Landurlaub. Da kommt der idyllische Planet Ryolanow wie gerufen: Auf Einladung der friedlichen Bewohner vergnügt sich die Mannschaft mit exotischen Genüssen. Einzig Kes, die telepathisch begabte Ocampa, wird von mentalen Schmerzens- und Hilfeschreien geplagt, die aus dem Inneren des Planeten zu kommen scheinen. Zusammen mit ihrem Gefährten Neelix versucht sie, das Geheimnis zu lüften. Plötzlich lassen die Ryol die Maske der Gastfreundschaft fallen. Und darunter kommt die raubtierhafte Fratze einer Zivilisation zum Vorschein, die sich für die legitimen Herrscher der Galaxis hält.

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Die Besatzung der Voyager benötigt dringend Landurlaub. Da kommt der idyllische Planet Ryolanow mit seiner freundlichen Einladung und seinen attraktiven Bewohnern wie gerufen. Inmitten eines ansonsten leeren Raumsektors des Deltaquadranten erscheint er Captain Janeway und ihrer Crew wie das Paradies.

Während die übrige Voyager-Mannschaft sich am Strand mit exotischen Genüssen vergnügt, wird Kes, die telepathisch begabte Ocampa, von mentalen Schreien und Hilferufen geplagt, die aus dem Inneren des Planeten zu kommen scheinen. Mit ihrem Gefährten Neelix versucht sie, das Geheimnis des schwarzen Ufers zu lüften.

GREG COX

DAS SCHWARZE UFER

Star Trek™

Voyager

Für Alex,

der sich statt dessen

Kapitel 1

CAPTAINS LOGBUCH, STERNZEIT 491750.0

Wir setzen unseren Flug durch einen besonders leeren und abgelegenen Bereich des Delta-Quadranten fort. Schon seit einige Wochen gibt es kaum etwas, das die tägliche Routine an Bord der Voyager stört – ein begrüßenswerter Umstand, der jedoch auch Nachteile mit sich bringt. Ohne Gefahren oder neue Entdeckungen, die meine Aufmerksamkeit beanspruchen, denke ich immer wieder an die Erde und jene Personen, die wir dort zurückgelassen haben. Es hat den Anschein, als sei die Föderation jetzt besonders weit entfernt, und ich fürchte, es gibt noch andere Leute an Bord, die ebenso empfinden …

»Ich bitte Sie, Doktor! Für so etwas habe ich keine Zeit.«

Der Erste Offizier Chakotay hörte Harry Kims scharfe Worte, als er die Krankenstation betrat. Das Ausmaß des Ärgers in Kims Stimme erstaunte ihn – normalerweise war der junge Fähnrich immer ruhig und ausgeglichen. Was ihm wohl über die Leber gelaufen sein mag?, fragte sich Chakotay.

Hinter ihm schloss sich die Tür. Die Luft in der Krankenstation hatte einen medizinischen Geruch, den der Erste Offizier mit Desinfektionsmitteln und Sterilisierungsfeldern assoziierte. Der alles andere als glückliche Kim lag auf einem Biobett und wollte gerade aufstehen. Er stützte sich auf beide Ellenbogen und machte Anstalten, die Beine über den Rand der Liege zu schwingen. Doch der Doktor legte dem Fähnrich die Hand auf die Brust und hielt ihn dadurch zurück.

»Ja, bestimmt haben Sie einen wichtigen Termin, zum Beispiel zu einer Partie Billard in Ihrer schäbigen holographischen Bar oder etwas ähnlich Dringendes.« Zwar war auch der Doktor holographischer Natur, aber gleichzeitig verfügte er über genug Substanz, um den Fähnrich auf dem Biobett festzuhalten. »Regelmäßige Untersuchungen sind bei den meisten Humanoiden eine geeignete Methode der medizinischen Vorsorge. Als einziger Arzt bei dieser improvisierten Expedition durch unbekanntes Raumgebiet besteht meine undankbare Aufgabe darin, die Gesundheit aller Angehörigen dieser glücklosen Crew zu gewährleisten, ganz gleich, ob sie meine Bemühungen zu schätzen wissen oder nicht.« Der Doktor seufzte übertrieben. »Würden Sie sich jetzt bitte hinlegen, damit ich die restlichen Untersuchungen vornehmen kann?«

Chakotay sah zum Anzeigefeld über dem Biobett. Kims Medo-Werte schienen in Ordnung zu sein, sah man einmal von einem etwas zu hohen Blutdruck ab. Kes stand hinter dem Doktor, mit einem medizinischen Tricorder in der Hand. Die Ocampa grüßte den Ersten Offizier mit einem Nicken und einem freundlichen Lächeln. Der Doktor hingegen schien ganz auf seinen Patienten konzentriert zu sein und den Neuankömmling überhaupt nicht zu bemerken.

»Na schön, na schön.« Kim sank auf die Liege zurück. »Bringen wir's hinter uns. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«

»Wir sind fünfundsiebzig Jahre Flugzeit von der uns bekannten Zivilisation entfernt«, erwiderte der Doktor. »Wie können Sie es da eilig haben?«

Kim sah zum holographischen Arzt auf, und Zorn blitzte in seinen Augen – die Worte des Doktors hatten offenbar einen wunden Punkt berührt.

»Jetzt reicht's!«, entfuhr es dem Fähnrich. »Ich sitze hier fest, viele tausend Lichtjahre von der Heimat entfernt, aber ich habe Besseres zu tun, als mich von einem Hologramm über medizinische Versorgung belehren zu lassen.« Kim schwang sich von der Liege, und seine Stiefel klackten auf den Boden. Den Protesten des Holo-Arztes schenkte er nicht die geringste Beachtung.

Die Heftigkeit seiner Reaktion überraschte Chakotay. Während der letzten Jahre war es der Besatzung gelungen, das Heimweh zu überwinden, an dem viele Crewmitglieder zu Beginn des Fluges durch den Delta-Quadranten gelitten hatten. Was mochte Kim veranlasst haben, so stark auf die Bemerkung des Doktors zu reagieren?

»He, einen Augenblick«, sagte der Arzt empört und legte dem Fähnrich die Hand auf die Schulter. »Die Untersuchung ist erst dann vorbei, wenn ich eine entsprechende Entscheidung treffe.«

»Bitte, Harry«, fügte Kes hinzu. »Es geht ganz schnell.« Ihr Tonfall war sanfter und beschwichtigender als der des Arztes.

Kim schenkte Kes' Versuchen, Frieden zu stiften, keine Beachtung.

»Ich hab die Nase voll«, zischte der junge Fähnrich. »Computer, deaktiviere das für den Notfall bestimmte holographische Medo-Programm. Kommandopriorität Gamma.«

Die Kinnlade des Doktors klappte nach unten, und Überraschung zeigte sich in seiner Miene. »Was soll …« Der Holo-Arzt bekam keine Gelegenheit, den Satz zu beenden – er verschwand.

Kims impulsive Entscheidung, den Doktor zu deaktivieren, schien Kes nicht nur zu überraschen, sondern auch zu enttäuschen. »Wie konnten Sie so etwas tun, Harry?« Die Ocampa sah zur Decke und sprach zum Schiff. »Computer, reaktiviere das medizinische Notprogramm.«

»… das bedeuten?« Der Doktor erschien zwischen Kes und Kim, die Hand noch immer an der rechten Schulter des Fähnrichs. Er sprach genau dort weiter, wo er durch die Deaktivierung unterbrochen worden war. Verwirrung huschte über sein Gesicht, und der Glanz in seinen Augen trübte sich ein wenig. »Entschuldigen Sie bitte – war ich kurz fort?«

»Leider nicht lange genug«, sagte Kim. Er stieß die Hand des Holo-Arztes beiseite, versuchte dann, sich an Kes und dem Doktor vorbeizuschieben. »Ich gehe jetzt.«

Chakotay beschloss, sich nicht mehr auf die Rolle des Beobachters zu beschränken. »Fähnrich!«, kam es scharf von seinen Lippen.

Kim bemerkte plötzlich die Präsenz des Ersten Offiziers, nahm abrupt Haltung an und wirkte verlegen. Kes und der Doktor wichen zurück, machten Chakotay Platz. Kim stand steif und gerade, mied den Blick des stellvertretenden Kommandanten.

Chakotay ließ ihn noch einige Sekunden lang schmoren, bevor er sagte: »Der Doktor behandelt seine Patienten nicht immer sehr taktvoll.« Er hörte, wie der Holo-Arzt bei diesen Worten brummte. »Aber das ist keine Rechtfertigung für Insubordination, Unhöflichkeit und den Missbrauch Ihrer Kommando-Privilegien.«

»Bitte entschuldigen Sie, Sir«, erwiderte Kim und blickte noch immer starr geradeaus. Chakotay vermutete, dass der junge Fähnrich lieber gegen einen Kazon-Krieger gekämpft hätte, als diese Konfrontation noch länger ertragen zu müssen. »Ich fürchte, ich habe … äh … die Beherrschung verloren.«

»Das genügt nicht als Erklärung«, sagte Chakotay. »Ich kenne Sie, Harry. Normalerweise sind Sie kein Hitzkopf. Was ist los mit Ihnen?«

Kim errötete – sein Gesicht wurde fast so rot wie Chakotays Uniformjacke. Er senkte die Stimme, vielleicht in der Hoffnung, dass Kes und der Doktor dadurch seine Beichte nicht hören konnten. »Es tut mir leid, Sir. Wissen Sie, heute ist mein Geburtstag, und ich bin daran gewöhnt, ihn bei meiner Familie zu verbringen, nicht bei einer jährlichen Routineuntersuchung irgendwo im Delta-Quadranten.« Der Fähnrich begegnete nun dem Blick des Ersten Offiziers, und trotz der Demütigung blieb seine Stimme bewundernswert ruhig. »Das rechtfertigt mein Verhalten nicht, ich weiß, aber es ist zumindest eine Erklärung.«

»Ich verstehe«, sagte Chakotay. Kims emotionale Reaktion ergab nun mehr Sinn. Zwar hatte die Crew inzwischen zu einem neuen inneren Gleichgewicht gefunden, aber Geburtstage und andere Jahrestage erinnerten natürlich an jene Lieben, die sie alle daheim zurückgelassen hatten. »Na schön. Sie brauchen die Untersuchung heute nicht zu beenden, aber ich erwarte von Ihnen, dass Sie innerhalb der nächsten zweiundsiebzig Stunden einen neuen Termin mit dem Doktor vereinbaren. Und hüten Sie sich davor, Ihre schlechte Laune an anderen Offizieren und Besatzungsmitgliedern auszulassen. Haben Sie mich verstanden, Fähnrich?«

»Ja, Sir«, bestätigte Kim sichtlich erleichtert.

Was hast du erwartet?, dachte Chakotay. Sollte ich dich etwa unter Arrest stellen, nur weil du ein wenig Dampf abgelassen hast?

»Danke, Commander«, fügte der Fähnrich hinzu.

»Schon gut. Sie können jetzt gehen, Fähnrich.«

Kim murmelte eine Entschuldigung, die dem Doktor und seiner Assistentin galt, eilte dann so schnell zur Tür, wie es der Anstand erlaubte.

»Und noch etwas, Harry«, sagte Chakotay, als Kim in den Korridor trat. »Herzlichen Glückwunsch.«

Die Tür schloss sich, doch vorher sah der Erste Offizier noch ein Lächeln im Gesicht des Fähnrichs. Chakotay wandte sich Kes und dem Doktor zu. »Ich glaube, dieses Problem haben Sie gut gelöst«, kommentierte Kes. »Harry hat es bestimmt nicht böse gemeint.«

»Für Sie ist das leicht gesagt«, grummelte der Doktor. »Sie sind nicht wie eine Lampe ausgeschaltet worden.« Er streckte die Hand aus und deaktivierte den Sensorschirm über dem jetzt leeren Biobett. Chakotay fragte sich, ob es den holographischen Arzt beruhigte, dass er die Geräte der Krankenstation ganz nach Belieben ein- und ausschalten konnte – das gab ihm in der technologischen Hierarchie eine gehobene Stellung. Oder erinnerte ihn dieser Umstand an die flüchtige Natur seiner eigenen Existenz? »Nun, Commander, wie kann ich Ihnen helfen?«

Chakotay dachte an die Ereignisse während der letzten Minuten. »Vielleicht hat es etwas mit dem zu tun, was ich hier gerade beobachtet habe.«

»Ein moralisches Problem?«, fragte Captain Kathryn Janeway.

»Ja«, erwiderte Chakotay. Sie führten ein privates Gespräch im Bereitschaftsraum der Kommandantin, abseits der Brücke. Eine Tasse mit dampfendem Kaffee stand vor Janeway auf dem Schreibtisch. Um Energie zu sparen, war die Replikatorkapazität rationiert, und deshalb erlaubte sich Janeway nur einen Becher Kaffee pro Tag, jeweils am Morgen. Sie trank einen Schluck und genoss den bitteren Geschmack, während Chakotay vom jüngsten Zwischenfall in der Krankenstation berichtete. Der Erste Offizier saß ihr in einem Duraniumsessel gegenüber. Nach der Zeiteinteilung an Bord der Voyager war es noch Morgen. Die Kommandantin genehmigte sich einen weiteren Schluck und wartete auf die anregende Wirkung des Koffeins.

»Harry Kim, sagen Sie?«, fragte Janeway. »Das finde ich beunruhigend. Ohne mich negativ über die anderen Besatzungsmitglieder äußern zu wollen: Bei B'Elanna, Neelix oder auch Tom Paris hätte mich eine solche Reaktion kaum überrascht. Aber Harry? So etwas sieht ihm gar nicht ähnlich.«

Chakotay nickte ernst. »Die Ereignisse in Bezug auf Fähnrich Kim sind nur Ausdruck eines größeren Problems. Der Doktor bestätigte meine eigenen Beobachtungen. Viele Angehörige der Crew offenbaren Anzeichen von Stress und Erschöpfung. Viele Leute sind mit ihren Nerven am Ende. Es herrscht eine recht gereizte Stimmung. Vorgestern musste ich B'Elanna daran hindern, Neelix zu zwingen, eine besonders unappetitliche talaxianische Spezialität selbst zu verspeisen.«

»Seltsam«, sagte Janeway. »Ich dachte, der psychologische Zustand der Crew hätte sich verbessert, seit wir das Raumgebiet der Kazon verlassen haben.« Es wurde auch Zeit, fügte sie in Gedanken hinzu. Eins stand fest: Ihre eigene Abenteuerlust hatte zugenommen, seit sie es nicht mehr mit den Kazon und ihren Intrigen zu tun bekamen. Es beunruhigte sie, dass der Erste Offizier eine neuerliche Verschlechterung der Moral befürchtete.

»Bis vor kurzer Zeit war die Stimmung an Bord gar nicht so schlecht«, erläuterte Chakotay. »Aber jetzt fliegen wir durch eine besonders öde Zone des Delta-Quadranten. Abenteuer und Erforschung sind die besten Mittel gegen Heimweh, doch wenn wir viele Tage lang durch leeren Raum fliegen, ohne irgendeine Abwechslung … So was schlägt aufs Gemüt.«

»Ich verstehe.« Janeway musste zugeben, dass sie sich ebenfalls langweilte. »Was sollten wir Ihrer Meinung nach gegen die schlechte Stimmung unternehmen?«

»Ich habe den Eindruck, dass der Crew die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt«, entgegnete Chakotay. »Gegen die Ursachen des Heimwehs können wir nichts unternehmen, aber ich schlage vor, der Besatzung bei der nächsten Gelegenheit Landurlaub zu gewähren.«

»Ausgezeichnete Idee«, sagte Janeway. »Schon seit Wochen hatte die Crew keine Möglichkeit mehr, das Schiff zu verlassen.« Ein rundes Fenster hinter der Kommandantin gewährte Ausblick ins All. Janeway drehte den Kopf und beobachtete die vorbeiziehenden Sterne. »Leider scheinen wir uns derzeit nicht in der Nähe eines geeigneten Urlaubsortes zu befinden.«

»Das stimmt«, erwiderte Chakotay. »Aber …« Er unterbrach sich, als sein Insignienkommunikator im gleichen Augenblick piepte wie der Janeways. Die Kommandantin klopfte auf das Kom-Gerät und aktivierte es dadurch.

»Captain hier«, meldete sie sich. »Was ist los?«

Harry Kims Stimme drang aus dem Lautsprecher. »Fähnrich Kim hier. Ich glaube, Sie und Commander Chakotay sollten auf die Brücke kommen. Wir empfangen Kom-Signale von einem nahen Sonnensystem.«

Kom-Signale? Janeway spürte jene Aufregung, die sich immer dann in ihr regte, wenn die Aussicht bestand, einer neuen Zivilisation oder einer neuen Lebensform zu begegnen. Darum geht es bei Starfleet, dachte sie. Selbst hier im Delta-Quadranten. »Verstanden, Mr. Kim. Wir sind unterwegs.«

Chakotay erhob sich bereits. Er wartete an der geschlossenen Tür auf Janeway, und dann kehrten sie gemeinsam in den Kontrollraum der Voyager zurück.

Die dort herrschende Aufregung war fast greifbar, kam in Gesichtern und Körpersprache der diensthabenden Offiziere zum Ausdruck. Lieutenant Tom Paris bediente die Navigationskontrollen, während sich Harry Kim um die Funktionsstation kümmerte. Beide Männer wirkten so lebendig wie schon seit Wochen nicht mehr. An der vorderen wissenschaftlichen Station saß Fähnrich Susan Tukwila, eine vielversprechende junge Offizierin, die vor kurzer Zeit von der Abteilung stellare Kartographie zur Brücke versetzt worden war. Wie Chakotay war Tukwila Indianerin und hatte zum Maquis gehört, bevor sie zur Voyager kam. Die fremden Kom-Signale schienen sie ebenso erregt zu haben wie Paris und Kim. Nur Lieutenant Commander Tuvok, der wie üblich an den taktischen Kontrollen auf der Steuerbordseite stand, schien gegen die allgemeine Aufregung immun zu sein. In seinem unbewegten Gesicht zeigte sich die übliche vulkanische Gelassenheit.

Janeway nahm im Kommandosessel Platz und blickte zur technischen Station auf der Steuerbordseite. B'Elanna Torres befand sich nicht an ihrem Posten; vermutlich arbeitete sie derzeit im Maschinenraum. Chakotay nahm links von Janeway Platz.

»Na schön«, sagte die Kommandantin. »Hören wir uns die Sendung an.«

»Sie besteht nicht nur aus Audio-, sondern auch aus Videosignalen, Captain«, meinte Kim.

»Um so besser«, erwiderte Janeway. »Auf den Schirm, Mr. Kim.«

Der große Hauptschirm im vorderen Bereich der Brücke erhellte sich. Janeway rechnete damit, jene Personen zu sehen, von denen die Kom-Signale stammten, doch statt dessen erschien das Panorama einer fremden Landschaft.

»Meine Güte«, hauchte Janeway, tief beeindruckt von der atemberaubenden Schönheit.

Das Projektionsfeld zeigte einen Strand, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Die friedliche Küstenszene wies keine Ähnlichkeit mit der Brandung am felsigen Ufer unterhalb von Burleigh Manor aus ihrem Holo-Roman auf. Statt dessen glänzten goldene Wellen unter einem rötlichen Himmel. Safrangelber Schaum krönte die Wellen, die an einen ebenholzschwarzen Strand rollten. Kleine faserige Wolken glitten langsam übers Firmament und filterten kaum den scharlachroten Sonnenschein. Der Strand schien aus Myriaden von kleinen, schwarzen, perlgroßen Steinen zu bestehen. Jeder schimmerte wie Obsidian, glattgeschliffen vom Meer, was den Eindruck von zahllosen dunklen Spiegeln erweckte. Janeway stellte sich vor, mit ihrem auf der Erde zurückgebliebenen Hund an einem solchen Strand spazieren zu gehen – eine Sekunde später tadelte sie sich stumm dafür, während des Dienstes mit offenen Augen zu träumen. Vergeblich hielt sie nach Fußspuren oder irgendwelchen Anzeichen von Wohnstätten Ausschau; die Landschaft wirkte völlig unberührt.

Rosarotes Sonnenlicht glitt über die schwarzen Kieselsteine, doch hier und dort ragten Schatten spendende Bäume auf. Die Wipfel bestanden aus purpurnen Palmwedeln, die rosarote Maserungen aufwiesen. Die von ihnen geworfenen Schatten bewegten sich auf dem Strand hin und her, als sich die Bäume in einer sanften Brise von einer Seite zur anderen neigten. Eine kupfern anmutende Borke umhüllte die Stämme. Am Rand des Strands wuchs niedrigere Vegetation. Die Pflanzen offenbarten hundert verschiedene Grüntöne, sahen aus wie Seeanemonen und Korallen, so als hätte das maritime pflanzliche Leben in diesem Fall eine Erweiterung an Land gefunden. Zarte purpurne Ranken flatterten im Wind und fügten der Szene ein weiteres exotisches Element hinzu.

»Wunderschön«, sagte Fähnrich Tukwila laut. »Einfach herrlich.«

Janeway musste ihr zustimmen.

Zuerst hörte sie nur das Rauschen der Wellen und ein Rascheln, das vermutlich von den Palmwedeln stammte. Dann erklang eine Stimme und kommentierte das übertragene Bild. Der automatische Translator verlieh ihr einen tiefen, maskulinen Klang mit einem fremden Akzent.

»Besucht Ryolanow«, erklang es aus den Kom-Lautsprechern. »Wer auch immer Sie sind. Wir freuen uns über die Möglichkeit, Sie und Ihr Volk kennenzulernen. Hiermit laden wir Sie herzlich ein, die Schönheit und Gastfreundschaft unserer Welt so lange zu genießen, wie Sie wollen. Kommen Sie nach Ryolanow. Wir erwarten Sie mit offenen Armen.«

Die Stimme verklang, und wieder war nur das Rauschen der Wellen zu hören. Janeway wandte den Blick von der prächtigen Darstellung ab und sah nach links zu Harry Kim. »Das ist alles?«

»Ja, Captain«, bestätigte der Fähnrich. »Die Einladung wird in regelmäßigen Abständen wiederholt, etwa alle fünf Minuten.«

»Seit wann werden die Signale gesendet?«, fragte Chakotay.

»Das lässt sich kaum feststellen«, erwiderte Kim. »Wir entdeckten sie, sobald wir in Kom-Reichweite kamen. Vielleicht werden die Signale schon seit Jahren gesendet.«

»Gibt es eine Möglichkeit, auf die Einladung zu antworten?«, fragte Janeway. Sie wollte eine Dialog mit den Bewohnern des Planeten herbeiführen. Wie nannten sie ihre Welt? Ryolanow, erinnerte sich die Kommandantin. Der Name klang angemessen exotisch.

Kim schüttelte den Kopf. »Leider nicht, Captain. Die Möglichkeit einer Antwort ist nicht vorgesehen. Die Kom-Signale sind nicht einmal speziell für uns bestimmt – die Voyager befand sich nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort.«

Die Stimme von Ryolanow wiederholte ihre Einladung. Kim deaktivierte den Audiokanal, ohne das Bild des Strands vom Hauptschirm zu verbannen.

Janeway wandte sich wieder dem Projektionsfeld zu. »Mit anderen Worten … Wir haben das Subraum-Äquivalent einer Flaschenpost bekommen.«

»Es ähnelt dem SETI-Programm des späten zwanzigsten Jahrhunderts«, kommentierte Tuvok. Er meinte damit das Projekt ›Search for Extra-Terrestrial Intelligence‹, die Suche nach außerirdischer Intelligenz. »Faszinierend.«

Janeway drehte den Kommandosessel und sah zum Vulkanier. »Was halten Sie von dieser Sache, Mr. Tuvok?« Sie kannte Tuvok länger als alle anderen Angehörigen der Crew und wusste seine Meinung sehr zu schätzen. Oft dachte sie daran, dass der Vulkanier angesichts seiner längeren Lebenserwartung vermutlich das Kommando über die Voyager haben würde, wenn das Schiff in einigen Jahrzehnten zur Föderation zurückkehrte. Entsprechende Gedanken empfand sie als tröstlich, auf einem persönlichen Niveau aber auch als beunruhigend.

»Vom Sicherheitsstandpunkt aus gesehen besorgt es mich, dass sich die Fremden nicht persönlich zeigen«, erwiderte der Vulkanier.

»Vielleicht wollen sie nicht aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbilds beurteilt werden«, warf Chakotay ein. »Eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, wenn man die vielfältigen Gestalten intelligenter Wesen in der Galaxis bedenkt. Immerhin sind nicht alle raumfahrenden Völker bereit, die physische Mannigfaltigkeit ebenso vorurteilsfrei zu akzeptieren wie die Föderation.«

Selbst Starfleet hat gelegentlich den Fehler gemacht, fremde Spezies nach ihrem Aussehen zu beurteilen, dachte Janeway. Sie erinnerte sich an die erste tragische Begegnung mit den Horta von Janus VI vor fast hundert Jahren, ganz zu schweigen von der abscheulichen romulanischen Hexenjagd an Bord der Enterprise vor einigen Jahren.

»Vielleicht haben Sie recht, Commander«, räumte Tuvok ein. »Dennoch wäre mir eine stabilere Faktenbasis lieber, bevor wir in Erwägung ziehen, die sehr außergewöhnliche Einladung anzunehmen.«

»In der Tat«, bestätigte Janeway. »Allerdings stellt die Einladung auch eine Chance dar, die es lohnt, ein gewisses Risiko einzugehen. Als Starfleet-Schiff besteht unsere Aufgabe darin, Kontakte mit unbekannten Kulturen herzustellen und das Wissen des interstellaren Völkerbunds zu mehren. Eines Tages kehren wir zur Föderation zurück, und dann sind wir die modernen Marco Polos des Delta-Quadranten, die wichtige Informationen über einen Bereich des Alls bringen, den vor uns kein Mensch – und kein Vulkanier – erforscht hat.«

Mit ein wenig Glück reichen diese aufmunternden Worte aus, um die Moral der Brückencrew zu verbessern, dachte Janeway. Sie sagte so etwas nicht zum ersten Mal, aber es konnte wohl kaum schaden, gelegentlich den Sinn ihrer langen Reise zu betonen. »Außerdem könnte dies genau das richtige für uns sein.«

Sie sah zu Chakotay und teilte ein verschwörerisches Lächeln mit ihm. »Da haben Sie vielleicht recht«, erwiderte der Erste Offizier.

»Mr. Kim …«, sagte Janeway mit fester Stimme. »Lässt sich der Ursprung der Kom-Signale feststellen?«

Der junge Fähnrich sah vom Monitor der Funktionsstation auf. »Kein Problem, Captain.«

»Transferieren Sie die notwendigen Daten zur Navigationsstation«, ordnete die Kommandantin an. »Mr. Paris, nehmen Sie Kurs auf Ryolanow. Warpfaktor fünf.«

»Ja, Ma'am!«, bestätigte Paris voller Enthusiasmus, und seine Finger huschten über die Navigationskontrollen. Er schien es kaum abwarten zu können, über den schwarzen Strand zu schlendern und in die goldenen Wellen zu springen. Janeway konnte es ihm nicht verdenken.

»Äh … Captain?«, fragte Kim. »Soll ich das Videosignal vom Hauptschirm entfernen?«

Janeway sank in die Polster des Kommandosessels zurück und sah zu den violetten Palmen, deren Wedel hypnotisch über dem Strand hin und her schwangen.

»Noch nicht, Mr. Kim«, antwortete sie. »Lassen Sie uns das Panorama noch ein wenig länger genießen.«

Sie konnte sich keinen besseren Ort für einen Landurlaub vorstellen.

Kapitel 2

»Sie wissen also nichts über den Planeten Ryolanow?«, wandte sich Janeway an Neelix, als sie zusammen mit Tuvok, Tom Paris und dem Talaxianer auf die Transporterplattform trat. Tuvok hatte sich gegen die Teilnahme des Captains an diesem externen Einsatz ausgesprochen, aber diesmal setzte sich Janeway über seine Einwände hinweg. Die Ryol hatten sehr freundlich auf die ersten Kom-Kontakte mit der Voyager reagiert und durch nichts zu erkennen gegeben, dass sie Besuchern von der Föderation mit Feindseligkeit begegnen würden. Eine Begegnung auf der Oberfläche des Planeten war vereinbart worden, und die Ryol hatten sogar entsprechende Koordinaten übermittelt.

»Um ganz ehrlich zu sein, Captain …« Neelix trat auf ein Transferfeld. »Es überrascht mich noch mehr als Sie, dass wir in dieser interstellaren Wüste eine paradiesische Welt mit einer hochentwickelten Zivilisation gefunden haben. Alle ehrenhaften Forscher und Händler und auch die meisten unehrenhaften haben diese ganze stellare Region schon vor vielen Jahren abgeschrieben. Die frühen haakonianischen Kartographen bezeichneten diesen Bereich als ›Abfallhaufen der Schöpfung‹. Ihren Karten fügten sie den Hinweis ›Hier gibt es nichts‹ hinzu. Nicht einmal die Kazon hielten es für sinnvoll, Anspruch auf die hiesigen Sektoren zu erheben. Weit und breit soll es weder wertvolle Ressourcen noch irgendwelche Völker geben.« Neelix lachte herzhaft, wodurch die drahtigen Haare an Kinn und Unterkiefer zitterten. »Wer hätte gedacht, dass in einer derartigen Einöde ein wahrer Garten Eden existiert?«

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