Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Emely wird an ihrem 11. Geburtstag überfallen. Von Emojis. Ihre alten Emojis aus ihrem alten Handy, das sie versehentlich im Wald liegen gelassen hat. Und das kann nicht sein. Weil Emojis das gar nicht können, dachte jedenfalls bis dahin die Menschheit. Von nun an wird alles anders, ob die Emely das mag oder nicht. Aber das ist nicht irgendein Mädchen. Emely mag Action, und das ist von nun an garantiert!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 114
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Und nicht irgendwelche 10 Tage, nein, die 10 Tage, die alles auf den Kopf gestellt haben. Emely, ihre beste Freundin, ihre Familien, bald die Klasse 6b und danach, wenn es nach Emely geht,
DIE GANZE WELT
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Tag 6
Tag 7
Tag 8
Tag 9
Tag 10
THE END…….
Manchmal ist das Leben einfach Schei….. sagen wir besser mal – es läuft anders als geplant. Ja WIRKLICH SCH…… ich meine – ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Geschafft, gerade noch. Wenigstens im ersten Satz des Buches wollte ich mich wirklich bemühen, wie ein ordentliches, nettes Mädchen rüberzukommen.
Aber da ist mir was wirklich Unglaubliches passiert. Unerhört, unvorstellbar. OK, kein Grund zu meckern. Ich wollte schon immer die erste sein. Irgendwas ganz Wichtiges in der Geschichte der Menschheit, das noch nie jemand zuvor gemacht hat. Alle reden jetzt von der ersten Marslandung. Also wollte ich zum Jupiter fliegen. Und wenn mir niemand eine Rakete baut, dann halt nackt zum Nordpol laufen, keine Ahnung, irgendwas, auf das sonst kein Mensch jemals auf die Idee gekommen ist. Weil sie alle nicht so AMAZING sind wie ich.
Aber nein. Alles falsch gelaufen. Und an meinem Geburtstag, mit meinem neuen knall-gelben mega-E-Mountainbike, alles Schrott, überfallen beim Vollgas durch den Wald fahren. Noch nicht klar, was dabei so neu für die Menschheit wäre? Ich sage es euch. Das waren Emojis, die mich überfallen haben, wild-lebende Emojis, was es bekanntlich gar nicht gibt. Und zwar meine eigenen Emojis, aus meinem eigenen alten Handy, das ich irgendwie Wochen davor da im Wald liegen gelassen hatte. Mein dummer kleiner Brüder Sascha, alles seine Schuld. Aber damit, dachte ich mir, konnte ich eigentlich ganz gut leben, kriege eh dann ein viel besseres Smartphone zum Geburtstag, und natürlich auch noch das Fahrrad.
Da hatte ich noch alles gut im Griff. Ja ich. Emely. Das Mädchen, das nichts und niemand stoppen kann. Fast 11 Jahre alt, und schon Königin von Emelys Welt, (und Wald). Und dann das. Gerade mal zentimeter-groß waren die, und wollten mich mal richtig belehren, irgendwie böse drauf, dass ich sie weggeworfen hatte. Belehrt, wie ein ordentliches Mädchen verantwortungsbewusst und liebevoll mit ihren Emojis umzugehen hat. Wie bitte? Ich war früher immer nett zu meinen Emojis, habe sie liebevoll jeden Morgen begrüßt, ihnen immer erzählt, wie es mir geht. Und das alles zählt nichts!?
Und wie kann das passieren? Keine Ahnung. Da lag mein altes Handy im Wald, und irgendwas passiert mit dem Ding, das nicht zu unserem Verständnis des Universums passt. Und in kürzester Zeit herrscht die erste Freie Emojirepublik mitten im Wald, und nur eines haben sie wohl im Kopf. Das Mädchen, das sie angeblich herzlos weggeworfen hatte, einmal richtig eins mitzugeben. Und das alles in Zuckerwürfel Größe, darauf kann man pfeifen.
Aber nein. Sie schaffen es. Alles nur geduselt. Das Netz hätten sie nie selber über den Weg strecken können, alles bei der Fledermausuntersuchung abgekupfert. Das Einzige, was sie selbst hingekriegt hatten: einen Moos-und Flechtenball, um das Warnschild abzudecken, gerade, als ich da runtergedüst bin.
Das Netz schluckte mich, das Fahrrad fuhr alleine weiter, verschrottete sich gegen eine Tanne an der nächsten Kurve. Da flog mein neues Handy aus der Tasche, dafür stand auch noch eine Tanne bereit, SpiderApp perfekt. Natürlich die große Chance für meinen Handvoll Lieblingsemojis…. die mit den Herzchen. Sie saßen in ihrem Versteck gleich nebenan, durften eh gar nicht bei dem Überfall mitmachen, zu suspekt, jeder wusste, dass sie immer noch in Emely verliebt waren. Nicht groß mitdenken mussten sie. Immer noch freie Emojis, aber viel lieber für immer bei ihren Prinzessin Emely, da schlüpften sie gleich durch die SpiderApp Risse in mein neues Handy hinein.
Und ich, liege noch da am Wegrand, werde als erster Staatsgast der Freien Emojirepublik mit mini-Blitzkitzel an der Nase begrüßt. Und mini-Trompeten. Und dann kommt noch der König der Emojis. Was macht denn der? In eine scheiß-Republik? Sowas von ahnungslos diese Emojis. Und ich verstehe gar nichts mehr von der Welt. Weis gar nicht mehr, was aus mir wird. Eine klägliche Selbstunterschätzung. Machen Mädchen oft. Ganz zu Unrecht. Die Geschichte von Emely, von diesem Moment an:
Die Belehrung abgeschlossen, konnte Emely nur noch aus ihrem tränen- und matschverschmierten Gesicht den Emojis verständnisvoll zulächeln. Dann gab sie auf und schloss die Augen. Es war nicht einmal eine Minute, aber als sie die Augen wieder aufmachte, waren auf einmal alle Emojis weg- Verschwunden.
Ihre verstreuten Sachen konnte Emely schnell wieder einsammeln, im Kopf war aber noch alles durcheinander. „OK, das waren Emojis. Und sie haben mich überfallen. Das gibt es gar nicht, UND sie wollten mich auch noch belehren, was sie ganz sicher gar nicht dürfen.“
Wäre alles nicht so schlimm, wenn sowas auch anderen Leuten passieren würde. Dann würde ich vielleicht ein bisschen Mitleid kriegen. `Ach sowas, du arme Emely, diese Scheiß-Emojis schon wieder, man sollte den ganzen Wald da einfach abfackeln, dann hätten wir alle unsere Ruhe.‘ Aber nein, sooo einfach wird es nicht sein. Ich stehe hier ganz alleine. Kein Mensch wird mir glauben. Besser gleich behaupten, mein Fahrrad wurde von Marsmännchen entführt und in einem Krater zu Schrott gefahren. Da gibt es Leute im Internet, die sowas glauben würden. Ich wäre ein Star.
Aber ich lebe nicht irgendwo im Internet sondern hier im Dorf Langweilingen, und Montag stehe ich vor der Klasse 6b, und erzähle, was mir alles am Wochenende passiert ist - wie zum Abschuss freigegeben.
Das Boss-Girl Ella springt auf: „Oh, das arme kleine Mädchen hat sein neues Fahrrad zum Schrott gecrasht, ist offensichtlich auch noch auf dem Kopf gelandet, ist nun ein bisschen verwirrt. Erzählt irgendwas von Marsmännchen, oder waren das Emojis, egal, irgendwas, was es ganz sicher nicht gibt, jedenfalls nicht in unserem Wald. Das kommt davon, wenn man nun so wunderbar klug ist, dass man die zweite Klasse glatt übersprungen hat. Da fehlt ein bisschen Stoff in ihrem Kopf. Dinge, die es nicht gibt… Wie man ein Märchen von einem Sachbuch unterscheidet. Wir schicken sie am besten gleich zurück in die Sumpfwiesenschule 2b. Da gehört sie hin, das Mädchen, das seinen Namen nicht mal richtig schreiben kann. Alles schöne, lange Haare und sonst gar nichts. Hat bei uns Großen nichts zu suchen!“
Alle in der Klasse kichern. Lana sagt nichts, rückt aber ein Stück weg, was für eine superbeste Freundin ist denn das? Normalerweise hält Ella ein paar Minuten durch, dann wird sie von irgendetwas abgelenkt. Aber diesmal nicht, sie lässt nicht locker. Spürt, dass das Endgame gekommen ist, das jemand wirklich ein für allemal zu erledigen ist. Wie cool!
Von Frau Distel kommt auch nichts. Wozu auch? So ein Mädchen kann man nicht retten.
Jetzt platschen die Tränen wie Platzregen auf den Waldboden. Emely schiebt ihr kaputtes Fahrrad in Richtung zuhause, aber da will sie nicht mehr hin und schon gar nicht und nie wieder in die Schule.
Und ich habe das alles nicht mal absichtlich gemacht. Ich kenne Mädchen, die eiskalt ihr unbeliebtes Handy vom Bus überfahren lassen würden. Und ich mag Emojis. Es ist alles so unfair. Ich will nur ein normales Mädchen sein, Freunde haben und normale Dinge machen und mich über meine dumme Familie aufregen, wie normale Kinder das tun. Vielleicht sollte ich doch zurück in die zweite Klasse gehen, da ist das Leben sicher einfacher und schöner. Ich hasse alle Leute in der 6b, auch Lana, weil sie immer wegrückt, wenn Ella loslegt. Ich brauch‘ eh kein schickes Smartphone. Wozu, wenn ich keine Freunde habe. Nicht mal Emojifreunde. Alles ist Scheiße.
Und da klingelt plötzlich das Handy, wie gesagt, es funktioniert noch, sieht nur scheiße aus. Tante Regina ist dran. Will wissen, was Emely alles Schöne zum Geburtstag macht und was für schöne Geschenke sie schon bekommen hat und was sie sich fürs neues Lebensjahr wünscht und alles Sachen die die Emely überhaupt nicht beantworten will. Aber Tante Regina hört eh nicht zu, will einfach alles sagen, was eine Tante zum Geburtstag sagen soll, muss irgendwo in einem Buch stehen, wie man seiner Nichte zum Geburtstag gratulieren muss. Wie es der Emely wirklich geht, scheint nicht vordergründig relevant zu sein. Emely beendet den Anruf mit einem heftigen Fingertipp.
Erwachsene sind jetzt sowieso unwichtig, wollen Kinder immer belehren, als ob sie schon alles wissen und verstehen, als ob alles auf der Erde logisch ist. Da hat Emely auch die ganzen Jahre mitgemacht, zugehört, mitgeglaubt. Sie war ja auch stolz darauf, was sie alles schon mit zehn und halb wusste…. also gelernt hat. Ist das jetzt alles falsch? Nur weil es Emojis gibt, die rumlaufen und das nicht sein kann?
Flugzeuge fliegen doch, Emely saß oft drin. Die Leute, die Flugzeuge bauen, haben das doch gelernt…. bei Leuten, die früher Flugzeuge gebaut haben. Und das waren alles Erwachsene, und die Flugzeuge werden sogar immer besser. „Soll ich dann nichts mehr glauben was die Erwachsene mir sagen oder doch noch ein bisschen? Ich sage auf jeden Fall gar nichts. Emojis hat man auf dem Handy. Punkt.“
Das kann man ja leicht beweisen. Emely geht auf WhatsApp und ruft die Emojis auf. Und da lächeln sie reihenweise zurück, wie immer.
„Hallo Emojis“, ruft die Emely mütterlich zu.
„Hallo Emely“, kichert ein handvolles Herzchen zurück, und hüpfen fröhlich hin und her.
„Scheiße, lass mich in Ruhe!“
Ganz schön laut schreit Emely jetzt, ist ihr jetzt egal, ob noch jemand irgendwo zuhört.
„Ihr könnt im Wald bleiben, das ist mir scheißegal, ich komme eh nie wieder. Aber mein Handy gehört MIR! Und ich sage, was draufkommt, und WAS NICHT!!!“
Soooo wütend war Emely schon länger nicht mehr gewesen. Vielleicht seit sie zwei und halb war und die Tomaten am Boden im Edeka mit ihrem Bobbycar nicht überfahren durfte.
Sie schleudert das Handy gegen den nächsten Baum. Aber das hilft nicht. Sie muss sowieso nach Hause, wohin denn sonst? Und dann erzählen, dass sie ihr Handy schon wieder im Wald verloren hat? Das wird ihr irgendwann keiner mehr glauben. Sie muss irgendwie weiterleben, auch in diese scheiß Schule gehen, was denn sonst? Und alle anderen Leute machen einfach weiter, als ob gar nichts ist, weil sie gar nicht wissen, dass es nun Emojis im Wald gibt. Idioten.
Emely hebt ihr Handy wieder auf. Da sind sie noch. Diese dummen Herzchen. Aber jetzt ist irgendetwas Komisches passiert. Sieht aus wie ein Herzchensmilie aber mit Tränen? Und die Tränen planschen auf die Emojis da drunter bis sie schließlich im Schuh landen.
„Und was ist?“, höhnt die Emely. „Doch nicht so schön, auf MEINEM Handy rumzualbern? Da ist ein schöner Wald, viele schönen Bäume, da gehört ihr hin. Was will ich mit euch, ihr habt mein Fahrrad kaputt gemacht, mein Handy geschrottet, und warum? Ich habe euch gar nichts getan. Nichts.“
„Aber Emely, wir wollten das alles nicht“, seufzt der Smilie mit Herzchenaugen. „Wir wollten nur bei dir sein, wie früher. Aber du hast uns im Wald einfach liegen lassen. Die anderen hassen dich alle. Und unser König hat entschieden, dass wir ….“
„Euer König? In allem Ernst? Ihr seid Emojis und ihr gehört auf Handys und ihr habt nichts zu sagen. Und schon gar nicht einen König zu haben. Was soll das?“
„Wir durften bei dem Überfall gar nicht mitmachen, wir wollten immer zu dir zurück, und das wussten alle. Du bist unsere Prinzessin, wir hassen den Wald, es ist kalt und ekelig, bitte lass uns nicht nochmal liegen, bitte, bitte, wir vergeben dir alles.“
„Ich habe euch gar nicht liegen lassen, jedenfalls gar nicht absichtlich. Das war alles mein dummer Bruder. Aber ich brauche jetzt meine Ruhe. Ich kann gleich nicht mehr.“
„WAS? Nicht absichtlich weggeschmissen? Das müssen wir den anderen sagen, es ist alles ein schreckliches Missverständnis, vielleicht wollen sie denn alle……“
„NEIN!!! Nicht mit mir! Vergiss es. Es reicht mir, wenn meine fünf Lieblingsherzchen so rumspringen. Wir gehen jetzt nach Hause. Dann geht das Leben irgendwie weiter. Vielleicht könnte es sogar lustig werden mit euch, wer weiß. Aber jetzt geht ihr erstmals schlafen, Handy aus, und Tschüß.“
Es fängt an zu nieseln, und der Waldweg wird immer dunkler. Sie war doch morgens losgefahren, oder? Und jetzt wird’s dunkel? Wie viele Stunden war das denn in Emojigefangenschaft? Kann das alles wirklich wahr sein? Oder alles erträumt? Aber das Fahrrad ist wirklich kaputt, die Hose auch. Vielleicht lag sie ohnmächtig Stunden lang da nach dem Unfall mit dem Netz. Alles nur verwirrte Gedanken, der Kopf funktioniert nicht mehr richtig, Gehirnerschütterung, logisch, oder?
Emely stolpert über eine Wurzel, will nicht mehr, kann nicht weiter.
Dann sieht sie Scheinwerfer. Ein Auto fährt ihr entgegen. Papas Auto. Sie fällt in seine Armen. Alles wird OK.
Und sie hat HUNGER!
Und sie muss schlafen, gleich im Auto oder sofort nach dem Riesenabendessen. Irgendjemand Nettes steckt ihr das Handy zum Aufladen ein. Sie kriegt gar nichts mehr mit bis spät am nächsten Morgen. Träumt vom Wald, das niemand kommt, der Weg verläuft sich, Riesenemojis essen sich gegenseitig auf, sie will wegfliegen, kann sich mit aller Kraft nur einen Meter 47 vom Boden abheben, verhakt sich am Fliegenpilz, wirft ihr Bobbycar in den Sumpf, weil Frau Distel sagt, sie muss noch im Kindersitz sitzen.
Den Rollladen hat wohl niemand runtergemacht. Die Morgensonne strahlt herein. Emely ist wach, weiß aber nicht genau, ob das einen Unterschied macht. Da hilft nur alles aus dem Kopf herauszuschütteln, was im Traum geschehen ist, und da bleibt noch übrig….. die Welt wie sie es vor dem Einschlafen war.