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Meine Kindheit fiel in eine Zeit, in der es für ein Kind nicht selbstverständlich war, die Eltern jederzeit spontan anzusprechen, denn nur allzu rasch handelte man sich die Rüge ein, "jetzt sprechen die Erwachsenen". Beim Essen herrschte für Kinder ohnedies ein striktes Redeverbot. In dieser wenig kommunikationsfördernden Atmosphäre war ich als Kind bestrebt, möglichst nur "wichtige" Aussagen zu machen und nur "vernünftige" Fragen zu stellen. So blieben manche wirklich interessanten Fragen ungeklärt: Ob die Königin dem hilfreichen Rumpelstilzchen das versprochene Kind nicht hätte überlassen müssen? Wieso der liebe Gott nicht wusste, wo sein verlorener Schemel war? Warum der dumme Hans als "Hans im Glück" bezeichnet wird? In diesem Märchenbuch habe ich es meinen unterdrückten Kindheitsfragen ermöglicht, sich neu zu stellen - und sie mir und allen interessierten Großen und Kleinen zu beantworten. Aber vielleicht findet ihr da und dort eine andere, eine bessere Antwort?
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Seitenzahl: 126
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Für Ylva, Cosima, Felix
Vorwort
Rumpelstilzchen
oder: Vom lieblosen Rechthaben
Des Kaisers neue Kleider
oder: Das Lächerliche der Eitelkeit
Dornröschen
oder: Die Reise in die Erlösung
König Drosselbart
oder: Der gebrochene Hochmut
Die Bremer Stadtmusikanten
oder: Ist Böses gegenüber Bösen recht?
Tischchen deck dich
oder: Vom blinden Vertrauen
Der alte Großvater und der Enkel
oder: Das gewonnene Mitgefühl
Der Gevatter Tod
oder: Die Folgen des Wortbruchs
Der Meisterkater
oder: Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?
Der selbstsüchtige Riese
oder: Eine Seelenentwicklung
Hans im Glück
oder: Die Zufriedenheit der Einfalt
Der Schneider im Himmel
oder: Vom Versuch, den 'Lieben-Gott' zu spielen
Der Mann im Mond
oder: Starrsinn macht unbeweglich
Die Schildbürger
oder: Den Dummen zu spielen, macht dumm
Das blaue Licht
oder: Von innerer Unordnung zur Ordnung
Seltsamer Spazierritt
oder: Die fehlende Eigenmeinung
Die Scholle
oder: Neid macht hässlich
Die Prinzessin auf der Erbse
oder: Von der Wehleidigkeit
Die zwei Brüder
oder: Wunder des inneren Lebenskampfes
Die kleine Meerjungfrau
oder: Das Gemüt sucht seine Seele
Ausklang
oder: Das Märchen in uns
Bildnachweis
Autorenverzeichnis
Meine Kindheit fiel in eine Zeit, in der es für ein Kind nicht selbstverständlich war, die Eltern jederzeit spontan anzusprechen, denn nur allzu rasch handelte man sich die Rüge ein, „jetzt sprechen die Erwachsenen." Beim Essen herrschte für Kinder ohnedies ein striktes Redeverbot.
In dieser wenig kommunikationsfördernden Atmosphäre war ich als Kind bestrebt, möglichst nur „wichtige“ Aussagen zu machen und nur „vernünftige“ Fragen zu stellen.
So blieben manche wirklich interessante Fragen ungeklärt:
Ob die Königin dem hilfreichen Rumpelstilzchen das versprochene Kind nicht hätte überlassen müssen; wieso der liebe Gott nicht wusste, wo sein verlorener Schemel war;
warum der dumme Hans als „Hans im Glück“ bezeichnet wird.
In diesem Märchenbuch habe ich es meinen unterdrückten Kindheitsfragen ermöglicht, sich neu zu stellen – und sie mir und allen interessierten Großen und Kleinen zu beantworten.
Aber vielleicht findet ihr da und dort eine andere, eine bessere Antwort?
P. G. Bernecker
Wien, im April 2024
nach einem Volksmärchen aus der Sammlung der Brüder Grimm
Nicht nur Märchenkönigstöchter sind oft schön. Denn gar nicht schlechter trifft es Handwerks-, Bauernkinder: Schönheit gibt es dort nicht minder! Nehmt hier diesen Müllermeister: Er war arm, doch froh umkreist' er in Gedanken und mit Blicken seine Tochter voll Entzücken. Sie war schön. Als einst der König mit ihm sprach, verwirrt' ein wenig sich sein Geist; er sagt' pathetisch (oder unbewusst prophetisch?): „Meine Tochter spinnt sogar Stroh zu Gold.“ – „Nun, wunderbar! Bring sie auf mein Schloss; am besten morgen gleich! Ich will sie testen!“ Auch das Mädchen schwieg verzagt. Heut hätt jedes Kind gesagt: „Herr, mein Vater ist von Sinnen!
Wer kann Gold aus Stroh gewinnen?“ Angstvoll vor des Königs Macht ward die Tochter hingebracht, dort, vom König selbst begleitet, zu der Kammer hingeleitet die zuvor mit Stroh gefüllt. (Endlich ein vertrautes Bild!) Unvertraut des Königs Wort: „Hier das Stroh – die Spindel dort; spinn mir nachts das Stroh zu Gold! Andernfalls dein Köpfchen rollt.“ Schloss die Türe zu und ging. Angst, ja Todesangst umfing jetzt das Mädchen, und sein Jammer klang verzweifelt aus der Kammer. Tut sich da der Türspalt auf? Wendet sich des Schicksals Lauf?
„Warum weinst du, Müllerskind?“ Klein und alt, wie Zwerge sind, stand ein Männchen in dem Raum. War es Wirklichkeit? War's Traum? Schluchzend klagte sie ihr Leid. „Gold aus Stroh? Ich weiß Bescheid – doch verlang ich einen Lohn!“ „Nimm es, es gehört dir schon!“ Gern gab sie ihr Halsband her. Schnurr ging's, schnurr – und immer mehr:
Spulen Goldes, die sich mehrten und den Raum vom Stroh entleerten. Früh am Morgen kam der König und erstaunte gar nicht wenig als er das Vollbrachte sah. Aber auch die Gier war da! Gier ist Krankheit, schwer zu heilen; sie verhindert faires Teilen, peitscht als Hunger jeden Sinn. Gier bleibt hungrig im Gewinn, denn sie giert, dass er sich mehre. Gier entspringt der Liebeleere. Daran krankt' des Königs Wesen. Wird die Schöne ihn erlösen? Neu stellt' er sie auf die Probe; neu bedrohte sie der grobe Herrscher, denn er wollt' sie zwingen, ihm noch mehr an Gold zu bringen. Noch viel größer war die Kammer als zuvor – und groß der Jammer! So wie in vergangner Nacht, hat der Zwerg das Werk vollbracht; ja, sein Können hat erneut sie aus größter Not befreit. Wieder drang er auf den Lohn und ging mit dem Ring davon.
Jetzt muss endlich Ruhe sein!
Doch des Königs Gier sagt „Nein!“ Diesmal war's ein großer Saal voller Stroh. „Bin dein Gemahl, wenn du mir's zu Golde spinnst!“ Denn er dachte an Verdienst: „Ist sie auch nur Müllersmaid – reicher hätt' ich nie gefreit, schafft sie mir doch Gold wie Heu.“ Wieder kam der Zwerg vorbei. „Ach, ich kann dir nichts mehr geben, nicht einmal mein armes Leben!“ Unser Männchen wusste Rat: „Bist du Königin im Staat, gibst du mir dein erstes Kind.“ Kam der Vorschlag zu geschwind? Hatte sie denn eine Wahl? Was zählt „Später“? Was „Einmal“?Jetzt ist Not; jetzt gilt Entscheiden! Sie sagt' „Ja“, konnt's nicht vermeiden. Schnurr – das Männchen spann dahin, machte sie zur Königin!
Als sie wirklich übers Jahr einen Königssohn gebar, war vergessen und verdrängt, dass der Knabe schon verschenkt – nicht verschenkt: vom Zwerg erworben (wenn er nicht bereits verstorben).
Da! Entsetzen, Unheil, Jammer, stand der Zwerg in ihrer Kammer! Fordert' unnachgiebig-hart, was ihm einst versprochen ward. Alles hat sie ihm geboten, Geld, Gold, Land – doch nichts vom Toten nahm er an! Es blieb sein Streben mit dem Menschenkind zu leben. Endlich hörte er auf's Flehn, doch nicht ernsthaft, wie wir sehn: „Musst dich von dem Kind nicht trennen, kannst du meinen Namen nennen. Deine Chance! Sei bereit – du hast nur drei Tage Zeit!“
Erster Tag: Die Mutter nannte alle Namen, die sie kannte. Zweiter Tag: Die Boten kamen, nannten viele seltne Namen, die sie vor dem Männchen las. Keiner passte; kein Wort saß! Letzter Tag: Ein Bote schildert: „In dem Grenzwald, der verwildert eine Tagesreise weit, sah ich in der Dämmerzeit einen Wichtel tanzen, springen, hörte ihn die Worte singen: 'Heute back ich, morgen brau ich,dann hol ich das Königskind! Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!'“
Siegessicher kam der Kleine, siegessicher fragt' ihn seine Gegnerin und Königin: „Kralawatschi?“ „Plodengrin?“ „Rumpelstilzchen??“ – Ha, das saß! Nicht im Ernst und nicht im Spaß hat der Zwerg sich das gedacht, was die Königin vollbracht! Haltlos fing er an zu schrein: „Das gab dir der Teufel ein!“ (denn auch Zwerge, Hexen, Geister fürchten ihn als bösen Meister.) Da der Zwerg 'sein' Kind verlor, lodert' wilder Zorn empor, stampfte auf – sein ganzes Beinfuhr tief in den Grund hinein! Zog den andren Fuß jetzt bei, packt' ihn – riss sich selbst entzwei!
Sagt, war das nicht ungerecht? Handelte die Mutter schlecht, ihm das Kindlein nicht zu geben? Sie versprach's doch für ihr Leben! „Was versprochen, muss man halten!“ – lehren uns das nicht die Alten? Ja, das gilt im Allgemeinen, aber hier, so will's uns scheinen, war das 'Ja' in Not erpresst – deshalb gilt's nicht! Das steht fest.
War das Rumpelstilzchen böse? Sicher nicht. Doch Seelengröße, unbelohnt im Notfall stützen, unentgeltlich andren nützen war ihm wirklich nicht gegeben. Herzensenge nahm sein Leben.
Wie erging's der Königin nach dem wilden Neubeginn? Wie verhielt sich ihr Herr König? Blieb die Gier? Wir wissen wenig. Nehmen wir das Beste an: Ihren liebeleeren Mannkonnte sie mit Lieb behandeln:Das ist Stroh in Gold verwandeln! Und der arme Müllersmann ahnte, was die Tochter kann.
nach einem Kunstmärchen von Hans Christian Andersen
Ein Kaiser gab vor vielen Jahren sein ganzes Geld für Kleidung aus. Ein eitler Pfau! Dem Herrscher waren die Staatsgeschäfte Last und Graus; er mied sie, galt doch seine Neigung der Kleiderkammer! Sonderbar, fast stündlich trug er neue Kleidung! Der Kaiser war ein Kleidernarr.
Zwei Gauner kamen in die Stadt. Sie ließen das Gerücht entstehen, sie webten kunstvoll – ja, man hat dergleichen Stoff hier nie gesehen. Ein Kleid daraus sei nicht nur schön – (gebt Acht, das klingt jetzt ganz unglaublich) es sei auch unsichtbar für den, der dumm ist oder amtsuntauglich! „Ja, solche Kleidung will ich tragen“ bedacht' der Kaiser, „und erkennenden guten Amtmann – ohne Fragen; könnt Dumme von den Klugen trennen!“ Der Kaiser gab erwartungsfroh den beiden Handgeld im Voraus. Sie webten? Nein, sie taten so – kein Stoff, nur Leere kam heraus. Und doch verlangten sie sehr dreist die feinsten Gold- und Seidenfäden, die sie behielten, was beweist, Betrügerei verursacht Schäden!
„Wie weit ist wohl der Stoff gediehn?“ hört' man den Kaiser manchmal brummen. Ihm war auch bang; das Kleid für ihn blieb unsichtbar den Faulen, Dummen! „Für mich wird alles prächtig enden, doch um zu wissen, wie es geht, will ich den Staatsminister senden, der klug ist und sein Amt versteht.“ Soweit der Kaiser. In der Stadt war man begierig, zu erfahren welch Kräfte dieser Stoff wohl hat und auch, wie dumm die Nachbarn waren.
Der Staatsmann trat bald in den Saal der Weber, sah die Webestühle – sie waren leer. Mit einem Mal empfand der Arme die Gefühle
Befremden und Beklommenheit. Er riss die Augen auf – es war schlicht nichts zu sehen! Hoch erfreut empfing ihn das Betrügerpaar, hat auf das Webgestell gewiesen, gebeten, nah heranzukommen, um Farben, Muster zu genießen. Doch er – er hat nichts wahrgenommen. Das aber hat er nicht gesagt! „Ach Gott, bin ich am Ende dumm?“ hat er sich insgeheim gefragt. „Amtsungeeignet? – Pssst! Darum darf niemand andrer auch nur ahnen, dass ich den Stoff nicht sehe.“ – „Nun? Sie sagen nichts?“ hört' er sie mahnen, und der Minister musste tun als ob er sähe, sich erfreue: „Oh allerliebst, welch Muster, Farben! Ich meld dem Kaiser all dies Neue!“
Er kehrte heim, und sie erwarben mehr Seide, Gold und Geld fürs Weben – behielten's abermals für sich! (Der Kaiser musst es gratis geben.) Nicht allzu lang danach beschlich den Kaiser Ungeduld. Er sandte erneut zum Paar, das jetzt beglückt sich auch an diesen Staatsmann wandte.
Auch dieser zeigte sich entzückt; er heuchelte erfreutes Staunen und pries den Stoff! Der Kaiser strahlte. Die ganze Stadt durchzog ein Raunen und Fragen, was man davon halte? Der Kaiser wollte selber sehen: „Die Pracht zu schauen, wird sich lohnen!“ In dem Gefolge sah man gehen die zwei verschwiegnen Amtspersonen. Und alle sahn die Weber weben – doch ohne Faser, ohne Faden. Hier weckte niemand Kunst zum Leben! Denn Kunst erwächst in hohen Graden aus Können, Fleiß. Genie ist Rest. „Ist das nicht prächtig, Majestät? Design, Stoff, Farben – welch ein Fest dem allerhöchsten Auge! Seht!“ So sprachen seine beiden „Treuen“ und zeigten in das Nichts hinein. Denn beide dachten sich: „Erfreuen soll sich der Herr an dem, was sein. Dass ich nichts sehe, sei verschwiegen – ich gält den Sehenden als dumm! Drum gilt's den Anstand zu besiegen; ums Heucheln komm ich nicht herum.“
Der Kaiser aber dachte: „Was? – Ich sehe gar nichts! Welch ein Schreck!Bin ich denn dumm? Vielleicht hat das, was ich vollbringe keinen Zweck?“ Den Webern sagt' er: „Hübsch! Erfreut! Gerecht ist's, dass ihr Lob vernehmt!“ Doch innere Zufriedenheit empfand er nicht – er war beschämt. Und alle um den Kaiser schauten, den Blick so scharf als ob er schürfe, bis sie den Augen nicht mehr trauten. Man sagte: „Schööön!“– Erwog: „Bedürfe es da noch einer eignen Sicht? Der Kaiser sagt's – er wird nicht irren; die andern sehen's auch – ich nicht. Ich pflichte bei. Wozu blamieren?“
Der Kaiser trage, schlug man vor, das Kleid beim Staatsfest, das nicht fern, wenn er die Prozession durchs Tor zum Stadtplatz führt. Er hört' es gern, verlieh den Webern, deren List wir als betrügerisch erkennen, das Ehrenkreuz. Das Beste ist: „Hofweber“ durften sie sich nennen! Sie werkten in der Nacht vorm Fest im Licht, das sechzehn Kerzen geben und jedem Einblick nehmen lässt. Es schien als ob sie etwas heben – der Stoff, entfernt vom Webgestühl,ward hochgehalten! Und mit Scheren, behutsam und mit viel Gefühl, zerschnitten sie den Raum, den leeren, um dann mit Nadeln ohne Faden das Unsichtbare zu vollenden.
Es tagte. Gunst, Gefolge, Gnaden, das alles zählt zu den Beständen der Majestät, die jetzt erschienen. Die Weber standen schon bereit, den hohen Kunden zu bedienen: Sie legten mit Beflissenheit dem Kaiser seine Kleidung an, benannten gestenreich die Stücke und täuschten damit jedermann. „Sie sind so leicht, wie eine Lücke im Spinngewebe! Man vergisst, dass man sie trägt – fast nicht dran glaubt! Das macht die Schönheit, wie sie ist!“ Ein „Ja“ ertönt'. (Wär „Nein“ erlaubt?)
Der Kaiser drehte sich bespiegelt, den alten Anzug abgelegt, im neuen Look. Es war besiegelt, dass er die neuen Kleider trägt! „Wie gut sie kleiden! Herrlich passen! Wer sah solch Farben, Muster schon?“ – vernahm er ringsum. Froh, gelassenbegab er sich zur Prozession. Die Kammerherrn, dazu bestimmt, des Kaisers Schleppe nachzutragen, sie taten so, wie sich's geziemt und wagten nicht, ein Wort zu sagen. Das Volk an Fenstern, auf der Straße – der Kaiser unterm Baldachin. Begeisterung erfasst' die Masse: „Des Kaisers Kleider! Seht doch hin! Wie prachtvoll! Einfach unvergleichlich!“ Das Glücksgefühl war übergroß und jedermann genoss es reichlich. Zwar sah man nichts – wen stört' das bloß? Ein kleines Kind! Es sagte klar: „Der Kaiser hat ja gar nichts an!“ Man horchte auf, man nahm jetzt wahr der Unschuld Stimme! Es begann ein Murmeln, Zischeln. Schließlich rief das ganze Volk: „Er hat nichts an!“
Verletzte das den Kaiser tief? Das Schicksal kam ihm zwar jetzt grob – doch er, nicht lebensunerfahren, bewahrte Gleichmut, tat „als ob“, um würdevoll den Schein zu wahren. So war er Opfer, war auch schuldig; er wusste wohl, man lacht ihn aus,doch hielt er stand, gab sich geduldig, schritt gravitätisch-nackt nach Haus.
Nach einem Volksmärchen aus der Sammlung der Brüder Grimm
Ein Königspaar sprach Tag für Tag voll Trauer, die in beiden lag: „Ach, wenn wir doch ein Kindlein hätten!“ Doch bloßes Wünschen bringt kein Retten aus einer Not – man muss was tun! Die Königin begriff's, denn nun geschah's – und das war wundersam – dass ein Prophet ihr nahe kam – im Bad! Gleich war Vertrauen da,so dass sie fühlte, geistig sah, was er verhieß: „Es wird geschehn, in Eurem Leib ein Kind entstehn; seid kreativ! Es ist nicht schwer!“ Sie nahm es an - und andres mehr.
Sie eilt' zum König, sagte: „Grad kam ein Prophet zu mir ins Bad; sein Wort hat meinen Leib gesegnet; wär ich doch früher ihm begegnet!“ „Ein Mann? – Im Bad? – Und prophezeit?!“ Der König schien nicht so erfreut wie sich die Königin gedacht. „Kein Mann – ein Frosch!“ - rief sie und lacht'. „So, so – ein Frosch... Wie ist sein Name?!“ „Nun … Gabriel “– scherzt' keck die Dame. Dem König schien das märchenhaft: „Ein Frosch im Bad wirkt Schwangerschaft?“ Die Königin zum König: „Nun,