Aaron Douglas Bedeutung für die Harlem Renaissance - Anna-Lena Storch - E-Book

Aaron Douglas Bedeutung für die Harlem Renaissance E-Book

Anna-Lena Storch

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Beschreibung

Magisterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Amerikanistik - Kultur und Landeskunde, Note: 2,0, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Beschäftigt man sich mit der Person von Aaron Douglas, so wird schon nach kürzester Zeit klar, dass es sich hier um eine wirkliche Ausnahmeerscheinung handelte. Seine Kunst, beziehungsweise seine Art der Darstellung war sozusagen der Beginn einer neuen Ära für die zukünftigen Illustrationen von Schwarzen in Kunst und Medien. Er kreierte etwas noch nie Dagewesenes, indem er sich von den gängigen Stereotypen wegbewegte und einen neuen Charakter, nämlich den New Negro schuf. Douglas hat dadurch maßgeblich zu einer positiveren Darstellung von Afroamerikanern beigetragen. Er fand einen Weg, mit seiner Kunst auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen und wollte zugleich zu einem sozialen Wandel auffordern. Und damit schaffte er etwas, das vor ihm kein anderer afroamerikanischer Künstler erreicht hatte, nämlich die afroamerikanische Kunst publik zu machen. Umfangreiche Darstellung mit zahlreichem Bildmaterial und Interpretationen von Aaron Douglas und anderen Künstlern.

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Biographie
3. Die Harlem Renaissance Bewegung und The New Negro
3.2. Ziele und Ideen der Bewegung
3.3. Exkurs
3.4. Verbreitung des Images des New Negro
3.5. Weißes Interesse an schwarzer Kunst
4. Aaron Douglas’ revolutionärer Malstil und dessen Bedeutung
4.1. Anfänge und Beeinflussung
4.3. Weiterentwicklung des Malstils in Douglas’ Wandgemälden
5. Aaron Douglas und die Harlem Renaissance
5.1. Douglas’ Verständnis der neuen schwarzen Identität
5.2. Darstellung des New Negro durch Inbetweenism
6. Vermächtnis von Aaron Douglas und der Harlem Renaissance

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Aaron Douglas Bedeutung für die

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1. Einleitung

Beschäftigt man sich mit der Person von Aaron Douglas, so wird schon nach kürzester Zeit klar, dass es sich hier um eine wirkliche Ausnahmeerscheinung handelte. Seine Kunst, beziehungsweise seine Art der Darstellung war sozusagen der Beginn einer neuen Ära für die zukünftigen Illustrationen von Schwarzen in Kunst und Medien. Er kreierte etwas noch nie Dagewesenes, indem er sich von den gängigen Stereotypen wegbewegte und einen neuen Charakter, nämlich denNew Negroschuf. Douglas hat dadurch maßgeblich zu der positiveren Darstellung von Afroamerikanern beigetragen. Er fand einen Weg, mit seiner Kunst auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen und wollte zugleich zu einem sozialen Wandel auffordern. Und damit schaffte er etwas, das vor ihm kein anderer afroamerikanischer Künstler erreicht hatte, nämlich die afroamerikanische Kunst publik zu machen.

Es stellt sich in diesen Tagen häufiger die Frage, ob es ohne das Ausnahmetalent Aaron Douglas schon im Jahre 2008 möglich gewesen wäre, dass ein Afroamerikaner Präsident der Vereinigten Staaten hätte werden können. Während des Wahlkampfes wurde mehrfach betont, dass die Werbekampagne von Barack Obama die wohl Beste und Aufwendigste in der amerikanischen Geschichte gewesen sein soll. Tatsächlich wurden sämtliche Medien in den Wettkampf integriert, wie man es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte. Vor allem das Internet, welches erstmals auch für die Präsidentschaftswahl genutzt wurde, soll entscheidend zu dem Sieg des Afroamerikaners beigetragen haben. Betrachtet man Obamas Homepage, wird stets ein stolzer, selbstbewusster und gebildeter Afroamerikaner gezeigt, der Amerika in eine neue Ära führen soll (http://www.barackobama.com/index.php). Aaron Douglas hatte dazu die Grundlage geschaffen, vor seiner Zeit existierten derart positive Darstellungen nicht. Es steht hier durchaus die Frage im Raum, ob ein solch historischer Moment, wie er sich im November 2008 zugetragen hatte, ohne den Künstler und ohne die Harlem Renaissance möglich gewesen wäre? Natürlich ist das schwierig zu beantworten, aber es kann nicht von der Hand gewiesen werden, dass der Beitrag, den Douglas zum einen für dasNew Negro Movement,zum anderen aber auch für die gesamte schwarze Bevölkerung in Amerika geleistet hat, von großer Bedeutung war und dass es so etwas zuvor noch nicht gegeben hatte. Vermutlich hätte es eines Tages jemanden anderen gegeben, der womöglich wie Douglas ein Medium gesucht und gefunden hätte, um auf die Missstände der Afroamerikaner aufmerksam zu machen. Das Besondere bei Douglas war allerdings, dass eine ganze Bewegung und

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insbesondere drei Männer, nämlich Winold Reis, Charles S. Johnson und W.E.B. Du Bois, hinter ihm standen, die ihn sowohl moralisch als auch finanziell unterstützten. Daneben hatte Douglas wohl auch einfach nur das Glück, dass er den Geist der Zeit getroffen hat und im richtigen Moment am richtigen Ort gewesen ist. Was ist nun das Besondere und Neue an Aaron Douglas’ Kunst, dass man ihn auch als den Vater der afroamerikanischen Kunst bezeichnet? Zu Beginn dieser Arbeit wird auf das Leben des Künstlers eingegangen und es werden besonders die Punkte herausgearbeitet, die für sein späteres künstlerisches Schaffen von Bedeutung waren. Danach wird die Bewegung der Harlem Renaissance mit ihrer Ideologie desNew Negroetwas näher erläutert, welche Ziele dahinter steckten und warum sie so wichtig für die afroamerikanische Kultur gewesen ist. Das Hauptaugenmerk soll jedoch auf der Erarbeitung der drei nachfolgenden Punkte liegen, nämlich, was genau den revolutionären Malstil des Künstlers ausmacht, warum Aaron Douglas fürThe New Negro Movementsolch eine entscheidende Rolle gespielt hat und warum der Einfluss des neuerschaffenen Bildes von Aaron Douglas bis heute spürbar ist.

2. Biographie

Aaron Douglas wurde am 26. Mai 1899 als Kind von Elizabeth Ross und Aaron Douglas in Topeka in Kansas geboren. Im Gegensatz zu seinen Brüdern und Schwestern hatte er schon sehr früh ein starkes Verlangen nach Bildung entwickelt, und obwohl seine Familie ständig finanziellen Problemen ausgesetzt war, ermöglichtem es ihm seine Eltern, eine höhere Schullaufbahn zu genießen als seine restlichen Geschwister. Schon in jungen Jahren hegte er eine große Faszination für die Kunst. Das hatte er vor allem seiner Mutter Elizabeth zu verdanken, da diese gelegentlich von umherziehenden Künstlern Unterrichtsstunden nahm. Douglas selbst sagte von sich, dass er ihr in seiner Kindheit stundenlang beim Malen zusehen konnte ohne sich zu langweilen, und obwohl er damals natürlich noch kein Gespür für das Zeichnen besaß, haben ihm die farbenfrohen Stillleben seiner Mutter so sehr gefallen, dass der Wunsch in ihm aufkam, eigene Bilder zu kreieren. Als Elizabeth die Begeisterung ihres Sohnes bemerkte förderte und unterstützte sie ihn fortan. Douglas erinnerte sich beispielsweise daran, dass seine Mutter stets seine Bilder im Haus aufhängte und dass sie ihm häufiger Kunstzeitschriften mitbrachte, die er stundenlang betrachten konnte, ohne sich dabei zu langweilen. Im Jahre 1917 machte Douglas mit

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18 Jahren seinen High School-Abschluss in Topeka. Er arbeitete zuerst in einer Glasfabrik, zum einen, um Geld zu verdienen, zum anderen, weil er sich selbst noch nicht als reif genug für das College sah.1Ein Jahr später jedoch ging er schließlich nach Lincoln, um an derUniversity of Nebraskabildende Künste zu studieren.2In einem späteren Interview sagte der Künstler, dass ihm diese Entscheidung keineswegs leicht gefallen ist. Er war hin- und hergerissen, ob er Rechtswissenschaften oder Kunst studieren soll. Die Vorteile eines Anwaltes waren neben einem guten Verdienst auch ein soziales Ansehen. Beides war zu dieser Zeit für einen Afroamerikaner nicht selbstverständlich, Diskriminierung und Benachteiligung standen an der Tagesordnung. Dadurch erschien diese Option natürlich mehr als reizvoll. Doch letzten Endes hörte der junge Afroamerikaner auf seine innere Stimme und ließ sich nicht entmutigen, auf die Kunstschule zu gehen:

But the most important hurdle was neither poverty nor provincialism but the fact that Aaron Douglas was an African-American at a time when most whites expected blacks to be either servants or menial laborers, segregation ruled much of the country, and its most horrible outgrowth, lynching, was not an uncommon event in America. In such a time of restraints and repression, even the idea of a black man becoming an artist seemed preposterous. Remarkably, Douglas was not discouraged. (Kirschke 1995, 1)

Für die damalige Zeit war es schlichtweg nicht normal, als Schwarzer einen derartigen Berufswunsch zu hegen. Doch Douglas wehrte sich gegen alle Konventionen und Einstellungen und kämpfte für seinen Traum: eines Tages als Künstler zu arbeiten. Douglas besaß während seines Studiums in Lincoln sehr viel Ehrgeiz und arbeitete hart. Sein Fleiß wurde schon bald belohnt, denn 1922 legte er erfolgreich den Bachelor in den Bildenden Künsten ab. Nach seinem Studium war er zunächst als Kunstlehrer an der Lincoln High School in Kansas City tätig, doch insgeheim hoffte er, schon bald den Master machen zu können. Aber leider hatte er diesen erweiterten Studiengang nicht an seiner alten Universität belegen können, da es solch einen zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Nebraska gab. Infolgedessen kündigte er 1925 seine Stelle an der High School und machte sich auf den Weg in Richtung New York, seinerzeit die Stadt mit der höchsten schwarzen Bevölkerungsdichte in der westlichen Welt. Einer der Gründe, warum es ihn ausgerechnet in diese Stadt zog, bestand darin, dass

1Diese Erfahrungen, die er in dieser Fabrik gemacht hatte, ist für Kirschke eine Erklärung, warum Aaron Douglas in seinen Gemälden immer wieder das Thema der afroamerikanischen Arbeiterklasse aufgegriffen hat (1995, 5/6).

2Da niemand in seiner Familie zuvor eine höhere Schulbildung genossen hatte, hatte Douglas demzufolge wenig Ahnung von dem Universitätsleben. So kam es, dass er in Lincoln ganze zehn Tage zu spät zum Unterrichtsbeginn und ohne irgendwelche Papiere oder Empfehlungsschreiben seiner alten Schule erschien. Doch nichtsdestotrotz wurde er an der Universität angenommen, was sich im Nachhinein bekanntlich nicht als ein Fehler herausstellen würde.

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Douglas sich wünschte, dort Gleichgesinnte zu finden, die wie er nach einer rassenbewussten Gemeinschaft suchten. Denn als ein gebildeter Afroamerikaner in einer ländlichen Gegend fühlte man sich häufig sehr allein und isoliert, was der angehende Maler häufig zu spüren bekam. Douglas’ ursprünglicher Plan war es allerdings, nur einen kurzen Aufenthalt in New York einzulegen und anschließend nach Paris weiterzureisen, das man auch gerne als „the capital of the art world“ (Kirschke 1995, 11) bezeichnete. Doch als er in Harlem angekommen war, wurde er von verschiedenen Personen ermutigt, in New York zu bleiben. Vor allem Ethel Ray Nance, welche Douglas bereits in Kansas City kennengelernt hatte, kann man als eine Schlüsselperson für seine Entscheidung sehen. Denn sie war es, die Douglas zu seinen ersten Auftragsarbeiten verhalf, nämlich die Titelblätter fürUrban LeagueundOpportunityanzufertigen, zwei der wichtigsten Magazine der Harlem Renaissance Bewegung. Dieses Angebot konnte der Künstler natürlich nicht ausschlagen, denn bereits Jahre zuvor hatte der Afroamerikaner angefangen, diese Zeitschriften regelmäßig zu lesen: „The poems and stories, and to a lesser degree the pictures and illustrations were different. The poems and other creative works werebyNegroes andaboutNegroes,“ (Kirschke 1995, 8) so der Künstler in einem Interview. Das war für das frühe 20. Jahrhundert etwas völlig Neues, da sich die Magazine auf afroamerikanische Kunst ausgerichtet hatten. Und Douglas wurde bereits früh in ihren Bann gezogen.

1925 machte der junge Künstler noch eine weitere, für seinen späteren Werdegang bedeutungsvolle Bekanntschaft, denn er wurde mit dem Maler Fritz Winold Reiss bekannt gemacht. Douglas war von dem süddeutschen Auswanderer, welchen er durch dessen Illustrationen inSurvey GraphicundOpportunitybereits kannte, fasziniert, da dieser in seinen Werken Schwarze als neutrale Geschöpfe darstellte und zudem häufig ein afrikanischer Einfluss spürbar war.

Im Herbst des gleichen Jahres erhielt Douglas dann ein Stipendium an derWinold Reiss School of Artund somit wurde der Deutsche zwei Jahre lang zu seinem Lehrer und Mentor. Reiss forderte seinen Schüler in den nachfolgenden Jahren immer wieder dazu auf, sein kulturelles Erbe, das heißt seine afrikanische Vergangenheit, die dem jungen Künstler gänzlich unbekannt und fremd war, nicht zu verstoßen. Er ermutigte Douglas fortwährend, stolz darauf zu sein, dass er ein Afroamerikaner war, dessen Wurzeln in Afrika liegen. Der junge Maler sollte sich davon inspirieren lassen und sollte diese neugewonnene Inspiration in seinen Werken verarbeiten. Der Deutsche war von Beginn an von seinem neuen Schützling sehr angetan, äußerte sogar, dass

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Douglas „a young artist of great promise with a marvelous flowing imagination“ (Knappe, 210) sei.

Douglas lernte gegen Ende des Jahres zudem noch den Redakteur derCrisis,William Edward Burghardt Du Bois kennen, woraufhin er ab 1926 nicht nur für dieOpportunity,sondern nun auch für dieses Magazin das Titelblatt gestaltete. Im November 1925 erschien Alain Lockes WerkNew Negro,welches sechs Bilder von Aaron Douglas beinhaltete und jener zugleich der einzige schwarze Künstler ist, der seinen Beitrag zu diesem äußerst wichtigen Buch für die Harlem Renaissance beigesteuert hat. Es wird deutlich, wie wichtig und richtungweisend das Jahr 1925 rückblickend für den Maler war.

Das Erstaunliche war, dass es von Beginn an eine große Nachfrage an Douglas’ Kunst gab, was wohl daran lag, dass seine Werke stets in der Öffentlichkeit präsent waren. Schon nach kurzer Zeit konnte er die Titelseiten der wichtigsten Magazine der Bewegung illustrieren und zudem leistete er bei der bildlichen Gestaltung vonThe New Negro: An Interpretationseinen Beitrag. Den Erfolg von Douglas kann man aber auch mit dem Bedürfnis nach einem geistigen und sozialen Wandel in Amerika Anfang des 20.Jahrhunderst begründen, den der Maler durch seine avantgardistische Kunst bildlich umsetzte, welche genau den Nerv der Zeit traf:Later in life Douglas looked back on this time in his career with a mix of amazement and wonder at the speed with which his work was accepted. Noting that his early work could hardly be called “masterful,” Douglas recognized that his quick acceptance reflected the need felt by black leaders [...] for visual art that reflected an authentic black voice. His art, Douglas recalled in a later speech, was a “heaven-sent answer to some deeply felt need for this kind of visual imagery. As a result, I became a kind of fair-haired boy and was treated in some ways like a prodigal son. I began to feel like the missing piece that all had been looking for to complete or round out the idea of the Renaissance.” (Kirschke 1995, 68)

Douglas’ Stil war das, wonach die Gründungsväter der Renaissance gesucht hatten. Der schnelle Erfolg des Künstlers spiegelte nicht nur die Qualität seiner Gemälde wider, nach Aussagen des Malers empfand er sie selbst nicht gerade sehr anspruchsvoll, sondern zeigt daneben auch die Notwendigkeit einer neuen Darstellungsform für die afroamerikanischen Gesellschaft im 20. Jahrhundert, die sich selbstverständlich als stolz und selbstbewusst im Leben und in der Kunst sehen wollte (Kirschke 1995, 68). In den kommenden Jahren stieg die Nachfrage nach Douglas’ Werken weiterhin an. Er illustrierte Zeitschriften und Buchumschläge diverser Autoren, seine Bilder wurden in Museen ausgestellt und er versah öffentliche Gebäude mit seinen Motiven in Form von Wandgemälden. So gestaltete er 1930 die Räume der Bibliothek derFisk

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University,an der auch später selbst unterrichten wird. Aaron Douglas hatte es nicht nur geschafft, sich innerhalb kürzester Zeit in New York, sondern auch in weiten Teilen Amerikas als Künstler zu etablieren. Von 1931 bis 1932 lebte der Afroamerikaner für ein Jahr in Paris, wo er an derL’Académie Scandinavestudierte.3Am 20. Mai 1933 wurde Douglas erste eigene Ausstellung in derCaz Delbo Galleryin New York eröffnet, was selbstverständlich einen weiteren Meilenstein in seiner Künstlerkarriere darstellte.

Ab 1937 unterrichtet Aaron Douglas dann an derFisk University,eine Universität, die ursprünglich nur für Afroamerikaner gedacht war. Dort organisierte der Künstler nicht nur zahlreiche Ausstellungen, sondern gründete auch dasArt Department.41944 machte Douglas endlich den langersehnten M.A. an demColumbia University Teachers Collegein New York. 1956 stellte ein ganz besonderes Jahr für Douglas dar, denn er unternahm mit seiner Frau und dem befreundetem Ehepaar Goens, deren Zuhause er zuvor mit Bildern und Wandgemälden bereichert hatte, eine Reise nach Europa und Westafrika. Es sollte die erste, zugleich aber auch die letzte Reise nach Afrika für ihn gewesen sein, auch wenn er ein paar Jahre später die feste Absicht hatte, erneut zurückzukehren, um das Land seiner Vorfahren besser kennenlernen zu können. Während dieser Reise besuchte er Dakar im Senegal, Accra in Ghana und Lagos in Nigeria. Leider musste er 1958 einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Seine Frau Alta, mit der er seit 1926 verheiratet war, starb unerwartet am 29. Dezember. Das nachfolgende Jahr sollte ein eher unproduktives, ruhiges Jahr für ihn werden. Im Sommer 1966, im Alter von 67 Jahren, verabschiedete sich Douglas von derFisk University,an der er über 29 Jahre unterrichtet hatte.5Am 2. Februar 1979 erlag der Künstler im Alter von fast 80 Jahren einer Lungenembolie in einem Krankenhaus in Nashville (Knappe, 207-227; Kirschke 1995, 1-24).

3Auch in der französischen Hauptstadt war er als Illustrator und Maler tätig, einige seiner Werke wurden auch dort in Museen veröffentlicht.

4W.E.B. Du Bois, einer der wichtigsten Köpfe der Harlem Renaissance war Jahre zuvor an dieser Universität als Student eingeschrieben.

5Obwohl Douglas bereits im Ruhestand war, blieb er der Universität erhalten und organisierte unter anderem Ausstellungen und Veranstaltungen desArt Departments.

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3. Die Harlem Renaissance Bewegung undThe New Negro3.1. Entstehungsgeschichte

Als Harlem Renaissance bezeichnet man eine Bewegung afroamerikanischer Künstler, die zu Beginn überwiegend aus Literaten und Intellektuellen bestand. Heute ist die Gruppierung bei Historikern auch alsThe New Negro Movementgeläufig und dafür bekannt, dass nicht nur die Literatur, sondern auch Dichtung, Tanz, Musik, und die bildenden Künsten wichtige Bestandteile waren: „Artists and intellectuals played key roles in the creation of these nationalist movements, emphasizing culture and language to strengthen national identity and liberate their peoples from the psychology of colonial dependency,” so Kirschke in ihrem WerkAaron Douglas: Art, Race, and The Harlem Renaissance(16). Die Symbiose von Künstlern und Intellektuellen stellte sich als sehr erfolgreich heraus, da nicht nur auf geistiger, sondern auch auf visueller Ebene für die Emanzipation des schwarzen Volkes gekämpft wurde. Die Bewegung entstand in New York, genauer in Harlem, welches im frühen 20. Jahrhundert zwar als der ärmste, aber zugleich auch als der lebendigste Stadtteil galt. Möchte man die Renaissance genau datieren, so gestaltet sich das schwierig, denn bis heute ist man sich nicht über den Beginn und das Ende dieser Bewegung einig. Doch bevor versucht wird, diesen Fragen nachzugehen, soll geklärt werden, warum ausgerechnet der New Yorker Stadtteil Harlem so bedeutend war, dass er als das Mekka desNew Negrobezeichnet wurde.

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts zogen viele Afroamerikaner in Richtung Norden, was auch unter dem TitelThe Great Migrationbekannt ist. Die starke Zuwanderung in die nördlichen Industriestädte wie New York, Cleveland, Chicago, Detroit oder Philadelphia lässt sich durch die damaligen wirtschaftlichen und sozialen Umstände erklären. Besonders der Mangel an Arbeitskräften machte den Norden Amerikas für die schwarze Bevölkerung attraktiv. Das Defizit an Arbeitskräften kam aufgrund einer Einwanderungsbegrenzung und der stetigen Nachfrage an Soldaten während des ersten Weltkrieges zustande. Hinzu kommt, dass der Durchschnittslohn dort bis zu dreimal höher war, als in den südlichen Städten. In Colemans BuchCarl Van Vechten and The Harlem Renaissancewird die Diskrepanz zwischen den Löhnen im Süden und im Norden deutlich. In New York verdiente ein Schwarzer im Durchschnitt etwa 4,50 Dollar, im Süden dagegen nur etwa 75 Cent, bis maximal

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einen Dollar. Und obwohl das Leben im Norden wesentlich teurer war, blieb am Monatsende trotzdem mehr übrig (Hillstrom, 9).

Segregation und die ständige Angst vor Gewalt machten das Leben im Süden beinahe unerträglich und waren weitere Gründe für die Migration in Richtung Norden. Nicht selten wurden in den Südstaaten Schwarze gelyncht und ohne richterliches Urteil ermordet. Zusätzlich erschwerten und beeinträchtigten dieJim Crow Lawsdas Leben im Süden drastisch, denn durch diese Rassentrennungsgesetze wurde das Zusammenleben zwischen Schwarz und Weiß beispielsweise durch abgetrennte Bereiche in der Öffentlichkeit für die eine oder andere Rasse streng reglementiert. Doch für Alain Locke, einem wichtigen Vertreter der Harlem Renaissance, ist ein anderer Aspekt des afroamerikanischen Exodus von großer Bedeutung:The tide of Negro migration, northward and city-ward, is not to be fully explained as a blind flood started by the demands of war industry coupled with the shutting off of foreign migration, or by the pressure of poor crops coupled with increased social terrorism…. Neither labor demanded, the boll weevil nor the Ku Klux Klan is a basic factor, however contributory any or all of them may have been. The wash and rush of this human tide on the beach line of the northern city centers is to be explained primarily in terms of a new vision of opportunity, of social and economic freedom, of a spirit to seize, even in the face of an extortionate and heavy toll, a chance for the improvement of conditions. With each successive wave of it, the movement of the Negro becomes more and more a mass movement toward the larger and the more democratic chance. (Locke, 6)