Adlerjunge - Rodney Bennett - E-Book

Adlerjunge E-Book

Rodney Bennett

4,9

Beschreibung

Die Bewohner eines kleinen böhmischen Dorfes leiden unter dem despotischen Burgherrn und an Hunger. Für die große Not wird der verkrüppelte Stephan verantwortlich gemacht und deshalb verfolgt. Drei Helfer begleiten den Jungen auf der Flucht vor den Dorfbewohnern: der gewissenhafte Müller Petr, der weise Eremit Bartholomäus und – ein Adler.

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Sammlungen



Rodney Bennett

ADLERJUNGE

Aus dem Englischen von Bettine Braun

Verlag Freies Geistesleben

INHALT

ERSTER TEIL: AUSGESETZT IN DEN BERGEN

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

ZWEITER TEIL: VOM WALD IN DIE BURG

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 25

NACHTRAG

Über den Autor

Impressum

Leseprobe

Newsletter

ERSTER TEIL:AUSGESETZT IN DEN BERGEN

KAPITEL 1

«Ich sage euch, an allem ist nur der Sohn des Holzfällers schuld.»

«Ihr meint, seinetwegen ist alles so gekommen?»

«Nicht nur das – er hat uns verhext.»

«Verhext?»

«Was sagt Petr dazu?»

«Sag schon, Petr!»

«Lasst Petr sprechen!»

Diese Rufe galten einem stämmigen Mann mittleren Alters, der auf einem rohen Schemel saß. Hinter ihm stand seine Frau; sie war ruhig und scheu und sah ängstlich auf ihren Mann, der zögernd seinen grauen Bart strich. Sein sorgenvoller Blick glitt über die vielen Gesichter, die von den flackernden Kienspänen ringsum beschienen wurden – bleiche und geisterhafte Gesichter in diesem vom Qualm des offenen Feuers und vom Geruch so vieler dicht gedrängter Menschen erfüllten kleinen Raum.

In dem Dorf Bletz wohnten wenig mehr als zweihundert Menschen in geduckten, strohgedeckten Häusern aus Holz und Lehm. Viele davon waren nur ärmliche Hütten, die ihre Bewohner kaum vor dem rauen Winter zu schützen vermochten. Petrs Haus war größer als das der meisten, aber wie die anderen bestand es nur aus dem Raum, in dem die Menschen wohnten, einem Stall für die Tiere im Winter und einem Vorratsspeicher darüber. Keines der Häuser hatte Fenster, und zum Heizen und Kochen gab es nichts als ein offenes Feuer inmitten des Wohnraums und eine Öffnung im Dach darüber, durch die der Rauch abziehen konnte.

Nur in der Burg von Bletz, einer abweisenden steinernen Festung, die auf einem hoch aufragenden Felsen jenseits des Flusses thronte, wohnte jemand, der Fenster hatte, allerdings ohne Glas, und offene Kamine mit Rauchfängen.

Durch die Gucklöcher in den Befestigungsmauern konnte man ungehindert über eine weite Ebene mit Feldern, Weiden und vielen Morgen wilder Kiefernwälder schauen. An klaren Tagen sah man hinter den Wäldern im Dunst die fernen Berge. Nur selten fand ein Fremder den Weg nach Bletz, und jeder Ankömmling erregte großes Aufsehen. An diesem kalten Novemberabend aber hätte ein Reisender zu Fuß oder zu Pferd völlig unbemerkt ins Dorf kommen können, denn in dieser Stunde hatten die Leute von Bletz nur Augen für Petr.

Er war der Müller von Bletz und der Dorfvorsteher. Die anderen hatten ihm dieses Amt übertragen, weil sie seine Weisheit und seine sicheren und klugen Entscheidungen achteten. Sie konnten darauf vertrauen, dass er jeden Streit mit aufrichtigen und gerechten Worten beilegte; er hatte sich im Laufe vieler Jahre als Vorkämpfer ihrer angestammten Rechte bewährt und sich hartnäckig gewehrt gegen alle Versuche ihres Lehnsherrn Graf Boleslav, seine Macht und seinen Reichtum noch zu vermehren. Nun aber hofften sie mehr als je zuvor auf Petrs Führung. In diesem Sommer war die Ernte schlecht gewesen, und sie hatten in den letzten beiden Monaten nur kümmerlich zu essen gehabt. Gerüchte gingen um; alle fürchteten den Hungertod. Petr selbst hatte sie zusammengerufen, damit sie ihre Ängste äußern konnten, und nun hatte die Aussprache eine gefährliche Wendung genommen.

Wenn er diese vielen angstvollen, hungrigen Gestalten in ihren zerlumpten Kleidern vor sich sah, war es Petr nur zu deutlich, dass sie darauf aus waren, einen Sündenbock als Ursache für ihre Not zu finden.

«Die Anklage wiegt schwer, die du gegen das Kind des Holzfällers erhebst, Hans», begann er langsam mit seiner tiefen Stimme. Er sprach zu einem breitschultrigen Mann mit zottigem schwarzem Haar und langem schwarzem Bart, der am Rande der Gruppe stand und die Arme vor seiner breiten Brust verschränkt hielt. Er war der Schmied, ein bärenstarker Mann mit heftigem Temperament, der bei den Worten des Dorfvorstehers laut schnaubte.

«Aber ist sie denn wahr?», fuhr Petr fort und ließ den Blick prüfend über die Reihen der Menschen gleiten, die auf dem festgetretenen Erdboden kauerten. «Ist sie wahr, diese Anklage?», fragte er noch einmal und sah hinauf zu den hohlwangigen Kindern und ihren jungen Müttern, die im leeren Heuboden saßen. Unter ihnen hörte man zwei unruhige Schweine in ihrem engen Stall grunzen. «Denkt doch einmal nach, meine Freunde, was die wirkliche Ursache unserer Not ist! Wir wissen alle, dass die Ernte so schlecht war, weil es nicht geregnet hat. Wir alle haben gesehen, wie die Flüsse und Bäche austrockneten und die Erde zu Staub wurde. Wir alle haben gesehen, wie unser Getreide verdorrte und verdarb. Und unsere Not wurde noch vermehrt, weil Graf Boleslav die gleichen Pachtgelder verlangte wie in all den Jahren und den Zehnten wie sonst auch, wenn die Ernte gut war. Ihr wisst, dass ich oft bei unserem Herrn war und ihn anflehte, unsere Abgaben zu verringern und uns einen Teil der Ernte zurückzugeben. Doch er weigert sich. Meine Freunde, hier ist kein Teufel am Werk außer …» Seine Stimme wurde so leise, dass nur die nah bei ihm Stehenden ihn hören konnten. «… außer vielleicht dem Herrn von Bletz selbst.»

«Petr, Ihr macht schöne Worte wie immer», rief der Schmied aufgebracht. «Doch Ihr sprecht von Dingen, die erst nachher geschehen sind. Ich sage, dass wir keinen Regen hatten, weil das Kind des Holzfällers uns verflucht hat. Es ist ein böser Geist, eine Ausgeburt des Teufels!»

Schreckenslaute wurden ringsum hörbar. Die Männer nickten einander voller Ingrimm zu, die Mütter drückten ihre Säuglinge fester an die Brust. Die Kinder droben auf dem Heuboden schauten mit angstvollen Augen herab. Keiner der Leute aus dem Dorf konnte lesen oder schreiben, nicht einmal Petr, und ihren schlichten Sinn beherrschte nur der nie endende Kampf ums Überleben; und so fielen die Worte des Schmieds tief in ihr abergläubisches Gemüt. Von allen Seiten hörte man zustimmende Bemerkungen.

«Er ist nicht wie andere Kinder.»

«Ihr müsst ihn euch nur ansehen, wie er mit dem hässlichen Klumpfuß herumhinkt.»

«Er spielt nie mit den anderen Kindern – aber er soll sich auch hüten, in die Nähe meiner Kinder zu kommen.»

«Seine Mutter war schon viel zu alt für ein Kind, als er auf die Welt kam.»

«Während sie mit ihm schwanger ging, kreiste immer ein großer Vogel über ihrem Kopf, bis sie das Kind geboren hatte. Das hat sie selbst gesagt.»

«Der Teufel hat sie heimgesucht.»

Mit einem Mal füllte sich der Raum mit dem Murmeln von Gebeten aus vielen Mündern. Petr, der die Behauptungen der Leute mit wachsender Sorge vernommen hatte, wusste, dass er rasch handeln musste.

«Freunde», rief er und erhob die Hände, um Ruhe zu schaffen, «meine Freunde, dieses Kind ist tatsächlich seltsam. Wir alle wissen das. Doch glaubt mir, deshalb ist es nicht mehr des Teufels als irgendeiner von uns. Viele von euch kennen seine Eltern ihr Leben lang. Ihr wisst, es sind ehrliche, gottesfürchtige Leute, die jeden Sonntag zur Messe gehen …»

«Aber das Kind geht nie mit», unterbrach ihn eine scharfe Stimme.

«Das ist wahr. Den Jungen habe ich noch nie in der Kirche gesehen.»

«Warum geht das Kind nicht zur Messe?»

«Nun gut, ich werde es euch sagen. Ich habe oft mit seinem Vater darüber gesprochen. Er sagt, das Kind gehe nicht in die Kirche, weil es Angst habe, die Leute könnten es auslachen.»

Das Kichern der Kinder wurde von den Frauen augenblicklich zum Schweigen gebracht.

«Das ist kein Grund, dass das Kind nicht zur Messe geht», sagte ein Pockennarbiger, der neben dem Schmied stand. «Mein Sohn Jiri schielt auf einem Auge, aber er geht jeden Sonntag.»

«Nur weil du ihn mit Gewalt hinschleppst, Vislav», lachte ein Bauer, der ganz hinten hockte. Die Spannung im Raum löste sich für einen Augenblick, weil alle sich über den Spaß freuten, alle außer dem ärgerlichen Vater, der die anderen mit zornrotem Gesicht ansah.

«Lachen tut gut, Freunde», sagte Petr. «Aber über Stephan haben wir vielleicht schon zu viel gelacht.» Er sah mit strenger Miene hinauf zum Heuboden.

«Ihr Kinder wisst, was ich meine. Er läuft vor euch und vor uns allen davon, weil er Angst hat. Wir haben genug Unglück. Lasst es uns nicht noch vermehren, indem wir uns über dieses arme Kind lustig machen.»

«Nichts als schöne Worte», rief Hans und zeigte drohend mit dem Finger auf Petr.

«Wir reden nicht von einem gewöhnlichen Kind. Wir reden von einem Kind, das nicht sprechen kann – nur grunzen wie ein Tier. Ein Kind mit Zauberkräften.»

Zustimmendes Raunen ging durch die Versammlung.

«Wissen wir, ob er überhaupt Zehen hat an diesem verkrüppelten Fuß? Oder ist es ein gespaltener Huf? Ich sag euch, es ist ein Kind des Teufels, und solange es in Bletz ist, wird es uns schlecht gehen.»

Und schon brachen sie los. Alle schrien, sprangen auf, drohten mit den Fäusten, forderten das Blut des Kindes. Petr schüttelte ungläubig den Kopf über den Wahnsinn, der selbst die ehrenhaftesten Dorfbewohner befallen zu haben schien. Hans aber grinste triumphierend über den Aufruhr, den er ausgelöst hatte.

«Nun, Petr, was sollen wir tun?», fragte der Schmied, als sich der Lärm endlich gelegt hatte.

«Los, Petr, sag schon, was wir tun sollen», fiel sein pockennarbiger Nachbar ein.

Und dann hörte man nur noch das Scharren der Tiere im Stall, denn alle warteten auf die Antwort ihres Dorfvorstehers. Petr glaubte, der Kopf müsse ihm zerspringen. Er wusste, dass er die Menge durch sein Schweigen unruhig machte und dass er bald etwas sagen musste, wenn er sich nicht noch mehr ihrem Spott aussetzen wollte. Er gab sich alle Mühe, fest zu wirken, als er sagte: «Ich werde mit dem Priester darüber sprechen.»

«Mit dem Priester!» Hans brach in ein verächtliches Lachen aus. «Was kann der schon tun? Der denkt doch nur an seinen Bauch.»

Daraufhin brüllten alle vor Lachen. Jeder wusste, dass Pater Vilem nur zu gern aß und trank. Und tatsächlich saß er gerade mit Graf Boleslav in der großen Halle der Burg, an einem Hammelknochen nagend und schwitzend von der Hitze des Kaminfeuers und der beträchtlichen Menge Weines, die er getrunken hatte.

«Ich werde den Priester bitten, zu dem Kind zu gehen», fuhr Petr tapfer fort. «Ich werde dafür sorgen, dass er für Stephan betet …»

«Beten?», bellte Hans. «Was soll das nützen? Nein, Petr, wir haben genug geredet. Wenn Ihr uns nicht helfen wollt, dann werden wir die Sache selbst in die Hand nehmen!»

Er wandte sich an die anderen. «Wir gehen heute Nacht zur Hütte des Holzfällers, wir schaffen uns das Kind vom Hals, ein für alle Mal.»

Man hörte von allen Seiten lautstarke Zustimmung, die Leute sprangen auf und stürmten zur Tür.

Auch Petr sprang auf.

«Wartet», schrie er und versuchte, sich Gehör zu verschaffen. «Wartet doch!» Die ihm zunächst standen, zögerten.

«Wenn ihr den Rat nicht befolgen wollt, den ich euch gerade gab, so hört mir jetzt zu», rief Petr und erreichte damit, dass noch ein paar Leute stehen blieben. «Die Gerechtigkeit liegt nicht in euren Händen. Wenn ihr sie an euch reißt, werdet ihr bestraft.»

Bei diesen Worten hörte das Gedränge an der Tür endlich auf. «Habt ihr daran gedacht, was geschieht, wenn Graf Boleslav das erfährt? Ich bitte euch, gebt ihm keinen Anlass, seine Krieger in unser Dorf zu schicken!»

Diese schreckliche Warnung ließ viele Herzen vor Angst erzittern, und ein verlegenes, dumpfes Schweigen senkte sich auf die Schar. «Wenn ihr immer noch entschlossen seid, etwas zu unternehmen, dann tut es nicht gegen das Gesetz. Geht zum Herrn von Bletz, lasst ihn entscheiden, was getan werden soll. Wählt eine kleine Gruppe aus, die morgen früh zur Burg hinaufgeht. Hans, du hast das Kind angeklagt, du sollst sie auch anführen. Ich will damit nichts zu tun haben. Such dir selbst die Leute aus, die du mitnehmen willst. Und jetzt geht nach Hause.»

Die Wahl des Schmieds als Führer der Abordnung fand allgemeine Zustimmung, und wenige Augenblicke später schlurfte die Schar wie eine Schafherde zur Tür. Wütend darüber, dass er überlistet worden war, funkelte der Schmied Petr an und bahnte sich dann einen Weg durch die Letzten, die zur Tür hinausdrängten. Als Petr und seine Frau endlich allein waren, sank der Müller erschöpft auf seinen Schemel.

«Narren», murmelte er und ließ seine Blicke durch den leeren Raum schweifen.

«Sie sind hungrig wie wir», sagte seine Frau tonlos.

«Das ist doch kein Grund, ein unschuldiges Kind zu töten.»

«Ist er denn wirklich unschuldig?»

Petr sah seine Frau erschrocken an.

«Du auch?»

Sie hob die Schultern, schlurfte zum Feuer und bedeckte es mit Torfklumpen, so wie es abends jeder tat, damit kein Brand ausbrach, wenn alles schlief. Sie hörte, wie ihr Mann aufstand, aber erst als die Tür zufiel, wurde ihr klar, was er vorhatte. Halbherzig rief sie ihm nach und seufzte. Sie hatte schon vor Langem gelernt, dass sie Petr nicht aufhalten konnte, wenn er einmal zu etwas entschlossen war.

KAPITEL 2

Kalt schlug die Nachtluft Petr ins Gesicht. Der Mond war von einem bleichen Hof umgeben, doch die Sterne leuchteten hell. Er warf einen Blick zur Burg hinauf, die dunkel drohend über ihm aufragte, und ging dann mit raschen Schritten in die entgegengesetzte Richtung die menschenleere Dorfstraße hinab.

Während er so durch die Nacht schritt, überdachte er noch einmal den Plan, der ihm gegen Ende der Versammlung in den Sinn gekommen war. Es war ein verzweifelter Plan, und er schüttelte den Kopf beim Gedanken daran. Doch wenn es ihm gelang, den Holzfäller dafür zu gewinnen, hätte das Kind wenigstens eine geringe Hoffnung zu überleben.

Als er bei einer riesigen knorrigen Eiche angekommen war, die die Grenze des Dorfes markierte, verließ Petr die Straße und folgte einem Weg, der sich zwischen umgepflügten Feldern hinzog. Im Schein des Mondlichtes lagen die langen Schatten der Erdfurchen in trügerischer Ruhe da. Wer hätte bei ihrem Anblick geahnt, dass sie der Schauplatz zermürbender Arbeit waren. Seit Generationen hatten sich die Bauern auf diesen Feldern für die aufeinander folgenden Herren von Bletz abgerackert. Petr fragte sich, wie schon so oft, warum ein Einzelner über so viele andere herrschen dürfe, warum er reich sein und in einer Burg wohnen könne, während alle Übrigen arm und hungrig waren. Wie immer fand er keine Antwort auf diese Fragen und musste zu dem Schluss kommen, dass es schon immer so gewesen war und immer so bleiben sollte – die Kriegsknechte des Herrn von Bletz würden schon dafür sorgen.

Er hatte die Äcker hinter sich gelassen und überquerte nun freies Weideland, das im Raureif glitzerte. In der Ferne sah man schwere Nebelschwaden über dem Fluss liegen – über jenem Fluss, der im Sommer nicht mehr als ein erbärmliches Rinnsal gewesen war.

Als der hohe, dunkle Umriss des Waldes sichtbar wurde, beschleunigte Petr seine Schritte. Trotz seiner Jahre und des langen Weges, den er schon zurückgelegt hatte, begann er nun, schneller in Richtung der hoch aufragenden Eichen zu laufen. Dahinter war die Behausung von Josef, dem Holzfäller. Sie war eine der Hütten am Waldrand, in denen die Waldarbeiter des Grafen Boleslav lebten.

Petr kannte Josef schon zeit seines Lebens. Sie waren als Knaben zusammen aufgewachsen; Petr war von beiden immer der stämmigere gewesen, während Josef in seiner Jugend wie ein schlankes Bäumchen war, als erwachsener Mann aber eine riesenhafte Gestalt von über einem Meter achtzig. Petr war dabei gewesen, als Josef mit Marta, einem Mädchen aus dem Dorf, getraut wurde. Er hatte all die Jahre der Enttäuschung miterlebt, in denen es schien, als sei Marta unfruchtbar – wie seine eigene Frau. Und ebenso hatte er ihre Freude geteilt, als sie schließlich doch schwanger wurde. Er hatte mit ihnen gelitten, als ihr Sohn, Stephan, als Krüppel geboren wurde und als man später merkte, dass er nicht sprechen konnte. Beim Gedanken an Stephans Absonderlichkeit runzelte er die Stirn.

Als er bei den Eichen ankam, wankte sein Entschluss plötzlich. Er lehnte sich gegen die raue Rinde eines der Bäume, um Atem zu holen. Seine Zunge glitt über seine eisigen Lippen, und er sah zu der Hütte hin, die Josefs Vater gebaut hatte.

Täuschte er sich? Konnte es sein, dass Stephan ein Kind des Bösen war? Nur er war für den Knaben eingetreten. Seine eigene Frau hatte den anderen zugestimmt. Er hatte nicht erwartet, dass Josef und Marta zu der Versammlung kommen würden, denn der nächtliche Weg ins Dorf war lang. Doch gab es etwa einen anderen, unheilvollen Grund für ihre Abwesenheit? Wussten sie etwas über ihren Sohn, das geheim gehalten werden musste? Und dennoch war es undenkbar, dass ein Kind von Josef und Marta ein Geschöpf des Teufels sein sollte. Die Wut, die bei dieser ungeheuerlichen Vorstellung in ihm aufstieg, trieb ihn zum Weitergehen an. Die letzten Meter lief er und klopfte dann an die Tür. Es dauerte eine Weile, bis sich drinnen etwas rührte. Dann hörte er ein schlurfendes Geräusch und eine schroffe, misstrauische Stimme hinter der Tür, die fragte: «Wer ist da?»

«Ich bin es, Petr.»

Der hölzerne Riegel wurde zurückgeschoben, und dann sah Petr eine große, grauhaarige Gestalt, die gebückt in die niedrige Tür trat. Der Mann trug ein langes Hemd und hielt eine riesige Axt in der Hand.

«Petr», rief der Holzfäller und ließ die Axt sinken. «Was führt dich mitten in der Nacht zu mir?»

«Ich muss mit dir sprechen, alter Freund», flüsterte Petr. Das Drängende in seinem Ton veranlasste Josef, ihm rasch den Weg in die Hütte freizugeben.

«Was ist denn los?», fragte eine schläfrige Frauenstimme.

«Es ist nur Petr», brummte Josef. Er zog einen glühenden Kienspan unter den Torfbrocken hervor, die auf dem Feuer lagen, und hielt ihn an das Talglicht. Als der Binsendocht im Hammeltalg Feuer fing, sah man eine Frau, die sich auf einem Strohsack aufgerichtet hatte. Als sie den Besucher erkannte, hüllte sich Marta verschämt in eine raue Decke und verließ ihr Lager.

«Wir haben schon geschlafen», begann Josef und fuhr sich mit seiner großen Hand durch das wirre Haar. Doch als er Petrs Gesicht sah, hielt er erschrocken inne. «Was ist denn?», fragte er.

«Es ist wegen Stephan.»

«Stephan?»

Petr erzählte den beiden in wenigen Worten von dem Aufruhr, den es bei der Versammlung gegeben hatte. «Sie sind so vom Hunger gequält, dass sie solche Dinge behaupten. Ich versuchte ihnen klarzumachen, dass sie sich verrannt hätten, aber sie hörten nicht auf mich. Einige von ihnen wollen morgen zur Burg gehen. Sie wollen sagen, dass Stephan ein Kind des Teufels sei und dass sie seinen Tod verlangen.»

Josef und Marta starrten Petr in sprachlosem Entsetzen an. Dann hörten sie etwas, das wie das Winseln eines Hundes klang; es kam aus einer dunklen Ecke, in der ein Kind saß und sich die Augen rieb.

Das war Stephan – das Ziel von so viel Angst und Hass. Er war ein schmächtiges, zartes Kind, dem man nicht ansah, dass es schon acht Jahre alt war. Im flackernden Schein des Talglichts hatte er mit seinem schmalen Gesicht – das jetzt durch seine Schlaftrunkenheit noch blasser aussah als sonst – und mit seinem goldenen Haarschopf etwas rührend Unschuldiges. Mit verwirrten Augen, die in dem matten Licht wie zwei kleine dunkle Punkte aussahen, blickte er zu den drei Erwachsenen auf. Wie er so in seinem weiten Hemd dasaß, die Beine unter der Decke verborgen, deutete nichts darauf hin, dass er ein Krüppel war.

Marta stieß einen herzzerreißenden Schrei aus und warf sich neben ihrem Sohn auf den Boden. «Sie werden dir nichts tun», schluchzte sie und umklammerte ihn mit beiden Armen. «Ich werde dafür sorgen, dass sie dir nichts zuleide tun.»

«Grr… grr…», brachte das Kind hervor und sah angstvoll von einem Gesicht zum anderen.

«Wir haben keinen Augenblick zu verlieren», flüsterte Petr Josef zu. «Du musst ihn sofort verstecken.»

Der Holzfäller, der nie viele Worte machte, nickte langsam. «Wir gehen alle in den Wald», sagte er.

«Nein, das ist unmöglich. Wenn ihr alle zusammen geht, werden sie herausfinden, dass ihr euch versteckt habt, und die Krieger werden nach euch suchen.»

«Aber was dann?» Petr zögerte. Jetzt, wo der Augenblick gekommen war, ihnen seinen Plan zu erklären, zitterte sein Herz ob des Kummers, den er seinen Freunden bereiten musste. «Hört mir genau zu», sagte er und atmete schwer. «Es gibt nur eine Möglichkeit, die Bewaffneten daran zu hindern, dass sie nach Stephan suchen. Ihr müsst sagen, dass er vom Teufel geholt worden sei.»

«Du meinst, wir sollen ihnen Recht geben?», schrie Marta auf. «Nie, niemals!»

«Sei still, Frau», sagte der Mann und versuchte zu begreifen, was der Dorfvorsteher ihnen gerade erklärt hatte. Besorgt wandte er sich an seinen alten Freund. «Du willst doch damit nicht sagen, dass wir Stephan allein irgendwo verstecken sollen?»

«Glaubt mir, ich sage das nicht leichten Herzens. Es ist die einzige Möglichkeit.»

«Du meinst, er soll allein im Wald leben?»

«Nein. Nicht im Wald.»

«Wo denn sonst?»

Petr sah zu Boden und brachte kein Wort mehr hervor.

«Wo, wo denn?»

«In den Bergen», sagte Petr mit leiser, heiserer Stimme.

Einen Augenblick lang starrte der Holzfäller ihn völlig ungläubig an. Doch dann merkte er, dass Petr es ernst meinte und begann vor Wut zu zittern. «In den Bergen!», tobte er. «Das wird den Jungen das Leben kosten.»

«Nicht unbedingt.» Petr sprach jetzt wieder mit klarer Stimme und hielt seinen Blick fest auf Josef gerichtet. «Stephan ist jung. Es gibt Höhlen in den Bergen. Du kannst ihm heimlich zu essen bringen, und niemand wird darauf kommen, dort nach ihm zu suchen.»

Er hielt inne und wartete auf eine Antwort des Holzfällers. Doch der arme Mann konnte nur den Kopf schütteln. Verzweifelt wandte sich Petr an Marta.

«Vielleicht ist es nur für eine Nacht», sagte er. «Wer weiß, was der Graf morgen sagen wird. Doch wenn es für längere Zeit sein muss, wird eine gute Ernte nächstes Jahr alles wieder in Ordnung bringen. Die Leute werden die ganze Sache vergessen haben, und ihr könnt Stephan nach Hause holen. Ich flehe euch an. Wir haben nur wenig Zeit. Wir müssen ihn in Sicherheit bringen.»

Martas verweintes Gesicht sah in qualvoller Unentschiedenheit zu Petr auf. Dann sagte sie mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war: «Ich werde ihn ankleiden.»

Doch da schrie der Holzfäller auf, packte seine Axt, rannte zur Tür und riss sie weit auf.

«Wagt euch nur her», brüllte er in die Nacht. «Ich werde euch alle umbringen, wenn ihr versucht, euch an meinem Sohn zu vergreifen!»

Petr trat hinter ihn und legte eine Hand auf seine Schulter.

«Spar dir deine Kraft für den Weg», sagte er ernst.

Da war Josefs Wut verraucht. Die Axt fiel neben ihm nieder, und er ließ die Schultern sinken.

«Zieht euch an», sagte Petr mit sanftem Nachdruck. «Und wickelt euch fest ein, es wird sehr kalt sein in den Bergen.»

Der Holzfäller nickte schweigend. Mit einer langsamen, ergebenen Bewegung schloss er die Tür, lehnte die Axt gegen die Wand und ging in die Kammer, um seine Kleider zu holen.

Marta hatte Stephan schon fast fertig angezogen; jetzt kniete sie vor ihm und war dabei, die Füße des Kindes mit Stroh und Sackleinwand zu umwickeln. Petr zuckte zusammen, als er den hässlichen Klumpfuß entdeckte und zusehen musste, wie ungeschickt Martas Hände vor Aufregung waren und wie sie die Verwirrung des Jungen und ihre eigene Erregung dadurch noch schlimmer machte.

«Das ist gut», sagte der Dorfälteste, um sie zu ermutigen. «Er wird alle warmen Sachen brauchen, die ihr auftreiben könnt.»

In der kleinen Kammer entstand nun ein hastiges Hin und Her. Marta rannte herum und suchte nach zusätzlichen Stücken Sackleinwand und nach Schaffellen, die sie Stephan um die Schultern wickeln konnte. Jetzt sah man auch zum ersten Mal, wie sehr Stephan behindert war. Immer noch schlaftrunken und verwirrt von den merkwürdigen Ereignissen, hinkte er unbeholfen hinter seiner Mutter her. Doch er konnte den schweren Klumpfuß seines dick umwickelten rechten Beins nur mühsam über den Boden schleifen und begann ängstlich wimmernde Laute auszustoßen. Er versuchte sich an Martas Hemd festzuklammern, als sie an ihm vorbeieilte, und warf sie dabei fast zu Boden. «Geh mir aus dem Weg», schrie sie, «siehst du nicht, dass ich zu tun habe?»

Das Kind brach in Tränen aus und verzog sich hinkend in die dunkle Ecke der Kammer, in der es vor Kurzem noch friedlich geschlafen hatte. In seiner Verwirrung und Angst weinte es, bis sein Vater, dick in Schaffelle gehüllt, es mit beiden Armen hochhob.

Der Anblick des in der Kammer herumhumpelnden und jetzt in den Armen seines Vaters weinenden Kindes erfüllte Petr mit Bestürzung. Er konnte sich nicht vorstellen, wie der Junge den Weg in die Berge zurücklegen sollte.

«Ich werde ihn tragen», sagte der Holzfäller, der ahnte, was Petr durch den Kopf ging.

«Es ist ein weiter Weg.»

«Ich werde es schon schaffen.»

Marta hatte eilig ein Bündel mit Vorräten zurechtgemacht und sagte tapfer: «Hier sind Brot, Äpfel, Käse, Nüsse – genug für eine Woche.» Sobald sie Josef das Bündel über die Schulter gehängt hatte, wandte sie sich ab, um ihre Tränen zu verbergen.

Die beiden alten Freunde sahen einander mit eiserner Entschlossenheit an.

«Geht jetzt», sagte Petr und drückte Vater und Sohn mit einer kurzen, rauen Bewegung an sich.

Josef nickte und wandte sich Marta zu. Einen Augenblick lang sahen sie, wie sich ihre eigene Angst in den Augen des anderen spiegelte. Es gab so viel zu sagen, aber keine Zeit, es auszusprechen, und keine Worte, die ihre Gefühle ausdrücken konnten.

Marta trat rasch auf Stephan zu, legte ihm noch einen Schal um die Schultern und küsste ihn leicht auf die Wange.

«Gott sei uns gnädig», flüsterte sie.

«Amen», antworteten die beiden Männer.

«Gib Acht, Mann», sagte sie und gab ihm einen zittrigen Kuss. Josef rang sich ein Lächeln ab und wandte sich zur Tür, die Petr für ihn geöffnet hielt.

«Du darfst keine Zeit verlieren», sagte der Dorfvorsteher. «Vergiss nicht, dass du bei der Arbeit sein musst, wenn die Krieger kommen.» Mit einem flüchtigen Gruß schritt der Holzfäller in die Nacht hinaus und eilte davon mit dem Kind, das in seinen Armen eingeschlafen war.

Petr sah ihnen nach, bis sie in der Dunkelheit des Waldes verschwanden. Er hörte, wie Marta in der Kammer hinter ihm schluchzte; und nun begannen doch Zweifel an seinem Plan in ihm aufzusteigen.

Stephans Reise in die Verbannung hatte begonnen.

KAPITEL 3

Nasskalter Nebel lag über dem Burghof, als zwei mürrische Kriegsknechte aus dem Pförtnerhaus traten und zum Haupttor gingen. Sie schlugen ihre Lederhandschuhe zusammen, um warm zu werden; und dieses scharfe Knallen hallte von den hohen, steinernen Wänden wider wie das Aufklatschen der Flügel eines großen Wasservogels auf die Oberfläche des Flusses. In gemeinsamer Anstrengung öffneten die beiden die mächtigen, mit Eisennägeln beschlagenen Torflügel. Draußen wartete schon die Abordnung, die aus vier in Schaffelle und Sackleinen gekleideten Bauern bestand.

«Wir sind hier, um mit dem Herrn von Bletz zu sprechen», sagte Hans großspurig und trat einen Schritt vor.

Der jüngere der beiden Wachposten lachte. «Zu dieser Stunde!»

«Was wollt ihr denn von ihm?», brummte der andere.

«Das ist eine persönliche Sache, sie ist nur für die Ohren unseres Herrn bestimmt.»

«Es ist eilig», sagte Vislav, der pockennarbige Bauer, der seinen schielenden Sohn Jiri verteidigt hatte. «Der Herr wird es uns hoch anrechnen, dass wir eigens hergekommen sind», schniefte ein dritter Bauer. Es war Lobvic, der Zimmermann von Bletz – ein hoch aufgeschossener, bartloser Mann, der für seine religiöse Leidenschaft bekannt war.

«Hier kommt keiner rein, der nicht gesagt hat, was er will.»

«Wir haben es euch schon gesagt …», begann Vislav.

«So lautet der Befehl», brauste der Krieger auf.

«Der Herr wird verärgert sein, wenn er erfährt, dass wir ihm Neuigkeiten über den Teufelsspuk bringen wollten», erwiderte Hans scharf und machte auf dem Absatz kehrt, als wolle er gehen.

«Wartet!» Hans machte den anderen ein Zeichen und ging gemächlich auf die Wachen zu.

«Hexerei?», fragte der ältere Wächter argwöhnisch. Sein Gefährte rieb sich die Kinnstoppeln mit dem Rücken des Handschuhs.

Der Schmied nickte.

Der Wächter zögerte und sagte: «Also dann kommt eben rein.»

Mit breitem Grinsen führte Hans die Abordnung in den Burghof.

«Wartet hier», befahl der ältere Wächter. Mit einer Kopfbewegung schickte er den jüngeren zum Tor zurück, während er selbst zum Wachhaus marschierte.

Die Abordnung beglückwünschte Hans für seinen geschickten Umgang mit den Kriegsleuten. Nur der jüngste der Bauern, Matthias, konnte seine Beunruhigung nicht ganz verbergen.

«Glaubst du wirklich, dass der Herr erfreut sein wird?», fragte er schüchtern.

«Natürlich», schnaubte Vislav.

«Wir sind gestern Abend so übereingekommen», knurrte Hans, «und jetzt gibt es kein Zurück mehr.»

In diesem Augenblick fuhr ein hölzerner Wagen, beladen mit Fässern und Säcken voll Gemüse, durch das Tor. Er wurde von einem schwerfälligen Ochsen gezogen, der vor Anstrengung schnaubte, nachdem er die schwere Last den steilen Berg zur Burg hinaufgezogen hatte. Dicht an den vier Männern fuhr der Wagen vorbei, die beiseite sprangen, um dem Schlamm auszuweichen, der von den Rädern spritzte.

«Du darfst nie vergessen, Matthias», sagte Hans mit einem Stirnrunzeln, «nur darum geht es: Essen.»

«Das ganze Dorf steht hinter uns», fügte Vislav hinzu und sah angewidert an seinen mit Dreck bespritzten Wickelstrümpfen hinunter, die am Morgen noch frisch gewesen waren.

Matthias wurde über und über rot und senkte den Kopf.

Fast eine Stunde standen sie dort herum und warteten auf Nachricht, ob Graf Boleslav sie empfangen würde. Von Zeit zu Zeit kamen aus dem Wachhaus Kriegsleute, die kegelförmige Helme und Kettenhemden über ihren Lederwamsen trugen, um ihre Posten einzunehmen und ihren Pflichten nachzugehen. Einmal wurde eine Schar von gesattelten Pferden von jungen Reitknechten aus den Ställen zu einer Gruppe wartender Reiter gebracht. Sie stiegen auf, überquerten mit klappernden Hufen das Kopfsteinpflaster, lachend und den Bewaffneten an den Toren etwas zurufend.

Dann ertönte über all dem Lärm und Getriebe der Klang des Signalhornes, der ankündigte, dass der Herr von Bletz sich erhoben habe.

«Vergesst nicht, euch hinzuknien», erinnerte Hans die anderen.

«Und sprecht laut und deutlich», fügte Vislav in seiner Rolle als zweiter Kommandant hinzu.

«Christus ist auf unserer Seite», sagte Vislav mit überlegenem Lächeln.

«Und wenn der Graf nicht auf unserer Seite ist, was dann?», fragte Matthias.

«Du bist schlimmer als ein ängstliches altes Weib», knurrte der Schmied. Er begann zu bedauern, dass er Matthias mitgenommen hatte. Auf ihn war seine Wahl gefallen, weil er bei den anderen Dorfbewohnern beliebt war wegen seiner schönen Stimme, mit der er das gemeinsame Singen auf den Feldern anleitete.

«Was wollt ihr, Bauern?»

Diese strenge Frage kam so unerwartet, dass sie vor Schreck alle vier zugleich herumfuhren. Vor ihnen stand ein großer, kräftiger Krieger, dessen Erscheinung und Benehmen anzeigten, dass er Autorität besaß. Über seiner Rüstung trug er einen langen grüngelben Umhang; sein Schwert hatte er gezogen. Hinter ihm standen zwei mit Piken Bewaffnete und der Wächter, mit dem sie am Tor zu tun gehabt hatten.