AERA 8 - Die Rückkehr der Götter - Markus Heitz - E-Book

AERA 8 - Die Rückkehr der Götter E-Book

Markus Heitz

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Die Finte« – Teil 8 von AERA - Die Rückkehr der Götter: Das große Dark Fiction- eSerial des Meisters der Phantastik! Es geschah. Von einem Tag auf den nächsten waren sie wieder da: Götter. Und zwar die alten Götter. Jene, welche die Bibel mit »Du sollst neben mir keine anderen Götter haben« meinte - und deren Existenz die Heilige Schrift der Christen niemals in Abrede stellte. Interpol-Ermittler Malleus Bourreau ist Atheist geblieben in einer Welt, in der es vor Göttern nur so wimmelt. Und er ist gut in seinem Job, denn er hat keinen Respekt. Nicht vor Menschen und nicht vor Göttern. Sein aktueller Fall fordert ihn allerdings: Wertvolle Artefakte aus den verschiedensten Kulturen sind verschwunden und die Diebe gehen dabei buchstäblich über Leichen. Wie hängen die Gegenstände zusammen? »Die Finte« ist der achte Teil des zehnteiligen eSerials »AERA, die Rückkehr der Götter« von Markus Heitz: Sein aktueller Fall fordert ihn extrem: Ein privater Wiederbeschaffungsauftrag artet sehr schnell aus. Noch ehe Malleus begreift, was geschieht, befindet er sich im Mittelpunkt eines Drei-Fronten-Kriegs. Das könnte rascher tödlich enden als geplant. Und dabei bemerkt es jedoch etwas höchst Aufschlussreiches.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 132

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Markus Heitz

AERA Die Rückkehr der Götter

Episode 8 DIE FINTE

Knaur e-books

Über dieses Buch

»Die Finte« – Teil 8 von AERA – Die Rückkehr der Götter: Das große Dark-Fiction-eSerial des Meisters der Phantastik! Es geschah. Von einem Tag auf den nächsten waren sie wieder da: Götter. Und zwar die alten Götter. Jene, welche die Bibel mit »Du sollst neben mir keine anderen Götter haben« meinte – und deren Existenz die Heilige Schrift der Christen niemals in Abrede stellte. Interpol-Ermittler Malleus Bourreau ist Atheist geblieben in einer Welt, in der es vor Göttern nur so wimmelt. Und er ist gut in seinem Job, denn er hat keinen Respekt. Nicht vor Menschen und nicht vor Göttern. Sein aktueller Fall fordert ihn allerdings: Wertvolle Artefakte aus den verschiedensten Kulturen sind verschwunden, und die Diebe gehen dabei buchstäblich über Leichen. Wie hängen die Gegenstände zusammen?

 

Inhaltsübersicht

Polizist im brennenden HausFin|te, die; -, -n [...]Episode 8 DIE FINTEDer Kampf auf dem MeerAERA-GötterlexikonPrologTeil 1Teil 2BacchusTeil 3Baba jagaTeil 4Hugin & MuninTeil 5NeptunSednaTeil 6AdamastosBrigantinaTeil 7AphroditeTeil 8BadTeil 9TritonTeil 10BalderAERA im InternetAlle Teile der aufregenden Dark-Fiction-Serie von Markus Heitz »AERA – Die Rückkehr der Götter«
[home]
[home]

 

 

 

 

Fin|te, die; -, -n

 

1. (bildungsspr.) Vorwand, Täuschung: das war nur eine F. von Loki; jmdn. durch eine F. täuschen (wie Loki).

2. a) (Fechten, Boxen) vorgetäuschter Stoß, bei dem die Reaktion des Gegners erwartet u. für eigene Zwecke ausgenutzt wird;

b) (Ringen) angedeuteter Griff, der den Gegner täuschen soll.

 

falsch:

herausfinten

die Finte ins Korn werfen

Im Alphabet davor

 

Im Alphabet danach

Finstere

 

fintenreich

Finsterkeit

 

fintieren

Finsterling

 

finzelig

Finsternis

 

finzlig

Finsterspinne

 

Fiorette

DUDEN – Deutsches Universalwörterbuch, Ausgabe von 2019

[home]

Germanien, Freistaat Sachsen (germanischer Teil), Lipsk (Leipzig), November 2019

 

Malleus Bourreau ging nicht weit von seiner kleinen Zweitwohnung entfernt durch das Schneegestöber die Hainstraße entlang und bog in Barthels Hof ein; in seiner Rechten hielt er einen Metallkoffer, den er für den zweiten Termin des Tages benötigen würde.

Abrupt nahm der schneidende Wind ab, die Flocken fielen langsam und beruhigt auf das Kopfsteinpflaster, als befände sich hier ein Schneeschutzgebiet.

Malleus mochte seine hiesigen vier Wände, die er vor Jahren überraschend geerbt hatte. Sie lagen in einem der schönen Altbauten, mit hohen Stuckdecken samt verschwenderischer Raumaufteilung. Er nutzte sie gelegentlich, wenn ihm der Lärm in Lutetia zu viel wurde.

Seine eigentlichen Wurzeln in Germanien lagen nicht in Sachsen, doch Malleus mochte die Stadt, seit er Kontakt zu ihr aufnahm. Sie besaß Charme, den sie sich gerade so erhielt, trotz der zahlreichen Neubauten und Großprojekte.

Mit Religion hatte man im Osten des Landes wenig am Hut gehabt, folgerichtig gab es keine besondere Aufregung – im Guten wie im Schlechten –, als die Entitäten erschienen. Die Leipziger nahmen sie hin wie einen Wetterumschwung, und da sich die Gottheiten nicht sehr einmischten, war von dem geistlichen Wechsel im Stadtbild fast nichts zu bemerken. Nur der sehr teure Kirchenneubau im Herzen der Stadt wurde ohne großes Aufsehen in ein Wohngebäude mit sehr günstigen Mieten umgewandelt. Niemand protestierte.

Wahre Nächstenliebe. Voller Selbstlosigkeit. Malleus durchquerte den Innenhof und schwenkte auf den hinteren Durchgang, wo sich sein Lieblingsladen befand und in dem er gleich einen Termin hatte.

Die kleine Fassade war bewusst im Stile der Goldenen Zwanziger des vorangegangenen Jahrhunderts gestaltet, darüber stand in geschwungener Schrift:

 

 

Karak et Frères

Herrenausstatter

 

Und darunter in altmodischen goldenen Lettern:

 

Leipzig/Paris/London/Mailand

oder auf Abruf an jeden Ort der Welt

 

 

Malleus freute sich auf die vereinbarte Anprobe.

Er mochte Kleidung, die zu einhundert Prozent passte und weder das Einerlei noch das zu Modische oder verkrampft Außergewöhnliche wollte. Zudem besorgten die Gebrüder Karak die besten Rauchwaren und Alkoholika, die für Geld zu haben waren, darunter auch die wundersamen Culebras, auf die Malleus nicht verzichten konnte.

Leise klingelte das Glöckchen über der Tür, dessen heller Ton melodisch, aber nicht aufdringlich wirkte. Gut gelaunt betrat er den Verkaufsraum, der eher an einen Gentlemen’s Club erinnerte denn an einen Herrenausstatter. Karak hatte die Decke zwei Stockwerke darüber herausbrechen lassen, um eine atemberaubende Höhe zu erreichen, die schwindelerregend wirkte, sobald man den Kopf in den Nacken legte.

Es war familiär, mit Sesseln und Couches, die Leder und Metallelemente kombinierten. In meterhohen Schränken und Humidoren standen beleuchtete Spirituosenflaschen und Tabakwaren jeglicher Provenienz, demgegenüber gab es Regale mit verschiedensten Hutmodellen, Gehstöcken, Handschuhen, Schals, Krawatten und vieles, vieles mehr, was den Unterschied und die Klasse ausmachte. Schlanke Holztreppen und ein Lift führten zu den Galerieebenen.

»Wenn das nicht mein Lieblingskunde ist«, vernahm er die stets leicht heiser klingende Stimme des Schneidermeisters aus dem benachbarten Atelier. »Einen Augenblick, Herr Bourreau. Ich bin gleich bei Ihnen.«

»Keine Eile.« Malleus atmete den Geruch aus Tabak, Leder und Oudh ein, der umherschwebte. Ein Kleinod, eine Insel des Außergewöhnlichen im allgegenwärtigen Einerlei.

Er schüttelte den Schnee ab und warf den Hut aus dem Handgelenk auf den Ständer neben dem Tresen. Den Koffer stellte er neben den Sessel, in dem er normalerweise saß.

Der nahezu zierliche, braunhaarige Mann, der kaum Muskeln zu besitzen schien, kam durch den Vorhang und lächelte Malleus freundlich und offen an. Gekleidet in schwarze Hose, weißes Hemd und dunkelgrünes Gilet, das gelbe Maßband um den Nacken und ein gespicktes Nadelkissen am Handgelenk wirkte er wie das perfekte Abbild eines Schneiders.

Er streckte die Hand zur Begrüßung aus. »Sie wieder hier, mein werter Herr. Eine Freude, ganz ehrlich.« Sein kritischer Blick fiel auf den abgetragenen Militärmantel, auf dem das Weiß ruhte und leicht schmolz. »Und Sie haben den immer noch? Sie wissen, dass ich Ihnen jederzeit etwas Besseres anfertigen kann.«

Malleus schlug ein und lachte. Auch die antiquierte Anrede passte herrlich in den Laden, in dem ein Kunde durch und durch König war. »Danke, lieber Herr Karak. Ich bleibe bei dem Modell. Es leistet treue Dienste.«

Der Schneider half ihm aus dem Kleidungsstück, wischte den Schnee souverän ab. »Wie Sie wünschen.« Karak hängte es trotz seiner Verachtung sorgsam auf einen Bügel und an den Haken; er respektierte die gemeinsame Vergangenheit. »Ihr Notruf erreichte mich, und ich habe schon vorgearbeitet. Ich ging davon aus, dass Sie Ihre Figur gehalten haben.« Ein musternder Blick traf Malleus; der breitete die Arme aus und drehte sich um die Achse. »Ich hatte recht, auch wenn Sie mir etwas dünner erscheinen. Wir vermessen Sie nachher, Herr Bourreau.«

»Ich hätte auch ein paar Anregungen für was Neues«, sagte er und wurde von Karak in die Sitzecke gelotst und zum Hinsetzen gebeten.

»Sehr gerne. Aber zuerst die gewünschten Bestellungen für Sie.«

Flink wie ein Eichhörnchen erklomm Karak die kleine Leiter und begab sich in zwei Meter Höhe, wo er ein Glasfenster öffnete und drei Kistchen herausnahm, um anschließend wie in einem U-Boot geschickt mit den Füßen an den Außenseiten nach unten zu gleiten.

»Die Culebras«, sprach er feierlich und stellte die Holzbehältnisse nebeneinander, öffnete sie andächtig nacheinander; das leise Zischen kam vom integrierten Humidor, der die genau vorgegebene Luftfeuchte und Temperatur hielt.

Malleus sah die charakteristisch gezackten Zigarren vor sich, die mit verschiedenen Banderolen versehen waren. Entzückt betrachtete er sie, kleine Einschübe trennten die Farben voneinander ab, damit der Inhalt nicht durcheinandergeriet.

»Blau, schwarz, grün«, sagte Karak und deutete auf die Culebras, als würde er Speisen kredenzen, »und wir haben sepiafarben, rot, violett, teefarben und rubinrot. Nicht zuletzt: bernsteinfarben.«

Sehr, sehr glücklich betrachtete Malleus die Ansammlung und entspannte sich. Nun konnte nichts mehr schiefgehen.

Dann nahm Karak ein kleines Aluminiumröhrchen scheinbar aus dem Nichts und legte es darunter. »Voilà. Etwas Neues.« Er verschwand durch den Vorhang. »Versuchen Sie diese Kostbarkeit, Herr Bourreau. Ich hole eben noch rasch das Päckchen, das für Sie gekommen ist.«

Malleus wusste, dass es sich bei dem erwähnten Päckchen um seinen alten und schmerzlich vermissten PDA handelte. Sein Bastelkumpel hatte es an diese Adresse geschickt, weil sie sicher war.

Er nahm die metallene Verpackung, schraubte sie auf.

Ein Geruch von Tausendundeiner Nacht stieg heraus, der Orient schien in die Culebra gebannt worden zu sein.

Vorsichtig ließ Malleus die Zigarre in die Hand rutschen. Dunkelpurpur. »Darf ich sie versuchen, Herr Karak?«

»Sicher, sicher«, tönte es gedämpft. »Sie wurde eigens für Sie angefertigt, nachdem ich Gerüchte hörte, wo Sie sich überall für Interpol herumtreiben mussten. Und wenn sie Ihnen behagt, lässt sich Nachschub organisieren. Sie kennen mich.«

Malleus schnitt das Mundstück ab und tat das Gleiche mit der anderen Seite, nahm Span und Streichholz, entzündete mit dem Holz wiederum die wundervoll duftende Culebra.

Das erste Paffen deutete an, welche Aromen der Kreateur in die Blätter eingewoben hatte. Nach etwa vier Zügen entwickelte sich der volle Geschmack, den Malleus als ebenso mild wie aromatisch empfand.

Leichter Schwindel breitete sich aus, in den Schläfen zog es.

»Kann es sein, dass der Tabak stärker ist als der andere?«, erkundigte er sich und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über den Fu-Manchu.

Karak kehrte zurück und reichte ihm das Päckchen mit dem PDA darin; der schwere Vorhang verhinderte, dass die Tabakgerüche in sein Atelier zogen und die Garderoben der Kunden ungewollt mit Qualm weihräucherten. »Es ist die neuste Ernte, und die soll dieses Mal besonders gut ausgefallen sein, was die Qualität angeht. Dafür gibt es weniger davon. Eine Frage des Preises.« Der dünne Schneider sah sichtlich glücklich aus, dass seinem Kunden die Ware zusagte. »Ich wage die Prognose, mein verehrter Herr Bourreau, dass ich Ihnen welche davon beschaffen darf?« Er setzte sich Malleus gegenüber auf die Couch, auf der er klein und beinahe verloren wirkte.

»Prognostizieren Sie, Herr Karak.« Er lehnte sich zurück und schwenkte die Culebra, die mit ihrer Spitze wie sonst auch rote Linien in die Luft malte und mit ihrem Rauchzeichen die Echos dazu produzierte. »Sie haben natürlich recht. Eine Kiste wird reichen.«

»Sehr wohl.« Karak lächelte zufrieden und wissend. »Was Ihr Obergewand angeht: Ich habe vier nach Kurta-Manier fertiggestellt, zwei in helleren Farben und zwei in Schwarz. Die Stickereien sind reduziert, sodass sie nicht mehr auffallen, ganz wie Sie es das letzte Mal wünschten.«

»Sehr gut.« Malleus schmauchte und genoss. Man kann schwer aufhören.

»Dazu vier Paar Hosen, zwei Sakkos mit einem ähnlichen indischen Einschlag.«

»Ausgezeichnet, Herr Karak. Ganz ausgezeichnet.« Er deutete auf den Hut am Ständer. »Wie Sie bemerkt haben, ist das ein Notkauf. Der Hut, den ich hier erstand, wurde mir leider … genommen.«

»Ja, Ihre Aufträge fordern immer wieder Verluste, auch und gerade, was Ihre Garderobe anbelangt.« Karak lächelte. »Wir werden uns später um einen Hut kümmern, mein werter Herr. Was den Stoff anbelangt, den ich für die Neuanfertigungen nutzte: Ich habe einen sogenannten Spinnenstoff mit eingesetzt.«

Malleus blickte durch die Rauchschwaden, die er wie eine Nebelbank zwischen dem Schneider und sich aufgebaut hatte und seine Wahrnehmung verzerrten. Der Mann sah durch die Gespinste ungewöhnlich aus, wie nicht von dieser Welt, der Qualm fügte einen Rauschbart in das rasierte Gesicht ein. »Wegen der Gewichtseinsparung?«

»Es geht in Richtung Kevlarpanzerung, geschätzter Herr Bourreau. Das Gewebe ist vollkommen neu. Ich benutzte es für Ihre Kleidung zum ersten Mal.«

»Sie wollen mir sagen, mein Gewand ist kugelsicher?«

»Sicher, nun ja. Es wird einiges aushalten, zumindest gegen normale Kaliber und Klingen.« Karak wirkte noch zufriedener. »Damit leidet die Garderobe weniger, hoffe ich.«

Malleus war auf die Rechnung gespannt, die ihm Karak et Frères präsentieren würde. Aber wofür verdiente er sonst Geld?

»Zahlen Sie dieses Mal in bar, mein verehrter Herr Bourreau?« Karak deutete scherzhaft auf das Aluminiumköfferchen.

Malleus lachte und stieß dabei Rauch aus, der sich verräterisch schlangenhaft formte, als wüsste er, was der Mann dachte. »Sie sind doch ein Freund des Ungewöhnlichen, Herr Karak?«

»Unbedingt!«

»Dann zeige ich Ihnen etwas.« Malleus, leicht beschwingt von der Wirkung der grandiosen Culebra, nahm das Köfferchen, öffnete die Verschlüsse und klappte den Deckel hoch. Dort befand sich in einer Klarsichtfolie der abgeschnittene, aufgerollte Tentakel des aschfarbenen Wesens. Gegen die Zersetzung halfen die Folie und die einstellbare Temperatur, einem Humidor nicht unähnlich. Malleus stellte den Koffer auf das Tischchen und drehte ihn.

»Oh, das ist wahrlich faszinierend!«, stieß Karak bei dem Anblick aus. »Ein … bad-Fangarm.«

Malleus verschluckte sich beim nächsten Paffen. »Sie wissen, was das ist?«

»Meine Brüder und ich haben ein Faible für mythologische Wesen. Wir sind immer auf der Suche nach Inspiration, was unsere Mode angeht. Das war bereits vor der Rückkehr der Götter so«, erklärte der schlanke Schneider. »Abgesehen vom Cthulhu-Mythos gibt es nicht ganz so viele Bestien, die mit Tentakeln bewehrt sind. Die bad sind aus der sumerischen Mythologie, übersetzt bedeutet es Mauer, weil sie allem standhalten.« Er blickte auf den Tentakel. »Außer Ihnen, Herr Bourreau. Wem Sie so alles begegnen, ich muss schon sagen: be-ein-druck-end!«

Malleus musste grinsen. »Warum wundert mich das jetzt nicht?«

»Weil Sie scharfsinnig sind, mein geschätzter Herr.«

»Wissen Sie zufällig auch etwas über Namtarú?«

»Ein Gott aus dem gleichen Umfeld, aber mehr kann ich da aus dem Stegreif nicht beisteuern.« Karak deutete auf die Gliedmaße. »Für Ihre Trophäensammlung?«

»Ich wollte es präparieren lassen.« Malleus wunderte sich über seine eigene Redseligkeit und schob es auf die ungewohnte Zigarre. Ich werde darauf achten müssen, sie nur zu rauchen, wenn ich schweigen kann. Kurz kam ihm der Gedanke, dass Karak ihm vorsätzlich etwas verabreicht hatte und der unbekannte Sammler ihn bestochen haben könnte. Nein, er ist integer.

»Als Peitsche?«

Malleus blinzelte vor Verwunderung. Auf die Idee war er noch nicht gekommen. Er sah den Kampf gegen dieses Monstrum vor seinem inneren Auge ablaufen und welchen Schaden der Tentakel angerichtet hatte. Das wäre perfekt.

»Das ist ein ziemlich guter Vorschlag, mein lieber Herr Karak.« Er setzte sich bequemer in den Sessel, schlug ein Bein über das andere und betrachtete die rötliche Spitze der Culebra. »Nur: Wer sollte mir den Greifarm eines bad präparieren und zugleich die Wirkung der kleinen Klingen aufrechterhalten?«

Karak erhob sich eilends und deutete einen Diener an. »Mein verehrter Herr Bourreau, es wäre mir eine größte Ehre und Freude, meinem Namen als Herrenausstatter alle Ehre zu machen. Ich habe gute und verschwiegene Kontakte. Wenn Sie mir das Stück überlassen, erhalten Sie es als Peitsche zurück. Das schwöre ich bei …«

»Lassen wir Entitäten aus dem Spiel. Ihr Wort genügt.« Malleus grinste. »Machen Sie es so, Herr Karak.« Er erhob sich aus dem Sessel und fühlte sich leicht wie eine Feder. »Beginnen wir mit der Anprobe.« Mit einer Handbewegung klappte er den Kofferdeckel zu, rollte die Glut von der Culebra ab, damit die Zigarre nicht weiterbrannte. »Und danach: einen neuen Hut, bitte.«

Wieder verbeugte sich Miles Karak ehrfürchtig, als wäre Malleus nicht ein Inspektor bei Interpol und guter Kunde, sondern eine Herrschaft, die mit den Gottheiten auf einer Stufe stand.

***

Celtica, Paris-Lutetia, November 2019

 

Es gab noch einen Grund, warum Malleus die Kundin mit dem gestohlenen Artefakt nicht sofort aufsuchte.

Dieser Grund befand sich unter strengem Polizeigewahrsam im Amarcolitanus-Krankenhaus, durch dessen Flure er gerade schritt.

Mit einem Trick hatte er sich die Erlaubnis besorgt, Ove Schwan einen Besuch abzustatten, obwohl der germanische Staatsschutz massive Bedenken vortrug. Man verlangte die unverzügliche Auslieferung des Mannes und fühlte sich von Interpol bevormundet, aber als Malleus deutlich machte, dass es dabei weniger um GodsEnd,