0,00 €
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Region: Afrika, Note: 1,5, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Regionale Konflikte und Terrorismus im globalen System, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Im Zusammenhang mit den Globalisierungsprozessen im neuen Jahrtausend stehen politische Analysen zu internationalen und nationalen Konflikten im Mittelpunkt zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten. Jede Konfliktstudie mit Bezügen auf territoriale Schwerpunkte, gewinnt immer mehr an nationaler und internationaler Bedeutung, weil deren Ergebnisse für weittragende, die Kontinente überschreitende Entscheidungen durch einzelne Staaten und internationale Organisationen im Globalisierungsprozess, an Bedeutung gewinnen. Der hohe politische Stellenwert und die sich daraus ergebenden Folgerungen aus den außenpolitischen Analysen wurden im jüngsten Zeitabschnitt, nach den Ereignissen des 11. September und im bestehenden Irak- und Afghanistan - Konflikt deutlich. Der Konfliktbegriff wird in philosophischen wie politischen Analysen vielfältig interpretiert. Es wird nach Wasmuth,1 Wolleh2 davon ausgegangen, dass sie integrale Bestandteile menschlichen Handelns sind und zwischen zwei und mehr Parteien ausgetragen werden. Wolleh unterscheidet vier Konfliktphasen und deren Bearbeitung. 3 Sie dienen als orientierende, theoretische Grundlage der Untersuchung. Die Arbeit wendet sich einer Analyse der Demokratischen Volksrepublik Algerien zu, weil sich in diesem zweitgrößten afrikanischen, islamischen Staat, in dessen innenpolitischer und außenpolitischer Entwicklung, die Mehrzahl der aktuell wirksamen Konflikte abspielen und sich analysieren lassen. Der Algerische Staat von der EG nur durch das Mittelmeer getrennt, hat sich am Rande der europäischen Gemeinschaft, aber umgeben von weiteren islamischen Anrainerstaaten, zu einem Krisenherd an Europas Grenzen entwickelt. Es soll unter Beachtung der historischen, religiösen, wirtschaftlichen, innen- und außenpolitischen Bedingungen, die möglichen Wurzeln des islamischen Fundamentalismus in diesem Lande analysiert werden. Diese Betrachtungen basieren auf den Grundlage n der realistischen Konflikttheorie Huntigtons 4 und der Friedenstheorie Senghaas5. Für die Analyse der Konfliktursachen wird in Bezug auf Elsenhans 6 der Begriff der Staatsklasse und des Staatsklassenkonfliktes genutzt, die für die algerische Situation aussagekräftig erscheinen. 7 Es handelt sich in Algerien um den Versuch von Lösungen eines innerstaatlichen Konfliktes mit militärischen und zivilen Mitteln. Der Konflikt scheint eine sehr komplexe Wirksamkeit zu haben und verläuft bereits über einen längeren Zeitraum.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Page 1
Alexander Müller Zscherben den 25.01.2005
Page 3
Im Zusammenhang mit den Globalisierungsprozessen im neuen Jahrtausend stehen politische Analysen zu internationalen und nationalen Konflikten im Mittelpunkt zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten. Jede Konfliktstudie mit Bezügen auf territoriale Schwerpunkte, gewinnt immer mehr an nationaler und internationaler Bedeutung, weil deren Ergebnisse für weittragende, die Kontinente überschreitende Entscheidungen durch einzelne Staaten und internationale Organisationen im Globalisierungsprozess, an Bedeutung gewinnen. Der hohe politische Stellenwert und die sich daraus ergebenden Folgerungen aus den außenpolitischen Analysen wurden im jüngsten Zeitabschnitt, nach den Ereignissen des 11. September und im bestehenden Irak- und Afghanistan -Konflikt deutlich.
Der Konfliktbegriff wird in philosophischen wie politischen Analysen vielfältig interpretiert. Es wird nach Wasmuth,1Wolleh2davon ausgegangen, dass sie integrale Bestandteile menschlichen Handelns sind und zwischen zwei und mehr Parteien ausgetragen werden. Wolleh unterscheidet vier Konfliktphasen und deren Bearbeitung.3Sie dienen als orientierende, theoretische Grundlage der Untersuchung.
Die Arbeit wendet sich einer Analyse der Demokratischen Volksrepublik Algerien zu, weil sich in diesem zweitgrößten afrikanischen, islamischen Staat, in dessen innenpolitischer und außenpolitischer Entwicklung, die Mehrzahl der aktuell wirksamen Konflikte abspielen und sich analysieren lassen. Der Algerische Staat von der EG nur durch das Mittelmeer getrennt, hat sich am Rande der europäischen Gemeinschaft, aber umgeben von weiteren islamischen Anrainerstaaten, zu einem Krisenherd an Europas Grenzen entwickelt. Es soll unter Beachtung der historischen, religiösen, wirtschaftlichen, innen- und außenpolitischen Bedingungen, die möglichen Wurzeln des islamischen Fundamentalismus in diesem Lande analysie rt werden. Diese Betrachtungen
1Wasmuth, Ulrike C.: „Wozu und zu welchem Ende untersuchen wir Konflikte?“ In: dies. (Hrsg.)
„Konfliktverwaltung: Ein Zerrbild unserer Demokratie? Analyse zu fünf innenpolitischen
Streitfällen“, Berlin, 1992. S. 18 - 62.
2Wolleh, Oliver: „Zivile Konfliktbearbeitung in ethnopolitischen Konflikten“, In: Informationen
zur politischen Bildung, Bonn, 11. Mai. 2001. S. 26 - 37.
3Ebenda. S. 28.
Page 4
basieren auf den Grundlage n der realistischen Konflikttheorie Huntigtons4und der Friedenstheorie Senghaas5. Für die Analyse der Konfliktursachen wird in Bezug auf Elsenhans6der Begriff der Staatsklasse und des Staatsklassenkonfliktes genutzt, die für die algerische Situation aussagekräftig erscheinen.7Es handelt sich in Algerien um den Versuch von Lösungen eines innerstaatlichen Konfliktes mit militärischen und zivilen Mitteln. Der Konflikt scheint eine sehr komplexe Wirksamkeit zu haben und verläuft bereits über einen längeren Zeitraum.
Die kritische Analyse soll einen Beitrag zur politischen Debatte leisten. Die Arbeit erhebt nicht den Anspruch der Darstellung einer umfassenden, historischen, religiösen, wirtschaftlichen Analyse der algerischen Bedingungen und des Staates. Sie beschränkt sich auf wesentliche Eckpunkte aus den unterschiedlichen Arbeiten für die aktuellen Entwicklungen. Es werden Berichte, Analysen von vor allem algerischen, französischen8und einigen wenigen deutschen Autoren9zum Thema ausgewertet sowie aktuelle Artikel der algerischen und französischen Presse.10Eigene Erkenntnisse während eines Algerienaufenthaltes zwischen 1988 - 1994 wurden einbezogen.
Die Arbeit geht von folgenden wissenschaftlichen Fragestellungen aus: 1. Gibt es in Algerien einen Zusammenhang zwischen der historischen und religiösen Entwicklung sowie den aktuellen innenpolitischen Konflikten? 2. Haben die postkolonialen wirtschaftlichen und kulturellen Einflüsse sowie die wirtschaftliche Entwicklung seit der Unabhängigkeit 1962 Auswirkungen auf die aktuellen Konflikte?
4Huntigton, Samuel P.: „Kampf der Kulturen: Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21.
Jahrhundert“, München, 2002.
5Senghaas, Dieter: „Droht ein internationaler Kulturkampf?“, In: ders. (Hrsg.) „Wohin driftet die
Welt? Über die Zukunft friedlicher Koexistenz“, Frankfurt/M., 1994.
In Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes wird auf eine detaillierte theoretische
Darstellung der Friedens- und Konflikttheorie verzichtet.
6Elsenhans, Hartmut: „Staatsklassen“, In: Schulz, Manfred: „Entwicklung: die Perspektive der
Entwicklungssoziologie“, Opladen, 1997. S. 161 - 186.
7Die Begriffsbestimmungen werden in der Analyse der Konfliktakteure unter Gliederungspunkt
4.1. vorgenommen.
8Amari, Malek: „Le père et le fis: Le F.L.N., le F.I.S., et après?“, Paris, 1996.
Reporters sans Frontiers: Le drame Algérien: un peuple en otage“, Paris, 1996.
9Köfer, Christine: „Die Algerienkrise“, Frankfurt/M., 1997.
Hasel, Thomas: „Machtkonflikt in Algerien“, Berlin, 2002
10Le Matin; Liberté; El watan; www.algeriadaily.com; www.algeria.com; www.mayliselouma.dz;
www.algeria-watch.de
Page 5
3. Wie haben sich die innenpolitischen Strukturen entwickelt, um den Herausforderungen der nationalen Konflikte gerecht zu werden?
4. Lassen sich am Beispiel der algerischen Konflikte Parallelen zu den Konfliktmustern nach Huntington und Senghaas erkennen? Aus diesen Fragen lassen sich folgende Hypothesen ableiten:
1. Es kann sicherlich davon ausgegangen werden, dass die momentanen Konflikte aus den historischen - religiösen Entwicklungen resultieren.
2. Es ist anzunehmen, dass die Kolonialzeit und die seit der Unabhängigkeit 1962 folgenden wirtschaftlich-soziale Entwicklungen in direktem Zusammenhang mit den aktuellen Problemen stehen.
3. Man kann weiterhin vermuten, dass die innenpolitischen und sozialen Strukturen in Algerien nicht dazu beigetragen haben, die entstandenen nationalen Konflikte angemessen zu lösen.
4. Einzelne Aspekte des huntingtonschen Konfliktmusters sind mit Sicherheit auf die innenpolitische Situation Algeriens anwendbar.