All the things (s)he said - Inka Lindberg - E-Book

All the things (s)he said E-Book

Inka Lindberg

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Beschreibung

Jetzt das eBook zum Einführungspreis sichern! Eine Own-Voice-Romance mitten aus dem Leben – Skye steckt mitten in ihrer Quarterlifecrisis und muss sich die wirklich wichtigen Fragen stellen: Was will ich mit meinem Leben anfangen? Was macht mich wirklich glücklich? Skye ist verliebt in die Liebe, aber kann sie auch die Liebe für sich selbst entdecken? Skye ist eine »Serial Monogamist«: Ihr Leben lang hüpft sie von Beziehung zu Beziehung und bleibt nie lange allein. Doch als sie sich von Lukas trennt, ist alles anders. Dieses Mal schwört sich die junge Kölnerin, ein Jahr lang single zu bleiben, um herauszufinden, was sie im Leben wirklich will. Wer ist sie ohne Partner? Was gefällt ihr wirklich und was hat sie nur ihrem Freund zuliebe gemacht? Und wie knüpft man bitte mit Mitte zwanzig noch neue Freundschaften? Die Antworten auf diese Fragen zu finden, stellt sich als gar nicht so einfach heraus. Ausgerechnet Skyes neue Nachbarn Amir und Naima stellen ihren guten Vorsatz auf eine harte Probe. Fühlt sie für Amir eine tiefe Freundschaft oder hat sie doch Schmetterlinge im Bauch? Oder ist es Naima, die ihren Plan, single zu bleiben, wirklich gefährdet? Der neue queere New-Adult-Roman von Spiegel-Bestsellerautorin Inka Lindberg mit den beliebten Tropes:  - Haters to Lovers - Found Family - Quarterlifecrisis - Queer Awakening - Slow Burn - Opposites Attract - Coming of Age »Ich habe selten etwas gelesen, das so intensiv, aufklärend und relatable zugleich ist. Ich wünschte, mich hätte dieses Buch während meines inneren Coming-outs begleitet.« Lena von @lenaliebig über We fell in love in October

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 497

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inka Lindberg

All the things (s)he said

Roman

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Skye ist eine »Serial Monogamist«: Ihr Leben lang hüpft sie von Beziehung zu Beziehung und bleibt nie lange allein. Doch als sie sich von Lukas trennt, ist alles anders. Dieses Mal schwört sich die junge Kölnerin ein Jahr lang Single zu bleiben, um herauszufinden, was sie im Leben wirklich will. Wer ist sie ohne Partner? Was gefällt ihr wirklich und was hat sie nur ihrem Freund zuliebe gemacht? Und wie knüpft man bitte mit Mitte Zwanzig noch neue Freundschaften? Die Antworten auf diese Fragen zu finden, stellt sich als gar nicht so einfach heraus.

Ausgerechnet Skyes neue Nachbarn Amir und Naima stellen ihren guten Vorsatz auf eine harte Probe. Fühlt sie für Amir eine tiefe Freundschaft oder hat sie doch Schmetterlinge im Bauch? Oder ist es Naima, die ihren Plan, Single zu bleiben, wirklich gefährdet?

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Content Notes - Hinweis

Widmung

Playlist

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

Epilog

Nachwort

Danksagung

Content Notes

Bei manchen Menschen lösen bestimmte Themen ungewollte Reaktionen aus. Deshalb findest du am Ende des Buches eine Liste mit sensiblen Inhalten. Bitte passt auf euch und eure mentale Gesundheit auf.

Für alle, die loslassen mussten, um sich selbst zu finden

Playlist

Bored – Billie Eilish

Wasting My Young Years – London Grammar

How To Never Stop Being Sad – dandelion hands

July (feat. Leon Bridges) – Noah Cyrus

The Sink – hey, nothing

The Emptiness Machine – Linkin Park

Pazifik – Provinz

Sailor Song – Gigi Perez

Rote Flaggen – Berq

AVATAR – becks

Good Luck, Babe! – Chappell Roan

All I Wanted – Paramore

1. Kapitel

Ich mache Schluss. Ich komme nicht mit.«

In meiner Fantasie spreche ich die Worte aus, die ich seit Wochen zu unterdrücken versuche. Sie schmecken bitter auf meiner Zunge. Trotzdem schlucke ich sie immer wieder runter und vergifte mich freiwillig Stück für Stück, Tag für Tag. Je mehr Zeit vergeht und je näher der Termin rückt, desto schlechter fühle ich mich, und desto unmöglicher erscheint es mir, endlich auszusprechen, was mich bedrückt.

Ich habe den Absprung verpasst, habe mich selbst belogen, mir eingeredet, dass Lukas’ Traum auch mein Traum wäre. Mein Unterbewusstsein muss es schon lange gewusst haben, spätestens als meine Appetitlosigkeit einsetzte. Aber ich habe die körperlichen Symptome, die mir meine Selbstsabotage abverlangte, ignoriert. Allerdings ist die Stimme in meinem Kopf nach ihrer anfänglichen Zurückhaltung in den letzten Wochen unverfrorener, drängender und lauter geworden.

Doch ich sage nichts, presse die Lippen aufeinander und ersticke fast an den unausgesprochenen Worten. Ich beobachte meinen Freund dabei, wie er mit seinen Kumpels redet und lacht. Ihm fällt nicht auf, dass ich mich zurückgezogen habe. Er war schon immer schlecht darin, meine Körpersprache zu lesen und zu merken, wenn etwas nicht stimmt. Oder ich war besonders gut darin, es vor ihm zu verbergen. Sein Blick geht einfach durch mich durch, als wäre ich Teil der Einrichtung. Vielleicht ist das auch normal, wenn man schon so lange zusammen ist. Womöglich schenkt man der geliebten Person dann nicht mehr so viel Aufmerksamkeit, weil man sich an die ständige Präsenz gewöhnt hat.

Die Wohnung ist größtenteils leer geräumt. Übrig gebliebene Möbelstücke haben wir an den Rand geschoben. Im Schlafzimmer stapeln sich Umzugskartons. Wir haben unser Leben einfach zur Seite gerückt.

Die Wohnküche ist bis auf den letzten Quadratzentimeter mit Lukas’ Freunden gefüllt. Meine Schwester hat abgesagt. Für sie wird es keinen Unterschied machen, ob ich ein halbes Jahr in England rumhüpfe oder nicht. Wir sehen uns ohnehin kaum noch. Susi und Belinda, ehemalige Arbeitskolleginnen von mir, sind überraschenderweise bei der Party aufgetaucht. Ich bin mir nicht sicher, warum. Oder weshalb ich sie überhaupt eingeladen habe. Wahrscheinlich weil es mir unangenehm ist, dass Lukas so viele Menschen in seinem Leben hat und ich nicht. Ich habe nur ihn.

Für mich sind die beiden jedenfalls nicht gekommen. Nach anfänglichen Höflichkeiten haben sie sich an zwei Sportstudenten gehängt, und ich nehme es ihnen nicht übel. Im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich ungestört so tun kann, als wäre ich abwechselnd damit beschäftigt, aufzuräumen und mehr Bier in den Kühlschrank zu stellen.

Ich lächle Gäste an, wenn ihre Blicke mich streifen, ich lächle den Boden an, der schon jetzt aussieht wie Sau, und ich lächle den Tresen an, den ich mit einem nassen Lappen abwische. Das elende Lächeln ist förmlich in mein Gesicht getackert. Meine Wangen tun weh. Aber wenn ich aufhöre zu lächeln, wenn ich meine Gesichtszüge entspanne, werde ich in Tränen ausbrechen. Also lächle ich tapfer weiter, als würde auf dieser Hausparty nicht mein Schicksal besiegelt werden, sondern als würden mein Bachelorabschluss und eine neue unbefristete Stelle gleichzeitig gefeiert.

Es ist laut. Zu laut für meinen Geschmack. Travis Scott dröhnt aus den Boxen. Ich warte darauf, dass die nervige Nachbarin von unten bei uns klingelt und sich beschwert. Nein, ich ersehne den Augenblick. Jemand muss dem Ganzen einen Schlussstrich ziehen. Aber ich darf es nicht sein. Schließlich ist es unsere letzte Woche in Köln. Die Tickets sind gebucht, die Wohnung aufgegeben, und das Auslandspraktikum meines Freunds bei der Anwaltskanzlei Irwin Mitchell steht in den Startlöchern. Es wäre unfair von mir, Lukas diesen Abend mit seinen Freunden zu stehlen.

Auf mich wartet nichts in London. Ich kratze an dem Etikett meiner Bierflasche. Und in Köln lasse ich zurück … ein abgebrochenes Studium und eins, das ich mir genauso gut hätte sparen können, weil die dadurch gebotenen Jobchancen geradezu nonexistent sind. Genau null tiefe Freundschaften, aber dafür eine Barista, die meine Coffee-Order kennt und mich mit kölschem Dialekt aufruft, wenn sie fertig ist. Eine verkorkste Familie. Eine ganze Umzugskiste voller Utensilien angefangener Hobbys, an denen ich nach einer Woche das Interesse verloren habe.

Ich beobachte, wie Lukas die Arme um seine beiden besten Freunde legt und zu Musik mitgrölt, die ich nicht mag. Er hat so lange auf diesen Moment gewartet. Seit ich ihn kenne, redet er davon, erfolgreicher Jurist zu werden und in allen großen und wichtigen Städten mal für ein paar Jahre leben zu wollen. Dieses Praktikum ist alles, wovon er immer geträumt hat, alles, was er braucht, um seine großen Pläne endlich in die Tat umzusetzen.

Und wovon träumst du? Davon, der Schatten deines Freundes zu werden? Selbst die Stimme in meinem Kopf klingt gehässig. Inzwischen habe ich mich fast daran gewöhnt, sie zu hören. Trotzdem schnürt es mir jedes Mal die Luft ab. Ich werde dann ganz nervös, habe einen Kloß im Hals, als hätte ich keine Wahl, als zwänge mich Lukas, mit ihm zu gehen. Dabei hat er mich ganz normal gefragt, sogar gesagt, dass er versteht, wenn ich in Deutschland bleiben und auf ihn warten will. Ich habe das Angebot nicht angenommen, habe stattdessen Ja gesagt und mich anfangs sogar darauf gefreut, ein neues Kapitel zu beginnen.

Denn es gibt keine Menschen, keinen Job oder Ähnliches, was mich an Köln bindet. Und trotzdem … Ich mag diesen Ort. Ich mag den Dialekt alter Leute, die Büdchen-Kultur, wie sich die ganze Stadt kollektiv zu Karneval verkleidet und merkwürdige Songs zusammen singt. Ich mag es, im Sommer am Grüngürtel spazieren zu gehen und dabei diesem einen stadtbekannten Typen zu begegnen, der Bier auf dem Kopf balanciert. Ich finde es toll, jedes Mal den Dom zu bestaunen, wenn ich am Hauptbahnhof umsteige, und ich liebe es, dass wir Bier aus winzigen Gläsern trinken. Ich bin hier aufgewachsen. Ich kenne nichts anderes. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, will ich auch nichts anderes kennenlernen. Das hier ist meine Heimat. Ich will nicht in ein Land, in dem die Menschen lieber Tee als Kaffee trinken.

Ich wische den Tresen zum dritten Mal ab. In einem unbeobachteten Moment drängele ich mich zwischen den Leuten durch den Raum und verschwinde im Schlafzimmer. Zwischen zwei Stapeln Umzugskartons hocke ich mich auf den Boden und mache mich ganz klein. Meine Abwesenheit fällt sowieso niemandem auf. Mein Hund, der sich bei dem Tumult im Wohnzimmer ebenfalls hierher verkrümelt hat, kriecht aus seinem Körbchen und legt sich neben mich auf den Boden.

Lukas’ systematisch gepackte Umzugskartons starren mich vorwurfsvoll an. Sie sind klar von meinen zu unterscheiden. Gegenstände ragen aus einigen meiner Kartons heraus, weil sie zu voll sind, um sich richtig schließen zu lassen. Mein Teddybär, Mister Snuffles, wird von dem Gewicht des über ihm thronenden Kartons fast zerdrückt. Ich helfe ihm nicht.

Lukas liegt mir seit Tagen damit in den Ohren, dass wir die Kartons auf diese Art nicht bei seinen Eltern im Keller lagern können, aber etwas tief in mir weigert sich vehement, für Ordnung zu sorgen.

Ich entdecke ein paar Wollmäuse unweit von mir, die sich aus dem Staub entwickelt haben, der sich über die Jahre unbemerkt unter den Möbeln angesammelt hatte und nun zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt.

Es ist lächerlich, aber der Anblick der Wollmäuse macht mich ganz emotional. Ich fühle mich dramatisch, melancholisch, denn ich würde diese Flusen am liebsten aufbewahren. Sie erinnern mich an das, was nun vorbei ist: das Leben mit Lukas, wie ich es kannte. Ich nehme ein besonders großes Stück Staubknäuel in die Hand und lasse es zwischen meinen Fingern hin und her wandern, bis mich ein leises Winseln innehalten lässt.

Einen kurzen Moment lang denke ich, ich hätte endgültig die Kontrolle über meine Tränendrüsen verloren. Doch obwohl mein Hals eng ist, sind meine Augen trocken.

Es ist Hans Joseph, der eine Pfote auf mein Knie legt und mich aus seinen viel zu menschlichen Augen traurig betrachtet. Schließlich klettert er auf meinen Schoß. Eigentlich ist ein Pudel mit knapp 30 kg viel zu groß und schwer dafür, doch heute lasse ich mich gerne von seinem Gewicht halb erdrücken. Ich presse mein Gesicht in sein dunkles Fell und schlinge die Arme um ihn. Er atmet schwer aus, als würde er all meine Sorgen für einen Moment mittragen.

Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich dieses Tier gerettet habe oder ob es umgekehrt war. Ich musste ihn einfach mitnehmen, nachdem ich ihn wochenlang immer wieder im Tierheim gesehen hatte. Seine ursprünglichen Besitzer hatten Hans Joseph nicht mehr gewollt, als sie ein Baby bekamen. Für mich ist mein Hund mein Baby, und in meinen Augen hat ein Haustier genau denselben Stellenwert wie jedes andere Familienmitglied. Es ist mir unbegreiflich, wie sich seine Besitzer*innen gegen ihn entscheiden konnten. Allerdings weiß ich auch nicht, welche weiteren Umstände zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Vielleicht konnten sie sich das Futter nicht mehr leisten, oder das Kind hatte eine Hundehaarallergie, oder sie mussten mit dem Familienzuwachs umziehen und der neue Vermieter erlaubte keine Haustiere. Ich sollte nicht immer das Schlechteste in den Menschen vermuten.

Lukas war von meiner Adoptionsentscheidung nicht begeistert gewesen, weil es unseren Auslandsaufenthalt natürlich verkompliziert hat. Aber ich bin stur geblieben und habe darauf beharrt, dass wir statt des Flugzeugs auch die Fähre nehmen können, um problemlos mit Hund über den Ärmelkanal zu kommen.

Neben mir entdecke ich den Schuhkarton mit den Fotos, der bis vor Kurzem noch Inventar des Bettkastens war. Behutsam hebe ich den Deckel an und fahre mit den Fingerspitzen über die Fotos, die sich darunter befinden. Momente, in denen Lukas und ich glücklich waren. Ein Polaroid von der Party, auf der wir uns kennengelernt haben. Meine langen blonden Haare fallen mir bis über die Schultern. Lukas hat den Arm um mich gelegt und grinst breit in die Kamera. Für Außenstehende ist nicht ersichtlich, ob wir befreundet sind oder ob da mehr ist. Aber ich wusste es damals schon. Von der ersten Sekunde, die ich ihn gesehen habe, wusste ich, dass ich ihn wollte.

Ich lege das Foto zur Seite und greife nach dem nächsten. Es zeigt uns beide im Phantasialand, wie wir auf den Pferden eines altmodisch gestalteten Karussells reiten. Lukas hat sich auf seinem Gefährt aufgebäumt und reckt den Arm triumphierend in die Luft, als wäre er im Begriff, in den Kampf zu ziehen. Ich schmiege mich an die Stange, an der mein Pferd montiert ist, und lächle kokett in die Kamera. Der Vergnügungspark ist nur eine gute Stunde von Köln entfernt, und seit diesem ersten Besuch sind wir an jedem Jahrestag wieder hingefahren.

Ein anderes Foto zeigt uns zusammen mit seiner Familie beim Weihnachtsessen. Ein Stich durchfährt meine Brust. Wir sehen so glücklich aus. Der ganze Karton ist voll mit Erinnerungen, die ich irgendwann in den letzten Jahren in einem Anflug von Sentimentalität ausgedruckt habe. Hier sind wir. Fünf Jahre komprimiert, eingepfercht in einer kleinen Box. Mein Leben mit der Person, mit der ich so viel von mir geteilt habe.

Lukas kennt mich so gut wie sonst niemand. Er sieht mich und wie ich bin. Oder eben fast so, wie ich bin. Als sähe er mich, aber hätte eine leichte Sehschwäche. Als sprächen wir dieselbe Sprache, nur mit unterschiedlichem Dialekt, der gegenseitiges Verständnis manchmal unmöglich macht, ich norddeutsch, er bayrisch, auch wenn wir beide aus Köln stammen.

Im Wohnzimmer geht etwas Gläsernes zu Bruch, dann ist es kurz leise, bis schallendes Gelächter bis zu mir rüberdringt. Wo bleibt nur unsere nervige Nachbarin und beschwert sich über die Lärmbelästigung?

»Ich kann das nicht«, flüstere ich, spreche zum ersten Mal die Worte aus, die ich mit aller Macht zu unterdrücken versucht habe. Mit zittrigen Händen streichele ich Hans Joseph, der daraufhin meinen Arm ableckt.

»Ich kann das nicht«, sage ich lauter. Und dann noch einmal und noch einmal. »Ich kann das nicht!«

Der Dielenboden knarzt. »Was hast du gesagt?« Lukas macht das große Licht im Schlafzimmer an und findet mich am Boden kauernd. Seine Augen sind leicht glasig, in der Rechten hält er eine Bierflasche. Ich hasse das große Licht. Lukas hat das nie verstanden, aber wenigstens hat er meinen Wunsch nach einigen Diskussionen akzeptiert und mir geholfen, zahlreiche kleinere Lampen und Lichterketten in der ganzen Wohnung zu installieren, die für eine angenehme, indirekte Beleuchtung sorgten. Sogar er hat schnell eingesehen, dass sein grelles Deckenlicht da nicht mithalten konnte. Aber nun ist alles verpackt, und wenn das einfallende Licht der Straßenlaternen nicht ausreicht, hat Lukas kein Problem damit, die nackte Glühbirne anzumachen. Wirklich schön.

Als ich nicht reagiere, kommt er auf mich zu, kniet sich zu mir auf den Boden und nimmt meine Hände in seine. Ich ziehe sie zurück, als hätte ich in Dornen gegriffen. Hans Joseph springt von meinem Schoß und tanzt um Lukas’ Beine, bettelt nach Aufmerksamkeit. Lukas ignoriert ihn. Für einen Moment sehe ich in seinen Augen wieder den jungen Mann, den ich vor fünf Jahren kennengelernt habe. Da ist etwas Verletzliches in seinem Ausdruck, was ihn trotz Dreitagebart jungenhaft wirken lässt.

Meine Augen brennen. Ich schlucke schwer, ringe nach Luft. Warum muss ich so sein? Warum kann ich nicht einfach mit ihm gehen wollen? Er runzelt die Stirn und streicht mir eine Strähne hinter das Ohr. Seine warme Hand auf meiner Haut fühlt sich so vertraut und gleichzeitig so falsch an.

»Lukas, ich …« Meine Stimme klingt rau und ist vor der lauten Hintergrundkulisse schlecht zu verstehen. Ich kann ihm unmöglich sagen, dass er allein nach London gehen muss. Nicht auf unserer – wobei, eigentlich seiner – eigenen Abschiedsparty, für die er sich extra einen Countdown auf seinem Handy eingerichtet hatte.

Lukas lässt die Augenbrauen sinken. Sein Mund verzieht sich zu einem dünnen Strich, bevor er sich mir gegenüber auf den Boden setzt. Seine Schultern hängen tief. Er setzt die Bierflasche an und trinkt ruckartig einen Schluck.

»Du kommst nicht mit.«

Es ist keine Frage, es ist eine Feststellung, in der so viel Enttäuschung mitschwingt, dass es mich fast umbringt. Ich wünschte, er wäre wütend. Ich wünschte, er schrie mich an, würfe mir an den Kopf, dass es jetzt ein bisschen spät sei, um die Meinung zu ändern. Doch er bleibt ruhig, spielt mit dem Silberkettchen um seinen Hals und fixiert seine Schuhe. Eine einzelne Träne tropft auf den Boden neben ihm.

In dieser Geschichte bin ich die Böse.

2. Kapitel

In der Ferne knallt es. Lichter erhellen den bereits dunklen Himmel, und es riecht entfernt nach Schwefel. Beunruhigt sehe ich zu Hans Joseph, der meinen Blick genauso sorgenvoll erwidert. Wir stehen vor dem Mehrfamilienhaus, in das ich heute einziehen soll. In meiner Rechten halte ich die Hundeleine, in meiner Linken eine Monstera, die bereits bessere Tage gesehen hat. Ich starre die weiß gestrichenen Backsteine an und trete von einem Fuß auf den anderen.

Hinter mir knallt eine Autotür zu. »Das ist es also?«, fragt Carolin.

Ich drehe mich zu meiner Schwester um und sehe in ihr mich selbst. Mich selbst in einem anderen Leben, in dem mein Freund nie vorkam. Mein Ex-Freund.

Sie hat die gleichen blaugrauen Augen wie ich, nur dass ihre stürmisch, fast wütend und nicht wie meine irgendwie traurig aussehen. Es ist merkwürdig, eine Schwester zu haben, der man so ähnlich sieht, weil man ständig eine Art Spiegel vorgehalten bekommt. Sieht, wie man sein könnte, wie man wirken könnte, wenn man nicht man selbst wäre. Sie trägt ihre langen blonden Haare offen und sieht mir damit noch ähnlicher als sonst. Der entscheidende Unterschied zwischen uns ist, dass sie ihr Leben im Griff hat und ich nicht. Das spiegelt sich auch in ihrer Kleidung wider. Ihre graue Anzughose ist viel zu schick, um mir beim Umzug zu helfen, und lässt mich in meiner baggy Hose neben ihr wie ein kleines Kind aussehen, obwohl ich die Ältere von uns beiden bin.

»Das ist es«, antworte ich. In meiner Magengegend zieht sich etwas zusammen. Ich habe diese Wohnung gar nicht verdient, habe sie nur bekommen, weil Maria, Lukas’ Mutter, die Vermieterin kennt. Ich habe nicht verdient, dass Maria ihre Kontakte hat spielen lassen, nachdem ich ihren Sohn verlassen habe. Und dass Carolin mir jetzt beim Umzug hilft, habe ich nach den letzten paar Jahren wahrscheinlich noch weniger verdient. Ich weiß, dass sie es genauso sieht, sehe es in ihrem Blick. Aber alleine schaffe ich es unmöglich, all mein Zeug in den zweiten Stock zu tragen. Ich bin eine schlechte Schwester.

Lukas hat mir die Matratze überlassen, die er vor einem Jahr gekauft hat. Sie ist viel zu groß für mich allein. »King Size für meine Königin«, hat er damals stolz gesagt. Ich habe nicht gewusst, was das bedeutet, und es heimlich gegoogelt. 193 cm mal 203 cm. Völlig übertrieben für zwei doch recht zierliche Menschen. Wir hätten auch bequem quer im Bett schlafen können. Jetzt muss »die Königin« das Monstrum irgendwie in den zweiten Stock bekommen. Ich frage mich, warum er mir die Matratze überlassen hat, aber das Bettgestell – und unseren Staubsauger – unbedingt behalten wollte. Mit nach England hat er den Kram bestimmt nicht genommen.

Ein paar Straßen weiter donnert es wieder, und eine Rakete geht pfeifend in die Luft. Es ist Tage zu früh für Silvesterfeuerwerk. Carolin legt mir eine Hand in den Rücken und reißt mich aus meinen Gedanken. »Komm.«

Dankbar schließe ich die Haustür auf. Wir steigen die knarzenden Treppen nach oben, legen Hans Josephs Körbchen und die Pflanze ab. Mein neues Zuhause ist winzig, und ich bin froh darüber. Froh, dass die Einsamkeit hier nicht so viel Platz hat wie in der leeren Wohnung, nachdem Lukas gegangen ist. Hier gibt es keine leeren Ecken und Nischen, in denen sie sich breitmachen kann.

Unbeholfen stehen wir da, und ich weiß, dass ich jetzt die Führung übernehmen muss. Ich schicke Hans Joseph ins Körbchen und hoffe, dass das Knallen der rücksichtslosen Banausen ein paar Straßen weiter nicht bis in die Wohnung dringt. »Am besten fangen wir mit der Matratze an.«

Schweigend laufen wir die Treppen runter zurück zum Kleintransporter, vorbei an abblätternder Tapete und klassischer Musik, die aus einer der Wohnungen dringt.

»Dein Ego hätte ich gerne«, sagt Carolin und starrt die Matratze an, mit der wir bereits in der alten Wohnung gekämpft haben. »Die bekommen wir nie im Leben durchs Treppenhaus.«

Wahrscheinlich hat sie recht. Beim Abtransport aus meiner alten Wohnung in Ehrenfeld hatten wir Glück, dass es keine Treppen gab und wir wie durch ein Wunder direkt vor der Tür einen Parkplatz für den Transporter gefunden hatten.

»Hör mal, hast du die gesehen?« Ich krempele die Ärmel meines Oberteils hoch und spanne meinen Bizeps an. Im Kontrast zu dem übergroßen Pulli sehen meine Muskeln winzig aus.

Carolin schenkt mir einen vernichtenden Blick, doch das Zucken ihrer Mundwinkel habe ich genau gesehen.

Ich hüpfe in den Transporter und fange an, die Matratze zu schieben und zu drücken.

»Warte doch mal!«, protestiert sie. »Du hast mit deinen Stöckchen-Armen vielleicht genug Kraft, aber ich nicht!«

Sofort halte ich inne. Die Matratze hat sich ohnehin nur wenige Zentimeter bewegt. Der Transporter wackelt, und Carolin quetscht sich an den Kisten vorbei zu mir durch. »Du stehst draußen und nimmst dieses Monstrum entgegen.«

Ich hebe kapitulierend die Hände und klettere an ihr vorbei zurück nach draußen, wobei ich den Impuls unterdrücken muss, ihr zu sagen, dass es wesentlich schlauer gewesen wäre, wenn sie mich zuerst rausgelassen hätte.

»Okay, ich schiebe jetzt. Geht los!«, ruft Carolin aus den Tiefen des Transporters.

Nichts passiert. Ich halte die Matratze an den Seiten fest, doch sie bewegt sich nicht. »Du musst schon richtig drücken!«

»Kann ich ja nichts dafür, wenn man so beschissen packt! Dieses elende Ding hängt total an deinem Kram fest. Welcher Vollpfosten kommt denn auf die Idee, Umzugskartons so vollzustopfen, dass man sie nicht mehr schließen kann? Natürlich bleibt die Matratze an all dem Krimskrams hängen.« Während Carolin sich in Rage redet, schmeißt sie sich immer wieder gegen die Matratze. Bei jedem neuen Versuch bewegt sich das gesamte Fahrzeug.

»Stemm die Matratze nach oben und dann erst in meine Richtung.« Es kostet mich alle Kraft, nicht im gleichen Tonfall zu antworten. Schon witzig, wenn man bedenkt, wie harmoniebedürftig ich bei jedem anderen Menschen auf dieser Welt bin. Aber irgendetwas hat meine Schwester an sich, das mich immer wieder auf die Palme bringt.

»Als ob das so einfach wäre. Ich mache hier –«

Rums. Ein Ruck geht durch den Transporter, und die Matratze schießt auf mich zu. Das schwere Gewicht schubst mich einige Schritte nach hinten. Ich schreie auf und strecke die Arme durch. In der letzten Sekunde fange ich das Monstrum mit den Händen und dem Kopf ab. Die Matratze drückt von oben auf mich, und ich kralle verzweifelt meine Fingernägel in den Stoff.

»Carolin!«, kreische ich panisch. »Schnell, das Ding fällt gleich auf den Boden!«

Von der widerspenstigen Natur der Umzugskartons scheint nichts übrig geblieben zu sein. Ich spüre ganz deutlich, wie mir trotz all meiner Bemühungen die Matratze immer weiter entgleitet. Wahrscheinlich hängt sie nur noch mit einem winzigen Zipfel im Transporter. Meine Schwester hält sie jedenfalls nicht fest.

»Ich komme ja schon!«

Mir bricht der Schweiß aus. Noch ein bisschen mehr, und ich kann heute Nacht genauso gut draußen schlafen, weil meine einzige Schlafmöglichkeit mit Matsch und Straßendreck bedeckt ist.

»Beeil dich, ich kann das nicht mehr lange halten!« Meine Arme schmerzen bereits. Vielleicht war das die Rechnung für den Witz über meine Muckis, die ich in Wahrheit gar nicht besitze. Ich hätte mir so einen Schutzbezug besorgen sollen. Oder bei eBay-Kleinanzeigen nach Umzugshelfer*innen suchen. Tja, zu spät. Aber ich hätte für beides ohnehin kein Geld gehabt.

»Ich komm ja schon! Einer der Kartons ist umgekippt, hier fliegt überall Zeug rum.«

»Schnell!«, jammere ich, weil mir der Stoff immer weiter aus den Fingern gleitet. Beinahe habe ich den Eindruck, als sammele Carolin erst noch den verstreuten Inhalt auf, bevor sie mir hilft.

»Au secours, au secours!« Meine Stimme muss sich genauso schrill anhören wie die von Arthur, dem Papageien meines Französischschulbuchs, den wir in compréhension orale bis zum Abwinken hatten hören müssen.

»Puis-je vous aider?« Hinter mir erklingt ein tiefer Bariton. Ich habe keine Ahnung, was er sagt, aber atme erleichtert auf, als ein junger Mann in mein Blickfeld tritt und die Matratze am anderen Ende packt.

Ich bin so überrumpelt über sein Auftauchen, dass ich lediglich ein »Et boum! C’est le choc« über die Lippen bringe. Nach dem Abitur habe ich alles, was mit Französisch zu tun hat, in eine Schublade gepackt und vergessen. Nur an einzelne Phrasen erinnere ich mich.

Der Mann mit dem Schnauzer grinst mich schief an. Seine dunkelbraunen Haare sind an den Seiten kurz, obendrauf locken sie sich. Er trägt einen braun gemusterten Pullover, der sich um seinen Bauch ein wenig spannt, und eine runde Brille, die an einer goldenen Kette um seinen Hals baumelt. Er umfasst die Matratze problemlos mit seinen großen Händen und sieht im Vergleich zu mir tiefenentspannt aus.

»Seit wann sprichst du Französisch?« Carolin hat es endlich zurück nach vorne geschafft und positioniert sich wie ich so, dass sie einen Teil des Gewichts mit ihrem Kopf und den Händen trägt.

Der Fremde macht einen Double-Take, als er meine Schwester erblickt. Typisch. Sein Blick wandert zu mir, und der Groschen fällt. Bitte sag nichts, bitte sag nichts, bitte sag nichts. Wenn uns Menschen erzählen, wie ähnlich wir uns sehen, hat das den gleichen Effekt, als erklärte man großen Menschen, dass sie groß sind. In der Regel ist das keine Neuigkeit. Wir wissen das, wir kennen uns nicht erst seit gestern.

Doch der Typ nickt Carolin nur zu. »Ich nehme an, das soll rein? Oder wollen wir hier noch ein bisschen stehen bleiben?«

Sein Lächeln lässt die Herzen seiner Mitmenschen sicher reihenweise schmelzen. Gerade weiße Zähne, eine kleine Zahnlücke und Grübchen. Himmel, wer hat diesen Mann designt? Er sieht aus, als habe ihn ein pubertierendes Mädchen bei Sims zusammengestellt, das zu viel Zeit auf Pinterest verbringt.

»Oh, also, ähm. Ja. Zweiter Stock«, bringe ich schließlich hervor. Der Mann, von dem ich vermute, dass es sich um meinen neuen Nachbarn handelt, bedeutet mir, auf die Seite meiner Schwester zu gehen.

Wir drehen das Monstrum um, und er marschiert vor, als wäre dies seine einfachste Übung. Carolin und ich, die trotz Hilfe immer noch mit der Matratze kämpfen, werfen uns verstohlene Blicke zu, während wir schnaufend die Treppen hochlaufen.

Sie wackelt mit den Augenbrauen und formt mit den Lippen »der ist heiß«. Das ist er, und irgendwie macht es mich sauer. Ich trauere um meine Beziehung, und mein Nachbar hat die Dreistigkeit, attraktiv zu sein? Frechheit!

»Die Tür links«, sage ich, als wir im zweiten Stock ankommen. Hans Joseph steht mit der Rute wedelnd in der Tür. Natürlich ist er nicht in seinem Körbchen geblieben. Zum Glück hat er die Wohnung nicht verlassen. Ich bin eine furchtbare Hundemutter und habe nicht darüber nachgedacht, dass der Hund abhauen könnte, wenn ich die Tür nicht schließe. Ich sollte eine Liste erstellen mit Dingen, in denen ich schlecht bin. Schlechte Freundin, schlechte Schwester, schlechtes Frauchen. Vielleicht könnte ich damit einen Guinness-Weltrekord brechen.

»Wer ist das denn?« Die Stimme des Fremden klettert eine Oktave nach oben.

Mir fällt auf, dass ich nicht weiß, wie er heißt. Mein Zorn über seine Attraktivität verbietet es mir, nachzufragen. Na toll. Andererseits scheint er an meinem Namen auch nicht so interessiert zu sein wie an dem von Hans Joseph. Ich seufze leise. Jetzt muss ich ihm den bescheuerten Namen sagen, den ich eigentlich unfassbar witzig und cool finde, in diesem Moment aber nur noch kindisch.

»Das ist Hans Joseph«, sage ich eine Spur zu leise.

Endlich stellen wir die Matratze an der Wand ab, und ich reiße mir als Erstes den Pulli über den Kopf. Der Cocktail aus körperlicher Anstrengung, Aufregung und Scham stellt mein Deo deutlich auf die Probe.

»Hans Joseph«, wiederholt der Schnurrbart-Typ in derselben kindlichen Stimme, die er eben schon beim Anblick meines Hundes benutzt hat, und bückt sich, um ihn zu streicheln.

Hans Joseph setzt seinen treusten Hundeblick auf und lässt sich kurze Zeit später auf den Rücken fallen, um den Bauch gestreichelt zu bekommen. Was für ein Verräter. Wir trauern um seinen Vater, und er schmeißt sich dem nächstbesten Typen an den Hals. Dieser kleine Schlawiner ist sich für niemanden zu fein.

»Hey, danke für deine Hilfe. Das wäre echt nicht nötig gewesen«, lüge ich meinen Nachbarn dreist an. Wir konnten ihn wirklich gut gebrauchen. Ich habe mich schon auf dem nackten Boden schlafen sehen.

»Ey, gar kein Problem, wirklich! Wenn ich gewusst hätte, dass hier welche mit Hund einziehen, hätte ich die Tage gezählt und eine halbe Stunde vor eurer Ankunft vor der Haustür gewartet, um zu helfen.« Sein Blick klebt immer noch an dem Rüden, der ihn hechelnd anschmachtet. Ausgiebige Streicheleinheiten sind neben Leckerlis eindeutig der Weg zu seinem Herzen.

Meine Schwester hampelt hinter dem Fremden herum, was so gar nicht zu ihrer trockenen Art passt, die sie sich in den letzten Jahren zugelegt hat. Sie reißt den Mund auf und wedelt mit der Hand, als hätte sie sich an ihm verbrannt. Am liebsten würde ich nach dem Blumentopf greifen und ihr die Monstera an den Kopf schmeißen. Soll sie sich doch diesen Typen schnappen, wenn sie ihn so toll findet. Dabei weiß ich nicht mal, ob sie aktuell single ist. Dafür hatten wir in letzter Zeit zu wenig Kontakt.

Ich will gerade mit dem Finger über meine Kehle streichen, um sie dazu zu bringen, mit der Hampelei aufzuhören, da widmet sich der Schnurrbart-Mann wieder mir. In letzter Sekunde tue ich so, als müsste ich mich am Hals kratzen, und Carolin kichert leise. Vielleicht ist mir die nachtragende Version von ihr doch lieber als diese alberne.

»Ich bin übrigens Amir und wohne im ersten Stock.« Er steht auf und klopft sich die Hose ab, bevor er mir seine Hand hinhält. »Ich hatte noch gar keine Zeit, mich vorzustellen.«

Zaghaft erwidere ich seinen warmen, angenehmen Händedruck. Meine Hand verschwindet dabei in seiner. »Schön, dich kennenzulernen!« Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Danke noch mal für vorhin. Ich bin –«

Ich komme nicht dazu, den Satz zu beenden. Von Amirs Gesäß ertönt ein ohrenbetäubendes Klingeln. Es dauert eine Sekunde, bis ich verstehe, dass es sein Handy ist und uns nicht sein Allerwertester mit Gesangstalent überrascht. Er hat einen dieser nervtötenden Klingeltöne eingestellt, den man von älteren Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln kennt. Amir verzieht den Mund, greift nach seinem Smartphone und hebt entschuldigend die Hand.

»Hallo?« Am anderen Ende ertönt eine jammernde Stimme, doch ich verstehe kein Wort. »Atme erst mal tief durch. Das ist doch nicht so schlimm, da können wir bestimmt etwas machen.« Amirs Tonfall bleibt sanft, die Stirn liegt jedoch gequält in Falten. Es ist ihm sichtlich unangenehm, vor uns zu telefonieren. »Nein, ganz bestimmt nicht. Ich werde darauf achten. Doch, doch.«

Carolin und ich werfen uns verstohlene Blicke zu. Sie zuckt mit den Schultern. Weder sie noch ich wissen, wie man am besten auf so eine Situation reagiert. Ich würde ihm gern etwas Privatsphäre gewähren, doch in dieser winzigen Wohnung ist dafür kein Platz. Ihn hier allein zu lassen und mit dem Umzug fortzufahren, wäre auch irgendwie merkwürdig.

Dann löst Amir das Dilemma von selbst auf. Entschuldigend hält er den Hörer zu, formt mit dem Mund »ist wichtig« und deutet auf sein Handy. Er drückt meine Schulter zum Abschied, zwinkert Carolin zu und verlässt die Wohnung, nicht ohne Hans Joseph ein letztes Mal über den Kopf zu streicheln.

Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, fängt Carolin wieder an zu kichern wie ein Schulmädchen. »Jetzt weiß ich, warum du hier hinziehen wolltest. Der ist ja so süß! Und kein Ring am Finger.« Sie lässt die Matratze umkippen und lässt sich rücklings darauf fallen.

So froh ich bin, dass ihr Groll gegen mich in Vergessenheit geraten zu sein scheint, so sehr nervt sie mich.

Ich streiche über die Stelle, an der Amir meine Schulter berührt hat. Kein Ring am Finger. Über so etwas denke ich gar nicht nach. Wie alt Amir wohl ist? Allerhöchstens Ende 20. Schwer zu sagen, ohne den Schnurrbart könnte er ein Bubi-Gesicht haben. Wobei das Alter ab einem gewissen Punkt wenig damit zu tun hat, ob jemand verheiratet sein könnte oder nicht. Zwei aus meiner Stufe haben letztes Jahr geheiratet und inzwischen sogar ihr erstes Kind bekommen. Lukas hat auch ständig vom Heiraten gesprochen, und ich bin erst 25 Jahre alt. Quasi eine Kindsbraut.

»Frag ihn doch nach seiner Nummer«, schlage ich eine Spur zu schnippisch vor.

»Auf keinen Fall. Der ist für dich. Stell dir mal vor, welche Kennenlerngeschichte das ist. ›Wir haben uns beim Umzug kennengelernt.‹ Wie im Film! Ich lieb’s.«

Wie es aussieht, datet sie nicht mehr den Buchhaltungstyp, sonst wäre ihre Antwort anders ausgefallen. Ich traue mich nicht, nachzufragen, schäme mich irgendwie, dass ich so was nicht über meine eigene Schwester weiß. Es gab eine Zeit, in der ich ihre Sätze hätte beenden können, und nun weiß ich noch nicht mal mehr die Basics über ihr Leben.

»Von RomComs habe ich die Schnauze voll. Die enden immer, wenn noch alles gut ist. Dabei geht’s nach dem Happy End noch weiter. Da fängt die Kacke erst richtig an.« Ich kann selbst hören, wie theatralisch ich klinge, und spüre, wie ich trotzig werde. Wie ein Kleinkind. Toll.

»Boohoo, du armes Mäuschen. Hattest fünf Jahre eine tolle Beziehung, und jetzt malst du schwarz.«

Carolins Auffassung nach darf ich mich nicht beschweren, weil ich fünf Jahre lang Ruhe hatte. Ich sollte dankbar sein. Als hätte ich das einzige Ziel im Leben erreicht, weil ich wenigstens ein paar Jahre in einer Beziehung verbracht habe. Während ich fröhlich von einer Beziehung zur nächsten hüpfe, macht Carolin das Gegenteil und kann sich auf niemanden so richtig einlassen. Lukas war meine erste wirklich lange Beziehung. Vorher waren da Mark, Tom, Alex …, aber es hat nie gehalten, und ich habe mir den Nächsten gesucht.

»Du könntest mir ein Topmodel vor die Nase setzen, und ich würde keinen Finger rühren. Ich muss erst mal auf mein Leben klarkommen.« Ich stelle mich demonstrativ in den Türrahmen. Im Transporter sind nur noch Umzugskartons und leichtere Teile wie meine Kleiderstange, aber von selbst räumen die sich trotzdem nicht aus.

»Ist klar. Meine Schwester, die Prinzessin, will single bleiben. Allein hältst du es höchstens ein paar Wochen aus. Du bist einfach eine Beziehungsperson.«

Carolins Worte treffen mich unerwartet tief. Genauso gut hätte sie mir eine Backpfeife verpassen können. Das Schlimmste ist: Sie hat recht. Ich kann nicht alleine bleiben. Nicht mit meinen Gedanken. Selbst als Teenager bin ich nie lange single geblieben.

Ich versuche, die Maske, die ich trage, aufrechtzuerhalten, bin mir aber ziemlich sicher, dass meine Schwester geradewegs durch meine Fassade hindurchschauen kann.

»Du bist wie eine Zecke. Suchst dir Menschen in deinem Leben, die dir einen Vorteil bringen, saugst sie aus und lässt sie links liegen, wenn du sie nicht mehr brauchst.«

Autsch. Meine Brust wird eng, und das Atmen fällt mir schwer. Jetzt wünsche ich mir doch die alberne Carolin zurück. Ich weiß, dass sie sauer auf mich ist. Wahrscheinlich wäre ich es an ihrer Stelle auch. Aber das hier, das geht zu weit. Sie hätte auch einfach Nein sagen können, als ich sie um Hilfe gebeten habe.

Ich zwinge mich dazu, tief Luft zu holen, bevor ich antworte: »Sieht so aus, als hätte sich keine von uns beiden verändert, was? Ich zecke immer noch rum, und wo du hinschlägst, wächst kein Gras mehr. Diplomatie ist nicht gerade deine Stärke, was?«

Carolins angriffslustiges Lächeln verschwindet langsam, und ihr Gesicht versteinert. Mist. Jetzt sind wir beide zu weit gegangen.

»Aber das Gute ist, wir können immer an uns selbst arbeiten«, sage ich beschwichtigend und schiebe die Hände in meine Hosentaschen. »Keine Zeckerei mehr für mich. Ich werde jetzt erst mal ein Jahr lang single bleiben und mich selbst kennenlernen.«

»Bin gespannt, was du herausfindest.« Umständlich steht sie von der Matratze auf. »Ich hab nämlich auch keine Ahnung, wer du bist.«

3. Kapitel

Ich habe nämlich auch keine Ahnung, wer du bist. Carolins Worte hallen in meinem Kopf nach. Ich liege ausgestreckt wie ein Seestern auf der Matratze. Ein kläglicher Versuch, das Monstrum auch nur annähernd auszufüllen. Hans Joseph liegt an meinen Füßen, als wüsste auch er nicht, wer ich bin.

Weiß ich, wer ich bin? Gibt es auf so eine philosophische Frage überhaupt eine richtige Antwort? Ich könnte ein völlig abwegiges Selbstbild haben und davon ausgehen, eine bestimmte Art Person zu sein, die ich, objektiv betrachtet, gar nicht bin. Es gibt niemanden, der mich korrigieren könnte. Bei der Frage nach sich selbst gibt es kein Kontrollblatt, auf dem man die richtige Lösung überprüfen kann, und das macht mir Angst.

So kann ich nicht schlafen. Ich schalte das Licht der Schreibtischlampe neben mir auf dem Boden an. Hans Joseph hebt kurz den Kopf, dann lässt er ihn, entrüstet über die nächtliche Störung, wieder sinken. Ich schnappe mir mein Handy und öffne den Chat mit Lukas. Er ist nicht online. Nach einer gefühlten Ewigkeit schließe ich WhatsApp. Es gibt nichts, was ich ihm schreiben könnte. Es ist alles gesagt.

Ich stehe auf und laufe den schmalen freien Weg in meiner Streichholzschachtel auf und ab. Mein Blick fällt unweigerlich auf meine provisorische Schlafstätte, die mich immer wieder gnadenlos an Lukas erinnert. Wie eine gesprungene Schallplatte wiederholen sich seine Worte »King Size für meine Königin« in meinem Kopf. Warum eigentlich nicht »Queen Size für seine Queen«? Jetzt gerade liegt jedenfalls weder ein King noch eine Queen darin, weil mich meine Entscheidungen den Schlaf kosten.

Missmutig greife ich nach einem Zollstock und messe die Matratze nach. Mit den Fingern fahre ich den Zahlenstrahl entlang, klappe den Maßstab weiter und weiter auf, bis die Zahlen immer größer werden. Was mache ich hier eigentlich? Offenbar ist meine Planlosigkeit so groß, dass ich mitten in der Nacht meine Matratze ausmesse, statt mich darauf zu konzentrieren, endlich einzuschlafen. Aber mich hat da so ein Gefühl beschlichen … Ich falte den Zollstock zusammen, lasse ihn sinken und seufze. Eine Welle der Traurigkeit überrollt mich. Diese blöde Matratze ist »nur« 180 cm mal 200 cm groß.

Irgendwie passt das zu uns. Auf den ersten Blick das perfekte Pärchen, das andere vor Neid erblassen lässt. Auf den zweiten Blick eine Mogelpackung, bei der nichts ist, wie es nach außen hin scheint.

Lukas war so stolz auf dieses dumme »King-Size-Bett«. Ich glaube, er dachte, dass er mir damit besonders viel bietet, dabei hätte ich mich auch liebend gern mit ihm auf ein kleines Bett gequetscht.

Es sind nur 16 Zentimeter. Was machen die schon für einen Unterschied? Andererseits … Ich kichere, was sich in der leeren Wohnung merkwürdig anhört. Wer denkt, dass 16 fehlende Zentimeter nicht viel ausmachen, sollte mal über Penisse nachdenken.

Mein Lachen versiegt, und ich rolle mit den Augen. Das ist wieder typisch ich. Mich unfassbar dramatisch und melancholisch fühlen, nur um einen Penis-Witz zu machen. Als dürfte ich nicht traurig sein, nicht mal, wenn ich meine Liebe gehen lassen habe. Ich lasse mich auf die Matratze sinken und schlinge die dicke Bettdecke eng um meinen Körper. Hans Joseph schmiegt sich so dicht an mich, als wolle er all die Traurigkeit, die aus mir fließt, einfach wegkuscheln. Vielleicht haben die ganzen kitschigen Bücher und Filme irgendetwas falsch verstanden, und das schönste Geschenk des Lebens ist die Liebe zu Tieren, nicht zu anderen Menschen.

»Wenigstens du kannst mich nicht verlassen«, murmle ich. Meine Lippen wollen sich gerade zu einem Lächeln verziehen, als mir einfällt, dass das gar nicht stimmt. Er könnte abhauen. Oder noch schlimmer: an einer gefährlichen Krankheit sterben. Ich würde mein letztes Geld für ihn ausgeben. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich bereits meinen Körper verkaufen, um die horrenden Tierarztrechnungen zu bezahlen, nur um am Ende doch wieder alleine dazustehen. In der Realität ist nichts für immer. Für immer ist eine Begrifflichkeit für die Märchen, die mein Hirn vernebelt haben. Alles, was übrig bleibt, ist das Hier und Jetzt. Und da habe ich eindeutig zu wenig Zeit verbracht, sonst wäre mir schon ein, zwei Jahre früher aufgefallen, dass Lukas und ich uns aneinanderklammerten, in der Hoffnung, dass es noch einmal so wird wie in den ersten paar Monaten.

Nach ganzen zwei Minuten, in denen ich ruhig verharrt habe, schnappe ich mir wieder mein Handy und google »Woher weiß man, wer man ist«. Ich komme mir schrecklich albern dabei vor. Es ist eine Sache, nachzuschlagen, wie man Make-up-Flecken aus weißen T-Shirts rausbekommt oder worauf man bei der Steuererklärung achten muss. Dass ich jetzt nach einer Anleitung für mein eigenes Ich suche, ist ein neues Tief. Eindeutig.

Ich lande auf einem Blog, der neben meiner Frage noch weitere Artikel mit Namen wie »Vier wirksame Hacks gegen Aufschieberitis« und »Welche Ziele uns wirklich glücklich machen« in petto hat. Klingt ganz so, als hätte jemand meinen Schädel aufgeklappt und sich meine persönlichen Schwachstellen rausgepickt.

Manchmal fühlt es sich so an, als wäre ich der einzige Mensch auf dieser Welt mit diesen Problemen. Um mich herum sind gefühlt nur Personen, die all die Dinge schaffen, mit denen ich jeden Tag kämpfe. Aber wie es aussieht, gibt es mindestens die Fans dieses Blogs, die mein Schicksal teilen.

Natürlich habe ich keinen Schimmer, was ich will. Und als Queen der Prokrastination würde ich am liebsten aufschieben, den Artikel zu lesen, und mich stattdessen mit einem der vielen spannenden anderen Themen auf der Website beschäftigen. Die Rubrik »Ernährungstipps« spricht mich besonders an. Ich schnaube, schüttele den Kopf. Meine Gedanken sind wirr. Ich sitze in einem Karussell, das nie anhält. Ein Gedankenkarussell. Wobei Karussell viel zu harmlos klingt. Es gleicht mehr einer Achterbahn, die mal wieder dringend vom TÜV geprüft werden sollte und in der man konstant von mindestens 34 verschiedenen Gedankengängen gleichzeitig angeschrien wird. Die Bremsen funktionieren nicht, und aussteigen ist auch nicht möglich.

Das Lesen des Beitrags hilft mir auch nicht wirklich. Ich werde mit neuen Fragen bombardiert, die ich nicht beantworten kann. Das stresst mich. Wissen andere Menschen in meinem Alter die Antworten auf diese Fragen? Wissen sie, was ihre Werte, Stärken, Schwächen oder grundlegenden Charaktereigenschaften sind? Wenn ich das selbst nicht von mir weiß, wer soll es dann wissen?

»Selbstfindung ist ein Prozess, keine Endstation«, lautet eine Zwischenüberschrift, die das Bedürfnis in mir auslöst, mir die Augen auszukratzen. Carolin kennt mit Sicherheit die Antworten auf diese Fragen. Lukas auch. Selbst die Teenager-Version von mir hätte darauf bessere Antworten gehabt als ich jetzt. Als wäre ich über die Jahre verblasst. Meine Konturen sind kaum noch zu erkennen, und jetzt habe ich Probleme, die Linien allein wieder nachzufahren.

Ich öffne die Notizapp. Wenn ich meine neuen Vorsätze schwarz auf weiß habe, halte ich sie vielleicht eher ein. Die erste Entscheidung habe ich heute Abend bereits getroffen. Ich habe es erst nur so daher gesagt, aber jetzt bin ich mir ganz sicher: Ich will nicht schon wieder in eine Beziehung fallen, in der ich mir keine Gedanken machen muss, wer ich bin, weil ich mich stattdessen einfach der Persönlichkeit meines Partners anpassen könnte.

»1. Ein Jahr lang single bleiben«, notiere ich. Mein Magen fühlt sich dabei flau und viel zu leer an. Ich hätte etwas zu Abend essen sollen. Aber an Tagen wie diesen, an denen ich Dauergast der emotionalen Achterbahn bin, scheint Nahrungsaufnahme eine unüberwindbare Aufgabe. Lieber halte ich den Hunger aus, lebe mit den Bauchschmerzen, als mich zum Essen zu zwingen. Ob das eine Art der Selbstbestrafung ist?

Mein Vorhaben, so lange single zu bleiben, macht mich nervös, und das wiederum erinnert mich an Leute, die behaupten, jederzeit mit dem Rauchen aufhören zu können. Wenn die Theorie dann in die Realität umgesetzt werden soll, werden Ausreden erfunden. Spätestens beim nächsten Bier folgt die erste Zigarette.

Ich bin auf Entzug. Meine Droge der Wahl ist die Liebe.

Mit fahrigen Händen streiche ich mir durch die Haare. Sie verknoten sich sofort, und ich seufze genervt. Ich habe keine Ahnung, was Singles machen, wenn sie abends von der Arbeit nach Hause kommen. Treffen sie sich jeden einzelnen Abend mit Freund*innen? Oder machen sie alles, was ich sonst so mit Lukas gemacht habe, einfach allein? Letzteres kommt mir schrecklich einsam vor. Schon der Gedanke, von nun an allein in den Supermarkt zu gehen, mich nicht mehr über rumstehendes, dreckiges Geschirr zu ärgern und jeden Abend ohne Hilfe zu entscheiden, was ich essen soll, bricht mein Herz erneut in tausend Stücke. Lukas ist – oder war – ein Teil von mir.

Ich habe mich selbst verschandelt, als ich Schluss gemacht habe. Als hätte ich ein Stück meines Körpers amputiert, oder genauer: einen Teil meiner Seele. Da ist jetzt ein klaffendes Loch, auch wenn es die richtige Entscheidung war. Und die Schwärze, die Dunkelheit, die dieses Loch mit sich bringt, macht mir Angst. Ich weiß nicht, was eines Tages an diese Stelle treten wird oder ob das düstere Nichts dort für immer bleibt. Wenn ich ganz ehrlich mit mir selbst bin – und das war ich wirklich lange nicht –, weiß ich gar nicht, wer ich ohne Lukas bin. Ob es überhaupt genug von mir gibt, um die Leere zu füllen.

Es ist meine erste Nacht allein in dieser Wohnung, und schon halte ich meine eigene Gesellschaft kaum aus. Früher stand der nächste Verehrer schon vor der Tür, wenn eine Beziehung in die Brüche ging. Lukas zum Beispiel war schon seit einigen Wochen in meinem Leben, bevor ich mich von Alex getrennt habe. Vielleicht habe ich das mit Lukas erst so spät beendet, weil ich lieber mit dem Falschen zusammen war als alleine. Schließlich gab es noch keine neue Person, die mich umgarnt hat.

Ich muss jetzt andere Prioritäten setzen, mich auf Dinge konzentrieren, die mir wichtig sind. Oder zumindest wichtig sein sollten. Freundschaften zum Beispiel. Mein Problem: Mir fällt keine einzige Person ein, mit der ich freiwillig Zeit verbringen wollen würde. Vielleicht noch Riccardo, Lukas’ bester Freund. Schon erbärmlich, dass die einzige Person, die mir einfällt, Lukas’ und mein Scheidungskind ist. Ich brauche gar nicht erst zu überlegen, auf welcher Seite er nach unserer Trennung steht.

»2.«, notiere ich nach kurzem Zögern in der App. »Echte Freundschaften knüpfen.« Bis ich Lukas kennengelernt habe, hatte ich tatsächlich ein, zwei Freundinnen noch aus Schulzeiten gehabt. Und natürlich Carolin. Wo sie war, war auch ich. Wir waren unzertrennlich, bis irgendwann das Leben passierte.

Für sie und mich ist es heute zu spät. Das Wir aus unserer Kindheit und Jugend gibt es nicht mehr. Wir haben uns zu sehr verändert, und jetzt passen wir einfach nicht mehr zusammen. Ich glaube, Carolin würde mir einen Vogel zeigen, wenn ich sie plötzlich nach all der Zeit fragen würde, ob sie mit mir einen Spieleabend machen möchte.

Ich fahre mir mit den Fingern durch die Haare. Mir selbst so viel Aufmerksamkeit zu schenken, wühlt mich auf. Aber das hier ist wichtig. Ich will nicht mehr vor mir selbst weglaufen, ich will mich endlich selbst kennenlernen. »Und was, wenn du dich nicht magst?«, wispert eine leise Stimme irgendwo in den Tiefen meines Seins. Ich kann meinen Herzschlag in den Ohren hören und zwinge mich dazu, mich auf meinen Atem zu konzentrieren, sonst endet das hier noch in einer waschechten Panikattacke, und das wäre nun wirklich verschwendete Zeit. Wer bekommt schon Panikattacken im Bett? Ich räuspere mich.

»Dann ändere ich mich eben«, sage ich laut. Meine Stimme klingt rau und fremd.

Hans Joseph hebt irritiert den Kopf.

»3.«, tippe ich in mein Handy. »Ankommen.«

4. Kapitel

Der elektrische Rasierer ist lauter, als ich in Erinnerung hatte. Das Surren lässt die Härchen auf meinen Armen aufrichten. Meine blaugrauen Augen sind blutunterlaufen. Mascaraüberbleibsel hängen an meinen Wimpern, der Rest klebt verschmiert irgendwo in meinem Gesicht. So hartnäckig, als wolle meine Wimperntusche nicht akzeptieren, dass ihre Zeit gekommen ist. Wenn schon nicht an den Wimpern kleben, dann wenigstens noch irgendwo im Gesicht. Mit der freien Hand wische ich die schwarze Farbe weg. Oder versuche es zumindest. Ich hätte mich vorm Ins-Bett-Gehen einfach ordentlich abschminken sollen.

Nun, theoretisch bin ich nie zu Bett gegangen. Schließlich habe ich kein Auge zugemacht, und die guten Worte, die ich mir noch vor wenigen Stunden selbst zugesprochen habe, haben nicht lange gewirkt. Meine Wangen glänzen, sind rot gefleckt, und meine blonden Haare stehen in alle Richtungen ab.

Ich habe gedacht, mit der Liebe endlich Glück gehabt zu haben. Dass es mit ihr genauso läuft wie in all den kitschigen Filmen und Büchern. Dass es das eine Mal in meinem Leben ist, bei dem alles glatt läuft. Der Held rettet das arme Mädchen, löst damit alle vorherigen Sorgen in Luft auf, weil Liebe offensichtlich die Antwort auf alle Probleme ist. So feministisch ich gerne wäre, sind die Märchen vom Prinzen auf dem Pferd nicht spurlos an mir vorbeigezogen. Ich wollte mich damals retten lassen. Ich wollte alle Verantwortung abgeben und jemand anderen für mein Seelenheil verantwortlich machen. Ich wollte an das Klischee der wahren Liebe glauben.

Und für einige herrliche Monate hat es auch funktioniert. Weil die Hormone ungebremst durch unsere Adern tanzten, ich vor Erleichterung, endlich Beständigkeit gefunden zu haben, nur noch rosa gesehen habe. Lukas’ Ritterrüstung hat mich geblendet, hat mich nicht sehen lassen, dass Liebe allein manchmal nicht reicht. Viel zu schön war das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Da war nicht nur er, sondern auch eine gesunde Familie und seine Freunde, die mich mit offenen Armen aufgenommen haben. Wer kann es mir verübeln, dass ich die Augen vor der Realität verschlossen habe? Es ist die eine Beziehung, in der ich mich getraut habe zu glauben, dass das hier für immer ist. Mein persönliches Happy End. Und dann habe ich ihn selbst verlassen.

Dass ich jetzt allein bin, ist meine eigene Schuld. Vielleicht hätte ich mir einfach mehr Mühe geben müssen. Vielleicht hätte uns England gutgetan und uns wieder näher zusammengebracht. Wer lässt schon so einen tollen Mann freiwillig gehen? Nach fünf Jahren, verdammt! Ich weiß gar nicht, warum ich überrascht bin. Dinge einfach abzubrechen, ist doch quasi mein Markenzeichen.

Ich bin leise, gebe keinen Laut von mir, aber in meiner Brust sitzt der Schmerz und brüllt. Ich stelle ihn mir wie ein haariges Monster vor, viel zu groß für meinen kleinen Brustkorb sitzt er da, trommelt sich selbst auf die Brust und schreit vor Kummer. Egal, wie sehr ich es versuche, ich kann den Selbsthass nicht zurückhalten.

In diesem Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher als mein altes Leben zurück. Ich vermisse es, in seinen Armen zu liegen, seine Hand auf meinem Haar zu spüren. Ich vermisse Lukas.

Ich hebe den Rasierer an. Hans Joseph war mir zunächst noch ins Bad gefolgt, ist jedoch schnell wieder abgehauen, als er das Teufelsgerät erblickt hat. Ich habe den Apparat eigentlich für sein Fell gekauft. Jetzt benutze ich ihn selbst. Den Gedanken finde ich so witzig, dass ich einige Minuten lachend dastehe und mein geflecktes Gesicht betrachte. Erst lache ich über meinen Hund und seinen Fell-Trimmer. Dann lache ich darüber, dass ich lache, und werde immer hysterischer, bis ich in ein Schluchzen übergehe.

Carolin würde sagen, ich übertreibe. Dass ich jetzt nicht einen auf Britney Spears 2007 machen muss. Von außen muss ich genauso aussehen wie die Sängerin vor all den Jahren. Innerlich ist das Ding ganz klar für mich: Ich drehe zwar gerade ein bisschen durch, aber irgendwie fühle ich auch, dass das das Richtige für mich ist. Schlangen legen auch ihre Haut ab, wenn sie zu eng geworden ist. Ich kann Britney sehr gut verstehen.

Diese Haare müssen ab. Ein letzter tiefer Atemzug, und ich setze den Rasierapparat an. Mitten am Kopf, damit ich keinen Rückzieher machen kann. Die Spitzen des Clippers kratzen über meine Kopfhaut. Das Summen dröhnt noch lauter in meinen Ohren, und links und rechts von mir fallen die langen, teilweise verknoteten Haare zu Boden. Ein paar Strähnen bleiben hartnäckig stehen. Ich muss einige Male über dieselbe Stelle fahren, um alle Haare zu erwischen. Zurück bleibt ein Streifen kurzer Stoppelhaare. Einen Moment halte ich inne, betrachte das rasierte Stück und gluckse. Wie ein Rasenmäher, der im Sommer nach einer viel zu langen Pause seinen Weg durch das hohe Gras gefressen hat, erstreckt sich der Streifen neben den langen Haaren mitten auf meinem Kopf. Ich setze den Apparat wieder an und fahre mit meiner Arbeit fort. Vielleicht war es naiv, aber ich hatte wirklich geglaubt, das ginge schneller. Aber der Rasierer kämpft mit den viel zu langen Haaren, und mein Fortschritt ist schleppend. Irgendwie passt die Mühseligkeit zu meiner Stimmung.

Mit jeder weiteren Strähne, die zu Boden fällt, fühlt sich meine Brust leichter an, als wären es mehrere Kilos statt weniger Gramm, die sich von mir lösen. Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, mir die Haare zu schneiden. Eigentlich habe ich dabei an einen Bob oder so etwas gedacht, nicht an einen Kurzhaarschnitt. Immerhin hatte ich noch nie kürzere Haare und wollte mich erst mal langsam heranwagen. Aber diese Situation in meinem Leben verlangt nach etwas Drastischem. Ich wünschte, ich könnte den Rest meines Lebens auch so leicht neu starten. Wenn ich könnte, würde ich mein Leben resetten. Meine Festplatte löschen, das System neu installieren und von vorne anfangen. Und weil das nicht geht, müssen eben meine Haare fürs Erste reichen.

5. Kapitel

Die Temperaturen sind über Nacht rapide gesunken. Kalte Dezemberluft begrüßt mich bereits im Treppenhaus. Ich brauche dringend eine neue Wintermütze. Ohne meine langen Haare werden mir früher oder später die Ohren abfallen. Hans Joseph winselt aufgeregt. Seine Vorfreude, nun endlich frische Luft zu schnappen, muss unendlich groß sein. Die winzig kleine Wohnung quillt über, meine Trauer hat sich überall breitgemacht. Wie es aussieht, kann ich meinen Gefühlen nicht entkommen, egal, wie klein oder groß mein Wohnraum ist.

Durch das Fenster im Flur sehe ich nichts außer kahle Bäume, graue Häuser und einen noch graueren Himmel. Der Anblick verpasst mir einen riesigen Dämpfer, dabei steht mein persönlicher Hass-Monat noch bevor: Januar. Keine Weihnachtsmärkte, auf denen man für unverhältnismäßig viel Geld viel zu süßen, lauwarmen Glühwein trinken kann. Nur schlechtes Wetter, gemischt mit noch schlechter gelaunten Menschen, weil die Neujahrsvorsätze genau zwei Tage angehalten haben. Nein, danke.

Ich trampele die Treppe nach unten, meinen Hund im Schlepptau. Die alte Holztreppe ächzt unter mir, und ich habe das Bedürfnis, ihr mitzuteilen, dass die Einzige, die hier Anspruch auf Jammerei hat, ich bin. Ich bin diejenige, die den Verstand verloren und sich den Kopf rasiert hat. Man denkt immer, die Welt müsste doch irgendwie stehen bleiben, wenn krasse Dinge passieren. Tut sie aber nicht. Auch mit kurz rasiertem Schädel muss ich noch Gassi gehen.

Ich gähne laut, halte mir nicht mal die Hand vor den Mund, als die Tür zu Amirs Wohnung aufgeht. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, den Mund immer noch halb geöffnet. Hans Joseph wedelt mit der Rute im Turbomodus.

Im Türrahmen steht eine hochgewachsene Frau, deren lange kupferfarbenen Haare in sanften Wellen auf die Schultern fallen, als käme sie gerade frisch vom Friseur. Über ihrer Schulter hängt eine pastellrosane Sporttasche, die mir besonders gut gefällt, und ihre durchtrainierten, schlanken Beine stecken in einer Yogahose. In ihren stilvoll manikürten Händen hält sie einen dieser Zubereitungsbehälter für Proteinshakes. Ob das wohl Amirs Freundin ist?

Sie bückt sich, um Hans Joseph zu streicheln, und als ihr Blick meinen trifft, steigt mir sofort die Röte ins Gesicht. Googelte man Bilder von erwachsenen Frauen, die ihr Leben im Griff haben, würde man sicher an erster Stelle ein Foto von ihr finden. Neben diesem Traum aus verschiedenen Pastelltönen sehe ich aus wie ein Trampel. Verlegen streiche ich mir über die kurzen Haare und presse ein krächzendes »hallo« hervor.

»Hi«, antwortet die Frau und richtet sich wieder auf. »Ich habe schon gehört, dass ihr eingezogen seid.« Ihr Blick bleibt an einem Schokofleck auf meiner Jogginghose hängen.

»Oh?« Wahnsinn. Für meine Eloquenz sollte man mir Preise verleihen.

Sie nickt. »Ja, ich bin Amirs Mitbewohnerin, Naima. Wir wohnen hier zu viert.«

Seine Mitbewohnerin also. Doch keine feste Freundin. Ich nicke ebenfalls. Vielleicht war ein Einzugskriterium in dieses Haus ein gewisses Maß an Schönheit. Anders kann ich mir nicht erklären, wie alle in dieser Nachbarschaft, die ich bis jetzt kennengelernt habe, dermaßen attraktiv sein können. Vielleicht schmeißen sie mich wieder raus, weil ich beim Kennenlerngespräch ohne Augenringe besser aussah als jetzt.

Naima starrt mich abwartend an, als erwarte sie von mir eine ordentliche Vorstellung.

Doch als ich nichts sage, wirft sie einen Blick auf ihre Uhr. »Ich muss gehen, war nett, dich kennenzulernen.«

Sie sieht nicht so aus, als würde sie es so meinen. Und wenn ich ehrlich bin, kann ich es ihr nicht übel nehmen. Besonders gesprächig oder gar charismatisch verhalte ich mich nicht. Naimas rote Haare wippen mit jeder Treppenstufe, als würden sie die Schwerkraft herausfordern. Mein Hund und ich sehen ihr verdattert hinterher.

Was Naima wohl beruflich macht? Vielleicht ist sie Influencerin oder Model. Oder Studentin mit reichen Eltern. Oder sie arbeitet in einem Fitnessstudio. Ich überlege, ob das nicht auch eine Option für mich wäre. Dann fällt mir ein, dass ich so sportlich bin wie ein Sack Kartoffeln. Kein Plan, ob die Servicekraft am Tresen auch Ahnung von Sport haben muss. Ich sollte es mal recherchieren. Vor meinem inneren Auge sehe ich bereits, wie mir gekündigt wird, weil ich die Leute vom Trainieren abhalte und ihnen sage, dass sie auch ohne diese Quälerei im Gym wunderschön aussehen.

***

Ein paar Stunden später sieht mir Mr Snuffles, mein Teddybär, von der Monstermatratze aus zu, wie ich versuche, meine Wohnung einzurichten. In einer »zu verschenken«-Gruppe auf Facebook habe ich eine Kleiderstange, ein Kallaxregal und passende Kisten gefunden. Dafür bin ich den ganzen Tag durch Köln gegondelt, weil sich selbstverständlich alles in drei verschiedenen Veedeln befand.

Als wahren Goldschatz hat sich die Wohnungsauflösung einer alten Dame herausgestellt, die ich auf eBay-Kleinanzeigen entdeckt habe. Für wenig Geld habe ich Töpfe, Besteck und Geschirr mitgenommen. Außerdem durften zwei Palmen und eine riesige Efeutute mit. Es ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon diverse Efeututen zu Hause. Hans Josephs skeptischer Blick verrät mir, dass er wenig davon hält, unseren begrenzten Wohnraum mit noch mehr Grün vollzustopfen. Ich hingegen bin der Überzeugung, dass es genau das Richtige ist. Wer von Pflanzen umgeben ist, kann unmöglich traurig sein.

Ich lasse mich neben meinem Hund und Mr Snuffles auf der Matratze nieder und überprüfe meine Anzeige in der App Paws & Claws. 20 Aufrufe, von denen mich zwei Personen favorisiert haben und eine angefragt hat. Natalie, 34 Jahre alt, Besitzerin eines Huskys, sucht eine Last-Minute-Betreuung über Silvester für ihren Hund Wauzi. Für den Feiertag will sie mir mehr bezahlen, als ich in der App angegeben habe.

***

Für einen Menschen, der Routine eigentlich furchtbar findet, ist meine Sehnsucht nach mehr Struktur ziemlich groß. Irgendwie ist es ziemlich ironisch, dass ich jetzt dieses Bedürfnis habe, weil es genau das war, was Lukas immer an mir kritisiert hat. Wie oft hat er mich dazu gedrängt, mich nach alternativen Karriereoptionen zu meinem Studium umzuschauen? Allerdings hat mich das nie motiviert, ganz im Gegenteil, es hat mich einfach nur runtergezogen. Er gab mir damit das Gefühl, als wäre eine Freundin, die ihren Job an der Supermarktkasse hingeworfen hat, nicht gut genug für den Jura-Jüngling.

Ich treibe auf dem offenen Meer vor mich hin, weiß nicht, ob mich nach der nächsten Welle eine noch größere trifft oder doch endlich die Ruhe, die ich mir so sehr wünsche. Nicht zu wissen, wie es weitergeht und wo ich in wenigen Wochen sein werde, gibt mir das Gefühl zu ertrinken. Wie absurd. Ich ertrage den Stillstand nicht, aber Chaos und Willkür noch viel weniger.