Alle unter ein(em) Dach! - Monika Blecher - E-Book

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Monika Blecher

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Beschreibung

Essay aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, , Veranstaltung: Vortrag auf Einladung des Stadtschulrates für Wien anlässlich des LeiterInnentages 2008, Sprache: Deutsch, Abstract: Heterogenität in der Schule ist ein Thema, das in sich viele verschiedene Aspekte vereinigt, die allesamt im Umgang mit der Thematik wesentlich sind, es sind dies historische wie gegenwärtige Aspekte und ein Antizipieren, wie Schule in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter entwickelt werden sollte, es verlangt von Lehrkräften Auseinandersetzung sowohl auf der kognitiven Ebene im Gewinnen von Wissen, im Sammeln von Informationen über Heterogenität im schulischen Zusammenhang, aber auch Auseinandersetzung auf der persönlichen und emotionalen Ebene, im Verändern der eigenen Haltung gegenüber heterogenen Gruppen von Lernenden und nicht zuletzt ist es nötig, sich im Bereich der Praxis neues Know how anzueignen, den eigenen Methodenpool zu erweitern, um den Erfordernissen heterogener Lerngruppen gerecht werden zu können.

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Alle unter ein(em) Dach!

Heterogenität in der Schule -Vielfalt als Herausforderung und Chance1MagaMonika Blecher

EINLEITUNG

Heterogenität in der Schule ist ein Thema, das in sich viele verschiedene Aspekte vereinigt, die allesamt im Umgang mit der Thematik wesentlich sind, es sind dies historische wie gegenwärtige Aspekte und ein Antizipieren, wie Schule in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter entwickelt werden sollte, es verlangt von Lehrkräften Auseinandersetzung sowohl auf der kognitiven Ebene im Gewinnen von Wissen, im Sammeln von Informationen über Heterogenität im schulischen Zusammenhang, aber auch Auseinandersetzung auf der persönlichen und emotionalen Ebene, im Verändern der eigenen Haltung gegenüber heterogenen Gruppen von Lernenden und nicht zuletzt ist es nötig, sich im Bereich der Praxis neues Know how anzueignen, den eigenen Methodenpool zu erweitern, um den Erfordernissen heterogener Lerngruppen gerecht werden zu können. Es wird nicht möglich sein, alle Aspekte von Heterogenität in der Schule und den damit zusammenhängenden Erfordernissen zu Individualisierung und

Differenzierung, oder, um einen Begriff zu verwenden, der m.E. die wesentlichen unterrichtspraktischen Maßnahmen im Umgang mit der Vielfalt im Klassenzimmer am besten beschreibt, der Didaktischen Differenzierung2, hier ausreichend zu behandeln. In der zur Verfügung stehenden kurzen Zeit muss es daher beim Versuch bleiben, grundlegende Gedankengänge und wissenschaftliche Fakten

zusammenzufassen, und einige Kernpunkte aufzuzeigen, die zu einem tieferen Verständnis und auch zu einer veränderten Betrachtungsweise beitragen können. Halten wir gemeinsam ein wenig Rückschau, wie mit Unterschieden was die Schüler und SchülerInnen betrifft, in der Geschichte der Schule umgegangen wurde, lenken

1Vortrag anlässlich des LeiterInnentages des 13. IB am 20.10.2008 auf Einladung des Stadtschulrates für Wien

2Meister, Hans: Differenzierung von A - Z. eine praktische Anleitung für die Sekundarstufe I.

Schülerkompetenzen erkennen, unterstützen und ausbauen. - Berlin: Cornelsen 2008.

„Alle unter ein(em) Dach. Heterogenität in der Schule - Vielfalt als Herausforderung und 1

Chance. Vortrag am 20.10.2008. MagaMonika Blecher.

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wir dann unser Augenmerk auf gegenwärtige Erkenntnisse und die neuen Entwicklungen in Bezug auf die Zusammensetzung von Schulklassen und wenden wir uns dann schließlich Wegen und Möglichkeiten zu, wie mit Heterogenitäten in der Schule produktiv umgegangen werden kann.INDIVIDUALISIEREN tut Not

Ganz an den Anfang möchte ich Ausschnitte aus einem wundervollen Buch stellen, das, wie es wissenschaftliche Fakten und kluge Reden nicht können, auf den Punkt bringt, und augenöffnend wirken kann, worum es beim Individualisieren in der Schule geht, und was Schule für die Individualität eines Kindes bedeuten kann - nicht mehr und nicht weniger als für das jeweilige Leben entweder geglückte oder nicht geglückte Entwicklung und Chancen.

Es ist dies die Geschichte von David aus dem Buch „35 kg Hoffnung“ von Anna Gavalda3, der in der Schule nicht gerade erfolgreich ist, warum das so ist? Einige wenige Ausschnitte werden genügen, um Ihnen Lust auf das Selber- und mit Ihren Schüler/inne/n gemeinsam lesen zu machen und so in die Thematik der individuellen Förderung, einem Gespräch über individuelle Bedürfnisse, Fähigkeiten, Ängste und Nöte uvm. in Ihr Klassenzimmer zu holen, um sie also transparent zu machen. Kurz zum Inhalt dieses hervorragenden Jugendbuches und einige Ausschnitte: David ist 13 und schon zweimal sitzen geblieben. Er hasst die Schule und wacht deshalb jeden Morgen mit Magenschmerzen auf. Der einzige Ort, an dem er sich wohl fühlt, ist der Schuppen seines Großvaters, wo die beiden stundenlang zusammen basteln.“

„Ich hasse die Schule. Ich hasse sie. Nichts ist schlimmer auf der Welt. Sie macht mir das Leben zur Hölle. ... Bis zu meinem dritten Lebensjahr war ich glücklich. In dieser Phase meines Lebens mochte ich die Welt ... und dann, als ich drei Jahre ... alt war, rums! die Vorschule.“ Nach dem ersten Tag jedoch wollte er nicht mehr hingehen, er meinte „Ich habe gesehen, wie es dort ist, und es interessiert mich nicht. ... „Meine

3Gavalda, Anna: 35 kg Hoffnung. - Berlin: Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher. 3. Aufl. 2007.

„Alle unter ein(em) Dach. Heterogenität in der Schule - Vielfalt als Herausforderung und 2

Chance. Vortrag am 20.10.2008. MagaMonika Blecher.

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Mutter kniete sich vor mich hin und ich schüttelte den Kopf. Sie ließ nicht locker und ich fing an zu weinen. Sie hob mich hoch und ich fing an zu brüllen. Und sie haute mir eine runter. Das war das erste Mal in meinem Leben. Bitte sehr! Das war also die Schule. Das war der Anfang eines Albtraums.“

„Schule ist immer ein Drama zu Hause, das könnt ihr euch vorstellen ... Meine Mutter heult und mein Vater motzt mich an, oder es ist genau das Gegenteil, meine Mutter motzt und mein Vater sagt nichts. .... Ihnen fällt nichts anderes ein, als wie Papageien immer wieder dasselbe nachzuplappern: Du musst mehr lernen! Lernen! Lernen! Lernen! Lernen! Gut. Ich hab verstanden, ich bin ja trotz allem nicht völlig schwachsinnig. Ich würde gerne mehr lernen; das Problem ist nur, dass es mir nicht gelingt. Alles, was in der Schule vor sich geht, kommt mir chinesisch vor. Zum einen Ohr geht es rein und zum anderen raus. Sie haben mich zu Tausenden von Ärzten geschleppt. ... Und das Ergebnis dieser ganzen verlorenen Zeit: Ich hab ein Konzentrationsproblem. Du glaubst es nicht! Ich weiß ganz genau, was mit mir los ist. Es würde genügen mich einfach zu fragen. Ich habe kein Problem, kein einziges. Es interessiert mich nur einfach alles nicht. Es interessiert mich nicht. Punkt. Aus. Schluss.“

Doch ein Interesse hat David, und auch die Begabung und die Fähigkeiten dafür, er sagt: „Nichts auf der Welt interessierte mich mehr als meine Hände und das, was ich mit ihnen gestalten konnte.“ Seine Vorschullehrerin schrieb in sein Zeugnis: „Dieser Junge hat ein Gedächtnis wie ein Sieb, Finger wie eine Fee und ein riesengroßes Herz. Es müsste gelingen, daraus etwas zu machen.“

Dass das tatsächlich noch gelang, und David auf seinem Weg, ein Erfinder werden zu wollen, die richtige Schule fand, ist ein Glücksfall in diesem Buch. Es darf jedoch nicht dem Zufall überlassen bleiben, dass ein Kind seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend gefördert werden kann und Freude am Lernen hat, egal auf welcher Kompetenzstufe es sich befindet - Schule soll ein positiver Ort sein für alle Kinder, unabhängig von Begabungslage oder Herkunft.

„Alle unter ein(em) Dach. Heterogenität in der Schule - Vielfalt als Herausforderung und 3

Chance. Vortrag am 20.10.2008. MagaMonika Blecher.