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In diesem Buch wird die spannende und wahre Lebensgeschichte von Isabelle erzählt, die in gut bürgerlichem Milieu aufwächst und seit frühester Kindheit um ihre Freiheit in Gedanken, Worten und Entscheidungen kämpft. Ihr wird mit zunehmendem Alter bewusst: "Auch wenn ich in einem freien, demokratischen Land wie der Schweiz geboren bin, heißt dies noch lange nicht, dass ich frei bin." Im Laufe ihres Lebens muss sie immer mehr erkennen, dass die sogenannte Freiheit durch Familiendiktate, Religion, Politik, gesellschaftliche Moral und wirtschaftliche Abhängigkeiten systematisch begrenzt wird. Geschriebene und ungeschriebene Gesetze reglementieren den Lebensablauf und man muss mit weitreichenden Folgen rechnen, wenn man gegen diese Gesetze verstößt. Der Mut, den eigenen Weg zu gehen, hat einen hohen Preis. Isabelle ist bereit, diesen Preis zu bezahlen und wird schlussendlich mit vielen neuen, unerwarteten Erkenntnissen belohnt, die ihr helfen, ihr Leben auf diesem Planeten Erde aus einer völlig neuen Perspektive wahrzunehmen.
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Seitenzahl: 950
Impressum
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© 2015 novum Verlag
ISBN Printausgabe: 978-3-99048-028-1
ISBN e-book: 978-3-99048-029-8
Umschlagfotos: Cuteimage, Mikphotographer | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Einleitung zu diesem Buch
Der Mensch ist frei geboren und liegt doch überall in Ketten (Jean-Jaques Rousseau)
„Frei zu sein bedarf es wenig und wer frei ist, ist ein König“,singt der Volksmund. Doch so einfach ist es nicht frei zu sein, wie es aus diesem Volkslied tönt. Davon könnten die meisten Menschen mit Blick aufs eigene Leben ihr persönliches Lied komponieren und singen, was dann weniger leicht und beschwingt tönen würde. Zudem versteht jeder wieder etwas anderes unter Freiheit, denn was sich für den einen einschränkend anfühlt, ist für den andern absolut erträglich.
In diesem Buch wird die ungewöhnliche und wahre Lebensgeschichte einer Frau erzählt, die in gut bürgerlichem Milieu aufwuchs und seit frühester Kindheit um ihre Freiheit in Gedanken, Worten und Entscheidungen kämpfte. Ihr wurde mit zunehmendem Alter bewusst: „Auch wenn ich in einem freien, demokratischen Land wie der Schweiz geboren bin, heisst dies noch lange nicht, dass ich frei bin“.
Im Laufe ihres Lebens musste sie immer mehr erkennen, dass die sogenannte Freiheit durch nicht zu umgehende interne Familiendiktate, religiöse Überzeugungen, politische Strömungen, gesellschaftliche Moral und wirtschaftliche Abhängigkeiten systematisch begrenzt wurde. Geschriebene und ungeschriebene Gesetze reglementierten den Lebensablauf und man musste mit verhängnisvollen Folgen rechnen, wenn man gegen diese Gesetze verstiess. Diese Erkenntnis verstärkte sich noch, als sie sich unsterblich in einen gebundenen Mann verliebte. Diese Liebesgeschichte zeigte ihr auf, welche Kraft emotionale Gefangenschaft bedeutete, die sich gegen jede Vernunft nicht einfach so abstreifen liess.
Der Mut, den eigenen Weg zu gehen, hatte seinen Preis. Im Fall unserer Hauptperson Isabell bedeutete dies unter anderem den Ausschluss aus ihrer Familie, was für sie nebst grossem Schmerz, auch Befreiung bedeutete. Nur, mit der Zeit stellte sie fest: „Familie“ begegnet uns überall, sei es im Partnerschafts-, Freundes- oder Arbeits-Leben. So einfach waren die nachhaltig prägenden Familienenergien nicht abzuschütteln. Auf ihrem ungewöhnlichen und teilweise von tragischen Schicksalsschlägen geprägten Lebensweg fand Isabelle zu ihrem eigenen Erstaunen viele unerwartete Antworten auf Fragen, die sie sich so noch nie gestellt hatte:
„Woher kommen wir, warum sind wir hier auf diesem Planeten Erde und wohin gehen wir wieder, wenn unsere Lebensuhr abgelaufen ist?“
„Warum müssen wir uns mit all dem ‚Ballast‘ herumschlagen, den das Leben für uns bereithält?“
„Warum stellen sich uns Menschen und Situationen in den Weg, die wir uns so nie gewünscht haben?“
„Warum müssen wir uns in so enge gesellschaftliche und wirtschaftliche Korsetts zwängen lassen? Warum können wir uns nicht einfach nach unseren Vorstellungen selbstverwirklichen und uns ausschließlich danach ausrichten, was uns wirklich Spaß macht?“
Haben Sie sich solche Fragen auch schon gestellt? Haben Sie sich je gefragt, ob alles Zufall ist, was wir erleben? Oder steckt hinter allem ein ausgeklügelter Plan, den wir vordergründig nicht erkennen, weil er aus einer andern Dimension stammt, die wir mit unseren menschlichen Sinnen weder sehen, fühlen noch hören können? Vielleicht gibt Ihnen dieses Buch aus den Erfahrungen von Isabelle die eine oder andere Antwort für Ihr eigenes Leben.
Scheint Ihnen der nachfolgende Einstieg zu utopisch, überspringen Sie ihn und lesen Sie ihn erst, nachdem Sie das Buch fertig gelesen haben.
Teil 1
So könnte es gewesen sein: „Die Zeit vor der Inkarnation auf dem Planeten Erde“
Wunderbare lichtvolle Welten sind mein Zuhause. Ich fühle mich wohl und leicht und bin mit anderen Wesen zusammen, die meinem Entwicklungsstand entsprechen. Wir wohnen in Räumen, die von herrlichem und friedvollem Licht durchflutet sind. Mein Körper schimmert durchsichtig in perlweiß, gold und silber. Durch unsere Gedanken können wir unser Äußeres verwandeln, wie es uns beliebt. Doch meist entscheiden wir uns für dieselbe Gestalt und Farbe unseres Seelenkleides. Nur wenn für uns bekannte Erdenbürger in unsere Reiche zurückkehren, verwandeln wir uns in die für sie gewohnten Gestalten, damit sie uns erkennen.
Wenn wir alleine sein möchten, dann erschaffen wir uns für diesen Moment unsere gewünschte Umgebung. Wir sprechen nicht, wie dies auf der Erde der Fall ist, sondern wir verständigen uns durch Gedanken. Es ist schwierig in der menschlichen Sprache zu beschreiben, wie einfach unser Sein ist. Wir sind umgeben von wunderbaren Farben, Klängen und einer Liebesenergie, die alle Seelen einhüllt und durchlichtet. Niemand möchte dieses Reich freiwillig verlassen, denn es ist alles im Einklang und alle Wünsche werden sofort erfüllt. Keine materiellen Wünsche, das ist nicht wichtig, denn es gibt keine eigentliche Materie. Wenn ich ein anderes Wesen sehen möchte, dann wünsche ich mir dies und schon ist es geschehen. Ich bin mit diesem Wesen zusammen und wir tauschen uns telepathisch aus und erzählen uns über unsere Erfahrungen, die wir gerade wieder machen durften. Es gibt viele Ausbildungsstätten, die uns zur Verfügung stehen. Es gibt auch Aufgaben, die wir erledigen dürfen. Aber nichts anstrengendes, sondern es geht darum, unseren Seelenkörper weiter zu entwickeln mit vielen neuen Erkenntnissen über die göttliche Liebe und Einheit. Nicht alle Seelen sind auf demselben Entwicklungsstand und so werden wir von den Wesen aus den höheren Welten regelmäßig besucht und belehrt und wir machen dies umgekehrt mit den Seelen, die noch nicht unseren Wissensstand besitzen. Grundsätzlich sind wir aber vom göttlichen Prinzip her gesehen alle gleich viel wert. In den himmlischen Reichen geht es nicht um Wettkampf, sondern um liebevolles Lernen und Wissen weiter geben. Die tiefen Schwingungen des Erdplaneten sind uns fremd und um dort bestehen zu können, benötigen wir einen entsprechend grobstofflichen Körper, also „ein irdisches Kleid“.
Wenn wir uns wieder einmal für eine Inkarnation auf der Erde entschließen, müssen wir uns mit unseren lichten Körpern an die fremde, irdische Schwingung gewöhnen und zusammen mit dem Baby-Körper, in den wir schrittweise inkarnieren, langsam wachsen. Auch müssen wir uns über längere Zeit an die Sitten, Gewohnheiten und Gesetze unserer neuen Wohnregionen gewöhnen. Dies ergeht jeder Seele so, die auf der Erde Gast sein möchte. Als kleines Kind realisiert man zum Glück noch nicht so viel und hat genügend Zeit, sich daran zu gewöhnen. Wenn wir als lichte Seelen sofort in einen erwachsenen menschlichen Körper eintreten würden, würde dieser durch die hohen Schwingungen zerstört werden. Darum ist es wichtig, seine Seelenanteile, die den ganzen Menschen mit irdischem Körper, Geist und Seele ausmachen, langsam zu integrieren. Mit ungefähr 20 Lebensjahren nach irdischer Zeitrechnung ist dies normalerweise der Fall und somit der Inkarnationsprozess abgeschlossen.
Dies war nicht immer so, denn im Ursprung waren wir alles Engelwesen, die mit der Göttlichen Lichtquelle in Einklang standen. Wir besiedelten die umliegenden Planeten, darunter auch den blauen Planeten Erde. Wer auf dem Planeten Erde leben wollte, schaffte mühelos den Übergang von den himmlischen Reichen in die etwas grobstofflicheren irdischen. Man musste einfach beim Übergang seinen Körper den Gegebenheiten anpassen, so als wenn man aus irdischer Sicht im Sommer mit leichtem Gewand unterwegs ist und im Winter etwas Wärmeres anzieht. Alle erfreuten sich an der wunderschönen Natur, den lieblichen Blumen in den prächtigsten Farben, an Wasserspielen, die das Licht der Sonne in verschiedensten Farben spiegelten, an den rauschenden klaren Bächen, wunderschönen Seen, die zum Baden einluden. Es gab keine Gefahren, keinen Krieg, keinen Neid, keinen Hass, es herrschte lediglich Frieden und Freude. Aus heutiger menschlicher Sicht kann man sagen: „Wie oben, so unten“. Himmel und Planeten waren im Einklang, es gab kaum Dissonanz, es herrschtenparadiesischeZustände.
Leider änderte sich dies durch einen markanten „Vorfall“, der die irdischen Reiche von den himmlischen abtrennte. Der Planet Erde sank in immer tiefere Energieschwingungen und war nicht mehr einfach so zu erreichen. Darunter mussten alle Seelen leiden, ob sie nun mitverantwortlich waren für dieses Unglück oder auch nicht. Man könnte aus menschlicher Sicht sagen: „Die Karten mussten durch die göttliche Quelle neu gemischt werden“, um alle Seelen zu retten und wieder in den ursprünglichen Zustand zu bringen. Dies ging nicht ohne Weiteres und dem göttlichen Rat der höchsten Engelwesen wurde klar, dass dies sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde, da man sich vom göttlichen Gesetz her gesehen, nicht einfach in das menschliche Geschehen einmischen durfte. Das Grundrecht der menschgewordenen Seele war seit jeher der FREIE WILLE und diesen galt es zu respektieren. Interessanterweise gab es irdische Wesen, die gar nicht mehr in die lichten Reiche zurück wollten und sich ins karmische Rad von Leben und Sterben einfügten. Wohl war es möglich nach dem sogenannten Tod wieder ins himmlische Reich einzutreten, in die sogenannten „Zwischenreiche“. Das Tor zu den ursprünglich lichteren Welten, dem wahren Zuhause, blieb hingegen für die meisten Seelen bis auf Weiteres verschlossen.
Durch kriegerische und hasserfüllte Energien geriet der Planet weiter in Untiefen und es herrschte emotionale Dunkelheit, die nur sehr schwer zu ertragen war. Früher blieb man nach menschlicher Zeitrechnung über hunderte von Jahren auf der Erde. Nach dem „Vorfall“ höchstens noch ein paar Jahrzehnte. Man musste nebst den kriegerischen Ereignissen gegen grauenhafte Krankheiten ankämpfen und die früher friedlichen Tiere zeigten sich als gefährliche Bestien. Zum Glück lernten einige reifere Seelen aus ihren Fehlern und wurden zusehends wieder von ihren Geschwistern aus den lichten himmlischen Sphären unterstützt. Durch den „Vorfall“ wurden die ehemals himmlischen und somit einheitlichen Energien auf der Erde in positive und negative geteilt und es galt fortan, beides im Einklang zu halten, um nicht neue Katastrophen zu provozieren. Da anfangs die negativen Kräfte in der Mehrheit waren, war dies kaum möglich. So entschloss sich die göttliche Quelle dazu, von Zeit zu Zeit freiwillige Lichtwesen auf den Planeten zu schicken, um den Erdenbürgern die Augen zu öffnen und ihnen zu helfen, wieder in den ursprünglichen Zustand der Einheit zu kommen. Diese wurden von den Mächtigen der Erde nicht mit Freude begrüßt. Die unerwünschten lichtvollen Neuankömmlinge wurden vielfach verfolgt oder gar ermordet. Darum musste mit der Zeit vorsichtiger im Namen der göttlichen Quelle operiert werden und es entstanden geheime Mysterienbünde, die die Informationen der inkarnierten Lichtwesen wie einen Schatz über Generationen hüteten, und nur an vertrauenswürdige Eingeweihte weitergeben durften. Trotz Verfolgung durch die dunklen Kräfte konnten die Mysterienbünde ihr Wissen durch Mithilfe der Lichtwesen im Dienste für die ganze Menschheit hüten.
Nun wurde es für mich als Seele wieder einmal Zeit, die heimatlichen Lichtsphären zu verlassen, um ein irdisches Kleid anzulegen. Eine geeignete Familie und Umgebung wurde festgelegt, damit ich alle meine vorgenommenen Aufgaben erledigen könnte. Symbolisch wurde mir mein Lebensplan „einprogrammiert“, damit ich mich orientieren kann, was ich alles erreichen möchte. Jede Seele ist sich bewusst, dass wenn sie die himmlische Heimat verlässt, sie während dem Besuch auf der Erde jegliche Erinnerung an ihren Ursprung verliert. Wenn wir uns „erinnern“, wer wir wirklich sind und woher wir kommen, würden wir nach den ersten Schwierigkeiten, die ein irdisches Leben mit sich bringt, ziemlich rasch wieder zurückkehren (zum Beispiel durch Selbstmord). Es ginge wieder lange Zeit, bis sich eine neue Gelegenheit anbieten würde, um erneut zu inkarnieren.
Eine Inkarnation ist wie eine Abenteuerreise: Wir sehen auf der Landkarte, wohin die Reise gehen soll. Wir packen alles zusammen, worüber wir denken, dass wir es benötigen, um die Reise möglichst angenehm zu gestalten und auf alle Eventualitäten gefasst zu sein. Insgeheim rechnen wir auch damit, dass man uns, wenn es schief laufen sollte, irgendwie zu Hilfe eilt mit heute „modernen“ Mitteln wie Helikopter, Flugzeug, Schiffen. Wir laufen los und am Anfang läuft alles rund. Wir kommen gut voran und halten uns an unseren Reiseplan. Doch plötzlich kommen Unwetter auf, mit denen wir nicht gerechnet haben. Wege, die auf der Karte als passabel gegolten haben, entpuppen sich als steinig und beschwerlich. Brücken, die über Flüsse führen, sind abgebrochen. Wilde Tiere begegnen uns, die wir ebenso wenig einkalkuliert haben auf unserer Reise, wie plötzlich auftretende Krankheiten. Wir versuchen Hilfe zu holen, doch der Akku unseres Handys ist unterdessen leer und wir sitzen einsam und verlassen in der Wildnis. Wir wollten diese Abenteuerreise unbedingt machen, wir wurden vorher auf die Gefahren aufmerksam gemacht. Doch was an Unvorhergesehenem auf uns zukommen würde, sah keiner voraus.
Genauso ist es mit unserer Lebensreise auf dem Planeten Erde: Wir erhalten das Rüstzeug an Erfahrungen, Talenten, Aufgaben und Wissen, aber wie es sich dann wirklich anfühlt Mensch zu sein, das wissen wir erst, wenn wir es realdurchleben.
Aus himmlischer Sicht ist keine Bestrafung zu erwarten, wenn wir den Lebensplan nicht umsetzen. Manchmal ist es nicht möglich, weil unerwartete Umstände uns daran hindern und manchmal, weil wir ihn einfach vergessen haben in all dem Gewirr und den dunklen Energien der dritten Dimension. Doch jede Seele nimmt sich vor der Reise in die irdischen Gefilde den Vorsatz, alles zu erfüllen, was sie sich vorgenommen hat. Es geht dabei auch darum, seelisch zu wachsen und neue Erfahrungen anzureichern, die nur in dieser Art Leben möglich sind. Es besteht zudem die Möglichkeit,alte „Schulden“ aus anderen Leben zu begleichen und darauf Acht zu geben, nicht wieder neue anzuhäufen.
Freude herrscht in der himmlischen Heimat, wenn der Lebensplan erfolgreich umgesetzt wurde, doch Strafe gibt es nicht, wenn dies nicht der Fall war. Dies ist eine rein menschliche „Erfindung“. Die Hölle befindet sich nicht wie immer angedroht im Himmel, sondern wenn überhaupt, auf der Erde. Natürlich stellt sich nach menschlichen Überlegungen die berechtigte Frage, was mit Seelen geschieht, die scheußliche Taten gegen jegliche Menschlichkeit verursacht haben. Um sich darüber ein Urteil zu bilden, bedingt es den Einbezug aller Kenntnisse über diese Seele und diese liegen einzig und alleine in der göttlichen Quelle. Nur so viel: Sie landen nicht in der Hölle, weil es diese in den lichtvollen Reichen so nicht gibt. Ein höllenähnlicher Zustand kann sich höchstens ergeben, wenn die Seele nach ihrer Rückkehr und Rückschau auf ihr vergangenes Leben, mit ihren Taten konfrontiert wird und sich des unermesslichen Schmerzes bewusst wird, den sie bei ihren Mitmenschen hinterlassen hat. Da die Seele von der Grundstruktur her aus reiner göttlicher Liebe besteht, ist es nach der Inkarnation für sie besonders schmerzvoll zu erkennen, wieviel Schaden sie gegenüber anderen Seelen verursacht hat. Um dies wiedergutzumachen, benötigt es eine erneute Inkarnation.
Kurz vor dem Inkarnieren in den menschlichen Körper erhalten wir von unseren Seelengeschwistern gute Ratschläge und sie ermahnen uns, ja nicht zu vergessen, dass wir sie bei auftretenden Schwierigkeiten jederzeit um Hilfe bitten können. Auch wenn wir sie in der Dichte der irdischen Energie nicht sehen können, würden sie uns jederzeit erblicken. Wir versprechen hoch und heilig, dass wir daran denken und uns sicher an sie wenden werden. Wir versprechen, dass auch wenn wir zu sehr von unserem Lebensplan abweichen würden, wir dies selbstverständlich sofort merken und Gegensteuer geben.
Es wird uns auch gesagt, dass unsere Helfer erst eingreifen dürfen, wenn wir darum bitten, weil sie unseren freien Willen, der in den himmlischen Reichen selbstverständlich ist, auch auf der Erde respektieren müssen. Dort auf Erden sei es mit dem freien Willen aber so eine Sache und nicht vergleichbar mit dem, was wir sonst gewohnt sind.
Freudig machen wir uns auf den Weg, um unsere Aufgabe mit vielen guten Vorsätzen in Angriff zu nehmen. Nach Eintritt in den irdischen Baby-Körper vergessen wir unseren Ursprung und alles, was uns an guten Ratschlägen mit auf die Lebensreise gegeben wurde und fangen nach irdischem Empfinden bei „0“ an.
Im Wissen, dass sofort der Schleier des Vergessens über mich gelegt werden würde, inkarnierte ich in den 1950er Jahre als Isabelle Egger auf dem Planeten Erde.
Politische und gesellschaftliche Umwälzungen
Mit zunehmendem Alter wurde mir immer klarer, dass die „Oberen“ überfordert waren, egal ob innerhalb der Kirche, Politik oder Familie. Sie hatten ernsthaft Mühe, sich mit eigenständig denkenden Kindern oder Jugendlichen auseinanderzusetzen. Auch Erwachsene, die nicht ins erwünschte Schema passten, sollten gefälligst den Mund halten und kuschen.
Mit der Zeit lernten wir, im Umgang mit unseren Eltern jedes Wort zuerst auf die Goldwaage zu legen, damit wir Konflikten oder Drohungen mit Erziehungsheim aus dem Weg gehen konnten. Dies widersprach zwar meiner Einstellung, dass man innerhalb der Familie über alles sprechen sollte. Doch die ständigen Zurechtweisungen meiner Eltern belasteten mich immer mehr und darum entschied ich mich für den Weg der Diplomatie und dazu gehörten auch mal faustdicke Lügen, wenn es der Sache diente.
Ich glaube, mein Vater hätte am liebsten den größeren Teil der Gesellschaft in ein Umerziehungsheim gesteckt, wenn er die Macht dazu gehabt hätte. Er war mit der plötzlichen gesellschaftlichen Umwälzung Ende der 60er-Jahre vollkommen überfordert. Als die Globus-Krawalle 1968 stattfanden (der Globus war ein renommiertes Kaufhaus im Zentrum von Zürich und wurde damals regelmässig von Linksautonomen für ihre zum Teil gewalttätigen Krawalle belagert), war er der Meinung, dass man alle Beteiligten ausnahmslos einsperren müsste, damit wieder Ruhe und Ordnung einkehrt. Diese Haltung vertrat er nicht nur hinter verschlossener Haustüre, sondern auch öffentlich. Für meine Eltern und noch viele andere ähnlich Denkenden der sogenannten „Oberschicht“, hätten die Entwicklungen der 60er-Jahre ersatzlos gestrichen werden können. Sie alle wollten, dass es so bleibt wie es war. Es ging ihnen vor allem um Erhalt ihrer persönlichen, meist hart erkämpften und erarbeiteten Machtpositionen und dem damit verbundenen Prestige. Diese Privilegien begannen zuerst langsam, doch mit der Zeit unaufhaltsam zu schwinden, inklusive Kleider- und Benimm-Kodex.
Eine der schlimmsten Phasen dieser gesellschaftlichen Neuorientierung der westlichen Welt war die Zeit, als Terror-Organisationen, wie unter anderem die RAF (Rote Armee Fraktion), gegründet wurden, mit dem Ziel das herrschende Rechtssystem mit aller Gewalt, die ihnen zur Verfügung stand, zu Fall zu bringen. Politiker und Richter wurden gekidnappt und gnadenlos hingerichtet. Bomben wurden in Städten an strategisch wichtigen Punkten gezündet, wie belebten Straßen, Bahnhöfen, Flughäfen und rissen unschuldige Menschen in den Tod. Auch vor Flugzeugentführungen schreckten die Attentäter nicht zurück. Dies passierte vor allem in Deutschland, Italien und Spanien. Doch auch in anderen europäischen Ländern kamen Politiker bei Anschlägen ums Leben und das Schlimmste dabei war: Es herrschte Krieg innerhalb der eigenen Landesgrenzen! Der Feind kam nicht von außen, sondern wurde innen quasi gezüchtet.
Irgendetwas lief völlig aus dem Ruder und keiner war in der Lage zu reflektieren, was wirklich der Auslöser war. Es war schlussendlich wie mit der Raupe und dem Schmetterling:Die Gesellschaft wollte dem engen Kokon entschlüpfen und sich frei entfalten, wie dies die 5. Stufe der Maslow-Pyramide bereits in den 50er-Jahren vorausahnen ließ: „Bewusstwerdung der individuellen Persönlichkeit!“
Der bekannte amerikanische Betriebspsychologe Abraham Maslow untersuchte in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts (Nachkriegsjahre) das Motivations- und Entwicklungsstreben des arbeitenden Menschen in der Industrie und Wirtschaft. Er kam zur Überzeugung, dass wenn der Mensch seine Grundbedürfnisse der 1. Pyramidenstufe wie zum Beispiel Essen und Trinken gestillt hat, automatisch nach weiterem strebt, wie
2. Stufe: Sicherheitsdenken (Dach über dem Kopf, eigener Wohnbereich)
3. Stufe: Zugehörigkeitsgefühl zu Gleichgesinnten (z. B. Mitglied eines Vereins, politische Partei, Kirche etc.)
4. Stufe: Erreichtes in der Öffentlichkeit sichtbar machen durch Prestigeobjekte
5. Stufe: Selbstverwirklichung, spirituelle Verwirklichung
Diese Art ungewohnter Selbstverwirklichungs-Drang weckte bei den Oberen massiven Widerstand! Mit allen Autoritätsmitteln wurde versucht, diesen Freiheitsdrang zu unterbinden. Dies ließen sich vor allem die jungen Intellektuellen nicht mehr gefallen und so herrschte über Jahre hinweg Krieg zwischen „Flower power“ und „Establishment“.
Neue Musik-Richtungen wurden geboren, die sexuelle Befreiungs-Revolution fand statt. Oswald Kolle fühlte sich berufen, die Deutsche Nation aufzuklären, wie in den Schlafzimmern der höchste Lustgewinn erzielt werden könnte. Beate Uhse gründete ihren Sex-Artikel-Versand entgegen aller kirchlichen Proteste, die erfolglos versandeten. Die Gesellschaft ließ sich solche Bevormundungen nicht mehr gefallen und wollte selber über ihr Leben bestimmen, auch über ihr Sex-Leben.
Bei uns Zuhause schirmte man uns Kinder vor allem ab, was mit Sex zu tun hatte und wir dachten, das müsse etwas ganz Schlimmes sein und darum fragt man besser nicht danach. Unsere Eltern nackt zu sehen war undenkbar, denn Papa bekam schon einen Schreianfall, wenn Mama im Unterrock vom Schlafzimmer ins Badezimmer huschte. Darum: Zu diesem Thema lieber keine Fragen stellen, auch nicht im Religionsunterricht!
Anfang der 70er-Jahre mussten alle einsehen, dass es nie mehr so werden würde, wie es war: Eine neue Zeitepoche war geboren, die jedem Einzelnen mehr persönliche Entfaltungs-Freiheiten und Rechte brachte. Man könnte auch sagen: Die neue Spaß-Gesellschaft war geboren, die sich genau wie die Oberen Zehntausend Luxus-Güter leisten und jedes Jahr mindestens einmal in die Ferien verreisen wollte.
Die Gewerkschaften setzten sich zudem mit der „Pensionskassen-Pflicht für jedermann“ durch und die Arbeitgeber wurden ihrerseits anteilsmäßig in die Pflicht genommen. So musste nicht mehr „aufs Alter hin“ gespart werden. Dies lief automatisch über das monatliche Salär. So wurde es möglich, auch mal ein finanzielles Risiko einzugehen im Wissen, dass für das Alter vorgesorgt war.
Bei uns Zuhause blieb die Welt mehr oder weniger stehen und man hätte sagen können es gab keine Aussicht auf Selbstverwirklichung! Außer, dass meine Mutter meinem Vater ab und zu energisch widersprach, wenn er ihrer Meinung nach mit seinem Machtgehabe und ständigem Gebrüll wegen jedem „Mückenfurz“ zu weit ging. Meist teilte sie jedoch seine Meinung widerspruchslos, oft dem Frieden zuliebe oder weil sie tatsächlich seiner Ansicht war. Das Frauenstimmrecht war damals innerhalb der Schweiz noch nicht geboren und Frau hatte zu kuschen, genauso wie die Kinder. Mein Vater tauschte sich zwar gerne mit meiner Mutter aus und hörte auf ihren Rat. Seine Rolle innerhalb der Ehe war jedoch unbestritten: Er war der Patriarch und daran änderte sich auch nichts durch die gesellschaftliche Revolution!
Mit Argwohn beobachtete ich meine Mutter in ihrer Rolle als Hausfrau und Dienerin des Herrn und ich schwor mir: So werde ich nie, niemals! Kein Mann wird mich je so tyrannisieren und mir sagen, was ich zu tun habe. Mit Aufgaben wie Putzen, Bügeln, Kochen nach Papis Wünschen und Omas Rezept, Rasen mähen, Papi herumchauffieren zu allen Tag- und Nachtzeiten (er hatte keinen Fahrausweis), auf Papi zu warten, wenn es wieder mal spät wurde nach langen Sitzungen, mit den Kindern die Wochenenden alleine verbringen, weil Papi auf irgendeiner politischen Veranstaltung weilte, die wichtiger war als die Familie, konnte man mir das Hausfrauendasein nicht schmackhaft machen. NIEMALS würde ich so enden!
Das Einzige, was ich wirklich wollte, war so aussehen wie Mama: Schöne Kleider tragen, mit den dazugehörenden, farblich passenden, eleganten Schuhen mit hohen Absätzen. Schicke Frisur und Schminke, lackierte Fingernägel, riechen nach „Arpège“ von Lavin, ja, das war meine Welt. Dabei schön unabhängig bleiben und wenn doch noch ein Mann, dann DER Märchenprinz, der mir alle Sorgen abnimmt und mit dem ich über ALLES sprechen kann, was mich gerade bewegt. Ohne Angst im Nacken, dass meine Meinungsäußerung durch lautes Geschrei erstickt wird.
Ob dieser Märchenprinz reich, arm, schön, hässlich, jung, alt, Akademiker, Nichtakademiker war, spielte keine Rolle; er musste einfach die Liebe meines Lebens sein. Mein Lieblingsmärchen war Dornröschen und am liebsten wäre ich sofort in den 100-jährigen Schlaf gefallen, aus dem mich mein Prinz dann am Tag aller Tage wachgeküsst hätte.
Doch aller Träumereien zum Trotz: Ich musste hellwach bleiben und versuchen mein Leben so zu leben, dass ich mich nicht allzu sehr darin verlor.
In der Zwischenzeit (also bis der Märchenprinz auftaucht), tröstete ich mich mit Ereignis-Fotos aller königlichen Familien aus Europa, die ich in diversen Zeitschriften fand und ausschnitt. Vor allem die Bilder mit den langen Kleidern, vorzugsweise Hochzeitskleidern, hatten es mir angetan. Statt irgendwelcher Film- oder Musik-Stars, wie dies bei meinen Kolleginnen der Fall war, hängten in meinem Zimmer bebilderte Artikel nach Königshaus sortiert an den Wänden. Meine Mutter hatte nichts dagegen, denn auch ihr gefielen schöne Kleider und sie verfolgte zudem immer interessiert, was unter den Hoheiten so lief. Ich denke, sie hat die eine oder andere Prinzessin oder Königin als modisches Vorbild bewundert und gewisse Trends übernommen. Wie Königin Beatrix von Holland wich auch meine Mutter ein Leben lang nicht von ihrer immer gleichbleibenden hochtoupierten Frisur ab. Bei König Beatrix sagte man, dies sei der Ersatz für ihre Krone; bei meiner Mama war es eher die Unfähigkeit, auch mal Neues auszuprobieren und zu vertrauen, dass ein neuer Look viel vorteilhafter ausgesehen hätte.
Als ich 13 Jahre alt wurde, blieb meiner Mutter nicht verborgen, dass Haushaltsarbeiten nicht mein Ding waren. Die gleiche Beobachtung machte meine Haushaltslehrerin im mir so verhassten Handarbeits- und Koch-Unterricht. Sie konnte es nicht wirklich glauben, dass unter ihren Schülerinnen eine dabei war, die so gar nicht ins Schema „künftige Hausfrau“ passte. Spätestens nach meinen ersten Kochversuchen, als ich ein Rindsplätzli zwischen Daumen- und Zeigefingernagel hielt, einen Meter vor dem Kochherd in Stellung ging, um dann das Plätzli in sicherer Distanz in die Bratpfanne zu werfen, meinte sie kopfschüttelnd: „Weit vom Geschütz gibt alte Krieger“ und da scheint „Hopf und Malz“ verloren zu sein.
Meine Mutter meinte dazu: „Isabelle, du musst mal einen ganz reichen Mann heiraten, der einen Butler vermag. Du bist nicht zur Hausfrau geboren.“
Meine Rede!!!
Doch der Gedanke, deswegen einen reichen Mann zu heiraten, passte nicht in meine Welt der unbegrenzten Freiheiten. Ich will nie und nimmer einen reichen Mann heiraten, denn wer zahlt, befiehlt. Ich willUNABHÄNGIGsein, wann kapieren die das mal?!? Abhängigkeit wurde mir ja tagtäglich vorgelebt. Einmal hatte ich den Mut, meinen Eltern zu sagen, dass ich keinen Anwalt, keinen Arzt oder dergleichen heiraten möchte, weil ich nur jemanden heiraten werde, wenn überhaupt, den ich liebe. Meine Eltern erstarrten beim sonntäglichen familiären Kaffeeklatsch und fragten sich ernsthaft, was sie wohl alles falsch gemacht hätten, dass man als Mädchen zu solch einer Aussage kommt.
Das Problem meiner Einstellung war rasch erkannt und so sagte Mama zu mir: „Du hast einen Anti-Akademiker-Komplex“.
„Du musst so sein wie Mama“, meinte dann mein Vater. „Wie du dich benimmst, verhält sich keine normale Frau, das wird nicht gerne gesehen“. Meine prompte Antwort: „Ich werde sicher nie wie Mama!“ Mein Vater lief zornesrot an.
Was ich ihm bis heute hoch anrechne: Er hat nie zugeschlagen, auch wenn er dies in seiner maßlosen Wut sicher ab und zu gerne getan hätte. Dies hätte ich ihm nie verziehen und insgeheim spürte er das! Trotzdem hatte ich Angst vor seinen unberechenbaren Tobsuchtsanfällen und Beschimpfungen, die so was von daneben waren.
Sobald mein Vater jedoch das Haus verließ und sich auf dem öffentlichen Parkett, sei es als Anwalt oder Politiker, bewegte, war er in seinem Element und ein völlig anderer, zugänglicher Mensch. Auch uns Kindern gegenüber, wenn wir ihn zufällig auf der Straße oder bei einem Fest antrafen. Wir genossen diese wenigen Stunden mit ihm und es freute mich, ihn so fröhlich und großzügig zu erleben. Zum Beispiel wenn es an Fronleichnam nach der Prozession eine Schifffahrt mit der Kirchengemeinde auf dem Bodensee gab, waren das unbeschwerte Momente. Mama war wie immer nicht dabei und so konnten wir uns alle frei bewegen. Papa drückte uns Geld in die Hand, damit wir uns etwas zu trinken oder essen kaufen konnten und ließ uns mit den anderen Kindern in Ruhe spielen. Er seinerseits genoss die fröhliche Runde mit seinen Parteifreunden und es wurde kräftig „gebechert“.
Jedes Jahr fand in unserer See-Gemeinde ein Seenachtsfest mit Feuerwerk statt, und weil mein Vater durch seine politische Position gewisse Privilegien genoss, wurde es uns erlaubt, das Feuerwerk auf dem Kirchturm anzuschauen. Mein sonst unsportlicher Vater machte sich dann die Mühe, mit uns Kindern auf den Turm hinaufzusteigen oder besser gesagt im letzten Moment zu rennen, um das Feuerwerk aus nächster Nähe zu genießen. Dies waren die wenigen Momente, in denen wir ihn völlig relaxt erlebt haben. Leider wurden die alljährlichen Feuerwerke für die Gemeinde zu teuer und vom Budget gestrichen, ersatzlos. So blieb noch der Nationalfeiertag am 1. August, an dem wir unseren Vater zu den Festivitäten begleiten durften. Meist musste er eine Rede halten und wir waren natürlich sehr stolz auf ihn. Als Kinder verstanden wir zwar kein Wort von dem, was er sagte, aber die Festgemeinde klatschte begeistert, und so war die Welt in Ordnung. Mama glänzte meist mit Abwesenheit, solche Anlässe waren ihr ein Gräuel.
Mit zunehmendem politischem Erfolg sprach Papa dann nicht nur bei einer 1.-August-Feier, sondern er wurde gleich von mehreren Gemeinden angefragt. Es kam vor, dass er an einem Nationalfeiertag drei oder vier Reden nacheinander an verschiedenen Orten hielt und somit mussten wir Kinder zuhause bleiben. Dies bedauerten wir sehr und es schmerzte auch ein wenig, dass die Reden für unseren Vater wichtiger waren, als das Familienleben, vor dem er sich immer mehr drückte.
Den Wunsch meines Vaters, sich dem gängigen Frauenbild anzupassen, konnte ich ihm leider nie erfüllen. Zu meinem Frauenbild passte auch nicht die innerkirchliche katholische Verehrung der Mutter Maria mit ihrer unbefleckten Empfängnis. Die Mutter von Jesus, dem Christus wurde zur Ikone hochstilisiert mit allen Eigenschaften, die einer Frau würdig sein sollten: Anpassungsfähigkeit an die widerlichsten Gegebenheiten; sich aufopfern für die Familie; bescheiden im Hintergrund stehen; weibliche Vorzüge von Kopf bis Fuß verhüllen und bitte, sprechen nur, wenn man gefragt wird. Zudem keine eigenen Wünsche äußern, denn die Frau ist des Mannes Untertan. Immer schön lächeln, lächeln, lächeln, und zwar nicht laut, sondern milde, verklärt und verhalten.
Alles Eigenschaften, die nicht wirklich meinem Naturell entsprachen. Im Hintergrund blieb ich selten, Wünsche äußerte ich offen und ich sagte auch klar meine Meinung, ungefragt. Lachen tat ich für mein Leben gerne und bitte so, dass es alle hörten. Weibliche Vorzüge sind da, um sie zu präsentieren, und zwar in netter „Verkleidung“ und mit adretter Frisur. In dieser Beziehung war ich mit meiner Mutter einig, auch sie fand das ganze „Marien-Getue“ zum Abwinken. Höchstens über die Länge der Haare und Rocksäume gab es ellenlange Diskussionen, die wie immer in solchen Situationen mit einem „Hier sage ich, wie es läuft und du hältst dich gefälligst an meine Anweisungen!“ endeten. Diese Anweisungen führten einmal so weit, dass mich Mama mit 13 Jahren zwang, die Haarfarbe zu wechseln und das kam so:
Als Kleinkind war ich blond gelockt, wurde von allen bewundert und war überhaupt ein Wonneproppen und Sonnenschein. Wie das so ist in der Pubertät, fängt alles Mögliche an sich zu verändern, nicht immer im positiven Sinn. So wurden meine Haare von goldblond zu mausgraudunkelblond, und Pickel an Stirn und Kinn blühten in voller Pracht.
Dies alles war für meine vor allem auf Äußerlichkeiten bedachte Mutter DER Albtraum. Eines Tages fasste sie den Entschluss, dass man dies ändern sollte. Begründung: „Ich will keine Tochter mit mausgrauer, sondern mit goldblonder Haarpracht.“
Am drauf folgenden Samstagnachmittag war es so weit. Ich wurde ins Badezimmer beordert, damit mir Mama eine Ladung Coloration aufs Haupt geben konnte, mit dem Ziel goldblond.
Als die Prozedur zu Ende und die Haare gewaschen und geföhnt waren, traf sie fast der Schlag: Ich sah aus wie Marilyn Monroe in ihren besten Jahren: platinblond!
Unterdessen war es 19 Uhr und um diese Zeit weit und breit kein Geschäft mehr geöffnet. Die Geschäfte schlossen zu jener Zeit in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts am Samstag konsequent um 16 Uhr, denn ab 17 Uhr galt nach Kirchengesetz bereits der Sonntag. Mama befahl mir, mich nicht aus dem Badezimmer zu bewegen, denn wenn Papa diesen Schlamassel mitbekommen würde, gäbe es ein riesiges Theater. Natürlich bekam er die Sache mit und ich sehe ihn heute noch auf seinem Sofa toben. Ich befürchtete, dass er durch die Sofa-Federung gleich in die Luft katapultiert und an der Wohnzimmerdecke kleben bleiben würde.
Mama holte eilig das Telefonbuch hervor, kontaktierte den Dorf-Drogisten an seiner Privatadresse und überredete ihn wortreich, nochmals in seinen Laden zu fahren, um ihr ein anderes Haarfärbemittel auszuhändigen. Knurrend ließ er sich dazu überreden und so bekam ich am selben Abend nochmals eine Coloration verpasst. Dieses Mal juckte meine Kopfhaut fürchterlich und Mama meinte, ich soll mich nicht so anstellen, das gehe bald wieder vorbei. Die Haare waren nach abgeschlossenem Werk dunkler, jedoch mit einem unübersehbaren Rotstich.
Fand ich das schön?!? Sicher nicht!!! Das interessierte jedoch meine Mutter wenig: „Da musst du jetzt durch, bis alles wieder herausgewachsen ist. Nochmals färben geht nicht, denn dann fallen die Haare aus“.
Damit die roten Haare nicht so auffallen und rascher wieder herauswachsen würden, war sie der Überzeugung, dass man diese am besten abschneidet. So fiel meine Haarpracht ungeplant und vor allem ungefragt der Schere zum Opfer. Sie verpasste mir dann gleich noch Stirnfransen, damit die Pickel besser verdeckt wurden.
Kann mir jemand verdenken, dass ich am liebsten in den 100-jährigen Tiefschlaf versinken wollte, um mich nach abgelaufener Frist von meinem Märchenprinzen wachküssen zu lassen?!?
Am Montag auf dem Schulhof umringten mich meine Freundinnen und meinten: „Nun hat deine Mutter den Vogel endgültig abgeschossen und wir sind der Meinung, dass sie nicht nur die dümmste Mutter unserer Gemeinde ist, sondern vom ganzen Kanton oder noch besser, von der ganzen Schweiz.“ Mein Klassenlehrer schüttelte nur den Kopf und dachte sich seine Sache.
Ich fiel in keinen 100-jährigen Tiefschlaf und ein Märchenprinz stand ebenfalls nicht zur Stelle. So musste ich durchhalten im Elternhaus, das immer mehr zum emotionalen und mentalen Gefängnis wurde.
Grundsätzlich liebte ich meine Eltern trotz allem. Vor allem zu meinem Vater spürte ich eine tiefe Verbundenheit, die wahrscheinlich noch aus der frühen Kindheit stammte, als er sich von einer sanfteren und liebevolleren Seite gegenüber uns Kleinkindern zeigte. Er wollte unbedingt Kinder und hat uns dies, im Gegensatz zu unserer Mutter, auch freudig gezeigt. Doch mit den Jahren wurden wir ihm einfach nur lästig, weil sein Nervenkostüm nicht dafür geschaffen war, all die Belastungen von Beruf, Politik, Ehe und Familie zu tragen. Darum war er der irren Meinung, dass er sich durch autoritäre Auftritte genügend Luft und Raum verschaffen konnte, um sich von für ihn überflüssigen Auseinandersetzungen mit uns Kindern zu schützen. Mein Bruder Patrick und ich fühlten uns ob diesem Benehmen sehr verletzt und fragten uns, warum wir vor dem Mittagessen überhaupt noch das „Vater unser“ beten mussten. Echte, christlich gelebte Tiefe fehlte in diesem Haushalt trotz aller sonntäglichen Kirchenbesuche und politischer Reden meines Vaters in der Öffentlichkeit zum Thema „Familie ist das höchste Gut der Gesellschaft und dafür lohnt es sich einzustehen“.
Oft hockten Patrick und ich am Sonntag vor dem Gartentor unseres Hauses und warteten, ob uns wohl ein Nachbar zum Waldspaziergang mitnehmen würde. Tatsächlich gab es eine Familie, die sich unserer ab und zu erbarmte, denn meine Eltern hätten sich nie hinreißen lassen, mit uns an einem Sonntag spazieren zu gehen. Warum dies so war? Wahrscheinlich wollten sie einfach nicht in die Öffentlichkeit, weil mein Vater sonst von allen möglichen Leuten angequatscht worden wäre, und die irgendeinen Rat von ihm wollten. Wenn uns niemand auf den Sonntagsspaziergang mitnahm, baten wir unsere Mutter um Geld, damit wir mit der Autofähre über den See hin- und wieder zurückfahren konnten. Mama war froh, wenn sie uns ein paar Stunden los hatte und wir waren froh, etwas Freiheit zu genießen. Wir waren uns dankbar bewusst, dass es nicht allen Kindern möglich war, ihre Eltern problemlos um Geld zu bitten, damit man einen solchen Ausflug, inklusive Getränk, machen konnte. In den wenigsten Familien war damals genügend Geld vorhanden, um solche Späße zu finanzieren. Da waren wir, trotz aller Schattenseiten unseres Familienlebens, privilegiert.
Meine Mutter zeigte mit ihrer Passivität zum Thema „Ausflüge in der Umgebung“ ihre unverhohlene Abneigung gegenüber diesem ländlichen Wohnort, den sie über alles hasste. Sie konnte dies nicht genug erwähnen, und wenn irgendetwas schief lief in ihrem Leben, dann war dieses „Kaff“ mit seinen unmöglichen Bewohnern daran schuld. Nicht sie, nicht mein Vater, nein, es war dieses „Kaff am Ende der Welt“, das alles vergiftete. Ihr Leben, ihre Kinder, ihren Mann, einfach alles!
Weiter erschwerend für nachhaltige Familienharmonie war der Glaubenskrieg zwischen Mama und unserer Großmutter väterlicherseits. Wir wussten nicht so recht, was zwischen den beiden Frauen ablief, aber es musste etwas ganz Fundamentales sein. Wir Kinder liebten unsere Großmutter sehr, doch als Schwiegermutter konnte sie ein echtes Schwiegermonster sein und im Nachhinein gesehen hatte es meine Mutter alles andere als einfach in dieser Familie.
Anscheinend musste Mama als reformiert Getaufte vor der Vermählung mit meinem Vater zum Katholizismus konvertieren. „Daran war Oma schuld, weilDIEdas so wollte“, ließ mich Mama wissen. Warum dies so war und was Oma damit bezweckte, konnte ich mir als Kind nicht vorstellen.
Ich persönlich fand es nicht wirklich schlimm, katholisch zu sein. Als Reformierte gab es keine Erstkommunion und somit auch kein schönes, weißes, langes Kleid mit Schleier, das man bei dieser kirchlichen Einweihung als 10-Jährige tragen durfte. Auch sonst fand ich protestantisch zu sein echt öde. Man musste nur mal die beiden Kirchen im Ort vergleichen: Unsere katholische hatte ganz viel Gold an den Wänden, die der Reformierten war hingegen dunkelgrau. Kaum Bilder und wenn doch, ohne jeglichen Schnickschnack, den ich so liebte. Also keine Goldengel, kein „lieber Gott“ zuoberst auf der Wolke und kein verzückter Jesus mit der strahlenden Taube, die den Heiligen Geist symbolisiert.
Warum sich Mama so aufregte, nun katholisch zu sein, war für mich völlig unverständlich. Graue Wände gegen goldene einzutauschen, war doch gar nicht so ein schlechtes Geschäft.
Mein Vater hätte von den Spannungen zwischen seiner Mutter und Mama am liebsten gar nichts mitbekommen. Er stand hilflos zwischen den Fronten und das hatte seine guten Gründe. Meine Großmutter, und mit ihr die ganze Familie, drehten für die Finanzierung von Papas Studium wirklich den letzten Fünfer um und mussten dafür große persönliche Entbehrungen in Kauf nehmen. Alle Familienmitglieder mussten sich Omas Diktat beugen, denn einen Akademiker als Sohn zu haben, war ihr höchstes Ziel und dafür war ihr kein Preis zu hoch. Doch der Preis war für alle Beteiligten schlussendlich zu hoch, vor allem als sich herausstellte, dass der liebe Johann sich standhaft weigerte, Priester zu werden. Das war nämlich das wirkliche Ziel meiner Großmutter und nur widerwillig gab sie klein bei, als mein Vater die Anwaltskarriere anstrebte.
Diesen Entscheid hatte sie ihm insgeheim nie wirklich verziehen. Darum benutzte sie für den Rest ihres Lebens gerne den Standardsatz: „Wir haben Johann das Studium finanziert“ als Druckmittel gegen ihn und die ungeliebte Schwiegertochter. Genau genommen war dies ein Dauerthema. Sie ließ alle, die es hören wollten oder auch nicht, immer wieder wissen, dass sie und die Familie Egger aus Papa das gemacht hätten, was er heute war: Ein angesehener Anwalt und Politiker. Dafür erwartete sie uneingeschränkte Anpassung, vor allem wenn es um Glaubensdinge ging. So sah sich der bedauernswerte Sohn Johann, gezwungen, seiner Mutter oft recht zu geben im Schwiegermonster-Streit, was dann wiederum die Atmosphäre in unserem Haus nachhaltig verpestete. Wir Kinder blieben in solchen Momenten dem Wohnzimmer lieber fern und verkrochen uns in unsere Zimmer.
Dies blieb so, bis Oma mit über 80 Jahren an Demenz litt und im Sterben lag. Unüberhörbar tönte es stereotyp aus den Kissen: „Und Johann haben wir das Studium bezahlt“ und „Um 18 Uhr muss ich zur Käserei Milch holen“ und dann noch „Wieviel Zeit ist es, ich muss Patricia (ihre erwachsene Tochter) vom Bahnhof von der Arbeit abholen“.
Gerne hätte ich in solchen Momenten mit jemandem über dieses belastende Spannungsfeld gesprochen, doch Familieninternas in die Öffentlichkeit zu tragen war uns strengstens untersagt.
Heute würde ich meinen Schutzengel in solch einer aussichtslosen Situation um Hilfe und Lösungen bitten. Doch damals war dies überhaupt kein Thema, irgendwen aus der geistigen Welt um Hilfe zu bitten.
Meine Großmutter meinte zwar immer, die Mutter Maria sei die einzig richtige Ansprechpartnerin, wenn Frauen Sorgen hätten. Ich vertraute wenn überhaupt, eher auf die männliche Seite. Auf den lieben Gott oder Jesus Christus. Doch frei zu beten hatten wir nicht gelernt, es drehte sich alles um auswendig gelernte, normierte Gebete. Diese wurden, außer dem „Vater unser“ am Familientisch, ausschließlich in der Kirche gebetet und dort wurde es mir regelmäßig schlecht. Dies vor allem durch die Weihrauchexzesse, die unser Pfarrer so mochte. In solchen Momenten war ich mehr damit beschäftigt, nicht vor Übelkeit in Ohnmacht zu fallen, anstatt mich mit irgendwelchen Heiligen im Gebet zu unterhalten.
Dass Schutzengel oder Erzengel in Not angerufen werden könnten, war auch nie ein Thema im Religionsunterricht. An Weihnachten wurde die Weihnachtsgeschichte vorgelesen und da stand Erzengel Gabriel im Mittelpunkt. Als Überbringer der frohen Nachricht, dass Maria den Sohn Gottes gebären werde. Das war’s. Wer Erzengel Gabriel wirklich war, das wusste und interessierte niemanden. Zu groß war die Kluft zwischen „dieser“ Welt und der „anderen“, unsichtbaren. Einzig im Abendgebet für kleine Kinder sprach man die Schutzengel an:
„Schutzengeli mein, lass mich dir empfohlen sein, in allen Nöten steh’ mir bei und halte mich von Sünden frei. Bei Tag und Nacht ich bitte dich, beschütze mich.“
Wirklich verstanden haben wir Kinder nicht, was damit gemeint war. Wie soll ein Engel uns begleiten, wenn wir ihn nicht sehen können? Auf diese Frage gab es nur unbefriedigende Antworten wie: „Sie sind eben im Himmel und können uns aber sehen, auch wenn wir sie nicht sehen“.
Persönlich ein Gespräch zu führen mit der geistigen Welt haben wir somit nie gelernt und so wie ich es als Kind verstanden habe, waren wir dazu auch nicht befugt. Dies war ausschließlich Sache des Priesters. Wir Kirchgänger waren „nicht würdig“, denn so hieß es unter anderem auch im Glaubensbekenntnis der katholischen Kirche: „Ich bin nicht würdig, dass DU (Gott oder Jesus) eingehst unter mein Dach…“ und das wurde so widerspruchslos von der Glaubensgemeinschaft akzeptiert.