Alles muss raus - Ingrid Preibisch - E-Book

Alles muss raus E-Book

Ingrid Preibisch

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Beschreibung

Lyrisch oder bissig - berlinerisch-kess oder entlarvend-schmerzlich - Johanna Ingrid Preibischs Gedichte offenbaren uns eine Vielfalt an Farbe und Form und erweisen sich immer wieder als Griff in die Wundertüte des Lebens.

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Inhalt

Alles muss raus

1. Advent

Alles Gute

Der ärgste Feind

Alte Freuden

Abschied von einem treuen Phänomen

Achtsamkeit ist möglich

Alle Jahre wieder nichts

Alles Trübe

Angekommen

Ansehn

Auf die Werte kommt es an

Auf der Bank

Auferstehn

Aufgehorcht

Aus dem Rahmen gefallen

Aus dem Rahmen

Ausgesuchte Süchte

Aus die Maus

Ausgeträumt

Beifallzwang

Bei aller Liebe

Bethlehem im Jahre Null

Buttercreme

Blauäugig

Bim Bam Weihnachtsmann

Das alte Jahr

Da is imma noch wat offm

Das Alter kommt

Das Leben ist kurz

Das Haus im grünen Tal

Das Leben sorgt für manche Pointe

Dein Bestes

Das Recht auf Haben

Déjà Vu

Dem Leben auf der Spur

Denn ebend nich

Der Anrufbeantworter

Der erste Schritt

Der Gockel

Der Ichling

Der große Walter

Der Hass

Der Letzte

Der Mensch begreift das was er kann

Der Mensch lebt nicht

Der Sommer ist vorbei

Der Torso

Der Winter kommt

Die Allerbeste

Die alte Leier

Die Dummheit war und bleibt der Mist

Die Einheit zwischen Kopf und Bauch

Die falsche Nähe

Die Gedanken sind zu frei

Die Jedankn sin frei

Die einzig wahre

Die neue Plage

Die Stummheit

Die Traumtänzer

Die Zecke

Ich weiß nicht was soll das bedeuten

Draußen vor der Tür

Dreister Humor

Dumm gelaufen

Du hast die Wahl

Hoffnungswahn

Krämerseelen

Quergereimt

Selbstdarsteller

Störenfried

Von der Rolle

Verlorene Kinder

Von unten

Von wegen

Vorm Spiegel

Wahre Schätze

Wandervögel

Wat wäre, wenn...

Weil ick Lehra bin

Wenn der Eros sichtbar schwindet

Wird schon

Wenn ich du wär

Wenn ich einen Partner hätte

Wenn vieles wieder rückwärts geht

Wer ist der Nächste?

Wie für uns gemacht

Wieder sehn

Wo die Vernunft sich so beschränkt

Worte und Taten

Zeit der Erwartung

Ziemlich haarig

Zappendusta

Zukunftsfreude

Zum Abschied

Zum Kotzen

Beratung bei der Bank

Bettelstaaten

Dämlich

Burnout

Das Ende kommt mit Riesenschritten

Das geht mich überhaupt nichts an

Und tschüss

Über mich

In eigener Sache

Alles muss raus

Alles muss raus

in die Sonne ans Licht

Blütenpracht – Welch eine Wonne!

So edel und schlicht

1. Advent

Advent, Advent,

und alles rennt

auf Märkte, in Geschäfte,

wo man die schönste

Zeit verschenkt

und seine letzten Kräfte.

Geschenke sind

nur dazu da,

die Leere auszufüllen,

die Jahre lang

kein Thema war

und die doch alle

fühlen.

Die Ankunft ist

ein Untergang

der Hoffnung auf ein Leben

abseits von Gier

und Wohlstandszwang.

Man hat nicht mehr zu geben.

Wir sollten alle

im Advent

an die Bedeutung denken

und jedem Lichtlein,

das nicht brennt,

etwas Beachtung schenken.

Alles Gute …

Sag mir nicht,

dass du mein Freund bist,

so als ob du mir was schenkst.

Ich weiß, wer damit gemeint ist

und an was du dabei denkst.

Du hast viel zu viel vergessen,

warst mir selten richtig nah,

und du konntest nie ermessen,

was mir wirklich wichtig war.

Deine Freundschaft ist vergänglich,

flüchtig wie ein Augenblick.

Du belügst dich lebenslänglich

auf der Suche nach dem Glück.

Alles Gute wird dich finden,

aber du wirst nie verstehn,

warum die Gefühle schwinden

und wohin die Jahre gehn.

Der ärgste Feind

Die Widersprüchlichkeit im Denken,

im Streben, Handeln und im Lenken

bewirkt bei manchen das Gefühl,

das Böse sei oft mit im Spiel.

Doch man verdrängt so gut es geht

die Angst und fragt sich viel zu spät,

wie es zu der Bedrohung kam.

Man nimmt gern falsche Gründe an.

Man wähnt die Freiheit in Gefahr,

die doch so lange sicher war,

und glaubt nur allzu gern daran,

dass man sie sich erhalten kann.

Kein Mensch fragt nach der Freiheit Ziel,

wo man nur will und möglichst viel.

Die Zwänge werden kaum gesehn,

bis ganze Länder untergehn.

Da wird die Schuld sehr schnell erkannt,

es war – na klar – das ganze Land,

der Einzelne, der all das machte,

weil er an seinen Vorteil dachte.

Natürlich zahlt man nicht dafür.

Da steht bald jeder vor der Tür

und bettelt um mehr Sicherheit.

Das ist zu dreist, nein, tut uns leid.

Die Freiheit schränkt man nicht gern ein,

aber es wird wohl nötig sein,

um das zu retten was uns nützt

und vor dem ärgsten Feind beschützt.

Der lauert schon in allen Ecken,

vermag sich sehr gut zu verstecken

und kennt uns leider ganz genau.

Wen wundert’s, er ist ziemlich schlau.

Und immer dann, wenn wir nicht wissen,

was wir gerade glauben müssen,

beweist er uns durch eine List,

dass seine Wahrheit stärker ist.

Unmenschlich, grausam und brutal

ist er inzwischen überall,

und keiner kann sich das erklären.

Wie soll man sich dagegen wehren?

Man hat doch niemand was getan.

Im Gegenteil, man ging voran

mit Recht und Freiheit und viel Mut.

Die Grundidee war immer gut.

Nur das Motiv ist kaum zu fassen:

Wir haben uns begeistern lassen

für eine große Illusion.

Wer das erkannt hat, weiß es schon.

Nichts hält die Gläubigen noch auf,

sie nehmen Krieg und Not in Kauf,

das Menschenrecht ist nicht viel wert,

wenn sich die Freiheit gründlich wehrt.

Das Böse hat schon längst gesiegt,

und manches Flugzeug, das da fliegt,

zerstört am Ende tausendfach.

Kaum einer denkt darüber nach.

Wer immer auch betroffen ist,

man trauert, spendet, doch vergisst

sich wirklich einmal selbst zu fragen,

was wir der Welt zu geben haben.

Alte Freuden

Wenn du wieder einmal denkst,

dass du gar nichts wert bist,

du den anderen nicht das schenkst,

was doch so begehrt ist,

schau dir eine Blume an,

sing ein Lied und träume,

dann entdeckst du irgendwann

in dir neue Räume.

Und du gehst von Tür zu Tür,

schaust hinein und freust dich:

Was du siehst gehört zu dir,

lang her oder neulich.

Alte Freuden sind noch da

in so vielen Räumen,

gehen dir noch immer nah,

nicht nur in den Träumen.

Abschied von einem treuen Phänomen

Nun heißt es also Abschied nehmen

von einem treuen Phänomen

Man muss den Namen nicht erwähnen,

denn nichts daran ist wirklich schön

Der Mensch fühlt sich zwar sehr verbunden,

doch diese Bindung ist fatal

Nur Sehnsucht und so viele Stunden

voll Frustration und Seelenqual

Wo negative Kräfte walten,

da fängt der Mensch oft damit an,

sich eine Scheinwelt zu gestalten,

die er nicht mehr verlassen kann

Er braucht den Wunsch, die Traummomente,

den Anschein einer heilen Welt,

was ihm nur eines bieten könnte,

und das bekommt er für sein Geld

Er konsumiert die Sehnsucht heimlich

und hofft auf eine Illusion

Die bloße Gier ist ihm zwar peinlich,

aber die Wirkung tröstet schon

Und schließlich wird es unerträglich,

das Phänomen, das ihn besitzt

und das der Mensch noch lange kläglich

vor jederlei Kritik beschützt

Erst spät entschließt man sich zu lassen,

was bisher doch so wichtig war,

und man entdeckt die Zeit in Massen,

die Freiheit – einfach wunderbar!

Achtsamkeit ist möglich

Wenn das Workout nicht mehr fruchtet

und das Burnout langsam droht,

wenn man Tag für Tag nur schuftet,

dann entsteht Erklärungsnot.

Achtsamkeit wird gern empfohlen,

etwas, das man lernen kann,

um sich wieder Kraft zu holen

für die Arbeit mit Elan.

Leider gibt es einen Haken,

denn so mancher lernt zuviel

und begreift die eigenen Macken

nun auch plötzlich mit Gefühl.

Jahrelang hat er betrachtet,

was die Umwelt Schrilles trieb

und dabei doch kaum beachtet,

dass man selbst nicht schadlos blieb.

Plötzlich sieht man wie im Spiegel

Wahrheit, die man gern verschweigt.

Jede Arbeit ist von Übel,

wenn sie solche Folgen zeigt.

Und man hinterfragt vor allem,

ob das Lernen nötig ist,

oder man –ohne zu fallen –

besser nur den Job vergisst.

Ganz allmählich lernt man achten,

was man allzu oft vermisst

und fängt an das zu betrachten,

was von einem übrig ist.

Diesen Rest will man behalten

und genießen – völlig frei.

Man gehört nicht zu den Alten,

nichts ist hier und jetzt vorbei.

Mutig strebt man in die Rente,

um dem Fall zu widerstehn.

Achtsamkeit bringt keine Wende,

nur die Möglichkeit zu gehn.