Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Lyrisch oder bissig - berlinerisch-kess oder entlarvend-schmerzlich - Johanna Ingrid Preibischs Gedichte offenbaren uns eine Vielfalt an Farbe und Form und erweisen sich immer wieder als Griff in die Wundertüte des Lebens.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 70
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Alles muss raus
1. Advent
Alles Gute
Der ärgste Feind
Alte Freuden
Abschied von einem treuen Phänomen
Achtsamkeit ist möglich
Alle Jahre wieder nichts
Alles Trübe
Angekommen
Ansehn
Auf die Werte kommt es an
Auf der Bank
Auferstehn
Aufgehorcht
Aus dem Rahmen gefallen
Aus dem Rahmen
Ausgesuchte Süchte
Aus die Maus
Ausgeträumt
Beifallzwang
Bei aller Liebe
Bethlehem im Jahre Null
Buttercreme
Blauäugig
Bim Bam Weihnachtsmann
Das alte Jahr
Da is imma noch wat offm
Das Alter kommt
Das Leben ist kurz
Das Haus im grünen Tal
Das Leben sorgt für manche Pointe
Dein Bestes
Das Recht auf Haben
Déjà Vu
Dem Leben auf der Spur
Denn ebend nich
Der Anrufbeantworter
Der erste Schritt
Der Gockel
Der Ichling
Der große Walter
Der Hass
Der Letzte
Der Mensch begreift das was er kann
Der Mensch lebt nicht
Der Sommer ist vorbei
Der Torso
Der Winter kommt
Die Allerbeste
Die alte Leier
Die Dummheit war und bleibt der Mist
Die Einheit zwischen Kopf und Bauch
Die falsche Nähe
Die Gedanken sind zu frei
Die Jedankn sin frei
Die einzig wahre
Die neue Plage
Die Stummheit
Die Traumtänzer
Die Zecke
Ich weiß nicht was soll das bedeuten
Draußen vor der Tür
Dreister Humor
Dumm gelaufen
Du hast die Wahl
Hoffnungswahn
Krämerseelen
Quergereimt
Selbstdarsteller
Störenfried
Von der Rolle
Verlorene Kinder
Von unten
Von wegen
Vorm Spiegel
Wahre Schätze
Wandervögel
Wat wäre, wenn...
Weil ick Lehra bin
Wenn der Eros sichtbar schwindet
Wird schon
Wenn ich du wär
Wenn ich einen Partner hätte
Wenn vieles wieder rückwärts geht
Wer ist der Nächste?
Wie für uns gemacht
Wieder sehn
Wo die Vernunft sich so beschränkt
Worte und Taten
Zeit der Erwartung
Ziemlich haarig
Zappendusta
Zukunftsfreude
Zum Abschied
Zum Kotzen
Beratung bei der Bank
Bettelstaaten
Dämlich
Burnout
Das Ende kommt mit Riesenschritten
Das geht mich überhaupt nichts an
Und tschüss
Über mich
In eigener Sache
Alles muss raus
in die Sonne ans Licht
Blütenpracht – Welch eine Wonne!
So edel und schlicht
Advent, Advent,
und alles rennt
auf Märkte, in Geschäfte,
wo man die schönste
Zeit verschenkt
und seine letzten Kräfte.
Geschenke sind
nur dazu da,
die Leere auszufüllen,
die Jahre lang
kein Thema war
und die doch alle
fühlen.
Die Ankunft ist
ein Untergang
der Hoffnung auf ein Leben
abseits von Gier
und Wohlstandszwang.
Man hat nicht mehr zu geben.
Wir sollten alle
im Advent
an die Bedeutung denken
und jedem Lichtlein,
das nicht brennt,
etwas Beachtung schenken.
Sag mir nicht,
dass du mein Freund bist,
so als ob du mir was schenkst.
Ich weiß, wer damit gemeint ist
und an was du dabei denkst.
Du hast viel zu viel vergessen,
warst mir selten richtig nah,
und du konntest nie ermessen,
was mir wirklich wichtig war.
Deine Freundschaft ist vergänglich,
flüchtig wie ein Augenblick.
Du belügst dich lebenslänglich
auf der Suche nach dem Glück.
Alles Gute wird dich finden,
aber du wirst nie verstehn,
warum die Gefühle schwinden
und wohin die Jahre gehn.
Die Widersprüchlichkeit im Denken,
im Streben, Handeln und im Lenken
bewirkt bei manchen das Gefühl,
das Böse sei oft mit im Spiel.
Doch man verdrängt so gut es geht
die Angst und fragt sich viel zu spät,
wie es zu der Bedrohung kam.
Man nimmt gern falsche Gründe an.
Man wähnt die Freiheit in Gefahr,
die doch so lange sicher war,
und glaubt nur allzu gern daran,
dass man sie sich erhalten kann.
Kein Mensch fragt nach der Freiheit Ziel,
wo man nur will und möglichst viel.
Die Zwänge werden kaum gesehn,
bis ganze Länder untergehn.
Da wird die Schuld sehr schnell erkannt,
es war – na klar – das ganze Land,
der Einzelne, der all das machte,
weil er an seinen Vorteil dachte.
Natürlich zahlt man nicht dafür.
Da steht bald jeder vor der Tür
und bettelt um mehr Sicherheit.
Das ist zu dreist, nein, tut uns leid.
Die Freiheit schränkt man nicht gern ein,
aber es wird wohl nötig sein,
um das zu retten was uns nützt
und vor dem ärgsten Feind beschützt.
Der lauert schon in allen Ecken,
vermag sich sehr gut zu verstecken
und kennt uns leider ganz genau.
Wen wundert’s, er ist ziemlich schlau.
Und immer dann, wenn wir nicht wissen,
was wir gerade glauben müssen,
beweist er uns durch eine List,
dass seine Wahrheit stärker ist.
Unmenschlich, grausam und brutal
ist er inzwischen überall,
und keiner kann sich das erklären.
Wie soll man sich dagegen wehren?
Man hat doch niemand was getan.
Im Gegenteil, man ging voran
mit Recht und Freiheit und viel Mut.
Die Grundidee war immer gut.
Nur das Motiv ist kaum zu fassen:
Wir haben uns begeistern lassen
für eine große Illusion.
Wer das erkannt hat, weiß es schon.
Nichts hält die Gläubigen noch auf,
sie nehmen Krieg und Not in Kauf,
das Menschenrecht ist nicht viel wert,
wenn sich die Freiheit gründlich wehrt.
Das Böse hat schon längst gesiegt,
und manches Flugzeug, das da fliegt,
zerstört am Ende tausendfach.
Kaum einer denkt darüber nach.
Wer immer auch betroffen ist,
man trauert, spendet, doch vergisst
sich wirklich einmal selbst zu fragen,
was wir der Welt zu geben haben.
Wenn du wieder einmal denkst,
dass du gar nichts wert bist,
du den anderen nicht das schenkst,
was doch so begehrt ist,
schau dir eine Blume an,
sing ein Lied und träume,
dann entdeckst du irgendwann
in dir neue Räume.
Und du gehst von Tür zu Tür,
schaust hinein und freust dich:
Was du siehst gehört zu dir,
lang her oder neulich.
Alte Freuden sind noch da
in so vielen Räumen,
gehen dir noch immer nah,
nicht nur in den Träumen.
Nun heißt es also Abschied nehmen
von einem treuen Phänomen
Man muss den Namen nicht erwähnen,
denn nichts daran ist wirklich schön
Der Mensch fühlt sich zwar sehr verbunden,
doch diese Bindung ist fatal
Nur Sehnsucht und so viele Stunden
voll Frustration und Seelenqual
Wo negative Kräfte walten,
da fängt der Mensch oft damit an,
sich eine Scheinwelt zu gestalten,
die er nicht mehr verlassen kann
Er braucht den Wunsch, die Traummomente,
den Anschein einer heilen Welt,
was ihm nur eines bieten könnte,
und das bekommt er für sein Geld
Er konsumiert die Sehnsucht heimlich
und hofft auf eine Illusion
Die bloße Gier ist ihm zwar peinlich,
aber die Wirkung tröstet schon
Und schließlich wird es unerträglich,
das Phänomen, das ihn besitzt
und das der Mensch noch lange kläglich
vor jederlei Kritik beschützt
Erst spät entschließt man sich zu lassen,
was bisher doch so wichtig war,
und man entdeckt die Zeit in Massen,
die Freiheit – einfach wunderbar!
Wenn das Workout nicht mehr fruchtet
und das Burnout langsam droht,
wenn man Tag für Tag nur schuftet,
dann entsteht Erklärungsnot.
Achtsamkeit wird gern empfohlen,
etwas, das man lernen kann,
um sich wieder Kraft zu holen
für die Arbeit mit Elan.
Leider gibt es einen Haken,
denn so mancher lernt zuviel
und begreift die eigenen Macken
nun auch plötzlich mit Gefühl.
Jahrelang hat er betrachtet,
was die Umwelt Schrilles trieb
und dabei doch kaum beachtet,
dass man selbst nicht schadlos blieb.
Plötzlich sieht man wie im Spiegel
Wahrheit, die man gern verschweigt.
Jede Arbeit ist von Übel,
wenn sie solche Folgen zeigt.
Und man hinterfragt vor allem,
ob das Lernen nötig ist,
oder man –ohne zu fallen –
besser nur den Job vergisst.
Ganz allmählich lernt man achten,
was man allzu oft vermisst
und fängt an das zu betrachten,
was von einem übrig ist.
Diesen Rest will man behalten
und genießen – völlig frei.
Man gehört nicht zu den Alten,
nichts ist hier und jetzt vorbei.
Mutig strebt man in die Rente,
um dem Fall zu widerstehn.
Achtsamkeit bringt keine Wende,
nur die Möglichkeit zu gehn.