Anleitung zum Träumen - Brigitte Holzinger - E-Book

Anleitung zum Träumen E-Book

Brigitte Holzinger

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Beschreibung

Jeder Mensch träumt Nacht für Nacht. Meist wissen wir nach dem Aufwachen von gar nichts, allenfalls bleibt eine besondere Stimmung zurück oder einzelne flüchtige Bilder. Doch unsere Träume sind kostbar: sie bereichern unser Tag-Leben, wenn wir sie ernst nehmen und uns um sie bemühen. Oft weiß unser Unbewusstes besser als unser bewusstes Denken, was uns gut tut oder was uns fehlt. Die Wiener Schlaf- und Traumforscherin Brigitte Holzinger nimmt den Leser mit in die Welt der Träume. Sie zeigt, - wie wir uns besser an Träume erinnern - wie wir unsere Träume befragen können - wie wir unsere Träume in den Alltag holen - wie uns Träume als Wegweiser dienen - wie wir mit Albträumen umgehen - wie wir das Klarträumen erlernen können. Anregende Beispiele erläutern die Traum-Arbeit, die unsere Kreativität und Intuition stärken kann. Wissenswertes über den Umgang mit Träumen in früheren und in fremden Kulturen und Informationen aus der Schlaf- und Traumforschung runden das kreative Traumbuch ab.as kreative Traumbuch ab.

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Anleitung zum Träumen

von

Brigitte Holzinger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anleitung zum Träumen

von Brigitte Holzinger

ISBN ebook: 978-3-9679943-0-8

 

zweite Auflage, überarbeitete Fassung

Kunstwerk Titelbild: Marianne Steinberg

Umschlag: Marin Abrashev

Konzept: Brigitte Holzinger

 

Original Erstausgabe

ISBN: 978-3-608-86008-5

erschien bei Verlag: Klett-Cotta

 

ISBN der Printausgabe: 978-3-9501952-4-8

 

Neue Kapitel enthalten Elemente der

Schlafcoaching(Holzinger-Klösch)® Methode

Copyright © 2019 Brigitte Holzinger

 

Inhalt

Vorwort

Gesunder Schlaf für bessere Träume – Bessere Träume für gesünderen Schlaf

Schlafcoaching (Holzinger – Klösch)®

Grundlagen des Schlafes

Schlafedukation und dessen Wurzeln in der Kognitiven Verhaltenstherapie

Entspannungsmethoden wie Hypnose und Meditationstechniken

Traumspuren, Oder: Wie wir unseren Träumen näher kommen

Teil 1: Einige Grundregeln

Wie erinnert man sich am besten?

Übung: Träume erinnern und erspüren

Teil 2: Der zweite Schritt – Traumarbeit re-dreamed

Was träumen in anderen Kulturen bedeutet

Worauf wir zurückgreifen, wenn wir uns mit Träumen befassen

Träume deuten:

Sigmund Freud (1856 – 1939) und Carl Gustav Jung (1875 – 1961)

Sigmund Freud

Carl Gustav Jung

»Neuronenfeuer« – Was wir über unser träumendes Gehirn wissen

Im Gespräch mit Allan Hobson

Der Schlafzyklus

Die Physiologie des REM-Schlafs unter besonderer Berücksichtigung des Träumens

Traumarbeit in der Gestalttherapie

Übung: Träume fühlen

Wie sich der Körper in unseren Träumen ausdrückt

Übung: Auf die »Körpersprache« eines Traumes achten:

Luzides Träumen Innere Weitung oder die Eroberung der Traumumgebung

Übung: Das nächste Mal, wenn ich träume, weiß ich, dass ich träume…

Wie man Albträume bändigen und bewältigen kann

Luzides Träumen – eine Technik zur Bewältigung von Albträumen

Übung: Albträume zähmen

Übung: Aus Träumen schöpfen

Epilog

Literatur *

 

Vorwort

Dieses Buch soll in erster Linie Freude machen – den Lesern beim Lesen (hoffentlich), vor allem aber beim Träumen. Ich muss zugeben, dass ich beim Recherchieren und beim Schreiben dieses Buches selber über weite Strecken große Freude empfunden habe. Meine Interviewpartner haben maßgeblich dazu beigetragen: Sie waren eine große Inspiration!

Dafür danke ich allen von Herzen: den Wissenschaftlern, den Kreativen und den Träumern!

Alle Träume, die ich in diesem Buch schildere, sind mir wirklich im Lauf der Jahre erzählt worden. Alle Träumer haben mir ihr Einverständnis gegeben, dass ich sie in diesem Buch veröffentlichen darf. Manche hatten sogar den Eindruck, dass sie es der Welt schuldig sind, ihr Wissen und ihre Erfahrungen über das Träumen anderen zugänglich zu machen. Aber um persönliche Grenzen und die Integrität der Person zu wahren, sind die TräumerInnen anonymisiert worden und kommen entweder ohne oder mit falschem Namen vor. Die WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen, die Kreativen, sind allerdings mit richtigem Namen, korrekter Funktion und weitestgehend wörtlich zitiert.

Danken möchte ich noch einigen Leuten: allen voran meiner Freundin, Marguerite Kurz, die mich über viele Jahre hinweg inspiriert und unterstützt hat; allen KollegInnen aus der Schlafmedizin und der Traumforschung, ohne deren Arbeit wir nicht wüssten, was wir heute über Schlaf und Traum wissen, besonderer Dank gebührt Gerhard Klösch, der seit vielen Jahren das Institut für Bewusstseins- und Traumforschung mit mir leitet und ohne dessen Genauigkeit und Liebe zum Thema unsere Arbeiten nie möglich gewesen wären; ein großes Danke auch an alle KollegInnen aus der psychotherapeutischen Szene und ein großes Danke an alle Freunde, mit denen im Gespräch Ideen geflossen sind, an Larissa und besonders an meinen geduldigen Freund Andy Hill, der mir zum Schluss noch einige Formulierungen eingegeben hat. Diese Gelegenheit möchte ich außerdem nützen, dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank zu danken, der unsere Arbeit mit den Finanzen der Forschungsförderung überhaupt erst möglich gemacht hat. Danke auch an das Klett-Cotta-Team.

Dieses Buch richtet sich an Leserinnen und Leser, die mit ihren Träumen umgehen wollen, sich Tipps holen und sich inspirieren lassen wollen. Die einzelnen Kapitel geben meine höchstpersönlichen Zugänge wieder.

Ich versuche in diesem Buch, meinen Zugang zum Träumen und was uns Träume schenken können darzustellen, und erhebe damit nicht den Anspruch, allumfassend allem, was so existiert zum Thema Traum, gerecht werden zu wollen oder zu können.

Manchmal ufere ich vielleicht ein wenig aus, aber richtig in esoterische Untiefen einzutauchen, vermeide ich, denn mir persönlich geben der psychologisch-psychotherapeutische und der naturwissenschaftliche Boden mehr Halt.

Nichts stellt Kontakt eher her und mit kaum etwas anderem wird man auch offener, offener für Einflüsse von außen wie mit einer Traumerzählung und einem Gespräch. Es schafft Kontakt, oder, wie der Psychotherapeut oder die Psychotherapeutin sagen würde, »Rapport« und zwar direkt, tief und schnell! Einander Träume mitzuteilen verbindet! Es ist kaum vorstellbar, dass man einander Träume mitteilt, in Ruhe und mit Respekt und Achtung, und dass man sich danach aggressiv und zerstörerisch begegnen könnte. Man öffnet sich, teilt seine verwundbare, fragile, kindliche, oft lustige und humorvolle Seite mit.

Meine Thesen gründen in der Gestalttheorie, so habe ich ja auch einen meiner größten Mentoren kennengelernt, Paul Tholey. Er hat aus der Gestalttheorie heraus das Klarträumen entwickelt. Die Gestalttheorie ist eine Erkenntnistheorie, die sich mit der Gestaltpsychologie entwickelt hat. Die Gestaltpsychologie ist jedem jedenfalls über Bilder bekannt: die sogenannten Kippbilder oder Vexierbilder, die alte und die junge Frau zum Beispiel. Gestaltpsychologie und Gestalttheorie gehen davon aus, dass es eine Wirklichkeit gibt, die uns letztlich verborgen bleiben muss, an die wir uns aber annähern, einerseits über Wahrnehmen, über das Phänomen und damit das Phänomenale, und andererseits über das Erfassen der Dinge über Mathematik und Physik, die der Naturwissenschaft also. Beide Zugänge werden als gleichwertig gepflegt!

Das beschreibe ich deshalb so genau, weil mir diese Art zu denken, gerade wenn es um Traumforschung geht, sehr geholfen hat. Von dieser Warte aus gibt es keinen Graben zwischen naturwissenschaftlichen Zugängen und psychodynamischen Erklärungen und Denkarten, denn sie können plötzlich gleichberechtigt koexistieren und haben beide Wertvolles beizutragen. Traditionell ist es für Psychiatrie und Psychotherapie eine große Schwierigkeit, die Kluft zwischen den naturwissenschaftlichen Erklärungen und den psychotherapeutisch-psychodynamischen Zugängen zu überbrücken. Diese Kluft hat Hass und Neid, gegenseitiges Ignorieren und tiefe Grabenkämpfe verursacht und u. a. auch dazu geführt, dass in der Traumforschung die meisten Repräsentanten entweder ins Feld der Naturwissenschaften oder ins Feld der Psychodynamik, des Erlebens, gehören. So werden sie jedenfalls wahrgenommen.

So wird etwa Allan Hobson, ein weiterer wichtiger Mentor von mir, der mich auf allen Ebenen der Traumarbeit unglaublich inspiriert, wenn nicht geprägt hat – ein ganz großes Danke an Allan Hobson –, als Reduktionist, Freud-Kritiker und strikter Naturwissenschaftler rezipiert. Er hat sich zum Teil auch selber so platziert. Die wenigsten wissen aber, dass er selber klarträumt und ein Interesse am Klarträumen – wissenschaftlich und persönlich – hat und dass er selber als Psychotherapeut gearbeitet hat, dass er jetzt in seinen späteren Lebensjahren sein Anwesen in ein Traummuseum umgewandelt hat und dort die erste Wanderausstellung zum Thema Schlaf, aber vor allem REM-Schlaf und damit dem Träumen, allen, die sie sehen wollen, zur Verfügung stellt. Diese Wanderausstellung hat er vor etwa dreißig Jahren mit seinem Team kreiert.

So also ist die Landschaft, die man im Hintergrund mitdenken muss, bei allen Themen, die uns heute beschäftigen. Letztlich ist es das berühmte Leib-Seele-Problem, das uns jetzt schon viele Jahrhunderte begleitet. Ich glaube, dass uns auch beim Thema Traum, wie bei vielen interessanten Gegenständen, eine Mehrdimensionalität unseres Denkvermögens abgeht, mit der wir manches besser verstehen und erklären könnten. Jetzt könnte man sagen, dass man, worüber man nicht ausreichend denken kann, schweigen sollte. Aber ich glaube sogar, dass uns das Träumen, das Phänomen Traum, REM-Schlaf und was sonst noch in den Themenkreis gehört, sogar helfen kann, die Fähigkeit zu entwickeln, einen kleinen Blick in diese Vieldimensionalität zu werfen.

So sind also alle meine Gedanken und Zugänge zum Thema immer auch vor dem Hintergrund der dazugehörigen Physiologie entstanden – was passiert im Körper, wenn wir träumen, und von welcher körperlichen Grundlage ist auszugehen, wenn wir uns mit dem Träumen befassen.

Vielleicht war John Lennon mit seinem wunderbaren Lied »Imagine«, das viele Jahre mein Lieblingslied war, viel mehr Visionär, als uns klar war, wenn er uns in der dritten Strophe erzählt:

You may say I’m a dreamer

But I’m not the only one

I hope someday you’ll join us

And the world will be as one

 

Kapitel 1:

Gesunder Schlaf für bessere Träume – Bessere Träume für gesünderen Schlaf

Schlafcoaching (Holzinger – Klösch)®

Als auf Schlaf und Träume spezialisierte Psychotherapeutin habe ich mich und mein Institut für Bewusstseins- und Traumforschung selbstverständlich dazu verpflichtet, Patienten zu helfen, die an den vielen unterschiedlichen Arten von Schlafstörungen leiden. Ein ungesundes Schlafmuster beeinträchtigt sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit derjenigen, die darunter leiden, stark, und diese Problematik wird bei der Diagnoseerstellung bedauerlicherweise allzu oft nicht in Betracht gezogen.

Aus diesem Grund haben Gerhard Klösch und ich das Programm “Schlafcoaching (Holzinger – Klösch)®” entwickelt, das jetzt an der Medizinischen Universität Wien gelehrt wird und diejenigen adressiert, die im Rahmen ihrer medizinischen Tätigkeit mit Patienten in Berührung kommen können, die an Erkrankungen leiden, welche mit Schlafstörungen in Verbindung gebracht werden können. Langfristig ist mein Hauptziel, dass nicht nur die Symptome von Schlafstörungen, sondern auch die grundlegenden Ursachen der Schlafstörungen, die zur gesundheitlichen Beeinträchtigung geführt haben, adressiert und behandelt werden. Dies ist bei Herz-Kreislauf oder bei Magen-Darm-Erkrankungen oft der Fall, um nur einige prävalente Beispiele zu nennen, bei denen oftmals außer Acht gelassen wird, dass eine Schlafstörung Ursache der Erkrankung sein kann.

Diese Methodik des Schlafcoaching baut auf dem grundliegenden Gedanken der Gestalttherapie auf, nach dem das Ich (der Menschen) in Folge der Interaktion mit der Umgebung, dem „Feld“, entsteht. In diesem offenen Rahmen inkludiert Schlafcoaching vier Elemente, die Schlafstörungen aufdecken und behandeln. Unsere vier Elemente, die sich in der Welt der Gestalt Therapie frei entfalten (können), sind die folgenden:

Schlafedukation und das Wissen um den Schlaf

Schlaftraining mit den Wurzeln in der Verhaltenstherapie (Cognitive Behavioral Therapy)

Entspannungsmethoden wie Hypnose und Meditationstechniken

Traumarbeit mit Hauptaugenmerk auf einer gestalttherapeutischen Annäherung

 

Ein sehr wichtiger Aspekt und Vorteil der Schlafcoaching Methode ist die rasche Wirkung, und die damit einhergehende Verbesserung der Schlafqualität der von Schlafstörungen Betroffenen. Dies befreit Betroffene rasch von den negativen psychologischen und physiologischen Auswirkungen von ungesundem Schlaf. Schlafcoaching wirkt sich auch langfristig aus und hat daher eine nachhaltige positive Wirkung auf die Lebensqualität.

In diesem Buch werde ich mein Hauptaugenmerk auf Traumarbeit richten, das Element der Schlafcoaching-Methode, die die Langfristigkeit der Behandlung sichert. Mittels vieler Beispiele und Übungen werden wir entdecken, wie wir, indem wir unserem inneren Selbst und unseren Träumen mehr Aufmerksamkeit widmen, zu mehr Ausgeglichenheit finden und infolge dessen ein gesünderes und glücklicheres Leben führen können.

Basis der Traumarbeit sind selbstverständlich die Träume, die nur während des Schlafes entstehen können. Demnach müssen wir zunächst ein besseres Verständnis für die Abläufe des Schlafs entwickeln und den Zusammenhang zwischen Schlaf und Träume aus Sicht des heutigen Stands der Wissenschaft beschreiben; danach können wir uns damit befassen, was gesunder Schlaf ist, wie ungesunder Schlaf uns beeinträchtigt, und wie wir aktiv dazu beitragen können, unsere Schlafqualität zu verbessern und unsere Träume besser zu erinnern.

 

Grundlagen des Schlafes

Wir alle leben unserer inneren Uhr entsprechend, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus. Diese innere Uhr ist es, die dazu führt, dass wir zu gewissen Zeiten hungrig sind, sie bestimmt über unsere Konzentrationsfähigkeit und lässt unsere Körper wissen, wann wir uns ausruhen und Schlafengehen sollten. Der zirkadiane Rhythmus ist von Mensch zu Mensch verschieden und macht einige von uns zu sogenannten „Eulen“, andere wiederum zu „Lerchen“.

Wir sind Rhythmus, den ganzen Tag über – Der zirkadiane Rhythmus, wie der Name bereits impliziert, dauert ‘circa a day’ (24 Stunden). Es gibt jedoch noch viel mehr Rhythmen in unserem Leben, einige länger, einige kürzer. Der Mensch ist wie Musik und besteht nahezu aus den unterschiedlichsten Rhythmen, vom Herzschlag bis zum Schlaf. Ein anderer für den Schlaf maßgeblicher Rhythmus ist der so genannte BRAC – basic rest activity cycle – der grob 90 Minuten lang ist und uns sowohl durch die Nacht als auch durch den Tag begleitet. Er kann während des Schlafes gut aufgedeckt werden und drückt sich in unterschiedlichen Schlafphasen aus: diese werden nun REM-Schlafphase (R) und Non-REM Schlafphasen (N1 – N3) genannt.

Die erste Schlafphase besteht aus einem sehr leichten Schlaf (N1). Dieser dauert in etwa 5 bis 10 Minuten: unsere Beine und Arme fühlen sich schwerer an, wir entspannen uns und gleiten schließlich in die zweite Schlafphase (N2), und dann in die dritte (N3), auch Tiefschlaf genannt. Atmung, Herzschlag und Hirnwellen verlangsamen sich. In dem ersten BRAC der Nacht erreichen wir recht schnell die Tiefschlafphase, in etwa nach 20 Minuten. Während des ersten “Schlafzyklus” bleiben wir in etwa für eine Stunde im Tiefschlaf – so ist es, wenn wir gesund und unter 50 Jahre alt sind. Soweit wir es wissen, haben wir noch nicht geträumt, zumindest haben wir keinen dieser lebhaften Träume erlebt, die typisch für die REM-Schlafphase sind. Kehren wir zurück zur Schlafphase N2, werden wir jetzt natürlich nicht in die Einschlafphase, sondern stattdessen in die REM-Schlafphase gehen.

Wir beginnen also nach etwa 90 Minuten Schlaf zu träumen - am Ende unseres ersten BRAC. An diesem Punkt träumen wir nicht lange. Die meisten Menschen wachen nach dieser ersten REM-Schlafphase auf, merken es aber nicht, und schon beginnt ein neuer BRAC.

Das Schlafmuster ändert sich ein wenig im Laufe der Nacht. Wir schlafen zunehmend weniger tief (tatsächlich erleben wir Tiefschlaf (N3) nur während der ersten 3 BRACs der Nacht), während die REM-Schlafphase sich im Laufe des Schlafes verlängert. Im letzten BRAC der Nacht kann die REM-Schlafphase bis zu 45 Minuten lang sein. Das ist lang genug, um ganze Universen in unseren Träumen entstehen zu lassen! Leider erinnern wir uns nicht an all diese Entstehungswunder.

Wachen wir jedoch während oder genau nach diesem REM-Schlaf auf, scheint es, dass wir diese Träume besser erinnern. Es geht also darum, das genaue Timing für das Aufwachen zu setzen! Manchmal reicht es, den Wecker auf nur 10 Minuten früher zu stellen, um die Träume zu erinnern. Daher: Den eigenen BRAC-Rhythmus zu kennen kann der Schlüssel dazu sein, die eigenen Träume besser zu erinnern. Jeder sollte diesen optimalen Aufwachzeitpunkt für sich selbst entdecken, indem er vor dem Schlafengehen auf die Uhr schaut und den Wecker versucht so zu stellen, dass er den REM-Schlaf erwischt. Natürlich funktioniert das nur für diejenigen unter uns, die regelmäßige Schlafrhythmen haben, aber ein Versuch lohnt sich allemal.

Wenn wir uns morgens nicht ausgeschlafen fühlen, liegt es oft daran, dass wir nicht genug Tiefschlaf erlebt haben, denn dies ist die Schlafphase, während der unser Körper sich regeneriert. Um mehr Tiefschlaf zu erleben, hilft es auch physisch müde zu sein. Für viele von uns, die in Büros arbeiten, ist es nicht leicht dies zu erreichen: der Geist wird müde, nicht aber der Körper, der nicht viel zu tun hatte. Trainieren ist eine sehr gesunde Lösung zu diesem Phänomen der modernen Zeiten, denn es bringt nicht nur unsere Körper dazu, Endorphine zu produzieren, die sogenannten „Glückshormone“, es hilft auch dabei, fit zu bleiben, reduziert daher das Risiko für Kardiovaskuläre Erkrankungen und wenn die Zeit zum Schlafengehen näher kommt, schlafen wir schneller ein und schlafen tiefer.

Trainieren hat auch einen anderen wichtigen Effekt: wenn unsere Körper wirklich müde sind, ist der Gedanke an ein warmes bequemes Bett weitaus verlockender. Hier möchte ich auf eine Schlafcoaching Lehre aufmerksam machen: den Augenblick des Schlafengehens zu zelebrieren. Es wirkt sich positiv aus, eine abendliche Zu-Bett-geh Routine zu entwickeln: z.B. das Licht dimmen, das Schlafzimmer lüften, einen Kräutertee trinken, einige Yoga Übungen machen, entspannende Musik hören… In dem man jeden Abend eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen dieser Routine nachgeht, werden sich Körper und Geist auf’s Schlafengehen einstellen und im Schlafmodus umstellen: die entsprechenden Hormone werden produziert und Vorfreude wird aufkommen, bei dem Gedanke einen guten, tiefen Schlaf und danach neue Traumabenteuer zu erleben.

Bildschirm Licht und grelle Beleuchtung sollten vor dem Schlafengehen vermieden werden, denn nicht nur der Inhalt dessen, was wir auf den Bildschirmen sehen, ist aufregend und Stress verursachend (Arbeitsthemen, Action-geladene Filme, Chats und so weiter), Bildschirme selbst verhindern durch den hohen Anteil an blauem Licht die Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon.

Die Freude auf das Zu-Bett-Gehen und eine möglichst große Entspannung zu dem Zeitpunkt sind die Schlüssel sind die Schlüssel zu gesundem Schlaf und bessere Träume.

 

Schlafedukation und dessen Wurzeln in der Kognitiven Verhaltenstherapie

Wenn Schlaf nicht ganz natürlich wie von selbst entsteht, kann kognitive Verhaltenstherapie „Cognitive Behavioral Therapy for Insomnia“ (CBT-I) das perfekte „erste Hilfe Paket“ sein. CBT-I bietet einen großen Vorteil: rasche Hilfe. Das liegt daran, dass in der CBT-I nicht versucht wird, der Ursache für die Schlafstörung auf den Grund zu gehen, was oftmals sehr aufwendig ist. Stattdessen liegt das Hauptaugenmerk auf der Lösungsfindung, indem Verhaltens- und Denkmuster gelehrt werden, welche zu besserem Schlaf führen. Die oben erwähnte, tägliche zu-Bett-geh Routine ist Teil der CBT-I. Eine positive Sichtweise auf den Schlaf ist eine andere Methode, um Schlafstörungen entgegen zu wirken und diese zu entdramatisieren. “OK, diese Woche habe ich es geschafft, jede Nacht mehr als vier Stunden zu schlafen, das ist viel besser als letzte Woche!” ist ein weitaus positiverer Gedanke und eine bessere Sichtweise als “Nur vier Stunden pro Nacht! Ich werde es wohl nie schaffen, ausgeschlafen zu sein!”. Für von Albträumen betroffene Menschen wäre eine positive Annäherung, Neugierde über die Bedeutung der Albträume zu entwickeln anstatt sich auf die Angst zu konzentrieren, die sie verursachen.

Grundsätzlich: Entspannen Sie sich, freuen Sie sich auf den Schlaf, den Sie bekommen und freuen Sie sich auf die zukünftigen Träume, die daraus entstehen werden.

 

Entspannungsmethoden wie Hypnose und Meditationstechniken

Der Nutzen von Sport ist unbestreitbar, wie ich bereits oben erwähnte, aber am Abend sind viele Sportarten viel zu aufregend. Vor dem Schlafengehen brauchen unsere Körper Entspannung und Sie müssen sich beruhigen. Progressive Muskelentspannung ist eine gute Methode für diejenigen von uns, die eher dazu neigen, körperlich aktiv zu sein, während Autogenes Training diejenigen adressiert, die eher zu mehr Introspektion neigen. Diese beiden recht bekannten Methoden bieten den Vorteil rasch erlernt werden zu können und sie sind nicht so aufwendig, was es möglich macht, sie auch abends vor dem Schlafengehen auszuüben. Das Ziel ist es von einem aufreibenden Tag herunterzukommen und die Gedanken von Problemen wegzubekommen. Auch einen kurzen Spaziergang durch die Natur kann ausreichen, so lange die Gedanken auf die friedliche Umgebung gerichtet sind. (Einige Buddhistische Mönche praktizieren eine Form der Meditation, die bewusstes Gehen beinhaltet). Wesentlich ist es, seine eigene Geschwindigkeit zu wählen, keine Eile dabei zu empfinden, sich einfach nur der Freude hinzugeben, den Boden unter den Füssen zu spüren, den Weg zu betrachten, die Schritte zu beachten, die Dinge wahrzunehmen, die den Weg des Spazierganges kreuzen.

Unsere Atmung kann auch sehr hilfreich sein, um zu Entspannung zu finden. Unser Herzschlag verlangsamt sich jedes Mal wenn wir ausatmen ein wenig und er beschleunigt sich wieder ein wenig, wenn wir einatmen. Wenn wir uns dessen erst bewusst sind, dann wissen wir, dass doppelt so lange auszuatmen, als wir einatmen, schon in nur wenigen Minuten hilft, sich zu beruhigen und zu entspannen. Diese Technik hilft nicht nur sich vor dem Schlafengehen zu entspannen, sie kann auch tagsüber helfen, schnell stressgeladene Situationen zu überwinden.

Wir müssen jedoch berücksichtigen, dass einige schlafbezogene Störungen auf körperliche Probleme zurückzuführen sind, wie zum Beispiel Schlafapnoe, Restless-Legs-Syndrom und Hitzewallungen bei Frauen in den Wechseljahren. Wenn Sie anhaltende Schlafstörungen haben, kann es wichtig sein, ärztlichen Rat einzuholen. Sogar einige wiederkehrende Alpträume können das Symptom einer Krankheit sein, wie zum Beispiel das Erstickungsgefühl, das von Asthmatikern geträumt werden kann. Einige Screenings, wie zum Beispiel die Polysomnographie, der Multiple Sleep Latency Test und der Maintenance of Wakefulness Test, können helfen, mehr über die Ursachen von Schlafproblemen herauszufinden.

Der medizinische Ansatz sollte uns jedoch eines nicht vergessen lassen: Die Welt des Schlafes ist von Natur aus an die magische Welt der Träume gebunden und umgekehrt. Zusammen machen sie unser Leben interessanter und oft sogar ein bisschen mysteriöser. Unsere Träume mit Neugierde zu umarmen, verleiht unserem täglichen Leben die Würze, die es braucht.

Kapitel 2:

Traumspuren, Oder: Wie wir unseren Träumen näher kommen

Um mit Träumen umzugehen und mit ihnen zu »arbeiten«, gibt es viele verschiedene Wege. Zunächst muss man sie einmal erinnern. Träume zu erinnern ist keine Gottesgabe oder besonderes Talent, sondern Übungssache und Spiegel dessen, wie ernst man sie nimmt, wie wichtig sie einem sind und wie sehr man sie schätzt. Es gibt allerdings auch Lebenssituationen, in denen Träume sich aufdrängen. Dann wollen sie beachtet und gehört werden.

Aber wie können wir unseren Träumen näher kommen? In diesem Buch finden Sie Wege, die mir am effektivsten scheinen, zu Kreativität und zu sich selbst führen können und dem Träumen dabei auch noch gerecht werden.

Wenn man sich also der Traumwelt zuwendet und das Interesse groß genug ist, muss man sich von etwas verabschieden, das ursprünglich neugierig gemacht hat: nämlich, dass man den wahren Sinn des Traumes erkennen kann. Träume sind kreative, nächtliche Fantasien, auf einem anderen Boden als dem des Wachens gewachsen, nämlich dem des Schlafs, meistens dem des REM-Schlafs. Träume können zu bedeutenden Inhalten, Lebensereignissen, Verhaltensweisen, Zusammenhängen und zum Verstehen führen. Aber von vornherein den Anspruch zu haben, das Rätsel lösen zu können, führt mehr zu einem Wer-hat-Recht und damit einem Schulenstreit als zu innerer Weite oder innerem Wachstum.

Träume machen neugierig. Wir wollen das Rätsel lösen, wollen eine Botschaft erkennen, Führung erhalten, uns entwickeln und vielleicht sogar dem Göttlichen und der Erlösung näher kommen. Doch bei all unserem Wollen dürfen wir nicht vergessen, dass Träume Geburten unserer Köpfe, unseres Geistes, unserer Seele und unseres Körpers sind, auch wenn wir vielleicht daran glauben, dass das sogenannte höhere Selbst durch unsere Träume zu uns spricht, so sind Träume dennoch von uns geträumt.

Welchen Aspekt allerdings ein Traum berührt, kann nur vom Träumer selbst wirklich erfahren werden. Natürlich wollen wir wissen, was es bedeutet, vom Fliegen und Fallen, von Schlangen und Spinnen, von Wasser und Feuer oder anderen beliebten Traumthemen zu träumen. Selbstverständlich wollen wir wissen, warum wir ein und denselben Traum immer wieder träumen oder warum wir ein Traumthema wie in Fortsetzung immer wieder träumen. Diese Träume berühren etwas in uns, sie wollen etwas sagen, sie wollen Aufmerksamkeit! Unsere Träume sagen auch etwas, aber sicherlich nicht das, was man in einem Traumdeutungsbüchlein findet.

Ein Traumthema, das wahrscheinlich jede von uns kennt, ist mir kürzlich wieder in meiner Praxis begegnet: sich in der Öffentlichkeit im Evaskostüm wiederzufinden. Frau F., eine junge Frau, die mich wegen ihrer Schlafstörungen aufgesucht hat, erzählt mir im Lauf ihrer Therapie folgenden Traum:

»In meinem letzten Traum ging es um ein Pferderennen. Das Rennen war in einem eher dunklen, niedrigen, engen, kleinen Zimmer, und es schien mir, dass der Parcours ansteigend über Stufen eine Runde bildete. Die Stufen habe ich noch in guter Erinnerung. Ich absolvierte also meine erste Runde und war nicht unter den Besten, aber auch nicht so schlecht. Dann versuchte ich es mit einem anderen Pferd noch mal. Nach und nach bemerkte ich, dass ich nackt war. In der nächsten Runde war ich noch mehr zurückgefallen. Wieder wechselte ich auf ein anderes Pferd, weil ich auch einmal gewinnen wollte und andere schon mit diesem Pferd gewonnen hatten. Die Nacktheit wurde für mich immer deutlicher, und ich hatte große Schamgefühle, und es war mir sehr unangenehm, aber niemand reichte mir etwas zum Anziehen. Ich konnte es nicht glauben, dass ich wieder nicht gewonnen hatte – ganz im Gegenteil, ich fiel immer weiter zurück, und je öfter ich es versuchte und gewinnen wollte, umso mehr war das Pferd behindert und es schien durch irgendetwas blockiert zu sein. Selbst im Traum konnte ich es nicht fassen, dass ich nicht gewinne, und versuchte es immer weiter. Je aggressiver ich es versuchte, umso blockierter schien das Pferd zu sein und je mehr wurde mir die Nacktheit bewusst und umso unangenehmer und fast unerträglich war es für mich, das Rennen zu bestreiten, aber ich wollte unbedingt gewinnen, und so versuchte ich es weiter und weiter. Irgendetwas schien das Pferd – also mich – zu behindern. Die anderen Teilnehmer schienen aber von meiner Nacktheit keine Notiz zu nehmen – sie nicht einmal zu bemerken. Ich spürte irgendwie, dass dieses schreckliche Gefühl der Nacktheit – es war äußerst unangenehm, ich fühlte mich schrecklich unwohl, nicht vollständig, nicht normal – aber nur von mir ausging und es mit jedem verlorenen Rennen immer größer wurde.«

Sie erzählt weiter:

»Irgendwann bin ich aufgewacht, und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich verstanden, was der Traum mir sagen will. Ich bin es selber, die mir im Wege steht und die sich blockiert und behindert. Ich wechselte ständig auf das beste Pferd, aber in dem Augenblick, in dem ich damit ins Rennen gehe, wird es zu einem lahmen Gaul. Also liegt es nur an mir, und ich habe aber die Möglichkeiten dazu in der Hand, eine Situation zu ändern, wenn sie mir nicht gefällt. So habe ich versucht, die Sache, die mir am meisten am Herzen lag, zu lösen bzw. zu ändern.«

(Dazu ist zu sagen, dass diese junge Frau ein Kurzstudium absolviert. In diesem Studienlehrgang hat sie sich mit einer Kollegin angefreundet, die sie einerseits sehr mag, mit der sie andererseits aber auch konkurriert.)

»Ich habe meiner Studienkollegin eine E-Mail mit jenen Punkten geschrieben, die mich in der letzten Zeit an ihr gestört haben und wo ich mich ungerecht behandelt fühlte und ich mich deshalb immer mehr vor ihr zurückgezogen habe – was die Situation nicht verbessert hat, sondern mir das Zusammentreffen mit ihr immer unerträglicher machte. Da ich aber sehr froh bin sie in der Gruppe zu haben, und sicherlich noch einige Semester mit ihr verbringen werde, war mir sehr an einer Bereinigung bzw. Lösung der Unstimmigkeiten gelegen. Sie hatte ja keine Ahnung, worum es mir geht. Die Antwort dieser Kollegin hat mich immens gefreut, sie hat sich nämlich entschuldigt, wusste, dass sie sich immer wieder mal wie der Elefant im Porzellanladen benimmt.«

Auf die Frage, woran sie dieser Traum erinnere, sagt sie, dass sie immer wieder in Situationen komme, wo sie sich als Schlusslicht fühle. So auch in dem Lehrgang, den sie vor einigen Monaten zusätzlich zu ihrer Arbeit begonnen hätte. Da gibt es eben diese Kollegin, die sie eigentlich sehr mag, von der sie sich aber immer wieder »abgehängt« fühlt. Durch den Traum wäre sie motiviert worden, diese Kollegin zu kontaktieren, um ihr das zu sagen. So etwas hätte sie bisher nie gemacht. Sie hätte sich bisher immer zurückgezogen und den Kontakt vermieden.

Man könnte hier an dieser Stelle noch viel mehr über Frau F. erzählen, z.B., dass sie zwei Schwestern hat, sie als älteste immer den jüngeren gegenüber zurückstecken musste und dass sie dem Vater ähnlich sei und nicht der Mutter… Wenn man mit Träumen zu arbeiten beginnt, kann das sehr weit führen.

Zunächst möchte ich aber bei den Traumbildern bleiben:

Die Klientin fragt mich, warum bin ich immer wieder nackt in meinen Träumen? Die Nacktheit kommt in ihren Träumen seit ihrem Teenageralter vor. Meistens sind sehr viele Menschen in einem Raum – damals im Kinderzimmer –, sie ist als Einzige nackt mitten unter all den Menschen. Wieder scheint dies den anderen nicht aufzufallen, aber ihr ist es im Traum sehr unangenehm. Sie schämt sich. Die Nacktheit wird ihr im Traum nach und nach bewusst, und je mehr sie ihr bewusst wird, umso stärker wird das Schamgefühl. Es wird so unangenehm, dass es fast an Panik grenzt. Sie kann sich nirgends verstecken und keiner reicht ihr etwas zum Anziehen – bis sie schließlich aufwacht.

Selbstverständlich gäbe es jetzt viele Wege, um an den Traum heranzukommen. In diesem Fall aber schlage ich vor, den Traum mal wörtlich zu nehmen: »Sich-eine-Blöße-Geben«. Ich frage, ob das eine Thematik in ihrem Leben sei, die ihr immer wieder mal Sorgen macht. Nach einer längeren Nachdenkphase erzählt F. weiter, dass sie sich jetzt viel mehr Träume merke und dass sie auch begonnen hätte, sich ihre Träume aufzuschreiben. Dass sie das aber gleich nach dem Erwachen tun müsse, denn sonst wäre das Gefühl für den Traum weg. Und in diesem Fall ist das Gefühl Scham.

Würde man das Klischee – Frau auf dem Pferd – als Traumsymbol verstehen, wie es in vielen Traumdeutebüchern steht, wäre dieses Bild als Sextraum zu interpretieren.

Aber um Sex ging es der Klientin hier nicht.

Ich hake nach: »Träume sind Gefühle in Bildern, in bewegten Bildern.

« Sie antwortet: »Ja, das ist ein Traumthema, das mich schon mein ganzes Leben begleitet: Immer wieder habe ich Situationen geträumt, in denen ich nackt war und die anderen bekleidet waren – immer habe ich darauf gewartet, dass mir jemand etwas zum Anziehen reicht. In einem dieser Träume liege ich nackt auf meinem Bett, alle anderen sind angezogen und niemand beachtet mich, aber ich fühle mich anders, ausgeschlossen und eben nackt.«

Wiederum lautet meine Frage, woran sie das erinnere. Sie beginnt von ihren Schwestern zu erzählen, sie hätte immer den Eindruck gehabt, dass sie von der Mutter bevorzugt würden und sie sich immer geschämt habe, weil sie das Gefühl hatte, anders zu sein.