Anwendung von Prüfverfahren zur Ermittlung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung - Dr. phil. Ilona Hündgen - E-Book

Anwendung von Prüfverfahren zur Ermittlung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung E-Book

Dr. phil. Ilona Hündgen

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Beschreibung

Kriegstraumata können über mehrere Generationen hinweg übertragen werden. Deshalb ist Deutschland, wie zahlreiche andere Länder der Welt, auch nach Jahrzehnten des Friedens noch immer ein kriegstraumatisiertes Land. An den Traumafolgen früherer Kriege leiden nicht nur Menschen, die Krieg direkt miterlebt haben und deshalb durch eigenes Erleben "direkt kriegstraumatisiert" sind. Vielmehr kann jeder indirekt betroffen sein, der traumatisierte Eltern und/oder traumatisierte Bezugspersonen hat und/oder in einer insgesamt kriegstraumatisierten Gesellschaft lebt. Kriegsenkel und deren Nachkommen, die in Friedenszeiten geboren und aufgewachsen sind, weisen, wie z.B. Sabine Bode in ihren Werken "Kriegsenkel", "Nachkriegskinder" und "Die vergessene Generation" untersucht hat, vielfach typische Symptome von indirekt-transgenerationaler Kriegstraumatisierung auf. Sie wissen und glauben aber oft nicht, dass sie selbst indirekt kriegstraumatisiert sein könnten. Für ihre körperlichen und psychischen Beschwerden bringen Familie, Gesellschaft und Therapeuten oft wenig Verständnis auf. Das vorliegende Buch soll dieses Informationsdefizit bei allen Beteiligten schließen. Die Autorin beschreibt in leicht verständlicher, eingängiger Form ausgewählte Prüfverfahren, mit deren Hilfe sich transgenerationale Kriegstraumatisierung feststellen lässt. Dem Leser werden konkrete Methoden an die Hand gegeben, mit denen jeder für sich selbst und für Klienten mit einfachen Mitteln selbst herausfinden oder von Experten für die jeweiligen Verfahren herausfinden lassen kann, ob transgenerationale Kriegstraumatisierung oder sonstige Arten von Traumatisierung vorliegen. Das Buch richtet sich ebenso an Einsteiger in dieses wichtige und oft unterschätzte Thema wie an Angehörige der Gesundheits- und Pflegeberufe, an deren Ausbilder sowie an alle, die sofort anwendbares fundiertes theoretisches und praktisches Wissen in den Bereichen "Trauma" und "Kriegstrauma" benötigen. Als Teil der mehrbändigen Reihe "Trauma, vererbtes Kriegstrauma, transgenerationale Traumatherapie" führt das Buch strukturiert in die genannten Bereiche ein. Zudem zeigt die Autorin auf, wie die Arbeit mit eigenen Träumen (Traumanalyse), systemische Aufstellungsarbeit, Hypnose- und Hypnotherapie, therapeutische Rückführung, Yager-Therapie und intuitive Verfahren wie z.B. der kinesiologische Muskeltest oder die Arbeit mit Tensor und Pendel im Rahmen von transgenerationaler Traumatherapie zum Auffinden und zur Auflösung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung eingesetzt werden können. Das Buch eignet sich als Schulungsmaterial für das Eigenstudium ebenso wie zum Einsatz in Bildungseinrichtungen. Die Autorin ist auf die Therapie von transgenerationalem Kriegstrauma spezialisiert und wendet alle genannten Verfahren im Rahmen von Psychotherapie selbst an.

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Dr. phil. Ilona Hündgen

Anwendung von Prüfverfahren zur Ermittlung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Impressum

Epigraph

Vorwort

1. Einleitung

2. Ziele, Leitfragen, Definitionen

3. Was ist „transgenerationale Kriegstraumatisierung“?

4. Fallbeschreibung

5. Prüfverfahren zur Erkennung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung

6. Reflexion und Schlussbemerkungen

7. Literaturverzeichnis

Informationen zur Autorin

Informationen zum Buch

Links

Publikationen

Impressum neobooks

Impressum

Titel: Trauma, vererbtes Kriegstrauma, transgenerationale Traumatherapie. Band 2:  Anwendung von Prüfverfahren zur Ermittlung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung
Autorin: Dr. phil. Ilona Hündgen

Heilpraktikerin für PsychotherapieHypnosis Center MünchenKarlstraße 12280335 MünchenDeutschlandWeb: https://www.hypnosiscenter.deEmail: [email protected] November 2020Verlag: Independently published (Dr. phil. Ilona Hündgen)Herstellung: Neopubli GmbH, BerlinTitelgrafiken: Pixabay, https://pixabay.com/de/Urheberrecht:Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung durch Dr. Ilona Hündgen unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Haftungsausschluss: Das Werk inklusive aller Inhalte wurde mit größter Sorgfalt erarbeitet. Die Nutzung dieses Buches und die Umsetzung von darin enthaltenen Informationen erfolgen ausdrücklich auf eigenes Risiko des Nutzers.Jegliche Art von Haftungs-, Rechts- und Schadensersatzansprüchen gegen die Autorin und/oder gegen den Verlag, die sich aus der Verwendung von Informationen dieses Buches ergeben, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Für die Inhalte der Websites, zu denen die in diesem Buch abgedruckten Internet-Links verlinken, sind ausschließlich die Betreiber der jeweiligen Internetseiten verantwortlich.© 2021 Dr. phil. Ilona Hündgen. Alle Rechte vorbehalten.

Epigraph

Γνῶθι σεαυτόνGnṓthi seautónNosce te ipsumErkenne Dich selbstQuelle: Inschrift am Apollotempel von Delphi

Vorwort

Ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit ist das Ziel der meisten von uns. Wir denken, dass wir unsere eigenen Gedanken denken und unsere eigenen Gefühle fühlen. In der modernen Welt sind wir daran gewöhnt, wir selbst zu sein und uns selbst zu verwirklichen. Die Werbung trägt ihres dazu bei, uns zu suggerieren, was wir (angeblich) brauchen, um als unverwechselbare Individuen zufrieden und glücklich zu sein.In Krisensituationen zeigt sich jedoch häufig, dass auch ganz andere Faktoren eine Rolle spielen und dass wir vielfach nicht wirklich die HerrscherInnen im eigenen Haus sind. Warum gelingen uns manche Dinge nicht, obwohl wir uns so sehr bemühen? Warum erleben wir vieles, das wir genau NICHT wollen? Warum werden wir krank? Warum träumen wir bestimme problematische Dinge - und manche davon immer wieder? Warum zweifeln wir an uns selbst und an unseren Lebensumständen? Warum sind wir manchmal unzufrieden, unsicher und innerlich zerrissen? Warum fühlen wir uns blockiert und nicht "im Flow"? Was sind unsere wirklichen Ziele im Leben? Wie finde ich heraus, was zu mir passt?Wer weiter fragt, kommt unweigerlich zu der Frage: "Wer bin ich wirklich?". Diese Frage ist vermutlich die wichtigste, die man sich im Leben stellen kann. Ein ganzes Leben reicht kaum aus, diese Frage zu beantworten. Sich selbst zu erkennen, ist ein langer und intensiver Prozess, der nie ganz abgeschlossen ist, da wir uns stetig verändern. Leben ist Veränderung.Träume und systemische Aufstellungen zeigen, dass die meisten von uns durch eigenes Erleben vielfach traumatisiert sind. Kleine und größere Traumata können kumulieren und das Stresslevel in einem Menschen insgesamt erhöhen (Stressphysiologie). Bei schweren Traumata können unbewusste Prozesse so maßgeblich bestimmend werden, dass Betroffene vorübergehend die Kontrolle über das eigene Leben verlieren.Was bedeutet dies für die von uns postulierte Freiheit des Denkens und Fühlens? Sind wir durch Traumata ein Produkt unserer Eltern, der Gesellschaft und insgesamt des Milieus, in dem wir aufgewachsen sind? Wie stark bestimmen uns unsere Gene?Um zu uns selbst zu finden, ist es erforderlich, das loszulassen, was wir NICHT sind, was nicht zu uns gehört und was uns in unserer Entwicklung behindert.Wie Psychotherapie, die Auflösung von Traumata, die Arbeit mit Träumen und andere Verfahren dazu beitragen können, fremde Energien in uns zu erkennen und uns von diesen zu befreien, um letztlich uns selbst zu begegnen, ist Gegenstand meiner Buchreiche "Trauma, vererbtes Kriegstrauma, transgenerationale Traumatherapie".Band 1 zeigt am Beispiel einer von mir entwickelten und durchgeführten Einzelfallstudie zu einem ehemaligen Flüchtlingskind auf, an welchen typischen Merkmalen transgenerationales Kriegstrauma erkennbar ist und wie es sich auf das Leben auswirken kann.Band 2 der Reihe stellt Prüfverfahren vor, mit denen jeder für sich oder für andere selbst herausfinden oder von Experten der jeweiligen Fachrichtungen herausfinden lassen kann, ob transgenerationale Kriegstraumatisierung und/oder sonstige Formen von Traumatisierung vorliegen.Band 3 zeigt mögliche Zusammenhänge auf, die zwischen alten - direkten und vererbten - Traumata einerseits und zwischen Traumatisierung durch Infekterkrankungen wie COVID-19 sowie durch Corona-Maßnahmen andererseits bestehen können. Meine Leitthese: Da Deutschland durch die beiden großen Weltkriege noch immer kollektiv kriegstraumatisiert ist, sind die Deutschen, wie z.B. auch Flüchtlinge aus Kriegsländern, in der Corona-Krise besonders leicht (re)traumatisierbar und in hypnoseähnlichen Zuständen in der Masse medial beeinflussbar. Das Buch beschreibt ausgewählte Prüfverfahren, mit denen sich subjektives Wissen zur Corona-Krise generieren und dadurch in der Krise Autonomie gewinnen lässt.Band 4 enthält 150 unkonventionelle Fragen zur Corona-Krise und zu vergleichbaren Krisengeschehen. Die Fragen sollen zum Weiterdenken und zum Stellen eigener weiterführender Fragen anregen. Band 4 eignet sich insbesondere für alle, die gerade anfangen, sich für die Hintergründe der Corona-Krise zu interessieren.Alle Bände dieser Reihe liefern eine fundierte Einführung in die Themenbereiche "Trauma", "vererbtes Kriegstrauma" und "transgenerationale Traumatherapie".Alle Bücher der Reihe "Trauma, vererbtes Kriegstrauma, transgenerationale Traumatherapie" können unabhängig voneinander gelesen werden.

1. Einleitung

Transgenerationale Kriegstraumatisierung wird oft nicht erkannt - vor allem dann nicht, wenn die betroffenen Nachfahren in Friedenszeiten geboren wurden und nie selbst mit Krieg in Berührung kamen (Hündgen 2020).In therapeutischen und gesundheitsbezogenen Berufen ist die Aus- und Weiterbildung im Bereich der transgenerationalen Kriegstraumatisierung in der Regel unzureichend oder gar nicht vorhanden. Dies gilt insbesondere auch für Ärzte, Psychotherapeuten und Helfer in der Gesundheits- und Krankenpflege. Sogar in expliziten Traumatherapiekursen hat man eher Glück, wenn man mit diesem Thema überhaupt konfrontiert wird.Wenn jemand transgenerationale Kriegstraumatisierung oder andere Formen der transgenerationalen Traumatisierung bei sich selbst oder bei einem Klienten vermutet, ist oft unklar, was getan werden kann, um transgenerationale Traumatisierung tatsächlich so festzustellen, dass anschließend zielgenau therapiert werden kann.Die Diagnose von transgenerationaler Kriegstraumatisierung und transgenerationaler Traumatisierung im allgemeinen ist deshalb besonders schwierig, weil transgenerational traumatisierte Menschen das Ursprungstrauma nicht selbst erlebt, sondern Traumata von einer anderen Person durch Interaktion und/oder auch durch Vererbung epigenetischer Dispositionen indirekt übernommen haben.Die vorliegende Publikation soll deshalb aufzeigen, welche Schritte unternommen werden können, wenn Verdacht auf indirekt-transgenerationale Kriegstraumatisierung besteht, bzw. welche Prüfverfahren es gibt, mit deren Hilfe sich ein Verdacht auf transgenerationale Kriegstraumatisierung erhärten oder vielleicht sogar sicher bestätigen lässt.Die vorliegende Publikation bezieht sich unmittelbar auf meine Facharbeit „Sensibilisierung für typische Aspekte von transgenerationaler Kriegstraumatisierung im Rahmen von Traumatherapie bei Flüchtlingen“ (Hündgen 2020), kann aber auch ohne die dort gelieferten Hintergrundinformationen separat gelesen werden. Weitere Grundlagen zur transgenerationalen Kriegstraumatisierung finden Sie u.a. in meinen beiden YouTube-Videos Hündgen 2020-2 und Hündgen 2020-4.Die Facharbeit Hündgen 2020 beschreibt eine Einzelfallstudie, in der für ein ehemaliges Kriegs- und Flüchtlingskind (= Probandin meiner Studie) unter Berücksichtigung der Fachliteratur typische Aspekte bzw. Merkmale einer möglichen transgenerationalen Kriegstraumatisierung erarbeitet wurden. Hierzu wurden von mir in der Facharbeit Hypothesen aufgestellt.Jedoch glaubte meine ehemalige Probandin auch nach der Fertigstellung und Besprechung dieser Facharbeit noch immer nicht, dass sie möglicherweise direkt und/oder indirekt kriegstraumatisiert ist. Sie führte ihre für mich auffällige Stress- und Traumasymptomatik auf andere Ursachen zurück und begründete ihre Position hauptsächlich damit, dass es ihrer analytischen Psychotherapeutin nicht gelungen war, sie mit Kriegstraumareizen zu triggern.Deshalb kam ich auf die Idee, meiner ehemaligen Probandin mit dem vorliegenden Leitfaden zusätzliche Prüfverfahren zur Testung des möglichen Vorliegens einer transgenerationalen Kriegstraumatisierung an die Hand zu geben und sie auf diese Weise zum erneuten Nachforschen und zur Überprüfung ihrer Position anzuregen.

Zudem wollte ich mit der vorliegenden Publikation meine Ergebnisse in Hündgen 2020 erneut auf den Prüfstand stellen und weitere Diskussionen ermöglichen.Entsprechend geht der vorliegende Leitfaden über die Hypothesen, die in Hündgen 2020 aufgestellt wurden, hinaus. Er beinhaltet in Kap. 5 eine Auswahl konkreter Prüfverfahren, mittels derer zusätzliche Anhaltspunkte für das Vorliegen einer transgenerationalen Kriegstraumatisierung gefunden und weitere Hypothesen für das Vorliegen von transgenerationaler Kriegstraumatisierung entwickelt werden können.Anhand der in diesem Leitfaden genannten Prüfmethoden kann jeder für sich zumindest mit subjektiver Gewissheit individuell selbst herausfinden oder aber von Experten der jeweiligen Methoden herausfinden lassen, ob sie oder er transgenerational kriegstraumatisiert ist.Bitte beachten Sie, dass die in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen eine Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen können. Sie stellen keine medizinischen Anweisungen und keine Empfehlungen dar.Die Information in diesem Leitfaden dient der Vermittlung von Wissen und kann die individuelle Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch nicht ersetzen.Die Verwendung der hier gegebenen Informationen sollte immer vorab mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden.Bitte suchen Sie, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie an einer ernstzunehmenden Erkrankung gemäß der ICD-10 leiden, zunächst einen Arzt auf, und lassen Sie sich dort beraten.Sollten Sie die in dieser Publikation gegebenen Informationen für sich selbst nutzen, erfolgt dies grundsätzlich auf eigene Gefahr und auf eigene Verantwortung.

2. Ziele, Leitfragen, Definitionen

2.1 Ziele, Leitfragen

Die vorliegende Publikation soll zum einen, wie bereits die Facharbeit Hündgen 2020, allgemein für transgenerationale Kriegstraumatisierung und deren Diagnose- und Therapiemöglichkeiten sensibilisieren.Vor allem aber soll die vorliegende Publikation über unterschiedliche Techniken informieren, mit denen sich transgenerationale Kriegstraumatisierung feststellen lässt.Ausgewählte Prüfverfahren sollen auf ihre Nützlichkeit für das Erkennen von transgenerationaler Kriegstraumatisierung hin beurteilt und für den vorliegenden Leitfaden so nutzbar gemacht werden, dass jeder Leser diejenigen Methoden für sich selbst auswählen kann, die ihm individuell am meisten zusagen.Der Leser ist eingeladen, sich von der Wirksamkeit der jeweiligen Prüfverfahren zu überzeugen und mit Hilfe dieser Verfahren für sich selbst herauszufinden oder von Experten für die jeweiligen Verfahren herausfinden zu lassen, ob eventuell transgenerationale Kriegstraumatisierung vorliegen könnte.Der vorliegende Leitfaden ist NICHT dazu gedacht, traumatherapeutisches Handwerkszeug für die Selbsttherapie zu liefern. Bitte suchen Sie bei Verdacht auf krankheitswertiges Trauma gemäß der ICD-10, insbesondere auch bei akuten Traumazuständen und bei Verdacht auf eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), unbedingt Ihren Hausarzt und/oder einen qualifizierten Traumatherapeuten auf.Die wichtigsten Leitfragen der vorliegenden Publikation sind: Mit welchen Methoden/Verfahren lässt sich (allgemein) prüfen, ob bei einem Menschen transgenerationale Kriegstraumatisierung vorliegt? Was leisten die einzelnen Prüfmethoden in Bezug auf die Erkennung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung? Welche der genannten Prüfmethoden könnten meiner ehemaligen Probandin (s. Hündgen 2020) möglicherweise in Bezug auf die Feststellung einer transgenerationalen Kriegstraumatisierung weiterhelfen? Welche Therapien könnten sich für meine Probandin anschließen?

2.2 Definitionen

„Direkte Kriegstraumatisierung“ ist das Entstehen bzw. Vorliegen von Psychotraumata durch direktes Erleben von kriegsbezogenen Ereignissen bei einer Person, die als direkt Betroffener oder als anwesender, direkter Zeuge (z.B. Augenzeuge) eigene sinnliche Wahrnehmungen vom ursprünglich traumatisierenden Geschehen hat und die, falls Erinnerung an das Geschehen besteht, diese Wahrnehmung als selbst (mit)erlebtes Geschehen bekunden kann (vgl. juraschema.de 2020; educalingo.com 2020; Siegismund 2009, S. 4; Wikipedia: Zeuge; Baer 2000).„Transgenerationale Kriegstraumatisierung“ ist demgegenüber, als eine Unterform der transgenerationalen Traumatisierung, immer indirekt (vgl. Wolf 2018-2, Feuervogel). Bei der transgenerationalen Kriegstraumatisierung sind die traumatisierten Nachkommen weder direkt betroffen noch direkte Zeugen. Sie haben keine eigenen Wahrnehmungen vom ursprünglichen traumatisierenden Ereignis - das ja nicht ihnen, sondern ihren Vorfahren widerfahren war – und können die Vorfälle deshalb weder erinnern noch als selbst (mit)erlebtes Geschehen bekunden.Transgenerationale Kriegstraumatisierung kann, wie jede Form der transgenerationalen Traumatisierung (Richter 1963, Richter 1972), im Rahmen von Erziehung und Sozialisation in konkreter Interaktion und epigenetisch von den Vorfahren erworben werden. Hierbei können die Vorfahren direkt und/oder indirekt kriegstraumatisiert sein.Epigenetische Forschungsarbeiten (Bauer 2013, Lingrön 2015, Lipton 2016, Huber 2017, Döll, 2017, Spork 2017, Henn 2017, Kegel 2018, Lehnert 2018, Schickedanz 2012, S. 71-76, Wikipedia: Epigenetik) zeigen, dass traumatische Verletzungen auch über die Gene an Folgegenerationen weitergegeben werden können. Hierbei bleibt das Genom als solches unverändert. Die epigenetischen Kontrollmechanismen bestimmen nicht die DNA-Sequenzen und somit nicht die grundlegende Programmierung durch die Gene, sondern die Lesbarkeit der vorhandenen Gene. Die Vererbung erfolgt auf molekularer Ebene in Form von DNA-Methylierung, einer Modifikation von Histonen und/oder im beschleunigten Abbau von Telomeren. Epigenetische Veränderungen beeinflussen nur den Phänotypen, nicht den Genotypen eines Menschen.Kriegsbedingte Stress- und Hungererlebnisse der Vorfahren können sich – eigentlich zum Schutz der Nachfahren – epigenetisch z.B. so in den Genen der Nachfahren niederschlagen, dass die Nachfahren kleiner und somit bei Nahrungsmangel überlebensfähiger sind, eine bessere Fett- und Zuckerverwertung haben und durch einen dauerhaft höheren Cortisolspiegel zumindest mittelfristig stressresistenter und aufmerksamer für Gefahren sind (s. Lauff 2017). In Friedenszeiten kann dies jedoch für die Nachfahren von Nachteil sein: bei den Nachfahren können bereits bei normaler Ernährung durch die bessere Fett- und Zuckerverwertung Übergewichtsprobleme entstehen, und ein ererbter höherer Cortisolspiegel kann durch chronische vegetative Übererregung zahlreiche psychosomatische Krankheitsfolgen haben.

3. Was ist „transgenerationale Kriegstraumatisierung“?

Ein „Trauma“ ist ein „vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltbild“ verursacht (Fischer 2009, S. 84).Trauma geht mit einem Verlust von Sicherheit, Kontrolle und Vertrauen bzw. mit intensiver Haltlosigkeit und Ohnmacht einher. Das traumatische Ereignis liegt außerhalb der normalen menschlichen Erfahrung und übersteigt die subjektiven Bewältigungskompetenzen. Meist ist das traumatische Erleben mit intensiven Gefühlen von Angst und Entsetzen verbunden. Jedoch können in der Traumasituation auch Gefühlslosigkeit und Erstarrung vorherrschen. Gefühle werden dann erst später wieder wahrnehmbar. Das Sicherheitsgerüst des betroffenen Menschen ist erschüttert. Es besteht das subjektive Erleben der Gefahr zu sterben oder schwer verletzt zu werden. Zudem ist bei Trauma die Hirnphysiologie hin zur Stressphysiologie verändert (s. Hündgen 2020-2, Hündgen 2020-4).Üblicherweise denkt man bei „Kriegstrauma“ zuerst an im Krieg erlebte Schocktraumen (vgl. Sautter