Aphorismen und Gedichte - Peter Hille - E-Book

Aphorismen und Gedichte E-Book

Peter Hille

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Beschreibung

Peter Hille war ein deutscher Schriftsteller. 1877 schrieb er an der Zeitschrift Deutsche Dichtung mit, die von den Brüdern Heinrich und Julius Hart gegründet worden war. Hier erschienen seine ersten Gedichte.

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Aphorismen und Gedichte

Peter Hille

Inhalt:

Peter Hille – Biografie und Bibliografie

Blätter vom fünfzigjährigen Baum

An die Poesie

An die Hoffnung

Ode an die Zeit

Das Vergißmeinnicht

Der Wind

Prometheus

Gott und die Religionen

Hymnus an die Dummheit

Der fahrende Scholar

Engellieder

Der Schutzengel

Asrael

Raphael

Die Weihnachtsfee

Winterstiefel

Knabe

Schulschlange

Das Mädchen

Abbild

Brautseele

Brautmorgen

Eine Liebe

Kind

Schönheit

Gestaltungen

Serpentinreiterin

Seegesicht

Schaumgeboren

Wellenspiel

Der neue Faun

Wintermeer

Vorfrühling

Tastende Tage

Mailieder

1. Maienwind

2. Garten

3. Selige Grüße

4. Glück

Lichtregen

Baum

Samenzeit

Der Tag und die Sonne

Nachtigall

Der Sonne Geburtstag

Waldesruh

Hagel

Der schlafende Blitz

Abendröte

Nacht

Herbstmorgen

Regentropfen

Leidensantlitz

Krank

Wein

Ein Stück Düsseldorf

Städtedichtung

Kein Denkmal

Heines Geburtshaus

Ein Denkmal

Geranienrote Dächer

Jesuitenkirche

Kneipe

Zwei Weise

Tamerlan

Salome

Vagantenweihe

Mein Kreuz

Verwalte dich selbst

Aus den Liedern des betrunkenen Schuhus

Dem Hohen

Jesus

Karfreitag

Blutende Eiche

Lord Byron

Arnold Böcklin

Krol Duch

Für einander

Kosmos

Meine Erde

1. Boden

2. Weltschwellendes Lied

3. Auf Mutterschoß

Waldstimme

Waldnacht

Pfingstgewitter

Tatkraft

Wachstum

Brennende Einsamkeit

An Gott

Aphorismen und Sprüche.

Wege zur Kultur.

Mann, Weib und Liebe.

Natur und Gottheit.

Schönheit.

Kunst und Künstler.

Vom Überfluß.

Gedichte.

Brautseele.

Abbild.

Kind.

Die bleichen Veilchen.

Maienwind.

Das Mädchen.

Arnold Böcklin.

Waldesstimme.

Wintermeer.

Vagantenweihe.

Aphorismen und Gedichte, P. Hille

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

ISBN: 9783849627959

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Dieses Werk bzw. Inhalt und Zusammenstellung steht unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz. Die Details der Lizenz und zu der Weiterverwertung dieses Werks finden Sie unter http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/. Der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon wurden der TextGrid-Datenbank entnommen, wo der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon ebenfalls unter voriger Lizenz verfügbar sind. Eine bereits bestehende Allgemeinfreiheit der Texte bleibt von der Lizensierung unberührt.

Peter Hille – Biografie und Bibliografie

Deutscher Schriftsteller, geboren am 11. September 1854 in Erwitzen, Westfalen, verstorben am 7. Mai 1904 in Berlin. Schulbesuch an den Gymnasien in Warburg und Münster, welches er 1874 aufgrund schlechter Zensuren ohne Abschluss verlassen musste, beginnt er bald erste Gedichte zu schreiben. Immer wieder gerät H., obwohl er zwischendurch eine Erbschaft machte, in finanzielle Schwierigkeiten und lebt in Armutsvierteln oder als Obdachloser. 1888 bricht die Tuberkulose bei ihm aus. Von 1895 bis zu seinem Tod 1905 lebt er in Berlin und wird von den naturalistischen Schriftstellern unterhalten.

Wichtige Werke:

Die Sozialisten, Roman, 1886Des Platonikers Sohn, Erziehungstragödie, 1896Semiramis – Cleopatra, 1902Die Hassenburg – Roman aus dem Teutoburger Wald, 1905Das Mysterium Jesu, 1910

Blätter vom fünfzigjährigen Baum

An die Poesie

Zu dir meine Flucht,

An deinen lindernden Busen,

In deine weich

Umschlingenden Arme

Rett ich mein Herz,

Das prosawunde

Qualenzuckende Herz,

O du meine tröstende Mutter,

Sorgen verkosendes Lieb,

O du meine Muse!

Ruhe lächelt dein Auge,

Dein mildes, hehres Auge,

In meine dunklen Qualen und Sorgen,

Das glänzende tiefe,

Das mit olympischer Klarheit

Tränkte den greisen Homer,

Mit tragischer Milde umgoß

Die bruderbestattende,

Still ins Todesbrautgemach

Steigende Jungfrau ...

Muse, du wölbtest

Den blauen Himmel von Hellas

Auf Marmor Plastik,

Mit blitzzerrissener,

Düsterer Wolken hehrer Phantastik

Bangtest du

Dem Jehovah heiligen Lande.

Wilde Schwüle ließest du zittern

Über dem üppigen Traubengehänge,

Drin der schwellende Busen der Braut

Wogte unter den Küssen

Des ebenholz-lockigen Freundes.

Ein Leichenfeld

Sieht der begeisterte Seher,

Ein Wirbelwind

Dreht die Gebeine zusammen,

Sie fügen sich ein,

Dasteht

Ein totenköpfiges Heer.

Sehnen schießen und Fleisch sproßt,

Haut spannt sich herum.

Ein Gotteshauch:

Mit den Waffen

Rasselt das Heer. –

Dem glutenhagern

Jacopone di Todi

Erschienst du

Hoher düsterer Gestalt,

Drücktest kohlenbrennenden Kuß

Auf seine schroffe steinerne Stirn,

Draus die düstern Flammenrhythmen

Des dies irae glühten,

Das heiße Angstgebet,

Das Flammenflehen:

Recordare, Jesu pie,

Quod sum causa tuae viae,

Ne me perdas illa die!

O, entsende auch mich!

Laß mich nicht stehn

Im Alltagsgrau,

Und Neidesblicke

Werfen auf die Erkorenen,

Gedrückt durch niedere Prosa,

Gequält von den Stichen

Des kleinlichen Lebens,

Der Philister Umgebung,

Philisterhaft

Die Pfennige zu rechnen gezwungen.

Nein Muse, so grausam

Kannst du nicht sein,

Mich hocken nicht lassen

Auf dumpfem Bureau,

Angewidert von Allem,

Verhöhnt von Allen!

Mit selbstzerfressendem Grimm,

Mit selbstvergiftendem Hohn

Mich selbst regalierend,

Was bleibt mir als Wahnsinn?

Halbdichter zu sein!

O diesen Jammerstand

Hab' ihn verdient ich,

Weil mit allen

Fasern mein Wesen

Sich drängt zu dir?

Berauscht hat mich

Dein wonniger Atem,

Vollende dein Werk.

Drücke den Kuß der Weihe

Mir auf die Stirn,

Erschließe sie –

Und ich gehöre ganz dir.

O schleudere mich nicht

Zurück in die Prosa!!

An die Hoffnung

Als geschwunden der kindische Wahn,

Es würde sich klären

Das Chaos, die Träume,

Sich klären zur Dichtung,

Werden zur Wahrheit, – –

Als gewichen der Wahn,

Wie stand ich verzweifelt,

Starrte ins Leere,

In trostlose Nacht!

Sollte mein Auge

Geworfen nur haben

Den Unglücksblick

Ins Strahlenmeer der heiligen Dichtung,

Daß ich wanke

Ins Dunkel,

Wanke ins graue

Leben des Alltags?

Tiefe, traurig tiefe Nacht!

Da seh' ich ein Licht,

Ein schwaches schwankendes Licht,

Es wird größer, wird heller. –

Verschwunden ist's. –

Da leuchtet es wieder,

Größer und größer,

Ich sehe den Stern,

Der tröstend mir winkt.

Sehe beleuchtet von ihm

Deine rosigen Finger,

Dein holdes Gesicht,

O du meine Hoffnung!

Es lichtet schon mehr sich und mehr

Das trübe Dunkel.

Entgegen schon seh ich mir schimmern

Den Himmel des Ruhmes,

An deiner Hand

Erreich ich ihn bald.

Glück nur und Dank und strebender Eifer

Schwellt die freudige Seele,

Noch eben umnachtet!

Dank dir, innigster Dank

Dir, Trösterin Hoffnung.

Ode an die Zeit

Sei mir gegrüßt, o Zeit,

Gegrüßt du fließendes Meer,

Sei gegrüßt,

Du Meer der Zeit!

Ungestadet

Rollst du dahin,

Fällst erzener Woge,

Schnellst wie ein Pfeil

Hinein in der Zukunft

Nichtigen Raum.

Es rollten die Welten

Aus Schöpferhand

Ins endlose Blau,

Da kommst du geglitten

Von Fingern der Allmacht

Im Riesensturz,

Wogtest unter das Sonnen-

Unter das Erdenheer.

Sausend vom Gottespuls,

Hobest dich stolz

Unter glänzenden Sphären

Und rolltest sie weiter,

Schwimmende Inseln,

Rollst sie noch jetzt.

Auf erster erobernder Welle

Trägst du die Welten,

Trägst du mich,

Trägst du mein Lied.

Auf deiner Wogen Erster

Schwebt es dahin.

Höre das Lied

Und hebe mich,

Wenn sinken ich sollte

Auf Ruhmeswarte

Flutüberragendem Fels,

Hoch und fest

Ob Wogen und Schwinden.

Es kommt und schwindet

Steten Wechsels,

Jede Sekunde

Ein anderes Leben.

Sonnenkreise

Wandelt die Erde,

Mondumwandelt.

Verschlungen geregelte Bahnen

Rollt mit Kreisen um Kreise

Das funkelnde All,

Bis es vergeht,

Mit dem letzten Stäubchen verweht.

Und neue Welten,

Meer der Zeit,

Schaukelt die Woge:

Staub umwölkt die Marke,

Die eherne Marke,

Die Gott gesetzt.

Und wieder bildet

Und immer wieder

Die Gotteshand

Dem ewigen Auge

Vors unendliche Nichts

Das Spielzeug der Welt,

Kaum daß in kurzer Lücke

Erhabener Öde

Auf den Riesenspiegeln

Du dich weiterergossen.

Und alle die Welten

Trägst du

Auf atlantischem Rücken –

Und wirst nicht müd?

Wann o wann

Schäumst du hinauf,

Verschäumest am Strande der Ruh?

Das Vergißmeinnicht

Sinniges Blümchen,

Blaues Vergißmeinnicht,

Entpflückt dem leise

Murmelnden Bach

Von Mädchenhand,

Tränenbetaut

Unterm Abschiedskuß

Dem scheidenden

Liebsten gegeben, –

Hast eine Seele du?

Riß die Holde

Grausam

Dich aus bachumrieseltem

Blumenleben?

Fühltest du schmerzlich

Die pflückende Hand?

Starbest du

Von nährender Wurzel

Geknickt?

Himmelblau,

Wie zuvor,

Noch schimmert dein Aug'! – – –

In ein Wasserglas

Stellt dich der Knabe,

Kaum daß er das Ränzel

An den Nagel gehängt:

Und frisch bleibst du,

Blühend

Als wenn noch

Wurzelnd du ständest im Bach.

Oft zur Sehnsuchtsstunde

Der Dämmerung

Nimmt er dich aus dem Glase,

Betrachtet dich innig,

Liebesbote du,

Von ihrer Hand

Mit Tränen benetzt,

Gewandert in seine. – – – –

Die Linke im braunen Gelock,

Ans Fenster sich lehnend,

So sieht er mit sehnendem Blick

Hinaus in die Gegend,

Wo weit dahinten

Sein Liebchen weilt.

Seine Gedanken gehen

Weit die Giebel hinüber,

Die Türme und Mauern der Stadt

Weit, weit hinweg,

Bis wo in stiller Kammer

Ein Mägdlein steht am Fenster,

Und Tränen der Wehmut

Im Auge

Ins blassende Abendrot sieht ...

Jetzt, Vergißmeinnicht,

Streift dich sein Auge,

Er küßt anstatt der lieben

Geberin dich.

Fühltest du seinen Kuß,

Blume der Treue,

Zürnst du der Maid,

Daß dein Leben sie kürzte,

Das nun bald welkende?

Oder lispelst

Ihre Mahnung

Dem Jüngling zu,

Ihr Tränenwort:

»Vergiß nicht mein!«

Der Wind

Es sank vor ihm das Schiff zu Grund,

Als er überbrauste das Meer,

Mit dem Feuer schloß er schnell einen Bund,

Wie sausten die Flammen einher!

Mitinnen der Wüste, der Karawane

Verweht er die wankende, wogende Bahn.

Im sonnengoldenen Buchengrün

Da hebt er neckisch den Flor,

Der reizenden Maid, die Wangen erglühn, –

O Wind, was hattest du vor?

Die geküßte Lippe, sieh, wie sie schmollt!

Der Liebste, ob er dem Winde wohl grollt?

Prometheus

Entgegengeschmiedet

Auf schroffem Fels

Den Pfeilen der Sonne,

Dem Hagelgeprassel,

Trotz' ich, Olympier, dir.

Der wiederwachsenden Leber

Zuckende Fiebern

Hackt mir des Geiers Biß

Aus klaffender Wunde.

Ein Wimmern, glaubtest,

Olympier, du,

Würden die rauschenden Winde

Ins hochaufhorchende

Ohr dir tragen?

Nicht reut mich der Mensch,

Der Leben und Feuer mir dankt,

Nicht fleh' ich Entfess'lung von dir;

Jahrhunderte will ich

Felsentrotzig durchdauern,

Jahrtausende,

Wenn dir die Lust nicht schwindet,

Wenn der Trotzende nicht

Zu glücklich dir scheint.

Gott und die Religionen

Parrhasius' Bild

Wurde für den

Vorhang gehalten,