Arkon 6: Unternehmen Archetz - Dennis Mathiak - E-Book

Arkon 6: Unternehmen Archetz E-Book

Dennis Mathiak

0,0

Beschreibung

Kampf um die Welt der Springer - und die Suche nach einem uralten Relikt Im Sommer 1402 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Während die Lage in der Milchstraße eigentlich friedlich erscheint, entwickelt sich im Kugelsternhaufen Thantur-Lok – den die Terraner als M 13 bezeichnen – ein unerklärlicher Konflikt. "Dunkle Befehle" erschüttern das mächtige Kristallimperium der Arkoniden, sie lösen einen Amoklauf unter den Bewohnern aus. Raumschiffe attackieren sich gegenseitig, Planeten werden angegriffen. Wenn sich die Kämpfe ausweiten, ist der Friede in der gesamten Galaxis bedroht. Mit dem kleinen Raumschiff MANCHESTER ist Perry Rhodan zwischen den Sternen des Kugelsternhaufens auf der Flucht. In seiner Begleitung sind der Mausbiber Gucky sowie Sahira, eine geheimnisvolle junge Frau, über deren Herkunft der Terraner nach wie vor wenig weiß. Aber auch sie sind dem unheimlichen Gegner gegenüber erst einmal hilflos. Und so kann dieser in die Offensive gehen: Man startet das UNTERNEHMEN ARCHETZ ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 134

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 6

Unternehmen Archetz

Kampf um die Welt der Springer – und die Suche nach einem uralten Relikt

Dennis Mathiak / Marc A. Herren

Im Sommer 1402 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Während die Lage in der Milchstraße eigentlich friedlich erscheint, entwickelt sich im Kugelsternhaufen Thantur-Lok – den die Terraner als M 13 bezeichnen – ein unerklärlicher Konflikt. »Dunkle Befehle« erschüttern das mächtige Kristallimperium der Arkoniden, sie lösen einen Amoklauf unter den Bewohnern aus. Raumschiffe attackieren sich gegenseitig, Planeten werden angegriffen. Wenn sich die Kämpfe ausweiten, ist der Friede in der gesamten Galaxis bedroht.

Mit dem kleinen Raumschiff MANCHESTER ist Perry Rhodan zwischen den Sternen des Kugelsternhaufens auf der Flucht. In seiner Begleitung sind der Mausbiber Gucky sowie Sahira, eine geheimnisvolle junge Frau, über deren Herkunft der Terraner nach wie vor wenig weiß.

Aber auch sie sind dem unheimlichen Gegner gegenüber erst einmal hilflos. Und so kann dieser in die Offensive gehen: Man startet das UNTERNEHMEN ARCHETZ ...

Die Hauptpersonen des Romans

Sverlon – Der Mehandor-Paria lebt in einer Welt voller Gefahren und Probleme.

Kevtescz – Der Springer sieht Gelegenheiten im Chaos.

Ro'ol – Ein Arkonide sieht seine große Stunde gekommen.

Ronald Tekener – Der Smiler folgt weiterhin Imperator Bostichs Spur.

Korrt Moody

1.

Archetz, Hauptstadt Titon

Frühmorgens

»Was sind das denn für Typen?« Sverlon beugte sich über den Tisch, gerade so weit, als greife er nach einer der Flaschen, und sah von seiner Loge in der sechsten Ebene zum Eingang hinunter.

Vier in körperbetonte Anzüge gekleidete Cheborparner schlenderten vom Südeingang zu der quadratischen Theke des Liebessterns. Sie schienen sich über ihre ersten Eindrücke zu unterhalten, schauten sich um, als begutachteten sie die Einrichtung des Etablissements. Oder als suchten sie jemanden.

»Was interessieren dich die da?« Usdala fuhr mit den langen Fingernägeln über die halb entblößte Brust des Mehandors, legte den Kopf auf seine Schulter und bedeckte seinen Hals mit feuchten Küssen. Ihr süßherbes Parfum überdeckte mühelos Sverlons Geruch nach Staub und Schweiß, der ihm von der vergangenen Nacht anhaftete.

»Es sind gefährliche Zeiten.« Sverlon seufzte und lehnte sich in das warme Lederpolster zurück. »Ganz gefährliche Zeiten. Und auch etwas seltsame Zeiten.«

»Die Arkoniden.«

»Ja. Ich meine: Was hat der Zentralpatriarch angestellt, um die Arkoniden so zu provozieren, dass sie die Heimatflotte schicken? Und weshalb schießen die gleich um sich? Das will mir irgendwie nicht in den Kopf.«

Usdala zwickte ihm in die rechte Brustwarze. »Denk jetzt nicht daran, mein Schöner. Die Arkoniden werden nicht hierherkommen. Dieser Ort dient der Entspannung, dazu, allen Sorgen zu entfliehen. Ich fürchte mich auch, aber ...«

Sverlon lachte verächtlich. »Du bist ein Androide. Angst ist dir ein Fremdwort, wie jede andere Emotion auch. Deshalb komme ich hierher.«

Den Androiden war es schließlich egal, ob ihr Klient ein Mehandor aus angesehener Sippe war oder ein Ausgestoßener, ein Paria, wie Sverlon seit seinem zwölften Lebensjahr.

Er vollführte eine Geste, die das gesamte Etablissement umfasste, das aufgrund seines Grundrisses Liebesstern genannt wurde. Auf zehn Etagen konnten sich die Besucher mit androidischen Liebesdienern jedes Geschlechts aus Hunderten von Völkern in eine der jeweils 24 Zacken der Sterne zurückziehen. Oder an einer der übereinander schwebenden Theken in der Mitte des Raumes Kontakte knüpfen.

Usdala riss ihren Kopf zurück, schwang sich auf Sverlons Schoß und drückte ihm ihre Brüste ins Gesicht. War das der Teil ihrer Programmierung, der in dem Fall eingriff, dass einer ihrer Klienten die Lust an der Täuschung verlor? Wie auch immer ... Was die dralle Rothaarige plötzlich mit ihm anstellte, gefiel ihm!

Er ließ sie gewähren, lehnte sich erneut an ihr vorbei zum Tisch und griff nach seinem Getränk. In kleinen Schlucken leerte er das Glas Boszbeerenbrand und beobachtete, was die Cheborparner trieben. Das dämmrige, warme Licht der Deckenbeleuchtung schimmerte auf dem schwarzen, drahtigen Fell der gehörnten Wesen. Die Blicke ihrer roten Augen huschten von links nach rechts, von rechts nach links.

»Die suchen doch jemanden«, murmelte Sverlon.

Usdala seufzte verführerisch. Sie intensivierte mit ihrem Becken die Massage seiner empfindlichen Körperstellen. »Wer? Die Arkoniden?«

»Nein! Diese vier Drahtbürsten!« Er zeigte auf die Cheborparner, die in ihren Greifzungen filigrane Perlweinflöten balancierten und sich auf unterschiedliche Ebenen der Theke verteilten. Einer von ihnen schwebte auf einem Antigravfeld bis auf die vierte Etage hinauf und setzte sich dort auf einen Barhocker.

»Das gefällt mir gar nicht.« Der Platz lag für Sverlons Geschmack zu nah an seiner Lieblingsebene Sechs mit ihrem purpurfarbenen Lichterreigen.

Vielleicht war es unklug gewesen, dem Bordell in Palinka treu zu bleiben. Zu viele Personen hatten ihn hier bereits zu oft gesehen, zu viele Maschinen zu oft registriert. Er hatte sich zu sicher gefühlt, weil kaum einer der Archetz-Mehandor dieses Vergnügungsviertel der Hauptstadt Titon besuchte, sondern hauptsächlich Auswärtige. Und mit dem beginnenden Angriff der arkonidischen Raumschiffe hatte er gehofft, Ettoman habe ganz andere Sorgen als einen Paria, der ihn übers Ohr gehauen hatte.

Sverlon überlegte, ein Schleierfeld vor seine Loge projizieren zu lassen. Suchten die vier Cheborparner aber tatsächlich nach ihm, erregte das zu viel Aufsehen. Vielleicht hatte Ettoman sie geschickt. Belauschte Gespräche, durchwühlte Unterschlüpfe und vertraute Partner, die ihm mit einem Male aus dem Weg gingen, hatten in den letzten Tagen sein Misstrauen erweckt.

Hätte er sich bloß nicht mit Ettoman angelegt. Er musste irgendeinen Fehler begangen haben, als er diesem reichen Fettsack den angeblichen Daellian-Meiler aus einem ebenso angeblich ausgemusterten Schlachtkreuzer verkauft hatte. Hatte Ettoman seine Scheinidentität als ehemaliger terranischer Konsul, der gute Kontakte zur LFT-Flotte pflegte, durchschaut?

Anstatt das Schleierfeld zu ordern, fingerte Sverlon eine Begsczkrautrolle aus der Brusttasche, entzündete sie mit einem Daumenhieb auf das Mundstück und sog schmatzend daran. Gelber Rauch stieg von der glimmenden Spitze auf, hüllte ihn und Usdala in eine dichte Wolke.

Mit zusammengekniffenen Augen behielt er den Cheborparner auf Ebene Vier im Blick. Beinahe hätte er übersehen, dass ein anderes Mitglied der Gruppe auf einem Antigravfeld in eine Loge der sechsten Etage schwebte. Im Arm hielt er einen Androiden in Gestalt einer Mehandorfrau. Sie trug ihr blondes Haar zu dicken Zöpfen geflochten und war unnatürlich schlank. Trotzdem wirkte der Cheborparner neben ihr dürr.

Ihre Blicke trafen sich. Der des Cheborparners verschleierte sich einige Augenblicke lang, als lese er Informationen ab, die ihm auf die Netzhaut projiziert wurden. Ein Lächeln stahl sich auf die dünnen schwarzen Lippen.

Sverlons Herzschlag beschleunigte sich. Die hatten tatsächlich nach ihm gesucht. Er ging seine Möglichkeiten durch. Das Schlafzimmer hinter ihm schied aus; soweit er wusste, gab es dort keine weiteren Ausgänge. Auch nicht von der Hygienezelle im Raum daneben. Die öffentliche Toilette lag im Erdgeschoss.

Existierte dort ein Weg, den er unbemerkt nehmen konnte, um aus dem Liebesstern zu verschwinden und den Cheborparnern zu entkommen?

Denk nach! Verdammt noch mal, Sverlon, du warst doch sonst darauf bedacht, stets einen Trumpf in der Hinterhand zu haben! Du hast dich zu sicher gefühlt, du Idiot!

Endlich fiel es ihm ein. Es gab einen Lieferantenzugang, der von der Toilette aus erreichbar war. Er musste einen Weg finden, unbeschadet bis dorthin vorzudringen, und hoffen, dass die Cheborparner nicht den Zugang überwachten.

»Usdala, mein Liebling, tu mir einen Gefallen und begleite mich zur Toilette, zur öffentlichen.« Sverlon umfasste ihre breiten Hüften und hob sie von seinem Schoß. Dann schloss er die Magnetsäume von Hose und Hemd, und versicherte sich, dass der Desintegrator griffbereit in der Innentasche der Lederjacke steckte.

»Wieso denn das? Direkt hinter uns ist doch eine.« Irritiert ordnete sie ihr rotes, widerspenstiges Haar.

Der Cheborparner sechs Logen entfernt formte mit den Greifzungen etwas, das aussah wie zwei zusammengelegte Finger, und bewegte sie auf einer vertikalen Linie von links nach rechts. Sollte das eine Imitation der mehandorischen Geste der Verneinung sein?

»Tu es einfach!«

»Dein Wunsch ist mir Befehl.« Usdala seufzte, als bedaure sie die Unterbrechung. Dann schlich sich ein Ausdruck des Verstehens auf ihr Gesicht. »Auf der öffentlichen Toilette also. Das ist doch mal etwas Neues für mich.«

Sverlon ließ den Cheborparner nur kurzzeitig aus den Augen, um nach dessen Kameraden zu sehen. »STERN?«

»Ja, Sverlon?« Nur er konnte die weiche Stimme der Bordellpositronik hören, die per gerichtetem Schall direkt in sein Ohr flüsterte. »Wie kann ich dir zu Diensten sein?«

»Die Cheborparner sind gute Freunde von mir. Schick ihnen eine Auswahl meiner Favoritinnen zu ihrem Vergnügen. Allen vieren. Ich hoffe, ich habe keinen übersehen.«

»Vor dem Eingang wartet noch ein Cheborparner; soll er ebenfalls beglückt werden?«

»Auf jeden Fall!«

»Auf wessen Rechnung?«

»Auf die der Herren natürlich. Ich möchte ihre finanzielle Potenz nicht infrage stellen. Das wäre unhöflich.« Sverlon grinste. Die übliche Preisverhandlung der Androiden würde ihm einige zusätzliche Augenblicke verschaffen.

Ohne Vorwarnung packte er Usdala um die Hüften, schob den Tisch beiseite und sprang in die Tiefe. Sie jauchzte. Nach wenigen Zentimetern freien Falls fing ein Antigravfeld sie auf und trug sie auf Sverlons Geheiß auf direktem Weg zu den Toiletten.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Cheborparner aufstehen und ihm folgen wollten, doch vier Androiden nahmen sie in liebevollen Empfang.

Sverlon formulierte einen Hilferuf in die Kom-Folie auf seinem Handrücken. Ein blinkendes Symbol signalisierte den erfolgreichen Versand über das inoffizielle Paria-Netzwerk, das von INETAR, der Hauptpositronik des Planeten, unabhängig war.

Kevtescz war in Titon und hatte einen Unterschlupf unweit dieses Stadtteils in der elften Subetage. Sein »Mentor« würde die Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen, Sverlons Schuldenkonto mit einem Gefallen zu belasten. Blieb zu hoffen, dass er nicht vor den arkonidischen Angriffen tiefer in die Stadt hinein geflüchtet war.

»Warte hier auf mich!«, sagte Sverlon vor dem Eingang der Toiletten zu Usdala. »Und lass die Cheborparner nicht zu mir. Die nehmen Geschenke ungern an und wollen es mir bestimmt ausreden. Verstanden?«

»Was immer du willst, mein Schöner.«

*

Sverlon trat ein, orientierte sich und fand den mit einer blaugrün fluoreszierenden Schlingpflanze kaschierten Durchgang zum Lager- und Lieferantenzugang. Dem heiligen Kreditchip sei Dank war er unverschlossen. Mit wenigen Schritten hatte Sverlon den Liebesstern verlassen und stand in einer Seitengasse der Promenade von Palinka.

Zügig, aber ohne auffällige Eile ging er in Richtung der Personenantigravschächte. Er traute sich nicht, zurückzublicken. Sein Herz drohte ihm die Brustdecke zu sprengen. Schweiß lief ihm den Rücken hinab, und die Finger zitterten, als er durch das Menü der Kom-Folie navigierte.

Das Zimmer im Hotel Goszuls Stern – durchwühlt. Der Unterschlupf in den Lagerhallen der Kamzods Gut und Günstig Distribution – ausgebrannt. Die Schlafnische neben den Wasseraufbereitungsanlagen in Subetage 15, Abschnitt 34 – wurde vor Kurzem betreten, wie die Mikro-Überwachungssonde meldet. Zufluchtsort über Zufluchtsort, die Sverlon nacheinander durchging, schien infiltriert oder zumindest von den Verfolgern entdeckt worden zu sein.

Eine schrille Stimme in seinem Rücken ließ Sverlon zusammenzucken. Eine Frau rief seinen Namen. Usdala!

Ohne sich umzusehen, lief er los. Empörte Rufe erklangen entfernt hinter ihm, als bahne sich jemand rücksichtslos einen Weg durch die Passanten. Ein Mann schrie. Die bereits durch die arkonidischen Angriffe aufgeheizte Stimmung drohte zu kippen. Den plötzlichen Aufruhr zu nutzen, war Sverlons Chance zur Flucht.

Er warf sich blindlings in den breiten Hauptantigravschacht, ruderte mit den Armen und manövrierte vom neutral geschalteten Eingangsbereich in den grellgrün leuchtenden, aufwärts gepolten Expressstrahl. Er war menschenleer – niemand hatte Interesse daran, den weiter oben zu erwartenden Kämpfen zu nahe zu kommen.

Sverlon lief ein Schauer über den Rücken, als er an die freie Schussbahn dachte, in der er schwebte. Doch er baute auf die Sicherheitseinrichtungen, die zumindest die ersten Schüsse mit Energiefeldern aufhalten würden.

Drei Subetagen höher hechtete er aus dem Expressstrahl in den Ausgangsbereich, schwang sich aus dem Antigravlift und rannte wahllos weiter. Der Vorraum des Schachtes erweiterte sich zu einem kreisrunden, mäßig besuchten Platz, über dessen Mitte eine Holokugel die aktuellen Nachrichten präsentierte. Die Stimmen von insgesamt vier bestürzt dreinschauenden Kommentatoren hallten durch die Luft.

Aktuelle Schilderungen der Kämpfe wechselten sich ab mit wilden Spekulationen darüber, was die Arkoniden eigentlich auf Archetz wollten und weshalb sie so plötzlich und ohne Warnung angegriffen hatten. Sicherlich hatte man in den letzten Tagen Meldungen über sonderbare Vorkommnisse im Reich der Arkoniden gehört, von Arkoniden, die auf Arkoniden schossen – aber Sverlon hatte dem keine Bedeutung beigemessen.

Und auch jetzt erschien ihm dies alles unwirklich. Wie konnte Archetz Ziel eines arkonidischen Angriffs sein? Es ergab keinen Sinn.

Sverlon überquerte den Platz, so rasch er konnte, ohne Aufsehen zu erregen, und warf nur einen kurzen Blick auf die Sendung. Rings um den Raumhafen und an den Zugängen zu den unterirdischen Bereichen Titons brannte es lichterloh. Kampfroboter, Panzergleiter und Drohnen lieferten sich Gefechte inmitten von zuckenden Waffenstrahlen. Selbststeuernde Raketen und blassgrüne Desintegratorstrahlen beherrschten den Luftraum, schossen zwischen arkonidischen Leka-Disken in der Atmosphäre und städtischen Abwehrgeschützen hin und her.

Vereinzelt feuerten die verbliebenen planetaren Abwehrforts turmdicke, weiß glühende Impulsstrahlen auf die feindlichen Kugelraumer im Orbit. Doch die meisten Geschützstellungen schienen durch Treffer ausgeschaltet.

»Wenn das so weitergeht, wird der oberirdische Teil Titons nach den Kämpfen genauso aussehen wie die Trümmerwüsten, die einst nach den Verheerungen der Planetenoberfläche durch die Druuf zurückblieben«, befürchtete einer der Kommentatoren.

»Und auch unterirdisch ist die Lage katastrophal«, fügte ein Kollege hinzu. »Die ersten vier Subetagen Titons befinden sich bereits zu großen Teilen in der Hand der Arkoniden. Berichten des Abwehrdienstes zufolge kämpfen sie sich dabei zielgerichtet auf die Standorte der Bank vor. Zudem werden Infiltrationsversuche auf positronischer Datenebene gemeldet.«

Offensichtlich war eines der Ziele der arkonidischen Angreifer – wenn nicht gar das Ziel – die Bank. Die Zentralbank der Galaktischen Händler auf Archetz, ihrer einzigen großen Stützpunktwelt.

Jemand schimpfte lautstark. Sverlon sah sich um. Zwischen vereinzelten Mehandor, die schockiert der Nachrichtensendung folgten, bahnten sich fünf gehörnte Wesen einen Weg. Im kalkigen Kunstlicht dieser Subetage wirkten ihr schwarzes Fell und die roten Augen beinahe ungefährlich. Die Chipkarten in den Händen hingegen ... Nicht einen Augenblick zweifelte Sverlon daran, dass es sich um getarnte Waffen handelte.

»Verdammt!« Ein Blick auf die Beschriftung des Antigravschachtes verriet ihm, dass er auf Subetage acht herausgekommen war.

Er rannte vom Platz aus auf eine breite Geschäftspassage, bog mehrmals in schmale Gassen ab und sprang auf ein Laufband. Er wechselte dreimal die Richtung, bis er in einem ärmlichen Wohnviertel ankam, in dem die Tageslicht imitierende Deckenbeleuchtung ausgefallen war. Improvisierte Laternen verwandelten die Wege zwischen den Gebäudeblocks in ein Labyrinth aus kalkigem Licht und Schatten.

Im Eingang einer Wohneinheit blieb Sverlon stehen und holte schnaufend Luft.

Die Kom-Folie auf dem linken Handrücken vibrierte, signalisierte in wenigen Schriftzeichen, dass sein Hilferuf empfangen worden sei. Er solle ein Peilsignal senden. Sofort aktivierte er es.

Wo auch immer du bist, Kevtescz, beeil dich!

Schritte hallten von den Wänden wider. Mit rasendem Herzschlag lugte Sverlon um die Ecke. Die Cheborparner! Das übers Paria-Netz gesendete Peilsignal konnte sie nicht so schnell angelockt haben. Sie mussten seiner Wärmespur gefolgt sein oder andere Tricks auf Lager haben. Er zog den Desintegrator und schoss. Der blassgrüne Strahl ging weit daneben. Aber er zwang die Cheborparner in die Deckung einer Häuserecke, und das brachte Sverlon erneut einen knappen Vorsprung.

Durch das Gewirr der verschachtelten Gänge lief er in Richtung der vertikalen Gleitertrasse, nahm einen Antigravschacht bis zur Sperrung vor der vierten Subetage und hastete eine Rampe hinauf. Am Ende eines Wartebereichs öffnete sich zischend eine Glassittür, und er betrat ein Landedeck. Vor ihm sanken vereinzelt Personen- und Frachtengleiter durch eine Strukturlücke im Schutzschirm, der die Gleitertrasse von den umkämpften Gebieten abtrennte. Das Donnergrollen und Fauchen der Schusswechsel war bis herab zur Plattform zu hören. In kurzen Abständen bebte der Boden.

Ich brauche ein Taxi!, fuhr es Sverlon durch den Kopf. Einfach nur Zeit schinden, bis Kevtescz ...

Er hörte, wie sich hinter ihm die Tür öffnete.

»Du hast dich in eine Falle manövriert.« Die Stimme klang kratzig und heiser. »Hättest dich besser unter Leute begeben.«

Sverlon schluckte. Er hatte die Verfolger nicht abschütteln können. Langsam drehte er sich um, den Desintegrator noch immer in der Hand. Wieder öffnete sich die Glassittür zum Landeplatz. Die übrigen vier Cheborparner traten nacheinander hindurch.

»Leg den Strahler weg!«, rief der vorderste.

Sverlon überlegte, was er tun sollte. Versuchte er zu verhandeln oder mit dem Desintegrator zu drohen? Wie vermochte er am besten Zeit zu schinden? Gelang es ihm überhaupt? Oder sollte er darauf spekulieren, Ettoman besänftigen zu können?

»Mach schon!«

»Wir können doch über alles reden«, beschwichtigte Sverlon, ohne den Strahler zu senken.

»Nachdem du deine Waffe weggelegt hast!«

»Ihr zuerst!«