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Gedanken in Gedichten und Prosa einer kleinen, tapferen und aufrechten Facebook-Literaten-Gruppe über die Vorweihnachtszeit und Weihnachten an sich. Vorweihnachtliche Ergüsse eines vorweihnachtlichen Wettbewerbs namens Heidschi Bumbeidschi. Von heiter über kritisch bis total ablehnend.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Einleitung
Gedanken in Gedichten und Prosa einer kleinen, tapferen und aufrechten Facebook-Literaten-Gruppe über die Vorweihnachtszeit und Weihnachten an sich.
Vorweihnachtliche Ergüsse eines vorweihnachtlichen Wettbewerbs namens Heidschi Bumbeidschi.
Von heiter über kritisch bis total ablehnend.
Sie Kommen
Drohend dräut - wir sehen's gerne
und sich heut' auch keiner wehrt
flockig locker aus der Ferne
Glitzer Glimmer eisbeschwert
Engelsflüglein fluffig flattrig
stäuben emsig durch den Schnee
Nikolausi hurtig tattrig
mit Knecht Ruprecht aus der Höh'
Donner, Blitzen, Rudi lachend
rotbenast stiebt's durch die Luft
und dann in den Garten krachend
Niko Schlittenbremsen sucht
Taumelnd Englein Federn lassend
halten sich am Schlittenknauf
nur die goldbeschuhten Füßchen
lugen aus den Wächten auf
Klopfen sich die Schneekristalle
kichernd aus den Hemdlein aus
Singen glockenhell mit Schalle
Weiter gehts in wildem Lauf
Nur der Ruprecht wie gewöhnlich
sitzt in seinen Zottelsachen
mürrisch rum das sieht ihm ähnlich
und verbeißt sich stumm das Lachen
® Walli Mio Madicken
Nie wieder Weihnachten
Schneewittchen war ein sehr glückliches Mädchen. Sie liebte den Winter, die glitzernde Kälte und den Schnee. So rein wie frisch gefallener Schnee waren auch ihre Gedanken. Sie liebte sieben Männer und war ihnen so treu wie es bei sieben Liebhabern eben möglich war. Manchmal wünschte sie sich eine Gefährtin, denn die Sieben waren nicht unanstrengend. Die Tannen dufteten nach Tanne und auf ihren Spitzen saßen silberne Sterne und glitzerten um die Wette. Ein kleines Mädchen, fast noch ein Kind, bot Streichhölzer zum Verkauf. Es fror ganz entsetzlich. „Komm mit“, sagte Schneewittchen. „Hier um die Ecke bewohnt eine alte Frau ein Haus aus Lebkuchen. Sie hat ein Herz für Kinder, Lebkuchen und immer ein warmes Feuerchen im Ofen.“ Sie ging mit der Kleinen an der Hand weiter und wich einer offenen Kutsche aus, die von einigen Huftieren mit reichlich Gehörn auf dem Kopf gezogen wurde. Der rotnasige betrunkene Kutscher schrie HOHOHOHO, setzte die Flasche an und trank. "Heidschi Bumbeidschi", brüllte er und zog die Mütze über die Ohren. Die Weiber, die lasziv auf dem Kutschbock lümmelten, intonierten "Heidschi Bum(p)ei(t)schi." Sie trugen obszön durchsichtige Gewänder und schwarze Lederstiefel. Alle hatten merkwürdig blinkende Reifen auf dem Kopf und schrien „Wir sind Freuden-Engel.“ Schneewittchen war empört und hielt der Kleinen neben sich die Augen zu. Über den nächtlichen Himmel zogen sieben herrliche weiße Schwäne und sangen. Sie sangen ein wunderschönes, zu Herzen gehendes Weihnachtslied. „Es ist ein Ross entsprungen.“ Und da Schwäne sterben, wenn sie singen, fiel einer nach dem anderen tot vom Himmel. Da erschien aus dem Nichts eine Dame von fülliger Figur und forderte die Menge, die sich die Unfallopfer anschauen wollte, auf, die Vögel zu entfedern. „Mein Name“, sagte sie „ist Holle, Edeltraut Holle.“ Die Leute gehorchten ihr, da sie eine Walther PPK bei sich trug. Sie nahm einen Kissenbezug aus ihrem Rucksack und stopfte die Federn hinein. Plötzlich begann es zu schneien. Die Schneekönigin saß mit arroganter Miene in einem Riesenkürbis aus Eis. Sie winkte nachlässig aus ihrem Gefährt und die Schlampe achtete nicht auf Schneeweißchen und Rosenkohl, die den schmalen Waldweg vor ihr überquerten. Rosenkohl rollte einen Abhang hinunter. Schneeweißchen rannte kreischend hinter dem rollenden Kohl, den sie so sehr geliebt hatte, her. Oben zwischen tausenden von goldenen Sternen öffnete sich das Himmelstor, daraus sah mit leuchtenden Augen das Christkindlein hervor. Schneewittchen sah Schneeweißchen um ihren Rosenkohl trauern. Meine Chance, dachte das halbkeusche reizende Ding und ließ die Hand des kleinen Mädchens los. „Du solltest Feuerzeuge verkaufen, keine Schwefelhölzer“, sagte sie im weggehen. Dann ging sie zu Schneeweißchen und Rosenkohl. Sie strich Schneeweißchen übers Haar. „Aus dem Rosenkohl lassen wir einen leckeren Eintopf machen, mit gebratenem Schwan“, tröstete sie, „ich kenne da eine Frauensperson, eine Witwe mit Namen Bolte. Sie kann wunderbar kochen.“ „Und dann?“ Die Trauernde schluchzte auf und drückte den Rosenkohl an ihre Brust. Dann kommst du mit mir. Dort warten sieben Liebhaber auf uns. Schneeweißchens Augen strahlten, „Nicht mehr jeden Tag Kohl. Ein Weihnachtsmärchen“, lachte sie. Über ihnen, oben am sternenübersäten Himmel, schloss sich das Himmelstor vor Christkindleins enttäuschten Augen. Ein weißbärtiger älterer Herr sagte: „Das ist noch kein Anblick für dich, mein Kind." Und so sahen weder er, noch das heilige Kindlein, wie ein kleines Mädchen mit dem letzten Hölzelein, das ihm geblieben war, die Welt in Flammen aufgehen ließ.
© Ursula Kötz Tintelnot