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Arthur ist ein kleiner Eisberg, der mit seiner Mama, dem Quoroc-Gletscher, und vielen Geschwistern glücklich in Grönland lebt. Doch schnell wächst seine Neugier auf die große weite Welt. Zum Leidwesen seiner Mutter verlässt er seinen Heimatfjord, um ganz allein auf Entdeckungsreise gen Süden zu ziehen. Er macht interessante Bekanntschaften. Er trifft das kleine Eisbärenmädchen Blanche und tobt mit Robbe Robert und seiner Seehunden-Clique ausgelassen im Wasser. Auch von den Menschen sammelt er erste Eindrücke. Aber schnell wird ihm klar, dass er von ihnen weder Hilfe noch Freundschaft erwarten kann. Umso weiter Arthur in wärmere Gefilde gelangt, desto mehr schmilzt er zusammen. Als er schließlich in einen Orkan gerät, wird es dramatisch. Wird Arthur sich retten können?
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Seitenzahl: 47
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2024 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99146-781-6
ISBN e-book: 978-3-99146-782-3
Lektorat: Susanne Schilp
Umschlag- und Innenabbildungen: Rose Mari Fischer
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
ARTHUR erblickt das Licht der Welt
Es war Spätfrühling, fast schon Sommer in Südgrönland. Die grelle und kräftig scheinende Sonne erwärmte den kargen Boden, der viele Gräser und Moose, aber wenig Bäume und Büsche hervorbrachte. Die Oberfläche des Fjords lag vollkommen ruhig im Tageslicht. Nur ab und zu streifte ein Vogel über ihn hinweg, wohl auf der Suche nach etwas Baumaterial für sein Nest.
In dieser friedlichen Stille erblickte Arthur das Licht der Welt. Pardon, das ist nicht ganz richtig: Das Erste, das Arthur sah, war vollkommene Dunkelheit. Seine Geburt ereignete sich nämlich auf dem Grunde des tiefen Quoroq-Fjords. Arthurs Mutter, der mächtige Quoroq-Gletscher, erstreckte sich am Ende des Fjords bis auf dessen Grund. Hier also war es, wo sie Arthur das Leben schenkte. All das wird verständlich, wenn man weiß, wer Arthur war: ein kleiner Eisberg!!!
Er war natürlich kleiner als die großen Eisberge, aber immer noch viele Male größer als ein Mensch. Arthur sah genau so aus, wie man sich einen Eisberg vorstellt: mit steilen Zacken und kleinen Gipfeln aus Eis und auf einer Seite etwas flach, fast wie eine Eisscholle. Die höchste seiner Eiszacken war dazu noch in Form einer kessen Sechserlocke nach unten gebogen.
Das alles konnte man am Grund des Fjords natürlich noch nicht sehen, doch Arthur kämpfte sich mit aller Kraft durch das Wasser nach oben. Mit Getöse durchbrach er den Wasserspiegel, schwankte ein paar Mal hin und her und lag dann vor Erschöpfung erst einmal ruhig da.
Die Sonne blendete Arthur so, dass er zuerst die Augen schloss. Doch seine Neugier war größer. Er öffnete seine Augen wieder und blinzelte in die Welt. Und da erblickte er seine Mutter – den Quoroq-Gletscher. Wie eine riesige, weiße Mauer erschien sie ihm und mit staunenden Augen sah er sie an. „Willkommen auf dieser Welt, mein Sohn!“, sagte Mama-Gletscher. „Fühlst du dich wohl?“ Arthur war noch viel zu erschöpft, um antworten zu können. Er nickte nur leicht. Das hatte zur Folge, dass um ihn herum sofort ein paar Wellen entstanden, die sich rasch entfernten.
Seine Mutter sah Arthur liebevoll an und lächelte: „Ja, ja, es ist schon schwer, auf diese Welt zu kommen. Ruhe dich erst einmal aus. Dann werden wir weitersehen.“ Ein mit dem Sonnenuntergang auftretender Wind erzeugte sanfte Wellen, die Arthur in einen tiefen Schlaf schaukelten.
ARTHUR lernt seine Geschwister kennen
Als die Sonne wieder über den Bergen aufging, weckte ein munteres Treiben den kleinen Eisberg. Ehe er aber noch richtig begriff, was eigentlich los war und wo er sich befand, klatschte ein großer Schwall Wasser mitten in sein Gesicht. „He, was soll das???!!!“, rief Arthur. Er rieb sich die Augen und war nahe dran, böse zu werden. „Oh entschuldige vielmals, Bruderherz!“, sagte da plötzlich neben ihm ein etwas größerer Eisberg. „Wir haben eben so schön Fangen gespielt und dabei gar nicht gemerkt, dass du noch schläfst. Kannst du uns verzeihen?“
Mit einem strafenden Blick bedachte Arthur die Sprecherin. „Na ja, ich will mal nicht so sein. Aber wer seid ihr denn eigentlich?“ Verwundert schaute er die großen und kleinen Eisberge um sich herum an. „Wir sind deine Brüder und Schwestern“, klang es da. „Willst du mit uns spielen?“ „Brüder und Schwestern, was ist das?“, fragte Arthur kleinlaut. „Mama-Gletscher, deine Mutter, ist auch unsere Mutter“, belehrte ihn die erste Sprecherin. Sie betrachtete ihn liebevoll von oben herab: „Wir sind halt alle etwas älter als du und haben dich sehr lieb. Machst du jetzt mit?“ Dabei stupste sie ihn leicht von der Seite. Arthur ließ sich nun kein drittes Mal mehr auffordern. Endgültig munter, stürzte er sich in das Getümmel.
Eine wilde Jagd auf dem Fjord begann. Große Mengen Wasser spritzten umher und ein lautes Kreischen erfüllte das Tal. Arthur stieß einige Male mit einem seiner vielen Geschwister zusammen und wurde untergetaucht, wobei er viel Wasser schluckte. Prustend kam er wieder an die Oberfläche und warf sich auf den Übeltäter. Er wollte ihm nun seinerseits das salzige Wasser zu kosten geben. Da er aber der kleinste von allen war, gelang ihm das leider nicht. Immer wütender wurden seine Angriffe und erst als ein herzliches Gelächter um ihn herum erklang, merkte er, wie erschöpfend Spielen sein konnte. Vollkommen außer Atem, aber schließlich doch mit den anderen mitlachend, lehnte er sich an eine große Wand aus Eis. „Nun, mein lieber Junge“, klang es da plötzlich sanft über ihm, „hast du bis jetzt einen schönen Tag gehabt? Deine Geschwister sind doch alle lieb, nicht wahr?“ Arthur blickte in die Höhe und erkannte erst jetzt, dass er sich in seiner Erschöpfung an seine Mutter gelehnt hatte. „Ja, Mama. Sie sind alle ganz toll und ich finde es herrlich hier. Habe ich noch mehr Brüder und Schwestern?“ „Noch viel mehr!“, antwortete Mama-Gletscher. „Aber der Fjord ist viel größer, als du es von hier aus sehen kannst, und sie sind alle auf ihm weit verteilt. Manche sind schon älter und führen ein eigenständiges Leben weit weg von hier. Aber das wirst du noch selber kennenlernen.“