Atlan 127: Der Eremit von Condagia - H.G. Francis - E-Book

Atlan 127: Der Eremit von Condagia E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Kampf auf der Springerwelt - Lordadmiral Atlan sucht den Retter von Ammavol Auf den Stützpunkten der USO, den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende Dezember des Jahres 2842 - eines Jahres, dessen erste Hälfte äußerst turbulent verlief, wie die vorangegangenen Ereignisse eindeutig bewiesen. Jetzt herrscht in der Galaxis relative Ruhe. Der Aufbau des Solaren Imperiums geht kontinuierlich voran. Von den üblichen Geplänkeln und Reibereien an den Grenzen des Imperiums abgesehen, gibt es nach der erfolgreichen Ausschaltung des Plasma-Mutanten gegenwärtig keine Schwierigkeiten für die Menschen und die mit ihnen verbündeten Sternenvölker. Man blickt daher mit Optimismus in die Zukunft, denn man weiß zu diesem Zeitpunkt noch nichts von einem Ereignis, das sich, obwohl es sich fern von der Erde und in ferner Vergangenheit abspielte, in zunehmendem Maße auch auf die Menschheit selbst auszuwirken beginnt. Alles begann in dem Augenblick, da das Sternenvolk der Bernaler die Grenze der Dimensionen überschritt, sich aus den Fesseln der Körperlichkeit löste und zu Zeitnomaden wurde. Die programmierten Urgene der Bernaler sind jedoch in diesem unserem Universum zurückgeblieben und finden Kontakt zu einzelnen Menschen, denen sie unheimliche Fähigkeiten verleihen - sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Einen solchen "Kontaktler" aufzuspüren, ist Lordadmiral Atlans dringendes Anliegen. Und so lässt er den Mann suchen, der sich ausgibt als DER EREMIT VON CONDAGIA ...

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Nr. 127

– Im Auftrag der Menschheit Band 115 –

Der Eremit von Condagia

Kampf auf der Springerwelt – Lordadmiral Atlan sucht den Retter von Ammavol

von H. G. Francis

Auf den Stützpunkten der USO, den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende Dezember des Jahres 2842 – eines Jahres, dessen erste Hälfte äußerst turbulent verlief, wie die vorangegangenen Ereignisse eindeutig bewiesen.

Jetzt herrscht in der Galaxis relative Ruhe. Der Aufbau des Solaren Imperiums geht kontinuierlich voran. Von den üblichen Geplänkeln und Reibereien an den Grenzen des Imperiums abgesehen, gibt es nach der erfolgreichen Ausschaltung des Plasma-Mutanten gegenwärtig keine Schwierigkeiten für die Menschen und die mit ihnen verbündeten Sternenvölker.

Man blickt daher mit Optimismus in die Zukunft, denn man weiß zu diesem Zeitpunkt noch nichts von einem Ereignis, das sich, obwohl es sich fern von der Erde und in ferner Vergangenheit abspielte, in zunehmendem Maße auch auf die Menschheit selbst auszuwirken beginnt.

Alles begann in dem Augenblick, da das Sternenvolk der Bernaler die Grenze der Dimensionen überschritt, sich aus den Fesseln der Körperlichkeit löste und zu Zeitnomaden wurde.

Die programmierten Urgene der Bernaler sind jedoch in diesem unserem Universum zurückgeblieben und finden Kontakt zu einzelnen Menschen, denen sie unheimliche Fähigkeiten verleihen – sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Lordadmiral sucht einen neuen Mutanten anzuwerben.

Lelle Salgouz – Der Retter von Ammavol wird zum Eremiten.

Kervania Reallah und Meinja Idrak – Lelles Lebensgefährtinnen.

Fenomera Falkass – Spezialistin der USO.

Erret Ponktong

1.

Serpe Allak ging dem Patriarchen entgegen, der vom Raumhafen kam. Er konnte seine kleine und massige Gestalt, die aufrecht auf der Flugplattform stand, deutlich sehen. Sie hob sich scharf gegen den tiefroten Himmel ab und schien direkt aus der untergehenden Sonne Karrout zu kommen.

Er flog so dicht an einem Mann vorbei, dass er diesen nahezu streifte. Dafür erntete er eine Reihe von Schimpfwörtern.

Serpe Allak grinste.

Er sah, dass zwei Frauen aus einer Senke auftauchten und sich zu dem Passagier gesellten. Mehrere Hunde folgten ihnen. Sie rannten bellend hinter dem Fluggerät her, doch der Fremde pfiff sie zurück, und sie gehorchten sofort.

Erret Ponktong landete. Er winkte Allak zu und wartete, bis dieser zu ihm gekommen war. Mit kleinen, listigen Augen musterte er ihn.

»Seit wann transportiert ein Patriarch wie Erret Ponktong Passagiere – und noch dazu solche?«, fragte Allak.

Der Springer lachte leise.

»Wahrscheinlich haben mich die Geister der Leere geritten«, antwortete er. »Dieser fette Terraner hat mir eine ganze Menge Geld dafür geboten, dass ich ihn mitnehme. Er hat alles gegeben, was er hatte, und die Bevölkerung von Ammavol half mit einer kleinen Spende nach. Erst haben sie ihn wie einen Helden gefeiert, aber dann hat er es doch wohl zu toll getrieben.«

Serpe Allak schüttelte den Kopf.

»Ich verstehe dich dennoch nicht, Erret«, sagte er. »Oder sollten sich die Pläne geändert haben?«

»Keineswegs.«

»Jeder Terraner mehr vergrößert das Problem.«

Erret Ponktong sprang von der Plattform herunter. Er boxte Allak scherzhaft gegen die Schulter und sagte: »Für uns spielt es keine Rolle, ob wir einen mehr oder weniger zu den Geistern der Leere schicken müssen. Dieser Kerl wird uns ohnehin keine Schwierigkeiten machen. Ich habe ihn noch nicht ein einziges Mal nüchtern gesehen, seit wir Ammavol verlassen haben.«

Der Passagier kam auf sie zu. Die beiden Frauen und die Hunde zogen weiter. Neugierig blickte Serpe Allak den Mann an, der sich ihm mit schwerfälligen Bewegungen näherte. Die mächtige, aufgeschwemmt wirkende Gestalt schwankte leicht. Als der Terraner vor dem Patriarchen stehenblieb, sah Allak, dass die kleinen, grauen Augen fast unter den schweren Lidern verschwanden. Das rotgeäderte Gesicht glänzte vor Schweiß. Ein mehrere Tage alter Bart vertiefte noch den Eindruck der Ungepflegtheit.

»Patriarch«, sagte der Mann mit rauer Stimme. »Sie haben noch für einen Schaden aufzukommen, den Ihre Leute angerichtet haben.«

»Habe ich das?«

»Ich denke schon. Man hat mir meinen Destillierapparat zerschlagen.«

Die beiden Männer blickten sich starr an. Der Terraner kratzte sich das Kinn.

»Ihre Männer haben behauptet, es sei verboten, an Bord alkoholische Getränke herzustellen. Das habe ich auch akzeptiert. Ich wollte die Produktion einstellen, doch man ließ mich nicht.«

»Man wird einen Grund dafür gehabt haben«, sagte Serpe Allak scharf. »Bisher ist noch niemand auf den Gedanken gekommen, an Bord eines unserer Schiffe Schnaps zu brennen. Sie müssen vollkommen verrückt sein, wenn Sie so etwas versucht haben. Seien Sie froh, dass die Mannschaft Sie nicht einfach über Bord geworfen hat.«

»Ich habe Kopfschmerzen«, erklärte der Passagier.

»Das kommt vom Saufen«, entgegnete der Patriarch mit einem sardonischen Lächeln. »Die nächsten Tage werden noch viel schlimmer werden.«

»Sie können mir bestimmt ein paar Sachen geben, mit denen ich mir etwas destillieren kann. Also, tun Sie etwas, damit ich Sie in guter Erinnerung behalte.«

Erret Ponktong zupfte an seinem roten Bart.

»Da fällt mir etwas ein, Serpe. Gib dem fetten Knaben, was er braucht und schenke ihm noch eine Handvoll Villeham.«

»Was ist das?«, fragte der Terraner.

»Daraus lässt sich ein hervorragender Schnaps brauen.«

»Dann kann ich das Zeug gebrauchen.«

»Warte hier«, befahl Serpe Allak.

Die beiden Springer entfernten sich. Der Terraner ließ sich auf den Boden sinken und blickte sich um. Tief atmete er die frische Luft ein. Sie war nicht sehr dicht, aber sie roch würzig, obwohl es nicht viel Vegetation auf dieser Hochebene zu geben schien, auf der er sich befand.

Jedenfalls konnte er nur Moos, Gras und niederes Gebüsch sehen. Auch in größerer Entfernung von dem Raumhafen und der Springersiedlung änderte sich das Bild nicht. Lediglich an den Hängen der fernen Berge entdeckte er einige gelbe und braune Flecke.

»Du hättest auf einer mieseren Welt landen können, Lelle Salgouz«, sagte er zu sich selbst. »Jedenfalls leben hier nicht sehr viele Menschen und das ist das Wichtigste.«

Er beobachtete die beiden Springer, die das Hauptschott zu dem halbkugelförmigen Gebäude erreicht hatten, das dem Landefeld am nächsten war. Die Niederlassung der Händler war recht groß. Salgouz schätzte, dass hier wenigstens dreitausend Springer lebten. Die zwölf Walzenschiffe, die auf dem Raumhafen standen, ließen darauf schließen, dass dieser Stützpunkt nicht ganz unbedeutend war.

Ächzend drehte er sich um und betrachtete die Gebäude. Er zählte allein in seiner Nähe zwanzig Halbkugeln. Sie wurden von einem rötlich flimmernden Energiezaun eingefasst, der mehrere Meter hoch war. Weiter hinten senkte sich der Boden ab, so dass der Terraner nicht mehr den ganzen Stützpunkt überblicken konnte. Er interessierte ihn auch nicht sehr.

Es wurde Zeit, dass er einen guten Tropfen bekam.

*

Serpe Allak blickte zu dem Passagier zurück, als er zusammen mit dem Patriarchen durch das Hauptschott ging.

»Willst du ihm wirklich Villeham geben?«, fragte er.

Der Patriarch grinste.

»Warum nicht?«

»Es wird ihn umbringen. Wer aus diesem Zeug Schnaps brennen will, der muss schon eine Menge davon verstehen.«

»Das ist seine Sache – oder soll ich ihm auch noch das Verfahren beibringen?«

Erret Ponktong blieb stehen. Sie befanden sich in einem kleinen Vorraum.

»Mich interessiert viel mehr, wie es hier aussieht«, sagte er. »Wie steht es um den Patriarchen Romon Rye? Hat er sich endlich zu Entscheidungen aufraffen können?«

»Keineswegs, und dennoch führt er das Wort unter den Patriarchen. Die anderen beugen sich ihm und respektieren ihn. Kein einziger hat ihn auch nur kritisiert.«

»Ist er gewählt worden?«

Serpe Allak schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände, um zu unterstreichen, wie abwegig dieser Gedanke war.

»Nein. Niemand hat an eine Wahl gedacht. Die Patriarchen haben ihm freiwillig das Wort überlassen. Sie tun, was er sagt. Er ist der Herr über Kontok.«

»Dann sieht es nicht gut aus für uns«, stellte Ponktong beunruhigt fest. Er zerrte an seinem Bart und presste die Lippen zornig zusammen. »Dieser alte Narr sollte sich mir nicht in den Weg stellen.«

»Es wird nicht leicht sein, seine Autorität zu brechen«, sagte Allak. »Genaugenommen gibt es nur eine Möglichkeit, wenn du dich auf lange Sicht durchsetzen willst. Du weißt, was ich meine?«

»Natürlich«, antwortete der Patriarch. Er blickte Allak in die Augen und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich werde einen Mann brauchen, der für mich tut, was ich nicht tun kann.«

»Du weißt, dass ich dein Freund bin, Erret. Ich werde für dich da sein, wenn du mich brauchst. Gib mir ein Zeichen, wenn es soweit ist, dann werde ich Romon Rye in einen Desintegratorstrahl laufen lassen.«

»Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann, Serpe. Romon Rye muss verschwinden. Kontok kann sich unter seiner Leitung nicht so entwickeln, wie es nötig ist.« Er lächelte versteckt. »Und was machen wir mit den terranischen Eremiten?«

»Auch hier gibt es nur eine Möglichkeit. Deine Pläne mit Kontok können nicht aufgehen, wenn die Eremiten hier sind. Wir werden einen nach dem anderen erledigen.«

»Das muss aber schnell gehen.«

Allak machte eine bestätigende Geste.

»Das wird es auch. Bevor wir jedoch losschlagen können, müssen wir genau wissen, wie viele es sind und wo sie leben. Noch habe ich nicht alle Informationen, die ich benötige, aber in einigen Tagen habe ich alles zusammen.«

»Du bist ein tüchtiger Mann, Serpe. Ich bin froh, dass du auf meiner Seite bist. Ich weiß deine Dienste zu schätzen.« Er blickte auf sein Chronometer. »Es wird Zeit für mich. Sei so gut und bringe dem Saufbold da draußen, was er haben will.«

»Du willst ihm wirklich noch etwas hinterherwerfen?«

»Diese kleinen Geschenke machen mich nicht arm, aber sie erhöhen mein Vergnügen.«

Der Patriarch ging auf ein großes Innenschott zu, das die Symbole des Patriarchen Romon Rye trug. Es öffnete sich vor ihm, als er einen unsichtbaren Kontaktstrahl durchschritt.

Erret Ponktong betrat eine kreisrunde Halle, in der zehn Männer versammelt waren. Einige erhoben sich und kamen ihm entgegen, um ihn zu begrüßen.

Mit düsterem Gesicht beobachtete Romon Rye die Szene.

*

Quinto-Center war 36.800 Lichtjahre vom Karrout-System entfernt. Am 18.12.2842 traf hier der USO-Spezialist Plantez Garvarenz ein. Er kam – wie Lelle Salgouz – von der Kolonie Ammavol, und er erreichte sein Ziel etwa zur gleichen Zeit wie dieser.

Schon sehr bald nach seiner Ankunft hatte er eine Unterredung mit Lordadmiral Atlan, dem er die Vorgänge auf Ammavol schilderte.

»Lelle Salgouz heißt der Mann?«, fragte Atlan.

Er ging zusammen mit dem Spezialisten durch einen Gang, der zu der Großpositronik des ausgehöhlten Mondes führte.

»Man darf sich von seinem Äußeren und von seinem Benehmen nicht täuschen lassen.«

Der Arkonide lächelte unmerklich.

»Völlig unwichtig sind diese Dinge nun auch wieder nicht«, erwiderte er. »Dennoch bin ich in diesem Fall Ihrer Meinung. Dieser Mann wird einen Grund für seine Leistungsverweigerung haben. Sie sind doch nicht nur Hyperfunktechniker, sondern auch Psychologe. Ist das richtig?«

»Ja, das stimmt, Sir, aber Sie irren, wenn Sie meinen, ich könnte Ihnen erklären, weshalb Salgouz die Einsamkeit sucht. Er hat ein gestörtes Verhältnis zur menschlichen Gesellschaft und ihrem Leistungsstreben. Das ist richtig. Aber einen Grund dafür kann ich Ihnen nicht nennen.«

Atlan blieb stehen. Einer seiner administrativen Mitarbeiter kam zu ihm und reichte ihm mehrere Akten. Er blätterte sie eilig durch und unterzeichnete einige Schriftstücke. Danach gab er eine Reihe von mündlichen Anweisungen, die, wie es Garvarenz erschien, mit einem guten Dutzend anderer Fälle zu tun haben mussten. Dann wandte er sich dem Spezialisten wieder zu. Er lächelte.

»Ehrlich gesagt – ich habe auch keine Psychoanalyse von Ihnen erwartet. Glauben Sie, dass Lelle Salgouz ein Mutant ist?«

Plantez Garvarenz strich sich mit den Fingerspitzen über das schmale Oberlippenbärtchen. Er war ein kleiner und schlanker Mann, der neben dem Lordadmiral geradezu schmächtig wirkte.

»Ich bin davon überzeugt«, antwortete er. »Das ist auch der Grund dafür, dass ich gebeten habe, Ihnen meinen Bericht direkt vorlegen zu dürfen. Mutanten sind für uns außerordentlich wichtig.«

»Vollkommen richtig. Auch ich glaube, dass wir es mit einem Mutanten zu tun haben, der in unsere Reihen passen würde.«

»Vorausgesetzt, dass es uns gelingt, ihn aus seiner Trägheit aufzuscheuchen und einen gewissen Leistungswillen in ihm zu wecken.«

Atlan blickte auf sein Chronometer.

»Ich glaube, dass ich mich auf Sie verlassen kann«, erklärte er. »In wenigen Minuten beginnt eine wichtige Besprechung. Sie ist nicht aufschiebbar, weil über Hyperkom einige Herren von der Erde daran teilnehmen werden. Gehen Sie, bitte, direkt zur Großpositronik, und wählen Sie zusammen mit dem Einsatzoffizier einen geeigneten Spezialisten aus.«

»Ich könnte versuchen, ihn ...«

Atlan schüttelte ablehnend den Kopf.

»Sie bleiben hier«, entschied er. »Ich will, dass ein anderer Spezialist Salgouz folgt. Geben Sie also Ihren Bericht ab. Die Positronik wird danach jemanden auswählen, der alle Voraussetzungen dafür erbringt, Salgouz für uns zu gewinnen.«

Er reichte dem Spezialisten die Hand.

»Ich verlasse mich ganz auf Sie«, sagte er.

»Danke, Sir.«

Plantez Garvarenz blickte dem weißhaarigen Lordadmiral nach, der sich mit einem Offizier zu unterhalten begann.

Garvarenz wollte sich abwenden, als ein schlankes Mädchen auf ihn zutrat.

»Plantez«, sagte sie mit rauchiger Stimme. »Dass man dich noch einmal wieder trifft!«

Er zögerte kurz, legte ihr die Hände dann an die Hüften, zog sie an sich und küsste sie leicht auf die Wange.

»Fen – ich muss dich unbedingt sprechen.«

»Ach, wirklich? Das überrascht mich«, erwiderte sie spöttisch.

Er lachte.

»Ich habe nur noch einen kurzen Auftrag bei der Positronik zu erledigen, dann stehe ich dir zur Verfügung. Wartest du auf mich?«

»Entschuldigen Sie bitte«, rief Atlan. »Nur noch eine Frage.«

Plantez Garvarenz fuhr herum.

»Bis gleich«, flüsterte er dem Mädchen zu und eilte zu dem Lordadmiral, der zusammen mit dem Offizier auf ihn wartete.

»Sir?«

»Glauben Sie, dass Salgouz süchtig ist?«

»Das ist eine schwere Frage. Ich kann sie nicht eindeutig beantworten, aber ich meine, dass Salgouz ganz gut mit dem Alkohol umgehen kann. Zur Alkoholabhängigkeit gehört auch eine gewisse charakterliche Labilität. Diese aber habe ich bei ihm nicht erkennen können. Im Gegenteil. Er scheint bei aller Faulheit und Gleichgültigkeit doch ziemlich genau zu wissen, was er will. Eben das wird den Einsatz eines Spezialisten schwierig machen.«

»Gut«, entgegnete Atlan und nickte. »Das war es eigentlich, was ich wissen wollte.«

Garvarenz verabschiedete sich.

Er hörte, wie der Offizier sagte: »Der Spezialist Reltat Neserp hat einen Notruf gesendet. Er ist auf Stealaway tätig.«

»Können Sie mir nähere Einzelheiten nennen?«, fragte Atlan. »Ich kenne die Zusammenhänge nicht exakt.«

»Uns ist noch nicht sehr viel bekannt.«

»Schicken Sie einen Flottenverband«, befahl der Arkonide. »Sondieren Sie den Fall, und entscheiden Sie danach, wie stark der Flottenverband sein soll.«

Die weiteren Worte konnte Garvarenz nicht verstehen. Sie interessierten ihn auch nicht. Fenomera wartete auf ihn.

Sie hakte sich bei ihm unter.

»Geht es um Sekundenbruchteile?«, fragte sie ironisch.

»Ganz so eilig haben wir es auch nicht. Der Mann, mit dem wir uns beschäftigen, läuft uns ganz bestimmt nicht weg. Im Gegenteil. Unser Problem ist, wie wir ihm Beine machen können.«

»Dann bestehe ich darauf, dass du erst einen Cocktail mit mir trinkst.«

»Hat das nicht noch eine halbe Stunde Zeit?«

»Leider nicht«, gab sie schnippisch zurück. »Mein Dienst beginnt in zehn Minuten, und ich habe einen charmanten Abteilungsleiter bekommen. Wenn du ...«

»Na schön. Ich lasse mich erpressen«, unterbrach Garvarenz sie lachend. »Aber ich habe wirklich nur ein paar Minuten Zeit.«

*

Sally Ürbanü blickte auf ihr Chronometer und runzelte die Stirn.

»Sie haben erstaunlich lange benötigt, um von der einen Seite des Eingangsschotts auf die andere zu kommen«, stellte sie fest.

Plantez Garvarenz verzog die Lippen.

»Sie haben ja recht mit Ihrer Kritik«, erwiderte er. »Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe.«

Der Programmoffizier setzte sich seufzend hinter das Steuerpult in einer Nebenkabine, die durch Glaswände von dem großen Innenraum der zentralen Großpositronik von Quinto-Center abgetrennt war. In anderen Kabinen gleicher Art sah Garvarenz andere Spezialisten, die mit den ihnen zugeteilten Programmoffizieren über den Einsatz von USO-Kräften sprachen.

Er betrat den kleinen Raum und schloss die Glassittür hinter sich. Dabei bemerkte er beunruhigt, dass der Cocktail ein wenig zu hochprozentig gewesen war. Er ärgerte sich, dass er sich von Fen hatte überreden lassen. Erst hätte er den ihm erteilten Auftrag erledigen müssen.

»Also. Sie kennen das Verfahren«, begann das Mädchen. »Schildern Sie mir das Problem.«

Sie richtete die Mikrophone auf ihn, damit die Informationen direkt von der Großpositronik aufgenommen werden konnten.

Plantez Garvarenz berichtete knapp und präzise über seinen letzten Einsatzort, den Planeten Ammavol im Ammuses-System.

»Dort begegnete ich Lelle Salgouz«, fuhr er fort. »Dieser Mann fand heraus, dass sich eine energetische Vibrationsspange von Pol zu Pol des Planeten spannte. Sie war dafür verantwortlich, dass die Bauten der Kolonisten zusammenbrachen. Sie wurden teilweise regelrecht pulverisiert.«

»Wie fand er es heraus?«, fragte Sally Ürbanü und berührte einige Tasten.

»Vermutlich auf telepathischem Wege. Ich weiß es nicht genau. Er behauptete, die Vibrationsspange sei von den Lemurern errichtet worden, die mit ihrer Hilfe alle verjagen wollten, die an diesem Planeten interessiert sein könnten.«

»Also, wie fand er es heraus?«, wiederholte das Mädchen ungeduldig. Sie spürte, dass Garvarenz nicht so konzentriert mitarbeitete, wie sie es für notwendig hielt.