Atlan 134: Flucht ins Chaos - H.G. Francis - E-Book

Atlan 134: Flucht ins Chaos E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Der große Kampf des Kristallprinzen - gegen einen Mann und eine Robotflotte Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht - eine Zeit also, da die in die Barbarei zurückgefallenen Erdbewohner nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen. Arkon hingegen - obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich - steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können. Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat - einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, Sohn Gonozals, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der inzwischen zum Mann herangereift ist. Nach der Aktivierung seines Extrahirns hat Atlan den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen und strebt den Sturz des Usurpators an. Doch Atlans Möglichkeiten und Mittel sind begrenzt. Er muss sich vorerst mit einer Guerillatätigkeit zufriedengeben - dies zeigt auch sein Einsatz auf der Freihandelswelt Jacinther IV, bei dem es Atlan und seinen Gefährten darum geht, eine wichtige Persönlichkeit des Imperiums in ihre Gewalt zu bekommen. Der Kristallprinz riskiert dabei die FLUCHT INS CHAOS ...

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Nr. 134

– ATLAN exklusiv Band 16 –

Flucht ins Chaos

Der große Kampf des Kristallprinzen – gegen einen Mann und eine Robotflotte

von H. G. Francis

Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht – eine Zeit also, da die in die Barbarei zurückgefallenen Erdbewohner nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.

Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, Sohn Gonozals, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der inzwischen zum Mann herangereift ist.

Nach der Aktivierung seines Extrahirns hat Atlan den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen und strebt den Sturz des Usurpators an.

Doch Atlans Möglichkeiten und Mittel sind begrenzt. Er muss sich vorerst mit einer Guerillatätigkeit zufriedengeben – dies zeigt auch sein Einsatz auf der Freihandelswelt Jacinther IV, bei dem es Atlan und seinen Gefährten darum geht, eine wichtige Persönlichkeit des Imperiums in ihre Gewalt zu bekommen.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Kristallprinz soll hingerichtet werden.

Kaddoko – Ein kleiner Gouverneur mit großen Ambitionen.

Freemush – Ökonom des Großen Imperiums.

Fartuloon, Eiskralle und Morvoner Sprangk – Atlans Begleiter.

Kolcho

1.

Kaddoko musterte mich mit schmalen Augen.

Ein eiskalter Wind strich in den Gleiterunterstand, in dem wir gelandet waren. Er brachte Regentropfen mit, die prasselnd gegen das Heck des Flugzeugs schlugen. Einige erreichten die dürren Beine des Gouverneurs, aber ihn schien das nicht zu stören.

»Ihr bleibt hier, bis ihr abgeholt werdet«, befahl er. »Ich habe noch etwas zu klären.«

»Mir soll's recht sein«, entgegnete ich gleichmütig. Ich sah ihm nach, bis er durch das Schott verschwand. Dann ging ich zu dem Bauchaufschneider, der breit und wuchtig in der Einflugschleuse stand und auf das tobende Meer hinausblickte. Die Wellen rollten mit weißen Schaumkronen heran und brachen sich tief unter uns an den Felsen der Steilküste.

»Was soll das?«, fragte Fartuloon unwillig. »Was hat dieser Wicht vor?«

Ich antwortete nicht, weil ich es ebenso wenig wusste wie er. Natürlich hatte auch ich damit gerechnet, dass Kaddoko uns gleich mit in seinen Palast nehmen würde. Alles sah ruhig aus. Kein Funkspruch war eingelaufen, der vor irgend etwas gewarnt hätte. Es war nichts geschehen, was in irgendeiner Weise ungewöhnlich war. Oder doch? Wir hatten nichts bemerkt.

Das Schott öffnete sich. Zwei in dunkle Kombinationen gekleidete Männer mit silbern schimmernden Gürteln, Stiefeln und Armbändern kamen auf uns zu.

»Wir haben den Auftrag, Sie zu beschützen«, erklärte einer von ihnen.

Ich verzichtete auf die Frage, vor wem. Vermutlich hätten sie mir doch nicht geantwortet. Sie blieben neben uns stehen, starrten wie wir auf das Meer hinaus und ließen sich den Regen ins Gesicht peitschen. Mich störte nicht, dass ich dabei nass wurde. Ich liebte es, so im Regen zu stehen, zumal ich wusste, dass ich schon bald im Trockenen sein würde und meine Kleidung wechseln konnte.

Da packte Fartuloon meinen Arm. Ich blickte, ebenso wie er, nach unten. Sieben zerlumpt gekleidete Männer kletterten mühsam über die Felsen. Immer wieder wurden sie von Gischt übersprüht und von den Wellen zur Seite geschleudert. Sie waren aus einer Öffnung in der Steilwand gekommen. Ich zweifelte nicht daran, dass es flüchtige Gefangene waren. Niemand sonst hätte sich wohl in eine so gefährliche Situation begeben.

Entsetzt verfolgten wir, wie einer der Männer von einer haushohen Welle erfasst und ins Meer hinausgerissen wurde. Er verschwand sofort und tauchte nicht wieder auf. Die anderen kämpften sich weiter voran. Sie sprangen von Fels zu Fels und klammerten sich fest, wenn eine höhere Welle kam. Sie wurden immer wieder überspült.

Jetzt wurden die beiden Wachen neben uns aufmerksam. Sie traten an die Kante heran und blickten nach unten. Fast gleichzeitig zogen sie ihre Energiestrahler und schossen, noch bevor wir etwas tun konnten. Dann aber packte ich einen von ihnen an der Schulter, riss ihn herum und schleuderte ihn gegen den Gleiter. Die Waffe fiel ihm aus der Hand. Er bückte sich sofort danach.

Ich stürzte mich auf ihn. Ineinander verschlungen rollten wir über den glatten Boden.

»Was soll der Unsinn?«, fragte ich keuchend.

Er antwortete nicht, sondern versuchte, mich zu erwürgen. Mit einem entschlossenen Griff bog ich ihm die Finger auseinander. Aufschreiend fuhr er zurück. Sein Kinn bot sich mir in geradezu klassischer Weise. Ich schlug mit aller Kraft zu und traf voll. Er streckte sich seufzend aus.

Fartuloon stand an dem Abbruch. Er stemmte beide Fäuste in die Hüften und blickte in die Tiefe. Ich trat neben ihn und sah ebenfalls hinunter. Auf den Felsen lag die zweite Wache mit ausgestreckten Armen und Beinen. Die Wellen gingen gischtend über ihn hinweg. Er war tot.

Die Maschine beschleunigte scharf und stürzte dann wie ein Stein in die Tiefe. Damit kam ich in die Schusslinie und störte die Jäger. Ich sah, dass nur noch zwei Männer lebten. Sie kauerten zwischen den Steinen und wussten nicht mehr, wohin sie flüchten sollten. Bevor ich sie noch erreichen konnte, zuckte erneut ein Energiestrahl zu ihnen hinüber. Er verwandelte einen der beiden Männer in ein Glutbündel. Wie eine lebende Fackel taumelte das Opfer in die See.

Ich landete neben dem anderen Mann und schirmte ihn mit dem Gleiter gegen die erbarmungslosen Jäger ab.

»Steigen Sie ein«, brüllte ich ihm durch das offene Fenster zu.

Er begriff. Mit einem verzweifelten Satz warf er sich auf die Polster und krallte sich daran fest.

»Schnell«, schrie er mir zu. »Weg. Schnell, beeilen Sie sich doch.«

Ich ließ die Maschine sanft nach oben schweben und landete wieder neben dem Bauchaufschneider, der mich finster anstarrte.

»Sie sind ein Lump«, erklärte der Mann hinter mir. »Ich sollte Sie umbringen.«

Ich drehte mich zu ihm um.

»Was denn?«, fragte ich ihn. »Ich habe verhindert, dass Sie getötet wurden. Ist das nicht genug? Hätte ich versuchen sollen, mit Ihnen zu flüchten? Was glauben Sie denn, wie weit wir gekommen wären?«

Er blickte starr an mir vorbei.

Erstaunt sah ich ihn an. Noch niemals zuvor hatte ich einen Mann wie ihn gesehen. Seine Augen waren türkisblau ohne eine einzige weiße Stelle darin. Sie schienen unter einem Rauchschleier zu liegen, der ständig in Bewegung war. Dabei konnte dieser Mann nicht blind sein, denn seine Reaktionen und Bewegungen hatten mir deutlich gezeigt, dass er seine Umgebung gut wahrnehmen konnte. Er wandte mir das Gesicht zu. Jetzt glaubte ich, unter dem Türkis winzige Pupillen erkennen zu können, aber ich war mir nicht sicher.

Das Gesicht war schmal und hohlwangig. Die weißen Haare hingen ihm wirr über die Stirn. Sie waren ebenso schmutzig wie das Gesicht, die Hände oder die Kleidung. Dieser Mann schien seit Wochen schon kein Wasser mehr gehabt zu haben, um sich waschen zu können.

Wachen kamen. Sie öffneten die Türen und zerrten den Mann heraus.

»Was machen Sie mit ihm?«, fragte ich, als ich meinen Sitz hinter dem Steuer verlassen hatte.

»Er kommt wieder nach unten«, antwortete einer der Männer. »Wahrscheinlich lässt der Gouverneur ihn erschießen. Auf Fluchtversuch stand bisher immer noch der Tod.«

Der Blaue blickte mich an, und seine Lippen verzogen sich.

»Also nur ein kleiner Aufschub«, sagte er. »Das ist alles, was Sie erreicht haben, Sie Narr.«

Sie schleppten ihn weg.

»War das wirklich nötig?«, fragte Fartuloon.

Ich trat bis an die Kante und zeigte in die Tiefe.

»Und das?«, erkundigte ich mich gelassen. »War es unumgänglich, die Wache nach unten zu schleudern?«

Der Bauchaufschneider kratzte sich das bärtige Kinn.

»Das verstehst du nicht«, entgegnete er. »Dazu bist du noch zu jung.«

*

Der Palast Kaddokos war weitläufig und flach. Die zahllosen, miteinander verbundenen Einzelgebäude schmiegten sich an die gewachsene Felsmauer, die einen wirksamen Schutz gegen die Weststürme bot.

Fartuloon und ich kamen durch einen schmalen Gang in einen Innenhof, der durch ein transparentes Gebilde überdacht wurde. Es glich einem mit Glassit überzogenen Spinnennetz, in das transparente Wappen und Darstellungen von Kampfszenen eingelassen worden waren. Diese Verzierungen und der kostbare Mosaikboden bildeten den einzigen Luxus, den der Gouverneur des Kontinents KevKev sich leistete.

Kaddoko schien ein geiziger Mann zu sein. Mir kam der Verdacht, dass er auf jede Investition verzichtet hatte, weil er hoffte, bald Nachfolger des von ihm ermordeten Agmon zu werden und dann dessen Palast übernehmen zu können.

Zwei Männer, die mit weiten, roten Hosen und engen Blusen bekleidet waren, kamen uns entgegen. Sie erklärten, dass sie den Auftrag hätten, uns unsere Unterkünfte zu zeigen.

Der Bauchaufschneider griff dem Kleineren der beiden nach dem Kragenaufschlag und zog ihn zu sich hin. Er musste zu ihm aufblicken, aber das schien ihn nicht zu stören. Grimmig blickte er ihn an.

»Hoffentlich gibt es bald etwas zu essen«, sagte er mit tiefer Stimme. »Mir wird schon schlecht vor Hunger.«

»Lass mich los, du Fettsack«, befahl der Mann.

Fartuloon streckte seinen rechten Arm aus, ohne sein Opfer freizugeben. Er hielt ihn am gestreckten Arm in der Luft. Dabei war ihm keinerlei Anstrengung anzusehen. Die Demonstration wirkte augenblicklich.

»Ich werde Ihnen etwas bringen, meine Herren«, rief die Wache ächzend.

Fartuloon öffnete die Hand und ließ den Mann zu Boden fallen. Schweigend wartete er, bis der Bedienstete Kaddokos sich wieder erhoben hatte und uns voranging.

»War das klug?«, fragte ich leise.

»Nein – aber notwendig.«

»Das wird sich zeigen.«

Ich war nicht zufrieden mit der Entwicklung des Geschehens. Wir hatten uns mit Kaddoko verbündet und ihm geholfen, seine Spuren zu verwischen, damit niemand erfuhr, dass er der Mörder von Agmon war. Wir hatten ihm zugesagt, ihm zu helfen, der Nachfolger von Agmon zu werden. Daher hätte er uns zuvorkommender behandeln müssen. Wir kamen nicht als irgendwelche Besucher in diesen Palast, sondern als seine Verbündete. Davon aber war nichts zu spüren.

Auf unserem Weg zu den Quartieren beobachteten wir das Treiben im Innenhof. Zahlreiche Gleiter wurden be- und entladen. Händler feilschten mit den Bediensteten. Sie versuchten, Gebrauchsgüter und Waffen an den Mann zu bringen. Ich hatte den Eindruck, dass besonders die Waffen gut verkauft wurden. Vor einem Haus standen einige Mädchen herum und schäkerten mit einigen uniformierten Männern, die ich für Offiziere hielt. Keiner der Männer oder Frauen beachtete uns. Niemand schien sich über unsere Anwesenheit zu wundern.

»Hier ist es«, sagte der von Fartuloon misshandelte Arkonide. Er öffnete uns die Tür zu einem Haus, das zwischen zwei anderen Gebäuden stand. Es hatte zwei große Fenster zum Innenhof. »Ich bringe Ihnen sofort etwas zu essen und zu trinken.«

Wir traten ein, und ich war nicht überrascht, als ich sah, dass wirklich nur das Notwendigste vorhanden war. Der Bauchaufschneider fluchte. Er versetzte einem der beiden Betten einen Fußtritt, gab mir einen Wink und sagte:

»Wir gehen zu Kaddoko.«

Ich war einverstanden. Wir konnten es uns tatsächlich nicht leisten, uns in die Ecke drängen zu lassen. Wenn wir unsere Pläne weiterverfolgen wollten, dann mussten wir Kaddoko rechtzeitig demonstrieren, was er von uns zu halten hatte.

Zusammen mit Fartuloon verließ ich die Unterkunft, die uns angewiesen worden war. Wir durchquerten den Innenhof und betraten das größte und auffälligste Gebäude. Zwei schwerbewaffnete Männer stellten sich uns in den Weg.

»Wohin?«, fragte einer von ihnen knapp. Die beiden hätten Zwillingsbrüder sein können. Ihnen war anzusehen, dass sie einem entpersönlichenden Drill unterworfen gewesen waren. Sie waren zu lebenden Robotern umgeformt worden, die kritiklos taten, was Kaddoko ihnen befahl.

»Der Gouverneur erwartet uns«, antwortete Fartuloon abweisend. »Macht Platz.«

Er trat so selbstsicher auf, dass die beiden Männer zur Seite wichen. Fartuloon ging sofort an ihnen vorbei. Ich folgte ihm über einen Gang, dessen Seiten mit kartographischen Aufzeichnungen bedeckt waren. Ich glaubte, die Umrisse der verschiedenen Kontinente von Jacinther IV erkennen zu können.

Fartuloon öffnete eine der drei Türen, die am Ende des Ganges lagen. Er hatte Glück, denn er wählte die richtige. Als das Schott zur Seite glitt, sah ich den Gouverneur, der inmitten mehrerer seiner Mitarbeiter hockte. Hinter ihnen erhob sich die mit Instrumenten, Monitoren und Kontrollgeräten bedeckte Wand eines Kommunikationszentrums.

Wir vernahmen gerade noch den Rest einer Mitteilung, die einige Aufregung ausgelöst hatte.

»... wiederhole ich, dass der Ökonom Freemush auf dem Nordkontinent Sebentool gelandet ist. Er plant, dort mit Nachforschungen zu beginnen. Wie es heißt, wird er von einer unerwartet starken Streitmacht begleitet. Ich erwähnte noch, dass der Ökonom ...«

Einer der Offiziere drehte den Ton ab, so dass wir die weiteren Worte nicht mehr verstehen konnten. Kaddoko blickte uns zornig an.

»Ich habe sie nicht gerufen«, erklärte er mit schriller Stimme. Sein Mund zuckte. »Und ich verbitte mir, dass Sie hier unangemeldet eindringen.«

Fartuloon tat, als habe er nichts gehört. Er marschierte schnaufend in den Raum.

»Der Ökonom hat also einige kleine Überraschungen für uns bereit«, stellte er mit grollender Stimme fest. »Und Sie, Gouverneur, haben die Absicht, diese Tatsache vor uns zu verschweigen.«

Mit wütender Gebärde schleuderte Kaddoko einige Papiere und Becher vom Tisch. Er sprang auf.

»Sie scheinen vergessen zu haben, wo Sie sind, Fartuloon!«

Mein väterlicher Freund schüttelte den Kopf.

»Wir wissen sehr genau, wo wir sind, und was Sie sind, Kaddoko«, antwortete er. Dabei ging er zu einem anderen Tisch, auf dem mehrere Schalen mit Obst und gebratenem Fleisch standen. Er schnitt sich etwas Fleisch ab und biss herzhaft davon ab. Noch bevor er den Brocken heruntergeschluckt hatte, weiteten sich seine Augen, und sein Gesicht rötete sich. Er spuckte den Bissen wieder aus und schüttelte sich.

»Ich habe Sie für einen kultivierten Mann gehalten«, rief er, »aber ich muss meine Meinung revidieren. Wer einen solchen Koch beschäftigt, kann nur ein Barbar sein.«

»Jetzt ist es aber genug«, sagte Kaddoko. Ich sah, dass seine Hände bebten. Er war außer sich vor Wut. Das konnte auch Fartuloon nicht mehr übersehen. Er ging zu dem Gouverneur und setzte sich vor ihm in einen Sessel.

»Entweder arbeiten wir zusammen, oder Sie bekommen Schwierigkeiten, Kaddoko«, sagte er. »Wählen Sie!«

Der Bauchaufschneider war klein, aber der Gouverneur war noch kleiner. Als Fartuloon vor ihm saß, befanden sich beide Augenpaare in gleicher Höhe, obwohl Kaddoko stand.

»Die Situation hat sich geändert«, erklärte Kaddoko. »Sie wissen es bereits. Der Ökonom ist nicht nur mit einem Raumschiff gekommen, sondern mit einer starken Deckung. Außerdem hat er sich noch nicht bei mir gemeldet. Das ist ein schlechtes Zeichen.«

»Ein sehr schlechtes Zeichen«, bekräftigte Fartuloon. »Er scheint noch nicht zu wissen, dass der bedauernswerte Agmon einem Herzanfall erlegen ist.«

»Das wird er sehr schnell herausfinden.«

Der Gouverneur hatte sich ein wenig beruhigt. Mit sorgenvoll gekrauster Stirn wandte er sich von meinem Freund ab und ging zwischen den Tischen auf und ab, wobei er hin und wieder den Monitorschirmen nachdenkliche Blicke zuwarf. Schließlich fragte er: »Sind Sie sicher, dass alle Spuren verwischt wurden?«

»Niemand wird herausfinden, dass Agmon keines natürlichen Todes gestorben ist«, behauptete Fartuloon. »Selbst mit raffinierter, kriminalistischer Fahndungstechnik wird Freemush nicht aufdecken, dass Sie Agmon ermor...«

»Halten Sie den Mund«, unterbrach Kaddoko ihn heftig.

Fartuloon grinste sardonisch. Er war überzeugt davon, den Gouverneur fest in seiner Hand zu haben. Ich war mir dessen ganz und gar nicht so sicher wie er. Sorgfältig beobachtete ich Kaddoko. Er gefiel mir nicht. Wir befanden uns in seinem Palast, und wir waren inmitten seiner Männer. Hatte Fartuloon vergessen, dass wir für Kaddoko nicht nur Verbündete, sondern auch lästige Zeugen waren?

»Regen wir uns doch nicht unnötig auf«, sagte ich, wobei ich mich bemühte, gelassen zu erscheinen. »Bis jetzt steht überhaupt nicht fest, ob Freemush mit seiner starken Streitmacht auch eingreifen wird. Warten wir erst einmal ab.«

Kaddoko kam zu mir und starrte mich an, als habe er mich vorher noch nie gesehen. Ich las nur Angst in seinem schiefen Gesicht, und ich begriff. Bis vor kurzer Zeit hatte er in dem festen Glauben gelebt, Beauftragter des Großen Imperiums auf Jacinther IV zu werden. Jetzt sah plötzlich alles ganz anders aus. Seine Position war nicht mehr besser als die der anderen Gouverneure, sondern noch schlechter. Und sie wurde aussichtslos, wenn der Ökonom aufdeckte, welche Verbrechen Kaddoko begangen hatte, um das hohe Amt zu erringen.

Schlagartig wurde mir klar, dass wir nicht mehr länger in diesem Palast bleiben durften. Sehr bald würde Kaddoko erkennen, dass er es sich nicht leisten konnte, uns leben zu lassen.

Der Gouverneur zeigte auf die Monitore.

»Er ist mit einer ganzen Flotte gekommen«, erklärte er mit heiserer Stimme. »Diese Macht reicht aus, alles hinwegzufegen, was sich in diesem Sonnensystem befindet. Selbst wenn sich alle Gouverneure zusammentäten, um gegen ihn zu kämpfen, hätten wir nicht die Spur einer Chance.«

»Muss man denn mit militärischer Gewalt gegen ihn angehen?«, fragte ich.

Er starrte aus verkniffenen Augen zu mir auf.

»Bis jetzt ist nichts geschehen«, fuhr ich fort. »Freemush hat Sie nur nicht gleich umarmt. Das ist alles. Soll er doch nachforschen, was geschehen sein mag. Herausfinden wird er genau das, was wir wollen – vorausgesetzt, wir bewahren die Ruhe und behalten die Übersicht.«

Er wandte sich abrupt ab, schüttelte den Kopf und sagte verächtlich: »Ich bin völlig ruhig, und ich übersehe die Lage. Es ist lächerlich, mir zu sagen, ich hätte die Übersicht verloren.«

Ich schwieg, denn ich erkannte, dass Kaddoko keinem Argument zugänglich war. Wir mussten warten, bis er sich wieder beruhigt hatte.