Atlan 220: Der Kreis der Zeit - H.G. Francis - E-Book

Atlan 220: Der Kreis der Zeit E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die - allen voran Imperator Orbanaschol III. - nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen. Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol, den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen. Doch da ist auch noch ein Mann auf Arkon, der, ohne dass Atlan von seiner Existenz weiß, die Sache des Kristallprinzen vertritt. Dieser Mann ist USO-Agent Sinclair M. Kennon. Aus ferner Zukunft wurde er in das alte Arkon verschlagen, wo er dank seiner großen kriminalistischen Fähigkeiten unter dem Namen Lebo Axton einen wichtigen Posten im imperialen Geheimdienst übernehmen konnte. Jetzt will er die Ereignisse zugunsten Orbanaschols manipulieren. Er weiß es noch nicht - aber er bewegt sich im KREIS DER ZEIT ...

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Nr. 220

– ATLAN exklusiv Band 81 –

Der Kreis der Zeit

Sein Ziel ist der Sturz des Usurpators – sein Gegner ist eine Legende

von H. G. Francis

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol, den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Doch da ist auch noch ein Mann auf Arkon, der, ohne dass Atlan von seiner Existenz weiß, die Sache des Kristallprinzen vertritt.

Dieser Mann ist USO-Agent Sinclair M. Kennon. Aus ferner Zukunft wurde er in das alte Arkon verschlagen, wo er dank seiner großen kriminalistischen Fähigkeiten unter dem Namen Lebo Axton einen wichtigen Posten im imperialen Geheimdienst übernehmen konnte.

Die Hauptpersonen des Romans

Lebo Axton-Kennon – Ein Terraner aus der Zukunft in Orbanaschols Diensten.

Kelly – Kennons seltsamer Roboter.

Sorgith Artho – Kennons arkonidischer Assistent.

Mara Bonkal – Eine »Heldin« von Arkon.

Lano – Ein »Werwolf«.

Quertan Merantor

Schon als Leiquon Arkatenbel sich der Jagdhütte näherte, spürte er, dass irgend etwas nicht in Ordnung war. Etwa zehn Meter vom Seeufer entfernt blieb er stehen und blickte sich um.

Alles sah ruhig aus. Nebelschleier umwehten die Mauern der Hertanan-Villa Bonkals. Sie dämpften das Licht der aufgehenden Sonne. Ein paar dunkle Seilkvögel umkreisten den turmartigen Aufbau mit den Antennen, die bis ins All hinauszugreifen schienen.

Über die Wipfel des Waldes hinweg konnte Arkatenbel die obere Rundung des Raumschiffs sehen, das erst vor einigen Tagen von den Werften Arkons gekommen war.

Was hatte Arkatenbel beunruhigt?

Er wusste es nicht zu sagen.

Vorsichtshalber lud er den Jagdstifer durch. Die Waffe verschoss nadelfeine Bolzen, die mit Widerhaken versehen waren. Wenn ein solcher Bolzen in einen Körper eindrang, spreizten sich fünf Nadeln davon ab und bremsten das Geschoss somit schlagartig ab. Dies war die einzige Methode, mit der die Sonnenhirsche erlegt werden konnten, ohne dass es bei ihnen zu einer schockartigen Reaktion kam, durch die das Fleisch ungenießbar wurde.

Sollte sich ein solcher Hirsch in der Nähe versteckt haben, um ihn zu überfallen? So etwas wäre nicht unmöglich gewesen. Auf Kafa war man sich einig, dass diese Tiere über eine gewisse Intelligenz verfügten, und dass sie gerade deshalb so gefährlich waren.

Arkatenbel trat einige Schritte zur Seite und glitt lautlos bis an das Seeufer heran. Von hier aus konnte er die Hütte besser übersehen. Doch da war nichts, was ihm hätte gefährlich werden können.

Er ließ die Waffe sinken.

Allmählich wurde er nervös. Er musste an Bonkal denken. Ihm erging es kaum anders. Die Sabotageakte der letzten Zeit hatten alles durcheinandergebracht. Sie hatten die Ruhe gestört.

Arkatenbel öffnete die Tür der Jagdhütte. Knarrend drehte sie sich in ihren Angeln. Damit überdeckte sie das Geräusch, welches das Wesen verursachte, das hinter dem Berater Bonkals aus dem Wasser stieg.

Es war hochgewachsen und von humanoidem Äußeren. Der unbekleidete Oberkörper war dicht behaart, und auf den breiten Schultern thronte der Kopf eines Raubtiers mit weit vorspringender Schnauze, großen Augen und einem Federbusch, der vom Nacken her über den Kopf hinwegragte.

Das Wesen warf den Halm weg, durch den es geatmet hatte, als es unter Wasser gewesen war. Dabei verursachte es ein leises Geräusch. Arkatenbel fuhr herum.

»Sak, was treibst du hier?«, fragte er überrascht.

Das Wesen antwortete mit einer dumpf grollenden Stimme, die kaum zu verstehen war. Es entblößte die Zähne. Fingerlange Giftstacheln schoben sich durch zwei Zahnlücken nach vorn. Arkatenbel fuhr zurück.

»Du, Sak?« Er schüttelte den Kopf. »Das darf doch nicht wahr sein ...«

Das seltsame Geschöpf duckte sich leicht und schnellte sich knurrend auf den Arkoniden. Dieser riss den Jagdstifer hoch und drückte ab. Der Nadelbolzen fuhr Sak im gleichen Moment ins Herz, als dieser Arkatenbel mit den Giftstacheln die Haut aufriss. Die beiden Gegner trennten sich. Beide taumelten zurück. Sie blickten sich mit geweiteten Augen an, wobei sich beide darüber klar waren, dass sie sich gegenseitig den Todesstoß versetzt hatten.

Der Arkonide versuchte, etwas zu sagen, doch seine zuckenden Lippen entließen nur unverständliche Laute.

Sak stürzte auf die Knie. Er presste die Hände auf die Brust, öffnete den Rachen und biss einige Male wild in die Luft. Dann kippte er vornüber und blieb auf dem Boden liegen.

Arkatenbel schleppte sich noch bis in die Jagdhütte. Hier mühte er sich mit letzter Kraft ab, einen Kurzbericht in ein Aufzeichnungsgerät zu sprechen, aber vergeblich. Die durch das Gift hervorgerufene Lähmung breitete sich so schnell über seinen ganzen Körper aus, dass er nichts mehr erklären konnte.

Der Arkonide starb, ohne Bonkal benachrichtigen zu können.

*

»Haben Sie von Sereylon Markharet gehört?«, fragte Avrael Arrkonta. Er stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen an der Fensterfront seiner Luxuswohnung und blickte auf die Parklandschaft hinaus, die weite Teile des Planeten bedeckte. Von hier aus reichte die Sicht bei klarem Wetter bis fast zum Hügel der Weisen, dem Regierungssitz des Imperators.

»Sereylon Markharet?«, fragte Lebo Axton sinnierend. Er saß in einem Sessel hinter dem Industriellen. Seine kurzen Beine baumelten in der Luft. Hinter ihm stand Robot Kelly. »Markharet? War das nicht der Mann, der die Verwüstung des Planeten Soshol-Trakheer verschuldete?«

Avrael Arrkonta drehte sich überrascht um.

»Der Wissenschaftler experimentierte mit einer Waffe, die er das Kristallschwert nannte. Leider gelang es ihm nie, sie unter Kontrolle zu bekommen. Das sollte späteren Generationen ...«

Lebo Axton brach betroffen ab.

Avrael Arrkonta lachte laut auf.

»Hören Sie auf«, rief er amüsiert. »Mich brauchen Sie doch nicht in dieser Weise zu bluffen, Lebo. Tun Sie mir gegenüber nicht so, als wüssten Sie nicht genau, dass Sereylon Markharet noch gar nicht mit seinen Experimenten begonnen hat. Wieso sprechen Sie in der Vergangenheit von ihm?«

Sinclair Marout Kennon, der unter dem Namen Lebo Axton in einer arkonidischen Zeit lebte, von der er nicht wusste, ob sie für ihn tatsächlich real war, suchte nach Worten. Für einen kurzen Moment war er nicht konzentriert genug gewesen und hatte sich verplappert. Er kannte die arkonidische Geschichte, wie sie jemand kennen konnte, der sich zehntausend Jahre später mit den historischen Begebenheiten befasst. Er wusste, welche herausragenden Ereignisse die historische Entwicklung des arkonidischen Imperiums beeinflusst hatten. Daher war ihm auch bekannt, dass der Wissenschaftler Markharet gefährliche Experimente unternommen hatte, die gescheitert waren. Die Bevölkerung eines ganzen Planeten hatte dabei ein grausiges Ende gefunden.

Als Lebo Axton aber durfte er das noch nicht wissen, und er durfte sich vor allem darüber nicht äußern.

»Ich wollte einen Scherz machen«, erklärte er und rutschte aus dem Sessel. »Ich gehe zu, dass es ein makabrer Scherz war. Selbstverständlich kann niemand schon jetzt sagen, wie die Experimente dieses Markharet verlaufen werden.«

»Das will ich meinen«, entgegnete der Arkonide.

»Warum fragten Sie, Avrael?«

Arrkonta überlegte. Dabei schenkte er Axton ein alkoholisches Getränk ein, von dem sie bereits einige Gläser genossen hatten.

»Nun, Lebo«, eröffnete er dem Kosmokriminalisten endlich. »Einige einflussreiche Freunde sind zusammen mit diesem Markharet an mich herangetreten.«

»Warum? Ich verstehe nicht.«

Arrkonta blickte ihn überrascht an.

»Sie wissen, dass der Planet Soshol-Trakheer mir gehört«, erklärte er und lächelte unmerklich dabei. »Das ist eine Tatsache, die mich vollkommen überrascht hat, wie ich gestehe. Ich habe nicht damit gerechnet, weil darüber bisher nur ein paar meiner Freunde informiert waren. Nun, mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass der arkonidische Geheimdienst sich offenbar um alles kümmert. Sie haben wahrscheinlich meine Akte eingesehen.«

Axton war in der Klemme. Er durfte einerseits nicht diese billige Ausrede suchen, weil Arrkonta sein Freund war. Andererseits konnte er nicht zugeben, dass er von den Ereignissen um den Planeten Soshol-Trakheer wusste, weil er die Zukunft kannte.

»Sie irren sich, Avrael«, erwiderte er behutsam. »Bis jetzt habe ich mir Ihre Akte noch nicht angesehen. Ich vertraue Ihnen und bin überzeugt davon, dass Sie mir auch so sagen werden, was Sie für wichtig halten.«

Nun war der Arkonide verblüfft.

»Aber, wieso ...?«

»Vielleicht darf ich Ihnen das später einmal verraten?« Axton lächelte begütigend. »Sagen Sie mir, was Ihre Freunde von Ihnen wollten.«

Arrkonta trank sein Glas aus.

»Also gut, Lebo. Sie wollten, dass ich Markharet erlaube, seine Experimente auf Soshol-Trakheer durchzuführen. Sie haben mir gesagt, dass diese Arbeiten gefährlich sind. Daher weiß ich nicht, wie ich mich entscheiden soll. Helfen Sie mir.«

Axton-Kennon hatte das Gefühl, von einem Faustschlag in den Magen getroffen zu werden. Bis zu dieser Sekunde hatte er noch nicht einmal andeutungsweise damit gerechnet, mit einer solchen Entscheidung konfrontiert zu werden. Seine Gedanken überschlugen sich, und er hatte nur einen Wunsch, möglichst viel Zeit für seine Antwort zu gewinnen.

Er wusste, dass der Wissenschaftler Markharet mit seinem Kristallschwert scheitern und dass der Planet Soshol-Trakheer untergehen würde.

Das war aus der Sicht des Majors Sinclair Marout Kennon, der für die USO Atlans und das Solare Imperium Perry Rhodans tätig gewesen war, eine geschichtliche Tatsache. Millionen Arkoniden hatten bei dieser Katastrophe den Tod gefunden.

Die Entscheidung über das Schicksal lag plötzlich nicht mehr in den Händen von Avrael Arrkonta. So sah es nur aus. Axton hatte jedoch in den letzten Sekunden die Überzeugung gewonnen, dass der Arkonide den Planet nicht zur Verfügung stellen wollte. Er wollte die Bitte des Wissenschaftlers und seiner Freunde ausschlagen.

Nur einer konnte ihn vermutlich noch umstimmen.

Er selbst. Lebo Axton.

Das war einfach unlogisch.

Es konnte nicht sein.

Wieder einmal fragte Axton sich, ob er in einer realen oder in einer Traumwelt lebte. War er wirklich?

Niemals zuvor war er auf eine derartige Situation gestoßen. Sie erschien ihm absolut ausweglos.

Wenn er Avrael Arrkonta abriet, dann würde der Arkonide die Erlaubnis verweigern. Entschied sich der Industrielle aber gegen die Experimente, dann würden Millionen Arkoniden überleben; dann musste die Geschichte des arkonidischen Imperiums eine andere Entwicklung nehmen. Sie konnte sich so krass von jener unterscheiden, die Axton-Kennon kannte, dass nie ein Solares Imperium entstehen würde.

Soshol-Trakheer musste also untergehen.

Die Entscheidung darüber durfte aber nicht bei ihm, Axton liegen. Sie konnte gar nicht bei ihm liegen, weil er von der Vernichtung des Planeten gewusst hatte, bevor er mit Hilfe der Traummaschine in die arkonidische Vergangenheit gereist war.

Eine derartige Manipulation erschien Axton absolut unmöglich.

»Nun, Lebo?«, fragte Avrael Arrkonta. »Sie schweigen? Warum sagen Sie nichts.«

Der Verwachsene hob abwehrend die Hände.

»Es tut mir leid, dass ich diesen makabren Scherz gemacht habe.«

Arrkonta lachte.

»Nein, das meine ich nicht. Und so billig lasse ich Sie auch nicht davonkommen. Hier und jetzt sollen Sie, mein Freund, mir eine schwere Entscheidung abnehmen. Das ist doch nicht zuviel verlangt, oder? Ich möchte Sie natürlich nicht beleidigen. Ihre Worte haben mir gezeigt, dass Sie über den Inhalt der Experimente informiert sind. Ich mache es daher von Ihnen abhängig, ob Markharet anfangen kann oder nicht.«

»Lassen Sie einen anderen entscheiden, Avrael. Ich bitte Sie darum.«

Der Arkonide lachte erneut.

»Nein, ich habe es mir in den Kopf gesetzt, Sie Schicksal spielen zu lassen.«

»Wenn ich sage, dass Sie Markharet die Genehmigung geben sollen, kann Sie dann noch jemand umstimmen?«

»Nie und nimmer.«

»Dann sagen Sie ja, Avrael.« Axton atmete schwer und keuchend. Er fühlte, dass ihm der Schweiß ausbrach. Das Unmögliche war wirklich geworden. Der Arkonide erhob sich und ging zu seinem Videogerät. Er drückte einige Knöpfe, bis das Bild eines dunkelhaarigen Mannes erschien. Mit gedämpfter Stimme erteilte er ihm einige Befehle und kehrte dann zu seinem Sessel zurück.

»Markharet wird Ihnen auf den Knien danken«, sagte er lächelnd.

Axton hörte diese Worte kaum.

Ihm war eine ungeheuerliche Idee gekommen, die alles auf den Kopf stellte, was seine bisherige Existenz anbetraf. Sie war in ihren Konsequenzen so außerordentlich, dass Axton sie kaum zu durchdenken wagte.

Er gab Robot Kelly einen Wink.

»Komm her, du Missgeburt«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich muss in meine Wohnung.«

»Schon jetzt?«, fragte Arrkonta überrascht. »Ich habe Sie doch nicht beleidigt?«

»Überhaupt nicht, lieber Freund«, erwiderte Axton. »Dennoch bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Ich fühle mich nicht besonders gut.«

»Das sieht man Ihnen allerdings an«, stellte der Arkonide besorgt fest. »Kann ich etwas für Sie tun? Soll ich einen Arzt rufen?«

»Kelly wird mich versorgen. Machen Sie, bitte, keine Umstände.«

Der Verwachsene kletterte auf den Rücken des Roboters, stemmte seine übergroßen Füße in die Haltebügel und klammerte sich an den Schultern fest.

Avrael Arrkonta brachte Axton zur Tür. Er ließ ihn durch drei Bedienstete bis in seine Wohnung begleiten.

Axton legte sich ins Bett, als er allein war. Robot Kelly blieb neben der Ruhestätte stehen.

»Was willst du?«, fragte der Terraner gereizt.

»Nichts«, antwortete Kelly. »Ich bin zufrieden.«

Axton fuhr auf. Schweiß bedeckte seine Stirn.

»Was bist du?«

»Zufrieden.« Kelly neigte sich leicht nach vorn, so dass Axton das Organband sehen konnte, das halb um seinen Schädel führte. »Ich wollte präzise damit ausdrücken, dass ich keine Wünsche habe.«

Der Verwachsene ließ sich in die Kissen zurückfallen.

»Mein lieber Kelly«, sagte er nach einer Weile mit unnatürlich ruhiger Stimme. »Du bist dazu da, mir zu dienen, mich zu beschützen und mir auf gar keinen Fall zu schaden. Begreifst du das?«

»In der Tat. Das sind Dinge, die bereits in meiner Grundprogrammierung festgelegt worden sind.«

Lebo Axton fuhr wie von der Feder geschnellt hoch.

»Und warum hältst du dich nicht an deine Programmierung?«, schrie er wütend. »Warum quälst du mich systematisch?«

Es klickte bedrohlich im Kopf des Roboters.

Der Terraner ließ sich erneut in die Kissen sinken. Besorgt musterte er Kelly.

»Was ist los?«, fragte er.

»Ich habe einige Kurzschlüsse registriert, Meister«, antwortete die Maschine. »Der Schaden wurde bereits wieder behoben.«

»Du hattest einen Dachschaden?«

»Wenn du meine Schädeldecke als Dach bezeichnest, Schätzchen, dann ist diese Formulierung nicht richtig, denn der Schaden lag darunter.«

»Ich geb's auf«, sagte Axton stöhnend. »Warum habe ich dich bloß vom Schrottplatz mitgenommen? Hätte ich dich dort gelassen, dann wärest du jetzt schon längst eingeschmolzen und wenigstens zu einem Gegenstand von einem gewissen Wert verarbeitet worden. So aber ...«

»Du warst hilflos«, erklärte Kelly. »Du brauchtest dringend einen Roboter, der dich ...«

»Ruhe«, brüllte Axton. Sein Hass gegen Roboter brach wieder aus. Kelly hätte nicht erwähnen dürfen, wie hilflos Kennon gewesen war, als er nach dem Sturz durch den Zeitstrom wieder zu sich gekommen war.

Er sprang aus dem Bett, eilte hastig zu einem Sessel, auf dem sein Energiestrahler lag. Er richtete die Waffe dann jedoch nicht auf den Roboter, wie er es impulsiv hatte tun wollen, sondern legte sie wieder zurück. Er beruhigte sich rasch.

»Du hast mein Gespräch mit Avrael Arrkonta gehört«, sagte er. »Er hat mich zu meiner Entscheidung gezwungen. Stimmt das?«

»Diese Feststellung ist richtig.«

»Tu nicht so förmlich. Ich will etwas klären, und dabei möchte ich nicht durch dich abgelenkt werden. Verzichte also auf deine dämlichen Mätzchen. Ich weiß, dass der Planet Soshol-Trakheer untergehen wird. Ich erinnere mich an die Zukunft. Verstehst du das?«

»Nein.«

»Das ist auch nicht ...« Axton brach ab. Das Videogerät sprach an. Er gab Kelly den Befehl, es einzuschalten. Er selbst setzte sich in einen Sessel. Sekunden später erschien das massige Gesicht von Quertan Merantor, dem Geheimdienstchef von Arkon I, auf dem Projektionsfeld. Axton richtete sich unwillkürlich auf.

»Ich muss Sie sofort sprechen«, erklärte der Arkonide. »Kommen Sie in mein Büro.«

Lebo Axton wusste, dass er jetzt höchste Eile an den Tag legen musste. Er kletterte auf den Rücken des Roboters und hieb diesem die geballte Faust auf den Kopf.

»Los, du Esel, lauf schon«, befahl er.

Kelly eilte aus der Wohnung, von der ein kurzer Gang zu einem Gleiterparkeinschnitt erfolgte. Hier stand eine neue Maschine, die Axton erst vor einigen Tagen erworben hatte. Die Erfolge der letzten Zeit hatten ihm beträchtliche finanzielle Mittel und eine neue Wohnung eingebracht.

Obwohl Axton äußerst schnell im Arbeitsraum Merantors erschien, blickte dieser ihn missbilligend an.

»Ich weiß nicht, warum ich mich mit einem Krüppel eingelassen habe«, sagte der Arkonide brutal. »Mir wird schlecht, wenn ich sehe, wie Sie zu mir hereinschleichen.«

Der Verwachsene kannte Quertan Merantor zur Genüge. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, auf diese Bemerkungen einzugehen. Der Geheimdienstchef war cholerisch und von einer schonungslosen Offenheit.

Merantor saß hinter einem kleinen Tisch, auf dem nur eine Akte lag. Sein eigentlicher Arbeitstisch stand einige Meter weiter. Er war mit Papieren, Kommunikationsinstrumenten und Schreibstiften förmlich übersät.

»Können Sie mit Weibern umgehen?«, fragte Merantor überraschend.

»Natürlich«, antwortete Axton gelassen.