Atlan 29: Der Todestest - H.G. Francis - E-Book

Atlan 29: Der Todestest E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Hyperfalle wird getestet - und ein Raumschiff verschwindet Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Mai des Jahres 2408 Standardzeit. Das neue Kosmobiotikum gegen die heimtückische Metamorphose-Seuche, das USO-Agenten auf der Ara-Welt Heyscal im Gon-Tabara-System entdeckten, ist in die Massenproduktion gegangen. Und am 15. des Monats ist es soweit! Das Serum gelangt durch ein Medoschiff des Solaren Imperiums auf dem Planeten Lepso zur Verteilung. Damit tritt auf der von der Seuche heimgesuchten und durch erbitterte Kämpfe schwer erschütterten Freihandelswelt weitgehend wieder Ruhe ein, und die Quarantäne wird aufgehoben. Für die USO-Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon alias Rabal Tradino hat die Aufhebung der Quarantäne unliebsame Konsequenzen. Während Millionen der verschiedenartigsten Lebewesen auf und um Lepso nun erleichtert aufatmen können, beginnt für die beiden Spezialisten eine Zeit quälender Ungewissheit und tödlicher Gefahr. Tekener und Kennon sind Gefangene der Condos Vasac und werden mit unbekanntem Ziel ins All entführt. Ein fanatischer CV-Kommandant ist misstrauisch. Er hält die beiden Terraner für Verräter an der Condos Vasac. Er sucht nach dem letzten Beweis - und ersinnt den TODESTEST ...

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Nr. 29

Der Todestest

Die Hyperfalle wird getestet – und ein Raumschiff verschwindet

von H. G. Francis

Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Mai des Jahres 2408 Standardzeit.

Das neue Kosmobiotikum gegen die heimtückische Metamorphose-Seuche, das USO-Agenten auf der Ara-Welt Heyscal im Gon-Tabara-System entdeckten, ist in die Massenproduktion gegangen. Und am 15. des Monats ist es soweit! Das Serum gelangt durch ein Medoschiff des Solaren Imperiums auf dem Planeten Lepso zur Verteilung.

Damit tritt auf der von der Seuche heimgesuchten und durch erbitterte Kämpfe schwer erschütterten Freihandelswelt weitgehend wieder Ruhe ein, und die Quarantäne wird aufgehoben.

Für die USO-Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon alias Rabal Tradino hat die Aufhebung der Quarantäne unliebsame Konsequenzen. Während Millionen der verschiedenartigsten Lebewesen auf und um Lepso nun erleichtert aufatmen können, beginnt für die beiden Spezialisten eine Zeit quälender Ungewissheit und tödlicher Gefahr.

Die Hauptpersonen des Romans

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Die Spezialisten sollen ihre Loyalität beweisen.

Leafan Ontor – Konstrukteur der Hyperfalle.

Orman Pritt – Ein unfähiger Kommandant.

Te po Tam – Erster Offizier der MONIAK YANCEY.

Suzan Aiyk – Ein Mädchen, das sich mit Robotern beschäftigt.

Atlan

1.

Kommandant Orman Pritt

»Krilt!« Die Stimme bebte vor Zorn und Erregung. »Ich dulde keine Disziplinlosigkeiten an Bord der MONIAK YANCEY. Daran sollten Sie sich inzwischen gewöhnt haben.«

Chris Anders schwenkte seinen Sessel herum und grinste Peter Vay zu, doch dann flogen die Schotte auf. Die beiden Männer griffen überhastet nach ihren Dienstmützen und setzten sie auf.

Ein Mann stolperte rückwärts gehend in die Kommandozentrale. Er fiel prompt über eine Instrumentenkiste und stürzte auf den Boden. Seine Uniform sah aus, als habe er sie schon seit Tagen an. Sie war völlig zerknittert und hatte einen Riss im rechten Hosenbein. Zwei Litzen am Ärmel kennzeichneten den Mann als Decksergeanten.

In der offenen Tür erschien ein ungewöhnlich gutaussehender Mann. Er trug die Uniform des Kommandanten, die in einem so hervorragenden Zustand war, dass der Sergeant dagegen tatsächlich völlig zerlumpt aussah. Das Gesicht des Kommandanten schien eher zu einem Dressman, denn zu einem Raumfahrer zu passen. Es war sehr gut geschnitten, ohne zu hart zu wirken. Die blauen Augen standen in einem lebhaften Kontrast zu den dunklen Augenbrauen und dem tiefschwarzen Haar.

Die Uniform bestand aus einem der edelsten Stoffe, die im Solaren Imperium hergestellt wurden. Sie wurden im allgemeinen nicht für Dienstkleidungen verwendet, weil sie selbst für Repräsentationskleidungen als zu kostspielig galten. An Bord von Raumschiffen verwendete man Anzüge, die nach Gebrauch weggeworfen wurden. Die Uniform des Kommandanten jedoch schien für eine Ewigkeit geschneidert worden zu sein. Das schimmernde Blusenhemd, der verzierte Gürtel und die mit zwei Howalgoniumstreifen versehenen Stiefel passten zu diesem Erscheinungsbild.

Missbilligend blickte Orman Pritt auf die beiden Männer in der Kommandozentrale, die jetzt in nervöser Hast die Uniformjacken zuknöpften. Chris Anders verwechselte die Knöpfe dabei und bot ein recht klägliches Bild, als er vor der Instrumentenbank stand und den Kommandanten militärisch exakt grüßte.

Der Decksergeant raffte sich auf und versuchte, Haltung anzunehmen. Dabei stieß er mit dem Daumen in die rechte Hosentasche und riss sie auf. Erschreckt bemühte er sich, die Hand wieder freizubekommen, und machte den Schaden dabei nur noch schlimmer. Die Hose riss von der Tasche bis zum Knöchel auf, so dass er sich Orman Pritt mit einem nackten Bein präsentierte.

»Das werden Sie mir zu büßen haben, Sergeant«, sagte Pritt. »Ich werde den verantwortlichen Offizier veranlassen, Ihnen eine Wocheneinheit von Ihrem Lohn als Disziplinarstrafe abzusetzen. Es ist eine Unverschämtheit, sich hier in diesem Aufzug sehen zu lassen.«

»Sir«, stammelte der Sergeant, »wenn Sie erlauben, möchte ich bemerken, dass ...!«

»Raus!«

Der Sergeant stolperte bis zum Türschott, blieb stehen und sagte: »Sir, die Kleiderkammer konnte mir keine neuen Sachen geben, weil der Automat nicht funktionierte. Mich trifft also ...«

»Raus«, wiederholte Pritt. »Ihre Gründe interessieren mich nicht. Sie haben sich auf gar keinen Fall in einem so zerlumpten Zustand hier sehen zu lassen.«

»Sir, ich möchte bemerken, dass ich ...«

»Anders, werfen Sie diesen Kerl raus!«, rief Orman Pritt.

»Sir«, entgegnete der Offizier, »Sergeant Krilt trifft in diesem Fall wirklich keine Schuld. Er kam ...«

Wieder unterbrach der Kommandant. Jetzt klang seine Stimme eiskalt.

»Wenn Sie meinen Befehl nicht sofort ausführen, werde ich Sie vor ein Disziplinargericht bringen und Sie wegen Befehlsverweigerung belangen.«

»Sir, dennoch kann ich ...«

Orman Pritt errötete vor Zorn.

»Wollen Sie meutern?«, schrie er.

Chris Anders brauchte den Befehl gar nicht mehr auszuführen. Sergeant Krilt hatte die Zentrale bereits fluchtartig verlassen. Der Kommandant blickte nunmehr auf die falsch zugeknöpfte Uniformjacke des Offiziers. Mit bebenden Händen brachte Anders seine Kleidung in Ordnung. Er atmete auf, als Kommandant Pritt den Raum verließ.

Peter Vay schickte ihm einen Fluch hinterher.

»Man sollte diesem Salonlöwen das Fell versohlen«, sagte er. »Dieser verrückte Schönling macht uns noch alle fertig. Ich schwöre dir, Chris, dies ist mein letzter Flug mit der MONIAK YANCEY.«

»Auf anderen Schiffen verdient man weniger«, antwortete Chris Anders ruhig. Er wandte sich zur Seite, als ein untersetzter Mann eintrat.

»Was war denn hier wieder los?«, fragte Te po Tam, der Erste Offizier. »Orman Pritt macht ein Gesicht, als ginge er zu seiner eigenen Hinrichtung.«

*

Orman Pritt kämpfte seinen Zorn mühsam nieder, indem er sich bemühte, die Gedanken an seine Mannschaft und die Offiziere abzuschütteln. Er wandte sich angenehmeren Dingen zu.

Seine Gestalt straffte sich, als er im Antigravschacht, der durch die Mittelachse des walzenförmigen Raumschiffes führte, den Gesellschaftsräumen entgegenglitt. Sorgfältig überprüfte er den Sitz seiner Uniform, der Kommandantenmütze und vor allem des Waffengürtels. Er nahm seinen howalgoniumverzierten Energiestrahler aus dem Halfter und entfernte einige Staubkörnchen, die an der Abstrahlkammer hafteten. Dann verließ er den Schacht und durchquerte eine kleine Halle, wobei er einige Damen grüßte, die vor einem Aquarium standen und plauderten.

Als er den Speisesaal betrat, begann die Robotkapelle den Reedereimarsch zu spielen. Der Chef des Restaurants dämpfte das Licht und ließ sogleich einen Scheinwerfer auf den Kommandanten richten. Der Lichtkegel begleitete ihn bis zum Podium vor der Kapelle. Unter einem mit Blumen und Girlanden geschmückten Kronleuchter blieb Pritt stehen. Er lächelte und verneigte sich, um sich für den Begrüßungsapplaus zu bedanken.

»Meine sehr verehrten Damen und Herren«, begann er, ohne jedoch den Beifall unterbrechen zu können. Der Direktor der I. Luxusklasse kam und reichte ihm ein Mikrophon.

Der Kommandant machte jedoch noch keine Anstalten, mit seiner Ansprache zu beginnen. Er blickte sich im Saal um. Die meisten seiner Gäste stammten von der Erde. In einem Seitenabteil saß ein Ololoaner, ein Wesen, das mehr einem hundertfünfzig Kilogramm schweren Frosch als einem Menschen glich. Unmittelbar neben ihm hatte ein rumalisches Ehepaar Platz genommen. Mitten zwischen den humanoiden Reisenden hockte ein korkenzieherförmiger Arkark auf dem Tisch und tauchte seine Riechfinger in ein Duftglas. Er schien weitaus mehr Interesse für die vier Ertruser zu haben, die zwei Tische neben ihm speisten, als für den Kommandanten. Die Umweltangepassten machten sich mit einem wahren Feuereifer über ein riesiges Stück Fleisch her. Sie verschlangen mit jedem Biss ungefähr soviel, wie ein ausgewachsener Terraner täglich zu sich nahm. Unter der Decke schwebte ein vielfach gezackter Alpho und blickte mit verwunderten Augen auf die Ertruser herab. Dieses Wesen, das trotz seiner Größe nur mikroskopisch kleine Mengen für seine Ernährung benötigte, zermarterte sich vermutlich sein Hirn in dem Bemühen, die Fresslust der Ertruser zu begreifen.

»Meine Damen und Herren«, begann Kommandant Orman Pritt abermals. Er wartete, bis es ruhiger wurde. Dabei registrierte er, dass ihn zahlreiche Damen mit glänzenden Augen anstarrten. Er empfand es als durchaus nicht ungewöhnlich, dass ihm eine spürbare Verehrung entgegenschlug. In seinem Büro trafen täglich acht bis zwölf Briefe von Damen ein, die ihn dringend in einer privaten Angelegenheit sprechen wollten. In der Wahrnehmung dieser Pflichten war er ganz besonders eifrig.

»Meine sehr verehrten Damen und Herren«, sagte er. »Ich bedaure es außerordentlich, Sie erst jetzt, zwei Tage nach unserem Start von der Erde, begrüßen zu können. Die Aufgaben eines verantwortungsbewussten Kommandanten sind leider äußerst umfangreich. Um dieses Versäumnis wettzumachen, habe ich mir für dieses erste Galaessen etwas Besonderes einfallen lassen. Wir wollen ...«

Abermals wurde er von Beifall unterbrochen. In gut gespielter Bescheidenheit hob Pritt die Hände.

»Wir sind fest entschlossen, schon dieses erste große Essen zu einem ganz besonderen Erlebnis für Sie werden zu lassen!«, rief er. »Wir wollen ...«

Einer der fünf Roboter hinter ihm begann auf seinem Instrument zu spielen. Es klang, als ob er kicherte. Kommandant Pritt drehte sich verwirrt um. Das Kichern steigerte sich zu einem boshaften Gelächter. Im Saal wurde es unruhig. Der Roboter begann zu kreischen. Er hüpfte auf der Stelle, hob mal das linke, mal das rechte Bein und drehte sich im Kreis.

Der Direktor der I. Luxusklasse eilte betroffen herbei.

Er kam zu spät.

Der Roboter sprang plötzlich schräg in die Höhe. Er flog bis dicht unter die Decke, prallte dort mit der Aufhängung des Kronleuchters zusammen, löste einen Kurzschluss aus und überschlug sich. Der Kronleuchter krachte von der Decke herab und fiel über den Kommandanten, blieb jedoch an seinen Hüften hängen. Girlanden, Blumen und platzende Leuchtbirnen umgaben Pritt.

Der Roboter sauste sich überschlagend auf die Kante des Tisches herab, auf dem der Direktor der I. Luxusklasse die kalten Gerichte aufgestellt hatte. Der Tisch flog ruckartig hoch. Teller und Schüsseln wirbelten durch die Luft und trafen den Kommandanten, bevor dieser sich aus dem Kronleuchter befreien konnte. Nun kamen zu den Girlanden und Blumen noch Speisen aller Art mit Saucen und Mayonnaisen verschiedenster Farben hinzu.

Die Gäste, die zunächst geschwiegen hatten, brachen in ein schallendes Gelächter aus.

Die anderen vier Roboter begannen ebenfalls zu spielen. Doch ertönte keine anspruchsvolle Unterhaltungsmusik, sondern ein unbeschreibliches Gejaule.

Kommandant Orman Pritt versuchte wütend, sich aus dem Kronleuchter zu befreien. Es gelang ihm jedoch nicht.

»Aufhören!«, kreischte er. »Die Roboter sollen still sein.«

Schlagartig verstummte die Lärmorgie. Dafür schaltete sich die automatische Löschanlage ein und verwandelte die Szene in ein Wasser-Schaumbad.

*

Der Neu-Arkonide begrüßte Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon mit einem verbindlichen Lächeln.

Der Kommandant der SHOTAN-TA, der Akone Weyt Pan Nitairos, der die beiden Männer zunächst in der Offiziersmesse empfangen hatte, trat zurück und sagte: »Darf ich Sie mit Leafan Ontor bekannt machen? Er wird sich, Ihrer annehmen.«

Er verabschiedete sich mit einer Kopfbewegung und verließ den Raum. Die beiden Terraner blieben mit dem schwächlich aussehenden Mann allein. Sie musterten den Neu-Arkoniden, der zu einem Automaten ging und sich ein Getränk abzapfte.

Leafan Ontor war groß und hager. Er bewegte sich geziert und geckenhaft. Jede Geste schien nur auf gesellschaftliche Wirkung bedacht zu sein. Das Haar schimmerte silbern und legte sich eng an den Kopf. Das asketische Gesicht war bleich und wirkte leer. Ontor trug einen weiten Umhang, der nicht erkennen ließ, ob er bewaffnet war.

Leafan Ontor hätte in das Vorstellungsbild des dekadenten Arkoniden gepasst, wenn seine Augen nicht in einem so lebhaften Widerspruch zu seiner Erscheinung gestanden hätten. Sie waren groß und fast ohne Farbe.

Diese Augen offenbarten, dass Ontor ein Mann von ungewöhnlicher Vitalität und Entschlossenheit war. In ihm stand ihnen ein äußerst gefährlicher Gegner gegenüber. Sein wachsamer Geist würde sich nur schwerlich täuschen lassen. Darüber konnte auch das verbindliche Gehabe nicht hinwegtäuschen.

Der Neu-Arkonide kehrte zu den beiden Terranern zurück und blieb vor ihnen stehen. Er trank mit gezierter Geste, stellte den Becher auf einem Tisch ab und sagte:

»Ich freue mich wirklich, dass wir Sie an Bord der SHOTAN-TA aufnehmen konnten, meine Herren. Hier werden Sie kaum die Möglichkeit zu irgendwelchen Tricks und Täuschungsmanövern haben. Um es gleich zu sagen, Mr. Tekener und Mr. Tradino, wenn ich hier allein zu bestimmen hätte, dann würde ich Sie sofort hinrichten lassen.«

Ronald Tekener, the Smiler, verzog die Lippen zu jenem drohenden Lächeln, das ihn in der Galaxis berühmt gemacht hatte. Es schien, als könne Tekener den Neu-Arkoniden für einen Moment irritieren. Leafan Ontor wich etwas zurück, fing sich jedoch gleich wieder, da er sich sagen mochte, dass die beiden Terraner sich in seiner Gewalt befanden.

Nachdem sie auf Lepso verhaftet worden waren, hatte ein Sicherheitskommando sie mit einem Beiboot auf die SHOTAN-TA gebracht. Das akonische Großkampfschiff hatte nur auf den Augenblick gewartet, in dem die Quarantäne über den Freihandelsplaneten aufgehoben wurde.

Leafan Ontor lachte kurz auf.

»Ihr Ränkespiel ist jetzt zu Ende«, fuhr er fort. »Wir haben Beweise dafür, dass Sie nicht für, sondern gegen die Condos Vasac gearbeitet haben. Sie sind ein Feind unserer Organisation!«

Ronald Tekener verstärkte sein Lächeln. Er schüttelte den Kopf.

»Sie machen ganz den Eindruck eines Mannes auf mich, der Wunder vollbringen kann«, spöttelte er. »Gehen Sie jetzt jedoch nicht ein wenig zu weit? Es wird Ihnen schwerfallen, Beweise für etwas zu erbringen, das nicht existent ist. Ich habe andere Dinge zu tun, als Ihre Organisation zu bekämpfen. Sie scheinen zu vergessen, dass ich Geschäftsmann bin.«

Leafan Ontor nahm den Becher wieder auf, trank einen Schluck, ging zum Abfallschacht, blickte Tekener ironisch an und ließ das Gefäß fallen.

»Ihre Behauptung, Sie hätten die Informationen Tschen Baharks nur aus materiellen Gründen erjagt, ist einfach lächerlich«, sagte er. »Gewiss, Sie sind Geschäftsmann, Tekener, aber das, was auf Lepso geschehen ist, passt einfach nicht zu Ihrem sonstigen Geschäftsgebaren.«

»Auf Lepso herrschten Zustände, die ihresgleichen suchen«, winkte Tekener ab. »In solch chaotischen Verhältnissen legt man andere Maßstäbe an und handelt anders als sonst.«

Tekener hatte Mühe, seine Bestürzung zu verbergen. Er merkte, dass auch Kennon alias Tradino höchst beunruhigt war. Es sah so aus, als sei ihr gewagtes Spiel endgültig verloren. Es schien, als habe man ihre Doppelrolle, die sie im Interesse der USO gespielt hatten, nunmehr durchschaut. Es wäre sinnlos gewesen, sich jetzt zu verteidigen. Jedes weitere Wort wäre gefährlich gewesen. Sie wussten nicht, ob die Condos Vasac nicht doch über Informationen verfügte, die sie demaskierten.

Leafan Ontor erwies sich als ein äußerst gefährlicher Gegner. Sein Verhalten verriet, dass er sich seiner Sache sehr sicher war. Spielte er jetzt nur noch mit ihnen? Wollte er die Situation auskosten?

Ronald Tekener ging um einen der Tische herum und entnahm sich ebenfalls etwas zu trinken aus dem Automaten. Kennon setzte sich in einen der Sessel und stützte die Füße auf die Sitzkante eines zweiten. Er lächelte und schüttelte den Kopf, als könne er das Verhalten des Neu-Arkoniden nicht verstehen.

»Na gut«, sagte Tekener in einem Ton, als anerkenne er die Beschuldigungen Ontors höchstens als Vorgeplänkel zu einem geschäftlichen Gespräch, bei dem der andere möglichst gute Konditionen herausschlagen wollte. »Nachdem Sie nunmehr versucht haben, uns mit diesen haltlosen Beschuldigungen einzuschüchtern, können wir wohl endlich zur Sache kommen.«

»Sie irren, Mr. Tekener«, entgegnete Ontor. »Es geht mir hier ganz und gar nicht um eine Einschüchterung. Vielleicht sind Sie es von Ihren mehr oder minder betrügerischen Transaktionen her gewohnt, so zu taktieren, ich aber gehe nicht so vor.«

»So spricht ein Gauner«, spottete Tekener. Er trank lässig, ging zum Müllschlucker und ahmte die gezierten Bewegungen des Neu-Arkoniden nach. »Sprechen Sie weiter, Ontor. Oder haben Sie nichts mehr zu sagen?«

Wenn der Neu-Arkonide sich über den unverhohlenen Spott des Terraners ärgerte, so zeigte er es nicht.

»Ich würde Sie auf der Stelle hinrichten lassen ...«, begann er.

»Sie wiederholen sich«, unterbrach ihn Tekener.

Mit drei schnellen Schritten kam Ontor zu Tekener. Er blickte ihm starr in die Augen.

»Leider verlangt man von mir, dass ich Sie auf die Probe stelle, obwohl ich das für überflüssig halte. Für mich ist längst erwiesen, dass Sie ein Verräter sind. In den vergangenen Wochen und Monaten gab es zu viele Fehlschläge und Pannen für uns. Erstaunlicherweise waren Sie und Ihr Freund Tradino immer an diesen gescheiterten Aktionen beteiligt.«

Leichte Erschütterungen liefen durch das Großkampfschiff. Der Boden schien unter ihren Füßen zu schwanken. Das Schiff startete. Es verließ den Freihandelsplaneten Lepso.

Leafan Ontor verzog die Lippen zu einem boshaften Lächeln.

»Ich habe von der Lenkzentrale den Auftrag erhalten, Sie und Ihren Freund einer Prüfung zu unterziehen, die uns ganz klare Aufschlüsse über Sie und Ihren Freund geben wird«, sagte er. »Bald wird sich zeigen, wie loyal Sie und er der CV gegenüber eingestellt sind.«

Ronald Tekener zuckte mit gleichmütig wirkender Geste die Achseln.

»Na und?«, fragte er. »Wenn Sie glauben, Ihre offenbar etwas hysterische Lenkzentrale damit beruhigen zu können, dann prüfen Sie uns.«