Atlan 342: Die Gesichtslosen - H.G. Francis - E-Book

Atlan 342: Die Gesichtslosen E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Erde ist wieder einmal davongekommen. Pthor, das Stück von Atlantis, dessen zum Angriff bereitstehende Horden Terra überfallen sollten, hat sich dank Atlans und Razamons Eingreifen wieder in die unbekannten Dimensionen zurückgezogen, aus denen der Kontinent des Schreckens urplötzlich materialisiert war. Atlan und Razamon, die die Bedrohung von Terra nahmen, gelang es allerdings nicht, Pthor vor dem neuen Start zu verlassen. Der ungebetene Besucher ging wieder auf die Reise durch Zeit und Raum - auf eine Reise, von der niemand ahnt, wo sie eines Tages enden soll. Doch nicht für lange! Der überraschende Zusammenstoß im Nichts zwischen den Dimensionen führte dazu, dass der "Dimensionsfahrstuhl" Pthor sich nicht länger im Hyperraum halten konnte, sondern zur Rückkehr in das normale Raum-Zeit-Kontinuum gezwungen wurde. Und so geschieht es, dass Pthor auf Loors, dem Planeten der Brangeln, niedergeht, nachdem der Kontinent eine Bahn von Tod und Vernichtung über die "Ebene der Krieger" gezogen hat. Natürlich ist dieses Ereignis nicht unbemerkt geblieben. Sperco, der Tyrann der Galaxis Wolcion, schickt seine Diener aus, die nach dem Rechten sehen sollen. Diese Diener sind DIE GESICHTSLOSEN ...

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Nr. 342

Die Gesichtslosen

Sie sind die Diener Spercos, des Tyrannen

von H. G. Francis

Die Erde ist wieder einmal davongekommen. Pthor, das Stück von Atlantis, dessen zum Angriff bereitstehende Horden Terra überfallen sollten, hat sich dank Atlans und Razamons Eingreifen wieder in die unbekannten Dimensionen zurückgezogen, aus denen der Kontinent des Schreckens urplötzlich materialisiert war.

Atlan und Razamon, die die Bedrohung von Terra nahmen, gelang es allerdings nicht, Pthor vor dem neuen Start zu verlassen. Der ungebetene Besucher ging wieder auf die Reise durch Zeit und Raum – auf eine Reise, von der niemand ahnt, wo sie eines Tages enden soll.

Doch nicht für lange!

Der überraschende Zusammenstoß im Nichts zwischen den Dimensionen führte dazu, dass der »Dimensionsfahrstuhl« Pthor sich nicht länger im Hyperraum halten konnte, sondern zur Rückkehr in das normale Raum-Zeit-Kontinuum gezwungen wurde.

Und so geschieht es, dass Pthor auf Loors, dem Planeten der Brangeln, niedergeht, nachdem der Kontinent eine Bahn von Tod und Vernichtung über die »Ebene der Krieger« gezogen hat.

Die Hauptpersonen des Romans

Karthau und Socco – Besatzungsmitglieder der TREUE.

Atlan – Der Arkonide nimmt Kontakt mit den Spercoiden auf.

Razamon, Thalia und Kolphyr – Atlans Gefährten.

Sigurd, Balduur und Heimdall – Odins Söhne reden mit ihren Untertanen.

1.

Der Impuls traf ihn mit schmerzhafter Wucht.

Karthau fuhr aus seiner gebeugten Haltung hoch, als habe ihm jemand die Faust in den Rücken geschlagen. Er stieß einen Schrei aus, der die aufgestaute Luft aus seinen Lungen trieb, griff nach seiner Lanze und blickte sich kampfbereit um.

Da er niemanden sah, machte er einen Schritt nach vorn, um die Halle besser überblicken zu können, in der er sich befand. Er schrie abermals auf. Sein extrapyramidales Nervensystem war noch nicht ausreichend aktiviert. Es war nicht in der Lage, die Muskelbewegungen richtig zu koordinieren.

Karthau stürzte der Länge nach hin. Scheppernd hüpfte sein Helm über den Boden der Halle, prallte gegen eine Säule und blieb liegen. Er stemmte seine Hände gegen den Boden, doch es gelang ihm nicht, das Spiel seiner Muskeln so aufeinander abzustimmen, dass er sich aufrichten konnte.

Unartikulierte Laute kamen über seine bärtigen Lippen.

Er hob den Kopf und atmete mehrere Male tief durch. Der Bach, der mitten durch die Höhle floss, strömte einen süßlichen Geruch aus. Dieser verriet dem Gepanzerten, dass die Zerradawochen angebrochen waren.

Er schnaufte, schloss die Augen und bemühte sich, das quälende Durstgefühl zu überwinden. Es gelang ihm nicht. Der Wunsch, aus dem Bach zu trinken, wurde immer größer. Schließlich wurde er übermächtig, und Karthau kroch wie eine große Krabbe über den Boden bis zum Bach. Dieser bewegte sich durch eine sorgfältig bearbeitete Rinne, die etwa anderthalb Meter tief war.

Enttäuscht blickte Karthau auf das Wasser. Es stand nur etwa eine Handbreit hoch und lag damit so tief unter ihm, dass er es mit den Händen nicht erreichen konnte. Ihm blieb keine andere Wahl. Er kroch weiter, bis er in die Rinne kippte.

Enttäuscht schrie er auf, als er sich im Fall überschlug und auf dem Rücken landete. Das Wasser floss an ihm vorbei, aber trinken konnte er noch nicht. Er strampelte mit den Beinen und schlug hilflos mit den Armen, bis er sich endlich soweit herumgeworfen hatte, dass seine Lippen das Wasser erreichten. Er trank gierig, bis ihm schwarz vor Augen wurde, und er erkannte, dass er dabei war, sich selbst zu ertränken. Schnaufend drehte er den Kopf zur Seite und begann, über seine Lage nachzudenken.

Ein Impuls hatte ihn geweckt.

Das bedeutete, dass eine Frequenzgleiche vorhanden war.

Irgendwo auf Loors befand sich also ein Wesen, das eine Strukturähnlichkeit mit ihm hatte.

Die Erkenntnis war so überraschend für Karthau, dass er sich ruckartig aufrichtete. Er streckte seine spindeldürren Arme aus, krallte die Finger in den marmorähnlichen Stein und kletterte aus dem Bach. Ihn störte nicht, dass er völlig durchnässt war, denn die Luft war warm und angenehm.

Sein Nervensystem arbeitete auch jetzt noch nicht fehlerfrei. Dennoch gelang es ihm, zu seinem Helm zu eilen, diesen aufzunehmen und über den Kopf zu stülpen. Dann packte er seinen Kinnbart mit beiden Händen und strich ihn solange nach unten, bis er einem gebogenen Dorn glich. In gleicher Weise verfuhr er mit seinem Lippenbart, den er mit den Zeigefingern umschlang und zu beiden Seiten hin ausstrich.

Dann nahm er seine Lanze auf, die etwa drei Meter lang war und ihn um knapp fünfzig Zentimeter überragte. Prüfend ließ er seine Finger über die Schneiden der Spitze gleiten. Sie waren leicht angerostet, doch dieser Makel ließ sich schnell beheben. Karthau nahm einen Stein vom Boden auf und schliff den Rost ab.

Dann stieg er in seine Stiefel, die an der Spitze stark aufgewölbt und mit halbmondförmigen Dornen besetzt waren.

»Ich bin kampfbereit«, rief er, mühsam die Laute formend. »Was kann ich für dich tun?«

Zu seiner großen Enttäuschung blieb eine Antwort aus. Er bohrte sich die Zeigefinger in die Ohren und spreizte die Ohrmuscheln danach weit ab. Es knackte vernehmbar in seinen Gehörgängen. Nun vernahm er das Plätschern des Baches, aber keine Stimme, die zu ihm sprach.

»Geduld, Geduld«, sagte er. »Der Frequenzgleiche hat ein Recht darauf, mit seiner Überraschung erst einmal fertig zu werden.«

Karthau schritt langsam aus. Dabei stützte er den Schaft seiner Lanze auf den Boden, weil er sich noch nicht ganz sicher auf den Beinen fühlte. Er erreichte eine Tür aus massivem Stahl. Sie war verrostet, und der Riegel saß so fest, dass Karthau ihn nicht mit den Händen lösen konnte.

Er neigte den Kopf und blickte auf seine Schuhe herab.

»Was sagt ihr dazu?«, fragte er, wartete einige Sekunden, als erwarte er eine Antwort, und fuhr dann fort: »Richtig. Es ist eine verdammt lange Zeit vergangen, seit ich diese Tür verschlossen habe. Kein Wunder, dass mein Rücken so krumm ist wie eine alte, verdorrte Lorr-Wurzel.«

Ächzend und stöhnend bog er die Schultern zurück und richtete sich noch weiter auf, bis er das Gefühl hatte, wirklich gerade zu stehen.

»Doch wir haben keine Zeit, darüber nachzudenken, Freunde. Wir müssen die Tür öffnen. Später können wir uns mit unseren eigenen Problemen beschäftigen. Der Frequenzgleiche ruft, und er hat ein Anrecht darauf, dass ich darauf reagiere. Schließlich gibt es noch so etwas wie Anstand, Pflicht, Ehre und Verantwortungsgefühl.«

Er lauschte den letzten Worten nach, und nickte dann, weil er mit sich und seinem Ausspruch zufrieden war. Er setzte den Schaft der Lanze an den Türriegel, um ihn als Hebel zu benutzen. Nachdem er einige Male abgerutscht war, fasste er endlich, und der Riegel sprang zur Seite.

»Na also«, sagte Karthau und stieß die Tür auf. Knarrend drehte sie sich in ihren Angeln. Dahinter öffnete sich ein Gang, der in den Fels gehauen war. An der Decke befanden sich einige Leuchtelemente. Durch die Tür aktiviert, flammten sie auf und spendeten Licht.

Karthau schloss geblendet die Augen. Einige Schlangen und Stachelhäuter flüchteten vor ihm den Gang entlang. Der Schläfer schlug sich die flache Hand gegen den Brustpanzer, rückte den bizarr geformten Helm zurecht und schritt in den Gang hinein.

Aus einem Spalt schoss eine armlange Schlange hervor. Sie griff ihn an und versuchte, ihm die Zähne in die Beine zu schlagen. Karthau schien sie nicht zu beachten, doch seine Fußspitze traf die Schlange mit der Präzision einer positronisch gesteuerten Maschine. Der halbmondförmige Dorn durchtrennte das Reptil und tötete es.

Karthau erreichte das Ende des Ganges. Er war durch Büsche und einige Felssteine verschlossen. Mit dem Schaft der Lanze stieß er sie nach außen. Dann trat er in das Dämmerlicht hinaus und blinzelte in die untergehende Sonne.

»Ein guter Anfang«, sagte er. »Es wäre mir nicht recht gewesen, wenn ich meine Augen gleich an grelles Sonnenlicht hätte gewöhnen müssen.«

Vor ihm lag eine hügelige Landschaft, die sich bis zum Horizont dehnte. Auf einigen der Hügeln erhoben sich Bäume und Büsche. Von ihnen ging ein betäubender Duft aus. In den Senken äste Wild. Es waren zumeist plump wirkende Vierbeiner.

Karthau rammte den Schaft der Lanze in den Boden und rieb sich die Hände, um sie zu wärmen. Sein Magen knurrte vernehmlich.

»Also – dann«, sagte er, nahm die Lanze wieder auf und eilte geduckt auf die nächste Herde zu. Der Wind strich ihm entgegen, so dass er nicht zu befürchten brauchte, sich durch den Geruch zu verraten. Er kam bis etwa einhundert Meter an die Tiere heran. Dann richtete er sich auf, legte die Lanze über die Schulter und zielte mit der Metallspitze auf eines der Tiere.

»Nun los doch«, sagte er ungeduldig.

Ein nadelfeiner Energiestrahl von etwa zehn Zentimetern Länge schoss aus der aufglühenden Spitze hervor und durchbohrte das Wild. Es brach zusammen. Die anderen Tiere flüchteten.

Karthau klopfte lobend mit den Fingern gegen die Lanze, setzte sie ab und marschierte auf die Beute zu. Als er sie erreicht hatte, weidete er sie aus, schälte sie ab und briet sie über einem Holzfeuer auf einem rasch zusammengebauten Gestell. Das erlegte Wild hätte eine ausreichende Mahlzeit für zehn Terraner von gleicher Statur ergeben. Karthau verzehrte es allein und nagte auch die Knochen noch ab, bis keine Fleischfaser mehr daran war. Nun wölbte sich ein kugelrunder Bauch unter dem Brustpanzer hervor. Er öffnete seine Hose, um den Druck auf seinen Bauch zu verringern. Dann erhob er sich, schüttelte seine spindeldürren Beine aus, um die Müdigkeit daraus zu vertreiben, und schritt in das Land hinaus.

Die Sonne war mittlerweile untergegangen. Aber das störte ihn nicht. Er war nachtsichtig.

Einige Male blieb er auf den Kuppen der Hügel stehen, schloss die Augen und lauschte.

Er wartete darauf, dass der Frequenzgleiche sich wieder melden würde. Zunächst vergeblich.

Erst als einige Stunden verstrichen waren, erreichte ihn ein erneuter Impuls. Er kam so überraschend und so heftig, dass Karthaus Nervensystem erneut versagte. Der Gepanzerte stolperte und fiel der Länge nach hin.

Er blieb liegen und konzentrierte sich. Ihn interessierte die Fehlsteuerung nicht, jedenfalls vorerst nicht. Er wusste, dass er später noch Zeit genug haben würde, über dieses kybernetische Problem nachzudenken. Jetzt wollte er lediglich wissen, von wem der Impuls kam, was er bedeutete, und wer der Frequenzgleiche war.

*

Ein Lichtstreifen schoss aus dem Nachthimmel herab, glitt schwankend über die Wipfel der Bäume hinweg und stürzte sich kaum hundert Meter von Atlan entfernt auf den Boden.

Überrascht richtete sich der Arkonide auf dem Rücken seines Spyten auf, der ebenso wie die anderen drei ruhig lief. Er sah, dass ein kleines Tier im Lichtschein hockte und mit angstgeweiteten Augen nach oben blickte. Im nächsten Augenblick erlosch das Licht, und der Todesschrei eines Tieres hallte durch die Nacht.

»Die Glühwürmchen scheinen hier unangenehm groß zu sein«, sagte Razamon, der auf Dognar hinter ihm ritt. »Hoffentlich entwickeln die nicht auch Appetit auf uns.«

Atlan drehte sich zu ihm um. Der Spyte blieb stehen und suchte schnaufend den Boden nach etwas Fressbarem ab.

»Wir könnten eine Ruhepause einlegen«, schlug er vor.

»Lieber nicht«, erwiderte Thalia. »Hier scheint es nicht ganz geheuer zu sein.«

»Ich brauche keine Pause«, bemerkte Kolphyr.

»Wie ihr wollt«, sagte Atlan. Er stemmte seinem Reittier die Hacken in die Seiten, um es anzutreiben. Willig trottete es weiter. Die Spyten wirkten keineswegs erschöpft, obwohl sie seit Stunden durch unwegsames Gelände gestürmt waren. Eine Bodenerschütterung hatte sie aufgescheucht und zu zügelloser Flucht veranlasst. Atlan, Razamon, Thalia und Kolphyr war es danach nicht gelungen, sie zu halten.

Der Arkonide war froh, dass die Reitspyten sich jetzt ruhig verhielten. Der Ritt durch die Wildnis hatte ihn mehr angestrengt als die Tiere.

Stundenlang bewegte sich die Gruppe nun durch das Gelände, ohne sich über das Ziel klar zu sein. Die Spyten wussten offenbar genau, wohin sie wollten. Einige Male versuchte Atlan, sie in eine andere Richtung zu lenken, aber immer wieder wandten sie sich nach Westen zu. Atlan und seinen Begleitern blieb also keine Wahl.

Einige Male versuchte Atlan, sie anzuhalten, aber die Spyten reagierten nicht.

Erst als die Sonne aufging, waren sie mit einer Pause einverstanden. Der Arkonide und seine Begleiter erreichten eine weite, hügelige Ebene, die sich bis zum Horizont dehnte. An einem Wäldchen schlängelte sich ein Bach vorbei. Atlan versuchte, Kerall, das Tier, auf dem er ritt, dorthin zu lenken. Der Spyte gehorchte.

»Endlich«, sagte Thalia, die nun doch erschöpft war. »Ich habe Hunger und Durst.«

Kolphyr stieß einen Schrei aus. »Ich sehe etwas«, rief er. »Dort zwischen den beiden Hügeln.«

Er schlug Mierjot, seinem Tier, eine Faust in den Nacken. Der Spyte rannte schnaubend los.

Als Kolphyr etwa fünfzig Meter weit gekommen war, verschwand er plötzlich.

Atlan, Razamon und Thalia schrien unwillkürlich auf. Sie hatten ihn mit ihren Blicken verfolgt.

»Wo ist er?«, rief die Tochter Odins. »Er kann doch nicht einfach weg sein.«

»Ist er aber«, entgegnete Razamon, der nicht weniger verwirrt war als sie.

Atlan sprang vom Rücken seines Spyten und eilte, gefolgt von den anderen, auf der Spur Mierjots hinter Kolphyr her. Deutlich konnte er die Eindrücke auf dem Boden erkennen. Alles sah ganz normal aus. An der Stelle aber, an der der Bera verschwunden war, hörte auch die Spur auf.

»Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben«, sagte der Atlanter. »So etwas gibt es doch gar nicht.«

»Woher sollen wir wissen, was es auf diesem Planeten alles gibt?«, fragte Atlan. Fieberhaft suchte er nach einer Antwort auf die Fragen, die sich ihnen stellten. Er fühlte, dass Kolphyr in Gefahr war, und dass es darauf ankam, ihm möglichst schnell zu helfen.

»Ich reite hinter ihm her«, sagte Thalia und trieb ihren Spyten auf die Stelle zu, an der die Spur endete.

Atlan stellte sich ihr in den Weg.

»Das ist doch sinnlos«, sagte er. »Wir haben alle nichts davon, wenn du dich auch in Luft auflöst.«

»Kolphyr muss irgendwo gelandet sein«, entgegnete sie. »Er existiert noch irgendwo.«

»Vermutlich ist er in eine andere Dimension übergegangen oder in eine andere Zeit«, bemerkte Razamon. Er bückte sich, nahm einen Stein auf und schleuderte ihn von sich. Er flog etwa zehn Meter weit durch die Luft und verschwand im Nichts.

»Wir müssen irgend etwas tun«, sagte Atlan. »Was schlagt ihr vor?«

»Ich bin ebenso ratlos wie du«, entgegnete Razamon. »Wir könnten ihm folgen, gewiss, aber dann riskieren wir alles – und das könnte unter Umständen zuviel sein.«

»Auf der anderen Seite können wir auch nicht einfach abwarten«, stellte Thalia fest. »Wir können nicht so tun, als sei nichts geschehen.«

Atlan ging zu einem der Büsche und brach einen langen Ast ab. Diesen nahm er und hielt ihn weit vor sich. Dann ging er langsam auf die Stelle zu, an der Kolphyr verschwunden war. Razamon und Thalia beobachteten ihn. Sie sahen, wie sich die Spitze des Astes mit den Zweigen und den Blättern daran plötzlich in Nichts auflöste.

»Und jetzt zurückziehen«, rief der Atlanter.

»Genau das hatte ich vor«, erwiderte Atlan und trat einen Schritt zurück. Er krauste die Stirn und warf Thalia und Razamon den Zweig hin. »Wie mit einem Desintegrator abgeschnitten. Was auch immer da ist, es gehört nicht in unsere Daseins-Ebene, und es lässt nicht zurück, was einmal hinübergelangt ist.«

Die beiden Männer und das Mädchen zogen sich etwa fünfzig Meter weiter zurück, um genügend weit von dem offenbar gefährlichen Ort entfernt zu sein.

Razamon sammelte trockenes Holz und entzündete ein Feuer. Ein kühler Wind kam auf. Er kam von Osten und roch nach Meer und Salz.

»Ich habe Hunger«, sagte der Atlanter. »Haben wir nicht irgend etwas zu essen?«

»Nichts«, erwiderte der Arkonide.

Razamon blickte die Spyten an.

»Kommt nicht in Frage«, rief Thalia, noch bevor er etwas gesagt hatte. »Das lasse ich nicht zu.«

»Nanu, so zartfühlend?«, fragte Razamon. »Seit wann?«

»Wir brauchen sie als Reittiere«, erklärte sie. »Außerdem gibt es hier genügend Wild.«

»Das man erst einmal fangen muss«, wandte Razamon ein.