Atlan 343: Das kosmische Leuchtfeuer - H.G. Francis - E-Book

Atlan 343: Das kosmische Leuchtfeuer E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Erde ist wieder einmal davongekommen. Pthor, das Stück von Atlantis, dessen zum Angriff bereitstehende Horden Terra überfallen sollten, hat sich dank Atlans und Razamons Eingreifen wieder in die unbekannten Dimensionen zurückgezogen, aus denen der Kontinent des Schreckens urplötzlich materialisiert war. Atlan und Razamon, die die Bedrohung von Terra nahmen, gelang es allerdings nicht, Pthor vor dem neuen Start zu verlassen. Der ungebetene Besucher ging wieder auf die Reise durch Zeit und Raum - auf eine Reise, von der niemand ahnt, wo sie eines Tages enden soll. Doch nicht für lange! Der überraschende Zusammenstoß im Nichts führte dazu, dass der "Dimensionsfahrstuhl" Pthor sich nicht länger im Hyperraum halten konnte, sondern zur Rückkehr in das normale Raum-Zeit-Kontinuum gezwungen wurde. Und so geschieht es, dass Pthor auf Loors, dem Planeten der Brangeln, niedergeht, nachdem der Kontinent eine Bahn von Tod und Vernichtung über die "Ebene der Krieger" gezogen hat. Natürlich ist dieses Ereignis nicht unbemerkt geblieben. Sperco, der Tyrann der Galaxis Wolcion, schickt seine Diener aus, die nach dem Rechten sehen sollen. Ein Schiff der Spercoiden landet auf Loors. Zur Orientierung dient ihm DAS KOSMISCHE LEUCHTFEUER ...

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Nr. 343

Das kosmische Leuchtfeuer

Razamons Kampf um die Leitstation

von H. G. Francis

Die Erde ist wieder einmal davongekommen. Pthor, das Stück von Atlantis, dessen zum Angriff bereitstehende Horden Terra überfallen sollten, hat sich dank Atlans und Razamons Eingreifen wieder in die unbekannten Dimensionen zurückgezogen, aus denen der Kontinent des Schreckens urplötzlich materialisiert war.

Atlan und Razamon, die die Bedrohung von Terra nahmen, gelang es allerdings nicht, Pthor vor dem neuen Start zu verlassen. Der ungebetene Besucher ging wieder auf die Reise durch Zeit und Raum – auf eine Reise, von der niemand ahnt, wo sie eines Tages enden soll.

Doch nicht für lange!

Der überraschende Zusammenstoß im Nichts führte dazu, dass der »Dimensionsfahrstuhl« Pthor sich nicht länger im Hyperraum halten konnte, sondern zur Rückkehr in das normale Raum-Zeit-Kontinuum gezwungen wurde.

Und so geschieht es, dass Pthor auf Loors, dem Planeten der Brangeln, niedergeht, nachdem der Kontinent eine Bahn von Tod und Vernichtung über die »Ebene der Krieger« gezogen hat.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide wird zum Sklaven gemacht.

Razamon – Der Pthorer im Duell gegen einen Wachroboter.

Thalia und Kolphyr – Sie entkommen den Spercoiden.

Socco – Kommandant der TREUE.

Topas – Atlans Herr und Gebieter.

Pan-pank

1.

Er kam aus einer Bodensenke hervor, lautlos und schleichend wie ein angreifendes Reptil. In der Dunkelheit war er kaum auszumachen.

Atlan vernahm das Rieseln des Sandes, der am Hang der Düne an vereinzelten Gräsern nicht genügend Halt fand.

Er lag auf dem Rücken und hielt die Augen geschlossen.

Aufpassen!, signalisierte der Extrasinn, sonst erlebst du den Sonnenaufgang nicht mehr.

Er war den Spercoiden entkommen. Socco hatte ihn an einer Kette durch den Wölbmantel geschickt, doch alles pflegte sich beim Durchgang aufzulösen, was nicht zu Pthor gehörte, so auch die Kette.

Socco hatte den Rest der Fesseln zurückgezogen – ohne seinen Gefangenen.

Atlan hatte es für klüger gehalten, die Nacht am Rand von Pthor zu verbringen. In Sicherheit vor den Spercoiden, die den Wölbmantel nicht durchdringen konnten, sicher aber auch vor den herumstreunenden Monstren, mit denen er überall im Innern des Kontinents rechnen musste.

Die Lage war wenig verheißungsvoll. Pthor war auf dem Planeten Loors gestrandet. Diese Welt hatte keine bedeutende Zivilisation hervorgebracht und zeichnete sich auch sonst durch nichts Besonderes aus. Dennoch war sie ein Stützpunkt der Spercoiden. Bis jetzt war nur ein Raumschiff dieses geheimnisvollen Volkes auf Loors erschienen. Die Besatzung konnte nichts gegen Pthor ausrichten, doch das konnte sich rasch ändern.

Waren die Söhne Odins auf eine Auseinandersetzung mit den Spercoiden vorbereitet? Oder verließen sie sich nur darauf, dass der Wölbmantel undurchdringlich für die Fremden war?

Sie warten ab, stellte der Logiksektor fest. Sie sind nicht fähig, richtig auf die Spercoiden zu reagieren. Derartige Situationen sind ihnen fremd.

Ein paar Gräser raschelten. Ein aufgeschreckter Vogel eilte flügelschlagend davon.

Atlan verlagerte das Gewicht auf Schultern und Hacken und drückte sich ein wenig zur Seite. Er glitt über die Kante einer sanft abfallenden Düne hinweg und rutschte etwa zwei Meter tiefer in eine Mulde hinein.

Der Entschluss, zu den Spercoiden zu gehen, hatte so gut wie nichts gebracht. Man hatte ihn gefangen genommen und in das Schiff geführt, um ihn zu verhören. Aber Erkenntnisse hatte er selbst kaum daraus gewinnen können.

Durch seine eigenwillige Aktion war er von Thalia, Razamon und Kolphyr getrennt worden. Das war der ganze Erfolg gewesen.

Er fragte sich nun, wo die Freunde waren. Hatten sie beobachtet, was geschehen war? Hatten die Spercoiden sie auch in Fesseln gelegt, oder hatten die Gepanzerten überhaupt nicht gemerkt, dass er Begleiter gehabt hatte?

Atlan blieb am Rand von Pthor, weil er hoffte, dass Thalia, Razamon und Kolphyr bei Tagesanbruch am Wölbmantel erscheinen würden.

Metall klickte.

Atlan warf sich herum, zog die Beine an, stemmte sie gegen den Sand und schnellte sich über einen Busch hinweg.

Ein Schatten flog auf ihn zu. Zwei Arme umfassten ihn. Der Angreifer knurrte. Er versuchte, die Kehle Atlans mit den Zähnen zu erreichen, doch diese war durch das Goldene Vlies geschützt. Der Arkonide spürte, dass die Zähne des anderen daran abglitten.

Er stieß dem Angreifer die Ellenbogen in den Leib, beugte sich nach vorn und schleuderte ihn über den Kopf hinweg in den Sand, wo er keuchend liegen blieb.

»Ich habe mich verschätzt«, erklärte er nach einer Weile, nachdem sich sein Atem beruhigt hatte. »Ich dachte, es mit einem Schwächling zu tun zu haben, aber das war ein Irrtum.«

Er sprach ein einwandfreies Pthora.

»Du solltest es dir für alle weiteren Angriffe merken«, entgegnete der Arkonide. »Ich bin recht milde mit dir umgegangen, aber du kannst es auch anders haben!«

»Danke«, sagte der Mann am Boden. »Es genügt mir. Können wir nicht ein Feuer anzünden? Es ist kalt, und ein wenig Licht könnte auch nicht schaden.«

»Ich habe nichts dagegen«, erwiderte Atlan. »Es steht dir frei, Holz zu suchen, aufzuschichten und zu entzünden. Dies hier ist für mich ebenso Niemandsland wie für dich.«

»Also gut«, sagte der andere. »Ich sehe, du bist zu faul, etwas für die Gemütlichkeit zu tun. Ich werde also eine Vorleistung erbringen.«

Er erhob sich und ging davon. Atlan glaubte, er würde einen erneuten Angriff versuchen, aber er täuschte sich. Nach etwa zehn Minuten kehrte der andere mit Holz auf den Armen zurück. Er legte es auf den Boden, schichtete es auf und entzündete es.

Im Lichtschein der tanzenden Flammen sah der Aktivatorträger einen kahlköpfigen Mann, der etwa so groß war wie er selbst auch. Er hatte ein scharfkantiges, hohlwangiges Gesicht mit tief liegenden, dunklen Augen. Die Nase war schmalrückig und scharf gebogen. Ein sorgfältig gestutzter Bart zierte das spitze Kinn.

Der Fremde hatte einen athletischen Körper. Auffallend an ihm war, dass der linke Arm und das rechte Bein stählerne Prothesen waren, die er unverhüllt trug. Sie bestanden aus mehreren dünnen Schienen. Diese bewegten sich so flüssig, als seien sie mit den Nervenfasern seines Körpers verbunden und würden von diesen aus wie Muskeln gesteuert.

»Überrascht?«, fragte der Fremde. Er hielt die rechte Hand über das Feuer, um sie zu wärmen.

»Überhaupt nicht«, antwortete Atlan und nannte seinen Namen.

»Du hast es gehört«, stellte der andere fest. Er hob bedauernd die Schultern, so als wolle er sich dafür entschuldigen, dass ihm kein lautloser Angriff gelungen war. »Ich kann gewisse Geräusche noch nicht ganz verhindern.«

»Das ist auch gut so«, entgegnete der Arkonide. »Wie heißt du?«

»Ich bin Nedron, der Arzt.«

Atlan setzte sich ans Feuer.

»Du bist Arzt? Oder nennst du dich nur so?«

»Ich bin wirklich Mediziner«, bestätigte Nedron. »Ich habe lange Jahre in Moondrag gearbeitet, habe Forschungsarbeiten in den Zuchtanlagen der Dellos geleistet und mehr Operationen durchgeführt als jeder andere auf Pthor. Wenn du willst, amputiere ich dir eine Hand. Das mache ich so sauber, dass du ohne weiteres eine Metallhand an den Stumpf ansetzen kannst. Diese wird dann vielleicht sogar noch besser funktionieren, als die eigene.«

Atlan schüttelte den Kopf.

»Ich behalte meine Hände ganz gern noch ein Weilchen«, sagte er. »Vielleicht später einmal.«

Nedron nickte verständnisinnig.

»Bei den heutigen Zuständen auf Pthor ist zu erwarten, dass du irgendwann schwer verletzt wirst, so dass ich meine Arbeit aufnehmen kann. Ich hoffe, ich muss nicht allzu lange warten.«

Atlan schluckte. Forschend blickte er sein Gegenüber an. Nedron wich ihm nicht aus. Seine dunklen Augen leuchteten auf, und der Mund verzog sich zu einem breiten Lachen.

»Jetzt glaubst du, dass ich den Verstand verloren habe«, rief er vergnügt. »Aber so ist es nicht. Ich liebe es, anderen so etwas zu sagen, weil ich dann förmlich sehen kann, wie sich ihnen der Magen umdreht.«

Er schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand über den Mund und blickte Atlan traurig an.

»Aber du reagierst nicht so«, erklärte er bedauernd. »Dich kann man damit nicht erschrecken.«

»Ich frage mich, was du mit mir gemacht hättest, wenn du den Kampf gewonnen hättest«, sagte der Arkonide.

Nedron verzog das Gesicht.

»Das sind rein hypothetische Dinge, über die niemand nachzudenken braucht«, erwiderte er.

»Ich hätte dennoch gern eine Antwort.«

Der Arzt erhob sich. Er wandte Atlan den Rücken zu und blickte in die Nacht hinaus.

»Wir müssen nach Moondrag«, sagte er. »Es ist nicht weit. Vielleicht hat sich die Versorgungslage inzwischen verbessert. Vielleicht kann man dort wieder leben.«

»Auf jeden Fall kann man dort einen Arzt gebrauchen.«

Nedron drehte sich um. Er lächelte.

»Willst du nicht ein wenig schlafen?«, fragte er. »Ich werde wach bleiben.«

Atlan lachte ihm ins Gesicht.

»Ich würde nie wieder aufwachen«, entgegnete er. »Für wie dumm hältst du mich?«

Nedron setzte sich wieder.

»Du irrst, wenn du meinst, dass ich dir an den Kragen will«, erklärte er. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Wenn du Prothesen hättest oder ein Roboter wärst, dann wäre es etwas anderes. So aber hast du nichts zu befürchten.«

»Ein Arzt sollte nicht so über diese Dinge reden«, erwiderte Atlan abweisend. »Außerdem bist du bis auf den einen Arm und das eine Bein gesund. Was willst du mit weiteren Prothesen?«

Nedron lachte schallend.

»Du wirst es nicht glauben«, erklärte er. »Ich würde meinen ganzen Körper durch Robotteile ersetzen, wenn ich das könnte. Nur auf das Gehirn kommt es an. Was ist denn schon ein Arm? Was ist ein Bein? Jedes Tier hat Beine, und manche haben auch Arme. Diese Gliedmaßen kann man austauschen.«

»Niemand würde das tun.«

»Nur als Beispiel, damit du begreifst, was ich meine. Ist ein Tier noch ein Tier, wenn man ihm ein menschliches Bein anpflanzen würde?«

»Natürlich«, antwortete der Arkonide.

»Ist es aber auch noch ein Tier, wenn man sein Gehirn gegen das eines Menschen austauschen würde?«, fuhr der Arzt fort.

Der Arkonide antwortete nicht. Ihm gefiel das Thema nicht, über das Nedron sprach.

»Siehst du«, rief der Arzt. »Du weißt die Antwort, willst sie aber nicht sagen.«

Er fuhr zusammen, sprang auf und entfernte sich einige Schritte vom Feuer.

»Was ist los?«, fragte Atlan.

»Komm mal her«, forderte Nedron. »Man sieht ein Feuer.«

Atlan ging zu dem Arzt hin. Er rechnete damit, dass dieser über ihn herfallen würde, Nedron blieb jedoch friedlich.

»Ich will ehrlich sein«, sagte er. »Ich dachte, dass ich bei dir irgend etwas Essbares finden würde. Das war leider nicht der Fall. Ich breche bald vor Hunger zusammen. Ich muss etwas haben. Da drüben brennt ein Feuer. Lass uns nachsehen, ob wir dort etwas finden.«

Atlan hatte ebenfalls schon lange nichts mehr gegessen. Der Hunger quälte auch ihn.

»In Ordnung«, stimmte er zu.

Die beiden Männer ließen das Feuer brennen. Schweigend gingen sie in die Nacht hinaus.

Das andere Feuer war etwa drei Kilometer von ihnen entfernt.

»Es ist nicht zu erkennen, ob sich jemand dort aufhält«, sagte Nedron, als sie sich ihm bis auf etwa fünfhundert Metern genähert hatten. »Hoffentlich ist es keine Falle.«

»Wenn mich nicht alles täuscht, sitzen da drei Männer, und über dem Feuer dreht sich ein Braten.«

Die beiden Männer gingen schneller, obwohl sie kaum etwas sehen konnten. Das Feuer bildete den einzigen hellen Punkt in der Dunkelheit. Hundert Meter davon entfernt blieben sie stehen. Atlan ließ sich auf den Boden sinken, weil er aus dieser Perspektive besser sehen konnte.

»Es sind nur die drei«, sagte Nedron. »Wir können ruhig zu ihnen gehen.«

»Wir nähern uns ihnen von zwei Seiten«, bemerkte Atlan. »Dann wird sich ja zeigen, was wir von ihnen zu halten haben.«

Er glaubte, Dalazaaren vor sich zu haben. Er richtete sich wieder auf und ging auf das Feuer zu, während Nedron es in weitem Bogen umkreiste. Zehn Meter davon entfernt hustete der Arkonide.

Die Dalazaaren drehten sich überrascht um.

»Komm her«, rief einer von ihnen. »Zeige dich. Und wenn du Hunger hast, lass es uns wissen.«

Vorsicht!, mahnte der Extrasinn. Sie sind zu freundlich.

Er hörte etwas hinter sich, fuhr herum, reagierte aber zu spät. Jemand schlug ihm etwas über den Kopf. Dann wurde es dunkel um ihn.

Als er wieder zu sich kam, hatte er das Gefühl, mit dem Kopf unter einem Felsen zu liegen. Die Arme und Beine konnte er nicht bewegen. Sie waren gefesselt.

Er schlug die Augen auf und sah sich um. Er lag etwa zwanzig Meter vom Feuer entfernt im Dunkeln. Die drei Dalazaaren saßen an der gleichen Stelle wie zuvor und schnitten sich Fleisch von dem Braten ab, der sich auf einem Holzgestell über den Flammen drehte. Von Nedron war nichts zu sehen.

Atlan hatte starke Kopfschmerzen, doch sie ebbten allmählich ab. Sein Zellaktivator sorgte dafür.

Er hörte, dass sich neben ihm etwas regte, und wälzte sich auf die Seite. Obwohl es noch immer dunkel war, erkannte er mehrere Gestalten, die auf dem Boden lagen.

»He«, rief er. »Nedron, bist du auch hier?«

»Ich liege direkt neben dir, Atlan«, antwortete der Arzt stöhnend. »Jemand hat mir so kräftig etwas auf den Kopf gegeben, dass ich diesen am liebsten amputieren und durch einen anderen ersetzen würde.«

Einer der Dalazaaren erhob sich, kam zu ihnen und trat dem Arzt in die Seite.

»Sei still«, befahl er ihm. »Was glaubst du denn, weshalb wir uns so offen ans Feuer setzen? Wenn du uns unsere Beute verjagst, sorgen wir dafür, dass du keinen Laut mehr von dir geben kannst.«

Nedron steckte die Tritte schweigend ein. Der Dalazaare kehrte ans Feuer zurück und nahm sich das nächste Stück Fleisch. Kaum fünf Minuten waren verstrichen, als sich ein Dello dem Feuer näherte.

»Ist es erlaubt?«, rief er. »Darf ich mich zu euch setzen, bis der Tag anbricht?«

Weiter kam er nicht. Jemand warf sich von hinten auf ihn und schlug ihn nieder. Danach zog er den Dello rasch in die Dunkelheit, fesselte ihn und warf ihn neben Atlan in den Sand.

»Eine feine Falle«, kommentierte Nedron ärgerlich. »Und wir waren dumm genug, hineinzugehen. Und alles nur, weil wir Hunger hatten.«

»Was haben sie mit uns vor?«, fragte der Arkonide. »Was für einen Sinn hat diese Falle?«

»Keine Ahnung«, wisperte der Arzt zurück. »Vielleicht sollen wir die Speisekammern von Moondrag füllen? Wer weiß?«

Atlan versuchte, seine Fesseln zu sprengen, doch es gelang ihm nicht.

»Warum so unruhig?«, fragte Nedron. »Eine kleine Spende können wir uns schon leisten.«

Atlan zog die Knie an und stieß sie ihm in die Seite.

»Ruhig«, befahl er. »Ich will kein Wort mehr hören.«

»Pah«, entgegnete der Arzt verächtlich. »Ich wäre froh, wenn ich ein zweites Stahlbein hätte. Dann hätte ich keine Schmerzen mehr.«

»Du hast Schmerzen?«, fragte Atlan flüsternd.

»Ständig«, erwiderte Nedron. »Sie quälen mich Tag und Nacht. Vor allem im Bein.«

Eine Stunde verstrich, ohne dass etwas geschah. Schweigend hing Atlan seinen Gedanken nach. Dann näherten sich zwei Dalazaaren dem Feuer. Sie gingen ebenso in die Falle wie alle anderen vorher. Sie waren die letzten in dieser Nacht. Als die Sonne aufging, sah Atlan, dass außer ihm und Nedron noch neun andere Männer vom Feuer angelockt und von den Dalazaaren überwältigt worden waren. Sie alle lagen gefesselt auf dem Boden.

Am Feuer versammelten sich nun sieben Dalazaaren. Sie verzehrten den Braten, bis nur noch blanke Knochen übrigblieben. Lachend unterhielten sie sich über die Jagd der letzten Nacht. Sie waren mit sich zufrieden.

»Ihr könntet uns wenigstens ein wenig Wasser geben«, brüllte Nedron zu ihnen hinüber. Sie beachteten ihn nicht.

Als sie ihre Jagd ausreichend beschwatzt hatten, lösten sie die Beinfesseln ihrer Gefangenen und trieben diese auf die aufsteigenden, schwarzen Felsen zu. Über einen schmalen Pfad ging es nach oben.

»Sie müssen uns auch die Arme freigeben«, sagte der Arzt, als der Pfad zu einem kaum dreißig Zentimeter breiten Sims wurde. »Gefesselt kommt hier niemand weiter.«

Er blieb stehen, doch schon Sekunden später hieb ihm einer der Jäger eine Peitsche über den Rücken. Nedron ging zögernd weiter. Er drängte einen Dello vor sich her, der es nicht wagte, den Sims zu betreten. Fünf Gefangene hatten die gefährliche Stelle bereits passiert. Sie wurden von zwei Jägern bewacht.