Atlan 350: Wanderer durch die Dimensionen - H.G. Francis - E-Book

Atlan 350: Wanderer durch die Dimensionen E-Book

H. G. Francis

0,0

Beschreibung

Pthor, das Stück von Atlantis, dessen zum Angriff bereitstehende Horden Terra überfallen sollten, hat sich dank Atlans Eingreifen wieder in die unbekannten Dimensionen zurückgezogen, aus denen der Kontinent des Schreckens urplötzlich materialisiert war. Atlan und Razamon, die die Bedrohung von Terra nahmen, gelang es allerdings nicht, Pthor vor dem Start zu verlassen. Der ungebetene Besucher ging wieder auf eine Reise, von der niemand ahnt, wo sie eines Tages enden soll. Doch nicht für lange! Denn der überraschende Zusammenstoß im Nichts führte dazu, dass der "Dimensionsfahrstuhl" Pthor sich nicht länger im Hyperraum halten konnte, sondern zur Rückkehr in das normale Raum-Zeit-Kontinuum gezwungen wurde. Und so geschieht es, dass Pthor auf dem Planeten der Brangeln niedergeht, nachdem der Kontinent eine Bahn der Vernichtung über die "Ebene der Krieger" gezogen hat. Natürlich ist dieses Ereignis nicht unbemerkt geblieben. Sperco, der Tyrann der Galaxis Wolcion, schickt seine Diener aus, die die Fremden ausschalten sollen. Darauf widmet sich Atlan sofort dem Gegner. Um ihn näher kennen zu lernen und seine Möglichkeiten auszuloten, hat sich der Arkonide zu den Spercoiden begeben. Während nun Atlan im All und auf fremden Welten seine gefährlichen Abenteuer besteht, ist nicht nur der seltsame Kundschafter mit seiner noch seltsameren, exotischen Begleiterin auf der Suche nach Atlan befindlich, sondern auch USO-Spezialist Sinclair Marout Kennon, der zuletzt als Lebo Axton eine wichtige Rolle im Kampf gegen Orbanaschol spielte. Nach dem Sturz des Usurpators wird Axton-Kennon zum WANDERER DURCH DIE DIMENSIONEN ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 350

Wanderer durch die Dimensionen

Lebo Axton auf der Suche

von H. G. Francis

Pthor, das Stück von Atlantis, dessen zum Angriff bereitstehende Horden Terra überfallen sollten, hat sich dank Atlans Eingreifen wieder in die unbekannten Dimensionen zurückgezogen, aus denen der Kontinent des Schreckens urplötzlich materialisiert war.

Atlan und Razamon, die die Bedrohung von Terra nahmen, gelang es allerdings nicht, Pthor vor dem Start zu verlassen. Der ungebetene Besucher ging wieder auf eine Reise, von der niemand ahnt, wo sie eines Tages enden soll.

Doch nicht für lange! Denn der überraschende Zusammenstoß im Nichts führte dazu, dass der »Dimensionsfahrstuhl« Pthor sich nicht länger im Hyperraum halten konnte, sondern zur Rückkehr in das normale Raum-Zeit-Kontinuum gezwungen wurde.

Und so geschieht es, dass Pthor auf dem Planeten der Brangeln niedergeht, nachdem der Kontinent eine Bahn der Vernichtung über die »Ebene der Krieger« gezogen hat.

Natürlich ist dieses Ereignis nicht unbemerkt geblieben. Sperco, der Tyrann der Galaxis Wolcion, schickt seine Diener aus, die die Fremden ausschalten sollen. Darauf widmet sich Atlan sofort dem Gegner. Um ihn näher kennen zu lernen und seine Möglichkeiten auszuloten, hat sich der Arkonide zu den Spercoiden begeben. Während nun Atlan im All und auf fremden Welten seine gefährlichen Abenteuer besteht, ist nicht nur der seltsame Kundschafter mit seiner noch seltsameren, exotischen Begleiterin auf der Suche nach Atlan befindlich, sondern auch USO-Spezialist Sinclair Marout Kennon, der zuletzt als Lebo Axton eine wichtige Rolle im Kampf gegen Orbanaschol spielte.

Die Hauptpersonen des Romans

Sinclair M. Kennon alias Lebo Axton – Der Terraner wird zum Dimensionswanderer.

Greasy – Ein telepathischer Symbiont.

Sünthey, Orro und Peytkyr – Planetarier mit seltsamen Tabus.

Tirque

1.

Er konnte nicht erkennen, ob er in den Bereich stabilisierter Energie zurückgekehrt war, oder ob er sich einem Trugbild hingab, das er selbst produzierte.

Er befand sich auf einer grünen Ebene, die sich zum Horizont hin auf einer Seite birnenförmig verjüngte. Der Himmel glänzte in einem milchig dunstigen Weiß, ohne dass eine Lichtquelle zu sehen war. Es schien, als sei er in ein Gewölbe eingetreten, das von einem perlmuttartigen Material überzogen war.

Überall erhoben sich kristalline Strukturen der verschiedensten Formen. Einige stiegen schlank bis zu zwanzig Metern hoch auf, andere schmiegten sich flach an den Boden und streckten bizarre Finger nach allen Seiten hin aus. Andere wiederum blähten sich zu Kugeln mit filigranartiger Oberfläche auf oder bildeten Formen, die ihn an Lebewesen erinnerten, denen er vor langer Zeit begegnet war.

Er atmete tief durch und fuhr sich mit den Händen über die Augen. Die Luft war warm und sauerstoffreich. Von irgendwoher kam ein stetes Rauschen. Es ließ die Gedanken an große Maschinen in ihm aufkommen. Die Ebene vibrierte leicht, so als werde sie von einer unbekannten Kraft erschüttert.

Er blickte an sich herab.

An den Füßen trug er mattglänzende Schuhe. Er hatte nicht erwartet, sie zu sehen, da sie aus einer Zeit stammten, die er schon fast vergessen hatte.

Er ging einige Schritte weiter. Dabei wurde er sich der Unzulänglichkeiten seines Körpers bewusst. Doch das störte ihn nicht. Er öffnete den Mund zu einem triumphierenden Schrei.

Es war gelungen!

Die Kristalle in seiner Umgebung verfärbten sich, als er schrie. Sahen sie erst weiß aus, so wurden sie jetzt dunkler und rot. Doch diese Verfärbung zeigte sich nur vorübergehend. Sie verschwand schon nach einigen Sekunden wieder.

Sinclair Marout Kennon fühlte sich schwach. Die Schwerkraft in dieser seltsamen Welt, in der er sich befand, schien höher als gewohnt zu sein. Er konnte das nur schlecht beurteilen, weil er keine Vergleiche hatte, aber es war für ihn bedeutend angenehmer und bequemer, an eine erhöhte Gravitation zu denken als daran, dass sein Körper zu schwach war, sich selbst zu tragen.

Er drehte sich langsam um sich selbst und blickte in die Ebene hinaus. Wohin er sich aber auch wandte, überall sah er nur Kristalle verschiedener Größe.

»Kelly«, schrie er mit heiserer Fistelstimme. »Verdammter Versager, wo bist du?«

Niemand antwortete ihm.

Sinclair Marout Kennon stieß mit dem Fuß gegen einen der Kristalle.

»Gentleman Kelly«, sagte er und bemühte sich um einen freundlichen Ton. »Würdest du die Liebenswürdigkeit haben, zu mir zu kommen? Sicherlich willst du meine freundschaftlichen Gefühle zu dir nicht verletzen.«

Auch jetzt blieb die erhoffte Antwort aus.

Doch weit von ihm entfernt zeigte sich eine Bewegung.

Deutlich erkannte er, dass sich ihm etwas näherte. Es bewegte sich auf und ab, wurde dabei manchmal etwas schmaler, um sich anschließend wieder zu verbreitern. Es schien zu pulsieren.

Wenige Sekunden später schon wurde Kennon sich darüber klar, dass er sich geirrt hatte. Es war nicht Kelly. Das Geschöpf, das da auf ihn zu kam, erinnerte ihn an ein Pferd, das sich im Galopp immer wieder nach vorn streckte.

Seine Hände glitten zu den Hüften. Sie legten sich an seinen Gürtel, stießen jedoch nicht, wie erhofft, auf die Kolben von Energiestrahlern. Kennon fuhr sich mit den Händen über die tonnenförmig aufgewölbte Brust, aber auch hier fand er keine versteckten Waffen. Wehrlos war er allem ausgesetzt, was ihm begegnete.

Er konnte nur warten und hoffen, dass er alles überstand. Früher oder später würde er Waffen finden, mit denen er sich verteidigen konnte. Davon war er überzeugt.

Aber war dies überhaupt die Wirklichkeit? Oder träumte er?

Kennon versuchte, sich auf diese Frage zu konzentrieren, aber es gelang ihm nicht. Der Boden dröhnte unter seinen Füßen, und das rotschimmernde Geschöpf kam ihm immer näher. Gleichzeitig vernahm er ein schrilles Sirren. Es war unangenehm und ließ ihn frösteln.

Inzwischen war nicht mehr zu übersehen, dass eine außerordentliche Ähnlichkeit zwischen einem terranischen Pferd und dem Geschöpf bestand, das nun nur noch etwa dreihundert Meter von ihm entfernt war. Es stürmte auf ihn zu, als habe es die Absicht, ihn zu überrennen. Unwillkürlich blickte Kennon sich nach einem Kristall um, der ihm einen ausreichenden Schutz gewährte. Dann eilte er keuchend zu einem Gebilde, das etwa fünfzehn Meter hoch aufstieg. Er kletterte daran in die Höhe, wobei er darauf achtete, dass er sich an den überaus scharfen Kanten und Vorsprüngen nicht die Finger zerschnitt.

Als er die Spitze erreicht hatte, merkte er erst, wie stark der Kristall unter seinem Gewicht schwankte. So erschien es ihm fast wie ein Wunder, dass er nicht zersplitterte.

Das Kristallpferd jagte dicht unter ihm vorbei. Es hatte allerlei bizarre Auswüchse an den Seiten und auf dem Rücken. Diese machten deutlich, dass dieses Wesen im Grunde genommen doch nichts mit einem terranischen Pferd gemein hatte. Der Kopf war nicht länglich und schmal, sondern dreieckig wie der eines Insekts. Glatte und sanft geschwungene Formen gab es an dem Wesen nicht. Es schien aus Tausenden von Einzelkristallen zusammengesetzt zu sein, die nicht recht zueinander passten. So gewann Kennon den Eindruck, das Wesen müsse sich unter der geringen Belastung wieder in einzelne Kristalle auflösen.

Doch daran dachte er nur flüchtig.

Das sirrende Geräusch war unerträglich laut geworden. Es wurde wieder etwas leiser, als das Wesen an ihm vorbeigerannt war. Doch dann warf sich das pferdeähnliche Geschöpf zur Seite und kehrte zu ihm zurück. Dieses Mal stürmte es nicht an ihm vorbei, sondern lief im Kreis zu ihm herum.

Staunend beobachtete er es. Er glaubte, im glitzernden Innern dieses Vierbeiners etwas pulsieren zu sehen, so als ob da ein Herz sei.

Das Sirren wurde wieder lauter und zugleich schriller.

»Verschwinde«, brüllte Kennon.

Das Kristallpferd reagierte nicht. Es galoppierte unaufhörlich um ihn herum. Dabei wurde das Sirren mit jeder Umrundung unerträglicher.

Schließlich presste Kennon seine Hände an die Ohren.

»Aufhören«, schrie er mit heiserer Stimme. »Ich ertrage das nicht.«

Das Pferd rannte weiter.

Ein Stern schien vor den Augen Kennons zu explodieren. Ihm war, als stürze er in eine Lichtkaskade. Die Erinnerung an ein weit zurückliegendes Ereignis überfiel ihn mit elementarer Wucht. Er wollte sich ihr entziehen, aber er konnte es nicht.

... konnte ich nur hoffen, dass Ronald Tekener, mein Freund Tek, Mittel und Wege fand, sich von mir in glaubwürdiger Form zu distanzieren.

Ein Medorobot des Raumschiffs verabreichte mir eine kreislaufstabilisierende Injektion. Ich hatte dieses Boot nur einmal inspiziert. Dann hatte ich es jahrelang nicht mehr betreten, um auf keinen Fall eine Entdeckung zu riskieren.

Die Korpuskulartriebwerke liefen automatisch an. Der Robotpilot war für den Fluchtfall programmiert. Wenn jemals ein USO-Spezialist über die Transmitterverbindung ankam, dann war ein sofortiger Notarzt unerlässlich notwendig.

Der Notfall war eingetreten.

Ich war über die Transmitterverbindung in die geheim angelegte Station gekommen. Die Flucht war unabdingbar.

Transmitter erzeugten Hyperwellenschocks, die sehr leicht eingepeilt werden konnten. Ich befand mich in einer trügerischen Sicherheit.

Wäre ich auf einem anderen Weg zu diesem Raumschiff gekommen, hätte ich mich für lange Zeit darin verbergen und den günstigen Augenblick für einen Start abwarten können.

Das war nun nicht mehr möglich.

Die Einpeilung der Schockkurve musste zur Zeit laufen.

Ich schleppte mich in die Zentrale. Dort legte mir ein Roboter einen Raumanzug an. Notstarts von Lepso waren und blieben gefährlich, denn im freien Raum standen die schnellen Überwachungskreuzer des SWD. Den Sperrriegel musste ich erst einmal durchbrechen.

Das Rumoren der Triebwerke steigerte sich zu einem dumpfen Donner. Die Space-Jet löste sich vom Grund des Ozeans und stieg langsam in die Höhe. Als die ersten Lichtstrahlen das trübe Wasser durchdrangen, lag ich festgeschnallt im Kontursessel hinter der Zentralkontrolle. Es ging mir allmählich besser.

Die Jet stieß aus dem Wasser hervor und nahm augenblicklich mit hohen Schubwerten Fahrt auf.

Die Atmosphäre des Planeten Lepso wurde aufgerissen. Die Jet raste mit der hundertfachen Mündungsgeschwindigkeit einer altertümlichen Schiffsgranate davon. Wilde Luftturbulenzen entstanden. In ihnen vergingen vier anfliegende SWD-Gleiter. Sie wurden von den ins Vakuum der Flugbahn einbrechenden Orkanböen erfasst, mitgerissen und zu Boden geschmettert.

Ich bemerkte nichts mehr von den Explosionen. Mein kleines Schiff flog mit unverantwortlich hoher Fahrt in den freien Raum hinaus. Lepso wurde zur Halbkugel, anschließend zur Kugel.

Das Eintauchmanöver in den Linearraum würde den Kalupschen Kompensationskonverter bis zur Maximalleistung belasten. Es sollte bei viel zu geringer Anlauffahrt erfolgen, um die Jet möglichst schnell in den sicheren Schutz der Linearzone zu bringen.

Als die Jet soeben eine Geschwindigkeit von siebentausend Kilometern pro Sekunde erreicht hatte, eröffneten zwei schnelle Wachkreuzer des SWD das Feuer aus ihren schweren Thermokanonen.

Ich fühlte noch einen harten Einschlag und die sengende Hitze, die plötzlich nach meinem Raumanzug fasste.

Glut! Sonnenhelle Glut verbrannte meinen Körper. Ich tauchte in eine Sonne, in der es nichts gab als vernichtende Hitze. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht, denn meine Lippen, meine Zunge, Luftröhre und Lunge verwandelten sich in schwärzliche Asche ...

Kennon spürte einen heftigen Schmerz an der Schulter. Er fuhr wie aus einem Traum auf.

Er hing zwei Meter unter der höchsten Spitze des Kristalls zwischen zwei Kristallarmen. Unter ihm gähnte ein Abgrund von fast dreizehn Metern Tiefe. Unwillkürlich klammerte er sich an die Kristalle. Dabei merkte er, dass ihm einige Spitzen in die Schulter gedrungen waren. Er zog seine Schulter zurück und schrie gequält auf.

Es war still geworden.

Etwa fünfzig Meter von ihm entfernt stand das Kristallpferd. Es schimmerte und glänzte, als ob es von innen heraus beleuchtet würde.

»Verfluchtes Biest«, sagte der Verwachsene. »Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich dich über den Haufen schießen.«

Er presste die Lippen zusammen. Seine Augen tränten. Das linke Lid zuckte. Er fragte sich, ob er sich mit einem lebenden Wesen auseinandersetzen musste, oder ob er es mit einem Roboter zu tun hatte.

Der Gedanke an Roboter ließ ihn aufstöhnen.

Das Kristallpferd warf die Vorderbeine hoch und schnellte sich nach vorn. Die Hufe hämmerten auf den Boden, und wieder ertönte ein schrilles Sirren, das lauter und lauter wurde, je schneller das Pferd lief. Es stürmte in weitem Bogen um Sinclair Marout Kennon herum.

Dieser blickte es hasserfüllt an. Je länger er es beobachtete, desto mehr vertiefte sich der Gedanke in ihm, dass er es mit einem Roboter zu tun hatte.

Die Bilder verwischten sich vor seinen Augen. Kennon presste die Hände gegen die Ohren. Er senkte den Kopf und drückte das Kinn gegen die Brust. Das Geräusch verursachte körperliche Schmerzen. Er glaubte, von ihnen zerrissen zu werden, und dann schien es, als wollte ihn seine Erinnerung von den Schmerzen erlösen.

Aber es war nicht so.

*

... ich litt. Ich litt trotz der schmerzstillenden Injektionen, obwohl der Roboter es für richtig gehalten hatte, eine Hauptstrang-Blockade im einmündenden Nervensystem zum Hirn anzulegen.

Die medizinische Literatur wies aus, dass ein Mensch auch dann noch Schmerzen empfinden konnte, wenn der verletzte Körper zum Zentralnervensystem abgetrennt war. Gegen die so genannten Phantomschmerzen hatte auch die genialische Medizin der Aras noch keine dauerhaft wirkenden Medikamente entwickelt.

Die Space-Jet war von dem Strahlschuss eines Lepso-Wachkreuzers gestreift worden. Die thermischen Energien waren jedoch teilweise bis in die Hauptleitzentrale der Jet durchgeschlagen. Sie hatten mich erfasst und Verbrennungen verursacht, an denen ein Mensch des einundzwanzigsten Jahrhunderts unweigerlich gestorben wäre.

Hätte ich vor dem überstürzten Start nicht einen Raumanzug mit hochwertigen Isolationsschichten angelegt und den Druckhelm geschlossen, wäre ich augenblicklich zu Asche verbrannt worden. So aber hatte die Montur den größten Teil der Thermischen Energien aufgefangen. Sie hatte den sofortigen Tod verhindert, dafür aber sekundäre Verletzungen hervorgerufen, die das Sterben verlängerten.

Die Kunstfaserstruktur des Raumanzugs war völlig verschmort. Sogar der Helm war geschmolzen. Sein verflüssigtes Material hatte mein Gesicht zerstört und mir das Augenlicht geraubt. Die Leichtstahlverschlüsse des Halsstücks, die zahlreichen Schnallen und Magnethalterungen waren ebenfalls zerschmolzen und hatten Kontakt mit dem organischen Gewebe gefunden.

Meine Lungen und das Herz hatten ihren Dienst aufgegeben. Unter diesen Umständen war dem Roboter nichts anderes übriggeblieben, als sämtliche Organe von den Nervenverbindungen zum Gehirn abzutrennen und das Gehirn an ein Lebenserhaltungssystem anzuschließen.

Ich hatte alle Phasen der unzureichenden medizinischen Behandlung bewusst erlebte. Schmerzwelle auf Schmerzwelle hatte mein Gehirn überflutet.

Ich bestand nur noch aus einem lebenden Gehirn. Das war es, was ich versuchte, mir klarzumachen.

Hatte ich je mehr besessen? Mein Körper war mir immer ein Hindernis gewesen, schwach und anfällig für jede Krankheit, unförmig und hässlich.

Ich dachte an die vertrauliche Akte, die in Quinto-Center, dem Hauptquartier der USO, lag. Das Dokument war mehr als 340 Jahre alt und beschrieb eine Persönlichkeit, die nicht mehr zu den Daten passte, die aber dennoch nicht völlig überwunden war. Sie schilderte mit schmerzhafter Deutlichkeit vor allem die ganzen Unzulänglichkeiten meines Körpers, auf den ich nun wohl oder übel verzichten musste:

»Fachgebiet Kosmokriminalistik. Spezialist I. Klasse, unbeschränkte Vollmachten.

Beschreibung der Person: Größe: 1,52 Meter; physisch schwach wie ein zehnjähriges Kind. Verwachsen. Vorgewölbte Trommelbrust. Riesenschädel mit Kindergesicht, wasserblaue, vorquellende Augen, gelichtetes, strohgelbes Haar. Abstehende Ohren zu groß selbst für überentwickelten Schädel. Nach vorn gewölbte Stirn. Zucken des linken Augenlids bei Nervosität.

Spitzes Kinn, abstoßender Gesamteindruck. Fußgröße im Verhältnis zum Körper anomal mit Nummer 46. Ungeschickter Gang. Füße schleifen nach. Atembeschwerden bei ... Belastungen.

Qualifikation nur deshalb, weil geniales Gehirn mit überragender Kombinationsfähigkeit.

Studium: Anthropologie. Sonderfach: GALAKTISCHE ALTVÖLKER.

Spezialistenausbildung unter Umgehung der üblichen Trainingsmethoden auf rein geistiger Ebene.

Sonderbemerkung: Zu allen vorhandenen psychischen und neurotischen Komplexen, die nur teilweise erfolgreich behandelt werden konnten, kommt noch ein Problem geschlechtlicher Natur. Es wird vermutet, dass eine nicht feststellbare Mutation vorliegt. Unbekannte Hormondrüsen wurden innerhalb des Gehirns entdeckt, jedoch nicht ausreichend identifiziert.«

Nicht in der Akte stand, dass sich aus diesen Drüsen gewisse parapsychische Fähigkeiten entwickelt hatten. Aber das konnte niemand in Quinto-Center wissen.

Nein, ich trauerte dem verlorenen Körper nicht nach. Aber mich selbst, mein Gehirn, wollte ich erhalten.

So kämpfte ich mit ganzer Kraft gegen den Wahnsinn an, der mich übermannen wollte. Ich wollte, und ich musste die Krise durchstehen. Ich hätte keinerlei Zeitgefühl mehr, während der Roboter mich nach Tahun flog. Ich wusste jedoch, dass der Flug irgendwann ein Ende haben würde, und dass die Mediziner auf Tahun alles tun würden, um mein Gehirn zu retten ...

*

Es war ruhig geworden. Er sah sich um. Das Kristallpferd stand etwa dreißig Meter von ihm entfernt zwischen drei kugelfömigen Kristallen, die fast so hoch waren wie es selbst. Die Kugeln bildeten ein gleichschenkliges Dreieck, und es schien, als sei das Pferd darin gefangen.

Sinclair Marout Kennon war sich darüber klar, dass er eine Lösung finden musste. Er konnte nicht auf dem Kristallbaum bleiben und darauf warten, dass sich die Situation von selbst entschärfte.

Er stellte fest, dass er abermals ein Stückchen gefallen war und sich erneut Verletzungen zugezogen hatte. Er blutete aus zwei Schnittwunden am Arm.

Der Verwachsene stieg vorsichtig am Kristallbaum herab, wobei er das pferdeähnliche Wesen beobachtete. Es rührte sich nicht, doch schien es ihn ebenfalls ständig im Auge zu behalten.