Atlan 400: Die schwarze Galaxis - H.G. Francis - E-Book

Atlan 400: Die schwarze Galaxis E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Nach dem Aufbruch aus dem Korsallophur-Stau kommt Atlantis-Pthor, der "Dimensionsfahrstuhl", auf seiner vorprogrammierten Reise der Schwarzen Galaxis unaufhaltsam näher. Und es gibt nichts, was die Pthorer und Atlan, ihr König, tun könnten, um den fliegenden Weltenbrocken abzustoppen und daran zu hindern, jenen Ort zu erreichen, von dem alles Unheil ausging, das Pthor im Lauf der Zeit über ungezählte Sternenvölker brachte. Wohl aber existiert die Möglichkeit, noch vor Erreichen des Zieles die gegenwärtige Situation in der Schwarzen Galaxis, die allen Pthorern unbekanntes Terrain ist, zu erkunden - und Atlan zögert nicht, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Ihm geht es darum, Informationen über den Gegner zu erhalten, mit dem sich die Pthorer bald werden messen müssen. Als Pthor jedoch die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht, geschieht etwas Unerwartetes. Der fliegende Kontinent kommt abrupt zum Stillstand. Atlan ist nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden. Er ergreift die Flucht nach vorn - direkt in DIE SCHWARZE GALAXIS ...

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Nr. 400

Die Schwarze Galaxis

Atlans Flucht nach vorn

von H. G. Francis

Nach dem Aufbruch aus dem Korsallophur-Stau kommt Atlantis-Pthor, der »Dimensionsfahrstuhl«, auf seiner vorprogrammierten Reise der Schwarzen Galaxis unaufhaltsam näher. Und es gibt nichts, was die Pthorer und Atlan, ihr König, tun könnten, um den fliegenden Weltenbrocken abzustoppen und daran zu hindern, jenen Ort zu erreichen, von dem alles Unheil ausging, das Pthor im Lauf der Zeit über ungezählte Sternenvölker brachte.

Wohl aber existiert die Möglichkeit, noch vor Erreichen des Zieles die gegenwärtige Situation in der Schwarzen Galaxis, die allen Pthorern unbekanntes Terrain ist, zu erkunden – und Atlan zögert nicht, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Ihm geht es darum, Informationen über den Gegner zu erhalten, mit dem sich die Pthorer bald werden messen müssen.

Als Pthor jedoch die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht, geschieht etwas Unerwartetes. Der fliegende Kontinent kommt abrupt zum Stillstand.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide ergreift die Flucht nach vorn.

Thalia – Atlans Begleiterin.

Fälser – Anführer einer Gruppe von Dellos.

Fleuvv – Ein Schleierwesen.

Solka

1.

Atlan blickte Kennon-Axton an. Der Terraner hatte ihn noch einmal wegen der Kämpfe angesprochen, die zwischen ihm und Grizzard stattgefunden hatten.

»Pthor bewegt sich auf die Schwarze Galaxis zu«, sagte der König von Atlantis. »Es scheint, als könnten wir nichts daran ändern. Unter diesen Umständen kannst du nicht erwarten, dass wir dein Problem vorrangig ...«

Eine unsichtbare Gewalt riss ihm und Kennon den Boden unter den Füßen weg. Pthor bremste ab. Atlan flog aus dem Zugor, in dem er gesessen hatte. Er wirbelte etwa zwanzig Meter weit durch die Luft und stürzte in das Dickicht einiger Büsche.

Kennon, der neben der Maschine gestanden hatte, rutschte einige Meter weit über den Kies. Er prallte mit der Schulter gegen einen Baum und fiel über das flache Ufer hinweg in einen See.

Atlan hatte das Gefühl, dass Pthor barst. Der Boden erzitterte unter ihm. An einigen Stellen bildeten sich breite Risse. Die FESTUNG schwankte. Zugors kippten um. Einige Bäume stürzten zu Boden. Atlan sah, dass einige von ihnen Arkoniden unter sich begruben.

Die GRIET, die in der Nähe der FESTUNG stand, neigte sich bedenklich weit zur Seite, während Pthor stärker und stärker verzögerte. Die Katastrophe schien unausweichlich, als der Kontinent plötzlich zur Ruhe kam.

Atlan löste sich aus dem Gewirr der Zweige. Einige Meter von ihm entfernt kroch Kennon aus dem Wasser. Er hielt sich die verletzte Schulter. Die Augen des Arkoniden tränten so stark, dass er kaum etwas sehen konnte.

Zahllose Dellos flohen schreiend aus der FESTUNG ins Freie.

»Was ist passiert?«, fragte Kennon mit gepresster Stimme.

Atlan legte den Arm um ihn und führte ihn zum Zugor, wo er seine Schulter behandeln wollte.

»Irgend etwas hat Pthor angehalten«, sagte er und blickte zum Wölbmantel hoch, ohne erkennen zu können, was Pthor in die Flugbahn geraten war.

»Aber es sieht nicht so aus, als seien wir schon wieder mit einem Hindernis zusammengestoßen.«

»Offensichtlich nicht. Es muss etwas anderes sein.«

Pthor kam zur Ruhe. Die Dellos merkten, dass die größte Gefahr vorbei war. Sie kauerten sich unter Bäumen und Büschen zusammen und warteten darauf, dass ihnen jemand sagte, was sie tun sollten.

Atlan versuchte, das Fach mit dem Verbandsmaterial zu öffnen. Es gelang ihm nicht.

»Geh in die FESTUNG«, sagte er. »Ich kann nichts für dich tun.«

»Und du?«

»Ich fliege nach draußen und sehe mir an, was los ist.«

Sigurd kam aus der FESTUNG. Er blutete aus einer Stirnwunde, schien jedoch nicht ernsthaft verletzt zu sein.

»Wir müssen nach draußen«, rief er Atlan zu, nachdem er gesehen hatte, welche Verwüstungen durch das erzwungene Bremsmanöver eingetreten waren. »Schnell. Wir starten mit der GOL'DHOR.«

»Genau das hatte ich vor«, erwiderte der Arkonide. »Komm.«

Während Kennon in die FESTUNG ging und dabei einige Dellos zurücktrieb, die aus ihr flüchten wollten, eilten Atlan und Sigurd zum Raumschiff. Als sie die Zentrale erreicht hatten, streifte der Arkonide sich das Goldene Vlies über, das er hier abgelegt hatte. Er startete das Raumschiff und lenkte es durch den Wölbmantel nach draußen.

Als sie den Wölbmantel durchstoßen hatten, sahen sie die Schwarze Galaxis.

Atlan hielt den Atem an. Schlagartig wurde ihm klar, warum diese Galaxis die Schwarze genannt wurde.

Die Sterne der geheimnisvollen Galaxis, die Pthor bis vor wenigen Minuten angeflogen hatte, waren leuchtschwach.

»Seltsam«, sagte Sigurd mit belegter Stimme. »Es sieht aus, als ob die Sonnen in ihrem Zentrum schwarz wären.«

»Kein Wunder, dass wir diese Galaxis erst jetzt sehen«, bemerkte der Arkonide. Auch seine Stimme verriet, dass er die Ausstrahlung der Schwarzen Galaxis verspürte.

Nicht allein der optische Eindruck war entscheidend, so düster dieser auch war. Den beiden Männern kam es vor, als dränge sich ihnen ein Bild der Dunkelheit in ihre Seelen.

Die riesige Sterneninsel, die weit vor Pthor lag, wirkte bedrohlich und unheimlich, als hätte sie eine schwarze Aura. Von ihr aus schienen unsichtbare Hände nach den Herzen der beiden Männer zu greifen.

Atlan wehrte sich gegen die erdrückende Ausstrahlung der Schwarzen Galaxis und gegen die in ihm aufkommende Furcht. Er fühlte, dass sie ihm die innere Freiheit zu nehmen drohte.

Er sah sich um.

Überrascht stellte er fest, dass sich nichts in der Nähe von Pthor befand, was die Insel hätte aufhalten können. Nirgendwo war ein Hindernis zu sehen, auf das sie gestoßen sein konnte. Der Weltraum in der Umgebung von Atlantis war absolut leer.

»Das verstehe ich nicht«, sagte Sigurd, der sich allmählich aus dem Bann der Schwarzen Galaxis löste. »Irgend etwas muss Pthor doch angehalten haben. Hier muss doch etwas sein.«

»Da ist aber nichts«, erwiderte der Arkonide, der die Instrumente des goldenen Raumschiffs überprüfte. »Kein Hindernis, kein Raumschiff, keine Raumstation, keine Sonde – und auch kein Energiefeld. Nichts.«

»Aber das ist unmöglich«, erklärte Sigurd erregt. Er erhob sich und blickte durch die transparenten Schichten der GOL'DHOR hinaus. »Da muss etwas sein.«

Er konnte auf diese Weise noch weniger erkennen als mit Hilfe der Beobachtungsgeräte.

»Es gibt nur eine Erklärung«, entgegnete Atlan. »Ich vermute, dass für den zurückkehrenden Dimensionskomplex Pthor ein unsichtbares Anmesssystem vorhanden ist. Kommt Pthor von einer Reise zurück, und ist alles in Ordnung, dann kann der Kontinent seinen Flug bis an das eigentliche Ziel fortsetzen, wo auch immer in der Schwarzen Galaxis das liegen mag.«

»Wenn alles in Ordnung ist!« Sigurd lächelte flüchtig. »Davon kann dieses Mal wohl keine Rede sein.«

»Eben. Die Verhältnisse auf Atlantis sind ganz und gar nicht so, wie sie von den Mächten der Schwarzen Galaxis erwartet werden. Daher glaube ich, dass es auf Pthor ein Warnsystem gibt, das dafür sorgt, dass wir an einer noch unbekannten Barriere oder an einem für uns nicht anmessbaren Energievorhang scheitern.«

»Lass uns zurückfliegen«, bat Sigurd. »Hier draußen erreichen wir nichts, und die anderen warten darauf, dass wir sie informieren.«

»Einverstanden«, sagte Atlan und lenkte das goldene Raumschiff nach Pthor.

Etwa eine Stunde später versammelten sich die Freunde Atlans um ihn, um die Lage mit ihm zu besprechen. Sie trafen sich in dem Saal, in dem ehedem die Herren der FESTUNG in ihren transparenten Behältern gelebt und geherrscht hatten.

Der König von Atlantis schilderte die Situation, in der sich Pthor befand.

Sein Bericht löste Bestürzung aus.

»Und was ist jetzt?«, fragte Thalia.

»Wir sind verloren«, erklärte der düstere Heimdall.

»Wenn wir von der Voraussetzung ausgehen, dass es eine Warnanlage gibt, die registriert hat, dass auf Pthor etwas nicht in Ordnung ist, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Kontrolleure hier auftauchen«, stellte Atlan fest. »Sie werden untersuchen, warum Pthor gestoppt worden ist.«

»Wer werden die Kontrolleure sein?«, fragte Thalia. »Wie sehen sie aus? Was werden sie tun?«

»Auf diese Fragen kann ich keine Antwort geben«, entgegnete Atlan. »Niemand kann sagen, ob die Kontrollen von einzelnen Raumschiffen oder einer ganzen Flotte, von fremdartigen Lebewesen oder von Robotern durchgeführt werden. Vielleicht kennt man hier ganz andere Formen der Nachforschungen.«

»Wir müssen uns vorbereiten«, sagte Sigurd.

»Das ist richtig«, bestätigte Atlan.

»Die Zeit, in der sich der König von Atlantis einigermaßen sicher fühlen konnte, ist vorbei«, bemerkte Heimdall. »Es sieht so aus, als ob mit dem plötzlichen Stopp der Kampf gegen die Mächte der Schwarzen Galaxis bereits begonnen hat. Ich habe vor einer derartigen Entwicklung und vor allzu großer Leichtfertigkeit gewarnt.«

Thalia schüttelte den Kopf. »Niemand ist leichtfertig gewesen«, widersprach sie. »Und Atlan einen Vorwurf zu machen, für das, was er getan hat, ist Unsinn. Er hat sich um Pthor bemüht und musste etwas riskieren. Niemand sollte ihm die alleinige Schuld zuschieben. Die anderen, die aus Feigheit nichts getan haben, sind in weit größerem Maße schuldig.«

Heimdall richtete sich zornig auf. Er blickte Thalia an, als wolle er sich auf sie stürzen, um sie für diese Worte zu strafen, doch dann lehnte er sich wieder in seinem Sessel zurück und schwieg.

»Es wird ein erbarmungsloser Kampf werden«, erklärte Sigurd. »Die Kontrolleure kennen keine Gnade.«

»Woher weißt du das?«, fragte Thalia. »Vielleicht kann man mit ihnen verhandeln. Vielleicht kann man darlegen, dass wir eingreifen mussten, weil die ehemaligen Herren der FESTUNG erkrankt sind und Pthor in der bisherigen Form nicht mehr führen konnten.«

Heimdall lachte zornig auf. »Verhandeln! Das ist grotesk. Wie sollten wir mit Männern verhandeln, die nicht davor zurückschrecken, intelligente Geschöpfe als Galionsfiguren für ihre Raumschiffe zu verwenden? Nein – wir alle sollten wissen, dass es keine Verhandlungen, sondern Kampf auf Leben und Tod geben wird.«

Während die anderen sich zurückhielten, bemerkte Sigurd mit einem ironischen Unterton: »Fraglos wird dem König von Atlantis einfallen, wie er sein Königreich gegen die schwarzen Mächte verteidigen kann. Auf seinem Weg über Pthor hat er viel zerstört. Vielleicht bringt er es fertig, nun ganz Pthor in den Untergang zu führen?«

Diese Worte erregten den Unmut der anderen, doch Atlan hob die Hand und gab damit zu verstehen, dass es nicht nötig war, auf diese ungerechtfertigten Vorwürfe einzugehen. Sigurd merkte, dass er übers Ziel hinausgeschossen war, fügte seinen Worten jedoch nichts mehr hinzu.

Auch Atlan schwieg. Er stand vor einer außerordentlich schweren Entscheidung.

Er war überzeugt davon, dass Pthor nicht zu verteidigen war.

Wenn die Kontrolleure kamen, dann führten sie Machtinstrumente mit sich, denen er nichts entgegenzusetzen hatte. Daher war Pthor die Niederlage sicher. Das bedeutete, dass alles zusammenbrechen würde, was in den letzten Wochen und Monaten mühsam aufgebaut worden war.

»Warum sagst du nichts?«, fragte Heimdall. »Wie soll es weitergehen? Welche Vorbereitungen sollen wir für den Angriff der Kontrolleure treffen?«

»Gar keine«, antwortete der Arkonide zögernd.

Überrascht blickten ihn die Freunde an. Sie verstanden ihn nicht, da diese Haltung, wie sie meinten, nicht zu ihm passte.

»Es wäre falsch, sich auf einen Kampf einzulassen, den wir nicht gewinnen können«, erklärte Atlan.

»Du willst nicht kämpfen?«, fragte Thalia. Sie blickte den Arkoniden zweifelnd an. »Ich muss mich verhört haben.«

»Du hast dich nicht verhört«, erwiderte Atlan. »Hier geht es nicht um den Sieg in einer Schlacht, sondern um den Sieg in der gesamten Auseinandersetzung mit den Mächten der Schwarzen Galaxis. Was hätten wir schon davon, wenn wir die Kontrolleure mühsam und unter großen Verlusten besiegten und dann den nachrückenden Kräften um so deutlicher unterlägen? Wir müssen in größeren Zeiträumen denken. Nur die nächsten Tage im Auge zu behalten, genügt nicht. Wir müssen uns überlegen, was in einem Jahr oder in zehn Jahren sein wird.«

»Willst du Pthor aufgeben?«, fragte Heimdall.

»Nein, das will ich nicht. Das werde ich niemals tun«, erklärte Atlan. »Ich weiß jedoch, dass ich nichts für Pthor tun kann, wenn ich hier bleibe und in die Hände jener falle, die hier zwangsläufig auftauchen müssen.«

Heimdall sprang auf. Anklagend streckte er den Arm aus und zeigte auf Atlan.

»Habe ich recht verstanden?«, rief er. »Hast du gesagt, dass du Pthor verlassen willst?«

»Ich habe es noch nicht gesagt«, erwiderte Atlan ruhig, »aber ich werde es tun.«

»Verräter!«

Sinclair Marout Kennon erhob sich.

»Warum bemühst du dich nicht, Atlan zu verstehen?«, fragte er. »Es steht dir nicht zu, ihn zu beschimpfen. Und wenn du es tun willst, so solltest du zumindest vorher nachdenken.«

»Sollte ich das?«, entgegnete Heimdall. »Angesichts eines solchen Verrats ist das wohl nicht mehr notwendig.«

»Du kennst Atlan nicht«, sagte Kennon, »aber ich kenne ihn. Ich weiß, dass er kein Verräter und kein Feigling ist, sondern ein Mann, der stets die Flucht nach vorn ergreift, wenn er schon fliehen muss.«

»Du solltest schweigen«, empfahl ihm Heimdall verächtlich. »Ein Mann, der ein Verbrechen begangen hat wie du, sollte seine Stimme nicht erheben.«

»Den Kontrolleuren wird es recht sein, wenn wir uns gegenseitig beschimpfen und dabei so zerstreiten, dass wir ihnen die Arbeit schließlich abnehmen«, bemerkte Atlan.

Heimdall fuhr herum. Zornig blickte er den Arkoniden an.

»König von Atlantis«, sagte er mit hallender Stimme, »muss ich dich erst darauf aufmerksam machen, dass du nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten hast?«

»Ich fühle mich für alle verantwortlich«, antwortete Atlan. »Für meine Freunde, für die Robotbürger von Wolterhaven, für die Bewohner von Moondrag, die Geschöpfe in der Senke der Verlorenen Seelen, für meine Feinde – eben für alle, die auf Pthor leben. Ich kann nicht verhindern, dass sie in die Hände der Mächtigen der Schwarzen Galaxis fallen. Das heißt jedoch nicht, dass ich sie verloren gebe. Hier auf Pthor kann ich nicht für sie kämpfen. Deshalb werde ich Pthor verlassen und erst dann zurückkehren, wenn ich weiß, dass ich der Sieger im Kampf um Pthor bin.«

»Wie sollte das möglich sein?«, fragte Heimdall. »Jetzt hast du alles, was du brauchst. Du hast Freunde, Waffen und eine ganze Armee. Du könntest hier an Ort und Stelle kämpfen.«

Atlan schüttelte den Kopf.

»Ich warne davor, den offenen Kampf gegen die Kontrolleure aufzunehmen«, erwiderte er. »Sie könnten mit einer einzigen Salve aus ihren Bordkanonen Pthor zu Staub verwandeln. Ergebt euch und schiebt alle Schuld auf mich, den König von Atlantis. Stellt mich als den großen Verräter hin und spielt selbst die Unschuldigen. Nur so könnt ihr eine Strafaktion verhindern. Es kommt darauf an, die ersten Stunden gut zu überstehen und die Boten der Mächte aus der Schwarzen Galaxis zu besänftigen. Haben sie sich erst beruhigt, dann könnt ihr mit eurem heimlichen Kampf beginnen.«

»Und du?«, fragte Sigurd.

»Ich werde in der Schwarzen Galaxis untertauchen und lernen. Ich will so viel wie möglich über die Fähigkeiten und die Waffen meiner Gegner herausfinden, so dass ich eines Tages zurückkehren und Pthor befreien kann.«

»Ein kühner Plan«, sagte Thalia.

»Zu verwegen«, wandte Sigurd ein. »Er kann nicht gelingen.«

»Er wird gelingen«, entgegnete Atlan. »Es ist der einzig gangbare Weg für mich. Ich werde ihn gehen.«

»Mit welchem Schiff wirst du starten? Doch nicht mit der GOL'DHOR?«, fragte Thalia.

»Natürlich nicht. Ich nehme die GRIET«, antwortete der Aktivatorträger. »Wir haben die GRIET untersucht und weitgehend repariert. Sie ist einsatzbereit. Ganzelpohn wird mir helfen.«

»Eine gute Idee«, sagte Sigurd lobend. »Dieser Schiffstyp ist in der Schwarzen Galaxis bekannt.«

»Ich bin bereit, euch mitzunehmen«, erklärte der Arkonide. »Niemand soll glauben, dass er hier bleiben muss.«

»Verräter«, sagte Heimdall zornig. »Genügt es nicht, wenn du allein fliehst? Musst du Pthor auch noch die besten Kämpfer nehmen?«

Der Vorwurf schmerzte Atlan. Doch er ließ sich nichts anmerken. Er hatte damit gerechnet, dass nicht alle Freunde ihn verstehen würden. Für einige von ihnen mochte es tatsächlich richtig erscheinen, auf Pthor zu bleiben und gegen die Mächtigen der Schwarzen Galaxis zu kämpfen. Für einen Mann wie Atlan, der zahllose Schlachten durch überlegene Taktik gewonnen hatte, jedoch nicht.

»Niemand soll sagen, dass ich ihm nicht die Gelegenheit gegeben habe, sich mir anzuschließen und mit mir zusammen auf meine Art zu kämpfen«, sagte er und blickte von einem zum anderen. Bis auf Thalia wichen alle seinen Blicken aus. Sie erhob sich und kam zu ihm.

»Ich bin dabei«, erklärte sie und sah ihre Brüder herausfordernd an. »Ich begleite Atlan.«

»Ich werde euch beweisen, dass ich kein Verräter bin«, sagte der Arkonide. »Aber nicht jetzt, sondern später, wenn ich zurückkehre.«

2.

Atlans Finger glitten über die Tastaturen in der Kommandozentrale der GRIET. Das Raumschiff gehorchte seinen Befehlen.

»Wir können zufrieden sein«, sagte Thalia, die neben ihm saß.

Atlan steuerte das Raumschiff selbst, wobei er von Ganzelpohn unterstützt wurde. Der Bite war sofort einverstanden gewesen, dem Arkoniden zu helfen, als dieser ihm seinen Plan eröffnet hatte. Dabei hatte Atlan ihm allerdings nicht alles gesagt.

Alle Hunods hatten das Schiff verlassen. Atlan hatte seine eigene Besatzung mitgebracht. Sie bestand aus dreißig männlichen Dellos. Als Kommandanten der Androiden-Gruppe hatte er Fälser eingesetzt, als seine drei Stellvertreter Wurdihl, Branor und Gärgo.

Pthor fiel rasch hinter der GRIET zurück.

Atlan legte einen Kurs an, der das Organschiff an den Rand der Schwarzen Galaxis führte. Er wollte zunächst nicht ins Zentrum der Galaxis vorstoßen, sondern sich erst an die Außenwelten herantasten.

Als er sich davon überzeugt hatte, dass alles nach Plan verlief, erhob er sich und gab Fälser zu verstehen, dass er nun das Kommando übernehmen sollte.

In diesem Moment ging ein Ruck durch das Schiff. Er war nicht so stark, dass Atlan stürzte, aber doch so heftig, dass der Arkonide Halt suchend nach der Sessellehne griff. Erschreckt blickte er auf die Instrumente. Sie zeigten an, dass die GRIET ihren Kurs änderte.

Thalia versuchte, das Schiff auf Kurs zu halten. Es gelang ihr nicht. Die GRIET gehorchte ihren Befehlen nicht.

Atlan setzte sich wieder in den Sessel.

»Was ist mit Ganzelpohn los?«, fragte sie erregt. »Warum macht er das?«

Der Arkonide bemühte sich jetzt ebenfalls, das Raumschiff wieder auf den alten Kurs zu bringen, aber auch er hatte keinen Erfolg dabei.

»Vielleicht hat er etwas entdeckt, was ihn dazu zwingt«, bemerkte er, doch er glaubte selbst nicht daran, dass es so war. Er nahm Funkverbindung mit dem Biten auf.

»Ganzelpohn«, sagte er. »Was ist passiert? Warum änderst du den Kurs?«

Der Bite antwortete nicht, obwohl Atlan ihn wieder und wieder ansprach.

»Ob er uns nicht hört?«, fragte Thalia. Sie blickte Atlan unsicher an. Sie hatte ihre Körpermaske abgelegt, da sie ihr lästig geworden war. Jetzt trug sie einen Raumanzug.

»Er hört uns«, antwortete der Arkonide, wobei er sich erneut bemühte, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. »Das ist sicher.«

»Warum reagiert er dann nicht? Glaubst du, dass er uns verraten will? Das wäre doch widersinnig. Ganzelpohn ist alles andere als ein Freund jener, die ihn mit dem Organschiff verbunden und zu einer Galionsfigur gemacht haben.«

»Vielleicht kann er nicht anders«, entgegnete Atlan. Er ließ die Hände sinken, da er einsah, dass er von der Hauptleitzentrale aus nichts tun konnte. »Ich glaube, dass einige Galionsfiguren außerhalb der Schwarzen Galaxis so etwas wie Gedankenfreiheit erlangen. Zu ihnen gehört Ganzelpohn. Innerhalb der Schwarzen Galaxis aber müssen alle Galionsfiguren tun, was die Mächtigen dieser Galaxis wollen.«

»Wenn es so ist, sind wir verloren.«

Atlan beugte sich vor. Er sprach über Funk auf den Biten ein. Er drohte ihm. Er machte ihm Versprechungen und erreichte doch nichts.

Ganzelpohn schwieg.

»Wir hätten auch auf Pthor bleiben können«, sagte Thalia resignierend.

»Noch gebe ich nicht auf«, erwiderte Atlan.