Atlan 413: Insel des Neubeginns - H.G. Francis - E-Book

Atlan 413: Insel des Neubeginns E-Book

H. G. Francis

0,0

Beschreibung

Als Atlantis-Pthor, der durch die Dimensionen fliegende Kontinent, die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht - also den Ausgangsort all der Schrecken, die der Dimensionsfahrstuhl in unbekanntem Auftrag über viele Sternenvölker gebracht hat -, ergreift Atlan, der neue Herrscher von Atlantis, die Flucht nach vorn. Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, und einer Gruppe von ausgesuchten Dellos die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird. Dort beginnt für Atlan und seine Gefährten eine Serie von Abenteuern, die beinahe tödlich ausgehen. Stationen des gefahrvollen Weges sind unter anderem Enderleins Tiegel, der Schrottplanet, Xudon, der Marktplanet, und Gooderspall, die Welt der Insektoiden. Nach der Vernichtung des Organschiffs SKEILAS, mit dem sie von der Welt des Meisterträumers flüchten konnten, beschäftigen sich Atlan und Thalia mit dem Geheimnis der Scuddamoren. Sie lernen die Entstehung der Schergen Chirmor Flogs kennen und verfolgen deren Werdegang auf der INSEL DES NEUBEGINNS ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 413

Insel des Neubeginns

In der Fabrik der Scuddamoren

von H. G. Francis

Als Atlantis-Pthor, der durch die Dimensionen fliegende Kontinent, die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht – also den Ausgangsort all der Schrecken, die der Dimensionsfahrstuhl in unbekanntem Auftrag über viele Sternenvölker gebracht hat –, ergreift Atlan, der neue Herrscher von Atlantis, die Flucht nach vorn.

Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, und einer Gruppe von ausgesuchten Dellos die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird.

Dort beginnt für Atlan und seine Gefährten eine Serie von Abenteuern, die beinahe tödlich ausgehen. Stationen des gefahrvollen Weges sind unter anderem Enderleins Tiegel, der Schrottplanet, Xudon, der Marktplanet, und Gooderspall, die Welt der Insektoiden.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan und Thalia – Die Pthorer entdecken die Fabrik der Scuddamoren.

Dorkan Moht – Galionsfigur der KNIEGEN.

Altran-Visk – Anführer eines Stammes der Teeken-Arvs.

Masgelhort-Dyrt – Ein Einsiedler.

Dlocht

1.

Nachdem wir die Welt ohne Namen verlassen hatten, schlug ich nicht den Kurs nach Kinster-Hayn ein, sondern folgte einem Organtransporter. Atlan hatte beobachtet, wie die aus der Metamorphose verschiedener Gefangener hervorgegangenen Scuddamoren an Bord von solchen Schiffen gebracht worden waren. Dabei war nicht klar geworden, ob die neuen Scuddamoren bereits im Besitz eines anderen Selbstverständnisses waren, ihre Herkunft vergessen hatten und sich nur noch als Scuddamoren verstanden.

Waren sie in dieser Form schon jene Geschöpfe, die hinter Energieschirmen verborgen lebten und dem Neffen des Dunklen Oheims, Chirmor Flog, bedingungslos dienten?

Atlan glaubte nicht daran, dass die Scuddamoren schon fertig präpariert waren. Er war davon überzeugt, dass das an anderer Stelle geschehen würde. Das war der Grund dafür, dass wir einem Organtransporter folgten und dabei ein erhebliches Risiko eingingen.

Schon bald erreichten wir ein anderes Sonnensystem. Es bestand aus einem blauen Riesenstern mit vierzehn Planeten. Überall bewegten sich Transporter und andere Organschiffe.

Atlan und Thalia gaben mir zu verstehen, dass sie davon überzeugt waren, dass diese Raumer nur Robotbesatzungen hatten. Auch die KNIEGEN besaß ja ursprünglich eine solche Besatzung.

Der Arkonide vermutete, dass höchstens die führenden Scuddamoren das Geheimnis ihrer Herkunft kannten. Daher glaubte er, dass es in diesem System, in dem die Scuddamoren offenbar fertig präpariert wurden, nur Roboter gab, die sich im Auftrag von Chirmor Flog um alles kümmerten.

Ich gestehe, dass es mir nicht leicht fiel, seine Gedanken nachzuvollziehen. Sie waren bemerkenswert logisch. Es schien, als ob der Arkonide einen Teil seines Gehirns abschalten könne, um frei von Emotionen nur noch logisch zu denken. Ich hatte mich schon öfter gefragt, ob er über zwei voneinander unabhängige Gehirne verfügte, diesen Gedanken jedoch wieder verworfen, weil er mir als zu phantastisch erschien.

Ich warnte Atlan davor, dem fünften Planeten des Systems zu nahe zu kommen. Auf ihn schien sich alles zu konzentrieren. Dorthin flogen alle Raumschiffe.

Der Arkonide missachtete meine Warnung.

»Ich vertraue auf die Engstirnigkeit der Roboter«, erklärte er. »Sie haben keine Möglichkeit, uns von anderen Raumschiffen zu unterschneiden. Und sie haben keinen Grund, sich näher mit uns zu befassen.«

»Sie könnten uns anfunken«, antwortete ich.

»Für den Fall werden wir uns etwas einfallen lassen«, versprach er, und damit schien das Thema für ihn erledigt zu sein. Für mich jedoch nicht. Ich stand unter höchster Nervenanspannung und rechnete in jeder Sekunde mit einem Angriff.

Wie konnten wir nur glauben, dass man uns ungeschoren lassen würde? Befanden wir uns nicht an einem der wichtigsten Punkte der Galaxis, falls Atlan Recht hatte? Waren wir nicht einem gefährlichen Geheimnis auf der Spur? Und pflegten die Mächtigen ihre Geheimnisse nicht sorgfältig zu bewahren und zu bewachen?

Wir näherten uns dem fünften Planeten und glitten – ebenso wie die vielen anderen Raumschiffe – in einen Orbit. Atlan zweifelte nicht daran, dass die Organtransporter auf dieser Welt ihre lebende Fracht abluden.

Ich hielt den Atem an. Um uns herum bewegten sich Tausende von Raumschiffen in der Kreisbahn.

Wir mussten doch auffallen!

»Ich möchte Bilder von der Planetenoberfläche sehen«, sagte der Arkonide.

Er war so ruhig, als bestünde nicht die geringste Gefahr. Thalia war weniger gefasst. Ihre Hände waren in ständiger Bewegung.

Ich blendete die Bilder ein, während Atlan mich über den Planeten befragte. Doch ich konnte ihm keine Auskunft geben. Ich wusste nichts über diese Welt.

Zahlreiche kleine Kontinente überzogen die Planetenoberfläche. Sie scharten sich um einen Riesenkontinent, der nahezu ein Viertel der gesamten Oberfläche einnahm. In diesem Kontinent erstreckte sich ein riesiges Binnenmeer.

Es wäre uns nicht weiter aufgefallen, wenn nicht im Inneren dieses Meeres eine große Insel gewesen wäre, die durch sieben Brücken mit dem Festland verbunden war. Auf der Insel erhoben sich eine Reihe von Bauten mit höchst unterschiedlicher Architektur.

»Die Raumschiffe landen alle auf dem Hauptkontinent«, stellte ich fest.

»Von dort aus kommt die lebende Fracht offenbar über die Brücken zur Insel«, fügte Thalia hinzu.

»Wir landen«, entschied Atlan.

Ich fühlte, dass es mir eiskalt über den Rücken lief.

»Mitten zwischen den anderen?«, fragte ich entsetzt. »Das kann nicht gut gehen.«

»Nicht zwischen den anderen«, entgegnete der Arkonide. »Wir landen hinter dem Felsrücken östlich des Meeres im Wald.«

Mir stockte der Atem, so dass ich kaum sprechen konnte.

»Mitten im Wald«, sagte ich stammelnd und stotternd. »Kannst du dir nicht vorstellen, dass die anderen Raumschiffe Funkbefehle erhalten, wenn sie landen sollen? Und kannst du dir nicht denken, dass es Überwachungsstationen gibt, die dafür sorgen, dass nur diejenigen Raumschiffe landen, denen man eine Landung befohlen hat? Man wird uns abknallen, sobald wir die Kreisbahn verlassen.«

»Das glaube ich nicht«, antwortete er so selbstsicher, als habe er den Tod nicht zu fürchten. »Man hat uns bisher nicht entdeckt, und man wird uns auch bei der Landung nicht bemerken. Hier verläuft alles automatisch. Niemand kommt auf den Gedanken, dass ein Fremder es wagen könnte, sich einzuschleichen. Und sollte das dennoch geschehen, so gibt es sicherlich genügend Kontrollmöglichkeiten, ihn von dem abzuhalten, was man verbergen will.«

Ich begehrte auf.

»Eine Landung kommt nicht in Frage.«

»Warum weigerst du dich, Dorkan Moht?«, fragte er lächelnd. Ich sah, dass er die große Plejade in den Fingern drehte. »Es muss sein.«

»Man wird uns abschießen«, erklärte ich. »Das mag für dich nicht besonders schlimm sein. Thalia und du, ihr könnt aussteigen, ich aber gehe mit dem Schiff zugrunde.«

»Niemand wird auf uns schießen. Das ist für mich ganz sicher.«

Er sprach so überzeugend und zugleich beruhigend auf mich ein, dass ich endlich nachgab, obwohl ich nicht so recht glauben mochte, dass uns wirklich nichts passieren würde.

Doch Atlan behielt Recht.

Die KNIEGEN senkte sich in der Lufthülle des fünften Planeten und setzte in einer langgestreckten Bahn zur Landung an. Ich wartete auf einen Funkanruf, doch er blieb aus. Ich glaubte, Lichtblitze unter mir zu sehen, die den Abschuss von Raketen anzeigten, doch ich irrte mich. Ich brachte das Raumschiff ohne Zwischenfall nach unten.

Wir landeten in einem ausgedehnten Waldgebiet etwa zweihundert Kilometer vom Ufer des Binnenmeers entfernt. Vor uns erhob sich eine Kette von Bergen, deren höchste etwa viertausend Meter hoch waren.

Atlan hoffte, dass sie uns ausreichend Ortungsschutz gewährten, denn die KNIEGEN ragte mit ihrem Bug hoch über die Wipfel der Bäume hinaus.

»Und jetzt?«, fragte ich.

»Thalia und ich werden aussteigen«, erwiderte er. Ich hatte es nicht anders erwartet. »Wir werden nach Westen vordringen und uns die Raumhäfen, die Siedlungen, die Brücken und die Anlagen auf der Insel ansehen. Drücke uns die Daumen, dass wir dabei etwas Wesentliches herausfinden.«

»Du weißt, dass ich keine Daumen habe«, entgegnete ich unwillig. War es notwendig, dass er mich auf diesen körperlichen Mangel hinwies?

»Es ist nur eine Redensart«, erklärte er. »Ich wollte keine Anspielung machen.«

Ich glaube ihm nicht ganz und räusperte mich nur, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich auch auf Redensarten keinen Wert legte.

»Bis später«, sagte Thalia. »Wir melden uns.«

»Hoffentlich!« Ich wäre glücklich gewesen, wenn ich ebenso wie sie die KNIEGEN hätte verlassen können. Aber das war unmöglich. Ich war bis an mein Lebensende mit der Organmasse des Raumschiffs verbunden. Nur der Tod konnte mich von ihr lösen.

*

»Ich hoffe, du wirst uns keine Schande machen«, sagte Trekman-Elk.

Er war so groß, dass er mit seinem Körper nahezu den ganzen Eingang der Hütte ausfüllte. Da er zusätzlich noch sein Federkleid sträubte, fiel kaum noch Licht von außen herein.

Altran-Visk richtete sich auf.

»Ich habe geahnt, dass du mir damit kommen würdest«, erwiderte er. »Ich weiß schon lange, dass du der dämlichste Nachfolger bist, den man überhaupt finden konnte. Schade nur, dass sich Zischl-Want nicht bereit gefunden hat.«

Trekman-Elk betrat die Hütte. Er umkreiste Altran-Visk, der am Feuer saß und sein Haar flocht.

»In der Stunde deines Todes verlierst du deine Würde«, erwiderte Trekman-Elk verächtlich. »Ich habe mir sagen lassen, dass viele Herrscher großsprecherisch sind und ihre Heldentaten nicht genug preisen können, solange der Tag des Turms fern ist, dass sie aber um so kleinlauter werden, je näher der Tag der Wahrheit rückt.«

»Bist du nun endlich fertig mit diesem Unsinn?«

»Ich bin fertig.«

»Dann könntest du eigentlich gehen.«

»Hat sich dein Geist schon so verwirrt, Altran-Visk, dass du nicht mehr weißt, warum ich hier bin?«

»Ich weiß es«, antwortete der Herrscher der Teeken-Arvs. »Allein – ich lehne es ab, mit dir zu gehen.«

»Du willst die Götter versuchen?«, fragte Trekman-Elk entsetzt.

»Durchaus nicht. Ich werde meine Pflicht tun, aber den letzten Weg werde ich ohne dich gehen. Niemand wird mich begleiten.«

»Nun gut. Dann geh allein.« Trekman-Elk schlug zornig mit einer Lederpeitsche auf den Boden, die er bis dahin unter seinem Federkleid verborgen getragen hatte.

Altran-Visk lachte schrill.

»Glaubtest du ernsthaft, ich würde dich in dieser Weise ehren?«, fragte er. »Nicht nach alldem, was du mir angetan hast.«

»Das hast du nicht vergessen?« Trekman-Elk war so überrascht, dass er die Tentakel zusammenrollte und sich auf den Boden sinken ließ. Die Flammen stiegen höher auf und schufen eigenartige Lichtreflexe auf seinem Federkleid. »Es ist mehr als fünfzehn Jahre her, dass wir jene Auseinandersetzung hatten. Das Mädchen – wie hieß es doch – hat sich für mich entschieden, nicht für dich. Na und?«

»Wie hieß es doch!«, rief Altran-Visk hasserfüllt. »Du weißt nicht einmal mehr ihren Namen. Mir aber hat sie mehr bedeutet als alles auf der Welt. Für sie hätte ich alles getan. Ich hätte mein Leben geopfert für sie.«

»Dann hätte sie nichts mehr von dir gehabt«, bemerkte der Nachfolger des Herrschers spöttisch.

»Vergiss es«, riet ihm Altran-Visk. »Es sei, als hätten wir nicht darüber gesprochen. Du verstehst es ohnehin nicht. Du hast sie benutzt und mit ihr gespielt. Bedeutet hat sie dir nichts.«

»So ist das nun einmal. Tritt einem Weib in dieser Haltung gegenüber, und du hast es leicht, ihm den Kopf zu verdrehen.«

»Verlass die Hütte«, befahl Altran-Visk. »Noch bin ich der Herrscher, und wenn du dich nicht beugst, werde ich dafür sorgen, dass du nicht mein Nachfolger wirst.«

Trekman-Elk zuckte erschreckt zusammen.

»Verzeih mir«, rief er. »Ich habe mich hinreißen lassen. Dabei wollte ich dich in der Stunde deines Todes nicht beleidigen. Ich bitte dich, gib mir die Ehre und erlaube mir, dich zu begleiten.«

»Mein letztes Wort ist gesprochen. Geh.«

Trekman-Elk hätte sich gern gegen diesen Befehl aufgelehnt, aber das wagte er nicht. Er wusste sehr wohl, dass Altran-Visk seine Träume noch in letzter Sekunde zerstören konnte. Also erhob er sich und eilte aus der Hütte.

Er hasste Altran-Visk für die Entscheidung, die er getroffen hatte, weil er seine Herrschaft nun unter denkbar ungünstigen Bedingungen beginnen musste. Seit Jahrhunderten war es nicht mehr vorgekommen, dass ein Herrscher seinem Nachfolger den gemeinsamen Weg zum Turm verweigerte.

Trekman-Elk blieb neben dem Eingang der Hütte stehen und wartete. Er hoffte, Altran-Visk auf diese Weise überlisten zu können. Aber er täuschte sich. Der Herrscher dachte nicht daran, die Hütte unmittelbar nach ihm zu verlassen. Er blieb am Feuer, so dass für alle Teeken-Arvs im Dorf deutlich wurde, welche Entscheidung er getroffen hatte.

Trekman-Elk sah die Augen der mehr als vierhundert Dorfbewohner auf sich gerichtet. Die Männer, Frauen und Kinder kauerten unter Bäumen und Büschen, um sich nicht entgehen zu lassen, wie ihr Herrscher den letzten Weg antrat. Altran-Visk war, wie Trekman-Elk widerwillig zugab, außerordentlich beliebt und einer der erfolgreichsten Herrscher der letzten Jahrzehnte gewesen. Er hatte sich nie aufgrund seiner Macht, sondern nur Kraft seiner Überzeugungskunst durchgesetzt.

Deshalb hatten die Bewohner des Dorfes ihm auch einen besonders hohen Turm gebaut. Das Gebilde aus Baumstämmen, Ästen und Buschwerk ragte wenigstens hundert Meter in die Höhe und stieß damit weit über die höchsten Wipfel der Bäume hinaus. Es erhob sich in der Mitte des Dorfes und war mit zahllosen Blumen und Tierkadavern geschmückt. Es war der schönste Todesturm, den Trekman-Elk je gesehen hatte. Er hatte auch nicht davon gehört, dass jemals so ein Kunstwerk für Herrscher errichtet worden war. Dabei war er schon bei vielen Völkern und Stämmen auf Mogteeken-Arv gewesen.

Altran-Visk seufzte.

Dass es diesen Tag gab, hatte er immer aus seinem Bewusstsein verdrängt. Er erinnerte sich daran, frühere Herrscher seines Stammes verachtet zu haben, weil sie in der Stunde ihrer Abdankung gezögert hatten, den Turm zu betreten.

Jetzt verstand er sie.

Dennoch war er entschlossen, niemanden merken zu lassen, wie schwer es ihm fiel, die entscheidenden Schritte zu tun.

Entschlossen marschierte er los. Er hob den Kopf hoch aus dem Federkleid und blickte sich stolz um. Ein Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer. Einige Männer stießen schrille Schreie aus, um ihm zu bekunden, wie sehr sie ihn verehrten. Er tat, als ob er sie nicht wahrnehme.

Trekman-Elk folgte ihm. Er versuchte, näher zu ihm aufzurücken, als es den Regeln entsprach. Ein verweisender Blick Altran-Visks trieb ihn jedoch wieder zurück.

Der Herrscher der Teeken-Arvs erreichte das turmartige Gebilde. Unter den Blumen und dem Blätterwerk war eine primitive Leiter verborgen, an der er emporsteigen konnte.

Altran-Visk richtete die Blicke nach oben und begann zu klettern. Die Männer, Frauen und Kinder des Stammes sangen. Hin und wieder trat ein Mann oder eine Frau nach vorn und pries mit schriller, weithin hörbarer Stimme die Heldentaten, die Altran-Visk in seiner Zeit als Herrscher vollbracht hatte, oder lobte seine staatsmännischen Entscheidungen.

Altran-Visk hörte diese Worte gern. Er dachte aber auch darüber nach, wie seltsam es war, dass ein Herrscher der Teeken-Arvs niemals länger als drei Jahre an der Macht bleiben durfte. Vielleicht wäre es richtiger, ihn vier oder gar fünf Jahre im Amt zu belassen, durchfuhr es ihn, während er sich der Spitze des Turmes aus Holz, Blättern, Blumen und Lianengeflecht näherte.

Bis zu diesen Minuten war er sich eigentlich dessen ganz sicher gewesen, dass ein Herrscher, der diesen Weg ging, überwechselte in die Körper jener seltsamen und fremdartigen Wesen, die in den Spitzen der Raumschiffe lebten, die pausenlos auf Mogteeken-Arv landeten und starteten. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass es den Seelen der Herrscher vergönnt war, mit diesen Wesen hinauszueilen zu den Sternen, die den Himmel bedeckten, und dass sie damit in das Reich der Götter einziehen würden.

Das war für ihn der entscheidende Anreiz gewesen, sich für das Amt des Herrschers zur Verfügung zu stellen. Ohne eine solche Zukunftsperspektive hätte sich wohl niemals jemand bereit gefunden, so etwas zu tun.