Atlan 436: Aufstand der Scuddamoren - H.G. Francis - E-Book

Atlan 436: Aufstand der Scuddamoren E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Nachdem Atlantis-Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, in der Peripherie der Schwarzen Galaxis zum Stillstand gekommen ist, hat Atlan die Flucht nach vorn ergriffen. Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird. Dort, von Planet zu Planet eilend und die Geheimnisse der Schwarzen Galaxis ausspähend, haben Atlan und seine Gefährtin schon so manche tödliche Gefahr gemeinsam bestanden - bis der Planet Dykoor zu Thalias Grab wurde. Doch auch nach Thalias Tod geht für den Arkoniden die kosmische Odyssee weiter. Nach der Rückkehr seines Extrasinns und seiner Befreiung als Galionsfigur erreicht Atlan wieder Säggallo. Hier, auf der Zentralwelt Chirmor Flogs, auf der sich auch alte Freunde des Arkoniden zusammenfinden, braut sich etwas zusammen, sobald Artin, der geflüchtete Scuddamoren-Anführer, dort wieder erscheint. Es kommt zum AUFSTAND DER SCUDDAMOREN ...

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Nr. 436

Aufstand der Scuddamoren

Der Kampf auf Säggallo

von H. G. Francis

Nachdem Atlantis-Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, in der Peripherie der Schwarzen Galaxis zum Stillstand gekommen ist, hat Atlan die Flucht nach vorn ergriffen.

Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird.

Dort, von Planet zu Planet eilend und die Geheimnisse der Schwarzen Galaxis ausspähend, haben Atlan und seine Gefährtin schon so manche tödliche Gefahr gemeinsam bestanden – bis der Planet Dykoor zu Thalias Grab wurde.

Doch auch nach Thalias Tod geht für den Arkoniden die kosmische Odyssee weiter. Nach der Rückkehr seines Extrasinns und seiner Befreiung als Galionsfigur erreicht Atlan wieder Säggallo.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide wird als Heilkundiger angesehen.

Axton-Kennon und Razamon – Zwei alte Bekannte treffen sich auf Säggallo.

Artin – Anführer der schwarzen Scuddamoren.

Kerttel – Ein mysteriöser Zwerg.

Achtpforg

1.

Die Lebensverlängerer

Das Schott glitt zur Seite, und die düstere Gestalt eines Scuddamoren betrat den Raum, in dem der Arkonide gefangen war. Atlan ruhte auf einer Liege. Er spürte die Impulse seines Zellaktivators. Diese zeigten ihm an, dass er sich noch immer nicht ganz erholt hatte. Die Trennung von den Steuerelementen des Organschiffs war allzu strapaziös gewesen.

»Steh auf«, befahl der Scuddamore. »Komm.«

Der Arkonide erhob sich. Er trug eine graublaue Uniformkombination, die mit keinerlei Zierrat versehen war. Er reckte sich und ließ die Schultern kreisen, um die Muskulatur zu lockern.

»Ich habe dir einen Befehl gegeben«, erklärte der Düstere. »Muss ich dir erst noch zeigen, wie ernst es gemeint war?«

»Nicht nötig«, erwiderte der Rekonvaleszent gelassen. »Ich komme ja schon. Ich nehme an, wir sind auf Säggallo, und du bringst mich zum Neffen?«

Der Scuddamore antwortete nicht. Er blieb an der Tür stehen und wartete, bis Atlan den Raum verlassen hatte. Dann führte er ihn über einen langen Gang bis zu einer offenen Schleuse, die sich dicht über dem Boden befand. Atlan blickte hinaus. Es regnete so heftig, dass er kaum fünfzig Meter weit sehen konnte. Dennoch erkannte er die dunklen Umrisse einiger Gebäude. Sein fotographisches Gedächtnis bestätigte ihm, dass er sich tatsächlich auf Säggallo befand.

Sieh dich vor, signalisierte der Extrasinn, der nun wieder einwandfrei funktionierte, auf Säggallo herrscht eine Schwerkraft von etwa zwei g. Damit musst du fertig werden.

Unwillkürlich blieb der Arkonide stehen.

Er besaß das Goldene Vlies nicht mehr. Das hatte er Algonkin-Yatta übergeben, um es zu retten. Chirmor Flog hatte den Auftrag erteilt, es zu vernichten, doch dazu war es glücklicherweise nicht gekommen. Jetzt aber verfügte der Arkonide auch nicht mehr über den Schutz, der ihn aus manchen Gefahren gerettet hatte. Das Goldene Vlies bewahrte ihn nicht mehr vor dem erdrückenden Einfluss einer doppelt so hohen Schwerkraft, wie er sie gewohnt war. Und das in einer Situation, in der er noch nicht wieder bei vollen Kräften war.

Der Scuddamore stieß ihm den Projektor seiner Strahlenwaffe in den Rücken.

»Was ist mit dir?«, fragte er. »Fürchtest du dich vor dem Regen?«

»Durchaus nicht«, antwortete Atlan. »Dennoch hätte ich nichts dagegen, wenn wir ein paar Minuten warten würden. Bin ich nicht hier, um Chirmor Flog zu helfen? Nun gut, das kann ich besser, wenn ich mir da draußen keine Infektion hole. Ich bin geschwächt. In meinem augenblicklichen Zustand darf ich kein Risiko eingehen.«

Ein dumpfes Lachen klang unter dem Schattenschild hervor.

»Du wirst es schon überstehen«, sagte der Scuddamore.

Atlan wollte bereits in den Regen hinausgehen, als es doch noch eine Unterbrechung gab.

Etwas fiel polternd hinter dem Arkoniden auf den Boden. Atlan drehte sich um.

Ein zierliches Mädchen trat stolpernd auf den Gang heraus. Sie trug mehrere Töpfe und Röhren in den Händen und unter den Armen. Ein Gefäß war ihr entglitten und auf den Boden gefallen. Hier hatte es sich geöffnet. Eine grünliche Flüssigkeit sickerte daraus hervor.

»Seid ihr wahnsinnig geworden?«, schrie sie empört. »Ich bin doch nicht zu meinem Vergnügen hier, sondern weil ich eine wichtige Aufgabe zu erfüllen habe. Aber ihr behandelt mich wie einen gefangenen Verbrecher ...«

Jetzt bemerkte sie Atlan. Verblüfft blickte sie ihn an.

Sie war etwa einen Meter groß. Golden schimmerndes Haar umgab ihren Kopf wie eine Glocke aus Löckchen. Ihr Gesicht war schmal. Es hatte die gleiche Farbe wie ihr Haar. Das Auffallendste an ihr waren jedoch die Augen. Sie hatten dreieckige Pupillen und eine schwer bestimmbare Farbe, die zwischen rot und blau angesiedelt war. Das Mädchen kleidete sich mit einem Anzug, der aus Tausenden von grünen und blauen Plättchen bestand, die schuppenartig übereinander gesetzt waren und ihren Körper wie eine zweite Haut umschlossen.

»Was starrst du mich so an?«, fragte sie. »Luftverschwender. Energieprotz. Du bildest dir wohl ein, etwas Besonderes zu sein, wie? Für mich bist du nichts als eine Fehlkonstruktion der Natur.«

Ihr Gesicht verzerrte sich.

»Willst du nicht endlich den Topf aufheben?«, schrie sie. »Du stehst da wie ein Denkmal und siehst zu, wie die Lebenssäfte des Neffen im Schmutz verrinnen.«

Atlan lächelte. Er hob den Topf auf. Nur ein geringer Teil der zähflüssigen Substanz, die sich darin befand, war ausgelaufen.

»Willst du ihn tragen, oder soll ich das für dich tun?«, fragte er.

Sie schürzte die Lippen.

»Ein Kerl wie ein Büffel«, erwiderte sie verächtlich, »aber er kann noch nicht einmal einen kleinen Topf für mich tragen.«

Mit hocherhobenem Kopf ging sie an ihm vorbei in den Regen hinaus.

»Also los«, sagte der Scuddamore. »Hinaus mit dir.«

Atlan bemerkte, dass sich ihm weitere Schattengestalten näherten. Ihm blieb nichts anderes übrig, er musste dem Mädchen folgen. Er verließ die Schleuse.

Augenblicklich senkte sich ein schweres Gewicht auf ihn herab. Die volle Schwerkraft von Säggallo drückte ihn fast zu Boden, während das Mädchen nichts zu spüren schien.

»Sieh dir das an«, sagte sie belustigt. »Der Kerl hat weiche Knie.«

Sie streckte vorsichtig eine Hand aus, um keinen der Töpfe zu verlieren.

»Nun gib schon her«, sagte sie überraschend freundlich und mitfühlend, »sonst brichst du noch zusammen.«

Atlan dachte nicht daran, das Gefäß abzugeben, doch sie trat rasch auf ihn zu und nahm es so entschlossen an sich, dass er nichts tun konnte.

Spöttisch lächelnd drehte sie sich um.

»Saurier«, sagte sie nun wieder so aggressiv wie zuvor. »Weiter nichts.«

»Wie soll ich das verstehen?«, fragte er, während die Impulse seines Zellaktivators fast schmerzhaft heftig kamen.

»Aussterbende Spezies«, antwortete sie knapp. »Lebensuntüchtige Existenz.«

»Redet nicht«, befahl der Scuddamore, der ihnen gefolgt war, »geht endlich weiter, oder wir machen euch Beine.«

Atlan bemerkte, dass sich ihm weitere sieben Schattengestalten angeschlossen hatten. Offenbar befürchtete man, dass er die Flucht ergreifen würde. Doch er wäre gar nicht dazu imstande gewesen, weil die Schwerkraft so hoch war.

Mühsam setzte er die Füße voreinander. Das Wasser stand knöchelhoch auf dem Landefeld. Die Wassertropfen kamen unter dem Einfluss der hohen Schwerkraft so wuchtig herab, dass er die Hände schützend über den Kopf erhob.

Die Scuddamoren trieben ihn und das Mädchen zu einem kastenförmigen Gebäude am Rand des Raumhafens.

Atlan erwartete, dass dort ein Transportgleiter stehen und sie aufnehmen würde, doch er wurde enttäuscht. Eine Tür öffnete sich vor ihnen, und sie betraten eine schlecht beleuchtete Halle.

Triefend vor Nässe blieb der Arkonide neben einer Nische stehen. Sie enthielt ein Bett, einen Hocker, einen Tisch und einige kleinere Gegenstände für den täglichen Gebrauch.

Der Arkonide war davon überzeugt gewesen, dass man ihn sofort nach der Ankunft zu Chirmor Flog bringen würde. Er vermutete, dass der Neffe sich in einer gefährlichen Krise befand und die belebenden Impulse des Zellaktivators dringend benötigte. Daher konnte er sich den ihm unnötig erscheinenden Aufenthalt in dieser Halle nicht erklären.

Erschöpft sah er sich um.

An den Wänden der Halle befanden sich zahllose Nischen, die sich wie Bienenwaben übereinander erhoben. Sie waren durch primitive Leitern miteinander verbunden. In fast allen Nischen stand oder saß ein Lebewesen. Viele von ihnen waren humanoid, aber auch andere, völlig fremde Gestalten waren hier untergekommen.

»Hier bleibst du«, erklärte einer der Scuddamoren und zeigte auf das Bett, das wenige Meter neben dem Arkoniden stand.

Dem Mädchen wiesen sie eine andere Nische an. Atlan ließ sich aufs Bett sinken. Er schloss die Augen und schlief fast augenblicklich ein, obwohl er das Gefühl hatte, ersticken zu müssen. Oft genug war er auf Welten gewesen, auf denen die Schwerkraft über 1 g lag. Selten zuvor hatte ihn diese erhöhte Schwerkraft jedoch so belastet wie dieses Mal.

Als Atlan wieder aufwachte, wusste er, dass er Fieber hatte. Er zitterte am ganzen Körper. Seine Kombination war nass, und er hatte das Gefühl, in einer Lache zu liegen. Undeutlich sah er das goldene Gesicht des Mädchens vor sich. Die dreieckigen Pupillen waren auf ihn gerichtet. Worte sprudelten über seine Lippen, deren Sinn er selbst nicht erfasste. Sie fragte ihn etwas, und er merkte, dass er darauf antwortete, ohne eine Kontrolle über seine Worte zu haben.

Ihre Stimme war warm und freundlich, und er glaubte, sie lächeln zu sehen. Er fühlte sich zu ihr hingezogen.

Irgendwann schlief er wieder ein, und als er danach erwachte, fühlte er sich besser. Jemand hatte ihn bis auf die Hose ausgezogen und ihm eine trockene Unterlage gegeben. Er erinnerte sich daran, etwas davon gesagt zu haben, dass er eine Galionsfigur gewesen war, und dass man ihn vom Fragment des Schiffes getrennt hatte. Und er wurde sich dessen bewusst, dass er etwas über den Neffen geäußert hatte, und darüber, dass er ihm bereits begegnet war.

Was hatte er sonst noch gesagt?

Hatte er etwas darüber verraten, wie er wirklich dachte und welche Absichten er verfolgte?

Er schloss die Augen wieder und horchte.

Ein seltsames Flüstern erfüllte den Raum. Es schien aus allen Richtungen zu kommen, und es dauerte lange, bis der Arkonide begriff, dass die meisten Bewohner der Halle miteinander sprachen.

Er ließ den Kopf zur Seite sinken und öffnete die Augen.

Etwa drei Meter von ihm entfernt lag das Mädchen mit dem goldenen Haar. Die weit geöffneten Augen waren gebrochen. Die Arme kreuzten sich über dem Körper. Zwischen ihnen ragte der Griff eines Messers hervor.

Atlan erschrak so sehr, dass er sich aufrichtete. Stöhnend sank er wieder auf den Rücken, als er die Last der doppelten Schwerkraft spürte. Er konnte auch so sehen.

Neben dem Mädchen standen einige Scuddamoren. An der Tür hielten vier weitere Schattengestalten Wache. Die zahllosen Bewohner der Halle kauerten in ihren Nischen und blickten mit ausdruckslosen Gesichtern auf die Tote herab.

Atlan zweifelte nicht daran, dass sie ermordet worden war.

Abermals richtete er sich auf. Dieses Mal aber bewegte er sich vorsichtiger, und er stützte sich mit dem Rücken an der Wand ab. Er sah, dass die Töpfe des Mädchens auf dem Boden verstreut lagen. Die meisten von ihnen waren offen. Flüssigkeiten in allen nur denkbaren Farben waren aus ihnen auf den Boden gelaufen.

»Armes Mädchen«, sagte er leise.

Die Scuddamoren nahmen die Leiche auf und trugen sie hinaus. Ein kugelförmiger Roboter, der mit allerlei tentakelförmigen Armen versehen war, nahm die Farbtöpfe auf und beseitigte, was daraus auf den Boden gelaufen war. Dann zog auch er sich zurück, und die Bewohner der Nischen waren mit sich allein.

Einige Minuten verstrichen. Dann wurden vereinzelt Stimmen laut. Zwei humanoide Wesen kletterten an den Leitern herunter und eilten zu der Stelle, an der die Tote gelegen hatte. Sie begannen eifrig miteinander zu diskutieren. Andere Nischenbewohner gesellten sich hinzu, um ihre Meinung über den Vorfall zu äußern.

Atlan bemerkte eine zwergenhafte Gestalt, die ihn an den Terraner Sinclair Marout Kennon-Axton erinnerte. Der Hominide war etwa anderthalb Meter groß, hatte einen tonnenförmigen Körper, einen auffallend großen Schädel mit schütterem, weißen Haar und hervorquellenden Augen. Er trug eine leuchtend gelbe Bluse, eine rote Hose, die von einem grünen Gürtel gehalten wurde, und blaue Schuhe.

Der Zwerg versuchte, in die Reihen der anderen einzudringen, um sich zwei hochgewachsenen Männern zu nähern, die offenbar eine Führungsrolle in der Halle übernommen hatten. Doch die anderen ließen ihn nicht vorbei. Vergeblich bemühte er sich, an einem krebsähnlichen Geschöpf vorbeizukommen, das nervös auf der Stelle tänzelte. Schließlich fiel ihm auf, dass Atlan ihn beobachtete. Er wandte sich ihm zu.

Seine Augen waren weißlich wie die eines Blinden. Sie hatten punktförmige Pupillen.

»Was starrst du mich so an?«, fragte er.

»Nur so«, antwortete der Arkonide. »Du scheinst etwas zu wissen.«

Das gnomenhafte Wesen runzelte die Stirn. Es näherte sich dem Unsterblichen und kroch mit einiger Mühe auf den Hocker.

»Was weiß man schon?«, fragte er. »Ich habe Geräusche gehört, als es dunkel war. Das ist alles. Ich habe mich gleich gewundert, dass jemand in der Dunkelheit herumkriecht und dabei Kopf und Kragen riskiert.«

Er hat jemanden belauscht, der auf einer Leiter nach unten geklettert ist, stellte der Logiksektor fest, sonst würde er nicht so reden.

»Und was noch?«

»Nichts weiter. Keinen Schrei. Kein Röcheln oder so was. Die Töpfe kippten um. Aber auch das war nicht laut. Es war, als hätte sie jemand der Reihe nach vorsichtig umgestoßen, um keinen Lärm zu machen.«

Das zwergenhafte Wesen fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.

»Mein Name ist Kerttel«, sagte er mit einem verständnisheischenden Grinsen, als müsse Atlan der Name geläufig sein. »Wieso interessierst du dich dafür, wie die Kleine ums Leben gekommen ist?«

Atlan erinnerte sich daran, dass er das Gesicht Kerttels schon einmal gesehen hatte.

Es war in deinen Fieberträumen.

»Eigentlich interessiert es mich nicht«, antwortete er. »Die Kleine ist jedoch mit mir hier angekommen. Ich habe sie auf dem Raumhafen das erste Mal gesehen. Und sie hat sich wohl ein wenig um mich gekümmert, als es mir nicht gut ging.«

»Wir dachten nicht, dass du es schaffen würdest.«

Du hast dich also nicht geirrt. Er war bei dir und hat dir geholfen.

»Ich bin froh und dankbar, dass sich einige gefunden haben, die mich versorgt haben. Unter Gefangenen ist so etwas nicht gerade häufig.«

»Gefangenen?« Kerttel blickte ihn überrascht an, und plötzlich begann er zu lachen, bis ihm die Tränen kamen. »Wie kommst du auf diesen verrückten Gedanken? Wir sind keine Gefangenen. Wir sind Lebensverlängerer und hier auf Säggallo hochwillkommen.«

Er wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab und blickte Atlan kopfschüttelnd an.

»Du bist schon eine komische Type«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Wie kommst du überhaupt in diesen Bau, wenn du nicht auch ein Lebensverlängerer bist?«

Der Arkonide konnte mit diesen Worten nur wenig anfangen. Der Logiksektor meldete sich nicht, um ihm helfende Hinweise zu geben.

»Lebensverlängerer?«, fragte er. »Wessen Leben verlängert ihr? Das des Neffen?«

»Du bist scheinbar doch nicht so dumm, wie ich dachte«, erwiderte Kerttel. Er hob den Arm und zeigte auf die anderen Bewohner der Halle. Dabei grinste er spöttisch. »Das sind alles Experten. Jeder von ihnen behauptet, Chirmor Flog retten zu können. Vermutlich bildet sich jeder von ihnen ein, es tatsächlich zu können. Aber das ist natürlich alles Quatsch.«

Er beugte sich vor und blickte Atlan forschend an.

»Hoffentlich bist du nicht auch so ein Hexenmeister, der meint, den Saft entdeckt zu haben, den Chirmor Flog für seine verdorrten Adern braucht.«

Atlan schüttelte den Kopf.

»Keine Sorge«, erwiderte er. »Ich bin kein Konkurrent.«

»Das glaube ich noch nicht ganz, aber das werden wir ja erleben. Jedenfalls ist alles ausgemachter Unsinn, was die anderen dir erzählen. Die anderen sind nicht mehr als Quacksalber.«

»Nur du«, stellte der Arkonide ernsthaft fest, »hast das Elixier des Lebens gefunden. Oder etwa nicht?«

Kerttel verschränkte die Arme vor der Brust.

»Du hast also begriffen«, sagte er befriedigt. »Ich bin im Besitz einiger Beschwörungsformeln, mit deren Hilfe ich Chirmor Flog mühelos wieder auf die Beine helfe. Die hat er doch – oder?«

»Beine?«, fragte Atlan überrascht.