Atlan 497: Das magische Erbe - H.G. Francis - E-Book

Atlan 497: Das magische Erbe E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Herrschaft des Bösen über die Schwarze Galaxis ist längst aufgehoben. Der Zusammenbruch der dunklen Mächte begann damit, dass Duuhl Larx, der verrückte Neffe, durch die Schwarze Galaxis raste und Unheil unter seinen Kollegen stiftete. Es hatte damit zu tun, dass die große Plejade zum Zentrum der Schwarzen Galaxis gebracht wurde und nicht zuletzt auch damit, dass Atlan, der Arkonide, und Razamon, der Berserker, in ihrem Wirken gegen das Böse nicht aufsteckten. Dann löste die große Plejade den Lebensring um Ritiquian auf. Der Dunkle Oheim musste seine bisher schlimmste Niederlage einstecken, und die Statthalter des Dunklen Oheims starben aus. Doch das Schicksal der dunklen Mächte scheint damit noch nicht endgültig besiegelt zu sein. Der Dunkle Oheim traf jedenfalls einschneidende Maßnahmen, indem er die Dimensionsfahrstühle zusammenführte und mit ihnen startete. Die Lage, die gegenwärtig auf Pthor herrscht, ist schwer überschaubar. Unheimliche Bedrohungen für Land und Leute wechseln einander ab, und die Verantwortlichen haben alle Hände voll zu tun, um das Unheil zu bannen. Bei den meisten Vorgängen ist Magie mit im Spiel, denn nach wie vor existiert DAS MAGISCHE ERBE ...

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Nr. 497

Das magische Erbe

Ein Bettler wird zum Herrscher

von H. G. Francis

Die Herrschaft des Bösen über die Schwarze Galaxis ist längst aufgehoben. Der Zusammenbruch der dunklen Mächte begann damit, dass Duuhl Larx, der verrückte Neffe, durch die Schwarze Galaxis raste und Unheil unter seinen Kollegen stiftete. Es hatte damit zu tun, dass die große Plejade zum Zentrum der Schwarzen Galaxis gebracht wurde und nicht zuletzt auch damit, dass Atlan, der Arkonide, und Razamon, der Berserker, in ihrem Wirken gegen das Böse nicht aufsteckten.

Dann löste die große Plejade den Lebensring um Ritiquian auf. Der Dunkle Oheim musste seine bisher schlimmste Niederlage einstecken, und die Statthalter des Dunklen Oheims starben aus. Doch das Schicksal der dunklen Mächte scheint damit noch nicht endgültig besiegelt zu sein. Der Dunkle Oheim traf jedenfalls einschneidende Maßnahmen, indem er die Dimensionsfahrstühle zusammenführte und mit ihnen startete.

Die Lage, die gegenwärtig auf Pthor herrscht, ist schwer überschaubar. Unheimliche Bedrohungen für Land und Leute wechseln einander ab, und die Verantwortlichen haben alle Hände voll zu tun, um das Unheil zu bannen.

Die Hauptpersonen des Romans

Sconnos – Ein Bettler wird zum Magier.

Angy – Sconnos' Geliebte und Beraterin.

Staff – Ein Gegner verwandelt sich in einen Freund.

Senta – Gouverneurin von Moondrag.

Teiss

Prolog

Der Dunkle Oheim verlor seinen vorübergehenden Optimismus, der sich darauf begründet hatte, dass er meinte, eine ihm genehme Macht auf Pthor heranreifen zu sehen.

Er sah sich vor Schwierigkeiten gestellt.

Die lange Reise neigte sich ihrem Ende entgegen. Das Ziel rückte in greifbare Nähe. Ausgerechnet jetzt aber traten Energieprobleme auf.

Die Schwierigkeiten, die sich daraus ergaben, begannen mit der Veränderung, die mit dem schwarzen Kern von Pthor vorgegangen war. Danach hatte der Oheim viele seiner Diener verloren, die ganz nebenbei auch die Funktion einer stillen Reserve zu erfüllen gehabt hatten. Eine negative Macht, die in Pthor herangewachsen war und dem Dunklen Oheim über diesen Verlust hätte hinweghelfen können, war ausgeschaltet worden, ohne dass das Ringwesen auch nur den geringsten Nutzen davon gehabt hätte. Nun zeigte sich zu allem Überfluss, dass andere Dimensionsfahrstühle auf die Ereignisse in Pthor reagierten.

Die Vernichtung des einen schwarzen Kerns wirkte wie der Startimpuls zu einer Kettenreaktion. Immer mehr schwarze Kerne in anderen Weltenfragmenten hörten aus unerklärlichen Gründen auf zu arbeiten und lösten sich buchstäblich in Nichts auf.

Es schien, als sei das noch nicht genug.

Der Dunkle Oheim empfing einen deutlichen Impuls, dessen Ursprung er zunächst nicht herausfinden konnte. Erst als sich dieser Impuls einige Male wiederholt hatte, erkannte er, was er zu bedeuten hatte. Jeder Impuls war der Todesschrei eines seiner Ableger, die über viele Dimensionsfahrstühle verstreut waren. In jedem Weltfragment waren einige von ihnen an scheinbar sicherer Stelle, meistens tief unter der Oberfläche, verborgen. Sie befanden sich in einem inaktiven Zustand und waren nicht viel mehr als winzige Keime zu einer Form von Leben. Jetzt starben sie einer nach dem anderen.

Der Dunkle Oheim zweifelte nicht daran, dass ihr Tod mit dem Erlöschen der schwarzen Kerne zusammenhing.

Trotz aller negativen Anzeichen dachte der Dunkle Oheim jedoch nicht daran, sich geschlagen zu geben.

1.

Lange bevor der Dunkle Oheim den ersten Todesschrei eines seiner Ableger hörte:

»Schnell«, sagte der Junge. »Du sollst kommen, Alpex stirbt.«

Sconnos zuckte zusammen, als habe ihn der Schlag getroffen.

»Alpex stirbt?«, fragte er erschrocken. »Aber das kann nicht sein.«

»Es ist so. Wenn du ihn noch lebend sehen willst, musst du dich beeilen.«

Wie betäubt kroch Sconnos aus seinem Unterstand, der mitten in den Trümmern eines Hauses lag. Einige quer liegende Balken bildeten die Decke dieser primitiven Unterkunft. Lose herumliegende Steine türmten sich darüber auf. Sconnos besaß nichts außer dieser Höhle und einem sackartigen Gewand, das er auf dem nackten Körper trug. Er lebte von den spärlichen Resten, die andere wegwarfen, oder von Abfällen, die als ungenießbar angesehen wurden. Alpex war der einzige in Moondrag gewesen, der ihm hin und wieder etwas gegeben hatte, was zum Verzehr geeignet war.

Daher empfand er die Nachricht von dem bevorstehenden Tod seines Gönners so, als ob auch ihm der Lebensfaden durchgeschnitten würde.

In dem Teil Moondrags, in dem er lebte, stand kein einziges Haus mehr. Sconnos folgte dem Jungen, der nicht weniger zerlumpt aussah als er, durch die Trümmerlandschaft bis zu einer ärmlichen Holzhütte.

»Ich danke dir, Trux«, sagte Sconnos. »Ich weiß, dass es mühsam für dich war, zu mir zu gehen.«

Der Junge schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Sconnos wusste, dass er wenigstens ebenso unter dem Hunger litt wie er selbst. Er zwang sich zu einem Lächeln.

»Wenn ich mal reich bin, werde ich dich für diesen Freundschaftsdienst belohnen«, versprach er.

Trux lächelte müde. Er wusste, dass Sconnos sein Versprechen niemals einzulösen brauchte. Die Stadt Moondrag war am Ende, und sie hatte auch keine Zukunft. Das wusste jeder ihrer Einwohner.

Der Junge nickte Sconnos zu, drehte sich um und ging mit hängenden Schultern davon. Sconnos blickte ihm nach. Er wusste nicht, ob er ihn jemals wiedersehen würde. Schon oft hatten sich Freunde so von ihm verabschiedet, waren dann irgendwo in den Trümmern in einen Unterschlupf gekrochen und dort gestorben.

Er hörte Alpex im Innern der Hütte husten. Hastig trat er ein. Sein Gönner lag auf dem nackten Fußboden, mit einem Fetzen Stoff zugedeckt, der nicht einmal für den Oberkörper ausreichte. Sconnos erkannte augenblicklich, dass Alpex tatsächlich im Sterben lag.

Der Alte streckte ihm eine Hand entgegen, und er kniete sich neben ihm auf den Boden.

»Mein Freund«, röchelte Alpex. »Wir haben oft über bessere Zeiten gesprochen.«

»Nicht jetzt«, entgegnete Sconnos warnend. »Du musst dich schonen.«

»Zu spät.« Der Alte lächelte verzerrt, und seine dunklen Augen glühten noch einmal auf. »Wir haben Wichtiges zu besprechen.«

»Was könnte es jetzt noch Wichtiges geben?«

»Sehr viel. Du wirst alles erben, was ich besitze.«

Sconnos fühlte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Er hatte nie daran gedacht, dass Alpex so großmütig sein könnte, ihm seine Hütte zu überlassen.

»Ich danke dir«, flüsterte er ergriffen.

»Du weißt ja noch gar nicht, um was es geht.«

»Die Hütte.«

»Die auch«, bestätigte der Sterbende. »Aber das ist es nicht allein. Du wirst unermesslich reich werden, wenn du willst.«

Sein Verstand hat sich verwirrt, dachte Sconnos traurig. Warum müssen wir unter solchen Umständen Abschied nehmen?

»Höre mir zu, mein Freund«, fuhr der Alte fort. »Vor langen Jahren bin ich in der Senke der verlorenen Seelen gewesen.«

Sconnos horchte auf. Sprach Alpex doch mit klarem Verstand?

»Dort bin ich in einem der Glaspaläste gewesen. Ich sehe ihn noch deutlich vor mir. Er bestand aus mehreren säulenartigen Abschnitten, die den Pfeifen einer Orgel glichen.«

Alpex hielt röchelnd inne. Seine Lider schlossen sich. Behutsam legte Sconnos ihm die Hand an die Schulter. Seine Neugier war erwacht.

»Sprich weiter, mein Freund«, drängte er. »Was war mit diesem Glaspalast?«

Alpex blickte ihn wieder an. Seine Augen waren trübe, und Sconnos hatte das Gefühl, dass der Freund gar nicht mehr musste, dass er bei ihm war.

»Bitte, Alpex. Was war in dem Glaspalast?«

»Wenn du dorthin gehst, wirst du sieben schwarze Schwerter finden, und wenn es dir gelingt, sie an dich zu nehmen, wirst du vor dem ganz großen Glück stehen.«

»Warum bist du nie dorthin gegangen, um dir die Schwerter zu holen?«

Alpex lächelte matt.

»Eine berechtigte Frage. Sie ist leicht beantwortet. Ich war dort, aber ich konnte die Schwerter nicht an mich nehmen.«

»Warum nicht?«

Sconnos beugte sich über den Freund, der die Augen wieder geschlossen hatte. Gespannt wartete er auf eine Antwort, doch Alpex schwieg, und er öffnete die Augen auch nicht mehr.

Behutsam strich Sconnos ihm über die Stirn, und erst jetzt merkte er, dass Alpex tot war.

Von tiefer Trauer übermannt, blieb er neben ihm sitzen. An sein Erbe dachte er nicht. Es schien ihm nichts wert zu sein. Wie sollte er Moondrag verlassen und in die Senke der verlorenen Seelen ziehen? Dazu fehlte ihm die Kraft. Er wäre noch nicht einmal bis zum Stadttor gekommen, ohne vor Schwäche zusammenzubrechen.

Dieses Erbe war also nichts wert.

Ganz anders sah es dagegen mit der Hütte aus.

Diese war ein echter Gewinn für ihn.

Einige Stunden später schleppte er den toten Alpex zu seiner Höhle und verscharrte ihn dort unter den Trümmern. Dann zog er in die Hütte um.

Er hatte Hunger. Deshalb durchsuchte er seine neue Unterkunft bis in die Winkel hinein. Alles, was er fand, waren einige Kartoffelschalen, angefaulte Salatblätter und schwärzliche Schwarten, die derart stanken, dass ihm übel wurde.

Davon konnte er nichts essen, sonst aber gab es nichts in der Hütte. Er hatte sogar den Boden durchgewühlt, aber seine Mühen waren vergeblich gewesen.

Trübsinnig saß er auf dem Boden der Hütte und starrte die verdorbenen Speisenreste an. Sein Magen schmerzte, denn er hatte vor drei Tagen zuletzt etwas gegessen.

Sconnos verfluchte sein Schicksal.

Er hatte keine Hoffnung mehr, und dass er die Hütte geerbt hatte, erschien ihm nun wie bitterer Hohn. Was konnte er schon mit der Hütte anfangen, wenn er nichts zu essen hatte? Ein paar Tage konnte er vielleicht noch durchhalten, aber dann würde er vor Hunger sterben.

Er schloss die Augen und dachte voller Sehnsucht an vor Hitze dampfende Kartoffeln, frischen Salat und durchwachsenen Speck, so wie er ihn zuletzt vor fast drei Jahren gegessen hatte. Ihn schwindelte. In seiner Phantasie malte er sich die Speisen so intensiv aus, dass er meinte, ihren Duft in der Nase zu verspüren.

Seufzend öffnete er die Augen.

Er sah vier dampfende Kartoffeln, frischen Salat und durchwachsenen Speck auf dem Boden liegen.

Rasch schloss er die Augen wieder und öffnete sie erneut.

Die Delikatessen waren noch immer da.

Mit zitternden Händen griff er zu einer Kartoffel. Sie war so heiß, dass er sie vor Schreck gleich wieder fallen ließ. Der Schmerz war real, und so zweifelte er nicht mehr daran, dass wirklich da war, was er sah.

Gierig stopfte er die Salatblätter in sich hinein, biss von dem Speck ab und verzehrte schließlich auch die Kartoffeln. Er aß schnell, als fürchte er, die Köstlichkeiten könnten verschwinden, bevor er sie im Magen hatte.

Kaum hatte sich ein Sättigungsgefühl eingestellt, als auch schon heftige Magenschmerzen einsetzten. Sconnos hatte gewusst, dass derartiges geschehen würde, doch er hatte sich nicht beherrschen können. Jetzt wälzte er sich schwitzend und keuchend auf dem Boden, bis sich die Schmerzen endlich legten.

Dabei dachte er nicht ein einziges Mal über das nach, was ihm widerfahren war. Das tat er erst, als er am nächsten Morgen erwachte und zu seinem Erstaunen feststellte, dass er immer noch satt war. Wäre das Sättigungsgefühl nicht gewesen, hätte er vermutlich an seinem Verstand gezweifelt. Er erinnerte sich an die Märchenerzählungen, die er als Kind gehört hatte.

War ihm nicht etwas Ähnliches widerfahren wie den Gestalten dieser Erzählungen? Oder konnte mit dem nüchternen Geist erklärt werden, was geschehen war?

Er hatte einige verdorbene Speisenreste gehabt, die sich plötzlich in wahre Kostbarkeiten verwandelt hatten.

Irgend jemand muss in die Hütte gekommen sein und die Reste gegen die frischen Speisen ausgetauscht haben, schoss es ihm durch den Kopf.

Eine andere Erklärung konnte es nicht geben.

Er erhob sich und verließ seine Hütte.

Zwischen den Trümmern lungerten einige halbverhungerte Kinder und Männer herum. Einige von ihnen drehten die Steine um, die auf dem Boden lagen. Wenn sie Würmer oder genießbare Insekten darunter fingen, schlangen sie sie hastig herunter, damit ihnen niemand ihre dürftige Beute wegnehmen konnte.

Sconnos drehte sich bei diesem Anblick der Magen um, obwohl er selbst oft genug nach Würmern gesucht und seinen Hunger damit gestillt hatte.

Jetzt aber dachte er an die Speisen, die er genossen hatte.

Konnte es nicht immer so sein, dass Menschen sich mit solchen Köstlichkeiten ernährten?

Er blickte zum Stadtzentrum hinüber, wo noch eine Reihe von Häusern standen. Dort lebten die Reichen. Und noch weiter im Norden sollte es Felder und Äcker geben, auf denen Sklaven verschiedene Gemüsearten anbauten. Sconnos hatte sogar davon gehört, dass es Gehöfte in Moondrag gab, in denen Schlachtvieh gezüchtet wurde, doch daran glaubte er nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es Menschen in Moondrag gab, die regelmäßig Fleisch aßen.

Woher sollte Fleisch kommen?

Für ihn war ganz und gar unglaublich, dass es tatsächlich Tiere in Moondrag gab, die aufgezogen und geschlachtet wurden, damit ein Teil der Bevölkerung der Stadt versorgt werden konnte, während der größte Teil der Bevölkerung am Rand des Hungertods lebte.

Da er nicht wusste, was er tun sollte, zog er sich in seine Hütte zurück, um erneut zu schlafen.

Er erwachte, als jemand seine Schulter berührte.

»Sconnos«, flüsterte eine matte Stimme. »Hast du etwas zu essen für mich?«

Er richtete sich auf. Neben ihm kauerte Angy, ein ehemals hübsches Dalazaarenmädchen, das nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schien.

Sconnos spürte, wie sich der Hunger in ihm regte. Bald würde er sich auf die Suche nach irgend etwas Essbarem machen müssen.

»Tut mir leid, Angy«, antwortete er. »Ich habe nichts. Sieh dich um. Wenn du irgend etwas in der Hütte findest, was du essen kannst, dann nimm es, aber du wirst nichts finden.«

Sie senkte den Kopf, und ihre Schultern zuckten. Mitleidig streckte er die Hand nach ihr aus.

»Ich würde dir so gern helfen«, sagte er, »wenn ich nur könnte.«

Sie erhob sich wortlos und ging hinaus. Dabei setzte sie vorsichtig Fuß vor Fuß. Sie hatte offensichtlich große Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Sconnos erkannte plötzlich, dass sie nicht mehr lange leben würde. Sie war schon zu geschwächt, und da keine Aussicht darauf bestand, dass sie in naher Zukunft etwas Kräftiges zu essen bekam, gab es keine Hoffnung mehr für sie.

Von dumpfer Wut erfüllt, dachte er an die Reichen von Moondrag. Warum gaben sie nicht ein wenig von ihrem Reichtum ab, um damit so junge Menschen wie Angy zumindest am Leben zu erhalten? Warum sahen sie zu, wie der größte Teil der Bevölkerung verhungerte? Warum versuchten sie nicht, die Wirtschaft in Moondrag zu organisieren, so dass jeder satt werden konnte?

Angy blieb in der Tür stehen und blickte zurück.

»Ich möchte weg hier«, sagte sie leise, »aber allein schaffe ich es nicht. Kommst du mit?«

Er schüttelte den Kopf.

»Wohin denn? Wir sind viel zu schwach. Wir kämen nicht weit.«

Sie ging hinaus.

Wenig später schreckte ihn ein Schrei hoch.

Neugierig verließ er die Hütte. Eine Gruppe von sieben Reitern kam durch die Trümmer heran. Auf den hochbeinigen Dadaren ritten einfach gekleidete Dalazaaren und Kelotten. Sconnos aber kam es vor, als begegneten ihm Wesen aus einer anderen Welt. Die schlichten Umhänge der Reiter erschienen ihm wie kostbare Gewänder. Das Geschirr der Dadare mit den klirrenden Metallplättchen beeindruckte ihn so, dass er auf die Knie sank, weil er meinte, den Reitern Respekt erweisen zu müssen.

Dann aber sah er, dass einer der Dalazaaren etwas Braunes in der Hand hielt und davon abbiss. Eilig kroch er auf den Reiter zu und streckte ihm die Hände entgegen.

»Bitte«, rief er wimmernd. »Gebt einem Verhungernden etwas zu essen, hoher Herr.«

Der Dalazaare zügelte sein Dadar und blickte grinsend auf ihn herab. Sconnos sah, dass der Mann eine weiße Narbe auf der Stirn hatte, die sich von Schläfe zu Schläfe zog.

»Friss«, sagte der Reiter und warf ihm einen abgenagten Knochen vor die Füße. Sconnos ergriff ihn eilig und verbarg ihn unter seiner Kleidung.

»Ich danke dir, Herr. Du hast ein gutes Herz«, flüsterte er.