Atlan 509: Retter der SOL - H.G. Francis - E-Book

Atlan 509: Retter der SOL E-Book

H. G. Francis

0,0

Beschreibung

Es geschah im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte. Die neuen Herren der SOL sahen sich somit endlich in die Lage versetzt, ihre Wünsche zu realisieren. Sie trennten sich von der Menschheit, um ihre eigenen Wege zu gehen. Sie betrachteten den Weltraum als ihren eigentlichen Lebensbereich und das Schiff als ihre Heimat - und die meisten von ihnen scheuten davor zurück, das Schiff zu verlassen und einen Himmelskörper zu betreten. Seit der Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört. Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit - und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert. Und dies ist auch dringend notwendig. Nicht nur, dass an Bord des Generationenschiffs ein nahezu totales Chaos herrscht, auch von außen wird die Existenz der SOL bedroht. Atlan und drei der wiedererweckten Schläfer bemühen sich daher als RETTER DER SOL ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 130

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 509

Retter der SOL

Atlan und die Schläfer an Bord des Quaders

von H. G. Francis

Es geschah im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte.

Die neuen Herren der SOL sahen sich somit endlich in die Lage versetzt, ihre Wünsche zu realisieren. Sie trennten sich von der Menschheit, um ihre eigenen Wege zu gehen. Sie betrachteten den Weltraum als ihren eigentlichen Lebensbereich und das Schiff als ihre Heimat – und die meisten von ihnen scheuten davor zurück, das Schiff zu verlassen und einen Himmelskörper zu betreten.

Seit der Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert.

Und dies ist auch dringend notwendig. Nicht nur, dass an Bord des Generationenschiffs ein nahezu totales Chaos herrscht, auch von außen wird die Existenz der SOL bedroht.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide macht sich auf, um die SOL zu retten.

Joscan Hellmut, Bjo Breiskoll und Gavro Yaal – Atlans Freunde und Gefährten.

Chart Deccon – Der High Sideryt übt Verrat.

Tamir Gordan und Emar Wust

1.

Tamir Gordan blieb an der gelb gekennzeichneten Schleuse stehen und lehnte sich an die Wand. Zahlreiche Männer und Frauen zogen lärmend und schwatzend an ihm vorbei. Sie trugen Kisten, Kästen und Körbe, in denen sie allerlei Waren hatten. Keiner von ihnen beachtete den Ferraten, der über seiner blauen Uniformjacke noch eine Weste aus einem schwarzen, lederähnlichen Material trug. Einige von ihnen konnten offenbar nicht erwarten, bis sie den ihnen zugewiesenen Verkaufsplatz in dem sich anschließenden Gang erreicht hatten. Sie verkündeten schon bei ihrem Einzug in die so genannte »Markthalle«, was sie anzubieten hatten.

In der SOL gab es zahlreiche Verteilerstellen. Von ihrem Angebot machten auch alle Gebrauch, soweit es ihnen möglich war. Doch Verteilerstellen waren planwirtschaftliche Einrichtungen und ohne Reiz. Die Waren, die von ihnen zu beziehen waren, zeichneten sich vor allem durch Gleichförmigkeit aus und waren damit ebenso langweilig wie das Leben an Bord, wobei es ebenso hier wie dort Ausnahmen gab.

Wesentlich beliebter als die Verteilerstellen waren die freien Märkte, auf denen selbstproduzierte Waren angeboten wurden.

Tamir Gordan fühlte sich von ihnen jedoch nicht sonderlich angezogen.

Er war aus einem anderen Grunde hier.

Ein dunkelhaariger Ferrate blieb bei ihm stehen und blickte ihn forschend an.

»Hast du schon gehört, Tamir?«, fragte er. »Es heißt, dass jetzt alles in Bewegung kommt. Atlan ist an Bord. Ja, wirklich, es ist jener Atlan, von dem schon die Legende berichtet.«

Tamir Gordan schien seine Worte nicht gehört zu haben. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Emar Wust bemerkte die Narbe, die sich dicht über dem Kragen seiner Uniformjacke über den Hals zog. Ein Messer hatte diese Spur hinterlassen. Emar Wust kam es wie ein Wunder vor, dass Tamir Gordan überlebt hatte.

»Der Andrang ist mal wieder groß«, sagte er und lachte verlegen. »Die Leute freuen sich, wenn sie etwas zu tun haben. Hoffentlich gibt es nicht wieder Ärger.«

Tamir Gordan verschränkte die Arme vor der Brust. Durch das offene Schott beobachtete er das Treiben in dem Gang. Dicht an dicht saßen die Männer und Frauen auf dem Fußboden und priesen die Waren an, die sie vor sich ausgebreitet hatten. Fast alle waren Ferraten, und nahezu alle hatten selbst hergestellt, was sie nun anboten.

Unter den Besuchern des Marktes dagegen sah er Vertreter von allen Wertigkeiten, sogar ein Magnide tauchte für einige Minuten auf.

Keiner von ihnen schien das Knacken und Knistern in den Wänden der SOL zu bemerken, und wenn das Schiff sich schüttelte, als sei es gegen ein unsichtbares Hindernis geflogen, stockten die Gespräche nur kurz.

»Sie haben sich an die Unruhe gewöhnt«, stellte Emar Wust fest. Er befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und rückte ein wenig näher an Tamir Gordan heran. »Es scheint sie kaum noch zu beunruhigen. Dabei ist die Gefahr noch längst nicht behoben. Im Gegenteil. Wir rasen nach wie vor auf diesen verfluchten Planeten zu, und es sieht wahrhaftig nicht so aus, als könnten wir verhindern, dass wir darauf abstürzen. Oder?«

Tamir Gordan wandte sich ihm flüchtig zu. Auch jetzt zuckte kein Muskel in seinem leicht gebräunten Gesicht, das hart und kantig war. Die grauen Augen schienen aus Stein und ohne inneres Feuer zu sein. Doch das änderte sich, als eine blonde Ferratin an den beiden Männern vorbeiging. Plötzlich belebten sich die Augen, und winzige Fältchen bildeten sich in ihrer Nachbarschaft.

Das Mädchen blieb stehen und nickte Tamir Gordan zu. Sie hatte ein ovales, ausdrucksvolles Gesicht mit dunklen, fast schwarzen Augen, die ebenso Intelligenz wie auch eine gewisse Hilflosigkeit erkennen ließen.

»Sei vorsichtig, Tamir«, flüsterte das Mädchen. »Mein Bruder kommt. Wenn er dich sieht ...«

Sie presste die Lippen zusammen und ging weiter, wobei sie die Tücher, die sie mit farbenprächtigen Mustern bestickt hatte, an sich presste.

»Keine Angst, Pyka, ich passe schon auf«, erwiderte Gordan, und er lächelte ein wenig.

Kaum war das Mädchen an ihm vorbei, als ein heftiger Schlag die SOL erschütterte. Unmittelbar darauf krachte es über den Menschen im Gang, und Dichtungsmaterial rieselte von der Decke herab.

Die Gespräche verstummten. Die Augen aller Marktbesucher richteten sich gegen die Decke.

Und jetzt hörten sie ein bedrohliches Knirschen und Ächzen in den Verstrebungen der Außenwandungen.

»Wir hätten den Markt nicht abhalten dürfen«, sagte Emar Wust besorgt. Unwillkürlich legte er Gordan die Hand an die Schulter, ließ sie jedoch sogleich wieder erschrocken sinken, als er merkte, dass er damit den Unwillen des anderen erregte. »Jedenfalls nicht hier unmittelbar an der Außenwand. Was ist, wenn diese aufplatzt?«

Tamir Gordans Haltung änderte sich nicht. Gelassen und scheinbar von unerschütterlicher Ruhe erfüllt, lehnte er an der Wand.

Ein verwachsener Ferrate näherte sich ihnen. Er war kleiner als sie. Seine Hände waren auffallend groß und dicht behaart. Sein Kopf saß tief zwischen den Schultern, die sich zu einem Buckel aufwölbten. So abstoßend jedoch die Gestalt dieses Mannes war, so schön war das Gesicht. Es war ebenmäßig und glatt und schien Ausdruck eines vollkommenen inneren Friedens zu sein.

Doch dieser Eindruck täuschte, denn von innerem Frieden war dieser Mann weit entfernt. Eifersüchtig wachte er über seine Schwester.

Als der Verwachsene Tamir Gordan bemerkte, änderte sich der Ausdruck des Gesichts. Es verzerrte sich, und die Augen sprühten vor Hass. In der rechten Hand des Krüppels erschien plötzlich ein Messer, und Emar Wust glaubte, dass Tamir Gordan sich zu einem Kampf stellen musste. Doch der Mann in der Lederweste schürzte nur verächtlich die Lippen. Er tat, als bemerke er den Bruder des Mädchens nicht, das ihn eben noch mit einem Lächeln begrüßt hatte.

»Das Messer weg«, befahl Emar Wust, »oder ich sorge dafür, dass du irgendwo in den Maschinenräumen verschwindest. Dies ist ein friedlicher Ort.«

Der Verwachsene stieß einige Männer zur Seite, die ihn weiterschieben wollten. Doch sie dachten nicht daran, sich aufhalten zu lassen. Sie wollten in die Markthalle, und als er sich ihnen gegenüber nun gar zu rücksichtslos verhielt, packten sie ihn und schleiften ihn mit sich, ohne sich um sein wütendes Geschrei zu kümmern. Emar Wust lachte. Er legte Gordan die Hand an den Arm.

»Du hast Recht gehabt«, sagte er belustigt. »Um solche Wichte kümmert man sich am besten gar nicht.«

Auch jetzt antwortete Gordan nicht. Seine Blicke richteten sich gegen die Decke des Ganges, in der es immer lauter krachte. Die SOL schien sich in sich zu verwinden, da das andere Raumschiff ihr immer näher rückte, und die gravitatorischen Auswirkungen des Riesen stärker wurden.

Einige Schweißnähte platzten auf, und eine Deckenplatte lockerte sich so weit, dass sie an einer Kante heruntersackte.

Emar Wust blickte erst den Mann neben sich und dann die Ferraten in dem Gang an. Er begriff, dass etwas Entscheidendes geschah.

»Wir müssen hier weg«, sagte er. »Tamir, dieser Bezirk muss geräumt werden. Die SOL platzt auf.«

Gordan löste sich von der Wand. Er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen erzitterte, und abermals schien die SOL von einem schweren Gegenstand getroffen zu werden. Die Schiffshülle dröhnte wie eine riesige Glocke, doch davon schien in der Markthalle niemand etwas zu bemerken. Bis eine Bodenplatte unter einer Frau nachgab, die schreiend in die Tiefe stürzte. Einige Männer in ihrer Nähe versuchten, sie zu halten. Sie krallten ihre Finger in den Stoff ihrer Uniform, doch der mürbe Stoff zerriss, und die Frau verschwand in der Öffnung.

Unmittelbar darauf löste sich eine Platte an der Decke.

»Aufpassen!«, schrie Emar Wust.

Seine Warnung kam gerade noch rechtzeitig. Drei Männer und eine Frau, die direkt unter der Platte gestanden hatte, sprangen zur Seite. Dann zersplitterte die Wandverkleidung hinter einer Frau, die auf dem Boden hockte und Metallschmuck anbot. Wie Geschosse wirbelten die Plastiksplitter durch den Gang, ohne jemanden ernsthaft zu verletzen.

Tamir Gordan eilte zu dem Schott und drückte den Alarmknopf.

»Diesen Bezirk sofort räumen«, schrie er. »Verschwindet von hier. Schnell.«

Er hätte nichts zu sagen brauchen. Eine Panik brach aus. Die Männer und Frauen rafften ihre Habseligkeiten auf und stürmten in wilder Flucht durch das Schott. Tamir Gordan sprang zurück und presste sich mit dem Rücken gegen die Wand, während Emar Wust mitgerissen wurde. Gordan sah ihn in der Menge verschwinden.

»Tamir, hilf mir«, schrie eine helle Stimme aus dem Gewühl der flüchtenden Ferraten.

Gordan versuchte, in den Gang einzudringen, doch es gelang ihm nicht. Die Männer und Frauen drängten sich ihm rücksichtslos entgegen. Ihre Gesichter waren bleich und vor Angst verzerrt. Die Augen schienen ihnen aus den Höhlen zu quellen. Einige Männer schlugen wild um sich, da sie fürchteten, zu Boden getrampelt zu werden.

»Tamir«, schrie Pyka Gaern. »Hilf mir!«

Ihre Stimme versank in dem Geschrei der Menge, das sich noch steigerte, als abermals eine Deckenplatte herunterfiel und zwei Männer unter sich begrub. Niemand versuchte, den beiden Unglücklichen zu helfen. Tamir Gordan beobachtete, wie die Menge über die Platte hinwegrannte, unter der die beiden Männer lagen.

Jetzt kämpfte er sich energisch voran. Er schlug mit gezielten Hieben nach jedem, der ihm nicht Platz machte. Dabei wusste er, dass er den beiden Verunglückten unter der Platte vorläufig nicht helfen konnte. Er wollte Pyka jedoch nicht allein lassen.

Er sah sie bereits und erkannte, dass sie mit einem Fuß in einem Bodenspalt steckte. Offenbar konnte sie sich nicht aus eigener Kraft befreien. Über ihr hing eine Deckenplatte, die sich an neun von zwölf Verankerungspunkten gelöst hatte und jeden Moment herabbrechen konnte.

»Ich komme, Pyka«, schrie der Ferrate.

Sie sah ihn, und ihre Augen leuchteten auf.

Eine verkrüppelte Gestalt wühlte sich durch die Beine einiger flüchtender Männer und kroch auf Tamir Gordan zu. In ihrer Hand blitzte ein Messer. Geschickt verstand der Verwachsene, jede sich ihm bietende Deckung auszunutzen. Er wartete, bis Gordan an ihm vorbei war, dann richtete er sich auf und stürzte sich von hinten auf ihn.

Pyka schrie entsetzt auf.

»Tamir, hinter dir!«

Gordan fuhr herum. Mit einer schnellen Handbewegung fing er das auf sich herabfahrende Messer ab. Dann aber rempelte ihn einer der fliehenden Männer an und warf ihn zu Boden. Im letzten Moment gelang es ihm, die tödliche Klinge zur Seite zu drücken. Dabei verletzte er sich allerdings an der Hand. Die Wunde blutete stark.

Der Verwachsene riss sich los und griff erneut an. Er war so stark und geschickt, dass Tamir Gordan sich ganz auf ihn konzentrieren musste. Ein wilder Kampf begann, der völlig ausgeglichen war. Was Tamir Gordan an Geschicklichkeit und Erfahrung in die Waagschale warf, das setzte sein Gegner ihm an Kraft, Rücksichtslosigkeit und Brutalität entgegen. Darüber hinaus hatte der Bruder Pykas einen erheblichen Vorteil Gordan gegenüber, denn während er diesen um jeden Preis töten wollte, bemühte Gordan sich, ihn nicht ernsthaft zu verletzen.

So tobte der Kampf minutenlang hin und her, ohne dass ihn einer der beiden für sich entscheiden konnte. Dann aber erzitterte die SOL unter einem weiteren Schlag. Decken und Wände platzten donnernd auseinander, und ein armlanger Plastiksplitter drang dem Krüppel von hinten in den Hals. Er tötete ihn auf der Stelle.

Betroffen richtete Tamir Gordan sich auf. Erst jetzt merkte er, dass er allein mit dem Bruder des Mädchens war, das er liebte. Der Boden schwankte so heftig unter seinen Füßen, dass er Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten.

Er erkannte, dass er nicht länger bleiben durfte, und kämpfte sich durch die Trümmer zum Schott vor. Er schloss es hinter sich.

Dann erinnerte er sich daran, dass Pyka in Not gewesen war, und dass er ihr hatte helfen wollen. Er wollte das Schott wieder öffnen.

»Nicht doch«, sagte jemand hinter ihm. »Dadurch würdest du uns unnötig in Gefahr bringen.«

Er drehte sich um und sah einen hochgewachsenen Mann mit weißen Haaren und rötlichen Augen vor sich.

Pyka kam aus einem Seitengang und blickte ängstlich zu ihm herüber. Er ließ den Weißhaarigen stehen und eilte zu ihr hin.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte er.

Sie nickte.

»Ich bin nicht verletzt. Der Weißhaarige hat mich herausgeholt. Was ist mit meinem Bruder?«

Tamir Gordan senkte den Kopf, und erst jetzt fiel ihm auf, dass seine rechte Hand blutig war.

»Er ist tot«, erwiderte er.

Sie wich vor ihm zurück.

»Du hast ihn getötet«, klagte sie ihn an.

»Nein. Ein Splitter hat ihn getroffen.«

Sie drehte sich abrupt um und eilte davon.

Tamir Gordan versuchte nicht, sie aufzuhalten. Sein Gesicht war wie aus Stein geschlagen. Er blickte ihr nach, bis sich ein Schott hinter ihr schloss. Dann drehte er sich um. Er wollte mit dem Weißhaarigen sprechen, doch dieser war nicht mehr auf dem Gang. Er musste in einen der Antigravschächte gestiegen und ins Schiffsinnere zurückgekehrt sein.

Müde ging Gordan zu der Deckenplatte hin, die zwei Männer unter sich begraben hatte. Er stemmte sie hoch und drückte sie zur Seite. Die beiden Ferraten waren bewusstlos, aber sie schienen nicht gefährlich verletzt zu sein.

*

Als Atlan die Hauptleitzentrale der SOL betrat, waren dort die meisten Magniden um den High Sideryt Chart Deccon versammelt. Als wolle eine unsichtbare Macht unterstreichen, um welches Thema es ging, wurde die SOL gerade in diesem Moment von einem heftigen Schlag erschüttert, der bis in das Innerste des Schiffes spürbar war.

»Wir sind uns einig darin, dass etwas geschehen muss«, erklärte Chart Deccon, der Anführer der SOLAG. »Mehrere Außenbereiche des Schiffes sind schwer beschädigt worden, und die Zerstörungen werden weitergehen. Der Quader nähert sich uns immer mehr.«

»Wir werden mit dem Quader zusammenstoßen, wenn wir nichts unternehmen«, entgegnete der Magnide Wajsto Kolsch.

Chart Deccon nickte gewichtig.

»Der Meinung bin ich auch«, sagte er und blickte Atlan flüchtig an.

Der High Sideryt war ein Mann von vierundachtzig Jahren, eine imponierende Persönlichkeit, die ein klar umrissenes Ziel für die SOL hatte. Atlan hatte mittlerweile erkannt, dass Chart Deccon eine Bestimmung für die SOL finden und dadurch die Zeit des ziellosen Dahintreibens beenden wollte. Auf diese Weise hoffte er zugleich auch der Kämpfe, dem Verfall und der Krisen an Bord Herr werden zu können. Doch unter den gegebenen Umständen hatte er kaum eine Chance, sein Vorhaben zu verwirklichen. Zunächst musste der Sturz der SOL beendet und die Gefahr durch den »Quader« behoben werden.