Atlan 65: Alpha-Alarm - H.G. Francis - E-Book

Atlan 65: Alpha-Alarm E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Eine Agentin wird entlarvt - und der Wettlauf um 250 Milliarden Solar beginnt Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Mitte Juli des Jahres 2841. Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen - es ist aber auch eine Zeit der Gefahren und eine Zeit, in der Rückschläge nicht auf sich warten lassen. Ein solcher Rückschlag für die solare Menschheit trat ein, als NATHAN, die lunare Biopositronik, sabotiert wurde und falsche Programme und Daten zu liefern begann. Inzwischen konnten die Saboteure gestellt und NATHANS Fehlleistungen wieder kompensiert werden. Der Urheber der folgenschweren Sabotageakte befindet sich jedoch immer noch auf freiem Fuß. Ihn zu stellen, ist Ronald Tekeners und Sinclair M. Kennons gemeinsame Aufgabe. Die beiden Asse der USO fliegen nach Ertrus, um weitere Recherchen anzustellen - und Lordadmiral Atlan, der USO-Chef, gibt ALPHA-ALARM ...

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Nr. 65

Alpha-Alarm

Eine Agentin wird entlarvt – und der Wettlauf um 250 Milliarden Solar beginnt

von H. G. Francis

Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Mitte Juli des Jahres 2841.

Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet.

Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit der Gefahren und eine Zeit, in der Rückschläge nicht auf sich warten lassen.

Ein solcher Rückschlag für die solare Menschheit trat ein, als NATHAN, die lunare Biopositronik, sabotiert wurde und falsche Programme und Daten zu liefern begann.

Inzwischen konnten die Saboteure gestellt und NATHANS Fehlleistungen wieder kompensiert werden.

Der Urheber der folgenschweren Sabotageakte befindet sich jedoch immer noch auf freiem Fuß. Ihn zu stellen, ist Ronald Tekeners und Sinclair M. Kennons gemeinsame Aufgabe.

Die Hauptpersonen des Romans

Captain Rolon Pohat – Leiter einer Geheimzentrale der USO.

Elahi Sontra – Eine schöne Frau treibt falsches Spiel.

Ronald Tekener – Der USO-Spezialist geht auf Milliarden-Jagd.

Sinclair M. Kennon – Der Robotmensch verliebt sich.

Poia Hoyt – Chef des ertrusischen Geheimdienstes.

Nos Vigeland, Terser Frascati und Runeme Shilter

1.

»Schon als ich ihn das erste Mal sah, merkte ich, was in ihm vorging. Nie zuvor ist mir ein Mann begegnet, der so reagierte. Von da an war mir klar, dass ich ihn um den Finger wickeln konnte, wann immer ich wollte.

Seltsam.

Dieser Mann ist eine einzige Überraschung. So stark und überwältigend seine Persönlichkeit gegenüber anderen Männern ist, so schwach und hilflos ist er mir gegenüber.

Die gigantischen Ertruser behandelt er geradezu aufreizend lässig, als könnte er sie mit einer einzigen Handbewegung zu Fall bringen. Mir gegenüber ist er wie ein Kind.

Nie aber hätte ich geglaubt, dass er so weit gehen würde, mir ein derart gefährliches Geständnis zu machen. Er müsste sich doch eigentlich dessen bewusst sein, dass dieses Wissen tödlich für ihn sein kann.

Auch meine Situation ist jetzt äußerst kritisch geworden. Wenn Tekener erfährt, was geschehen ist, wird er mich vermutlich töten. Er hätte gar keine andere Wahl, wenn er selbst überleben will.

Bis zum 18. Juli 2841 hatte ich alles in der Hand und unter meiner Kontrolle. Die Entwicklung war zufriedenstellend. Danach überstürzten sich die Ereignisse. Die USO leitete ein psychologisches Kampfspiel ein, das so kompliziert und hintergründig war, dass ich es auch jetzt noch nicht voll durchschaut habe ...«

Code MKL-37 vom 26. Juli 2841 – Erdzeit.

*

Elahi Sontra blieb am Eingang der Messe stehen und strich sich das blauschwarze Haar bis in den Nacken zurück. Dann zupfte sie ihren Pulli straff, der sich eng um ihren Oberkörper spannte.

Die Blicke der Terranerin fielen auf Captain Rolon Pohat, der am Ende des langen Tisches saß und einer ertrusischen Riesenlanguste die beiden vorderen Beine ausriss. Sie entsprachen in ihrer Größe etwa den Armen des Mädchens. Als er sie an den Mund hob und sie geräuschvoll auslutschte, bemerkte er Elahi Sontra.

Langsam ließ er die Schalen auf den Teller zurücksinken und winkte der Spezialistin zu.

»Kommen Sie her, mein Täubchen. Setzen Sie sich an meine Seite.«

Sie schritt langsam an der Reihe der anderen Männer entlang, deren Köpfe sie überragten, obwohl sie auf niedrigen Hockern saßen. Einer nach dem anderen drehte sich zu ihr um und nickte ihr freundlich zu. Man mochte Elahi Sontra, die Spezialistin für ertrusische Evolution und Psychologie, in diesem Kreise, weil sie sich mit allen gut verstand und fast immer zu Scherzen aufgelegt war.

Elahi Sontra erwiderte die Grüße.

»Passt nur auf, dass eure Bäuche nicht bersten«, rief sie.

»Wir sitzen auf Sparration«, sagte Ortho Ashan und schob sich einen Brocken Fleisch zwischen die Zähne, der ausgereicht hätte, die Terranerin eine Woche lang satt zu machen.

Rolon Pohat rückte einen der Hocker mit dem Fuß für sie zurecht. Sie selbst wäre kaum in der Lage gewesen, das zentnerschwere Möbelstück allein zu bewegen, zumal ihr Mikroantigravitator nur auf sie selbst wirkte, nicht aber auf die Gegenstände in ihrer Umgebung. Das machte das Leben auf diesem Planeten mit seiner hohen Schwerkraft zuweilen recht mühsam.

Sie schwang sich auf den Hocker und reckte sich, damit sie die Ellenbogen auf die Tischkante legen konnte.

»Schade«, sagte sie, »dass ich das Eiweiß der ertrusischen Langusten nicht vertrage, sonst könnte ich glatt so ein Tier vertilgen.«

Donnerndes Gelächter belohnte sie für ihre Worte. Keiner der sieben Ertruser am Tisch konnte sich vorstellen, dass ein so zartes Geschöpf wie diese Terranerin mehr als auch nur ein einziges Bein einer solchen Languste verzehren konnte. Elahi Sontra aber hatte ganz ernsthaft gesprochen, so als fühlte sie sich tatsächlich benachteiligt.

»Da ich Ihre Leidenschaft für die Früchte des Meeres kenne, mein Täubchen, habe ich mir erlaubt, Ihnen fünf Kilo Faukelaugen kommen zu lassen. Nach meinen Informationen müssten Sie diese gut vertragen können. Das Gewicht natürlich nach terranischen Gravitationswerten berechnet.«

Elahi Sontra wurde blass. Sie würgte und legte rasch die Hand an den Hals. Dann bat sie: »Bitte, schweigen Sie, Captain. Mir ist von Ihrer letzten Spende noch übel. Wenn ich nur an diese Fischaugen denke, wird mir schon schlecht.«

Rolon Pohat kratzte den Rogen mit den Fingern zwischen den Beinen der Languste hervor und legte sie sich genießerisch auf die Zunge. Die Eier waren nicht nur etwa so groß wie menschliche Augen, sondern sahen auch so aus. Als sie krachend zwischen den Zähnen des Captains zerplatzten, wandte sich das Mädchen schaudernd ab.

»Ich bin untröstlich«, behauptete er, doch in seinen dunkelblauen Augen glitzerte es verräterisch. Er schnippte mit den Fingern. Der Knall ließ die Mestizin zusammenzucken. Ihr war, als wäre ein Feuerwerkskörper neben ihr explodiert. Obwohl sie sich nun schon seit vielen Jahren mit der Psychologie der Ertruser beschäftigt und fast ebenso lange mit ihnen zusammengelebt hatte, glaubte sie noch immer nicht, sich je an deren zuweilen recht lautes Gebaren gewöhnen zu können.

Astu Katain, ein Mathematiker, reichte ihr eine kleine Portion mit aretischem Krebsfleisch. Elahi Sontra begann spontan zu strahlen. Unwillkürlich klatschte sie die Hände zusammen.

»Captain, Sie sind ein Engel«, rief sie. »Jetzt haben Sie mich wieder einmal hereingelegt. Wenn Sie nicht manchmal so ein Grobian wären, könnte ich mich direkt in Sie verlieben.«

»Tun Sie nur das nicht, Täubchen«, riet Rolon Pohat lachend und ließ seine Hand auf den Tisch herabfallen. »Ich bin ein Praktiker, und ich wusste überhaupt nicht, was ich mit so einer achtel Portion wie Ihnen anfangen sollte!«

Elahi Sontra griff rasch nach der Schale, die bei dem Schlag des Ertrusers in die Höhe geschleudert wurde. Vorsichtshalber behielt sie sie in den Händen. Die anderen Männer fanden die Vorstellung, der nahezu tonnenschwere Captain könnte sich in die Terranerin verlieben, die kaum mehr als 55 Kilogramm wog, äußerst komisch. Das Gelächter der ertrusischen USO-Spezialisten ließ selbst den schweren Tisch erzittern. Astu Katain ließ sich zu einer Anzüglichkeit hinreißen, die das Vergnügen der Männer noch ungemein steigerte. Elahi Sontra errötete. Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte – die Schale halten, um das Krebsfleisch zu retten, oder sich die Ohren zuhalten, damit die Trommelfelle nicht platzten.

Sie atmete auf, als es schlagartig still wurde. Über der Tür leuchtete ein flammend rotes Quadrat auf. Captain Rolon Pohat erhob sich sofort und hielt gleichzeitig sein Arminterkom, an den Mund.

»Kommen Sie, Ashan«, befahl er mit rauer Stimme.

Ortho Ashan, der Funk- und Chiffrespezialist der Geheimstation, eilte dem Chef nach, der die Messe in großer Eile verließ.

Die Funkstation hatte eine wichtige Nachricht aufgefangen. Ashan, der Chiffrespezialist, wurde hinzugezogen. Das deutete darauf hin, dass eine ganz besondere Anweisung eingegangen war.

Plötzlich war die heitere und gelöste Stimmung vergangen. Die Männer waren ernst geworden. Wieder einmal wurden sie sich dessen bewusst, dass sie hier auf einem Pulverfass lebten, das jederzeit hochgehen konnte.

Elahi Sontra zwang sich, das Geschenk der Männer aufzuessen. Die Ertruser wären beleidigt gewesen, wenn sie es nicht getan hätte. Das Krebsfleisch schmeckte ihr nicht.

*

Als Captain Rolon Pohat und Ortho Ashan in die Funkstation von Mowhall kamen, erhob sich Horn Aitka, der Funker, von seinem Platz. Wortlos übergab er an Ashan, den ranghöheren Spezialisten. Kommentare waren nicht notwendig. Auf dem Bildschirm des Aufzeichnungsgeräts leuchtete auch jetzt noch das Symbol der Alpha-Warnung. Es zeigte die höchste Dringlichkeitsstufe an. Eine kleinere Symbolgruppe, die darunter erschien, sagte Pohat, dass die Sendung von einem USO-Kreuzer gekommen war. Das Raumschiff stand vermutlich weit außerhalb des Kreit-Systems.

Ortho Ashan setzte sich an das Dechiffriergerät und begann mit seiner Arbeit. Wenige Sekunden später konnte er Captain Pohat den Klartext des gerafften und kodifizierten Befehls übergeben.

»Wir sollen Mowhall sofort aufgeben, Sir«, sagte er. »Die Station ist verraten worden. Atlan lässt mitteilen, dass wir damit rechnen müssen, ausgehoben zu werden. Die Flucht ist nach Plan D-3 durchzuführen. Sprengung ist vorzubereiten und einzuleiten.«

»Alle Unterlagen sind zu vernichten«, beendete Pohat, der den Text von der Karte ablas, die Ashan in der Hand hielt. »Man erwartet uns bereits in einem Ausweichquartier.«

Die Männer blickten sich an. Dieser Befehl kam völlig überraschend für sie. Bis zu dieser Minute waren sie alle davon überzeugt gewesen, dass sie in Mowhall absolut sicher vor Entdeckung waren. Sie befanden sich hier in einem uralten, längst stillgelegten Rohrbahnschacht tief unterhalb der Hauptstadt Baretus. Da keiner der elf Männer diese wichtigste Geheimstation auf dem Riesenplaneten Ertrus in den letzten Wochen verlassen hatte, und auch Elahi Sontra ständig bei ihnen gewesen war, blieb ihnen völlig unklar, weshalb jetzt plötzlich ein Angriff auf sie erfolgen sollte.

»Ich frage mich, woher Atlan diese Nachricht hat«, sagte Ortho Ashan. Er bekam keine Antwort, denn der Captain drückte bereits die Alarmtaste und gab den Befehl mit lauter Stimme an die Besatzung von Mowhall weiter.

»Achtung, Sir«, rief Ashan. »Da kommt noch ein weiterer Spruch.«

Sie blickten auf den Bildschirm, auf dem das Symbol des Captains erschien. Ashan und Aitka verließen den Funkraum sofort. Die Männer eilten zu den Panzerschränken, um die geheimen Aufzeichnungen, die darin aufbewahrt wurden, zu vernichten. Sie hatten gesehen, dass die jetzt eingehende Meldung nicht für ihre Ohren gedacht war.

Captain Rolon Pohat wartete, bis die Symbolkette mit einem doppelten Beendigungszeichen auslief. Er war ratlos, denn er konnte sich nicht vorstellen, weshalb jetzt noch eine Botschaft kam, die ausschließlich für ihn bestimmt war. In den Nebenräumen hörte er die Spezialisten arbeiten. Sie vernichteten wertvolles Material, um es dem Zugriff des gegnerischen Geheimdienstes zu entziehen. Poia Hoyt, der Chef der ertrusischen Abwehr von Baretus, wäre vermutlich zu höchsten Gegenleistungen bereit gewesen, wenn er alle Informationen hätte bekommen können, die sie in letzten Jahren gesammelt hatten. Für die USO war der Verlust nicht gravierend, da es Captain Pohat gelungen war, die wichtigsten Ermittlungsergebnisse weiterzuleiten.

Pohat lächelte.

Die Agenten Hoyts, die jetzt durch die Rohrbahnschächte heranstürmten, würden eine herbe Enttäuschung erleben. Er würde Mowhall rechtzeitig sprengen, so dass sie nur noch einen Trümmerhaufen vorfinden würden. Um darüber hinaus jedes weitere Risiko auszuschalten, wurde vorher alles desintegriert, was dem Gegner nützen konnte. Wenn Poia Hoyt Mowhall schon ausschaltete, dann sollte sein Vorteil so gering wie möglich gehalten werden.

Rolon Pohat gab den Funkspruch in ein kleines Positronikgehirn, das mit einem Individualtaster gekoppelt war, so dass die zusätzliche Information nur ihm zugänglich werden konnte. Einige Sekunden lang arbeitete der Captain konzentriert. Dann lag der Klartext vor ihm.

Er las ihn mehrfach.

Aber dadurch änderte sich nichts. Der Sinngehalt blieb der gleiche.

Pohat begann zu zweifeln. Diesen Befehl verstand er nicht, zögernd erhob er sich und verließ den Raum. Draußen auf dem Gang blieb er stehen. Er sah den Spezialisten nach, die Stapel mit Akten zum Desintegrator brachten, um sie aufzulösen. Als Elahi Sontra ebenfalls mit wichtigen Papieren auf dem Korridor erschien, rief er sie zu sich.

»Sind Sie verrückt geworden, Täubchen, sich mit diesem Kram abzuschleppen?«, fragte er polternd.

Sie lächelte zaghaft.

»Irgend etwas muss ich doch tun«, entgegnete sie. »Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie die anderen arbeiten.«

Der Captain lachte laut auf.

»Und da haben Sie nichts Besseres zu tun, als Akten zu schleppen? Dafür, mein Täubchen, sind meine ertrusischen Bullen besser geeignet. Kommen Sie, ich habe etwas für Sie.«

Er ergriff ihren Arm und zog sie mit in den Funkraum. Er deutete auf das Dechiffriergerät.

»Das ist eine Positronik, die mit einem Individualtaster gekoppelt ist. Wir müssen sie mitnehmen. Bitte, bauen Sie das Ding aus. Beeilen Sie sich. Viel Zeit haben wir nicht mehr, Täubchen.«

»Sir – dafür benötige ich wenigstens fünfzehn Minuten.«

»Sie werden es in acht Minuten schaffen. Bestimmt.«

Er lächelte ihr aufmunternd zu und trat wieder auf den Gang hinaus. Die Tür rollte hinter ihm zu. Elahi Sontra machte sich sofort an die Arbeit. Sie erforderte höchste Konzentration, wenn das wertvolle Instrument dabei nicht beschädigt werden sollte.

*

Als Captain Roten Pohat in der kleinen Transmitterhalle erschien, schimmerte das schwarze Transportfeld bereits zwischen den beiden Transmittersäulen. Auf dem Oszillographen zeigten regelmäßige Amplituden der fünfdimensionalen Feldlinien Sendebereitschaft an.

Ortho Ashan wies stumm auf einen Bildschirm. Pohat trat näher. Er konnte jetzt die heranstürmenden Agenten der ertrusischen Abwehr sehen, die alle Sicherungen in dem Röhrensystem der alten Bahnanlagen überwunden hatten. Von jetzt an würden nur noch wenige Minuten vergehen, bis sie hier waren.

»Absetzen«, befahl der Captain. »Wie weit sind wir mit den Unterlagen?«

»Poia Hoyt wird keine Freude an uns haben«, erklärte Ashan. »Wir haben alles vernichtet. Es gibt keinen Grund, noch länger zu bleiben.«

»Dann los.«

Die ersten Spezialisten traten zwischen die beiden Transmittersäulen und verschwanden. Gelassen blieb Pohat bei dem Bildschirm stehen und beobachtete, wie der Gegner näher kam.

Als nur noch Ortho Ashan und er in der Transmitterhalle standen, ging er zu einem positronischen Zusatzgerät am Sender, schob einen Schlüssel ein und drehte ihn herum. Auf einem Kontrollschirm leuchtete eine Zahlenkette auf.

»Mowhall wird in die Luft fliegen, bevor unsere Freunde hier sind«, sagte er.

Ashan blickte ihn fragend an.

»Ich habe Elahi nicht gesehen, Sir.«

»So?«

»Sie wollen sie doch nicht zurücklassen, Sir?«

Elahi Sontra schien den Captain nicht zu interessieren. Er deutete mit dem Daumen auf den Transmitter und sagte mit rauer Stimme: »Verschwinden Sie, Ortho.«

Der Funker zögerte. Für einen kurzen Moment schien es, als wolle er den Gehorsam verweigern. Dann senkte er den Kopf und ging schweigend in das Transportfeld.

Captain Rolon Pohat dreht sich um und eilte zum Funkraum. Als er die Tür öffnete, sah er, dass die Terranerin fieberhaft arbeitete.

»Ich brauche wenigstens noch zwei Minuten, Sir«, rief sie und sah zu ihm auf. Schweiß stand auf ihrer Stirn.

»Gut, Täubchen. Ich habe ja gewusst, dass Sie es schaffen.«

Pohat schloss die Tür und kehrte zum Transmitter zurück. Jetzt hörte er vereinzelte Schüsse. Die Agenten von Poia Hoyt feuerten auf die Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellten. Sie verschwendeten keine Zeit damit, sie wegzuräumen.

Rolon Pohat lächelte.

Hoyts Männer würden dennoch zu spät kommen.

*

Elahi Sontra arbeitete so schnell, wie sie konnte. Sie gönnte sich keine Ruhepause, obwohl ihr die Finger weh taten. Sorgfältig vermied sie es, die Positronik zu beschädigen. Dafür musste sie feinste Verbindungen vorsichtig auseinandertrennen.

Obwohl sie Captain Pohat leise beschimpfte, weil er ihr diese Arbeit zugewiesen hatte, musste sie ihm recht geben. Ein Ertruser wäre kaum dazu in der Lage gewesen, das Gerät zu retten.

Als sie den Rechner schließlich aus seiner Verankerung herausheben konnte, bebte der Boden unter ihren Füßen. Die Abwehragenten der ertrusischen Regierung hatten den äußeren Sicherungsring der Station erreicht und sprengten ihn.

Die Terranerin hob den Kopf und lauschte.

In Mowhall selbst war es beängstigend still geworden. Eben noch hatte sie die Stimme der USO-Spezialisten gehört. Jetzt war alles ruhig. Sie erhob sich, nahm die Positronik mit und ging zur Tür. Das Instrument war schwerer, als sie erwartet hatte. Sie konnte es kaum tragen.

»Captain Pohat!«

Niemand antwortete.

Elahi Sontra wurde unruhig. Irgendwo in der Nähe explodierte etwas. Das erinnerte sie daran, dass jetzt bereits die Zündung für die Sprengsätze der Station liefen. Sie musste sich beeilen.

Schon nach wenigen Schritten merkte sie, dass der Rechner für sie einfach zu schwer war. Mit diesem Gewicht auf den Armen kam sie viel zu langsam voran. Sollte doch einer der Ertruser die Positronik holen! Für diese Männer war es leicht, das Gerät zu bewegen.

Sie setzte es vorsichtig auf dem Boden ab. Wieder lief eine Erschütterungswelle durch Mowhall. Die Mestizin sprang auf und rannte durch den Korridor bis zum Transmitterraum. Auch hier war keiner der Spezialisten mehr zu sehen.

»Captain Pohat!«, rief sie. »Wo sind Sie denn?«

Ihre Blicke fielen auf den Bildschirm an der Wand. In einer Tunnelröhre stellten sich zwei Kampfroboter den ertrusischen Giganten entgegen. Sontra schätzte, dass einige hundert Agenten vom Geheimdienst des Carsualschen Bundes in das Röhrennetz eingedrungen waren.

Die Roboter explodierten im Feuerhagel der Angreifer.

»Captain Pohat?«

Die Terranerin eilte zu einigen benachbarten Räumen. Überall bot sich ihr das gleiche Bild der Zerstörung.

Jetzt begriff sie, dass sie allein war. Sie lief zur Positronik zurück, nahm sie auf und schleppte sie bis in den Transmitterraum. Das schwarze Transportfeld stand beruhigend zwischen den Säulen. Eine Lampe zeigte ihr an, dass der Sender voll funktionsfähig war.

Elahi Sontra blickte sich noch einmal um, dann betrat sie das Feld.

Aber nichts geschah.

Sie wurde nicht aufgelöst und in den Hyperraum geschleudert. Sie blieb, wo sie war, und spürte absolut nichts.