Atlan 683: Das Fragmentwesen - H.G. Francis - E-Book

Atlan 683: Das Fragmentwesen E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Im Jahr 3818 wird Atlan aus seinem Dasein als Orakel von Krandhor herausgerissen. Der Grund für diese Maßnahme der Kosmokraten ist, dass Atlans Dienste an einem anderen Ort des Universums viel dringender benötigt werden als im Reich der Kranen. Neuer Einsatzort des Arkoniden ist die Galaxis Alkordoom, wo eine Entwicklung im Gang ist, die das weitere Bestehen der Mächte der Ordnung in Frage stellt. Bereits die ersten Stunden von Atlans Aufenthalt in Alkordoom zeigen auf, wie gefährlich die Situation ist. Der bestandene Todestest und der Einsatz im Kristallkommando beweisen jedoch Atlans hohes Überlebenspotenzial. Dennoch gerät der Arkonide in die Gewalt der Crynn-Brigadisten - und ihm droht die Auslöschung seiner Persönlichkeit. Doch Atlan wird rechtzeitig genug von Celestern gerettet, Nachkommen entführter Terraner, die den Arkoniden in ihre Heimat New Marion bringen. Und als Atlan von einer Gefahr erfährt, die den Bewohnern des Planeten droht, greift er ein. Er verhindert die Vernichtung einer ganzen Welt, doch er kann nicht verhindern, dass das Minu-Cuzz und das Fract-Cuzz zusammenfinden und ihren Rachefeldzug beginnen als DAS FRAGMENTWESEN ...

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Nr. 683

Das Fragmentwesen

Sein Ziel ist die Rache

von H. G. Francis

Im Jahr 3818 wird Atlan aus seinem Dasein als Orakel von Krandhor herausgerissen. Der Grund für diese Maßnahme der Kosmokraten ist, dass Atlans Dienste an einem anderen Ort des Universums viel dringender benötigt werden als im Reich der Kranen.

Neuer Einsatzort des Arkoniden ist die Galaxis Alkordoom, wo eine Entwicklung im Gang ist, die das weitere Bestehen der Mächte der Ordnung in Frage stellt.

Bereits die ersten Stunden von Atlans Aufenthalt in Alkordoom zeigen auf, wie gefährlich die Situation ist. Der bestandene Todestest und der Einsatz im Kristallkommando beweisen jedoch Atlans hohes Überlebenspotenzial. Dennoch gerät der Arkonide in die Gewalt der Crynn-Brigadisten – und ihm droht die Auslöschung seiner Persönlichkeit.

Die Hauptpersonen des Romans

Das Minu-Cuzz und das Fract-Cuzz – Ein Fragmentwesen vereinigt sich.

Per Arens – Ein Hypnotisierter.

Buster McMooshel – »Medizinmann« der Celester.

Atlan – Der Arkonide wird gekidnappt.

Sarah Briggs – Das Objekt einer Erpressung.

Flora Almuth

1.

Das Fract-Cuzz war in der Nähe. Dessen war sich das Minu-Cuzz völlig sicher. Es hatte das Bruderwesen gespürt, und seitdem hatte sich etwas in ihm verändert. Die Sehnsucht nach dem anderen Teil seines Ichs war überwältigend geworden.

Wenn es nur mehr Ruhe gehabt hätte, sich auf das Fract-Cuzz zu konzentrieren.

In seiner unmittelbaren Nähe hielten sich einige Voorndaner auf, und sie störten.

Das Minu-Cuzz war eines der Restteile der früheren Facette Cuzz, die von Zulgea von Mesanthor entmachtet und gespalten worden war. Bei diesem Anschlag, mit dem Zulgea von Mesanthor die Macht errang, überlebten zwei Fragmente des ursprünglichen Körpers. Insofern war es ein Teilmord gewesen.

Seltsamer Begriff, dachte das Minu-Cuzz. Mord – das ist etwas Endgültiges, gleichbedeutend mit Tod. Nicht mehr umkehrbar. Gibt es einen Teilmord, oder war dies nicht mehr als die schwerste Form von Körperverletzung und Verstümmelung?

Er schob diese Gedanken von sich.

Das eine Fragment war das unsichtbare Fract-Cuzz. Nach ihm sehnte das Minu-Cuzz sich in einer derart übersteigerten Form, dass ihm ein weiteres Leben ohne diesen Teil seines ursprünglichen Ichs völlig undenkbar erschien.

Das Minu-Cuzz bestand nur aus einem Kopf, der menschenähnlich war. Es hatte einen kahlen, hellblauen Schädel. Die übergroßen Augen waren erfüllt von Trauer. Der Kopf saß auf einer Scheibe aus Metall, die einen Durchmesser von 22 Zentimetern hatte und fünf Zentimeter dick war. In ihr verbargen sich die miniaturisierten Anlagen zur Lebenserhaltung und zur Steuerung des Fragments. Das Minu-Cuzz hatte selbst keine Extremitäten. Es hatte nichts, womit es irgend etwas anfassen oder bewegen konnte, und es wäre vollkommen wehrlos gewesen, wenn es sich nicht mit der Metallplatte auf die Schultern des als Menschen verkleideten Roboters Traunich gesetzt hätte, nachdem es den Kopf der Maschine entfernt hatte. Jetzt diente ihm der Roboter als Fortbewegungsmittel, und es nutzte seine Arme, um hantieren zu können.

Die Hypnosewaffe war stumpf geworden. Daher hatte das Minu-Cuzz sich zurückziehen und verstecken müssen. Es befand sich in der weitgehend entvölkerten ehemaligen Hauptstadt Voorndans, und es hatte Angst. Es spürte die Nähe des unsichtbaren Fract-Cuzz, aber es konnte sich diesem nicht mitteilen. Es konnte nicht auf sich aufmerksam machen, und es bebte innerlich, weil es fürchtete, das andere Fragment seines ursprünglichen Körpers könne sich von ihm entfernen, ohne es bemerkt zu haben.

Das Minu-Cuzz war entschlossen, die Stadt Edelkraut und den Kontinent Palmwiese sofort nach der Vereinigung mit dem Fract-Cuzz zu verlassen und zum Kontinent Hain überzuwechseln. Dort wusste es Atlan und ANIMA. Sie waren sein nächstes Ziel.

Mit ihrer Hilfe werde ich Zulgea angreifen, dachte es. Sie werden mir helfen, diese Kreatur zu vertreiben.

Doch noch war es nicht soweit. Es hatte wenig Sinn, darüber nachzudenken, wie es Zulgea von Mesanthor entmachten konnte, bevor die ersten Schritte getan waren.

Disziplin ist notwendig, hämmerte es sich ein. Jetzt kommt es wirklich darauf an. Fehler dürfen dir nicht mehr unterlaufen. Du musst das große Ziel im Auge behalten, aber du musst dich ihm Schritt für Schritt nähern, und jeder einzelne Schritt muss sorgfältig geplant und ausgeführt werden.

Sobald es sich mit dem Fract-Cuzz vereinigt hatte – was hoffentlich bald geschah – brauchte es ein Transportmittel, denn bei der Verschmelzung musste es sich von dem Robotkörper trennen, und mit seinem eigenen Körper war es über große Strecken hinweg nicht beweglich genug.

Es hatte zwei Möglichkeiten, nach Hain zu kommen. Es konnte eine der Transmitterlinien oder einen Gleiter benutzen.

Keine Frage, was ich nehme, dachte es. Natürlich den Transmitter.

Doch es konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die Celester die Verbindungen gekappt hatten, nachdem es zu der Katastrophe unter den Voorndanern gekommen war. Dabei waren über neunzig Prozent der Bevölkerung dahingerafft worden.

Das Minu-Cuzz stand in einer Parknische an der Flanke eines Hochhauses etwa hundert Meter über einem parkähnlichen Gelände.

Wo blieb das Fract-Cuzz? Spürte es seine Nähe nicht ebenfalls?

Das Minu-Cuzz schickte hypnotische Impulse in die Umgebung hinaus, um auf sich aufmerksam zu machen. Als keine Antwort kam, drehte es sich um und schritt mit Hilfe seines Robotkörpers zu einem abgestellten Gleiter hinüber. Es setzte sich hinter die Steuerelemente und drückte die Starttaste am Armaturenbrett.

Nichts geschah.

Verblüfft blickte das Fragment auf die Instrumentenanzeigen. Der Computer wies aus, dass ein Schwingquarz fehlte. Durch diesen wurde der Energiefluss von der Energiezelle zum Antigrav gesteuert. Ohne ihn lief gar nichts. Der Gleiter war nicht zu gebrauchen.

Da siehst du es!, schalt das Minu-Cuzz sich. Du überlegst, wie du Zulgea von Mesanthor beseitigen kannst, aber du hast nicht dafür gesorgt, dass du den ersten Schritt zu ihrem Tode zurücklegen kannst. Du hättest die Maschine schon längst überprüfen müssen. Zeit genug hast du gehabt. Du hast gewartet und nichts weiter getan, als dich deiner Sehnsucht nach dem Fract-Cuzz hingegeben. Dies ist das Verhalten eines Verlierers.

Erzürnt über die eigene Nachlässigkeit verließ es die Parknische und wechselte in eine weite Halle über. In dieser hatte noch vor wenigen Tagen ein lebhaftes Treiben geherrscht. In ihr war ein Einkaufs- und Vergnügungszentrum gewesen, in dem Tag und Nacht Tausende von Voorndanern ihre Besorgungen gemacht oder Zerstreuung gesucht hatten.

Jetzt hielt sich niemand mehr darin auf. Roboter hatten dafür gesorgt, dass die Toten beseitigt wurden. Auf dem Boden lag nichts mehr herum. Alles funkelte ebenso sauber wie steril. Die Lichter waren ein wenig schwächer als sonst, was darauf hinwies, dass die Energieversorgung nicht mehr so einwandfrei wie gewohnt funktionierte. Und noch etwas fiel dem Minu-Cuzz auf. Eine menschengroße Puppe lag vor einem der Geschäfte. Sie ruhte mit dem Gesicht auf dem Boden. Ein kastenförmiger Roboter war kaum zwei Meter von ihr entfernt. Er hatte seine Greifarme nach ihr ausgestreckt, konnte sie jedoch nicht mehr erreichen, da ihm die Energie fehlte.

Alles geht zu Ende, dachte das Minu-Cuzz.

Er ging zu der Puppe hinüber und drehte sie auf den Rücken. Die Augen des Dekorationsstücks ruckten einige Male hin und her, dann blieben sie starr nach oben gerichtet, fixiert auf ein unsichtbares Etwas, das sich auf seiner Stirn befand.

Irgendwo hinter ihm polterte klirrend ein Metallkörper zu Boden. Das Minu-Cuzz fuhr erschrocken herum. Es hob die Hände, um einen möglichen Angriff abwehren zu können.

Aus einem der Geschäfte taumelte eine voorndanische Frau hervor. Der Tod hatte ihr Gesicht bereits gezeichnet. Sie streckte die Arme nach ihm aus, öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Laut mehr hervor, und brach sterbend zusammen.

Das Minu-Cuzz blieb einige Minuten lang stehen. Es empfand kein Mitleid für die Frau. Die Voorndaner hatten sich ihr Ende selbst zuzuschreiben. Die Seuche war durch ihre eigene Schuld entstanden. Niemand konnte ihnen noch helfen.

Das Minu-Cuzz durchquerte ein Geschäft, in dem seltene Tierhäute verkauft worden waren, und trat in eine Parknische hinaus. Hier standen zwei Gleiter. Es setzte sich in eine der beiden Maschinen und versuchte, sie zu starten. Doch auch hier war ein lebenswichtiges Teil ausgefallen, so dass es nicht starten konnte.

Die Situation war so ungewohnt, dass Minuten vergingen, bis das Minu-Cuzz sie wirklich akzeptierte. Gleiter waren so zuverlässige und funktionssichere Maschinen, dass ein Versagen praktisch nicht in Frage kam. Und ausgerechnet jetzt musste es auf zwei Gleiter stoßen, die ausgefallen waren.

Es setzte sich in die andere Maschine, aber auch diese war unbrauchbar.

Das geht nicht mit rechten Dingen zu!

Das Minu-Cuzz entfernte einen Teil der Karosserieabdeckung und blickte forschend auf das Antriebsaggregat.

Was hast du dir eigentlich davon versprochen?, fragte es sich. Du hast keine Ahnung, wie so etwas aussehen muss. Hast du gedacht, du entdeckst den Fehler und kannst ihn beseitigen? Narr!

Es verließ die Parknische und kehrte in das Einkaufszentrum zurück. Im ersten Moment fiel ihm nicht auf, dass sich etwas verändert hatte. Doch dann blieb es wie angewurzelt stehen.

Die tote Voorndanerin lag noch an der gleichen Stelle. Aber die Puppe war nicht mehr dort, wo sie gewesen war. Irgend jemand hatte sie zu der Toten gebracht, und deren Hände in die ihren gelegt.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Minu-Cuzz sich absolut sicher gefühlt. Die Voorndaner waren durch die Seuche derart geschwächt, dass es von ihrer Seite keinen Widerstand erwartete. Und wenn sich ihm tatsächlich jemand in den Weg gestellt hatte, so hatte es ihn mit hypnotischen Befehlen ausgeschaltet.

Das Minu-Cuzz hörte, wie etwas sirrend durch die Luft flog. Dann schlug ein dünner Metallpfeil gegen die Schulter seines Robotkörpers.

Das Fragment drehte sich erschrocken um sich selbst, konnte den Angreifer jedoch nicht entdecken. Das Einkaufs- und Vergnügungszentrum schien nach wie vor verlassen zu sein.

Aus verborgenen Lautsprechern an der Decke hallte ein alarmierendes Signal auf ihn herab. Unwillkürlich blickte es nach oben. Dann ertönte eine Stimme.

»Wir wissen jetzt, dass du dafür verantwortlich bist, Gesandter des Todes«, rief sie. »Du wirst dafür bezahlen. Du wirst leiden, so wie noch nie jemand für das gelitten hat, was er getan hat. Du allein bist verantwortlich.«

»Wovon redest du?«, fragte das Minu-Cuzz. »Ich verstehe dich nicht.«

Höhnisches Gelächter antwortete ihm.

»Leugne nicht, Gesandter des Todes. Sieh dich um in der Stadt und auf diesem Kontinent. Wo sind sie geblieben, die lachenden Gesichter? Wo sind sie – die Männer, Frauen und Kinder? Hörst du ihre Stimmen noch? Vernimmst du ihr Weinen?«

Das Fragment begriff, und ihm war, als ob ein eisiger Wind über seinen Schädel streiche.

Die Voorndaner machten ihn für das grauenvolle Ende ihres Volkes verantwortlich. Sie gaben ihm die Schuld dafür, dass tödliche Mikroorganismen entstanden waren. Dabei hatte es nicht das geringste damit zu tun. Sie selbst hatten das Unheil mit ihrem Giftangriff auf das Raumschiff ROULETTE eingeleitet.

Sie sind wahnsinnig!, fuhr es ihm durch den Kopf. Die letzten Überlebenden haben den Verstand verloren. Jetzt bäumen sie sich noch einmal auf. Ich muss so schnell wie möglich verschwinden, oder ich muss mich tagelang mit ihnen herumschlagen. Zulgea von Mesanthor hätte den Vorteil davon. Sie hätte Zeit gewonnen. Sie könnte ihre Macht weiter festigen.

Es eilte zu einem Antigravschacht und wollte einsteigen, fuhr dann aber im letzten Moment zurück.

Was hinderte die Voorndaner daran, das Kraftfeld abzuschalten, sobald es im Schacht war? Es war so einfach, es zu töten.

Das Minu-Cuzz rannte quer durch die Halle zu einem anderen Ausgang und von dort zum Hauptparkplatz, auf dem mehr als zwanzig Gleiter standen.

Sie können nicht alle ausgefallen sein, dachte es.

Doch es begriff sehr schnell, dass seine Gegner keine halben Sachen machten. Keine einzige Maschine war flugbereit. An jedem Gleiter fehlte ein lebenswichtiges Teil.

Das Minu-Cuzz fuhr herum und wollte in die Halle zurückkehren, doch jetzt schlossen sich die gepanzerten Brandschutztüren, und aus den Lautsprechern hallte Gelächter.

Erschrocken lief das Fragment bis zur äußersten Kante des Parkplatzes. Hier legte es sich auf den Boden und blickte in die Tiefe. Etwa fünf Meter unter ihm befand sich ein anderer Parkplatz. Auf ihm standen zwölf Gleiter.

Das Minu-Cuzz schob sich mit den Beinen voran über die Kante und ließ sich dann langsam darüber hinweggleiten, bis es sich schließlich nur noch mit den Händen hielt. Vorsichtig schwang es sich hin und her und warf sich dann mit der ganzen Kraft seines Robotkörpers nach vorn. Es stürzte in die Tiefe, prallte nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt auf, brach in die Knie und hatte sekundenlang Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Dann endlich gelang es ihm, sich vornüberfallen zu lassen. Es kroch von der Kante fort bis zu einem der Gleiter hin, sprang auf und versuchte, die Maschine zu starten.

Sie haben alle Antigravgleiter beschädigt!, erkannte es gleich darauf. Sie wollen mit aller Macht verhindern, dass ich die Stadt verlasse.

Es verzichtete darauf, auch die anderen Maschinen zu überprüfen, um nicht unnötig Zeit zu verlieren, und flüchtete ins Innere des Gebäudes. Über die Nottreppe stürmte es nach unten. Es schnellte sich von Treppenabsatz zu Treppenabsatz hinunter und bewegte sich dabei so schnell, dass ihm kein Voorndaner hätte folgen können.

Es erwartete, am Ausgang des Gebäudes aufgehalten zu werden, doch kein Voorndaner stellte sich ihm in den Weg. Ungehindert trat es ins Freie hinaus.

Und wieder fühlte es die Nähe des anderen Fragments.

Das Fract-Cuzz ist da, dachte es verzweifelt, aber ich finde nicht die Ruhe, mich auf es zu konzentrieren. Ich brauche Abgeschiedenheit. Es ist, als ob die Voorndaner wüssten, dass es genügt, mich zu beschäftigen. Sie können doch nicht ahnen, dass sie allein dadurch die Vereinigung unmöglich machen.

Es rannte durch eine parkähnliche Anlage. Dabei wurde ihm bewusst, dass es Zehntausende von Gleitern in der Stadt geben musste. Die Voorndaner konnten nicht alle lahmgelegt haben. Dazu wäre eine Armee von Spezialisten nötig gewesen. In der Stadt aber konnten höchstens noch einige hundert Voorndaner leben. Und auch sie hatten den Tod vor Augen. Sie waren entkräftet. Es war ausgeschlossen, dass sie noch große Aktivität entwickelten.

Die Transmitterverbindungen kommen nicht mehr in Frage. Sie werden ganz sicher bewacht. Die Voorndaner warten nur darauf, dass du dorthin gehst.

Das Minu-Cuzz blieb stehen.

Ich brauche Ruhe! Ich darf nicht die Übersicht verlieren. Ich bin ihnen noch immer überlegen. Es kann nicht anders sein.

Es lief an einigen verlassenen Spielhöllen vorbei bis zu einer Antigravstraße. Vom sanften Druck des Antigravfelds erfasst, glitt es einige Kilometer weit darüber hin, bis es meinte, sich weit genug von den Voorndanern entfernt zu haben, die sich an ihm rächen wollten.

Es verließ die Antigravstraße, die direkt in einen der so genannten Glückspaläste mündete, und setzte sich auf eine Bank an einem Brunnen, obwohl es so etwas wie körperliche Schwäche oder Erschöpfung nicht kannte. Gedankenverloren blickte es auf Wasserspiele, die mit einem positronischen Musikinstrument gekoppelt waren. Im Rhythmus der Musik tanzten die Wasserstrahlen. Das rötliche Licht der Sonne spiegelte sich darin.

Abermals spürte es die Nähe des Fract-Cuzz. Unwillkürlich sprang es auf und sah sich um. Es konnte nicht mehr weit von ihm entfernt sein. Warum reagierte es nicht? Folgte es nicht ebenfalls dem Verlangen, der körperlichen Verschmelzung zu einem Wesen? Dachte es nicht ebenfalls daran, den Kampf gegen Zulgea wieder aufzunehmen? War es sich dessen nicht bewusst, dass beide Fragmente zusammen stärker waren als jedes einzelne für sich?

»Wo bist du?«, rief es laut. »Ich weiß, dass du hier irgendwo bist.«