Atlan 697: Das Ende der WIEGE - H.G. Francis - E-Book

Atlan 697: Das Ende der WIEGE E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Im Jahr 3818 wird Atlan aus seinem Dasein als Orakel von Krandhor herausgerissen. Sein neuer Einsatzort ist die Galaxis Alkordoom, wo eine Entwicklung im Gang ist, die das weitere Bestehen der Mächte der Ordnung in Frage stellt. Bereits die ersten Stunden von Atlans Aufenthalt in Alkordoom, wo man das Jahr 5000 des Erleuchteten schreibt, zeigen auf, wie gefährlich die Situation ist. Der Arkonide hätte längst sein Leben verloren, hätten die Celester, nach Alkordoom entführte Terra-Abkömmlinge, oder ANIMA, das von den Kosmokraten ausgesandte Raumschiff, nicht zugunsten Atlans eingegriffen. In seinem Bestreben, mehr über die Zusammenhänge in Alkordoom zu erfahren, speziell im Hinblick auf die so genannten Facetten und deren Lenker, den so genannten Erleuchteten, ist unser Held bereits große Risiken eingegangen, wie seine gewagten Unternehmen beweisen. Kein Wunder daher, dass Atlan immer wieder in Schwierigkeiten gerät, wie etwa in Yog-Mann-Yogs Gefangenschaft oder in den Bann der Plasmaparasiten, aus dem er nur durch die Samariter von Alkordoom befreit werden kann. Atlan seinerseits zögert selbstverständlich nicht, Hilfe zu leisten, sobald er den Notruf seiner Retter empfängt. Es geht um DAS ENDE DER WIEGE ...

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Nr. 697

Das Ende der WIEGE

Es geschieht im Jahre 5000 des Erleuchteten

von H. G. Francis

Im Jahr 3818 wird Atlan aus seinem Dasein als Orakel von Krandhor herausgerissen. Sein neuer Einsatzort ist die Galaxis Alkordoom, wo eine Entwicklung im Gang ist, die das weitere Bestehen der Mächte der Ordnung in Frage stellt.

Bereits die ersten Stunden von Atlans Aufenthalt in Alkordoom, wo man das Jahr 5000 des Erleuchteten schreibt, zeigen auf, wie gefährlich die Situation ist. Der Arkonide hätte längst sein Leben verloren, hätten die Celester, nach Alkordoom entführte Terra-Abkömmlinge, oder ANIMA, das von den Kosmokraten ausgesandte Raumschiff, nicht zugunsten Atlans eingegriffen.

In seinem Bestreben, mehr über die Zusammenhänge in Alkordoom zu erfahren, speziell im Hinblick auf die so genannten Facetten und deren Lenker, den so genannten Erleuchteten, ist unser Held bereits große Risiken eingegangen, wie seine gewagten Unternehmen beweisen. Kein Wunder daher, dass Atlan immer wieder in Schwierigkeiten gerät, wie etwa in Yog-Mann-Yogs Gefangenschaft oder in den Bann der Plasmaparasiten, aus dem er nur durch die Samariter von Alkordoom befreit werden kann.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Er eilt der WIEGE DER BEWAHRUNG zu Hilfe.

Cuper und Huik – Zwei robotische Samariter.

RHM-3 – Ein unfreiwilliger Helfer Yog-Mann-Yogs.

Coas, Barrk und Lanzen – Drei Kunstgeschöpfe.

Der Eherne-38

1.

Die Dritte Rechte Hand trat hastig zurück, als der Vogelschwarm über der Stadt erschien. RHM-3 drückte sich mit dem Rücken an die Mauer eines Hauses, um sicher sein zu können, dass er nicht von hinten angegriffen wurde.

Es waren Canyon-Segler, große, feuerrote Vögel mit einer Spannweite von fast anderthalb Metern. Trotz ihrer Größe waren sie ungewöhnlich geschickte und wendige Flieger. Das machte ihre Gefährlichkeit aus, dass sie blitzschnell ihre Flugrichtung ändern und gerade dann angreifen konnten, wenn niemand damit rechnete.

Der Schwarm der Canyon-Segler tanzte über den Dächern der Stadt. Ständig wechselte er seine Form. Mal glich er einer schmalen Pyramide, mal einem flachen Diskus, um dann wieder zu einem riesigen Ball zu werden. Er wirkte wie ein riesiges Tier, das sich aus Hunderten von Einzelwesen zusammensetzte.

Der Schwarm ist wirklich eine Einheit, dachte RHM-3. Alle Canyon-Segler zusammen stellen ein Ganzes dar, das als Einheit denkt und Entscheidungen für alle trifft.

Die Bewohner der Stadt, die blattförmigen Pyariden, schienen den Schwarm nicht zu bemerken, der sich lautlos über ihnen bewegte. Die großen Raubvögel bedrohten sie nicht. Die Bewohner der Stadt bewegten sich langsam und schwankend durch die Straßen. Keiner von ihnen schien es eilig zu haben. Doch dieser Eindruck täuschte, wie RHM-3 sehr wohl wusste. Die Pyariden waren nervös und hektisch. Sie eilten so schnell sie konnten von Haus zu Haus, doch schneller ging es eben nicht. Irgend etwas hing in der Luft. Spürten die Pyariden, dass es um sein Leben ging? Nahmen sie teil an seinem Schicksal? Es schien so. Doch er machte sich nichts vor. Direkte Hilfe konnte er von ihnen nicht erwarten.

Die Dritte Rechte Hand sah ein, dass er nicht länger auf der Stelle verharren durfte. Wahrscheinlich war es ein Fehler, überhaupt in der Stadt zu bleiben. Damit gab er seinen Gegnern Gelegenheit, sich zu stärken und weitere Kräfte heranzuholen.

Wuchs dann der Schwarm nicht an? Wurde die Zahl der Vögel nicht ständig größer? Er blickte zu den roten Vögeln hinauf, die langsam auf den See hinausstrebten, sich bis zur Wasseroberfläche hinabstürzen ließen und eine steil aufsteigende Säule bildeten, die dann allmählich zu einer Art Ballon wurde. Formten sich nicht zwei riesige Augen heraus, als einige Vögel ihm die Unterseite ihrer Flügel entgegenstemmten? Sah ihn der Schwarm nicht voller Abneigung und Hass an? Ich verliere den Verstand, schoss es ihm durch den Kopf, und er wandte die Blicke ab, als er meinte, einen großen, lachenden Mund mitten im Schwarm der Canyon-Segler zu erkennen.

Einige Pyariden blieben stehen und wiesen auf das Wasser hinaus. Endlich zeigten sie, dass ihnen aufgefallen war, was geschah.

RHM-3 war auf der Flucht. Er hatte einen Auftrag erfüllt ...

Was für einen Auftrag? Und von wem?, fragte er sich.

Er wollte zurückkehren.

Wohin?

Verwirrt fasste er sich an den Kopf. Er wusste nicht, was mit ihm geschehen war, und er erinnerte sich nur noch an das, was einige Stunden zurücklag. War er bei dem Kampf mit dem spinnenförmigen Elytratker von unbekannten Strahlen getroffen worden, die ihm einen Teil seines Gedächtnisses genommen hatten?

Ich bin der Sammler, sagte er sich. Ich weiß, dass ich meinen Ursprung im Nukleus von Alkordoom habe.

Verwundert hielt er inne. Er wusste nichts mit dem Begriff des »Sammlers« anzufangen. Sein Verstand war offenbar völlig durcheinandergeraten.

Er löste sich von der Mauer und eilte durch die schwankenden Reihen der Pyariden zu einem schmalen Weg hinüber, der zu einem Gleiterparkplatz führte. Links und rechts von ihm stiegen Mauern auf, so dass er sich wie in einer Falle vorkam. Am Ende aber lockte eine gepanzerte Maschine, die so schnell war, dass er den Canyon-Seglern damit entkommen konnte. Er musste sie erreichen und sofort damit starten. Der Schwarm durfte seine Flucht erst bemerken, wenn er in der Luft war. Nur dann hatte er eine Chance, sie abschütteln zu können.

Er war ein dunkelhäutiger Mann, dessen Körper von einer stählernen Rüstung umschlossen und gehalten wurde. Die Rüstung war ein künstliches Produkt, für ihn jedoch unbedingt lebenswichtig, da er kein Innenskelett hatte. Aufgrund einer Krankheit, die über seine Heimatwelt hereingebrochen war, konnte niemand aus seinem Volk ein Außenskelett aus einer chitinähnlichen Masse bilden, so wie es eigentlich normal gewesen wäre. Daher mussten alle solche Rüstungen tragen. Er war keineswegs traurig darüber, da sich darin diverse Spezialgeräte und Waffen verbergen ließen, die er sonst irgendwo auf der Außenhaut seines natürlichen Panzers hätte mitführen müssen.

Der Vogelschwarm wäre unter anderen Umständen kein Problem gewesen. Er hätte sich ihn mit einem Schutzschirm vom Leib halten können. Jetzt aber waren seine Energievorräte nahezu erschöpft. Es half ihm so gut wie nichts mehr, dass er einen Schutzschirmprojektor dabeihatte.

Plötzlich sah er den Schatten eines Vogels vor sich auf dem Pflaster. Der Vogel breitete die Schwingen aus und streckte ihm die Krallen entgegen.

RHM-3 warf sich herum. Die messerscharfen Krallen verfehlten das hochgeschlagene Visier seines Helms nur um Millimeter. Die Stahlhand des Sammlers schoss vor und packte den Vogel bei einem Flügel. Er riss ihn herum und schleuderte das Tier gegen vier andere, die ihn in diesem Moment angriffen. Dann aber prallte mit fürchterlicher Wucht der Körper eines weiteren Canyon-Seglers gegen seinen Rücken. RHM-3 stürzte zu Boden. Er vernahm das triumphierende Geschrei der Vögel. Der ganze Schwarm drängte sich plötzlich in dem engen Gang zusammen, und es erschien unmöglich für ihn, dieser Falle zu entkommen. RHM-3 schaltete seinen Schutzschirm ein, warf die Angreifer damit zurück, hörte aber gleichzeitig auch das schrille Signal, das ihm den baldigen Zusammenbruch des Energiefelds anzeigte.

Er dachte an den spinnenförmigen Elytratker, gegen den er mehr als dreißig Stunden lang in den Bergen gekämpft hatte, bis es ihm endlich gelungen war, ihn zu töten. Die Auseinandersetzung mit ihm hatte zuviel Kraft gekostet. Sie hatte seine Ausrüstung weitgehend entwertet und ihn selbst so ausgelaugt, dass er kaum noch denken konnte.

War dies jetzt das Ende? Und warum griff der Vogelschwarm ausgerechnet ihn an?

Er sah die gekrümmten Schnäbel der Tiere, die immer wieder gegen das unsichtbare Hindernis seines Schutzschirms hackten, er glaubte die Krallen spüren zu können, die sich ihm entgegenstreckten, und er erkannte den schrecklichen Hass in den Augen der Canyon-Segler. Dieser Hass zeigte ihm auf, dass die Vögel Intelligenz besaßen. Sie waren keine Tiere, die sich lediglich von ihren Instinkten leiten ließen. Sie gehorchten einem Befehl.

Er stemmte sich hoch. Für einige Sekunden wusste er nicht, wohin er sich wenden sollte. Der Schwarm der kreischenden Vögel war so dicht, dass er die Mauern neben sich nicht mehr sehen konnte. Dann aber öffnete sich das Knäuel der flatternden, kämpfenden und tobenden Vögel, und er erkannte, wie nah er dem Parkplatz bereits war. Mit wirbelnden Armen warf er sich voran, schleuderte mehrere Vögel von sich, und es gelang ihm, eine Lücke zu reißen. Keuchend arbeitete er sich voran, wühlte sich Schritt für Schritt durch die Front der Tiere. Nur noch wenige Schritte trennten ihn vom ersten Gleiter. Da brach sein Schutzschirm zusammen, und plötzlich stand RHM-3 schutzlos mitten im Schwarm. Die Schnäbel hackten nach ihm, und die Krallen versuchten, die Panzerung seiner Rüstung zu durchbohren. Er wankte unter der Wucht des Angriffs. Bis jetzt hatte er sich lediglich verteidigt. Keiner der Vögel hatte sich am Schutzschirm verletzt. Nun aber blieb ihm keine andere Wahl. Er musste den Schwarm selbst attackieren, wenn er überleben wollte. Er ließ die Arme kreisen und schlug blindlings um sich.

Er traf.

Seine Fäuste trieben die Canyon-Segler zurück. Er warf sich nach vorn. Er nutzte den Moment, in dem die Segler erschrocken zurückwichen, sprang auf den Gleiter zu, riss die Tür auf und schlug sie sofort wieder hinter sich zu. Die nächste Angriffswelle raste heran, doch sie prallte wirkungslos von der Panzerung des Gleiters ab. Der Sammler startete die Maschine und zog sie steil in die Höhe. Er beschleunigte so scharf, dass die Vögel ihm nicht folgen konnten.

Aufatmend lehnte er sich in den Polstern zurück. Er öffnete das Visier und setzte sein empfindliches Gesicht dem kühlen Luftstrom aus der Klimaanlage aus.

Das ging gerade noch einmal gut, dachte er.

Schrilles Geschrei ließ ihn zusammenfahren. Flügel peitschten ihm ins Gesicht, und scharfe Krallen streckten sich nach seinen Augen aus, als zwei Canyon-Segler hinter der Rückenlehne seines Sitzes auftauchten und ihn angriffen.

RHM-3 schrie erschreckt auf. In panischer Angst schlug er um sich, nur von dem einen Gedanken beseelt, die Krallen von seinem Gesicht fernzuhalten. Dann endlich konnte er das Visier schließen. Er stieß die Tür neben sich auf, und es gelang ihm nach minutenlangem Kampf, die beiden Canyon-Segler hinauszuwerfen, die mit ihm in den Gleiter gekommen waren. Erschöpft durchsuchte er die Kabine nach weiteren Vögeln, bevor er es wagte, das Visier erneut zu öffnen.

Er brauchte keinen Gegner zu fürchten, solange sein Gesicht hinter dem schützenden Stahl verborgen war. Verlor er aber diesen Schutz, dann war es mit seiner Kampfkraft geschehen. Dann zwangen ihn seine Instinkte zu Reaktionen, die ihn leicht an den Rand der Niederlage bringen konnten.

Er atmete einige Male tief durch, und er strich sich mit den Fingerspitzen über die schwarzen Wangen, während er in den Spiegel über den Steuerelementen blickte, um sich davon zu überzeugen, dass er unverletzt geblieben war. Zugleich schloss er seinen Schutzschirmprojektor an das Bordsystem an, um sich mit neuer Energie zu versorgen.

Wer jagt mich?, fragte er sich. Gehören die Canyon-Segler zu dem elenden Dieb, der versucht hat, mir meine Rüstung zu stehlen, um sie seiner privaten Kuriositätensammlung einzuverleiben?

RHM-3 erinnerte sich nur an sehr wenig. Doch er wusste genau, dass er noch niemals einen Kampf verloren hatte.

Aus dem Heck des Gleiters kam ein qualvolles Seufzen. Gleich darauf verlor die Maschine an Höhe. RHM-3 tippte hastig einige Kontrollsymbole ein, und der Bordcomputer informierte ihn darüber, dass das Antriebsaggregat nur noch mit einem geringen Prozentsatz seiner Kapazität arbeitete.

Sieht so aus, als wäre dies der erste Kampf, den ich verliere, erkannte er, ohne sich sonderlich zu erregen, da er nicht wirklich an diese Möglichkeit glaubte.

Die Triebwerksleistung reichte gerade aus, den Gleiter am Rand einer gewaltigen Schlucht zu landen. An den dichtbewaldeten Wänden des Canyons strichen einige Segler im Aufwind entlang.

Der Sammler schloss das Visier, und er fühlte, wie ein kalter Schauder seinen Körper durchlief. In der Stadt hatte er Fluchtmöglichkeiten gehabt. Wenn der Schwarm der Canyon-Segler ihn hier erneut überfallen sollte, hatte er kaum noch Überlebenschancen. Die Vögel würden versuchen, ihn mit ihren Krallen zu packen, in die Höhe zu schleppen, um ihn dann in die Schlucht stürzen zu lassen.

Er landete und stieg aus. Im gleichen Moment erkannte er, was den Gleiter lahmgelegt hatte. Im Heck der Maschine befand sich ein großes Loch. Durch dieses waren mehrere Vögel bis zum Triebwerk vorgedrungen. Sie hatten das Aggregat teilweise zerstört und waren dabei verbrannt.

Die Falle erkannte er unmittelbar darauf.

Er war zwischen mehreren Felsen gelandet, die ihn wie zwei Zangen umgaben. Noch bevor er Einzelheiten gesehen hatte, wusste er, was in den nächsten Sekunden ablaufen würde.

So war es immer gewesen. Es war sein besonderes Talent, derartige Dinge zu erfassen und geistig umzusetzen, ohne dies bewusst tun zu müssen.

Knirschend bewegten sich die Felsen. An ihren Kanten und Scharten hatten sich zahllose Schatten gebildet. Diese schienen ihn anzustarren wie die Augen eines Wesens, das in unendlicher Einsamkeit erstarrt ist. War es die Einsamkeit, die ihn erdrücken wollte?

RHM-3 stürmte auf eine Lücke zu, die noch zwischen den Felsen bestand. Zwei andere Fluchtwege, die sich ihm darüber hinaus noch anboten, ignorierte er, weil er erkannt hatte, dass sie lediglich Fallen waren.

Einige Brocken platzten aus dem Fels und polterten herab. Sie rollten ihm in den Weg und glitten auf ihn zu, als ob sie magnetisch wären und auf das Metall seiner Rüstung reagierten. RHM-3 ließ sich davon nicht beeindrucken. Er sprang über sie hinweg, fühlte, wie sie sich an ihn hefteten – und schüttelte sie mühelos ab.

Aus einer Felsspalte schoss eine kantige Gestalt hervor. Sie sah aus, als ob sie von Staub und Schutt überzogen wäre. Laut brüllend streckte sie ihm die Arme entgegen.

Der Sammler riss die Fäuste hoch und schlug erbarmungslos zu. Das Wesen blieb stehen, und er meinte, eine unverrückbare Wand aus Beton angegriffen zu haben. Seine Faust und sein Arm schmerzten, doch er gab nicht auf. Er ließ einen zweiten Hieb folgen.

Das Wesen schrie schmerzgepeinigt auf, brach in die Knie, und einige kleinere Steine bröckelten von ihm ab. Dann kippte es langsam nach vorn und fiel aufs Gesicht. Es blieb liegen, war jedoch noch nicht tot. Es hob sich nicht von seiner Umgebung ab und sah ebenso aus wie die anderen herumliegenden Steine.

Wer bin ich?, fragte sich der Sammler. Warum weiß ich so wenig über mich selbst? Warum kann ich aus kleinsten Spuren erkennen, wie die Zusammenhänge sind, während ich über mich selbst so gut wie nichts herausfinde, obwohl einige Details aus meiner Erinnerung doch genügen müssten, mir mehr zu verraten? Und wer ist mein Feind? Wer jagt und bekämpft mich? Und warum? Was ist mein Geheimnis?

Schon beim nächsten Schritt entdeckte er neue Beweise dafür, dass es jemanden gab, der jeden seiner Schritte verfolgte und ihn in eine Falle locken wollte. Einige Klebstoffreste, die zufälligerweise drei Steine aneinanderhefteten, einige geknickte Blumen und eine Mulde im Boden waren Spuren, die für ihn ungemein aussagekräftig waren, und die Erkenntnisse in seinem Gehirn reifen ließen, bevor er noch darüber nachgedacht hatte.

Er blickte zur Steinfalle zurück, und er lächelte hinter seinem schützenden Visier. Jetzt erschien es ihm geradezu unglaublich, dass irgend jemand eine derart offensichtliche Falle aufgebaut hatte, und er fragte sich, wie es überhaupt möglich gewesen war, dass er hineingetappt war.

Es ist eine Ablenkung!, durchfuhr es ihn.

Jetzt hatte er keine andere Wahl mehr. Er musste tödliche Waffen einsetzen.

Seine rechte Hand glitt unter die Rüstung. Er wirbelte herum, und er wusste, dass er den ungleichen Kampf nicht mehr gewinnen konnte. Er schaffte es gerade noch, den Energiestrahler auf eines der drei bizarren Wesen zu richten, die wie aus dem Nichts heraus vor ihm erschienen waren. Er feuerte die Waffe ab und verfolgte, wie einer seiner Gegner sich in ein Gewirr von Metall- und Kunststoffteilen verwandelte. Dann traf ihn ein harter Schlag und warf ihn etwa fünf Meter weit zurück. Er stolperte und stürzte zu Boden. Mühsam nach Atem ringend, blieb er liegen.

Zwei Roboter beugten sich über ihn. Ihre Linsen blitzten kalt im Widerschein der Sonne.

»Ein gefährlicher Kämpfer«, sagte der eine mit ausdrucksloser Stimme.

»Beachtlich«, fügte der andere hinzu. »Er war nur durch eine Kombination von Maßnahmen zu besiegen. Es ist wahr, er vermag aus kleinsten Spuren Zusammenhänge zu konstruieren, die für andere nicht zu enträtseln sind.«