Atlan 71: Die Blutjäger - H.G. Francis - E-Book

Atlan 71: Die Blutjäger E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Sie suchen das Leben - und bringen den Tod Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Mitte September des Jahres 2841. Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen - es ist aber auch eine Zeit voller Gefahren und unerwarteter Entwicklungen. Eine solche unerwartete Entwicklung für das Solare Imperium setzte auf der Paradieswelt Poloa Hoa ein, die eigens für die Aufnahme von Angehörigen der Solaren Flotte, die ihr Pensionsalter erreicht haben, eingerichtet wurde. Aber obwohl ihre Lebensumstände nach galaktischem Standard die denkbar besten sind, haben 5000 Pensionäre, von einem Demagogen angestachelt, ihr Domizil verlassen. Und indem diese alten Männer und Frauen die HYPERION-DELTA, ein Superschlachtschiff der Solaren Flotte, in ihre Gewalt brachten, wurden sie zu Verbrechern und Mördern. Jetzt führt Koet Peranat, der Anstifter der Rebellion der Alten, seine Gefolgsleute zu einem Ziel, das die Lebensverlängerung verspricht. Sie überfallen einen Planeten und werden DIE BLUTJÄGER ...

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Nr. 71

Die Blutjäger

Sie suchen das Leben – und bringen den Tod

von H. G. Francis

Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Mitte September des Jahres 2841. Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit voller Gefahren und unerwarteter Entwicklungen.

Eine solche unerwartete Entwicklung für das Solare Imperium setzte auf der Paradieswelt Poloa Hoa ein, die eigens für die Aufnahme von Angehörigen der Solaren Flotte, die ihr Pensionsalter erreicht haben, eingerichtet wurde. Aber obwohl ihre Lebensumstände nach galaktischem Standard die denkbar besten sind, haben 5000 Pensionäre, von einem Demagogen angestachelt, ihr Domizil verlassen. Und indem diese alten Männer und Frauen die HYPERION-DELTA, ein Superschlachtschiff der Solaren Flotte, in ihre Gewalt brachten, wurden sie zu Verbrechern und Mördern.

Die Hauptpersonen des Romans

Koet Peranat – Kommandant der HYPERION-DELTA.

Krish Palony und Firell Kytubashe – Zwei USO-Agenten unter Blutjägern.

Menchol Kanikruz, Fremon Toohl und Ceriman Haydky – Offiziere der HYPERION-DELTA.

Ashechly – Ein Mann funkt um Hilfe.

Atlan

»Nicht sehne ich den Tod herbei, nicht wünsche ich das Leben mir, ich warte, bis die Stunde kommt, gedankenklar und vollbewusst. Nicht sehne ich den Tod herbei, nicht wünsche ich das Leben mir. Geduldig wart' ich die Zeit, gleich wie der Söldner seinen Lohn.«

Sariputta – Stellung zu Leben und Tod

1.

Oberst a.D. Koet Peranat drehte sich so schnell um, dass die anderen Offiziere, die in der Zentrale der HYPERION-DELTA ihren Dienst versahen, zusammenfuhren. Ihre Blicke richteten sich auf den ehemaligen USO-Spezialisten, dessen Gesicht zu einer Maske erstarrt war.

Plötzlich herrschte eisiges Schweigen. Eben noch hatten sie über eine Bemerkung Peranats gelacht. Jetzt verstummten alle. Auch die geflüsterte Diskussion zweier Funkspezialisten brach schlagartig ab – obwohl sich niemand erklären konnte, was den Kommandanten zu seiner ungewöhnlichen Reaktion veranlasst hatte.

Die Hand des Obersten lag fest auf dem Kolben seines Kombistrahlers. Einige Sekunden verstrichen, dann löste sie sich von der Waffe. Die Arme kreuzten sich vor der Brust und verschlangen sich ineinander. Peranat begann, leicht auf den Zehenspitzen zu wippen.

Jetzt glich dieser einhundertsiebenunddreißigjährige Terraner einer einsatzbereiten Kampfmaschine, die ohne weiteres in der Lage zu sein schien, alles hinwegzufegen, was sich ihr in den Weg stellte.

Außer ihm wusste jetzt noch niemand, was geschehen war. Dennoch fiel kein Wort. Die anderen Kosmonauten warteten. Sie ließen Peranat nicht aus den Augen.

Er schien sich seiner Sache ganz sicher zu sein.

Obwohl er nicht sonderlich groß war, beherrschte er die Hauptleitzentrale allein durch seine Erscheinung. Der dünne Stoff seiner grauen Uniform spannte sich stramm über der weit vorgewölbten Brust, deren verhaltene Bewegung etwas von der innerlichen Spannung ahnen ließ, die den Führer und Organisator des Altenschiffes beherrschte.

In dem gebräunten Gesicht bewegte sich kein Muskel. Die graublauen Augen blickten auf das Haupteingangsschott. Sie schienen unter den dunklen, buschigen Augenbrauen zu versinken, als fürchteten sie, durch ihren Ausdruck etwas von den Gedanken Peranats zu verraten.

In der Hauptleitzentrale des Großkampfschiffes der neuentwickelten DELTA-Klasse hielten sich achtzehn Männer auf. Es waren alte Männer, Pensionäre, die längst aus dem aktiven Dienst in der Flotte des Solaren Imperiums ausgeschieden waren. Das weiße Haar und die tiefen Falten in ihren Gesichtern gaben Hinweise darauf, wie weit die Jugend schon hinter ihnen zurücklag. Keiner von ihnen war unter 120 Jahre alt, denn sie alle waren von der Flotte verabschiedet worden, als sie diese Altersgrenze überschritten hatten. Dennoch war jeder von ihnen körperlich und geistig noch genauso leistungsfähig wie viele jüngere Raumfahrer. Uniform und Auftreten, Sprache und Haltung ließen erkennen, dass sie die in jahrzehntelanger Praxis geübte Disziplin nicht verlernt hatten.

Oberst a.D. Koet Peranat hatte sich mit Könnern umgeben, als er seinen großen Schlag in die Tat umgesetzt hatte. Diese Männer waren auch jetzt noch in der Lage, Dutzende von jüngeren zu überspielen und auszuschalten.

Und doch war etwas an diesen Greisen, das sie ganz erheblich von vielen Altersgenossen unterschied. Das Gesicht eines alten Mannes zeichnet sich durch Ruhe und Abgeklärtheit aus, die gerade dann besonders klar erkennbar ist, wenn er seine geistige Frische behalten hat. Diese Terraner sahen auf eine kaum beschreibbare Weise anders aus. In ihren Gesten lag eine fiebrige Spannung, die erkennbar machte, wie es in diesen Raumfahrern tatsächlich aussah.

Peranats eigentümliches Verhalten hatte die Aufmerksamkeit aller auf ihn gelenkt. Niemand begriff, weshalb er sich so eigenartig benahm, aber niemand fragte. Sie alle erhielten eine unerwartete Antwort auf ihre Fragen, als die Haupteingangsschotte der Zentrale lautlos aufgingen.

Drei weißhaarige Männer standen in der Öffnung. Ihre Hände lagen mit unverkennbarer Drohung auf den Kolben ihrer Energiestrahlwaffen, und ihre Mienen ließen klar erkennen, dass sie bereit waren, diese Waffen sofort einzusetzen, wenn sie es für notwendig halten sollten.

Peranat blickte in eiskalte Augen, in denen ein entschiedenes »Entweder-Oder« stand.

Die drei Männer waren Menchol Kanikruz, Major a.D. und Erster Offizier der HYPERION-DELTA, Kosmonaut und Hochenergieingenieur, Fremon Toohl, ebenfalls Major a.D. und Zweiter Offizier des Schiffes, Kosmonaut und Mathematiker, Ceriman Haydky, Major a.D. und Dritter Offizier des Großkampfschiffes, Kosmonaut und Positroniker, ein Mann, dessen zuckende und blasse linke Gesichtshälfte besonders auffiel. Sie bestand aus synthetischem Material, das zum überdeutlichen Gradmesser seiner inneren Erregung geworden war.

Koet Peranat löste den linken Arm betont langsam von der Brust und blickte mit einem spöttischen Lächeln auf sein Chronometer.

Als er aufsah, wurde sein mächtiger Körper von einem lautlosen Lachen erschüttert.

»Ich stelle fest, meine Herren, dass Sie zu einer etwas ungewöhnlichen Zeit erscheinen. Wenn ich mich nicht irre, beginnt Ihr Dienst erst in drei Stunden. Darf ich um Aufklärung bitten?«

Weder die drei Offiziere, noch die Männer, die dicht gedrängt hinter ihnen standen, reagierten auf diese Worte, die mit der tatsächlichen Situation nicht das geringste zu tun hatten. Sie stellten lediglich einen Versuch dar, die drei Führungsoffiziere der HYPERION-DELTA zu irritieren. Peranat merkte sofort, dass seine Bemerkung ihre Wirkung verfehlte. Dennoch vertiefte sich sein Lächeln und wurde zugleich abweisender und kälter. Der Kommandant hatte längst begriffen. Die Situation überraschte ihn nicht. Sein Leben stand auf dem Spiel. Ein einziges falsches Wort, eine unbedachte Bewegung oder eine missverständliche Geste konnten den tödlichen Schuss auf ihn auslösen.

Er blieb ruhig.

Ihn hatte schon immer ausgezeichnet, dass er weit voraus zu denken pflegte. Wie ein genialer Schachspieler überlegte er jeden Schritt und wog dabei alle voraussichtlichen und möglichen Reaktionen nicht nur seiner Gegner, sondern auch seiner indirekt beteiligten Freunde und Helfer ab. Deshalb galt er nicht nur als psychologisch hochqualifizierter Kommandant, sondern auch als überlegener Stratege, der zu einem der meistbeachteten Offiziere der Solaren Flotte geworden war.

Auch nach seiner Pensionierung hatte er nichts verlernt. Er war körperlich und geistig so leistungsfähig wie eh und je.

»Treten Sie ein, meine Herren, ich denke, wir können miteinander reden – auch wenn Ihr Benehmen bis hart an die Grenze dessen geht, was auf diesem Schiff noch gestattet werden kann.«

Mit seinen Worten kam er den Absichten der Offiziere entgegen und nahm ihnen damit ein gewichtiges Spannungsmoment. Auf dem Gesicht Menchol Kanikruz zeichnete sich Verärgerung ab.

Seine bisherigen Vertrauten gingen langsam auf ihn zu. Die dreißig Männer folgten ihnen. Auch ihnen war deutlich anzusehen, dass sie zu allem entschlossen waren. Von ihnen hatte Peranat keine Gnade zu erwarten. Ihnen ging es darum, das unausweichliche Ende noch einige Jahre oder besser noch Jahrzehnte hinauszuschieben.

Sie wollten nicht sterben. Noch nicht.

Alles stand auf des Messers Schneide.

Ein Mann mit der Berufserfahrung Peranats wusste, dass er von diesen Gegnern keine Fehler in diesem gefährlichen Spiel um Kopf und Kragen voraussetzen durfte. Vor ihrer Pensionierung hatten sie zur Leistungsspitze des Solaren Imperiums gehört. Eine winzige Unaufmerksamkeit konnte den Tod bedeuten. Er stand keinen ausrangierten Greisen gegenüber, sondern Spezialisten, die zwar pensioniert, aber noch nicht aktionsunfähig waren.

Die Meuterer verteilten sich in der Zentrale. Jeder Schritt ließ erkennen, wie genau sie sich alles überlegt hatten, und wie aussichtslos die Lage war, wenn es zum Kampf kommen sollte.

Peranat wippte auf den Fußballen und strich sich mit der linken Hand das stark gewellte Haar, das bis zum Nacken herabfiel, von den Ohren weg.

Er saß in der Falle.

Hier kam er nicht mehr heraus – es sei denn, dass er genau das tat, was die Alten von ihm erwarteten, oder dass er sofort mit einem großangelegten Psychospiel begann, mit dem er sich kleine, aber entscheidende Vorteile verschaffen konnte.

*

Als tiefrot glühender Feuerball erhob sich Aadlon-DeCrot aus dem Dunst, der über dem Dschungel lag. Die Sonne sah viel größer aus, als sie tatsächlich war, und ihr Rand schien zerfasert zu sein.

Mit schwerem Flügelschlag zog ein Schwarm von Flugsauriern vor der hellen Scheibe vorbei. Sie verdeckten für kurze Zeit die verblassenden Sterne, deren Licht mehr und mehr von Aadlon-DeCrot überstrahlt wurde.

Ashechly zog die Rute über den Kopf und ließ den Spinner weit über den träge fließenden Strom fliegen. Er klatschte unter einem weißblättrigen Busch auf die Wasseroberfläche und schreckte eine kleine Panzerechse auf, die schwarze Blüten von dem Stamm eines farnähnlichen Baumes ableckte.

Ashechly ließ den blitzenden Köder auf den Schwarm der Urlachse zutreiben, der hinter einigen Steinen stand. Sein Atem beschleunigte sich. Kein Wurf zuvor war ihm so gut gelungen. Er konnte verfolgen, wie das Metallstück auf den größten der Fische, ein rotgeflecktes, männliches Exemplar, zuflirrte. Plötzlich rauschte das Wasser auf. Der Riese schoss aus der Ruhelage heraus nach vorn und packte den scheinbar hilflosen Fisch. Im nächsten Moment spürte Ashechly den Schlag in der Rute, die ihm aus der Hand gerissen worden wäre, wenn er nicht darauf gefasst gewesen wäre. Die Bremse kreischte auf. Der Kampf begann.

Das Gesicht des jungen Mannes glühte. Seine dunklen Augen blickten gespannt auf das Wasser. Sie verfolgten das Tier, das sich in rasender Flucht zu retten suchte.

Da zuckte ein gleißendheller Energiestrahl an seiner Schulter vorbei, schlug in den Strom und ließ schlagartig eine Nebelwand entstehen. Ashechly konnte die Rute nicht mehr halten. Sie flog in den Fluss, während er sich gedankenschnell von seiner Überraschung erholte.

Der Jäger war selbst zum Wild geworden.

Er warf sich mit einem Satz hinter einige Felsen, die am Ufer aufragten, rollte sich jedoch sofort weiter und kroch durch eine Senke zu einem Baum. Mehrere Schüsse fielen. Sie verrieten deutlich, dass der Schütze nicht mehr wusste, wo sein Gegner war.

Ashechly wartete atemlos ab. Seine Hände glitten suchend über seine Hüften, aber er hatte keine Waffe bei sich, mit der er sich hätte wehren können. Einige Minuten verstrichen. Ruhe kehrte ein.

Die Dampfwolke über dem Strom verzog sich. Der junge Mann konnte seine Angelrute auf dem Grund des Flusses liegen sehen. Der Urlachs hatte sich von ihr befreit und die Schnur zerrissen. Zahlreiche Tiere, die sich am anderen Ufer aufgehalten hatten, waren geflüchtet.

Langsam stieg die Sonne höher. Sie war nicht mehr ganz so rot wie zuvor und färbte sich leicht gelblich. Auch wurden ihre Konturen klarer. Der Dunst über dem Urwald zog jedoch nicht ab.

Ashechly versuchte, seinen Gegner zu finden. Hinter einigen Büschen stand der kleine Fluggleiter, mit dem er gekommen war. Zwei Angelruten lehnten neben der Seitentür. Auf dem Sitz lag ein Lähmstrahler.

Hinter einem Baum trat ein uniformierter Mann hervor. Er hielt seinen Blaster schussbereit in der Hand, als er langsam auf den Gleiter zuging.

»DeCrot – kommen Sie hervor«, rief er, wobei er seine Waffe sicherte und an den Magnetverschluss seines Gürtels heftete. Zugleich griff er nach dem Lähmstrahler und nahm die Energiepatrone daraus hervor. Er schleuderte sie ins Wasser.

Ashechly zögerte.

Der Uniformierte war ein Überwachungsbeamter der Zentralgalaktischen-Union. Er trug nussbraunes Haar, das im Nacken mit drei Spangen zusammengehalten wurde. Sein kurzgeschorener, sichelförmiger Oberlippenbart verlieh seinem Lächeln etwas Zynisches.

»Na – kommen Sie schon, DeCrot, wenn Sie noch leben. Sonst werde ich diesen Gleiter hier flugunfähig machen und Sie allein hier zurücklassen. Sie sind immerhin mehr als tausend Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt.«

Ashechly DeCrot kam aus seiner sicheren Deckung hervor. Er ging langsam auf den Beamten zu, der ihn mit einem undurchsichtigen Lächeln erwartete.

»Nun – Sie haben mich. Worauf warten Sie? Knallen Sie mich ab.«

Der Beamte lachte. Er schüttelte den Kopf.

»Wenn ich die Absicht gehabt hätte, Sie zu töten, junger Mann, dann hätte ich das vor einer halben Stunde bereits tun können.«

»Sie haben absichtlich vorbeigeschossen?«

»Erraten.«

»Warum?«

»Weil ich Sie nicht töten wollte.«

»Was wollen Sie dann von mir?«

»Können Sie sich das nicht denken?«

Ashechly DeCrot schüttelte den Kopf, obwohl er ahnte, worum es ging. Er war äußerst beunruhigt, weil er bis jetzt davon überzeugt gewesen war, dass die Überwachungsbeamten der ZGU ihm nicht auf die Spur gekommen sein konnten. Sie durften eigentlich noch nicht einmal etwas ahnen.

Wie war es möglich, dass die ZGU trotz aller Vorsicht erneut zugriff? Gab es einen Verräter unter seinen Freunden – oder jenen, die er für seine Freunde hielt? Bisher hatte er fest daran geglaubt, dass er allen vertrauen durfte, dass alle das gleiche Ziel verfolgten.

»Tut mir leid«, erklärte DeCrot. »Ich bin zum Angeln hierher gekommen, nicht aber, um Rätsel zu lösen. Klären Sie mich bitte über Ihr reichlich merkwürdiges Verhalten auf.«

»Nur nicht so frech, mein Freund«, entgegnete der Uniformierte. »Sie sollen wissen, dass wir Sie im Auge behalten. Uns ist etwas zu Ohren gekommen. Es tut sich was im Untergrund, und wir wissen, dass Sie der Initiator der Organisation sind, die glaubt, die politische Entscheidungsgewalt an sich reißen zu müssen.«

Ashechly DeCrot lachte seinem Gegenüber ins Gesicht.

»Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte er. »Sie und Ihre Freunde haben mich zum Krüppel gemacht. Sie haben mir jeden Knochen im Leibe zerschlagen. Was von mir übrig ist, kann man kaum noch als menschlich bezeichnen. Halbroboter würde eher charakterisieren, was ich nach Ihrer freundlichen Behandlung noch bin. Glauben Sie nicht, dass es mir reicht? Ich habe längst eingesehen, dass man mit Ihnen nicht über politische Dinge reden kann – weder in aller Offenheit, noch im Untergrund.«

»Hoffentlich haben Sie das tatsächlich.«

Ashechlys Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse grenzenlosen Hasses.

»Verschwinden Sie endlich«, schrie er. »Lassen Sie mich in Ruhe. Glauben Sie, dass ich mich tausend Kilometer von der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt habe, um hier eine Revolution zu entfesseln? So töricht können selbst Sie nicht sein.«

»Mäßigen Sie sich im Ton, DeCrot. Wie leicht könnte es einen Unfall geben!«

Der ZGU-Beamte richtete seinen Energiestrahler auf den Angler. Das Abstrahlfeld leuchtete bedrohlich auf. Ashechly blickte seinem Gegner kühl in die Augen. Er schien frei von Furcht zu sein.

»Man würde Sie vielleicht nie finden, DeCrot.«

»Sind Sie da so sicher?«

»Leider nicht«, entgegnete der Uniformierte.

Er gab Ashechly mit einer befehlenden Geste zu verstehen, dass er ans Wasser gehen sollte. Der junge Mann gehorchte. Am Ufer drehte er sich um und blickte zu seinem Gleiter zurück.

Der ZGU-Beamte war verschwunden.

Ashechly wartete atemlos. Er wäre nicht überrascht gewesen, wenn erneut auf ihn geschossen worden wäre. Wenige Minuten später sah er jedoch einen Gleiter aus dem Dschungel aufsteigen. Das Flugzeug entfernte sich schnell.

Ashechly holte sich eine der beiden Ruten von seinem Gleiter und machte sie für den nächsten Wurf fertig.

Äußerlich sah er sehr ruhig aus.

*

»Das hat man nun von seiner Pensionierung«, sagte Krish Palony. »Da wartet man endlos lange, bis man seine Rente bekommt, und wenn es dann endlich soweit ist, bieten sie einem einen Extrabonbon, weil sie glauben, man kommt mit seinen paar Talern nicht aus.«

»Du hättest ja nein sagen können, Papilein«, entgegnete Firell Kytubashe.

Palony schoss aus seinem Sessel empor und versuchte, den Ertruser an den Kragenaufschlägen zu packen. Das gelang ihm nicht, da Firell Kytubashe sich ebenfalls erhob und sich damit den zugreifenden Händen wirksam entzog. 68 Zentimeter Größenunterschied machten eben doch eine ganze Menge aus.

Palony hieb Kytubashe die Faust auf die Brust und ließ sich ärgerlich wieder in den Sessel sinken.

»Du könntest wenigstens bei diesem verfluchten Vati bleiben, Bohnenstange«, forderte er. »Das geht mir schon reichlich auf die Nerven. Alles was darüber hinausgeht, könnte mich zu Reaktionen veranlassen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind.«