Atlan 732: Mission Zyrph - H.G. Francis - E-Book

Atlan 732: Mission Zyrph E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide eine plötzliche Ortsversetzung erlebt. Atlans neue Umgebung ist die Galaxis Manam-Turu. Das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit der Fortbewegung im All bietet, ist die STERNSCHNUPPE. Und der neue Begleiter des Arkoniden ist Chipol, der junge Daila. In den sieben Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die beiden schon manche Gefahr bestanden - immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums verheerend wirkten. In dieser Zeit hat Atlan neben schmerzlichen Niederlagen auch Erfolge für sich verbuchen können. So sind zum Beispiel die Weichen für eine Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gestellt worden - was sich auf den Freiheitskampf der Daila gegen das Neue Konzil positiv auswirken dürfte. Doch Atlan ist längst nicht zufrieden mit dem bisher Erreichten. Das gilt auch für Mrothyr, den Freiheitskämpfer von Zyrph, der den Arkoniden gegenwärtig begleitet. Mrothyr findet, dass er für sein von den Ligriden unterjochtes Volk zu wenig getan hat. Und daher nehmen die beiden Männer nun einen neuen Anlauf mit der MISSION ZYRPH ...

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Nr. 732

Mission Zyrph

Das Maskenspiel auf der Plantagenwelt

von H. G. Francis

Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide eine plötzliche Ortsversetzung erlebt. Atlans neue Umgebung ist die Galaxis Manam-Turu. Das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit der Fortbewegung im All bietet, ist die STERNSCHNUPPE. Und der neue Begleiter des Arkoniden ist Chipol, der junge Daila. In den sieben Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die beiden schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums verheerend wirkten.

In dieser Zeit hat Atlan neben schmerzlichen Niederlagen auch Erfolge für sich verbuchen können. So sind zum Beispiel die Weichen für eine Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gestellt worden – was sich auf den Freiheitskampf der Daila gegen das Neue Konzil positiv auswirken dürfte.

Doch Atlan ist längst nicht zufrieden mit dem bisher Erreichten. Das gilt auch für Mrothyr, den Freiheitskämpfer von Zyrph, der den Arkoniden gegenwärtig begleitet. Mrothyr findet, dass er für sein von den Ligriden unterjochtes Volk zu wenig getan hat.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan und Mrothyr – Der Arkonide und der Rebell von Zyrph machen Maske.

Goswin Prinz – Ein seltsamer Vorarbeiter auf Zomatt, der Plantagenwelt.

Nroukhoup – Er versucht, Atlan umzubringen.

Dickgeld

1.

»Daran kommen wir nicht vorbei«, sagte Bjo Breiskoll. Er hatte ein breites Gesicht mit tiefliegenden, schwarzen Augen, buschigen Augenbrauen und Hautfalten. Braunes Haar, das bis auf die Schultern fiel, umrahmte das alt wirkende Gesicht.

Der Mann, der einen locker sitzenden Anzug aus einem tiefblauen, leicht schimmernden Material trug, saß auf einem Hügel. Er deutete zu einem Schilfgürtel hinüber, der sich vor dem Eingang einer Schlucht erhob.

Ronald Tekener stützte sich auf einen Ast, den er aufgehoben hatte. Nachdenklich strich er sich mit den Fingern über die weit vorspringende Nase, die geradezu unförmig wirkte und nicht recht zu dem von Wind und Wetter gebräunten und zerfurchten Gesicht passen wollte. Er wandte sich seinem Begleiter zu und entblößte das furchterregende Gebiss. Er hatte scharfe Reißzähne, die den größten Raubtieren des Planeten Zomatt zur Ehre gereicht hätten.

»Wir müssen das alte Wissen anwenden«, erklärte er und rückte seine grün und blau gestreifte Fellmütze zurecht. Von ihr fiel im Nacken ein breiter, orangefarbener Schwanz bis zu den Hüften herab.

»Das alte Wissen?«, fragte Bjo Breiskoll. »Damit kann ich nichts anfangen.«

Erschaudernd dachte er an ihre letzte Begegnung mit diesem Schilf. Diese hatten sie nur wenige Minuten nach dem Verlassen ihres Raumschiffs gehabt, das nun weit von ihnen entfernt zwischen den Felsen versteckt lag. Einer ihrer Freunde war an Bord geblieben. Höchst unzufrieden darüber, dass er sie nicht begleiten konnte. Er nutzte die technischen Einrichtungen des Raumers, um Informationen über diesen Planeten und seine Bevölkerung einzuholen.

Breiskoll blickte auf seine Hände. Tiefe Einschnitte zeichneten sich darauf ab. Das Schilf hatte ihm mit seinen scharfen Kanten diese Wunden beigebracht, als sie hindurchgegangen waren. Es hatte sich urplötzlich bewegt, als werde es von einem denkenden Gehirn gelenkt, und sie waren ihm nur mit knapper Not entkommen. Dabei hatten sie ihre Waffen eingesetzt – und verloren. Die Pflanzen hatten sie ihnen abgenommen.

»Das alte Wissen«, wiederholte der Mann. »Du sprichst von dem, was eure Vorfahren euch überliefert haben, Mrothyr?«

»Tekener«, verbesserte der Zyrpher. »Mein Name ist jetzt Ronald Tekener. Und dein Name ist nicht Atlan, sondern Bjo Breiskoll.«

»Schon gut«, nickte der Arkonide. »Ich war unachtsam, aber ich weiß, wie gefährlich so was für uns sein kann. Du brauchst mich nicht darauf aufmerksam zu machen.«

Atlans Ton war ein wenig schärfer geworden, als er eigentlich beabsichtigt hatte.

»Hast du deinen Ärger noch immer nicht überwunden?«, fragte »Ronald Tekener«.

Atlans Aktion auf der Guray-Welt Phurthul war kein besonderer Erfolg gewesen. Zwar hatte der Arkonide mehr über den geheimnisvollen Guray und über dessen Gesandte erfahren, aber das war auch alles gewesen. Ihm war es jedoch nicht gelungen, sein Ziel zu verwirklichen und neue Verbündete zu gewinnen. Damit konnte er nicht zufrieden sein.

Das war auch Mrothyr nicht gewesen. Der Zyrpher war es auch jetzt noch nicht. Er war wieder gesund und unterstützte den Arkoniden, wo immer er konnte. Doch sein Problem lag auf dem Planeten Zyrph, den er unfreiwillig verlassen hatte, und auf dem nun – wie er sehr wohl wusste – ein Machtkampf zwischen den Zyrphern und den Ligriden ausgetragen wurde. Er zweifelte nicht daran, dass dieser Kampf zugunsten der Ligriden enden würde, da die Zyrpher sich im wesentlichen auf wirtschaftliche Vorteile konzentrierten und ständig auf der Jagd nach finanziellem Profit waren, anstatt an das Wohl des Volkes zu denken. Und er hatte auch nicht vergessen, dass ihm die Zyrpher eine klare Abfuhr erteilt hatten. Dennoch zog es ihn zu seiner Heimat zurück.

»Ärger?« Der Arkonide schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Vergiss es.«

Er war keineswegs begeistert gewesen, als Mrothyr ihm eröffnet hatte, dass er zurück nach Zyrph wollte. Er rechnete mit neuen Initiativen des Erleuchteten in Form des Pre-Los oder anderer, noch unbekannter Helfer, doch in dieser Hinsicht herrschte eine fast unerklärliche Ruhe, so dass die beiden Männer bereits hofften, ihre Spur verwischt zu haben.

Zunächst hatte Atlan dem Freiheitskämpfer den Wunsch, nach Zyrph zurückzukehren, abgeschlagen, da er sich nicht das geringste von einem Besuch auf diesem Planeten versprochen hatte. Auch die STERNSCHNUPPE hatte von einer Mission auf Zyrph abgeraten, da das Risiko für sie dort viel zu hoch war, und da sie sich entschieden hatten, sich in erster Linie um den Erleuchteten zu kümmern. Doch irgendwann hatte der Arkonide dem Drängen des Zyrphers nachgegeben. Die STERNSCHNUPPE hatte auf weiteren Widerstand verzichtet und ihnen geraten, sich zu maskieren, um so eine Entdeckung weniger wahrscheinlich zu machen. Sie hatte ihm und Mrothyr dafür zugleich das geeignete Material zur Verfügung gestellt.

Danach hatten die beiden Männer einen Plan für ihre Rückkehr nach Zyrph entwickelt.

Mrothyr kannte Zomatt, eine kleine Handels- und Plantagenwelt, die nur 6,8 Lichtjahre von Zyrph entfernt war. Ihm war bekannt, dass von dort regelmäßig Handelsraumer nach Zyrph flogen, und dass auf Zomatt ständig Arbeitskräfte gesucht wurden. Aus diesem Grund waren sie mit der STERNSCHNUPPE hierher geflogen. Sie hofften, sich unauffällig einschleusen und Informationen sammeln zu können, um dann bei günstiger Gelegenheit mit einem Handelsschiff nach Zyrph zu fliegen. Sie waren auf Zomatt gelandet – weit über tausend Kilometer von einer Ansiedlung entfernt –, hatten Maske gemacht und waren mit einer einfachen Antigravplattform aufgebrochen.

Von Anfang an hatte ihr Weg unter einem ungünstigen Stern gestanden. Die Antigravtechnik hatte nach etwa sechshundert Kilometern zum ersten Mal versagt. Es war ihnen gelungen, das Aggregat zu reparieren und noch einmal annähernd dreihundert Kilometer weit zu fliegen, doch dann war das Fluggerät endgültig ausgefallen. Sie hatten es in der Wildnis zurücklassen müssen und waren zu Fuß weitermarschiert. Bald darauf waren sie in das Schilf geraten und hatten dort ihre Schusswaffen verloren. Jetzt besaßen sie lediglich zwei Messer und waren noch etwa hundert Kilometer von der nächsten Plantage entfernt. Mit konventionellen Mitteln konnten sie sich nicht in der Wildnis behaupten.

»Was meinst du mit altem Wissen?«, fragte »Bjo Breiskoll«.

In den Augen des Freiheitskämpfers leuchtete es auf. Mrothyr streckte den Kopf vor, als gelte es, gegen den Arkoniden zu kämpfen.

»Du weißt nichts von meinem Volk«, erwiderte er. »Du ahnst noch nicht einmal etwas von den Geheimnissen, die tief unter den Oberflächen dessen verborgen sind, was Fremde zu sehen bekommen. Zyrph ist voller Rätsel, mein Freund.«

»Ebenso wie du«, bemerkte Atlan. »Bei dir bin ich stets auf eine Überraschung gefasst.«

Er zog das kleine Hyperfunkgerät aus der Tasche, mit dem sie notfalls die STERNSCHNUPPE rufen konnten.

»Vielleicht sollten wir uns näher an die Plantage heranbringen lassen«, überlegte er. Doch dann schüttelte er den Kopf und steckte das Gerät wieder ein. Sie konnten nicht auf das Raumschiff zurückgreifen. Das Risiko, entdeckt zu werden, war zu groß. Ihr Plan baute darauf auf, dass sie als abgerissene Blumensucher auf der Plantage erschienen, mittellos und gescheitert. Sie hätten schwerlich erklären können, weshalb sie auf der Plantage Arbeit suchten, wenn sie ein gut funktionierendes Raumschiff in der Hinterhand hatten.

»Ich wäre froh, wenn wir wenigstens eine dieser Blumen gesehen hätten«, seufzte der Arkonide. »Ich weiß ja noch nicht einmal, wie diese Dinger aussehen.«

»Es ist besser so«, erwiderte Mrothyr. »Das ist wiederum eines der Geheimnisse meines Volkes. Wir können tagelang vor einer Zomattlilie sitzen und sie ansehen. Wir geraten dabei in den Zustand der Trance und haben das Gefühl der totalen Befreiung von Körper und Seele.«

Er lächelte.

»Ich weiß nicht, was du dazu sagen würdest, wenn ich mich auf den Boden setzen, die Blumen anstarren und mich danach einige Tage lange nicht mehr rühren würde.«

In seinen Augen lag eine eigenartige Drohung, als wolle er den Arkoniden davor warnen, weiter auf dieses Thema einzugehen, das für Zyrpher offenbar eine besondere Bedeutung hatte.

»Wer bist du?«, fragte Atlan. »Ich weiß eigentlich überhaupt nichts von dir. Aus was für einer Familie stammst du? Was hat dich zum Freiheitskämpfer gemacht? Und was ist das für eine Kraft in dir, die eine so eigenartige Wirkung auf deine Landsleute hat?«

Mrothyr blickte sinnend auf das Schilf.

»Ja«, bemerkte er. »Ich muss versuchen, das alte Wissen anzuwenden. Das neue Wissen hilft mir in diesem Fall überhaupt nichts. Wir haben es versucht und sind kläglich gescheitert.«

Der Arkonide erhob sich. Er lächelte kaum merklich. Es überraschte ihn nicht, dass Mrothyr sich weigerte, ihm etwas mehr über sich selbst zu verraten. Das hatte er bisher stets getan.

»Also gut«, sagte er. »Ich bin gespannt darauf, was das alte Wissen gegen das Schilfgras erreicht. Ich hoffe, du hast nicht übersehen, dass wir uns nicht in Zyrph, sondern auf Zomatt befinden.«

»Das alte Wissen erreicht die Sterne«, erwiderte Mrothyr stolz. Er warf den Kopf in den Nacken und blickte zu der gelben Sonne Zomatts hinauf, die den Zenit nahezu erreicht hatte.

»Dann frage ich mich, warum du bisher darauf verzichtet hast, wenn es uns hätte helfen können.«

Der Freiheitskämpfer blickte Atlan mit einem Anflug von Wildheit an, die ihn erschreckte.

Mrothyr schritt den Hügel hinab und näherte sich dem Schilfgürtel. Dieser bemerkte ihn, als er noch mehr als zwanzig Meter von ihm entfernt war. Raschelnd richteten sich die Halme auf, und die scharfen Kanten der Gräser begannen, metallisch im Sonnenlicht zu glänzen. Unwillkürlich dachte der Arkonide an Degenkämpfer, die abwehrend die Klingen hoben.

So schafft ihr es nicht, bemerkte der Extrasinn. Sogar Energiestrahlen haben versagt. Darüber hinaus hast du Recht. Die zyrpherischen Geheimnisse mögen ihre Macht auf Zyrph haben, aber nicht auf Zomatt. Dieser Planet hat ganz andere Voraussetzungen.

Wenige Schritte vor dem Schilfgürtel blieb der Zyrpher stehen. Er ließ sich auf die Knie fallen und streckte den metallisch glänzenden Gräsern die Handflächen entgegen. Er schloss die Augen, und dann ließ er den Kopf langsam in den Nacken sinken. In dieser Stellung verharrte er fast eine Stunde. Atlan stand hinter ihm und wartete. Er hütete sich, ihn zu stören. Er durfte nicht davon ausgehen, dass bei Mrothyr irgend etwas in dem gleichen Tempo ablief wie bei einem psi-begabten Mutanten. Mrothyr war kein Mutant. Er verfügte – soweit der Arkonide wusste – nicht über parapsychische Kräfte. Doch er hatte bei ihm einige Dinge beobachtet, die er sich nicht erklären konnte und wissenschaftlich nicht einzuordnen wusste.

Als er bereits glaubte, dass Mrothyr seine Bemühungen abbrechen würde, verfärbte sich das Schilf plötzlich. Bis dahin hatte es eine bläuliche Grundfarbe gehabt, nun sah es plötzlich grün aus, und das Grün breitete sich aus, wurde heller, leuchtender und füllte schließlich den gesamten Schilfgürtel aus. Zugleich erstarrten die Halme. Obwohl ein leichter Wind wehte, konnte Atlan nicht die geringste Bewegung erkennen.

Mrothyr erhob sich und schritt langsam auf das Schilf zu. Als er es erreichte, streckte er den rechten Arm aus und teilte es. Die Halme zersplitterten, als ob sie aus Glas bestünden. Der Zyrpher ging in den Schilfgürtel hinein und schuf eine Gasse, durch die Atlan ihm folgen konnte. Unter den Füßen der beiden Männer zerplatzten die Halme, und die Bruchstücke knirschten unter den Sohlen ihrer Stiefel wie Glas. Atlan schlug die Halme mit dem Stock zur Seite und kam dieses Mal unverletzt an den gefährlichen Pflanzen vorbei.

Wenig später lag der Schilfgürtel hinter ihnen. Mrothyr fiel erneut auf die Knie, ließ sich nach vorn kippen und stützte sich mit beiden Händen auf. Jetzt atmete er laut und keuchend, als liege eine ungeheure körperliche Anstrengung hinter ihm.

Atlan legte ihm die Hand auf die Schulter. Er erwartete, dass der Logiksektor sich noch einmal melden würde, doch das Extrahirn schwieg. Es sah sich nicht veranlasst, seinen Irrtum einzugestehen.

»Bist du in Ordnung?«, fragte er.

Mrothyr blickte ihn an, und der Arkonide erschauerte. Der Freund hatte die blau eingefärbten Kontaktlinsen verloren. Jetzt leuchteten seine Augen wieder gelb, und ein verzehrendes Feuer brannte ihn ihnen.

»Du hast es geschafft«, sagte Atlan und blickte zum Schilfgürtel hinüber. Er erwartete, die Gasse zu sehen, die sie beide beim Durchschreiten gebrochen hatten, doch der Pflanzengürtel hatte sich wieder geschlossen. Sie hatten nicht die geringste Spur hinterlassen.

Hatte er sich getäuscht? War er einer Halluzination zum Opfer gefallen? Oder hatte sich der Schilfgürtel innerhalb weniger Sekunden wieder regeneriert?

Mrothyr lachte leise.

»Es gibt nur die Einheit«, erklärte er. »Niemand ist für sich allein. Jeder ist eingebettet im Kreis des Lebens. Niemand kann diesen Kreis verlassen.«

Mit diesen rätselhaften Worten erhob er sich und ging in die Schlucht hinein. Atlan folgte ihm nachdenklich. Er hätte Mrothyr gern einige Fragen gestellt, aber er wusste, dass er keine Antwort erhalten würde.

*

Zwei Tage später lag die Plantage vor ihnen.

Sie nahm ein weites Tal ein. Die Kulturen waren in breiten Streifen angelegt. Das ganze Tal war ausgefüllt mit rot blühenden Büschen. Ein betäubender Geruch wehte den beiden Männern entgegen. Er erinnerte Atlan an Zyrph.

»Weißt du, was hier angepflanzt wird?«, fragte der Arkonide. »Es muss sehr wertvoll sein, wenn man es mit Raumschiffen über so weite Strecken transportiert.«

»Almachartasri«, antwortete Mrothyr. »Es ist ein Gewürz, das in großen Mengen von Zyrph eingeführt wird. Ich habe immer geglaubt, dass dieses Gewürz, das niemand von uns verwendet, bei uns veredelt und dann wieder exportiert wird. Aber das ist offenbar nicht der Fall. Ich bin jetzt sicher, dass es entweder von den Ligriden oder von den Hyptons verwendet wird. Sie geben es ihren Speisen bei. Sie scheinen völlig verrückt danach zu sein. Allerdings kostet es sie kaum etwas, denn wir Zyrpher bezahlen die Zeche – wie bei fast allem, was mit den Ligriden zu tun hat.«

Damit erinnerte er daran, dass der Planet Zyrph in geradezu unglaublicher Weise ausgebeutet wurde.

Mrothyr rückte seine Mütze zurecht.

»Hoffentlich kommst du nicht auf den Gedanken, hier irgend etwas zu zerstören oder den Betrieb der Plantage durcheinanderzubringen. Das wäre nicht im Sinn meines Volkes, und es wäre uns darüber hinaus wohl kaum dienlich. Unser Ziel ist, nach Zyrph zu kommen.«

»Sieh an«, spöttelte der Arkonide. »Das hätte ich fast vergessen.«

»Du hast Recht«, erwiderte der Freiheitskämpfer. »Ich sollte nicht soviel reden.«

Seine Hand fuhr zum Gürtel. Blitzschnell zog er das Messer heraus, warf sich nach vorn und schleuderte die Waffe an dem Arkoniden vorbei. Es zischte laut, als die Klinge in den Boden fuhr.

Atlan wirbelte erschrocken herum. Er sah einen Riesenskorpion, der kaum anderthalb Meter von ihm entfernt aus einer Erdhöhle hervorgekommen war. Das Tier war etwa vierzig Zentimeter lang. Der Schwanz mit dem Giftstachel peitschte wütend durch die Luft, doch der Skorpion konnte nicht angreifen. Die Klinge des Messers war zwischen netzartige Auswüchse an einem seiner acht Beine gefahren und nagelte ihn an den Boden.

Atlan zog sein Messer, um das Tier zu töten, doch Mrothyr fiel ihm rasch in den Arm.

»Bist du verrückt?«, rief er. »Glaubst du vielleicht, ich habe so genau gezielt, damit du dann so einen Unsinn machst?«

Er ging um den Skorpion herum, packte den peitschenden Schwanz von hinten, so dass er sich nicht am Giftstachel verletzen konnte, und streckte die Hand dann nach Atlan aus.

»Dein Messer«, forderte er.