Atlan 743: Das grüne Feuer - H.G. Francis - E-Book

Atlan 743: Das grüne Feuer E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide unvermittelt in die Galaxis Manam-Turu gelangt. Das Fahrzeug, das Atlan die Möglichkeit der Fortbewegung im All bietet, ist die STERNSCHNUPPE. Und die neuen Begleiter des Arkoniden sind Chipol, der junge Daila, und Mrothyr, der Rebell von Zyrph. In den elf Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die ungleichen Partner schon manche Gefahr bestanden - immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums verheerend wirkten. In dieser Zeit hat Atlan neben schmerzlichen Niederlagen auch Erfolge für sich verbuchen können. So ist zum Beispiel die Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gewährleistet - was sich auf den Kampf der Daila gegen ihre Unterdrücker positiv auswirken dürfte. Es bei dem bisher Erreichten zu belassen, wäre grundfalsch. Atlan weiß das - und seine Gefährten ebenfalls. Und so folgen sie verbissen selbst der kleinsten Spur des Erleuchteten und der seines mysteriösen Werkzeugs EVOLO. Zinkoyon ist eine solche Spur. Es ist eine Raumstation der Hyptons und Ligriden. Die STERNSCHNUPPE fliegt die Station an. Atlan und Mrothyr machen Maske, bevor sie Zinkoyon betreten - und sie erleben dort DAS GRÜNE FEUER ...

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Nr. 743

Das grüne Feuer

Unter Hyptons und Ligriden

von H. G. Francis

Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide unvermittelt in die Galaxis Manam-Turu gelangt. Das Fahrzeug, das Atlan die Möglichkeit der Fortbewegung im All bietet, ist die STERNSCHNUPPE. Und die neuen Begleiter des Arkoniden sind Chipol, der junge Daila, und Mrothyr, der Rebell von Zyrph. In den elf Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die ungleichen Partner schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums verheerend wirkten.

In dieser Zeit hat Atlan neben schmerzlichen Niederlagen auch Erfolge für sich verbuchen können. So ist zum Beispiel die Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gewährleistet – was sich auf den Kampf der Daila gegen ihre Unterdrücker positiv auswirken dürfte.

Es bei dem bisher Erreichten zu belassen, wäre grundfalsch. Atlan weiß das – und seine Gefährten ebenfalls. Und so folgen sie verbissen selbst der kleinsten Spur des Erleuchteten und der seines mysteriösen Werkzeugs EVOLO.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan, Chipol und Mrothyr – Der Arkonide und seine Gefährten unter Hyptons und Ligriden.

Braodyr – Ein unheimliches Wesen.

Lokhortgor – Ein ligridischer Offizier.

G'dhay

1.

»Wir haben die von den Hyptons angegebenen Koordinaten erreicht«, stellte Atlan fest. »Die Informationen waren offenbar richtig. Vor uns liegt eine Raumstation.«

Mrothyr, Chipol und er blickten auf die Monitorbilder, die die STERNSCHNUPPE ihnen lieferte. Im Raum schwebte eine Station, die auf den ersten Blick ein chaotisches Bild bot. Zahllose Objekte unterschiedlichster Größe und Art – vom Raumschiff bis zur Wohnkuppel – schienen systemlos zu einem Ganzen zusammengefügt worden zu sein.

»Die Raumstation nennt sich Zinkoyon«, meldete die Positronik der STERNSCHNUPPE. »Entsprechende Funkinformationen sind eingegangen.«

Dutzende von Raumschiffen hatten an der Station angelegt. Es war jedoch nicht zu erkennen, ob sie dort be- oder entladen wurden, da sich alle Aktivitäten innerhalb der Raumkörper abspielten. In der näheren kosmischen Umgebung befanden sich vier H-Plus-Nebel. Atlan zweifelte daran, dass sie unter diesen Umständen herausfinden konnten, welcher davon als Versteck für EVOLO herhalten sollte.

»Ich schlage vor, wir docken an«, sagte der Arkonide. »Wir kommen nur weiter, wenn wir in die Höhle des Löwen gehen und die Station betreten.«

»Das ist die einzige Möglichkeit«, stimmte Mrothyr zu. Seine bernsteingelben Augen leuchteten in einem eigenartigen Licht.

Atlan blickte ihn erstaunt an.

»Was hast du?«, fragte er.

»Nichts«, entgegnete der Zyrpher ausweichend. »Ich bin lediglich dafür, die Station zu betreten.«

»Das sagst du in einem etwas eigenartigen Ton.«

»Tatsächlich?« Mrothyr legte die Fingerspitzen aneinander, und für einen kurzen Moment schien es, als leuchte ein grünes Licht zwischen seinen Händen. »Das täuscht.«

Der Unsterbliche zögerte. Forschend blickte er den Freund an, doch dieser war offenbar nicht bereit, mehr zu sagen. Ein unbehagliches Gefühl beschlich den Arkoniden. Unwillkürlich blickte er auf die Monitorbilder.

Gab es irgend etwas in der Weltraumstation, das eine bestimmte Saite in Mrothyr hatte anklingen lassen? Gab es womöglich so etwas wie eine gedankliche Verbindung mit einem Wesen, das sich darin verbarg?

Höchst unwahrscheinlich!, befand der Logiksektor.

Wenn es aber doch so ist, warum verschweigt Mrothyr es?, fragte Atlan sich.

»Wir können es uns nicht leisten, Geheimnisse voreinander zu haben«, stellte Chipol fest.

»Das ist vollkommen richtig«, entgegnete der Zyrpher. »Ich bin deiner Meinung.«

Wenn er etwas vor uns verbirgt, muss er einen triftigen Grund dafür haben.

Atlan wusste, dass er Mrothyr nicht entlocken konnte, was dieser nicht preisgeben wollte.

»Wir machen Maske«, erklärte er daher. »Ich werde mich in einen Daila verwandeln, so dass ich als der Vater Chipols auftreten kann. Chipol wird allerdings an Bord bleiben.«

»Muss das sein?«, lehnte sich der junge Daila auf. »Hier ist es langweilig.«

»Einer von uns muss in der STERNSCHNUPPE bleiben, und es ist am besten, wenn du das bist.«

Chipol blickte Atlan unsicher an, aber dann begriff er, dass sich an dieser Entscheidung nichts mehr ändern würde. Enttäuscht ließ er sich in einen Sessel sinken und verschränkte die Arme vor der Brust.

Der Zyrpher rückte seine grün und blau gestreifte Fellmütze zurecht. Von ihr fiel im Nacken ein breiter, orangefarbener Schwanz bis zu seinen Hüften herab. Mrothyr besaß das Charisma einer großen Persönlichkeit. Er hatte leuchtend gelbe Augen, in denen ein Feuer brannte, wie es nur Männer haben, die von ihrer Aufgabe besessen sind. Mrothyr hatte eine dunkle Haut, die in scharfem Kontrast zu den Augen stand, und er hatte ein Gebiss, das selbst Zyrpher beeindruckte.

Es wäre sinnlos gewesen, ihn in einer anderen Maske als die eines Zyrphers auftreten zu lassen. Atlan überlegte, ob er ihm raten sollte, die Mütze abzulegen, doch er wusste, dass der Freund sich weigern würde, dies zu tun. Die Mütze hatte ihn auf allen Stationen seines Lebens begleitet, und sie war zum Erkennungszeichen des Freiheitskämpfers von Zyrph geworden.

Atlan brauchte nicht viel zu tun, um sich in einen Daila zu verwandeln. Das wichtigste war, Kontaktlinsen anzulegen, um die roten Augen blau erscheinen zu lassen.

»Gehen wir«, sagte er, als die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Zusammen mit dem Zyrpher verließ er die STERNSCHNUPPE und betrat Zinkoyon, nachdem von dort die Bestätigung eingelaufen war, dass sie die Raumstation ohne Schutzkleidung und ohne Atemschutzgeräte betreten konnten.

Durch eine leuchtend gelbe Schleuse kamen sie in einen ovalen Raum, in dem ein hochgewachsener Ligride auf sie wartete. Er hielt einen Nadelstrahler in den Händen. Eine schwach glimmende Lampe daran zeigte an, dass die Waffe entsichert war.

»Also«, forderte der Ligride sie auf, »was wollt ihr hier?«

Atlan gab sich erstaunt.

»Das haben wir bereits per Funk durchgegeben«, erwiderte er. »Reicht das nicht?«

Der Ligride hatte die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Jetzt öffnete er zunächst die äußeren, mit feinen Schuppen besetzten Lider, und ließ dann auch die darunter liegende, weißliche Lidhaut nach unten sinken. Er hatte braune Augen, die kalt und ausdruckslos wie die eines Reptils waren.

»Ich will es gern wiederholen.« Der Arkonide gab sich gelangweilt. »Wir waren im Anflug auf Cirgro, als dort eine Panik ausbrach ...«

»Weshalb wolltet ihr nach Cirgro?«, unterbrach ihn der Ligride. Er hatte eine breite, flache Nase. Sie sah aus, als sei sie irgendwann einmal bei einer Schlägerei zertrümmert und danach nicht wieder in die rechte Form gebracht worden. Die Kinnpartie trat weit vor und verlieh ihm ein martialisches Aussehen. Er trug einen weißen Helm, der nicht nur seinen Schädel, sondern auch seinen Nacken und einen Teil seiner Schultern schützte. Aber darauf achteten Atlan und sein Begleiter kaum. Sie wussten, dass Ligriden ihren Kopf stets bedeckt hielten. Der Schädel war ihre schwache Stelle, und sie hatten eine geradezu panische Angst davor, ihn zu entblößen.

»Geschäfte«, erklärte der Arkonide. Er blickte auf, als sei er höchst erstaunt über diese Frage. »Das ist doch klar.«

»Weiter. Was ist mit den Hyptons?«

»Wir haben die beiden sterbenden Hyptons und den Stahlmann aus den Trümmern eines Raumschiffs geborgen. Die Hyptons haben vor ihrem Tod darum gebeten, dass wir sie nach Zinkoyon bringen. Was wir hiermit tun.«

»Und sie haben uns eine Belohnung versprochen«, fügte Mrothyr hinzu. Er stand mit hängenden Schultern neben Atlan. Den Kopf ließ er leicht zur Seite sinken. Er tat, als habe er nicht alle fünf Sinne beisammen, und es war ihm mehr als recht, dass der Ligride auf ihn so gut wie nicht achtete. Sollte der Ligride ruhig glauben, dass er schwachsinnig war, um so besser konnte er später in der Station agieren, falls dies notwendig sein sollte.

»Eine Belohnung? Was fordert ihr?« Atlan trat einen Schritt vor. Er hob beschwörend die Hände.

»Ich muss dir wohl nicht sagen, mit welchen Kosten der Raumflug verbunden ist«, begann er. »Ein Raumschiff kostet heute Unsummen. Allein der Zinsendienst kann einen an den Rand des Ruins bringen.«

»Ich habe nicht vor, mich mit dir über die Finanzierung deines Raumschiffs zu unterhalten«, wies der Ligride ihn zurück.

»Ich habe auch gar nicht vor, dir das alles zu schildern.« Der Arkonide lachte verständnisheischend auf. »Es ist eine lange und komplizierte Geschichte. Allein schon wie ich das nötige Eigenkapital beschafft habe, ist abendfüllend. Mein Schwager hatte nämlich seinen Anteil ...«

»Was fordert ihr?«, donnerte der Ligride.

Atlan zuckte erschrocken zusammen. Beschwichtigend hob er die Hände.

»Nicht doch, nicht doch«, bat er. »Du solltest das nicht so einfach zurückweisen. Raumfahrt ist eben mit hohen Kosten verbunden. Von nichts kommt nichts. Ein Raumschiff ist eine hochkomplizierte Maschine, die nicht nur mit Anschaffungskosten, sondern viel mehr noch mit Unterhaltskosten verbunden ist, die ...«

Der Nadelstrahler richtete sich auf seinen Bauch.

»Die Belohnung«, stammelte Mrothyr. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Sie haben uns eine Belohnung versprochen. Lan, ich habe gleich gesagt, sie halten ihr Versprechen nicht. Habe ich das gesagt oder nicht?«

»Ja, ja, das hast du«, erwiderte Atlan. Er legte dem Zyrpher die Hand an den Arm. »Nun reg dich bloß nicht auf. Wir werden alles bekommen.«

»Dazu müsste ich erst einmal wissen, was ihr haben wollt«, erklärte der Ligride ärgerlich.

Atlan blickte ihn erstaunt an. Ein ungläubiges Lächeln spielte um seine Lippen.

»Habe ich dir das noch nicht gesagt?«

»Nein.«

»Na so was! Tir, das ist verrückt. Jetzt sollten wir es aber sagen, was?«

Der Ligride trat auf ihn zu. Er drückte ihm den Abstrahlkegel der Waffe in den Bauch und packte ihn mit der anderen Hand am Kragenaufschlag.

»Wenn du glaubst, dass du dich über mich lustig machen kannst, dann hast du dich gewaltig geirrt, mein Lieber. Es würde mir überhaupt nichts ausmachen, dich über den Haufen zu schießen. Und deinen dämlichen Freund auch. Danach könnten wir uns die Hyptons aus deinem Raumschiff holen, und wir würden den Raumer auch noch kassieren. Als Abschussprämie sozusagen. Nun – wie gefällt dir das?«

»Überhaupt nicht, wenn ich ehrlich sein soll.«

»Was wollt ihr haben? Raus damit.«

»Ein neues Antriebsaggregat für unsere alte STERNSCHNUPPE. Sie ist etwas schwach auf der Brust. Und ein bisschen Positronik braucht sie auch. Nicht viel. Es müsste nur etwa die Hälfte der Einrichtung der Zentrale ausgewechselt werden. Es könnte natürlich sein, dass man dabei noch das eine oder andere entdeckt, was auch lieber erneuert werden sollte, aber ...«

Der Ligride stieß Atlan von sich.

»Ihr seid alle beide verrückt. Dem da sieht man es an, dir nicht. Aber das ändert nichts an der Tatsache. Ihr seid verrückt. So viel werden wir euch auf keinen Fall für zwei tote Hyptons geben.«

Mrothyr ließ die Kinnlade sinken. Er blickte mit trüben Augen auf den Boden.

»Ich habe es gleich gesagt«, lamentierte er. »Sie zahlen nicht. Sie betrügen uns.«

»Die Hyptons haben behauptet, dass es keine Schwierigkeiten geben wird«, protestierte Atlan. Er richtete sich auf, trat einen Schritt auf den Ligriden zu und hob die geballte Rechte. »Zählt das etwa nicht?«

Der Ligride stieß ihn zurück. Dann öffnete er eine Tür.

»Los. Geht da rein«, befahl er.

Atlan schüttelte den Kopf.

»Nein, wenn wir warten sollen, dann warten wir an Bord der STERNSCHNUPPE.«

Der Ligride zielte auf die Stirn des Arkoniden.

»Tempo«, befahl er. »Und kein Wort mehr.«

Atlan und Mrothyr gehorchten. Sie gingen in einen Raum, in dem mehrere Sessel um einen Tisch herum standen. An den Wänden befanden sich einige Bildschirme, die jedoch kein Bild zeigten. Eine Wand wurde von einem Hologramm eingenommen. Es erweckte den Eindruck, als könnten sie direkt in die farbenprächtige Landschaft eines exotischen Planeten hinaustreten.

Die Tür schloss sich hinter ihnen.

Mrothyr blieb bei seiner Rolle des Schwachsinnigen.

»Sie betrügen uns. Ich habe es gesagt«, murmelte er und ging mit schlenkernden Armen auf das Hologramm zu. »Wir hätten nicht hierher fliegen dürfen.«

Der Raum kippte auf das Hologramm zu. Der Boden sackte weg, und die beiden Männer rutschten in einen dunklen Spalt, bevor sie überhaupt begriffen, was geschah. Vergeblich versuchten sie, irgendwo Halt zu finden. Sie glitten in einen dunklen Schacht, stürzten in die Tiefe, wurden weich abgefangen, als der Schacht abbog, rutschten an einer Wand entlang und rollten schließlich in einen matt erleuchteten Raum, in dem allerlei Kisten und Kästen standen.

»Verdammt, was soll das?«, keuchte Atlan. »Die glauben doch wohl nicht, dass sie uns mit so einem dämlichen Trick hereinlegen können?«

»Ich weiß nicht, was sie glauben«, entgegnete der Zyrpher. Er wich bis an eine Wand zurück. »Ich sehe nur, dass wir Schwierigkeiten haben.«

Er zeigte auf vier, spinnenähnliche Insekten, die unter einem der Transportbehälter hervorkrochen. Sie hatten ein dichtes, rotes Fell, sechs Beine und zwei scharfe Fangscheren.

»Das sind Krabbenbeißer«, sagte er. »Sie stammen von Zyrph. Weiß der Satan, wie sie hierher kommen. Sie sind gefährlich. Sie schießen mit kleinen Pfeilen. Ihr Gift ist absolut tödlich.«

Atlan suchte nach seiner Waffe, fand jedoch nichts, was handlich genug war. Vorsichtig wich er vor den Insekten zurück.

»Vielleicht greifen sie nicht an«, sagte er.

»Sie sind aggressiv«, erklärte Mrothyr. »Sie haben ein ausgeprägtes Revierverhalten. Sie töten alles, was in das von ihnen beanspruchte Revier eindringt.«

Unter zwei anderen Kisten kamen zwei weitere Krabbenbeißer hervor. Mrothyr schob ihnen eine Kiste in den Weg und wich dann hastig zurück. Ein winziger Pfeil schlug dicht neben dem Bein Atlans in die Wand. Im gleichen Moment glitt eine Tür zur Seite.

»Kommt hier herüber«, befahl jemand mit tönender Bassstimme. Eine unsichtbare Kraft drängte die Tiere zurück bis an eine Wand und zerquetschte sie. »Hier unten lagern für mich überaus wertvolle Dinge. Glaubt ihr Dummköpfe, ich will sie wegen euch verlieren? Wagt ja nicht, noch einmal eine der Kisten zu bewegen.«

Sie traten zögernd durch die Tür in einen weiteren Lagerraum. Dieser war erheblich größer und kühler als der andere. Stahlcontainer türmten sich bis zur Decke hoch. Vor ihnen kauerte ein etwa drei Meter hohes Wesen, das auf den ersten Blick aussah wie ein grauer, mit der Spitze nach oben zeigender Tannenzapfen.

Das Wesen blickte sie mit drei Augen an. Eines befand sich dicht unter der Spitze unter einer hochgeklappten Hautfalte, das zweite war etwa einen halben Meter darunter, und das dritte leuchtete aus einer Hautfalte heraus, die sich dicht über dem Boden geöffnet hatte. Die drei Augen befanden sich nicht in einer geraden Linie von oben nach unten, sondern waren seitlich versetzt. Etwa in halber Höhe grinste ein Mund, der nahezu einen halben Meter breit war. Die Doppelreihen gelber Zähne wirkten jedoch keineswegs erheiternd auf Atlan und Mrothyr.

Die Tür schloss sich hinter den beiden Männern.

»Damit euch die kleinen Biester nicht doch noch töten«, erklärte das fremdartige Wesen. Zwei der drei Augen schlossen sich, und zwei andere Augen öffneten sich in Hautfalten, die etwa einen Meter davon entfernt waren. Auch der grinsende Mund verschwand. Dafür zeigten sich zwei andere eine Handbreit darüber.

»Die Ligriden werden durchdrehen, wenn sie sehen, dass ihr weg seid«, verkündete das Wesen. »Sie werden sich nicht erklären können, wie ihr aus dem Raum da oben entkommen seid.«

»Wer bist du?«, fragte der Arkonide.

»Sie werden toben. Vielleicht vernichten sie in ihrer Wut gar euer Raumschiff. Was schade wäre.«

»Was willst du von uns?«, erkundigte sich Mrothyr. »Warum hast du uns aus dem Raum da oben entführt?«

»Könnte sein, dass die Hyptons den Ligriden die Hölle heiß machen, weil sie ihnen nicht sagen können, wo ihr geblieben seid.«

Das Wesen lachte dröhnend.

»Es hat keinen Sinn, dem Ding Fragen zu stellen«, bemerkte der Arkonide. »Entweder hört es uns nicht, oder es will uns nicht hören.«

»Ich bin Braodyr«, stellte das seltsame Wesen sich vor.

»Hallo, Braodyr«, erwiderte Atlan. »Was willst du von uns?«

Die drei Augen verschwanden, und an anderer Stelle entstanden vier andere. Eines war blau, das zweite grün, das dritte gelb und das vierte rot. Sie umgaben einen etwa einen Meter breiten Mund mit zwei Reihen von kreuz und quer durcheinander wachsenden Reißzähnen.

»Ihr seid weder Hyptons noch Ligriden«, entgegnete Braodyr.

»Das ist uns auch schon aufgefallen«, spöttelte Mrothyr.

»Wisst ihr, dass es in Zinkoyon eine große Hypton-Traube gibt, die mit dem Erleuchteten in ständiger Verbindung steht?«

Atlan und der Zyrpher blickten auf. Mit einer derartigen Bemerkung hatten sie nicht gerechnet. Sie waren sich einig, dass sie noch mehr Informationen aus diesem seltsamen Wesen herausholen mussten.

»Eine Hypton-Traube?«, fragte Mrothyr behutsam.

»Genau das habe ich gesagt. Diese Hyptons leiten die Station, die Zinkoyon genannt wird. Nicht die Ligriden. Die haben wenig zu sagen, und das wurmt sie gewaltig.«