Ausgeblasen - Sonja Wölfle - E-Book

Ausgeblasen E-Book

Sonja Wölfle

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Beschreibung

"Jetzt hat der Toni ausgeblasen", redet der Sepp so lapidar daher. Das Blöde ist jetzt bloß, dass der Toni tatsächlich tot im Klohäusl liegt und das ausgerechnet auch noch beim Dimmelwanger Bezirksmusikfest. Aber wer möchte ihn aus dem Weg haben? Polizistin Louisa Städele ermittelt und stößt dabei auf allerlei Allgäuer Sturköpfe und erfährt das ein oder andere pikante Detail von ihren neuen Musikerkollegen. Zu allem Überfluss ist ihr "gescheiter" Kollege aus München auch nicht gerade eine große Hilfe. Dann passiert noch ein weiteres Verbrechen und es ist klar: In Dimmelwang geht ein Mörder um! Hier haben Sie die einmalige Gelegenheit mitten im Geschehen zu sein und die Originalstimmen aus Dimmelwang zu hören, unter anderem Xavers antrainierten Münchner Dialekt, die netten Herren aus Norddeutschland und den dermaßen unsympathischen Klugscheißerkollegen Alex - scannen Sie dazu einfach die QR-Codes, lauschen Sie und seien Sie dabei! Viel Spaß im nicht immer ganz so beschaulichen Dimmelwang!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 463

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

© DVO Druck und Verlag Obermayer GmbH, Buchloe, 2014

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags

1. Auflage, Februar 2014

Coverfoto: Photo Ruth, Buchloe

Herstellung, Satz und Druck: DVO Druck und Verlag Obermayer GmbH

ISBN 978-3-943037-30-2

Inhaltsverzeichnis

Über den QR-CodeÜber michQR CodeDimmelwang, Sonntag, 8. Juni, kurz vor dem GesamtchorQR CodeDimmelwang, Montag, 9. Juni, Tag des SternmarschesDimmelwang, Dienstag, 10. JuniQR CodeQR CodeDimmelwang, Mittwoch, 11. JuniQR CodeQR CodeDimmelwang, Donnerstag, 12. JuniQR CodeDimmelwang, Freitag, 13. JuniQR CodeDimmelwang, Samstag, 14. JuniQR CodeDimmelwang, Sonntag, 15. JuniQR CodeDimmelwang, Montag, 16. Juni, Jasmins erster KindergartentagQR CodeQR CodeQR CodeQR CodeDimmelwang, Dienstag, 17. JuniDimmelwang, Mittwoch, 18. JuniQR CodeQR CodeQR CodeQR CodeDimmelwang, Donnerstag, 19. Juni, FronleichnamQR CodeQR CodeDimmelwang, Freitag, 20. JuniDimmelwang, Samstag, 21. JuniQR CodeQR CodeDimmelwang, Sonntag, 22. JuniDimmelwang, Montag, 23. Juni, Tag von Tonis BeerdigungAusguckerzeichnis aller Charaktere in und um DimmelwangDanksagungen

Über den QR-Code

Jetzt fragen sich wohl die ein oder anderen, was es denn mit diesen komischen Kastln da so auf sich hat. Tja, ich möchte Ihnen einen richtigen Einblick in die Dimmelwanger Marktgemeinschaft verschaffen und habe mir überlegt, wie schön es doch wäre, wenn man sich einfach mal anhören könnte, wie die alle da so reden. Ein auditives Erlebnis sozusagen.

Kindle

Wenn Sie jetzt dieses e-Book in Ihrem Kindle lesen, dann haben wir ein kleines auditives Problem. Weil halt der normale Kindle leider gar keine Lautsprecher hat. Und ohne Lautsprecher wird´s schwierig mit auditiv. Deshalb brauchen Sie neben dem Kindle zum Lesen auch ein Smartphone, weil mit dem können Sie dann die QR-Codes ganz bequem mit einem von den unten genannten Scannern abscannen und anhören.

iBooks, Android-Reader oder Desktop-PCs (einfach alles andere)

So, einfacher wird die ganze Angelegenheit, wenn Sie mit Hilfe eines der gerade genannten Geräte das Buch lesen, weil dann brauchen Sie für Ihr auditives Vergnügen nicht noch zusätzlich ein Handy. Weil dann können sie einfach auf die QR-Codes touchen (tatschen) und sich gleich ohne Umstände anhören, wie es in Dimmelwang so zugeht.

Für alle, die ein Handy, aber keinen Scanner haben, hier ein paar Tipps, wie man sich so einen kostenlos runterladen kann:

QR Code Scanner (für iPhones, sprich iOS)

http://goo.gl/tJyY9I

QR Droid (für Android-Handys)

http://goo.gl/Sn93Ga

QR Code Reader (für Windows Phones)

http://goo.gl/DLFztT

Wenn Sie das geschafft haben, steht einem Hörvergnügen eigentlich nichts mehr im Wege! Starten Sie die App und richten Sie die Kamera des Smartphones auf den QR-Code. Sobald der Code erkannt wurde, können Sie auch schon den lieblichen Klängen aus Dimmelwang lauschen. Noch kurz zur Erklärung: Die QR-Codes sind immer am Ende der Seite. Also zuerst lesen, dann hören! Quasi erst visuelles und dann auditives Vergnügen.

Über mich

Ich bin Sonja Wölfle und habe dieses Buch geschrieben, das Sie da gerade in den Händen halten. Ich lebe zusammen mit meinem Mann und unseren drei Kindern – wie könnte es anders sein – im schönen Allgäu. Zwar nicht in Dimmelwang, aber auch gar nicht so weit davon entfernt, jedenfalls kann ich beim Spaziergang mit unserer Hündin das benachbarte Windrad bestens sehen. Ich rede gerne viel, lache genauso gern und kann dieser Leidenschaft bei diversen Treffen mit all meinen Freundinnen ganz oft frönen.

Einmal die Woche leite ich einen Kinderchor, was mir wahnsinnig viel Spaß macht. Ich habe trotz Abi nicht studiert und war auch nicht jahrelang als Journalistin im Ausland unterwegs. Ich will einfach nur, dass euch die Dimmelwanger genauso sehr ans Herz wachsen werden wie mir. Es sind wirklich sehr liebenswerte Leute, auch wenn manche eine verdammt harte Schale haben, es steckt doch immer ein weicher Kern dahinter. So, auf geht´s nach Dimmelwang – viel Vergnügen!

Wenn Sie Lust haben, mir mal persönlich zu schreiben, dann machen Sie das ruhig. Hier ist meine E-Mail-Adresse: [email protected]. Ich freue mich über jede Mail und schreibe auch garantiert zurück.

Dimmelwang, Sonntag, 8. Juni, kurz vor dem Gesamtchor

„Liesl, hier musst lang!“

Mein Tenorhorn fest an mich gedrückt bahne ich mir den Weg durch die vielen Musiker. Ich seufze.

„Ich heiße Louisa, nicht Liesl“, starte ich einen weiteren Versuch Xaver meinen richtigen Namen beizubringen. Es hat keinen Sinn.

„Geh, Liesl, hab dich net so. Louisa hört sich so gschraubt an. Für mich bist halt die Liesl, einverstanden?“

Ich zucke nur noch müde mit den Schultern.

Eigentlich unfassbar: Seit gerade mal drei Monaten wohne ich jetzt erst hier und schon spiele ich in der hiesigen Kapelle beim Bezirksmusikfest mit. Nachher werden wir im Zelt den Leuten noch so richtig einheizen.

Zufällig bin ich hier mitten in die Pampa ins Allgäu versetzt worden. München war nichts für mich. Mich als Landei hat es einfach wieder in die Idylle gezogen, raus aus dem Großstadtmief. Doch dass es mich ausgerechnet hierher verschlagen würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Obwohl, so übel ist es gar nicht, weil ich so bei meiner Schwester unterkommen kann, zumindest für den Anfang, bis ich etwas Eigenes gefunden habe. Die hat sich nämlich aus unerklärlichen Gründen vor vier Jahren hier niedergelassen. Wobei, so unerklärlich ist das gar nicht gewesen. Schließlich hat ihr Macker da gewohnt. Sie ist so schnell schwanger gewesen, das war schon rekordverdächtig. Am Wochenende kennengelernt – bumms – schon ist es passiert. Inzwischen ist das Mädel drei Jahre alt.

Meine Schwester ist jetzt schon wieder ziemlich schwanger. Also sprich, während ich hier beim Gesamtchor stehe, steht sie schon mit gepacktem Koffer da und wartet, dass es losgeht. Was es hoffentlich nicht tut, da ich momentan die Einzige bin, die sie ins Kaufbeurer Krankenhaus fahren könnte. Weil ihren Freund, den hat es zu einer anderen hingezogen. So arg sogar, dass die Neue auch schon schwanger ist. Deshalb ist ja im Haus jetzt auch Platz für mich. Ich finde das toll, sie eher weniger, weil sie ihren Ex halt doch vermisst. Mir war der schon immer unsympathisch. Aber gut, sie ist alt genug. Und jetzt beharrt sie darauf, dass sie in dem Haus wohnen bleibt und nicht zu unseren Eltern nach Landsberg zurückgeht, die ihr ja auch mit den Kindern helfen könnten. Nein, sie will da bleiben.

Ich habe mich endlich bei den Tenorhörnern eingefunden und der Xaver grinst mich dümmlich an. Er ist geschätzte zwanzig Jahre älter als ich, weicht mir aber nicht mehr von der Seite. Wenn das seine Irmgard wüsste. Aber sie weiß es ja nicht. Wir stehen also in einem Meer von Musikern. Gerade finden sich die ganzen Vorsitzenden des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes, auch kurz ASM genannt, auf der Festtribüne ein und die ersten Reden werden geschwungen.

„Meine lieben Musiker“, beginnt da schon Alois Fehner, der Bürgermeister der Marktgemeinde Dimmelwang, „ich bin außerordentlich stolz darauf, Schirmherr dieser großartigen Veranstaltung zu sein. Und damit ihr alle nicht so lange warten müsst, bis wir den Laridah-Marsch anstimmen, werde ich mich auf das Wesentliche beschränken....“.

Ich habe schon längst aufgegeben, jeder Rede irgendeines Großkopferten zu folgen, also lasse ich meine Blicke durch die Menge schweifen. Und wie sich herausstellt, kann ich eine ganze Weile rumschauen, weil trotz Ankündigung einer kurzen Rede die Rede doch sehr lang wird. Ich schaue mich um. Neben uns sind die Posaunen, hinter uns die Tuben und vor uns die Trompeten. Der Toni dreht sich zu mir um, grinst und deutet mit seinem Kopf zur Tribüne.

„Da stehen wir ja morgen noch da. Der bedankt sich gleich noch bei den Klohäuslfrauen, wirst sehen.“

Ich grinse zurück. Der Toni ist echt ein attraktiver Kerl, denke ich so bei mir. Und ein ganz ein Netter noch dazu. Wirklich ein Jammer, dass der schon vergeben ist. Aber so geht es mir immer. Die guten Kerle sind entweder verheiratet oder schwul.

Aber zurück zum Gesamtchor. Ich kann es noch gar nicht glauben, aber der Bürgermeister ist mit seiner Rede tatsächlich fertig und reißt nun der Bezirksdirigentin den Dirigentenstab aus der Hand. Die schaut ihn empört an.

„Es ist mir eine Ehre“, brüllt der Bürgermeister ins Mikrofon, „den Laridah-Marsch dirigieren zu dürfen.“

Sämtliche Großkopferte schauen sich ratlos an, lassen ihn aber gewähren. Zum Glück, kann ich da nur sagen, beherrschen sämtliche Musiker das Notenlesen und haben so viel Taktgefühl, dass sie dem Herrn Bürgermeister zumindest das Gefühl geben, er sei ein hervorragender Dirigent. Nach dem Laridah-Marsch hat Fritz Schorer, der Präsident des ASM das Wort. Er hält sich jetzt echt mal kurz und schon bald spielen wir die ersten Takte des ASM-Marsches. Ah, ein Genuss.

Danach spricht die Bezirksdirigentin Veronika Fleischmann und die macht das so peppig, dass ich mir wünsche, ihre Rede würde länger dauern, aber auch sie hält schon den Zauberstab in der Hand und schwingt ihn zu den Klängen des Schwabenhymnus. Ein Traum. Der Himmel über uns wird von kleinen weißen Schleierwolken durchzogen und ein angenehmes Lüfterl weht uns um die Musikernasen. Zum Abschluss spielen wir natürlich die Bayernhymne und danach geht es auch schon zum Aufstellen auf die große Festwiese. Es wird viel gelacht und gescherzt bei uns. Das muss ich schon sagen, hier in Dimmelwang sind alle freundlich und haben mich gleich herzlich aufgenommen. Mein Blick bleibt wieder am Toni haften.

„Na, Toni, alles klar? Bist fit für nachher?“, frage ich ihn über die Köpfe der Klarinettistinnen hinweg.

Er zeigt mir das Victory-Zeichen und brüllt rüber: „Ja klar, alles bestens, hab extra noch geübt und mit einer Maß Bier im Blut läuft dann schon alles glatt.“

Er schenkt mir ein Lächeln, dass ich meine, den hintersten weißen Zahn noch blitzen zu sehen. Echt ein netter Kerl.

„Liesl“, haut mich da der Xaver an, „kimmst hernach no mit nüber zum Bierausschank? Da kriegen wir a schönes Freibier.“

Ich nicke, grinse und zeige mit dem Daumen nach oben.

Dann beginnt der Umzug. Es ist eigentlich wie jedes Jahr am Bezirksmusikfest. Kleine Kinder stehen am Straßenrand und winken uns zu, ältere Herrschaften singen lautstark mit, ob der Text passt oder nicht oder ob es sogar überhaupt gar keinen Text gibt, juckt die nicht, die wollen einfach bloß ihren Spaß. Und was kann man sich Schöneres vorstellen als bei achtundzwanzig Grad auf einer Straße zu stehen und haufenweise Leute zu bewinken, die sich einen abmusizieren? Stimmt, gar nichts.

Nach dem Umzug zerrt mich der Xaver mit zum Bierausschank und lotst mich etwas rüpelhaft hinter zu seiner Irmgard. Hier ist ja die Hölle los. Jeder will sich noch sein Bier holen, bevor die Kapelle zu spielen anfängt. Irmgard steht schwitzend bei der Spülmaschine und belädt sie gerade mit Maßkrügen.

„Spatzl“, ruft der Xaver so laut, dass sich schon mal die Hälfte aller Hilfskräfte zu ihm umdreht.

Die Irmgard wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn und stöhnt. Ist halt auch nicht mehr die Jüngste, die Irmgard, auch wenn sie es gerne wäre.

„Ja Xaver, was machst´n du do? Spuits ihr ned jetza?“, fragt sie in tiefstem Münchner Dialekt.

Die Irmgard ist nämlich vom Xaver vor über dreißig Jahren ins Allgäu importiert worden, aber ihren Dialekt wird ihr wohl nie jemand abgewöhnen können. Ganz im Gegenteil, soweit ich mitbekommen habe, steckt sie die Leute um sich herum auch schon mit ihrem Münchnerisch an.

„I brauch no zwoa Bier, wenn´s recht wär, des ölt den Ansatz.“

Er dreht sich zu mir um und zwinkert mir zu.

„Der Toni und der Bichler Sepp miast´n a glei kema, die ham doch die Solos zum spuin. Dene gibst a a Maß, die ham´s nötig. Vielleicht sogar nötiger als wie mia.“

Er bricht in schallendes Gelächter aus und auch wenn ich dem Witz nicht so ganz folgen kann, lache ich höflichkeitshalber doch mal mit. Wir bekommen unser Bier und machen uns auf den Weg zur Bühne.

Ich checke das Bierzelt, weil das geht einem halt in Fleisch und Blut über, wenn man Polizistin ist. Egal wo man ist, man guckt halt anders hin als ein Normalo. Mir entgeht nichts, würde ich sogar fast sagen. Aber heute scheint alles ruhig und in geordneten Bahnen zu verlaufen. Ganz hinten stehen schon zwei auf den Tischen und haben eine knallrote Birne auf. Aber solange sie ihre Maßkrüge nicht den Damen unter sich auf den Kopf gehauen haben, kann ich das denen ja nicht verbieten. Oha! Fast wäre es soweit gewesen, aber die eine hat sich just in dem Moment, als der Maßkrug vorbeigeflogen kam, zu ihrer Freundin gebeugt, um in diesem Lärm ein Wort zu verstehen. Also alles in Butter.

Mein Dirndl druckt heute ein bisschen arg. Ich sollte mal zwei Kilo um die Hüften abnehmen. Gerade, dass ich beim Spielen noch genug Luft bekomme. Ich seufze und suche mir dann meinen Platz auf der Bühne. Ringsum sind alle hochmotiviert, ein paar putzen noch mit dem Hemdsärmel ihr Instrument, andere suchen verzweifelt den Stimmton. Ich schaue mich um. Inzwischen sind fast alle da.

Der Dirigent nimmt seinen Platz ein, schaut etwas unsicher auf die Uhr. Ich muss dazu sagen, mir wurde zugetragen, dass unser Dirigent, der Liebig Ferdinand, aus der Stadt ist. Er kommt tatsächlich jeden Mittwoch aus München angereist, um uns zu dirigieren. Und er ist eher Fan der konzertanten Blasmusik, weswegen ihn Unterhaltungsmusik derart verunsichert, dass man schon mal die Schweißflecken leuchten sehen kann.

Jetzt kommt er mir aber ganz arg unsicher vor. Immer wieder schaut er nach rechts zu den Trompeten. Mein Blick wandert seinem hinterher und ich bin zugegebenermaßen auch verwundert. Der Sepp und der Toni fehlen noch. Sepp ist der zweite Trompeter, ich sehe ihn gerade aus Richtung der Klohäusle kommen. Unser Hagenbach Toni, der in den folgenden Stücken drei Soli zu bewerkstelligen hat, ist nirgendwo zu sehen. Aber der Toni ist ein Routinier in solchen Dingen. Ich glaube jetzt nicht, dass der sich auf dem Klo versteckt, weil er Angst hat zu spielen. Eher muss er halt einfach noch mal zum Bieseln oder trinkt bei der Irmgard seine Freimaß.

Da höre ich ein Stühlerücken hinter mir und drehe mich um. Der Schneider Lutz quetscht sich an den Posaunisten vorbei und dappt natürlich dem Berti auf den Fuß.

„Au, ja verreck, kannst net aufpassen, wo du hindappst, du Depp“, blafft ihn der Berti an.

„Ja, ´tschuldigung, is halt so verdammt eng hier hinten.“

Schwer lässt sich der Lutz dann endlich auf seinen Stuhl fallen und greift sich seine Tuba. Er sieht mich, lächelt mir entschuldigend zu und zuckt mit den Schultern. Ich finde, den Lutz muss man einfach gern haben. Er ist immer freundlich, oft etwas verplant und, wie man eben gesehen hat, ziemlich tollpatschig. Aber Tuba spielt der, das ist der Wahnsinn. Bei der ersten Probe dachte ich, da müssen mindestens drei Tubisten hinter mir hocken. Doch da war nur der Lutz. Der kann mal super in die Tuba blasen, habe ich mir damals gedacht. Also vor drei Monaten, als ich das erste Mal mitgespielt habe. Ich lächle ihm zu und drehe mich wieder nach vorne.

Immer noch kein Toni da. Hm. Ich überlege. Hat er etwas gesagt, ob er noch wo hinwollte? Nö. Unser Dirigent Liebig unterhält sich angeregt mit dem Götz Johannes, dem dritten Trompeter im Bunde. Ich kann nichts verstehen, aber ich sehe, wie der Johannes mit den Schultern zuckt und dann auf das Publikum zeigt. Ich weiß, was er meint. Wir sollen anfangen zu spielen. Endlich loslegen, dass Stimmung reinkommt ins Zelt. Das macht der Liebig dann auch. Wir spielen unser erstes Stück. Da kommt kein Solo vom Toni vor.

Es läuft gut, die Massen jubeln uns zu, viele sind einfach nur schon zu besoffen, um nicht zu grölen und zu klatschen. Zweites Stück, der Südtiroler Schützenmarsch. Immer noch kein Toni. Jetzt stehe ich auf und gehe zum Liebig vor.

„Ich find, wir sollten nach dem Toni suchen. Das kann doch nicht sein, dass der nicht kommt. Vorhin war er doch da, der würde uns doch nicht hängen lassen.“

Ich ernte zustimmendes Kopfnicken von allen, die mich verstehen können.

„Ja, das ist untypisch für Anton“, der Liebig Ferdinand nickt. „Also gut, Frau Städele, würden Sie das bitte machen? Nehmen Sie sich noch jemanden mit. Aber bitte niemand Wichtigen. Nehmen Sie ein paar Klarinettistinnen mit.“

Er macht eine abwertende Handbewegung in ihre Richtung.

„Nur gut, dass die das jetzt nicht gehört haben“, zische ich ihm zu. „In einem Orchester ist jeder einzelne wichtig, hat man Ihnen das noch nicht gesagt?“

Indigniert schaut er mich über den Rand seiner Brille an. Was soll´s? Ich schnappe mir also möglichst unauffällig die Susanne und die Marlies, beide Klarinettistinnen und die Lydia, Querflötistin. Ich ziehe sie hinter mir her, die Bühne runter. Kurz erkläre ich ihnen, dass wir den Toni finden müssen, der ist schon längst überfällig und wir wollen doch nicht, dass unsere Proben für die drei Solo-Stücke umsonst waren, oder? Nein, beteuern sie alle drei, das wollen wir nicht.

Wir teilen uns auf. Lydia und Marlies gehen Richtung Bierausschank und Susanne und ich gehen jede in eine andere Richtung ums Zelt herum. Zum Schluss treffen wir uns beim Karussell. Alle schütteln bedauernd die Köpfe. Kein Toni in Sicht.

„War jemand von euch auf dem Klo und hat da nachgeschaut?“

Entsetzte Blicke soweit das Auge reicht.

„Aber nein, wir können doch nicht ins Männerklo!“

„Jetzt habts euch nicht so, seids ihr noch nie...?“ Ich winke ab. „Ich mach das schon. Geht ihr mal zur Bühne zurück, die sind grad mit einem Stück fertig, vielleicht ist er ja inzwischen aufgetaucht. Ich schau mal noch schnell zum Klohäusl.“

Eilig wuseln die drei davon und ich mache mich auf den Weg.

Es ist ziemlich ruhig hier. Ein paar Raucher drucksen sich hier rum, aber sonst scheinen alle im Zelt zu sein. Meine Kollegen spielen das nächste Lied, ich höre, wie ein Glas irgendwo da drinnen kaputt geht, typische Bierzeltatmosphäre eben.

Ich stapfe zum ersten Klowagen. Es gibt vier für die Frauen und drei für die Männer. Am ersten Wagen, dessen Türen sperrangelweit offen stehen, brauche ich nur ein paar Sekunden, um abzuchecken, dass da niemand drin ist. Ich gehe also zum nächsten. Da ist komischerweise die Tür zu. Komisch deshalb, weil normal die Türen immer alle offen sind, manchmal kann man sogar die Kerle beim Pinkeln beobachten. Deshalb wundere ich mich ein bisschen, weshalb diese Tür da zu ist. Verdächtig, schießt es mir durch den Kopf. Mein Herz klopft jetzt doch schneller, als ich vorsichtig die Tür öffne.

Im ersten Moment ist alles ruhig, auch hier ist keiner. Und doch lässt mich ein komisches Gefühl nicht los. Hier stimmt was nicht! Ich gehe zu der einen Tür, hinter der eine ganz normale Kloschüssel und kein Pissoir ist und schaue erst mal, ob mir irgendetwas auffällt.

„Hallo?“, frage ich. „Ist da wer? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

Ich klopfe an. Dann sehe ich, dass da zugesperrt ist. Ich werfe noch einen Blick über meine Schulter – niemand in Sichtweite – dann knie ich mich hin und riskiere einen Blick unter der Tür durch. Und was ich da sehe, das darf einfach nicht wahr sein. Ich sehe ziemlich genau vor mir, nur wenige Zentimeter weg, Füße, seltsam verwinkelt. Schaut so aus, als würde da jemand vor der Schüssel knien.

Ich hämmere jetzt lauter gegen die Tür und rufe: „He, machen Sie auf! Ist Ihnen schlecht? Hallo? HALLO?!“

Keine Reaktion. Ich springe auf und schaue mir das Schloss an. Es ist ein ganz normales Klohäusl-Schloss, ich bräuchte also eine Münze oder einen Schraubenzieher, um es aufzumachen. Doch ich habe weder das eine noch das andere dabei. Aber ich weiß, dass ich schnell handeln muss. Da ist jemand in Gefahr, einem ist schlecht, vielleicht ist er auch bewusstlos, der braucht Hilfe! Ich laufe raus und frage den nächsten Raucher, ob er Kleingeld dabei hat. Der schaut mich an, als wäre ich nicht ganz dicht. Kurz und knapp erkläre ich ihm, wozu ich das Geld brauche. Er zieht seinen Geldbeutel aus der Hosentasche und sucht ein Fünf-Cent-Stück raus. Misstrauisch folgt er mir zum Klohäusl.

Keine Minute später starren wir beide auf den Mann, der da verkrümmt neben der Kloschüssel liegt. Es ist kein anderer als der Toni. Ich atme tief durch. Dann schicke ich den Raucher los, möglichst unauffällig einen von den Sicherheitsleuten zu holen. So schnell kann ich gar nicht schauen, ist der weg.

Ich beuge mich vorsichtig zum Toni runter. Er liegt mit dem Gesicht in seinem Erbrochenen und hat auf der Stirn eine Platzwunde, die ziemlich geblutet hat. Jetzt gerinnt das Blut. Nach dem Pulsfühlen besteht leider kein Zweifel mehr daran, dass er tot ist. Verdammt. Ich beiße mir auf die Lippe. Wie konnte das passieren? Ihm war wohl schlecht, das kann man ja unschwer erkennen. Ist er dann so unglücklich hingefallen, dass er sich eine tödliche Wunde zugezogen hat?

Ich beäuge noch einmal die Wunde auf seiner Stirn. Hm. Meistens sehe ich solche Wunden nur nach Schlägereien und da war bisher noch keiner tot. Bewusstlos, o.k., aber tot? Nein. Ich höre jemanden hinter mir. Es ist einer der Security-Leute. Als er den Toni am Boden liegen sieht, wird er ganz bleich im Gesicht.

„Hören Sie, dieser Mann hier ist tot. Aber keine Panik, ich bin Polizistin“, versuche ich das Bleichgesicht zu beruhigen, als seine Haut noch eine Nuance bleicher wird. „Rufen Sie bitte einfach meine Kollegen, ich brauche Verstärkung. Und bitte sagen Sie ihnen, sie sollen möglichst unauffällig kommen, wir können hier keinen Tumult gebrauchen. Haben Sie mich verstanden? Fragen Sie nach Hauptkommissar Mario Deutler. Der möchte doch bitte herkommen. Können Sie sich das merken? Ach, wissen Sie was? Geben Sie mir einfach Ihr Handy.“

Der Bleiche gehorcht sofort und verlässt dann das Klohäusl, um sich draußen eine Beruhigungszigarette anzuzünden.

Nachdem ich Hauptkommissar Deutler die Fakten durchgegeben und um Diskretion gebeten habe, verspricht er mir, so schnell wie möglich zu kommen. Ich habe ihm gesagt, ich sei mir nicht sicher, ob es sich um einen Unfall handle. Ich habe quasi durchs Handy das Stirnrunzeln hören können und dann einen tiefen Seufzer. Dann hat er aufgelegt.

Bis Deutler eintrifft, mache ich mich daran, das Klohäusl zu sichern. Sprich, ich stelle mich draußen vor die Tür, die ich sicherheitshalber zugemacht habe. Ein paar Typen reden mich blöd an, was mir aber gar nichts ausmacht. Ich verweise sie auf die anderen beiden Klohäusl. Dann, nach nicht einmal zehn Minuten kommt Hauptkommissar Deutler ums Eck, sieht mich und zieht eine Grimasse. Hinter ihm sehe ich Spurensicherer Patrick Wolf mit Gefolge. Ich grüße sie alle und gehe voraus.

„Eieiei, der hat wohl zu viel Bier getrunken“, Deutler beugt sich über Toni und zieht die Nase hoch. Angewidert dreht er sich zu uns um.

„Also wenn ihr mich fragt, ist das doch eindeutig so, dass ihm schlecht geworden, er abgerutscht und unglücklich aufgeschlagen ist. So was gibt´s. Auch wenn´s natürlich an so einem Bezirksmusikfest schon äußerst ärgerlich ist.“

Er zuckt mit den Schultern. Ich schüttle den Kopf.

„Herr Deutler, ich hab den Toni gekannt“, ich zeige auf ihn, „zwar erst seit drei Monaten, aber so schätz ich ihn nicht ein. Er hätte jetzt eigentlich seinen Soloauftritt mit der Kapelle. Ach herrje, ich sollte denen mal Bescheid geben.“

In meinem Kopf rast es. Erst jetzt schlägt es auf mich ein – der Toni ist tot!

„Ich würde vorschlagen, dass wir alles möglichst diskret machen hier. Ich möchte unbedingt Aufsehen vermeiden, oder wie sehen Sie das?“, frage ich den Deutler.

„Ja, da stimme ich Ihnen definitiv zu. Kommt man hier noch irgendwie anders raus als vorne durchs Zelt?“, fragt er mich.

„Ja klar, wenn man die Planen hier hinter den Wägen weg macht, ist dahinter direkt ein Feldweg. Hier könnte man ihn wegbringen.“

„Gut, so machen wir´s. Ich werde mich darum kümmern.“

Patrick Wolf beugt sich jetzt über den Toni. Er schießt ein paar Fotos, stellt Kärtchen mit Zahlen darauf um ihn herum, macht wieder Fotos.

„Chef“, kommt es da von unten. Wir schauen beide auf den Spurensicherer.

Patrick kniet so gut es geht neben Toni und winkt uns zu sich herunter.

„Ich weiß ja nicht, aber ich glaube nicht, dass es ein Unfall war.“

Er deutet mit seinem Kugelschreiber auf Tonis Mund. Und jetzt fällt es mir auch auf. Seine Zunge hängt etwas raus und diese Zunge ist mindestens dreimal so dick wie normal.

Wir schaffen es tatsächlich, Toni ziemlich unauffällig wegzutransportieren, nachdem wir hinter verschlossener Tür sämtliche Spuren gesichert haben. Drinnen spielt immer noch die Dimmelwanger Kapelle und ich muss schlucken. Wie soll ich es ihnen nur beibringen?

Hauptkommissar Deutler übernimmt den Part, den ASM-Größen die Nachricht zu überbringen und gemeinsam mit ihnen zu besprechen, wie man weiter verfahren soll. Wie gesagt, wir müssen schauen, dass keiner der Festzeltbesucher etwas davon mitbekommt. Ich soll mit der Kapelle sprechen. Weil es ja alles nichts hilft, mache ich mich auf den Weg ins Zelt.

Ich bin froh, dass sie ohne uns einfach weitergespielt haben. Die Stimmung ist zugegebenermaßen wirklich super da drin. Mir spukt noch der Anblick vom toten Toni im Kopf herum. Ich versuche dieses Bild abzuschütteln und einen kühlen Kopf zu bewahren. Soeben ist das letzte Stück rum, die Menge tobt, das Bier fließt.

Ich schiebe mich durch meine Musikerkollegen und raune jedem ins Ohr, dass wir uns in zehn Minuten im Vereinsheim treffen. Wir müssen weg hier, das steht mal fest. Ich hole noch schnell mein Tenorhorn und meine Noten und mache mich auf den Weg.

Eine Viertelstunde später sind bis auf drei Leute alle da. Alle reden durcheinander. Die einen beklagen sich, weil sie jetzt lieber ins Bierzelt möchten, andere scheinen zu spüren, dass etwas passiert ist. Mit meinem Ermittlerblick scanne ich meine Musikerkollegen. Hm. Alles scheint unauffällig. Ein paar stehen mit verschränkten Armen rum, das sind die, die ins Zelt wollen.

Xaver lässt einen Brüller los: „Jetzt seids halt endlich amol ruhig! Mir wolln wissn, wos mia hier solln, mia wolln doch feiern! Des Zöit wartet auf uns! Und wo is eigntlich der Toni? Hot sich erfolgreich vor seinen Solos drückt so wia´s ausschaugt. Hamma des ganz umsonst gübt. “

Ich sehe zustimmendes Nicken.

„Leute, hört her“, fange ich an, „es tut mir so leid, dass ausgerechnet ich euch das jetzt beibringen muss.“

Jetzt hab ich die ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Leut, der Toni hat sich nicht gedrückt. Der Toni ist tot.“

Für einen kurzen Moment ist es ganz still. Dann erste Ausrufe des Unglaubens. Entsetzen steht allen ins Gesicht geschrieben.

„Ich muss euch noch was sagen. Es schaut ganz so aus, als wäre der Toni nicht eines natürlichen Todes gestorben.“

„Ja was soll denn das heißen?“

Ganz kurz schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich das jetzt nicht taktisch klug gemacht habe.

„Die Ermittlungen haben gerade erst angefangen, aber alles deutet darauf hin, dass Toni umgebracht worden ist.“

Wildes Stimmengemurmel bis alle durcheinanderreden. Ich versuche, möglichst viele Wortfetzen aufzuschnappen.

„Ich werde euch jetzt befragen. Bitte antwortet mir wahrheitsgetreu und versucht euch an alles genau zu erinnern, was mit dem Toni irgendwie zu tun hat. Ich würde sagen, ich fang mit dem tiefen Blech an. Lutz, kommst du mit? Gleich kommen noch zwei Kollegen von mir, einer wird bei euch warten, den anderen schickt ihr bitte zu mir rüber, ja?“

Lutz schiebt sich zu mir durch und folgt mir ins Nebenzimmer, wo sonst der Flötenunterricht für die Kinder stattfindet.

Über zwei Stunden später sitze ich mit meinem Kollegen Harald Lausser – mit zwei ‚s‘ – im Nebenzimmer und schaue der letzten Klarinettistin, die gerade geht, hinterher.

„Und was haben wir jetzt über Toni erfahren?“, frage ich Harald.

Der zuckt mit den Schultern.

„Dass er allseits beliebt und geschätzt war?“

„Na toll, das hab ich vorher auch schon gewusst.“

Ich stütze den Kopf in die Hände und schaue auf meine Liste.

„Wir sind fertig. Ich würde sagen, wir fahren auf die Wache und schauen, wie es Deutler mit den ASMlern gegangen ist. Einverstanden?“

Harald nickt und rafft seinen Block und seine Stifte zusammen.

Auf der Wache dröhnt uns gleich die Stimme des Bürgermeisters entgegen. Ich zwinkere Harald zu und begebe mich in die Höhle des Löwen. In Deutlers Büro sitzen, also eigentlich stehen, der Herr Bürgermeister Alois Fehner, ASM-Präsident Fritz Schorer und die Bezirksdirigentin Veronika Fleischmann.

Bürgermeister Fehner lässt sich bei meinem Eintreten schwer in einen Stuhl fallen. Deutler kommt auf mich zu, breitet die Arme aus und sagt, nicht ohne mir einen Hilfe suchenden Blick zukommen zu lassen: „Wie schön, die Frau Städele ist da. Dann können Sie ja mal kurz übernehmen.“

Er blinzelt mir zu, dann raunt er mir, die Türklinke schon in der Hand, zu: „Sie haben was gut bei mir.“

Ich setze mein schönstes Lächeln auf und stelle mich zu den drei Oberen.

„Sie haben den Herrn Hagenbach also entdeckt, wenn ich recht informiert bin?“, fragt Fritz Schorer.

Ich nicke und erkläre die Umstände, die mich zu ihm geführt haben.

„Wir haben auf ihn gewartet, er sollte doch die Soli spielen. Wir haben uns Sorgen gemacht. Zurecht, wie wir nun leider wissen.“

Es gibt noch einiges Hin und Her und ich verspreche allen dreien, mein Bestes zur Aufklärung dieses Falles beizutragen, damit Dimmelwangs Ansehen gewahrt wird. Was für eine Tragödie – ein Toter beim Bezirksmusikfest! Und dann auch noch das Opfer eines Verbrechens. Eigentlich unfassbar. Aber doch wahr. Es wird schon dunkel, da verabschieden sich die drei endlich und ich mache drei Kreuzzeichen. Für jeden eines.

Morgen, so beschließen wir, wird nach dem Mörder gesucht. Aber auf Bierzelt hat jetzt auch keiner mehr Lust. Mit den Oberen haben wir das Abkommen, dass keiner der Bierzeltbesucher etwas von dem Vorfall erfahren wird. Gute Miene zum bösen Spiel. Und meine Musikerkollegen habe ich auch geimpft, dass sich da ja keiner verplappert. Wir hatten eh schon einen Mordsdusel, dass uns keiner mit dem toten Toni aus dem Klohäusl hat rauskommen sehen. Der Security-Mann war am Durchgang Schmiere gestanden und hat denen was von Wasserproblemen erzählt, so dass wir eine Viertelstunde Zeit hatten, Toni in den Leichenwagen zu bringen. Jetzt langt´s mir auch. Ich werde mir daheim noch ein Bier gönnen. Ich muss das ja schließlich auch erst mal alles verkraften. Wir Polizisten sind ja auch nur Menschen.

Daheim erwartet mich meine Schwester Eva. Sie hat Jasmin ins Bett gebracht und fällt selber schon fast vor Müdigkeit um. Ich warte ja immer auf den Tag, an dem sie vor lauter Bauchgewicht einfach umkippt. Aber noch hat sie sich im Griff. Wobei, jetzt wankt sie schon bedenklich. Ich hoffe echt, dass das Baby bald schlüpft, das kann man ja gar nicht mehr mit anschauen.

„Mensch, statt mir zu helfen, schaust mich bloß blöd an“, raunzt sie mich an und stemmt die Hände in die Hüfte.

„Wenn du wüsstest, was ich für einen Tag hinter mir hab, würdest mich nicht so anmaulen. Du hättest bestimmt nicht mit mir tauschen wollen.“

„Oh ja, stell dir vor, ich wäre heute auch gern ins Zelt gegangen. Aber stattdessen versuche ich meine geschwollenen Beine hochzulegen und mich gleichzeitig um eine Dreijährige zu kümmern, die nur noch Hummeln im Hintern hat und überhaupt nicht auf mich hört!“

Ihre Stimme nimmt eine bedenklich schrille Lage an.

„Wärst a bissl konsequenter, würde sie auch auf dich hören“, murmle ich leise vor mich hin, doch ich habe Pech – sie hat es verstanden.

„Ach ja?!“, brüllt sie. „Dann hab doch selber erst mal Kinder, dann reden wir weiter!!!“

Immer kommt sie mir mit „hab doch erst mal selber Kinder“ und ich denke mir dann bloß, dass ich wenigstens verhüten kann. Aber gut, es ist halt doch schwer, so ganz ohne Partner ein Kind zu erziehen. Dafür hat sie ja mich. Ich helfe ihr dabei so gut ich kann.

„Mama“, röhrt da das Babyphon.

Eva schlägt sich die Hände vors Gesicht.

„Nein, das darf doch nicht wahr sein! Ich hab sie grad erst ins Bett gebracht.“

„Vielleicht hättest nicht so rumbrüllen sollen“, schlage ich Eva vor und bücke mich gerade noch rechtzeitig, damit mich das Buch, das sie nach mir wirft, nicht trifft.

„Ich schau nach Jasmin“, rufe ich ihr von der Treppe aus noch zu.

Oben sitzt Jasmin in ihrem rosa Bettchen und rubbelt sich die Augen.

„Tante, ich bin noch gar nicht müde.“

Ich nehme Jasmin in die Arme und schaukle sie so lange bis ich ihr regelmäßiges Atmen höre. So mag ich das kleine Nervtöterle am liebsten - wenn es schläft.

Dimmelwang, Montag, 9. Juni, Tag des Sternmarsches

Am Morgen komme ich nichtsahnend ins Büro, da steht so eine Barbie in Uniform neben meinem Schreibtisch. Genauer gesagt sitzt sie mit einer Arschbacke auf selbigem. Ich nähere mich vorsichtig meinem Arbeitsplatz und schaue sie dann fragend an.

Es dauert ein Weilchen bis ihr aufgeht, dass das mein Tisch ist, aber dann stößt sie ein quiekendes Geräusch aus, stellt sich kerzengerade hin, hält sich die rechte Hand an die Stirn, in etwa so wie man bei der US Army grüßt, und zeigt mir ihr Zahnpastalächeln.

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